Reisebericht: Große Rundreise Kanada – Höhepunkte im Osten und Westen

10.09. – 29.09.2019, 20 Tage Rundreise in Ost– und West–Kanada: Montreal – Quebec – Ottawa – St. Lorenz Strom – Thousand Islands – Toronto – Niagara–Fälle – Calgary – Rocky Mountains – Banff– & Jasper–Nationalpark – Whistler – Vancouver Island – Tofino – Vancouver


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Auf einer knapp dreiwöchigen Rundreise durch den Osten als auch den Westen des Landes zeigt sich die Vielfältigkeit und Schönheit dieses weitläufigen Territoriums.
Ein Reisebericht von
Katja Jaber-Neumann
Katja Jaber-Neumann

10.09.19 Anreise in den langersehnten Urlaub

Heute ist es einmal wieder so weit. In Frankfurt trifft sich die Welt, um sich gemeinsam auf eine abenteuerliche Reise aufzumachen. Es gilt, die wilde und unbändige Natur Kanadas nebst den florierenden und beschaulichen Städten zu erleben. Somit sind wir 10 Uhr allesamt im Anflug auf Montreal. Nun trennen uns nur noch 7,5 Stunden Flugzeit von unserem Domizil und diese verbringen die meisten gebannt vor ihren kleinen Flimmerkästen. Es wird sich über spannende Spielfilme ausgetauscht, ausreichend gegessen und getrunken, zwischendurch kurz mit geschlossenen Augen in sich gegangen und schon sind wir da! Montreal - eine Millionenstadt im Südwesten der kanadischen Provinz Québec. Wir geben uns übrigens direkt als Touristen zu erkennen, in dem wir das im Städtenamen enthaltene „t" mit aussprechen. Die rein frankophone Provinz Québec hat ihre ganz eigenen Gesetze und Traditionen, auf die die Bewohner großen Wert legen und stolz sind.
Am Flughafen werden wir von unserem Busfahrer René und Bettina abgeholt, die uns freundlicherweise mit ersten nützlichen Informationen versorgt. Somit wissen wir schon einmal, dass Montreal seinen Namen dem königlichen Berg „Mount Royal" zu verdanken hat, der nicht nur das Stadtbild prägt, sondern mit seinen 233 Metern, regelrecht über der Stadt „thront". Später werden wir uns selbst ein Bild von seiner Anmut machen. Die wichtigste Ansage kommt jedoch gleich zu Anfang - in Kanada sind die öffentlichen Toiletten grundsätzlich kostenlos, meist tadellos und weit verbreitet. Nun können wir unsere Reise beruhigt angehen! :D
Da wir unerschrockene Abenteurer sind, lassen wir uns von einer langen Anreise nicht den Tag verderben. Durch die Zeitverschiebung von sechs Stunden, ist es hier bei unserer Ankunft gerade einmal kurz vor 12 Uhr. Somit haben wir den ganzen Tag noch vor uns. Auf geht's! Nachdem unsere Reisegruppe endlich vollzählig ist, starten wir auf eine kleine Stadtrundfahrt. Unser erster Stopp ist dabei das Olympiastadion inmitten des Olympiaparks, welches anlässlich der Olympischen Sommerspiele von 1976 errichtet wurde. Dabei fahren wir mit einer Gondel auf den geneigten Turm hinauf, der mit einer Höhe von 175 Metern nicht nur eine fantastische Aussicht über die gesamte Umgebung bietet, sondern auch weltweit der höchste Turm seiner Form ist. Von hier oben aus hat man einen fantastischen Blick über das „Hochelaga-Archipel", welches insgesamt aus 234 Inseln besteht und sich im Mündungsbereich des Sankt-Lorenz-Stroms und des Flusses Ottawa befindet. Montreal ist dabei auf der gleichnamigen „Ile de Montréal" gelegen, der größten Insel des Archipels. Im Anschluss fahren wir über die Ile Sainte-Hélène zu unserem wohlverdienten Hotel. Unterwegs stoppen wir noch für einige Schnappschüsse. Nach etwas Zeit zum Frischmachen, geht es zum gemeinsamen Abendessen ins Vieux - Port Steakhouse. Hier läuten wir mit einem rustikal-deftigen Mahl unsere kommenden Tage in Kanada ein. Dazu gibt es standesgemäß ein lokales Bier. Prost!

11.09.19 Montreal – Québec >>> Die prachtvollen Kathedralen des Ostens


Wir beginnen den Tag mit einer dreistündigen Stadtführung unter der erfahrenen Leitung von Celíne. Was direkt auffällt - Montreal ist regelrecht durchzogen von Baustellen, die uns ein Durchkommen auf den teils engen Straßen der Stadt mit ihrem dichten Stadtverkehr nicht einfach machen. Unser Busfahrer meistert dies allerdings mit Bravour. Da er bei Zeiten einen Geräuschcode durchblicken lässt, weiß man auch genau, ob eine Situation brenzlig ist oder nicht. Das bleibt bis zum Ende unserer gemeinsamen Reise in Toronto sein Markenzeichen und bringt uns immer wieder zum Lachen.
Bei unserem ersten Halt besichtigen wir die unterirdischen Passagen „Ville Souterraine". Dabei handelt es sich um ein tunnelartiges System, welches sich wie ein Netz unter der gesamten Stadt erstreckt. Besonders im Winter ermöglicht es den Einwohnern Strecken zurück zu legen, ohne der Kälte und den Schneemassen trotzen zu müssen. Somit bleibt hier unten, in Sachen Geschäften, kein Wunsch unerfüllt. Nachdem wir die Hamstergänge Montreals beschritten haben, zieht es uns wieder ans Licht. Als nächstes besteigen wir den ehrwürdigen Berg „Mount Royal". Das gesamte Areal ist ein gut ausgebautes Naherholungsgebiet, welches von den Einheimischen gern genutzt wird. Hindurch durch einen dichten Wald, gelangen wir zum 1932 erbauten „Mount Royal Chalet", an welches sich eine Aussichtsplattform anschließt mit herrlichem Blick über die gesamte Stadt. Auffällig sind auch hier die wundervollen Blumenarrangements und kunstvoll bepflanzten Gärten. Ich fange immer mehr an mich zu fragen, wie diese Pracht bei diesem doch rauen Klima möglich ist. Auch bei uns beheimatete Pflanzen haben hier teils die doppelte Größe! Die Kanadier können also entweder zaubern, oder sie haben den besten, geheimen Dünger, den es auf diesem Globus gibt! Ich bin jedenfalls an der Lösung des Mysteriums dran!
Als nächstes folgt das Highlight des Tages - die Besichtigung der Basilika „Notre-Dame de Montréal". Die römisch-katholische Kathedrale im neugotischen Stil wurde von 1824-29 aus grauem Kalkstein erbaut, dem traditionellen Baumaterial der Altstadt Montreals. Der prachtvolle Innenraum im gotischen Stil wurde von Victor Bourgeau gestaltet und lässt einen beim ersten Anblick sprachlos inne halten. Neben den kostbar verarbeiteten Baumaterialien ist es vor allem die faszinierende Lichtstimmung, die einen komplett verzaubert und in ihren Bann zieht. Diesem Ruf folgend, sitzen viele einfach nur andächtig auf den Bänken, lassen immer wieder den Blick schweifen und saugen die Eindrücke und die Stimmung in sich auf. Nachdem wir in unserer anschließenden Freizeit etwas zu Mittag gegessen haben, mit darauf folgendem kleinen Bummel durch die Gassen Montreals, heißt es auch schon „Au revoir Montréal - Salut Québec!". Wir verabschieden uns allerdings mit einem Knall! Bevor wir uns auf den Weg machen, fahren wir mit unserem tonnenschweren Gefährt einen Teil der hiesigen Rennstrecke „Circuit Gilles-Villeneuve" ab. Los geht es an der Pole-Position und hindurch durch die zahlreichen Haarnadelkurven. Dabei werden wir von Radfahrern, Inline-Skatern und Läufern begleitet und können den Sieg ganz klar auf unserer Seite verbuchen; auch, weil im Bus niemand die ausgeteilten Plastikbeutel nutzen musste ;).
Nach dieser rasanten Fahrt geht es auf der Landstraße 40 eher beschaulich weiter. Direkt am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms entlang, reiht sich hier idyllisch ein kleines, buntes Holzhäuschen ans andere. Meist ausgestattet mit Veranda und kleinem Garten, fällt auch hier wieder die Blumenpracht ins Auge und der auf höchstem Niveau gepflegte Englische Rasen - leuchtend grün und genau 4-5cm hoch. Auch, wenn ein Haus einmal nicht tadellos in Schuss sein sollte, der Rasen hat definitiv die richtige Länge! So fahren wir durch diese wunderschöne Landschaft, von Weitem leuchten immer wieder die Zinndächer der jeweiligen Dorfkirchen auf und der ein oder andere sucht sich verträumt das passende Häuschen für seinen Ruhestand in Kanada aus - ganz vorn an unser Reiseleiter ;).
Auf dem Weg nach Québec folgt aber noch ein weiteres Highlight. Wir kommen in den Genuss eine weitere atemberaubende Schönheit zu besichtigen - die „Notre-Dame-du-Cap" in Trois-Riviéres. So anders und doch so bezaubernd. Das Bauwerk trägt den vom Papst verliehenen Ehrentitel „Basilica minor", also kleinere Basilika, ist das Nationalheiligtum im Bistum Trois Rivières und der Jungfrau Maria geweiht. Diese Lobeshymnen spiegeln sich in der imposanten architektonischen Umsetzung des achteckigen Gebäudes wieder, welches sowohl von außen als auch von innen beeindruckt. Auch regelrecht zauberhaft sind die umliegenden, angelegten Gärten mit ihren zahlreichen Skulpturen. Gerade jetzt zum späten Nachmittag glitzert die Sonne durch das satte Grün der Bäume bis hin zum taubesetzen Gras und spiegelt sich auf den kleinen Wasserkanälen wieder. In der Ferne sieht man große Frachter auf dem Sankt-Lorenz-Strom dahin gleiten - eine friedvolle Idylle, die wir in vollen Zügen genießen.
Danach befinden wir uns im direkten Anflug auf Québec. Nach diesem langen und ereignisreichen Tag lassen wir den Abend ruhig ausklingen und schöpfen neue Kräfte für morgen.

