Reisebericht: Ausführliche Rundreise im Königreich Jordanien

20.10. – 29.10.2021, 10 Tage Amman – Jerash – Ajlun – Moses–Berg Nebo – Madaba – Kerak – Felsenstadt Petra – Jeep–Safari im Wadi Rum – Aqaba am Roten Meer – Totes Meer


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Rotes Meer und Totes Meer - bieten Erholung nach einer spannenden Reise durch ein sympathisches Land mit gastfreundlichen Bewohnern, ausgezeichneter Küche und sagenhafter Geschichte. Lesen Sie hier, was wir erlebt haben:
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Mittwoch, 20.10.2021 Flug nach Amman

Es ist kaum zu glauben, aber am frühen Morgen ist der Flughafen BER menschenleer. Da es am letzten Wochenende ein riesiges Chaos bei der Abfertigung gab und einige Reisende ihre Flüge verpassten, sind wir auf Nummer sicher gegangen und vier Stunden vor Abflug am Flughafen. Der Abfertigungsschalter öffnete bereits um 4.21 Uhr, was die freundliche Flughafen App mitteilte. Also können wir bequem am Selbstbedienungsautomaten unsere Koffer aufgeben, zur ebenfalls nicht vollen Sicherheitskontrolle gehen und der Dinge harren, die da kommen. Pünktlich hebt unser Flieger ab nach Wien. Hier wartet die automatische Passkontrolle (für Reisende ab 18 Jahren) auf uns, die wir problemlos passieren. Am Abfluggate nach Amman wird es dann schon spannender. Hier müssen wir unseren Papierkram vorlegen: elektronische Einreiseanmeldung, PCR-Test und Auslandskrankenversicherung. Dank den fleißigen Kollegen von Eberhardt TRAVEL und dem Engagement aller Mitreisenden liegt alles fein säuberlich vor und wir dürfen an Bord. In den dreieinhalb Stunden Flug wird sogar eine kleine Mahlzeit serviert. Ein paar Nudeln mit Tomatensoße und eine kleine Portion Mousse Chocolate.
Wir erreichen Amman und ein Anruf der örtlichen Agentur teilt uns mit, man sei unterwegs und wir mögen bitte warten und auf keinen Fall die Passkontrolle durchqueren. Gesagt getan und zehn Minuten später kommt unser atemloser Gastgeber, entschuldigt sich mehrfach und begleitet uns bei der Einreiseprozedur. Wir zeigen unsere Pässe vor, anschließend nimmt er diese mit und erledigt die Visaformalitäten. Am Ausgang wartet Mahmoud, unser Reiseleiter, der uns in den nächsten Tagen betreuen wird. Eine knappe Stunde fahren wir zum Hotel Amman International und erhalten unsere Zimmerschlüssel. Kurze Zeit zum Händewaschen und schon werden wir zum ersten schmackhaften Abendessen im gemütlichen Hotelrestaurant erwartet.

