Reisebericht: West–Kanada intensiv – Rundreise mit Bärenbeobachtung in Alaska

16.08. – 30.08.2022, 15 Tage Rundreise West–Kanada – Calgary – Rocky Mountains – Banff – Jasper – Prince George – Smithers – Bärentour in Alaska – Inside Passage – Vancouver Island – Victoria – Vancouver


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Sommer, Sonne, Berge, Bären, hübsche Gletscherseen, das Meer und auch ein paar Wale – so lauten unsere Wunschzettel für unsere Reise in den Westen Kanadas. Und die Bären scheinen nur auf meine Gäste gewartet zu haben.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Reisetag (Dienstag, 16. August 2022): Flug nach Kanada – Stadtrundfahrt durch Calgary

Ja, es geht wirklich nach Kanada! Ein Traum wird war, auch wenn einige Gäste den Osten schon kennen — aber die Rocky Mountains sind noch einmal ganz anders! Gerade weil dort in den endlos weiten Wäldern zwischen riesigen Berggipfeln kaum ein Mensch wohnt. Mit einem Dreamliner von Air Canada werden wir nach Calgary geflogen, der größten Stadt der Provinz Alberta und gleichzeitig so etwas wie der Grenze der städtischen Zivilisation nach Westen. Die Einreise verläuft unproblematisch und auch ein Bus wartet auf uns. So muss es sein! Nur viel zu warm ist es draußen vor der Tür, selbst für einen kanadischen Sommer. Ich bin gespannt, was sich seit meinem letzten Besuch vor drei Jahren geändert hat. Gebaut wird in Calgary immer noch wie verrückt und auch neue Wolkenkratzer schießen aus dem Boden. Die Überreste des Forts Calgary ist noch da, aber leider können wir es nicht besichtigen, weil gerade die Bühne für ein Konzert aufgebaut wird. Und wenn es um Sicherheit auf Baustellen und Arbeitsschutz geht, kennen die sonst so lässigen und freundlichen Kanadier keinen Spaß. Also weiter zum Stampede Park, wo jedes Jahr die größte Rodeoshow der Welt stattfindet. Auch hier wird eifrig gebaut und wir müssen uns unseren Weg zum berühmten Pferdedenkmal, das die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Calgarys symbolisiert, auf Umwegen bahnen. In der benachbarten Saddledome Arena spielt das Eishockey-Team der Calgary Flames. Immerhin ist die langwierige Renovierung des Rathauses inzwischen abgeschlossen und ich sehe die hübsche Fassade zum ersten Mal ohne Baugerüste. Direkt gegenüber liegt der Olympic Plaza, auf dem 1988 die Medaillien vergeben wurden. Nach dieser kleinen Stadtrundfahrt beziehen wir unsere Apartments (!) im Hotel, ruhen uns ein bisschen aus und/oder kaufen im nahegelegenen Supermarkt etwas Verpflegung für die nächsten Tage. Am Abend beginnt dann das kulinarische Verwöhnprogramm dieser Reise in einem Grillrestaurant. Dabei werden wir auch gleich an die einheimische Portionsgröße „Für hungrige kanadische Holzfäller“ herangeführt. Sehr, sehr köstlich, aber für uns kaum schaffbar. Dabei ist die Schokoladeneistorte sooooooo lecker! Ein Löffel geht noch … und noch einer … aber das ist dann wirklich der letzte! Jetzt guckt sie mich ganz traurig an …