12.09.19 Québec City und Umgebung >>>Von tosenden Wasserfällen hin zu bezaubernden Kirchen


Wir beginnen den sonnigen Tag mit einer zweistündigen Stadtrundfahrt unter der Leitung von Nadia, einer russischen Einwanderin Québecs. Direkt nach Beginn werden Stimmen des Unmuts laut - natürlich nur von einer Person... Erwartet, oder sollte ich besser erhofft sagen, wurde wohl eine „grazile, französische Elfe", wohingegen nun mit einem „russischen Feldwebel" Vorlieb genommen werden muss. So herzlich wir alle darüber lachen können, so sehr genießen wir die lebhaften Ausführungen unseres charmanten „Feldwebels".
Québec beherbergt 850.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Zusätzlich trägt es stolz den Titel der ältesten kanadischen Stadt mit 411 Jahren. Dabei ist die Altstadt Québecs in die Oberstadt auf dem Plateau und die Unterstadt am Sankt-Lorenz Strom untergliedert. Unseren ersten Fotostopp machen wir am Parlamentsgebäude und direkt im Anschluss am „Battlefields Park". Hier können wir zum einen alte Artilleriegeschütze bestaunen und zum anderen einen prachtvollen Ausblick auf den Sankt-Lorenz Strom genießen. Weiter geht es mit dem Bus entlang der alten Stadtmauer, die um drei Meter verkürzt wurde, um sich in das heutige Stadtbild einzufügen. Als wir eines, der noch vier erhaltenen Stadttore durchfahren, erwartet uns dahinter ein „Klein-Europa". Gekrönt wird dieses vom Luxushotel „Fairmont Le Chateau Frontenac", welches regelrecht über der Unterstadt thront und dem Namen Chateau, also Schloss, alle Ehre macht. Die letzte Etappe unserer Führung legen wir in der Unterstadt zu Fuß zurück, in dem wir uns durch die zahlreichen kleinen Gassen schlängeln. Danach genießen wir noch etwas Freizeit in der „alten Hauptstadt" (la Vieille Capitale), den Montreal als Spitznamen trägt. Weiter geht es zum nächsten Programmpunkt des heutigen, ereignisreichen Tages - dem „Canyon Sainte-Anne". Hier wandern wir ganz im Gegensatz zum gerade erlebten Stadtflair inmitten dichter Wälder und auf wackligen Hängebrücken entlang „Sainte-Anne-du-Nord". Dabei fällt der Fluss über einen 74 Meter hohen Wasserfall spektakulär in eine steile Schlucht hinab. Fotografisch kann man dies von zahlreichen Aussichtspunkten festhalten. Nach dem Erleben der wilden Kraft des Wassers, geht es über zum nächsten kulturellen Highlight - der römisch-katholischen Basilika „Sainte-Anne de Beaupré", dem bedeutendsten Wallfahrtsort Nordamerikas. Die heilige Anne, oder zu deutsch Anna, ist dabei die Mutter Marias und somit die Großmutter Jesu Christi. Während ihr frühzeitlich wenig Beachtung entgegen gebracht wurde, wird sie ab dem Mittelalter als Heilige verehrt und vielfach künstlerisch verewigt. Der zu ihren Ehren errichteten Basilika im neugotischen Stil werden eine Vielzahl von Wundern und Heilungen zugesprochen. So kann man beim Betreten des Gotteshauses aufgetürmte Krückstöcke und Gehilfen entdecken, die diese Wunderheilungen bezeugen sollen. Das Interieur und die damit erzeugte Stimmung im Inneren der Kirche sind derartig beeindruckend, dass sie nicht in Worte zu fassen sind und man es wirklich mit eigenen Augen gesehen und erlebt haben muss!
Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sind wir auf dem Weg zum nächsten Naturspektakel - dem „Montmorency Wasserfall". Hierbei stürzen die Wassermassen des Montmorency über 83 Meter in die Tiefe und ergießen sich in den Sankt-Lorenz Strom. Somit überragt dieser Wasserfall die Niagara-Fälle um ganze 30 Meter. Aber davon werden wir uns später ein eigenes Bild machen.
Auch hier kann man über zahlreiche Wege und Aussichtsplattformen den Wasserfall von jedem Winkel begutachten. Dabei führt eine steile Treppe entlang einer Felssteinwand bis hinunter zum Flussbecken, wo man unweigerlich eine kostenfreie Erfrischung, je nach Windrichtung, erfährt.
Aber damit sollte es für heute noch nicht getan sein. Dies war nur das Vorspiel, um sich für das bevorstehende Abendessen ausreichend Appetit zu holen. Zum feierlichen Abschluss dinieren wir im „Sugar Shack" (Zuckerhütte), wo traditionell Ahornsirup hergestellt wird. Das Menü ist dementsprechend angepasst. Dazu gibt es schwungvolle Live-Musik, welche wir rhythmisch mit hölzernen Klapper-Löffeln und vollem Körpereinsatz unterstützen. Das besondere Engagement unserer Gruppe und einzelner Solisten wird dabei HONORIERT ;). Im Anschluss werden wir in die Geheimnisse des Ahornsirups eingeweiht. Während wir uns unseren, zuvor im Eis selbst hergestellten, Ahornsirup-Lolli schmecken lassen, werden wir mit Informationen zur Ernte und Herstellung des goldenen „Maple Syrup" des Zuckerahorns versorgt. Der Großteil der weltweit exportierten Ware wird dabei in dieser Region produziert.
Angeheitert und ausgelassen wird im Anschluss der „Gift Shop" (Geschenkeladen) leer gefegt und schon befinden wir uns (samt „Diebesgut") auf der Rückfahrt zum Hotel. Ein abwechslungsreicher, ereignisreicher und einfach nur wundervoller Tag geht dem Ende entgegen.