Donnerstag, 21.10.2021 Amman und Wüstenschlösser

Bereits um 7.00 Uhr gibt es Frühstück. Gestern mussten wir uns entscheiden, welche halbe Stunde wir zum frühstücken haben wollen (6.30 - 7.00; 7.00 - 7.30; 7.30 - 8.00…).Die ganze Mühe scheint umsonst, denn außer uns ist niemand da. Zum Frühstück haben wir die Wahl zwischen verschiedenen (Weiß) Brotsorten, süßen und herzhaften Belägen und orientalischen Speisen wie Humus, geschmorten Tomaten, Oliven usw.
Eine Stunde später beginnt unsere Stadtrundfahrt durch Amman. Wir durchqueren sowohl die reichen Viertel als auch die eher ärmeren. Mahmoud berichtet uns viel von der Geschichte Jordaniens, die den meisten von uns eher unbekannt ist. Oder kannte jemand von euch die Hedschasbahn?
Ein großer moderner Gebäudekomplex, den man auf gar keinen Fall fotografieren darf, entpuppt sich als die Amerikanische Botschaft. Na, die werden schon wissen warum sie nicht fotografiert werden wollen.
Im reichen Viertel steht ein Palast zum Verkauf. Einst war es die indonesische Botschaft, jetzt steht das Gebäude leer (Baukosten 5 Millionen Dinar).
Eine Brücke, die wir überqueren, verbindet zwei Hügel. Gebaut wurde sie von dänischen Brückenbauern, die als Spezialisten für Brückenbau weltweit bekannt sind. Vor dem Bau der Brücke musste man ins Tal fahren und den nächsten Hügel wieder hinauf. Durch den Bau der Brücke sparen die Autofahrer in Amman etwas Zeit. Diese können sie dann im alltäglichen Stau verbringen. Allerdings muss man auch sagen, dass der Verkehr trotz Stau ziemlich gut läuft. Beim Zuschauen kann einem Angst und Bange werden, aber es funktioniert.
Die Zitadelle von Amman, die wir nun besuchen, befindet sich auf dem 760 Meter hohen Hügel Qala. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick auf die weiße Stadt. Von der einst prächtigen Zitadelle ist nicht mehr viel übrig, aber Mahmoud bringt uns mehrere hundert Jahre Geschichte im Schnelldurchlauf bei und so bleibt es interessant. Das archäologische Museum wartet mit einigen Kostbarkeiten auf. Nicht nur, dass es wertvolle Ausgrabungsstücke aus 10.000 bis 8000 v.C. zu sehen gibt, eine besondere Anziehungskraft üben eindrucksvolle Figuren mit schönen mandelförmigen Augen aus. Es handelt sich um eine der ältesten jemals gefundenen menschlichen Statuen, ausgegraben in Ain Ghazal. Wunderschöne Gesichter, die einen mit mystischem Blick aus der fernen Vergangenheit anschauen, dass es einem ganz warm ums Herz wird.

Noch beeindruckender aber ist fast die Gegenwart, denn ein liegen gelassenes Handy wird uns von einer freundlichen Jordanierin hinterher gebracht.

Die Oase al Azrak ist unser nächstes Ziel.
Zum Mittagessen gibt es UMGEKIPPTES, eine sehr schmackhafte Speise mit Reis und Fleisch. Umgekipptes heißt das Gericht deshalb, weil alle Zutaten zusammen in einem Topf gegart werden und vor dem Essen der Topf umgekippt wird. Darüber hinaus ist ein üppiges Buffet mit Salaten, Humus, Fladenbrot und Süßspeisen angerichtet. Das Ganze gibt es für 10 Dinar plus 1-3 (Bier 5) Dinar für Getränke.
Kurz nach 14 Uhr setzen wir unseren Tagesausflug fort.
Die Wüstenschlösser, die wir nun besuchen, tragen ihren Namen zu Recht - quadratisch praktisch gut stehen sie mitten in der Wüste. Die Legende besagt, dass arabische (Kriegs-)Herrscher genervt vom heißen Stadtleben und auf der Flucht vor Verpflichtungen sich dorthin zurückzogen, um sich zu vergnügen.
Im sogenannten Roten Schlösschen gibt es einen Thronsaal mit Schlafraum mit angeschlossener Sauna, die aus Kalt-, Warm- und Heißluftraum besteht. Das Besondere an den Räumen sind die teilweise gut erhaltenen Wandmalereien, die von Leibeslust erzählen. Nackte und halbnackte Frauen sind abgebildet, was für diese Region doch eher unüblich ist. Vermutlich gehen die Malereien auf griechische Künstler zurück, denn die dargestellten Personen tragen keinesfalls orientalische Züge.
Den letzten Besuch für heute statten wir Qasr el Kharanah ab, welches ebenfalls zu den Wüstenschlösser zählt. Es ist nicht genau geklärt, welchen Zweck die Gebäude einst hatten. Mag es eine Karawanserei gewesen sein oder eine militärische Einrichtung oder ein Schloss, man weiß es nicht. Ich schließe mich der Meinung von Mahmoud und Ersterem an, weil ich auf einer Reise nach Marokko mehrere Karawansereien besucht habe, die ich genau so in Erinnerung habe. Bei diesen Einrichtungen wird noch unterschieden in Pilger- und Handelskarawansereien. Wie auch immer dienten die Räume Reisenden, um sich von Strapazen zu erholen, zu übernachten, die Verpflegung aufzufrischen und Nachrichten auszutauschen. Wir streifen durch die leeren Räume. Mit ein bisschen Fantasie und Erinnerung an diverse Abenteuerfilme kann man sich in das rege Leben, das hier einst herrschte gut hinein versetzen. Mahmoud zeigt uns auch das älteste Grafitty, das hier (ausnahmsweise mal zum Glück) zu finden ist. Deshalb weiß man, dass ein Mann namens Al Malik Ibn Omar am 24.11.710 hier übernachtete. Das bedeutet, dass die Gebäude in dieser Zeit fertiggestellt waren und genutzt wurden. Es ist der einzige Hinweis auf die Entstehungszeit von Qasr el Kharanah.
Am Abend haben sich alle schick gemacht und nach dem vorzüglichen Abendbuffet lädt uns Eberhardt-TRAVEL auf einen Begrüßungscocktail an die Bar ein.
So klingt der zweite Abend in Jordanien gemütlich aus.