2. Reisetag (Mittwoch, 17. August 2022): Olympiagelände – Banff– und Yoho–Nationalpark

Das große Schlemmen findet am nächsten und ersten Morgen in Kanada am Frühstücksbuffet seine Fortsetzung. So viel Auswahl! Es ist aber gut, wenn sich meine Gäste heute ordentlich stärken, denn wir haben viel vor an unserem ersten Tag in den Rocky Mountains! Auf dem Weg dorthin halten wir am ehemaligen Olympiazentrum, wo noch die Sprungschanzen und die Bobbahn als stumme Zeugen der Spiele stehen. Außerdem steht hier die Bob der jamaikanischen Mannschaft aus dem Film „Cool Runnings“ und kann beklettert und fotografiert werden. Eineinhalb Stunden später stehen wir schon in den Bergen am ersten See, dem Lake Minnewanka, und erfreuen uns an der herrlichen Luft, Landschaft und Sonne. Aber das ist nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was ich meinen Gästen heute noch alles zeigen will. Im wuseligen Touristenort Banff halten wir an den rauschenden Bow Falls und an einem Aussichtspunkt mit Blick auf das berühmte Banff Springs Hotel, bevor wir zur Mittagspause in die Ortsmitte zurückkehren. Am Nachmittag steht ein Ausflug in den Yoho-Nationalpark auf dem Programm, der uns bereits vorübergehend über die Grenze in die Provinz British Columbia führt. Er umfasst Stopps an den Spiral Tunnels, am Emerald Lake und an der Natural Bridge über den Kicking Horse River. Highlight ist natürlich der smaragdgrüne Bergsee inmitten eines Talkessels zwischen schroffen Berggipfeln und bewaldeten Hängen. Ein echtes Kleinod, für das wir uns auch die Zeit zu einem Waldspaziergang am Ufer nehmen. Auf der Rückfahrt zum Hotel nach Canmore halten wir auch noch am Johnston Canyon und laufen dort am Bach entlang bis zum ersten Wasserfall. Über die vielen tollen Erlebnisse und das schöne Wetter freuen wir uns dann beim Abendessen in einem niedlichen kleinen Restaurant im Blockhüttenstil neben dem Hotel.

3. Reisetag (Donnerstag, 18. August 2022): Lake Louise – Moraine Lake – Peyto Lake – Athabasca–Gletscher

Auch das Frühstück bekommen wir in ebendiesem Restaurant serviert. Ein kleines Wildkaninchen auf der Wiese ist dann die erste Begegnung mit einem wilden (Säuge-)Tier auf der Reise, über die ich mich schon riesig freue! Da weiß ich aber noch nicht, welche weiteren Begegnungen uns im Laufe des Tages und der Reise noch erwarten werden! Mit unserer Busfahrerin Heather (die wir sehr lieb gewinnen werden) und dem letzten Reisegast ist unsere kleine und sehr liebe Schicksalsgemeinschaft nun auch endlich vollständig! Den berühmten Lake Louise habe ich uns auch extra für den heutigen Vormittag aufgehoben! Und wer gerät nicht ins Schwärmen angesichts dieser herrlichen Bergkulisse? Ein Traum von einem Gletschersee, türkisblau und an drei Seiten umrahmt von Bergen. Das Luxushotel Château Lake Louise steht schon nahezu am perfekten Ort. Geht es etwa noch besser? Ja, denn mein Geheimtipp ist der Moraine Lake fast gleich um die Ecke. Schroffe Berge links, grüner Wald rechts, das Wasser geradezu surreal blau. Und weniger Touristen sind hier auch. Die Kirsche auf der Sahne auf der Torte ist dann allerdings der erste Bär auf unserer Reise, der uns ganz unerwartet rechts am Straßenrand seinen schwarzen Po aus dem Gebüsch entgegenstreckt. Und da kein Verkehr ist, kann Heather mit dem Bus auch neben ihm anhalten. Darauf scheint Freund Bär nur gewartet zu haben, denn er liefert uns nun eine Show ab, die kaum noch zu toppen ist. Er richtet sich auf seine Hinterbeine auf und schubbelt seinen Rücken ausgiebig an einem Baum, schön langsam und lang genug, damit wir auch viele Fotos machen und es auf Video festhalten können. Da wird selbst der Reiseleiter sprachlos. Um mal ein bisschen Abwechslung reinzubringen in unsere vielen Naturerlebnisse halten wir als nächstes am historischen Bahnhof der Siedlung Lake Louise, der im Film „Doktor Schiwago“ prominent in Szene gesetzt wurde und auch schön anzusehen ist. Der Bow Lake liegt dann bereits auf dem Icefields Parkway, der Banff und Jasper als Panoramastraße verbindet. Und dann gibt es ja auch noch den berühmten Peyto Lake, dessen Oberfläche in der Mittagssonne wunderschön türkisblau schimmert, als hätte jemand einen großen Farbtopf in der Landschaft ausgekippt. Ein Highlight jagt das nächste am heutigen Tag und wir können uns gar nicht sattsehen an den schönen Panoramen. Auch der Athabasca-Gletscher wird uns in Erinnerung bleiben, fahren wir doch mit einem Schneebus mit riesigen Reifen mitten auf ihn rauf. Wer mag, kann sich Gletscherwasser abfüllen – es soll angeblich jung halten. (Wir haben es aber gar nicht nötig.) Mit ganz vielen tollen Eindrücken und Erlebnissen im Kopf beziehen wir anschließend für die nächsten beiden Nächte unsere Bungalows mitten im Nirgendwo. Wer sich vor dem BBQ-Abend noch die Füße vertreten will, kann einen kleinen Spaziergang zu den Sunwapta Falls machen. Nach dem Essen erzählt uns die Naturforscherin Heidi von ihrer Arbeit im Jasper-Nationalpark, in der es auch um die Erforschung der Bären geht. Sie vermittelt uns aber auch Informationen zu den anderen Säugetieren im Park, z. B. den Wapitis und Dickhornschafen.