13.09.19 Québec – Ottawa >>> Endlich sehen wir unsere ersten Bären!!!

Der heutige Tag startet mit 8 Uhr zwar relativ zeitig, dafür verbringen wir die kühlen Morgenstunden gemütlich eingepackt in unserem Bus auf der Fahrt Richtung Ottawa. Trotz der Uhrzeit herrscht im Bus eine auffällig ausgelassene und freudige Stimmung. Wir haben unseren Alleinunterhalter gefunden und wenn er erzählt, bleibt kein Auge trocken. Ich verrate nur so viel - in der Gruppe ist er unter dem Namen „Der Betreuer" bekannt ;). Der dreistündige Transfer zum Hotel „Fairmont Le Chateau Montebello" vergeht wie im Flug und wird durch zahlreiche, interessante Beiträge über die Geschichte des Landes und dessen indigene Bevölkerung begleitet. In der Landessprache heißen die Ureinwohner Kanadas übrigens auf eigenen Wunsch hin „First Nations" - die Ersten, die dieses Land besiedelten.
Angekommen an unserer Mittagsstation, erwartet uns ein reichhaltiges Buffet, was wirklich keine Wünsche offen lässt und uns zu regelrechten Begeisterungsstürmen beflügelt. Bis wir nach dem Verzehr der insgesamt mindestens drei Gänge aufstehen müssen und feststellen, dass es vielleicht doch etwas zu viel war...Aber wer konnte zu diesem Dessertbuffet auch nein sagen?! Das allgemein als „Château Montebello" bekannte Luxushotel hat somit seinem Namen alle Ehre gemacht. Es behält sich im Übrigen vor, die weltweit größte Holzkonstruktion darzustellen. Das Baumaterial des Hotels ist hier somit, neben der allgemeinen Luxusausstattung, die Hauptattraktion. Leicht schwerfällig aber glücklich begeben wir uns weiter zum Omega Wildpark, in dem wir einen alten, umgebauten Schulbus besteigen. Die Hauptsache ist, dass die Fenster offen sind bzw. fehlen und wir genügend Möhren für die bevorstehende Fütterung der Wildtiere dabei haben. Direkt am Eingang findet eine ausführliche Einlasskontrolle statt. Eine Gruppe Wapiti Hirsche filzt die vor uns wartenden Pkws samt ihrer Insassen aufs Gründlichste. Da bleibt kein Gesicht trocken und definitiv keine Möhre im Auto. Da unser Gefährt etwas höher liegt, können wir die Tiere perfekt bestaunen, fotografieren und natürlich auch streicheln sowie füttern. Auf mysteriöse Weise landen immer wieder Karotten, trotz des engagierten Versuchs, sie durch die großen Fenster des Busses zu befördern, zurück im Inneren und somit auch gern einmal im Schoss oder „bestenfalls" am Kopf eines Passagiers. Dies ist auch eine interessante Art, die Futtermöhren zu verteilen :). Auch hier nenne ich natürlich keine Namen. Denn was in der Gruppe passiert, bleibt in der Gruppe! So werden nicht nur die Tiere gefüttert, sondern auch großzügig die an uns vorbei fahrenden Pkws von Besuchern. Wir sind schließlich nicht knausrig ;). Durch ihre beachtliche Größe, als zweitgrößte Hirschart, kommen die Wapitihirsche problemlos an die Fenster des Busses heran. Nur der Elch ist größer und diesen werden wir ein wenig später auch noch zu Gesicht bekommen. Auf der 12 km langen Strecke durch Wälder und Wiesen können wir alle Bewohner des Parks bei schönstem Sonnenschein bestaunen. So sehen wir unter anderem verschiedenste Hirscharten, Bisons, Wölfe, Polarfüchse, wilde Truthähne und Kanada Gänse. Das absolute Highlight folgt zum Schluss - Schwarzbären! Obwohl wir uns extra einen Beutel Möhren für diesen besonderen Moment aufgehoben haben, müssen wir nun feststellen, dass sie regelrecht Spalier stehen, um von unserem Fahrer ein Stückchen WURST zu ergattern. Aber der Gedanke zählt!:) Während also einige aufgeregt immer wieder Männchen machen, liegen andere träge auf Felsbrocken und lassen sich von der Sonne den dunklen Pelz wärmen. Was für ein Schauspiel! Nach dieser erlebnisreichen Fahrt begeben wir uns wieder in die vertrauensvollen Hände von René und legen die letzten Kilometer nach Ottawa, der Hauptstadt Kanadas, zurück. Den Tagesabschluss bildet eine kleine Stadtrundfahrt mit eingebautem Fotostopp, die Vorfreude auf morgen macht.

14.09.19 Ottawa – Rockport – Toronto >>> „Eine Seefahrt, die ist lustig..."


Der heutige Tag startet etwas grau in grau, was uns allerdings nicht davon abhält, gut gelaunt unseren Bus zu besteigen. Der erste Stopp findet am imposanten Parlamentsgebäude Ottawas statt. Dieser im neogotischen Stil erbaute, auffällige Gebäudekomplex, untergliedert sich in den „Centre Block", welcher den markanten, 92 Meter hohen „Peace Tower" (Friedensturm) beinhaltet sowie in den East und West Block, in denen sich hauptsächlich Büros befinden. Auf keinem Foto darf allerdings die symbolträchtige „Centennial Flame" (hundertjährige Flamme) fehlen, welche zu Ehren des 100-jährigen Bestehens der Kanadischen Konföderation errichtet wurde. Eigentlich sollte sie nach den Feierlichkeiten 1967 wieder abmontiert werden, was allerdings von der Bevölkerung erfolgreich verhindert wurde.
Im Anschluss besichtigen wir das Nationalmuseum für Geschichte. Hier kann man wirklich alles über die Ursprünge des Landes erfahren und sich gerade im Bereich der zahlreichen, indianischen Stämme belesen und mehr über deren Tradition und Kultur erfahren. Dabei gibt es unzählige Exponate, die gern mit Kurzfilmen untermalt werden. Nach diesem ausgiebigen kulturellen Beitrag, entspannen wir die nächsten zwei Stunden im Bus auf der Fahrt nach Rockport. Hier begeben wir uns, unter der Leitung unseres erfahrenen Kapitäns, auf eine einstündige Bootsfahrt inmitten der „1000 Inseln" des Sankt-Lorenz Stroms. Es gilt sich die perfekte kleine Insel, nach Möglichkeit bereits mit einem Haus ausgestattet, auszusuchen. Die Preise starten immerhin bereits bei 200.000 $. Hier kann man entspannt seinen Ruhestand genießen, wobei das Wort Ruhe eine völlig neue Bedeutung bekommt - besonders im Winter. Im Sommer nutzt man also den Fischreichtum der Region zum Angeln und im Winter, wenn der Strom zufriert, zieht man sich in sein gemütliches Häuschen zurück. Ob man dies allerdings möchte, ist eine andere Frage.
Die Hauptattraktion unserer Fahrt auf Seiten der USA ist das „Boldt Castle", welches auf der Heart Island thront. Der zwischen 1894-1904 vom Hotelmagnaten George C. Boldt erbaute Gebäudekomplex, sollte eine Liebeserklärung an seine Frau Louise darstellen und das größte und schönste private Wohngebäude Nordamerikas werden. Als diese allerdings kurz vor der Fertigstellung verstarb, wurden die Bauarbeiten abrupt eingestellt und die Gebäude dem Verfall überlassen. Erst im Jahr 1977 wurde das Gemäuer von der Thousand Island Bridge Authority übernommen und grundrenoviert; allerdings bewusst nie fertig gestellt. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.
Den Gegebenheiten angepasst, findet unser Mittagessen heute im „Boathouse" (Bootshaus) statt und es gibt, wie nicht anders zu erwarten, Fisch. Gut gestärkt geht die wilde Fahrt weiter. In Kingston, der ehemaligen Hauptstadt der größten britischen Kolonie, stoppen wir erneut, um uns in einem kleinen Rundgang einen Überblick zu verschaffen und uns ein Eis zum Dessert zu gönnen. Ab Trenton folgen wir dem „Highway of Heros" (Autobahn der Helden) Nummer 401 bis nach Toronto. Seinen Namen erhielt er aufgrund der zahlreichen gefallenen Soldaten in Afghanistan, dessen Leichen auf diesem Wege in die Großstadt Toronto transferiert wurden. Kurz vor 20 Uhr haben wir uns erfolgreich durch den dichten Stadtverkehr Torontos geschlagen und verbringen unseren ersten Abend in der pulsierenden Metropole Kanadas unter den Gegebenheiten einer lauen Sommernacht.