Freitag, 22.10.2021 Ajlun und Jerash – Der Norden

Mit dem Blick auf den sonnigen Morgen in Amman wird gefrühstückt bevor wir das Hotel Richtung Ajlun gegen 8.00 Uhr verlassen.
Nach 50 Minuten kommen wir in Jerash an, fahren aber erst einmal weiter nach Ajlun. Schon von weitem erblicken wir die Burg, die auf einem grünen Hügel thront. Der Eindruck, es handle sich um eine Kreuzritterburg, täuscht. Sie wurde von Arabern errichtet.
Im 11. und 12. Jahrhundert eroberten die Kreuzritter das Heilige Land. Um sich vor den Muslimen zu schützen, bauten sie nach europäischen Vorbild viele Burgen und Festungen. Und so machten es die Araber auch. 1184-85 wurde Ajlun als Grenzfestung errichtet. Nicht lange danach erlitten die Kreuzritter eine vernichtende Niederlage, von der sie sich lange nicht erholten. Es gab nicht mehr genügend Ritter und Fußvolk und so mussten viele Burgen und Festungen aufgegeben werden. Ajlun war aus diesem Grund keinem Angriff und keiner Belagerung durch Kreuzritter ausgesetzt, weshalb die Burg in besserem Zustand erhalten geblieben ist.
Ein gut erhaltenes (oder restauriertes) Relief zeugt davon, dass die Burg, als Nachrichtenstation diente. Feuersignale, Lichtzeichen und wie in diesem Fall Brieftauben übermittelten wichtige Botschaften von Ort zu Ort.
Nach der Besichtigung von Ajlun kommen wir nach Jerash. Diese ehemalige reiche römische Provinzstadt gilt nach Petra als wichtigste Sehenswürdigkeit des Landes. Die weitläufige Anlage betreten wir durch den Hadrian Triumphbogen. Dieser wurde eigens erbaut, um Kaiser Hadrian im Jahre 129 n.C gebührend empfangen zu können. Das Gelände dahinter, welches wir besuchen, war damals das Geschäfts- und Präsentationszentrum der Stadt. Davon zeugt auch das große ovale Forum, das von Säulen umrahmt wird. Es ist nicht genau bekannt, welchen Zweck dieser Platz hatte, denn es gibt weltweit nichts vergleichbares. Möglicherweise wurde er ebenfalls für den Empfang von Kaiser Hadrian errichtet. Mehr als eine Stunde durchstreifen wir das Gelände, besuchen das Süd- und das Nordtheater, stehen staunend vor dem prächtigen Nymphaeum, an dessen Fuß heute ganz profan Souvenire verkauft werden. Der Planet brennt und wir sind trotz aller Eindrücke froh, als wir den achthundert Meter langen Cardo Maximus bewältigt haben und unser spätes Mittagessen einnehmen können. Das Buffet bietet ähnliche Köstlichkeiten zum gleichen Preis wie gestern an.
Schon am Nachmittag sind wir zurück im Hotel und können uns geruhsam auf den morgigen Tag, der voraussichtlich anstrengend wird, vorberei