4. Reisetag (Freitag, 19. August 2022): Jasper–Nationalpark – Maligne Canyon – Maligne Lake – Jasper

Nach dem gestrigen Abend sind wir umso begieriger darauf, weitere Tiere zu sehen. Auf unserem heutigen Tagesausflug zum Maligne Lake halten wir deshalb stets die Augen offen nach einem schwarzen oder braunen Fleck am Straßenrand oder einem Rascheln im Gebüsch. Bis zum Maligne Canyon sehen wir jedoch nur Wald, Berge und immer mal wieder den Athabasca River. Am Canyon machen wir einen Spaziergang und blicken hinunter in die Schlucht, die sich der Maligne River hier über viele tausend Jahre gegraben hat. Wir folgen ihm später flussaufwärts bis zum Medicine Lake, der allerdings keinen oberirdischen Abfluss hat, sondern in eines der größten unterirdischen (und nahezu unerforschten) Höhlensysteme der Welt entwässert. Hier sehen wir aus dem Bus heraus am Straßenrand auch eines der Dickhornschafe, von denen uns Heide erzählt hat. Der Maligne Lake inmitten der Queen Elizabeth Ranges ist ebenfalls als Ausflugsziel bekannt, doch die als Fotomotiv berühmte gewordene Spirit Island auf ungefähr halber Länge lässt sich für uns nur per Ausflugsboot erreichen. Die Bootsfahrt ist für meine Gäste diesmal schon in der Reise inkludiert und wir genießen die Fahrt über den herrlichen (und eiskalten) See. In der Nähe des Maligne Canyons sehen wir auf der Rückfahrt im Gebüsch vermutlich einen Wapiti, doch als wir nach dem Wenden zurück an jener Stelle sind, ist er bereits im Wald verschwunden. So fahren wir nach Jasper weiter und nutzen die Freizeit dort für kleine Einkäufe und einen Besuch im Café. Kurz bevor wir am späten Nachmittag wieder unsere Sunwapta Falls Rocky Mountain Lodge erreichen, wartet noch ein Spaziergang zu den Athabasca Falls auf meine Gäste – noch einmal ein schöner Wasserfall und ein beeindruckender Canyon nicht weit ab vom Icefields Parkway.

5. Reisetag (Samstag, 20. August 2022): Mount Robson – McBride – Ancient Forest – Prince George

Die Zeit in den Nationalparks ist immer viel zu kurz – oder Kanada einfach zu riesig! An der Talstation der Seilbahn in Jasper werfen wir zum Abschied einen Blick hinab ins Tal. Nach den zwei Nächten im Funkloch werden uns hier mit freiem WLAN, Aussicht, Toiletten und Kaffee gleich vier Wünsche auf einmal erfüllt – da kann ein Ü-Ei nicht mithalten! Wenig später stehen wir an der Grenze zu British Columbia, drehen die Uhren eine Stunde zurück und posieren vor dem Bergziegenschild, das den Beginn des Mount-Robson-Provinzparks markiert. Kurz dahinter wartet eine kurze Wanderung durch den Wald zu den Overlander Falls des Fraser River auf meine Gäste. Und auch zum Mount Robson, dem höchsten Berg der kanadischen Rocky Mountains, ist es von hier aus nicht mehr weit. Ganz selbstverständlich haben wir Glück und sehen den schneebedeckten Gipfel ohne Wolken, weshalb wir auch ganz glücklich und entspannt unsere Mittagspause genießen können. In McBride sollen wir später auf Empfehlung Heidis eigentlich das beste Eis in der ganzen Gegend testen – allerdings hat der Laden am Wochenende geschlossen, wie wir enttäuscht feststellen. Ein Ersatz-Eis ist jedoch im kleinen Supermarkt schnell besorgt und wir erkunden daraufhin das kleine Örtchen mit vielen Wandgemälden, einem Planetenweg und dem historischen Bahnhofsgebäude. Auch ein kleiner Trödelmarkt findet heute vor dem Bahnhof statt, wo wir sogar ein Ständchen auf Deutsch erhalten! Noch 210 Kilometer sind es nun bis Prince George. Wir fahren weiter durch das Robson Valley parallel zum Fraser River und erreichen ungefähr auf halber Strecke den Ancient Forest, einen Regenwald mit uralten riesigen Rotzedern. Hier wandern wir eine Weile auf Holzpfaden zwischen den Baumriesen hindurch bis zu einem kleinen Wasserfall und lassen uns von der Regenwaldatmosphäre verzaubern. Zurück am Parkplatz merken wir den Temperaturunterschied zwischen offener Fläche und dichtem Blätterdach deutlich. Die Industriestadt Prince George erreichen wir am späten Nachmittag, drehen dort zur Orientierung eine Runde und erschrecken ob der vielen gefällten Bäume und Bretter, die hier auf Weiterverarbeitung und Abtransport warten. Auch das ist Kanada und gerade in British Columbia spielt die Holzindustrie nicht nur historisch eine große Rolle.