15.09.19 Toronto – Ein ganzer Tag in der Metropole Kanadas


Der Wetterbericht für heute hat sich in den letzten Tagen immer wieder verändert. Wir sind jedenfalls professionell auf das Schlimmste vorbereitet - und da dies „nur" Regen ist, sollte uns heute auf der Stadtrundfahrt durch Toronto nichts weiter passieren. Toronto, die Hauptstadt der Provinz Ontario und auch die größte Stadt Kanadas, bietet zusätzlich zahlreiche Schlechtwettervarianten für die später folgende Freizeit. Um allerdings die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages effektiv einzufangen, starten wir unsere Tour direkt mit der Auffahrt auf den CN-Tower. Der 553,3m hohe Kommunikations- und Aussichtsturm hat seinen Namen von der Canadian National Railway Company, die ihn 1976 als Rundfunk- und Fernsehturm fertig stellte. Er zählt zu den sieben Weltwundern der Moderne und ist das neunt-höchste, freistehende Bauwerk der Welt. Die rasante Auffahrt auf 360m wird in weniger als einer Minute bewältigt. Der 360 Grad Rundumblick von dieser Ebene ist überwältigend. Hier kann man nach Herzenslust schlendern und fotografieren was das Zeug hält. Eine Etage tiefer gibt es den so genannten „Glasboden". Hier braucht es schon etwas Mut, um der schwindelerregenden Tiefe ins Auge zu blicken und dies fotografisch festzuhalten. Während wir diese Herausforderung noch mit Bravour meistern, gibt es dann doch niemanden, der den „EdgeWalk" absolviert. Bei diesem ist man voll gesichert auf dem Außendeck des Towers unterwegs und kann sich fast frei schwebend über die Brüstung hängen lassen. Eine Teilnahme wurde zwar anfangs heiß diskutiert, aber dann doch nicht vollgezogen. Vielleicht beim nächsten Mal...
Als wir im Anschluss das im Freien befindliche Eisenbahn Museum Torontos besichtigen, welches sich mit auf dem Gelände befindet, setzt der vorhergesagte Regen ein. Somit verziehen wir uns ganz schnell wieder in unseren Bus und setzen die Stadtrundfahrt fort. Dabei fahren wir durch das bunte „China-Town", vorbei am belebten „Yonge-Square" und machen einen Fotostopp am alten sowie neuen Rathaus. Letzteres trägt den treffenden Spitznamen „Eye of the Government" - also das Auge der Regierung. Zum Schluss unserer Stadtrundfahrt zirkeln wir um den „Queen´s Park", in dem sich das Parlamentsgebäude befindet. Und schon sind wir im direkten Anflug auf unser Hotel. Perfekt zur Mittagszeit beginnt nun die angekündigte Freizeit. Da es noch leicht regnet, ist dies der perfekte Tag, sich das Aquarium näher anzusehen, im Eaton Centre einen Einkaufsbummel zu machen oder sich in den Museen 'Royal Ontario Museum' oder ´Art Gallery of Ontario´ weiter zu bilden. Für jeden Geschmack ist also etwas dabei und alles liegt fußläufig zu unserem Hotel. Viel Spaß in Toronto!

16.09.19 Niagara–Fälle >>> Wir blicken den tosenden Hufeisenfällen todesmutig ins Auge


Heute ist ein besonderer Tag. Bevor wir mit unserem Reisebus nach „Niagara on the Lake" aufbrechen, zeigt uns unser Reiseleiter, bei einer erneuten kleinen Stadtrundfahrt, seinen alten Arbeitsplatz. Leider nicht dem Anlass entsprechend in feinen Strumpfhosen gekleidet, zur besseren Demonstration versteht sich, deutet er auf ein Gebäude, in dem eine Mittelaltershow hausiert. Zur Ausbildung zum Ritter hat es zwar nicht gereicht, (Es fällt auch durchaus schwer, sich ihn mit wehendem Haar im Vollgalopp auf einem ungestümen Pferd vorzustellen...), aber schließlich profitieren wir von dieser Fügung, da er sonst wahrscheinlich heute nicht mit uns unterwegs wäre.
Direkt am Eingang des Gebäudes prangt ein großes Poster von eben diesen Rittern, welche imposant mit Lanze in der Hand auf ihren edlen Rössern thronen. Von Weitem ist diese Szenerie allerdings schwer auszumachen, weswegen den Rittern prompt das Tragen einer „Pampers" angedichtet wird. Wenn man den Pferdekopf nicht als solchen erkennt und dementsprechend die muskulösen, hellen Pferdebeine als die des Menschen deutet, sieht dies auch wirklich so aus. Wir lachen jedenfalls herzlich über diese Verwechslung!
Perfekt zur Mittagszeit kommen wir in „Niagara on the Lake" an, einer bedeutenden Weinanbauregion des Landes. Im Bus kursiert nur eine große Frage - Wieso haben wir hier keine Weinverkostung?! Somit muss ich versprechen, dass ich dieses Anliegen vertrauensvoll weiterleiten werde. Nach einem kleinen Mittagssnack und einer Kostprobe des besten Eises Kanadas aus dem „Cow´s", verabschieden wir uns von dem kleinen, beschaulichen Örtchen, hin zum Aussichtspunkt „Whirlpool". Hier fließen die Wassermassen des Niagaraflusses in einer 90 Grad Kurve in ein großes Becken, werden dadurch aufgewirbelt und somit erhielt dieser Ort seinen Namen. Neben zahlreichen Fotos, die geschossen werden, lassen wir unseren „kriminellen Energien" einmal wieder freien Lauf. Da wir diesen Stempel als Gruppe seit dem Abend im Sugar Shack weg haben, (Ich möchte dies nicht näher erläutern...Es war allerdings alles halb so wild!) können wir auch in Ruhe Alkohol in der Öffentlichkeit trinken. Grundlegend ist dies ein Vergehen, vor dem wir von Anfang an gewarnt wurden. Da die Initiative in diesem Fall von unserem Stempel-Kapitän höchst persönlich ausgeht, machen wir uns diesbezüglich keine Sorgen, bilden etwas abseits einen „blickdichten Arbeitskreis" und genießen unseren Whiskey versetzt mit Ahornsirup. Wer hat hier also kriminelle Energien?!!! :D Zusätzlich stärken wir uns vor der Bootsfahrt mit leckeren Ahornsirupkeksen. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob unser Kapitän nur sicher stellen wollte, dass alle vor der Bootsfahrt etwas im Magen haben. Bekanntlich macht sich dies besser, falls man den Prozess nicht so gut vertragen sollte.
Dann ist es endlich so weit. Die Sonne hat sich endlich blicken lassen und wir sind bereit, professionell ausgestattet in unseren roten Plastiküberziehern, das Boot zu besteigen. Die Fahrt dauert 30 Minuten. Je nach dem wie todesmutig man ist, kann man die gesamte Fahrt auf den Außendecks verbringen und wird dementsprechend nass, oder sitzt vor Spritzwasser geschützt gemütlich im Inneren des Vehikels. So passieren wir zuerst die „American Falls" (Amerikanische Fälle) mit den direkt angrenzenden, kleineren „Bridal Wahle Falls" (Brautschleierfälle) und fahren dann weiter zu den imposanten „Horseshoe Falls" (Hufeisenfälle). Hier wagen wir uns ganz nah an die herabstürzenden Wassermassen heran und dementsprechend groß ist die Aufregung auf den Außendecks. Es ist jedenfalls ein echtes Erlebnis - egal, wo man sich auf dem Dampfer befindet! Auf dem Rückweg zum Bus bestaunen wir noch kurz die für die Touristen errichtete Unterhaltungsmeile und machen uns im Anschluss auf zu einem letzten Fotostopp am Rande der „Horseshoe Falls". Hier kann man die herabstürzenden Wassermassen des Niagara Flusses samt Regenbogen perfekt einfangen, da man nur wenige Meter vom Abgrund entfernt steht. Als auch dies erledigt ist, steuern wir unser Hotel an. Wer einen Helikopterflug über die Fälle gebucht hat, kommt allerdings nur kurz zum Verschnaufen, da dieser direkt im Anschluss stattfindet. Heute jagt ein Ereignis das Nächste! Der Rest der Gruppe kann die zentrale Lage des Hotels für einen erneuten Spaziergang nutzen, oder einfach nur den Luxus der Zimmerausstattung bzw. den des Spa-Bereichs genießen. Hierbei sollte man im Übrigen immer seine Zimmerkarte dabei haben, damit man sich nicht versehentlich im Schwimmbad einsperrt. Nur als kleiner Hinweis :). Die Krönung des Tages erfolgt dann am Abend, als wir ein gemeinsames Abendessen im Skylon Tower auf 115 Metern einnehmen. Das Buffet ist reichhaltig und die Aussicht auf die Niagara-Fälle ist einfach nur fantastisch. Besonders, als die Fälle später am Abend in verschiedenen Farben ausgeleuchtet werden. Auf der Aussichtsplattform in schwindelerregenden 132 Metern kann man den Ausblick besonders gut genießen und natürlich auch fotografisch festhalten. Im Anschluss geht es in nur 52 Sekunden via Außenfahrstuhl wieder nach unten.
Dieser Tag bildet den perfekten Abschluss zu unserer erlebnisreichen und vor allem eindrucksvollen Reise durch den Osten Kanadas.