Sonnabend, 23.10.2021 Amman – Fahrt nach Petra

Nach dem Frühstück verlassen wir mit gepackten Koffern unser Hotel. Bevor wir uns auf den langen Weg nach Petra machen, besuchen wir in Amman die Blaue Moschee. Woher der Name kommt, ist unzweifelhaft, die schöne Blaue Kuppel ist nicht zu übersehen.
Die König Abdulla Moschee galt bis vor wenigen Jahren als die größte und modernste und auch schönste Moschee von Amman. Sie wurde von einem deutschen Architekten entworfen und 1989 nach sieben Jahren Bauzeit fertiggestellt. Ihre 31 Meter hohe Kuppel ruht auf acht Stützen. Dreitausend Gläubige können hier gleichzeitig beten, im Außenbereich haben nochmal bis zu 6000 Gläubige Platz. Welche Bedeutung die Moschee für die Bewohner Ammans hat, zeigt sich unter anderem darin, dass die Freitagsgebete in über zweitausend Moscheen im ganzen Land übertragen werden. Bevor wir die Moschee besichtigen dürfen, müssen sich die Frauen in schwarze Umhänge kleiden. Alle Ängste, man könnte sich davor ekeln, weil zu viele bereits die Umhänge getragen hätten, erweisen sich als umsonst, denn die getragenen werden in einem Sack gesammelt und gereinigt. Die Männer müssen sich übrigens nicht verkleiden. Wir betreten den Hauptraum der Moschee, der natürlich riesengroß ist, immerhin, wenn dreitausend Gläubige hier gleichzeitig beten wollen, muss schon Platz sein. Der rote Teppich mit dem einzigartigen Muster ist flauschig weich und ganz sauber. Mahmoud berichtet uns von dem Leben einer Moschee und vom Islam. Anschließend dürfen die Frauen auch den Frauengebetsraum besichtigen, die Männer dürfen dort nicht hinein.
Unser nächstes Ziel ist der Berg Nebo. Für Christen, Juden und Muslime ist der Berg heilig. Hier soll Moses einen Blick auf das Gelobte Land geworfen haben, bevor er verstarb. Sein Grab wurde nie gefunden.
Wir besuchen das kleine Museum mit den schönen Mosaikfußböden. Hier wird auch über die Geschichte der Erforschung des Berges von 1933 berichtet.
Wir fahren weiter und erreichen gegen Mittag Madaba. Hier besuchen wir als erstes ein Zentrum, in dem Mosaike hergestellt werden. In mühevoller Kleinarbeit werden die Steinchen auf vorgezeichnete Bilder geklebt. Dieses Projekt wurde eingerichtet, um benachteiligten Menschen eine Chance auf Arbeit und Einkommen zu bieten. An die Werkstatt schließt sich ein riesiger Verkaufsraum an, in dem die Werke zum Verkuf angeboten werden. Bilder, Tische, Sessel und alles, was man mit Mosaiksteinen verzieren kann sind hier zu finden (die Preise sind allerdings etwas über dem, was wir ausgeben wollen/können).
In Madaba besuchen wir die St. Georgskirche. Hier ist ein weltweit einmaliges und sehr kostbares Bodenmosaik zu bestaunen. Es stammt aus byzantinischer Zeit (6. Jahrhundert), stellt das Heilige Land dar und gilt als eine der ältesten Landkarten der Welt.
Nach soviel Kultur geht es wieder bodenständig zu, wir kehren zum Mittagessen ein. Die Hauptspeise ist Umgekipptes, das kennen wir ja schon, aber es ist so wie bei uns, in jedem Haushalt (Restaurant) schmeckt es anders gut.
Jetzt wird es spektakulär. Auf dem Kings Highway durchqueren wir den Grand Canyon Jordaniens - Wadi Mujib. Wir sind auf einer Serpentinenstraße unterwegs, die sich durch eine gewaltige Schlucht schlängelt. Nach jeder Kurve gibt es einen anderen Blick - immer noch schöner, immer noch gewaltiger. Von Weitem kommt ein Staudamm in Sicht. In dieser trockenen Einöde müssen die Menschen jede sich bietende Möglichkeit nutzen, an Wasser zu kommen. Verwendet wird es zum Teil gleich vor Ort, wir sehen große Tomatenfelder.
Am Nachmittag erreichen wir Kerak, eine der gewaltigsten Mittelalterburgen in der Region. Erbaut wurde sie im 12. Jahrhundert und ihr kamen drei Hauptaufgaben zu. Zum einen musste sie dem Herrscher einen sicheren Wohnsitz bieten, darüber hinaus als Bollwerk vor Angreifern schützen und außerdem eine Möglichkeit bieten, vorüberziehende Karawanen zu beobachten, um sie entweder zu schützen oder um sie zu plündern - je nachdem. Über mehrere Jahrzehnte wurde die Burg immer wieder umgebaut, belagert und umkämpft, bis sie schließlich von den Arabern erobert werden konnte. Noch bis ins frühe 19. Jahrhundert diente die Burg als Rückzugsort für Aufständische gegen wen auch immer. Später wurde sie baufällig, unbewohnbar und verlassen.
Es ist schon dunkel, als wir Petra erreichen und unsere Zimmer, ganz in der Nähe der geheimnisvollen Felsenstadt beziehen.