6. Reisetag (Sonntag, 21. August 2022): Fort St. James – Picknick am Stuart Lake – Smithers

Von Prince George aus führt uns unsere Reise heute auf dem Yellowhead Highway quer durch das Interior Plateau bis nach Smithers, wo dann wieder die ersten Berge auf uns warten. Der Besuch des Fort St. James stellt den programmatischen Tageshöhepunkt dar und ist mit einem Abstecher zum Stuart Lake verbunden. Aufgrund des anhaltend guten Wetters verbinden wir ihn mit einem Picknick an eben jenem See, für das wir uns in einem Supermarkt in Vanderhoof entsprechend ausstatten. Hinter Vanderhoof biegt dann auch die Straße nach Norden ab. Fort St. James war die erste Ansiedlung der Weißen im heutigen British Columbia und wurde später sogar zur Hauptstadt; einer Hauptstadt allerdings, die nur aus einer handvoll Blockhütten bestand. Bevor wir aber ganz in die Geschichte eintauchen dürfen, werden wir Zeuge eines phänomenalen Spektakels: das legendäre Fort-St.-James-Hühnerrennen ist angesetzt und für den Start fehlen nur noch unsere Wetteinsätze! Reiseleiter Andreas holt mit einem erneuten Sieg nun sein inzwischen drittes Abzeichen. Mindestens ebenso spannend sind die vielen historischen Produkte und Pelze, die ausgestellt sind und uns detailliert erklärt werden. Unvorstellbar, dass der Handelsposten der Hudson’s Bay Company noch bis 1952 betrieben wurde! Von dem ganzen Trubel erholen wir uns anschließend beim angekündigten Picknick und genießen die Aussicht auf den tiefblauen See. Die Weiterfahrt bis nach Smithers bleibt durch die Sichtung eines wilden Koyoten im Gedächtnis (meines ersten!). In Burns Lake machen wir eine weitere kleine Pause. Smithers selbst soll wohl im Winter als Ausgangspunkt für Ski-Enthusiasten sehr beliebt sein, wirkt am heutigen Sonntag allerdings sehr verschlafen. Das Abendessen hingegen ist wieder sehr gut und sorgt mit einem reichhaltigen Buffet für Abwechslung.