17.09.19 Toronto – Calgary – Banff >>> Die Überflieger landen in der Westkanadischen Provinz Alberta


So schön es hier war und so gern wir noch etwas geblieben wären, heißte es heute Abschied nehmen - und das gleich mehrfach. Damit wir dies alles professionell in unserem vollgepackten Terminplan unterbringen können, starten wir direkt 5 Uhr morgens in den Tag! ...weil wir es können...Die ganz Professionellen unter uns stechen dabei direkt hervor, als sie zu dieser doch frühen Morgenstunde einen vollen Teller mit Rührei, Speck, Würstchen und „Hash Browns" (Kartoffelpfannkuchen) verdrücken. Runtergespült wird alles gekonnt mit Kaffee. Spätestens heute trennt sich die Spreu vom Weizen und ich kann stolz berichten, dass der Großteil der Gruppe sich unter die edlen Getreidesorten einreiht. Ihr habt meinen vollen Respekt...sprach die Spelze! :D Danach begeben wir uns auf die letzte Fahrt mit unserem geliebten Busfahrer René. Wir werden ihn in Ehren halten! Nach anderthalb Stunden Fahrt kommen wir auch schon am Flughafen in Toronto an. Wir haben René gebührend verabschiedet und sehen nun dabei zu, wie unser Reisebus ein letztes Mal davon fährt. Es steht aber noch ein weiterer, weitaus schmerzvollerer Abschied an...Heute müssen wir unseren Professor, unseren geliebten Kapitän, Stempler und „Ritter" ziehen lassen, da wir auf der Westroute dieser Reise einen neuen Reiseleiter bekommen. Da sich unsere Reisegruppe so gut zusammengefunden hat, übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass der Abschied schwer fällt. Wir haben so viel über seine Erzählungen gelacht, sind ab und zu beim sanften und ruhigen Klang seiner Stimme ins Traumreich abgewandert und haben die gemeinsame Zeit einfach nur genossen. Vielen Dank dafür!!!Wie es sich für echte Abenteurer gehört, nehmen wir die gemachten Erlebnisse dankbar mit und schauen voller Vorfreude, auf alles, was noch kommen mag! Dabei überwinden wir auch die Hürden des Check-ins am Flughafen und trotzen der Sicherheitskontrolle mit einer stoischen Ruhe! Hierzu nun die Bekanntgabe der Rekordgewichtssummen von Gepäckstücken. Das Wichtigste zuerst - mein Koffer war nicht der schwerste! Obwohl der elitäre Club der „Heavy-Tags" (Kofferanhänger mit dem Vermerk „schwer") überschaubar ist. Das Maximum liegt bei unübertroffenen 26,3 kg und das Minimum bei 11,5kg. Wie Zweiteres möglich ist, ist mir nach wie vor ein absolutes Rätsel :).Die vier Stunden im Flieger vergehen wortwörtlich wie im Flug. Die Flugdauer und auch die erneute Zeitverschiebung von minus zwei Stunden lässt erahnen, wie groß dieses Land ist. In Calgary, der größten Stadt der Provinz Alberta, angekommen, werden wir bereits von Gudrun, unserer neuen Reiseleiterin und Dave, unserem neuen Busfahrer erwartet. Auch, wenn das erste Zusammentreffen etwas holprig verläuft und zu Teilen zu Unstimmigkeiten führt, lehrt uns dies eine wichtige Lektion fürs Leben - Es lohnt sich immer ein zweites Mal mit offenen Augen und einem offenen Herzen hinzuschauen. Besser als mit Gudrun und Dave hätte es uns nämlich nicht treffen können. Aber dazu später mehr! Wir starten also in unserer neuen Konstellation direkt auf eine Stadtrundfahrt mit anschließendem Stadtrundgang in Calgary. Da Gudrun bereits fast ihr ganzes Leben hier verbracht hat, ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für alle Fragen. So schlendern wir über die bunt schillernde „Olympic Plaza", auf der zu den Olympischen Winterspielen 1988 die Medaillen vergeben wurden, weiter entlang auf der Einkaufsmeile vorbei am Luxushotel Fairmont Pallisier, bis hin zu einem Einkaufstempel, in dem wir unser Mittagessen einnehmen. Immer begleitet werden wir dabei von einem leichten Marihuanageruch. Aber das ist hier schließlich legal und gehört zum Großstadtleben einfach dazu. Im Anschluss geht es auf Richtung Banff, unserem heutigen Endziel. Auf dem Weg halten wir für zwei Fotostopps am „Stampede Park", der jährlich das größte Outdoor-Spektakel der Welt ausrichtet und am „Olympic Park", wo die Kanadier auch heute noch mit Begeisterung zahlreiche Wintersportarten ausüben können. Danach befinden wir uns im direkten Anflug auf Banff. Entlang weiter, saftig grüner Weideflächen zieht sich die Landschaft schier endlos dahin. Dazu scheint die Sonne am klaren, hellblauen Himmel, an dem sich immer neue Wolkenformationen bilden. Ein wundervoller Anblick, der einen träumen lässt. Am Horizont lassen sich bereits die ersten Berge erkennen, die mit unserer baldigen Ankunft immer größer werden. Genau richtig zur Abendbrotzeit trudeln wir in Banff ein. Nach einer kurzen Runde mit dem Bus durch das beschauliche Städtchen zur Orientierung, sind wir bereit ins hotelnahe Restaurant einzukehren. Das Essen ist hervorragend und so sitzen wir in geselliger Runde und läuten die neue Etappe unserer Reise ein.