Sonntag, 24.10.2021 Tag 1 in Petra

Heute und morgen benötigen wir keinen Reisebus, denn wie bereits erwähnt, befindet sich unser Gasthaus direkt am Eingang der größten und meist besuchtesten Attraktion Jordaniens. Bis zum Sik, der Felsenschlucht, die zum Schatzhaus führt, sind es schon mal knapp ein Kilometer Staub- und Geröllstraße. Pferde- und Eselbesitzer bieten ihre Dienste an, doch noch sind wir frisch und frohen Mutes und gehen deshalb zu Fuß. Unterwegs macht uns Mahmout auf sogenannte Dschin-Gräber aufmerksam. Dabei handelt es sich um große quadratische Steinblöcke, die vermutlich als Grab- oder Heiligenstätten dienten. Wobei es sich möglicherweise um Gräber für Geister gehandelt haben könnte, denn die Blöcke sind massiv. Etwas weiter erblicken wir auf der linken Seite das Obeliskengrab. Bald darauf erreichen wir den Sik. Hier kommt es darauf an, alles in der Umgebung für sich selbst auszublenden, obwohl wir diesmal nur eine griechische Gruppe haben, die mit uns den Weg teilt, ist das nicht so einfach. Dennoch, einen Versuch ist es wert. Wie war das 1812 als Johann Ludwig Burckhardt, verkleidet als Scheich Ibrahim Ibn Abdullah, den Geschichten und Gerüchten folgte, die von einer geheimnisvollen Stadt berichteten, die sich versteckt hinter einer Schlucht befinden sollte, bewacht von einem einheimischen Beduinenstamm? Der Weg durch die Felsen wird immer schmaler, noch eine Kurve und noch einmal. Hier sollte irgendetwas verborgen sein? Gar eine ganze Stadt? Und plötzlich - da - durch einen schmalen Spalt zwischen den Felswänden schimmert es rosa! Ist es so? Oder täuscht das Auge in Erwartung von etwas ganz Besonderem? Und dann ist es soweit. Wir stehen direkt vor dem Schatzhaus. Auf einem großen Platz tummeln sich Kamele und ihre Besitzer, bieten junge Beduinen an, sie auf abenteuerlichen (gefährlichen und verbotenen) Wegen zum schönsten Fotospot zu begleiten, versucht jeder Besucher das einzigartige und besondere Bild zu erhaschen. Aber eines bleibt für immer in Erinnerung: der Moment an dem man zum ersten Mal das Schatzhaus erblickt. Monumental ist die Fassade in den rosaroten Stein geschlagen. Ein atemberaubender Anblick.
Doch Petra besteht eben nicht nur aus dem Schatzhaus. Hier gab es einst eine Stadt mit bis zu 30.000 Einwohnern, mit Tempeln, Wohnanlagen, Handelsposten. Mahmout spaziert/wandert mit uns die Wege entlang und bald schon erreichen wir das Theater, die Tempel und die in verschiedenen Farben leuchtenden Felsengräber. Mittags kehren wir in ein Restaurant ein, dass offensichtlich für wesentlich mehr Gäste vorgesehen ist. Wir sind die einzige Gruppe.
Immer wieder versuchen die Besitzer der reichlich vorhandenen Kamele, uns zu überreden, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Als wir uns endlich entschlossen haben, für ein Stück Weg die Kamele zu mieten, kommt es zu einer lautstarken Auseinandersetzung selbiger, da wir unwissentlich offenbar abgesteckte Claims nicht beachtet haben. Später zieht wieder Ruhe ein und vier von uns mit den Kamelen davon. Nach einer Teepause kann dann jeder den Nachmittag in Eigenregie verbringen. Die gut Konditionierten erwandern weitere Wege in Petra, andere ziehen es vor, zum Hotel zurückzukehren und Atem zu schöpfen.
Am Abend treffen wir uns zum gemeinsamen Essen und zum Erfahrungsaustausch im Restaurant.