7. Reisetag (Montag, 22. August 2022): Witset Canyon – Old Hazelton – ’Ksan Historical Village – Fahrt nach Stewart

Da ist der Reiseleiter noch gar nicht richtig munter, schon schreit jemand von hinten: „Ein Bär!“ Und tatsächlich spaziert am Hang links neben der Straße ein Schwarzbär durchs Gebüsch. Dabei sind die Bären doch erst für den Nachmittag bestellt! Zumindest die First-Nation-Fischer der Wet'suwet'en sind am richtigen Ort und holen mit ihren Keschern im Witset Canyon (früher Moricetown Canyon) jede Menge Lachse und Forellen aus dem Wasser. Die Fische hingegen versuchen, die Stromschnellen und kleinen Wasserfälle mit gewagten Sprüngen zu überwinden, um zu ihren Laichgründen am Oberlauf des Bulkey River zu gelangen. Sie haben vom Pazifik bis hierher schon eine weite Strecke zurückgelegt. Wir fahren hingegen weiter in die Gegenrichtung. Am Hagwilget Canyon überqueren wir eine Hängebrücke über den Bulkley River, der wenig später in den Skeena River mündet. Am Zusammenfluss beider befindet sich das ’Ksan Historical Village, welches wir später noch besuchen werden. Erstmal machen wir allerdings in Old Hazelton einen Fotostopp am Skeena River. Die Führung durch das Freiluftmuseum der Gitksan mit seinen Langhäusern und Totempfählen ist sehr informativ und unserer Führerin nimmt sich viel Zeit für das Beantworten unserer Fragen. Nach der Mittagspause in New Hazelton folgen wir noch ein Stück dem Yellowhead Highway, bis wir auf den Stewart-Cassiar Highway Richtung Norden abbiegen. Hier sind wir dann schon froh über jedes Auto, das uns entgegenkommt. Über die Grizzly-Bärenfamilie kann sich leider nur ein Teil meiner Gäste freuen, denn wir anderen haben sie leider nicht gesehen, obwohl Heather extra nochmal wendet und zum Punkt des Sichtens zurückfährt. Glück gehört bei Tierbeobachtung eben auch dazu! Ausgerechnet am Bear River Glacier sind dann natürlich keine Bären zu sehen, typisch! Obwohl ich sie extra hierhin bestellt hatte! Aber schön ist der Gletscher trotzdem. Der Bear River windet sich dann durch die Berge bis er in Stewart in den Portland Canal mündet, der die Grenze zwischen Britisch Columbia und Alaska – also auch Kanada und den USA – bildet. Hier ist unser Ziel, hier bleiben wir zwei Nächte (aber zum Glück auch nicht länger), denn wir wollen morgen (noch mehr) Bären sehen!

8. Reisetag (Dienstag, 23. August 2022): Bärenbeobachtung am Fish Creek – Salmon Glacier

Vom Hotel mit einer großen Picknickbox ausgestattet, brechen wir zu unserem Ausflug nach Alaska auf. In die USA gelangen wir hier ganz ohne Grenzkontrolle, fahren durch Hyder, die freundlichste Geisterstadt Alaskas, und erreichen wenig später den Fish Creek inmitten des Tongass National Forest. Unterwegs haben wir schon ein paar Weißkopfseeadler gesichtet! Ganz leise schleichen wir über die Aussichtsplattformen und halten nach einem Bären Ausschau. Das Buffet ist jedenfalls angerichtet, denn im Bach tummeln sich Unmengen von Lachsen. Ein Bär lässt sich bei unserem ersten Versuch trotzdem nicht blicken. Deshalb fahren wir erstmal weiter zum Salmon Glacier – eine kleine Herausforderung für Heather, denn die Straße ist unbefestigt und weist einige Schlaglöcher auf. Es geht immer weiter hinauf bis zum kleinen Parkplatz gegenüber des Gletschers. Wieder sind wir vom Glück verfolgt, denn die Wolken, die uns beim Fotostopp an der Gletscherzunge noch die Bilder trübten, haben sich nun aufgelöst. Der riesige bläulich schimmernde Gletscher, der blaue Himmel und die schneebedeckten Berggipfel bilden den passenden Rahmen für unser Bergfest, das wir nun mit einem Picknick und einem kräftigen Schluck kanadischem Whiskey mit Ahornsirup begehen. Nur die arme Heather darf nichts trinken und muss uns sogar die Schotterstraße wieder zurückfahren. Wir haben den Parkplatz am Fish Creek fast erreicht als ... EIN BÄR! Genau vor uns läuft er in einiger Entfernung über die Straße! Ganz aufgeregt springen wir am Parkplatz aus dem Bus und können sogar noch die nassen Fußspuren auf der Straße sehen. Aber bitte bloß nicht hinterherstürzen! Die Begegnung stimmt uns für unsere zweite Bärenbeobachtung am Fish Creek optimistisch und tatsächlich können wir nach einer Weile einen Grizzly sehen, der am Rand der blauen Lagune entlangstreift. Was für ein Erlebnis! Bevor wir die Grenze nach Kanada passieren, machen wir einen kurzen Fotostopp in Hyder und fotografieren ein paar der verlassenen Häuser. Gruselig! Und trotzdem wohnen hier immer noch ein paar hartgesottene Alaska- und Waffenfans! In Stewart haben wir dann ein bisschen Freizeit zur Erholung und treffen uns später zu einem zeitigen Abendessen. Wir wollen nämlich noch ein weiteres Mal zum Fish Creek und unser Glück erneut herausfordern. Schon beim Eintreffen raunen uns die Ranger leise zu, dass sich ein Grizzly mitten im Bach befindet. Wir können unser Glück kaum glauben! Er steht einfach da, stolziert langsam durch das Wasser und sucht sich in aller Seelenruhe sein Abendbrot aus. Dann trottet er mit einem großen Lachs im Maul von dannen, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Wir sind trotzdem glücklich und freuen uns über unsere tollen Bärenfotos.