18.09.19 Banff– und Yoho–National Park >>> Smaragdgrüne Seen in einer unbändigen Natur


Wer gestern durch die fortgeschrittene Zeit vielleicht noch nicht so viel von dem beschaulichen, kleinen Städtchen mitbekommen hat, kommt heute im späteren Tagesverlauf voll auf seine Kosten.
Beim Anblick der uns umgebenden Berge, wird einem bewusst, wie vielfältig dieses Land ist. Wir haben die Städte verlassen und befinden uns auf 1399 Metern am Osthang der Rocky Mountains, die unübersehbar gleich morgens als erstes beim Öffnen der Fenstervorhänge vor uns thronen. Uns erwartet ein langer Tag ganz unter dem Motto - Natur pur! Nach einer Fahrt auf dem „Alberta-Highway 1A" immer entlang des Bow Flusses durch dichte Kiefern- und Fichtenwälder gelangen wir zum „Johnston Canyon". In dieser Schlucht, gelegen im „Banff-Nationalpark", spazieren wir einen reichlichen Kilometer durch den wildbewachsenen Wald bis hin zu den „Lower Falls", einem ca. 10 Meter hohen Wasserfall. Der Wasserfall, aber auch die moosbewachsenen Hänge, auf denen eine Vielzahl von Pilzen angesiedelt ist, bilden ein perfektes Fotomotiv. Dieser Ort gibt uns einen guten Einblick in die wilde Schönheit der Natur Kanadas und macht neugierig auf mehr. Nach einem Fotostopp am „Castle Mountain", dem Burgberg, mit seinen 2766 Metern Höhe, fahren wir weiter zum „Moraine Lake". Da wir auf dem Weg ein regelrechtes Parkleitsystem aus realen Menschen in Warnwesten durchlaufen, lässt sich immer mehr erahnen, wie hoch das Touristenaufkommen in dieser Region ist. Am besagten „Moraine Lake" haben wir allerdings Glück, dass sowohl der Pfad hinauf zum Aussichtspunkt „Rockpile" (Steinhaufen), als auch der selbige nicht so überlaufen sind. Der „Moraine Lake", oder auch zu deutsch „Moränensee", wird von den Gletschern der zehn Gipfel der „Wenkchemna Range" gespeist und liegt auf 1.884 Metern über dem Meeresspiegel. Im sogenannten „Tal der zehn Gipfel" gelegen, strahlt er in einem klaren türkisblau, wie ich es noch nie gesehen habe. Obwohl man den See direkt vor sich hat, wirkt seine außergewöhnliche Schönheit regelrecht unwirklich, wie nicht von dieser Welt. Die Farbgebung entsteht durch die Partikel des Gletscherabriebs, die das einfallende Licht reflektieren. Durch das hohe Aufkommen eben dieser Partikel entsteht die intensiv grün-blaue Farbe, die den See zu Recht zu einem der meistfotografierten Motive ganz Kanadas macht. Und obwohl wir noch nicht mit kleinen Glöckchen am Schuh ausgestattet sind, um uns bei den Grizzlys vorzustellen (...und dies wahrscheinlich auch nicht mehr passieren wird...), lernen wir hier doch auf Hinweisschildern, dass man am besten in einer Gruppe von mindestens drei Personen laufen sollte - oder eben zumindest schneller ist, als das schwächste Glied der Gruppe ;). Willkommen in der Wildnis Kanadas!
Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir weiter auf dem gewundenen Trans-Canada-Highway entlang des Bows und inmitten der Gebirgszüge. Unser nächster Halt ist am Aussichtspunkt der „Spiral Tunnels" (Spiraltunnel). Hierbei handelt es sich um zwei Kehrtunnel durch das Felsmassiv erbaut durch die Eisenbahngesellschaft „Canadian Pacific Railway", auf denen durch das verringerte Gefälle von 45 auf 22 Grad die ursprüngliche Strecke massiv entlastet wurde und heute Züge mit Waggonlängen von bis zu über 100 Waggons fahren. Leider haben wir bei unserer Ankunft einen durchfahrenden Zug ganz knapp verpasst und begnügen uns somit mit dem dargestellten Informationsmaterial aus Fotos und Artikeln am Aussichtspunkt. Auf unserer weiteren Fahrt werden wir dafür noch unzählige Züge passieren sehen. Wir befinden uns mittlerweile im „Yoho-Nationalpark" und steuern als nächstes den „Emerald Lake" (Smaragdsee) an, den größten See dieses Parks. Wir ergattern gerade noch den letzten Busparkplatz und dementsprechend hoch ist hier das Aufkommen an Asiatischen Touristen. Nichtsdestotrotz finden wir ein ruhiges Plätzchen am Rande des Sees, wo wir uns auf einer Holzbank niederlassen und die Szenerie auf uns wirken lassen. Danach wird wieder aufgesattelt und es geht weiter zu einem Fotostopp an der „Natural Bridge", einem natürlich entstandenem Bogen/Brücke, an dem sich der „Kicking Horse River" durch ein Kalksteinmassiv gegraben hat. Die Sonne scheint auf das funkelnde Wasser und wir genießen den Moment mit den uns bereits bekannten Gesichtern. Denn wo wir hinfahren, sind die anderen Busse schon da oder kommen nach ;). Der ereignisreiche Tag neigt sich langsam dem Ende und wir haben heute allein beim Ein- und Aussteigen aus dem Bus unser Tagespensum an Sport absolviert. Dazu muss ich bemerken, dass dies mittlerweile ein Automatismus geworden ist, der in seiner Perfektion seinesgleichen sucht! Zumindest gilt dies für das Aussteigen... ;). Nachdem wir auf dem Rückweg den „Mount Randle" abgelichtet haben, kommen wir zu unserem vorletzten Stopp für den heutigen Tag - den „Bow-Wasserfällen", die sich am Rande der Stadt Banff in die Tiefe stürzen. Noch viel schöner sieht diese Szenerie allerdings von hoch oben auf dem dafür extra errichteten Aussichtspunkt aus. Von hier aus kann man zudem perfekt das imposante Luxushotel „Fairmont Banff Springs" in seiner vollen Größe überblicken, was einmal wieder mehr einem Schloss als einem gewöhnlichen Hotel gleicht. Auf der Anfahrt zum Hotel sehen wir auch endlich unsere ersten Wildtiere! Vor unserem Bus überqueren drei mächtige Wapitis gemächlich die Straße. Direkt im Anschluss grasen Maultierhirsche seelenruhig neben dem Weg. Wir vermerken -in der Stadt hat man gute Chancen Wildtiere zu sehen. Man muss nur nach nicht zulässig parkenden Autos Ausschau halten. Eine derartige Wildsichtung ergibt nämlich bei Zeiten einen größeren Stau.
Am Hotel angekommen, sind wir bereit, auf Expedition in Eigenregie zu gehen. Dabei genießen manche die reichliche Fülle an Restaurants, andere bleiben ihrem Schema treu und stürmen die Souvenirläden und wieder andere nutzen den Komfort des Hotels und tauchen in das wohlig warme Wasser des Sole-Whirpools unter freiem Himmel ein. Wir haben es uns wirklich verdient!