Montag, 25.10.2021 Tag 2 in Petra

Der Tag steht zur freien Verfügung. Heute kann jeder nach eigenemGutdünken Petra erkunden. Mahmout hat angeboten, uns zum Opferplatz zu begleiten. Dort hinauf führen etwas mehr als achthundert Stufen. Sind diese erklommen, wird man mit atemberaubenden Aussichten belohnt. Petra ist so viel größer als man meint. Ganz in der Nähe des Opferplatzes bieten Beduinen Tee und kalte Getränke an. Wir lassen uns darauf ein und pausieren hier ein Weilchen. Die jungen Männer lassen sich dann leicht überreden, für unsere Fotos zur Verfügung zu stehen. Zurück nehmen wir einen anderen Weg und besichtigen weitere Gräber.
Am Abend erwartet uns Petra bei Nacht. Hierfür müssen wir zusätzlich ein Ticket für 17 Dinar kaufen. Ab 20 Uhr stehen wir als erste am Eingang, um uns gute Plätze zu sichern. Knapp eine Viertel Stunde später geht es los. Außer uns haben es noch andere Besucher eilig und überholen uns im Laufschritt. Dennoch gelingt es uns, entsprechend dem Rat von Mahmout, Bänke und Stühle vor der Teestube am Schatzhaus zu erobern. So sitzen wir wenigstens bequem, während viele viele Menschen auf den kerzenbeleuchteten Platz strömen. Nach einer weiteren halben Stunde erklingt eine Flöte. Ohne auf die Uhr gesehen zu haben, würde ich sagen etwas 15 Minuten, oder? Wir sind erwartungsvoll. Wann kommen die Tänzer/innen mit ihren bunten Kostümen, wann die anderen Musiker? Mitnichten. Das war auch nicht angesagt. Petra bei Nacht bedeutet Petra bei Nacht. Nicht mehr und nicht weniger. Der Weg zum Sik und durch den Sik wird von Kerzen gesäumt, ebenso der Platz vor dem Schatzhaus. Nach dem Flötenspiel wird die internationale Gästeschar begrüßt und es gibt einige eindringliche Worte, von denen wir allerdings, akustisch und sprachlich nicht allzuviel verstehen. Auch ein Becher Tee wird gereicht. Das Schatzhaus wird in verschiedenen Farben beleuchtet und dann ist die Show vorbei. Zurück geht es wiederum an dem kerzenbeleuchtetem Weg und bei manchem mit langem Gesicht, weil die Erwartung eine andere war. In Erinnerung bleibt der Abend allemal.


Dienstag, 26.10.2021 Jeppsafari durch Wadi Rum und Fahrt nach Aqaba zum Roten Meer

Heute verlassen wir Petra und setzen unsere Reise fort. Circa zwei Stunden benötigen wir bis zum Wadi Rum. Drei Jeeps warten darauf, mit uns eine der schönsten Landschaften Jordaniens zu erobern. Zunächst geht es eine asphaltierte Straße entlang, immer schon mit dem Blick auf spektakuläre Felsformationen. Dann zweigen wir ab und fahren durch weichen roten Wüstensand. Vor langen Jahren war das Gebiet durchzogen von Karawanen, die vor allem den kostbaren Weihrauch transportierten. Mahmout zeigt uns bei verschiedenen Stopps uralte Felszeichnungen, von den einige noch nicht entschlüsselt werden konnten. An einer Stelle balancieren wir auf schmalem Grad durch eine Schlucht, um diese zu entdecken.
1961 wurde hier der Film Lawrence von Arabien gedreht. Während des 1. Weltkriegs hatte der britische Archäologe, Agent und Offizier des britischen Militärs Thomas Edward Lawrence mit einem verbündetem Beduinenstamm erfolgreich Akaba erobert und die türkischen Besatzer vertrieben. Durch den Film, der im Wadi Rum gedreht wurde, erreichte die spektakuläre Region weltweiten Ruhm. Gut eingestaubt erreichen wir mittags unser Hotel in Aqaba. Der Nachmittag wird für ein Bad im Roten Meer genutzt.