9. Reisetag (Mittwoch, 24. August 2022): Von Stewart nach Prince Rupert

Für unseren nächsten Reisehöhepunkt – die Fahrt mit der Fähre durch die Inside Passage – muss uns Heather zurück zum Yellowhead Highway und dann nach Prince Rupert fahren. Wie angekündigt halten wir noch einmal am Bärengletscher, den wir nun am Morgen und damit in einem anderen Licht sehen. Auch die Tankstelle an der Meziadin Junction ist uns als Stopp gut bekannt. Während wir auf dem Cassiar Highway Richtung Süden fahren, halten wir natürlich Ausschau nach der Grizzlybärenfamilie, können sie aber leider nirgends sehen. Die vielen Totempfähle in Gitanyow allerdings sind nach wie vor an Ort und Stelle, weshalb wir ihnen einen neugierigen Besuch abstatten und versuchen, ihnen ihre geheimnisvollen Geschichten zu entlocken. Kurz darauf treffen wir dann wieder auf den Yellowhead Highway und machen an der Tankstelle am Skeena River in Ermangelung echter Alternativen erstmal unsere Mittagspause. Vorgestern sind wir hier nach Stewart abgebogen, heute setzen wir die Fahrt nach Westen bis nach Prince Rupert fort. Der Straßenverlauf folgt dem Skeena River durch das Küstengebirge; bei Terrace wechseln wir nach der Kaffeepause wieder die Seite. Die Berge werden höher und höher, der Fluss immer breiter. Dann biegt der Highway schließlich nach Norden ab und führt uns nach Prince Rupert hinein. Nachdem wir alle Gäste im Hotel abgesetzt haben, fahren Heather und ich schon zum Fährterminal, um den Bus einzuchecken. Das spart uns morgen früh etwas Zeit und wir können ein paar Minuten länger schlafen. In einem schönen Restaurant mit Meerblick genießen wir unser Abendessen und feiern den Geburtstag des Reiseleiters, den er nun nicht mehr verheimlichen kann, nachdem eine große Schokoladentorte mit vielen Kerzen vor ihm steht.

10. Reisetag (Donnerstag, 25. August 2022): Fahrt durch die Inside Passage

Noch im Dunkeln müssen wir heute aufbrechen und zur Fähre fahren. Immerhin gibt es im Hotel schon ein kleines Frühstück, denn die Hotels in Prince Rupert sind natürlich auf Fährgäste ausgerichtet. Einmal an Bord der in Deutschland gebauten Fähre mit dem Namen „Northern Expedition“ suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen und beginnen mit der Erkundung. Die Cafeteria ist schnell gefunden und gute Aussichtsplätze ebenfalls. Dann geht über Prince Rupert langsam die Sonne auf und wir fahren los. Anfangs ist es noch ziemlich bewölkt und ein bisschen neblig. Doch je weiter wir am Morgen durch den Meereskanal zwischen Festland und Inseln hindurch nach Süden fahren, umso schöner wird es. Es ist eine herrlich schöne grün-blaue Idylle, durch die die Fähre gleitet. Nur selten kommt uns ein Boot entgegen. Ein Tag zum Schlemmen, Staunen und Genießen, der uns zudem von vielen Buckelwalen versüßt wird, die uns auf der Suche nach Nahrung in der Passage Gesellschaft leisten. Sie sind nur so verdammt schwer zu fotografieren ... So verstreicht ein weiterer Tag am Ende schneller als gedacht. Kurz vor Mitternacht erreicht die „Northern Expedition“ Port Hardy auf Vancouver Island. Heather fährt uns nun noch ein kurzes Stück zu unserem hübschen, frisch renovierten Hotel und dann fallen wir müde aber glücklich in die herrlich weichen Betten.