19.09.19 Lake Louise – Bow Lake – Athabasca Gletscher >>> Auf Erkundungstour im ewigen Eis


Nach einem reichlichen und leckeren Frühstück starten wir auch heute wieder in einen langen Tag! Wir wollen schließlich unsere Zeit hier in vollen Zügen auskosten! Direkt auf dem Weg zu unserer ersten Attraktion wird es unruhig im Bus. Bis die Nachricht, dass ein Elchbulle direkt hinterm Zaun an der Straße gesichtet wurde bei uns anlangt, sind wir allerdings schon viel zu weit weg. Zumindest haben ihn einige gesehen und von nun an herrscht eine ganz klare Verhaltensregel, wenn Wildtiere gesichtet werden - Es wird lauthals nach vorn kommuniziert, damit wir zumindest die Chance haben zu stoppen und eventuell zurück zu stoßen. Und alles was mit „lauthalls" zu tun hat, können wir ;). Alle Späher sind somit auf ihren Posten und der nächste Elch oder Bär kann kommen. Wir sind hoch konzentriert und bereit!!!
Nichtsdestotrotz „müssen" wir nebenher doch einige Besichtigungen machen. Die Erste für heute ist der bekannte und wunderschöne „Lake Louise". Wir folgen also wieder dem menschlichen Parkleitsystem, bis wir bereits von Weitem das eindrucksvolle „Fairmont Chateau Lake Louise" sichten. Die luxuriösen Eisenbahnhotels sind an den exklusivsten Standorten zu finden - so auch hier. Wir drehen also erst eine Runde durch das exklusive Hotel, wobei sich die Souvenirjäger direkt wieder abkapseln und bewundern im Anschluss den Ausblick auf den jadegrünen See mit dem Victoria Gletscher im Hintergrund. Auch dieser See befindet sich im „Banff-Nationalpark" und erhielt seinen Namen zu Ehren der naturverbundenen Tochter von Königin Victoria - Prinzessin Louise Caronline Alberta.
Wieder einmal fahren wir immer entlang des Bow Flusses gen Nord-Westen und passieren so auf dem „Icefields Parkway" unter anderem den „Hector Lake". Bei dieser besonderen Schönheit ist es unglaublich schade, dass wir mit unserem großen Bus von dieser Seite nicht für einen Fotostopp anhalten können. Seine intensive Färbung hat sich allerdings direkt ins Gedächtnis eingebrannt. Dafür stoppen wir am Aussichtspunkt des „Crowfoot Gletscher" (Krähenfussgletscher), welcher auch den Bow mit Schmelzwasser versorgt. In dieser Gegend sieht man unglaublich viele Gletscher verschiedener Größen und daraus resultierende Gletscherseen. Beides ehrwürdige Anblicke! Dementsprechend ist unser nächstes Ziel der wunderschöne „Bow-Lake" mit dem „Bow-Gletscher" im Hintergrund. Die Kulisse mit den emporragenden Bergen, die sich im smaragdgrünen Wasser des Gletschersees spiegeln, ist atemberaubend. Die warmen Sonnenstrahlen komplettieren das Bild dieser friedlichen Idylle. So steht man am Rande des Sees, lässt den Blick über das in der Sonne glitzernde Wasser und dem Abbild des Gletschers gleiten und befindet sich direkt in einem Postkartenmotiv. Wunderschön!
Auf dem weiteren Weg im Tal der Rocky Mountains nimmt die Laubfärbung immer intensivere Züge an und reicht von einem leuchtenden gelb bis hin zu einem glühenden rot. Im Osten des Landes waren wir vielleicht etwas zu früh dran, aber hier erleben wir jetzt unseren ganz eigenen und dadurch besonderen „Indian Summer". Zischen den steilen Felswänden kommen immer wieder kleine Wasserfälle herunter, die den Anblick dieser malerischen Landschaft komplettieren. Nachdem wir das Gletschertal des „Saskatchewan River" verlassen, genießen wir einen letzten Blick auf den 3.270 Meter hohen „Cirrus Mountain", der die Grenze zwischen dem „Banff-Nationalpark" und der „White Goat Wilderness Area" bildet. Danach geht es auf direktem Wege zu unserem heutigen Endgegner - das „Columbia Eisfeld". Hierbei handelt es sich um die größte Ansammlung von Eis südlich des Polarkreises mit einer Fläche von 325 km² und einer Dicke von 100 bis 365 Metern. Dabei ist es das Nährgebiet von insgesamt 32 talfließenden Gletschern, darunter acht Große wie der Athabasca-, der Castleguard-, der Columbia-, der Dome-, der Stutfield- und der Saskatchewan-Gletscher. In der direkten Umgebung befinden sich einige der höchsten Berge der kanadischen Rocky Mountains, die dem Bild einen majestätischen Anblick verleihen. Nach einer kurzen Erkundungstour im „Columbia-Eisfeld-Besucherzentrum" geht es auch schon hinauf auf den „Athabasca-Gletscher". Jeder so gut eingepackt wie möglich, besteigt dabei den regelrecht monströsen „Snowcoach". Von diesen 1,3 Millionen Dollar teuren Gefährten gibt es weltweit nur 24 Stück, wovon sich 22 direkt hier am Gletscher befinden. Die Fahrt dauert nur 15 Minuten und schon setzten wir Fuß auf die massiven Eismassen. Dabei ist es aus Sicherheitsgründen nur erlaubt, sich in einem abgesteckten Gebiet aufzuhalten. Da sich das Wetter zusehends verschlechtert, sind wir dafür fast allein hier oben und können in Ruhe „Eroberungsfotos" mit der deutschen Flagge machen...wenn da nicht dieser eisige Wind wäre...Somit treten wir nach 25 Minuten leicht durchgefroren den Rückweg an. Unser Bus ist allerdings nur noch zur Hälfte besetzt, da unsere chinesischen Kollegen den englischen Instruktionen anscheinend nicht ganz folgen konnten. Das Mikrofon gehört jetzt also uns und die Informationen der Anreise erklingen erneut mit meiner elfenhaften Stimme :). Nach diesem Erlebnis sind alle froh wie nie, endlich wieder im Bus zu sein und die Vorzüge der Heizung zu genießen. Als wir endlich wieder durchgewärmt sind, kommen wir auch schon in unserer heutigen Unterkunft mitten im Grünen an und werden mit einem Gläschen Sekt begrüßt. Als hätten sie unsere Gedanken gelesen! Aber das ist für heute noch nicht alles. Unter dem Schutz des Daches eines kleinen Picknicktisches mitten auf dem Gelände, findet unsere verspätete Weinverkostung statt. Es gibt Rot. Es gibt Weiß und natürlich auch Rosé. Spätestens beim dritten Gläschen merkt keiner mehr, dass er sich versehentlich unter dem schützenden Dach hinaus in den einsetzenden Regen begeben hat. Die Welt ist in Ordnung und es wird herzlich gelacht. Danach schließen wir den Tag bei einem gemeinsamen, gemütlichen Abendessen ab. Der Wein fließt und es wird der Gedanke des kollektiven Überlebenstrainings geboren, dessen Königin zwei Plätze weiter sitzt. Nach so vielen Erlebnissen werden wir heute definitiv gut schlafen!