Mittwoch, 27.10.2021 Fahrt zum Toten Meer

Ein langer Weg liegt vor uns. Fast dreihundert Kilometer sind es bis zum nächsten Hotel. Die gut ausgebaute Autobahn führt durch verschiedene Wüstenlandschaften. Viel Sand und nochmal Sand. Dann folgt Steinwüste. Ab und zu sind Esel oder Kamele zu sehen. Auch Abbaugebiete von Pottasche sind erkennbar. Mittags erreichen wir das Tote Meer. Eigentlich sieht es gar nicht so tot aus, die Farben sind prächtig und lassen karibische Verhältnisse vermuten. Dem ist natürlich nicht so. Nach einem Fotostopp durchqueren wir die Hotelzone ohne erst einmal auszusteigen. Wir haben noch einen Besichtigungspunkt vor uns. Die (vor zwanzig Jahren) neu entdeckte Taufstelle von Jesus. Zunächst besichtigen wir die Johannisquelle, folgen dann einem überdachten Weg bis zum Jordan bzw. dem, was davon übrig ist. Der einst weltberühmte Strom hat sich in ein bräunliches Rinnsal verwandelt, in dem sich dennoch unverwüstliche junge Menschen am gegenüberliegenden (israelischen) Ufer waschen, um auf den Spuren Jesus zu wandeln (?). Wer weiß.
Wir erreichen jetzt das Mövenpick Hotel und müssen uns nun von Mahmout verabschieden. Ein letztes Mal hilft er uns beim Einchecken, danach geht es für ihn nach Hause und für uns zum Baden im Toten Meer. Wie erwartet, ist es ein köstliches Vergnügen,

Donnerstag, 28.10.2021 Erholung am Toten Meer

Oh, heute müssen wir nicht um acht Uhr am Bus stehen. Ausschlafen ist angesagt und ein ausgiebiges üppiges Frühstück. Der ganze Tag steht zur freien Verfügung. Nach Herzenslust können wir uns am Schlammloch bedienen und unserer Haut etwas Gutes tun. Der hohe Salzgehalt des Toten Meeres hat zur Folge, dass man beim Baden in selbigem nicht untergehen kann. Wie von Zauberhand schweben die Beine an die Wasseroberfläche und es bedarf schon einer kleinen Anstrengung, sich diese wieder auf den Boden zu bekommen. Das Mövenpick Hotel, in dem wir unseren letzten Tag verbringen, ist eine große Anlage. Neben dem direkten Zugang zum Meer gibt es mehrere Pools, darunter einen Infinity-Pool, bei dem man das Gefühl bekommt, das Wasser würde im Nichts verschwinden. Als wir gestern angekommen sind, brauchten wir noch einen Hotelplan, um uns zu orientieren. Heute wissen wir schon, wo sich welche Einrichtungen befinden. Mittags können wir a la Card essen und den Nachmittag weiter zur Erholung nutzen. Ein letztes Mal treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Um 22 Uhr werden die Koffer vor den Zimmertüren eingesammelt und der Bus bringt uns zum Flughafen. In Jordanien wird heute auf Winterzeit umgestellt, so haben wir plötzlich eine zusätzliche Stunde geschenkt bekommen. Diese verbringen wir beim Einchecken am Flughafen. Obwohl wir von den fleißigen Kollegen von Eberhardt TRAVEL eingecheckt wurden und der freundliche Mitarbeiter von der Agentur uns die Bordkarten mitgebracht hat, müssen wir uns wie alle anderen in der Schlange einreihen, um unsere Koffer abzugeben.

Freitag, 29.10.2021 Rückflug nach Berlin

Mitten in der Nacht, um zwei Uhr, startet unser Rückflug in die Heimat. Nach dem Start gibt es ein kleines Frühstück, dann können wir für drei Stündchen die Augen zu machen. In Wien steigen wir um in den Flieger nach Berlin. Seltsamer Weise hat es sich bis zu diesen Piloten nicht herum gesprochen, dass Berlin einen neuen Flughafen hat, der Flughafen Berlin-Brandenburg heißt. Mehrmals meldet sich das Cockpit mit der Ansage, dass wir bald in Berlin Schönefeld landen. Nun der Bordcomputer wusste wahrscheinlich, wohin wir sollten, jedenfalls kommen wir am BER an. Und nach einer Weile unser Gepäck auch. Eine außergewöhnliche Reise geht planmäßig zu Ende.

Schlusswort

Liebe Reisefreunde, ich hoffe, dass ihr alle gut zu Hause angekommen seid. Vielen Dank für die schönen gemeinsamen Tage in Jordanien. Auch für die vielen freundlichen Abschiedsworte möchte ich mich herzlich bedanken. Ich wünsche Euch vor allem Gesundheit und immer viel Lust auf Reisen. Herzliche Grüße Eure Reisebegleiterin Sabine Letzybyll

P.S. mein Mann hat sich sehr über den in der Teestube erworbenen Mantel gefreut und ihm passt er auch :-)

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