11. Reisetag (Freitag, 26. August 2022): Quer durch Vancouver Island nach Victoria

Nach einer etwas chaotischen Organisation beim Frühstück treffen wir uns dennoch gestärkt vor dem ansonsten sehr guten Hotel, drehen eine kleine Ehrenrunde durch Port Hardy und sind in Gedanken bei Heather, die heute wieder eine lange Fahrstrecke zu bewältigen hat: die ganze Insel, von Nord nach Süd, mehr als 500 Kilometer. Und natürlich habe ich ein paar schöne Stopps eingeplant. Ich bin ein bisschen erleichtert, dass nach dem Spaziergang in der Telegraph Cove, teils Freilichtmuseum, teils Resort-Hotel, die Gruppe noch heil beieinander ist! Warum? Ein Schwarzbär wagt sich bis ins Dorf und lässt sich keine 2–3 Meter von einigen Gästen entfernt mitten auf dem Fußweg blicken! Und kein Geländer ist dazwischen! Naja, aber meine Gäste wollten ja authentische kanadische Bärenbegegnungen. Im Elk Falls Provincial Park rauschen nicht nur die tosenden Wassermassen über die gleichnamigen Wasserfälle in die Tiefe und sorgen für einen ohrenbetäubenden Lärm, auch der Puls meiner Gäste wird beim Gang über die Hängebrücke mit freiem Blick nach unten in die Höhe getrieben. Auch hier im Provinzpark gibt es wieder einige beeindruckende Baumriesen zu bewundern. Nach der Mittagspause in Coombs nehmen wir die Reise nach Süden wieder auf. Im kleinen Örtchen Chemainus direkt am Meer warten beim nächsten Stopp nicht nur viele schöne Wandgemälde auf meine Gäste, sondern quasi zum Kaffeetrinken auch jeweils ein Nanaimo Bar, eine leckere süße Spezialität aus der Region. Über den Malahat-Pass erreichen wir am Abend schließlich Victoria, die Hauptstadt British Columbias. Unser Hotel verwöhnt uns mit riesig großen Zimmern und liegt sehr zentral, weshalb wir zum Abendessen im Milestones Restaurant direkt am Hafenbecken laufen können, während die Sonne langsam untergeht und die Fassade des Empress Hotels zum Leuchten bringt. Muss ich extra erwähnen, dass das Essen wieder sehr lecker ist? Nach Sonnenuntergang werden sowohl das Empress Hotel als auch das Parlament wunderschön beleuchtet. Auf den Straßen rollen noch die Kutschen vorbei. Fast schon ein bisschen zu kitschig, die Szenerie ... Warm ums Herz wird uns trotzdem. Hach, schön ist es in Victoria!

12. Reisetag (Samstag, 27. August 2022): Butchart Gardens – Überfahrt nach Vancouver

Am Vormittag erkunden wir die Innenstadt um den Victoria Harbour bei einem kleinen Spaziergang. Wieder haben wir tolles Wetter. Wir laufen am Parlamentsgebäude vorbei bis zum Royal British Columbia Museum. Auf dem Gelände befinden sich auch ein Langhaus, einige Totempfähle und das älteste Gebäude Victorias, das Helmcken House. Anschließend werfen wir einen Blick in das stolze Fairmont Empress Hotel. Wie gern würden wir bis zum Afternoon Tea bleiben! Heather holt uns jedoch mit dem Bus vor dem Museum ab und wir fahren zum Mile 0 Monument, dem Endpunkt des Transcanada Highway. Von hier aus können wir sogar auf der anderen Seite der Salish Sea die Olympic Mountains im US-Bundesstaat Washington sehen. Entlang der Uferstraße, vorbei an der Fishermen’s Wharf und weiter durch Chinatown geht es dann zu den Butchart Gardens, die eigentlich bei keinem Besuch Vancouver Islands fehlen sollten. Aus dem versunkenen Garten in einem alten Steinbruch hat sich eine wunderschöne Gartenanlage, unterteilt in verschiedene thematische Bereiche, und ein echter Besuchermagnet entwickelt. Am Nachmittag wartet dann die nächste, aber deutlich kürzere Fährüberfahrt auf uns: von Swartz Bay nach Vancouver. Sie führt in der ersten Hälfte an vielen bewaldeten Inseln mit hübschen Villen vorbei und dann über offenes Gewässer bis nach Tsawwassen. Heather muss uns nun noch von Süden nach Norden quer durch Vancouver bis zu unserem Hotel an der English Bay fahren, dann hat sie ihren Teil erfüllt und darf nach Hause. Der Abschied fällt uns sichtlich schwer. Bei einem Abendspaziergang erkunden wir dann individuell den Strand und die Umgebung an der schönen Bucht.

13. Reisetag (Sonntag, 28. August 2022): Stadtrundfahrt Vancouver

Letzter Programmpunkt dieser Reise ist eine Stadtrundfahrt durch Vancouver, auf der ich meinen Gästen die schönsten Ecken der weltbekannten und größten kanadischen Stadt am Pazifik zeigen möchte. Das Lebensgefühl wird dabei nicht nur durch die Lage am Meer, sondern auch die vielen großen und kleinen Parks und Grünflächen bestimmt. Deshalb beginnen wir mit einer Fahrt durch den Stanley Park, den größten Stadtpark Kanadas. An den berühmten Totempfählen machen wir den ersten Halt, denn von hier aus können wir auch die Skyline des Stadtzentrums und die Lions Gate Bridge fotografieren. Unser Busfahrer fährt uns auch für einen kurzen Abstecher nach North Vancouver über die Brücke und zurück. Der zweite große Park in Vancouver ist der Queen Elizabeth Park südlich des Stadtzentrums. Hier gibt es ebenfalls einen versunkenen Garten in einem alten Steinbruch und tolle Aussichtspunkte. Granville Island ist unser nächster Anlaufpunkt. Das ehemalige Industriegebiet wurde zu einem Kulturviertel umgebaut und beherbergt nun viele Theater, Galerien, kleine Geschäfte und Restaurants sowie den großen Granville Island Public Market. Hier findet wir auch alle eine Kleinigkeit zum Mittagessen. Über die Brücke geht es dann nach Chinatown, wo wir den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden besichtigen. Vorletzter Stopp der Stadtrundfahrt ist dann das alte historische Viertel Gastown mit der berühmten Dampfuhr. Das Timing ist perfekt, denn wir sind kurz vor 13:30 Uhr da und hören das Signal zur halben Stunde. Dann geht es noch am alten Bahnhof Waterfront Station und am heutigen Kreuzfahrtterminal, dem Canada Place, vorbei bis zum Olympic Cauldron am Hafen, der an die olympischen Winterspiele von 2010 erinnert. Der Nachmittag steht dann zur freien Verfügung und die meisten Gäste bleiben auch gleich hier in der Altstadt. Am Abend finden dann unser Abschiedsessen im Restaurant des altehrwürdigen Sylvia Hotels an der English Bay statt. Wir werden ein letztes Mal nach allen Regeln der kulinarischen Kunst verwöhnt und tauschen unsere schönsten Reiseerlebnisse aus.

14. Reisetag (Montag, 29. August 2022): Rückflug nach Deutschland

Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen von den ersten Gästen, denn eine Familie bleibt noch ein paar Tage länger in Vancouver. Da könnte man schon etwas neidisch werden ... Vancouver ist einfach eine tolle Stadt, in der es viel zu sehen und zu erleben gibt. Vielleicht kommen wir ja alle einfach mal wieder her? Für den Rest der Gruppe geht es am Vormittag ganz gemütlich und ohne Stress zum Flughafen. Nach nur einer halben Stunde Fahrt sind wir schon da. Der Check-in bei Air Canada verläuft etwas chaotisch und wir wissen auch schon, dass wir unseren Anschlussflug nach Dresden aufgrund einer leichten Verspätung nicht erreichen werden. Das trübt natürlich ein bisschen die Vorfreude auf die eigenen vier Wände, ist aber kein Weltuntergang. Nach dem Start fliegen wir ein Stück über den Ozean und dann über das Küstengebirge und später die Rocky Mountains. Eine unglaubliche Aussicht, die sich uns aus der Vogelperspektive bietet. Wir fliegen in die Nacht hinein ...

15. Reisetag (Dienstag, 30. August 2022): Ankunft in Frankfurt und Heimreise

... und landen am Morgen sicher in Frankfurt. Deutschland hat uns wieder! Der nächste Abschied von einigen Gästen, dann geht es mit jeweils wenigen Stunden Aufenthalt über München schließlich nach Dresden. Auch die Koffer kommen alle heil an. Somit endet unsere schöne gemeinsame Kanada-Reise nun zwar mit ein paar Stunden Verspätung, aber einem sehr glücklichen Ausgang. Mit leuchtenden Augen und dem Kopf voller Eindrücke und glücklicher Bärenbegegnungen kehren wir in die Heimat zurück, sagen uns Lebewohl und freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten großen Reiseabenteuer.

Schlusswort

An dieser Stelle darf ich mich ganz, ganz herzlich bei euch, liebe Gäste, für die sehr schöne und lustige Reise durch den Westen Kanadas bedanken. Dank euch Glückskindern hatten wir nicht nur sehr viel Glück mit dem Wetter. Nein, wir haben mehr Bären gesehen, als ich mir je zu träumen gewagt hatte! Aber nicht nur aus diesem Grund würde ich mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.

Herzlichst, euer

Andreas Wolfsteller

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