20.09.19 Jasper Nationalpark >>> Flüsse, Seen, Elche und Wapitis


Heute geht es wieder hoch her. Aber wir sind nichts anderes gewohnt und brauchen den ständigen Input wie die Luft zum Atmen! Nach einem reichlichen Frühstück geht es auf zu den „Athabasca-Fällen". Dabei sind wir stetig wachsam und auf der Hut, ob sich irgendwo ein Wildtier sichten lässt. Mit unserem indianischen Fahrer Dave sind wir dabei regelrecht gesegnet, da er aus dem fahrenden Bus Fährten liest und alles erspäht, was neben der Straße kreucht und fleucht. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein! Als positiver Nebeneffekt bauen wir die Fähigkeit aus, uns in Geduld zu üben. Nicht sonderlich einfach, aber erforderlich. Auf dem Weg zu den Wasserfällen fallen immer wieder die rötlich schimmernden Waldgebiete auf, die immer großflächiger werden. Da es sich in das herbstliche Bild der Natur perfekt einfügt, ist nicht gleich ersichtlich, dass dies für Nadelbäume unüblich ist. Der Borkenkäferbefall ist hier ein riesiges Problem und die Ausbreitung dieses Schädlings ist rasant fortschreitend. Bald werden die Bäume ihre Nadeln gänzlich verlieren und als nackte, tote Baumstämme empor ragen. Ein trauriger Anblick, der uns ein wenig später erwartet. Die Natur schreibt allerdings ihre eigenen Gesetze und wird sich auch hier irgendwie zu helfen wissen. Ein probates Mittel sind Waldbrände und diese sind in dieser Gegend nicht unbekannt.
Mittlerweile befinden wir uns im „Japsper-Nationalpark". Die „Athabasca-Falls" sind mit ihren 23 Metern Höhe eine der Attraktionen hier, aber mehr bekannt durch die unbändige Wucht mit der sich das Wasser des „Athabasca Rivers" seinen Weg bahnt. Auf den kleinen Wegen zwischen den Felsen und Schluchten fühlt man sich fast wie im Elbsandsteingebirge. Nur die Artenvielfalt an Pilzen ist wesentlich höher. Die Rotkappe ist dabei ein Beispiel par exellence und nimmt Größen an, wie ich es noch nie gesehen habe.
Bei einem Toilettenstopp in Jasper, einem ehemaligen Handelsposten der Hudson's Bay Company, nutzen wir gleich die Zeit, um uns zusätzlich den anschaulich bemalten Totempfahl der Stadt anzuschauen. Dieses heutige Identitätssymbol der indigenen Völker wird uns bis ans Ende der Reise immer wieder begegnen.
Wir schlängeln uns weiter im Tal entlang vorbei am „Medicine Lake" und nehmen direkten Kurs auf den „Maligne Lake", unserem heutigen Ausflugsziel. Dabei werden wir die ganze Zeit vom Maligne Fluss begleitet, der zu Teilen unterirdisch fließt. Die Alarmbereitschaft im Bus ist auf dieser Strecke besonders hoch, da wir vorsensibilisiert wurden, dass Sichtungen von Wildtieren hier besonders wahrscheinlich sind. Und dann passiert es! Vor uns auf der Straße sehen wir zahlreiche Autos mit Warnblinkern stehen. Der Weg wird zusehends blockiert und mehr und mehr Menschen strömen hinaus an den Straßenrand, um sich bestmöglich zu platzieren. Leider befinden wir uns in der Schlange weit hinten, sodass wir das Geschehen nur aus der Ferne verfolgen können und nach wie vor keine Ahnung haben, was genau gesichtet wurde. Aber nicht mit Dave! Mit einer Leichtigkeit steuert er unseren Bus auf die Gegenfahrbahn, blockiert somit gekonnt die gesamte Straße und fährt an der Kolonne wartender Fahrzeuge vorbei. Sein Heldenmut wird prompt belohnt, da direkt am Straßenrand ein unruhiger Elchbulle zu sehen ist, der sich durch die Menschenmassen verunsichert in den Wald zurück zieht. Zu unserem Glück können wir ihn allerdings zuvor noch in seiner vollen Pracht sehen. Die Aufregung im Bus ist immens und Dave wird wie ein Held mit lauten Namensrufen und einem schallenden Applaus gefeiert. Dies wird übrigens in Zukunft noch des Öfteren passieren :). Weiter geht es zum „Maligne Lake". Da es regnet, nutzen wir die Zeit bis zu unserer 1,5 stündigen Bootsfahrt, um uns frische Waffeln zu gönnen oder etwas die Gegend zu erkunden. Heute herrscht das perfekte Aprilwetter, wobei sich Sonne und Regen stetig abwechseln. In dieser frischen, grünen Natur erweckt der niederfallende Regen die Pflanzenwelt unter den Strahlen der Sonne zu neuem Leben und bringt sie regelrecht zum Strahlen und Funkeln - ein Farbenspiel der besonderen Art!
Als wir bereit sind, in See zu stechen, hat es gerade wieder angefangen zu regnen. Somit machen wir es uns im Inneren des Boots gemütlich und lauschen den gemachten Ausführungen bezüglich des Sees und seiner Umgebung. Der „böse See" hat eine Gesamtoberfläche von 20 km² und eine Uferlänge von 45 km. Da er reich an natriumhaltigen Wasserpflanzen ist, sind die Ufergebiete zusätzlich beliebte Äsflächen von Elchen. Dabei sind diese Huftiere nicht nur hervorragende Schwimmer, sondern können auch bis zu 6 Meter tief tauchen. Bei der gehörigen Masse, die ein Elch mit sich bringt, ist dies kaum vorstellbar. Zur Brunftzeit, in der wir uns gerade befinden, ernten die Elchbullen die Wasserpflanzen bevorzugt mit ihrem riesigen Schaufelgeweih und versuchen so den Elchkühen zu imponieren. Und so interessant diese Fakten sind, so schade ist es, dass wir dies nicht mit eigenen Augen erleben können. Beim nächsten Mal dann! Wir nehmen direkten Kurs zur Hauptattraktion des Sees - „Spirit Island", der Geisterinsel. Aufgrund des Wasserstands des Sees handelt es sich hierbei die meiste Zeit des Jahres allerdings um eine Halbinsel, die wenig spektakulär wirkt. Nichtsdestotrotz zählt auch sie zu den meist fotografierten Motiven ganz Kanadas. Ihren Namen erhielt sie durch eine Legende der örtlichen Ureinwohner, in der ein Liebespaar verfeindeter Stämme hier seinen geheimen Treffpunkt hatte, bis ihre Liaison entdeckt und verboten wurde. Er kehrte bis an sein Lebensende zurück auf die Insel und fand hier schlussendlich den Tod. Sein Geist wandelt bis heute unruhig umher und wartet auf die Rückkehr seiner Liebsten. So schön das alles klingt, so schwer fällt gerade der Regen, weswegen wir den kleinen Rundpfad mit Blick auf die Halbinsel in einer Rekordzeit zurück legen. Gerade als unser Boot wieder ablegt, kommt die Sonne heraus und zeigt uns unübersehbar die Faszination um die Schönheit von „Spirit Island". Als wir wieder am Steg anlanden, werden wir von einem grasenden Maultierhirsch empfangen. Die vielen Paparazzi stürzen sich regelrecht auf das arme Tier. Um ehrlich zu sein, gehören wir auch dazu...Der Schutz der Wildtiere wird hier allerdings groß geschrieben und schon ist ein Mitarbeiter vor Ort, der uns bittet, den nötigen Abstand zu halten. Wir waren natürlich so und so gerade am Gehen :). Da Elche, wenn sie gute Futtergründe gefunden haben, erst weiterziehen, wenn diese erloschen sind und wir von Dave erfahren haben, dass hier eine Elchkuh mit ihrem zweijährigen Kalb lebt, gehen wir vor Abfahrt auf eine kurze, abenteuerliche Expedition durch den Wald. Der Wald ist an dieser Stelle von vielen kleinen Wanderwegen durchzogen, die alle zum Ufer des Sees führen und somit zum begehrten Grünfutter. Als der Elchtrupp loszieht, ist die erste Herausforderung, dass ausnahmsweise absolute Stille herrschen muss. Wir wollen das scheue Tier schließlich nicht von vornherein verschrecken.
In den ersten fünf Minuten meistern wir diese Aufgabe tatsächlich mit Bravour! So streifen wir durch die malerische Szenerie des Waldes, mit den einfallenden Sonnenstrahlen, die alles zum Funkeln bringen. Selbst an einer wunderschönen, gelb leuchtenden Lichtung mit Blick auf die Berge, werden wir nicht fündig. Dafür nutzen wir die Idylle für den Schnappschuss des Tages mit dem Titel „Die Elchjäger" :). Der kleine Ausflug hat sich trotzdem mehr als gelohnt. Nur Dave wird nicht ganz so begeistert sein, wenn er unsere völlig schlammverkrusteten Schuhe entdeckt, mit denen wir nun wieder einsteigen. Aber immerhin zieht sich nur bei Wenigen der Dreck bis hoch zu den Knien - was tatsächlich komisch ist, da wir alle auf den gleichen Pfaden gelaufen sind :D. Auf dem Rückweg haben wir das ganz große Glück, dass der Elchbulle immer noch an der gleichen Stelle zu finden ist. Während er in Ruhe durch den Wald streift, fahren wir mit dem Bus auf der gleichen Höhe nebenher. Fantastisch! Unser nächstes Ziel ist der „Maligne Canyon", eine langgezogene Schlucht, durch die sich der „Maligne River" unter- oder oberirdisch schlängelt und zu Teilen in tosenden Wasserfällen ergießt. Der Wald und auch die Ausblicke von den zahlreichen kleinen Brücken auf das Spektakel sind einmal wieder märchenhaft. Wir erkunden die Gegend, entdecken immer neue Pflanzen- und Pilzarten und hoffen gespannt auf unsere erste Schwarzbärensichtung. Es soll leider noch nicht so weit sein...Zum Ausklang des Tages fahren wir zurück in die Zivilisation nach Jasper und nutzen die Zeit, um uns im hiesigen Supermarkt mit allem Lebenswichtigen zu versorgen. Ein Highlight sollte aber noch auf uns warten...In der Gegend rund um Jasper gibt es große Wapiti-Herden, die wir heute Morgen leider nicht aufspüren konnten. Alle Späher sind konzentriert auf ihren Posten und somit dauert es nicht lange, bis wir den ersten Bullen mit seinem mächtigen Geweih im Schutz der Sträucher erblicken. Laut Dave ist er ein Einzelgänger, da er sich noch nicht mit dem Platzhirsch der Herde messen kann, ihnen aber trotzdem immer auf den Fersen ist. Zu unserem Glück überquert er direkt vor uns die Straße und wir können ihn somit in seiner vollen Pracht bewundern. Die Fahrt geht weiter und alle sind schon ganz gespannt, ob sich die restliche Herde wirklich in unmittelbarer Nähe befinden wird. Ein wenig später entdecken wir genau vor uns widerrechtlich parkende Fahrzeuge auf der Straße und aufgeregt herbeieilende Menschen, die Richtung Fluss gestikulieren. Manchmal wundert es mich fast, dass unser Bus das Gleichgewicht behält, wenn mit einem Mal alle Insassen auf eine Seite stürmen und sich gegen die Fensterscheibe pressen :D. Aber unser Gefährt schwankt nicht einmal... Die große zentrale Frage, die noch keiner beantworten kann - was wurde gesichtet und wo ist es????! Da wir uns auf der anderen Straßenseite befinden, können wir aufgrund der Entfernung niemanden fragen und wie immer aus Sicherheitsgründen nicht aussteigen. Das dies keine überzogene Maßnahme ist, werden wir gleich im Anschluss erfahren. Aber zurück zum Fluss. Auf einer kleinen, freiliegenden Insel inmitten des Gewässers ist deutlich eine schwarze Gestalt zu erkennen. Ein Bär???! Am Rande des Flusses bewegt sich ein menschliches Wesen, wie wir später ausmachen können. Im Endeffekt handelt sich hier um einen falschen Alarm und wir können alle herzlich darüber lachen, wie aufgeregt immer wieder das Wort Bär im Bus geschrien wurde. Alle Fahrzeuge, die nach uns noch aufgeregt halten und über die Straße stürmen, können wir nur mit einem Lächeln abtun. So muss sich das spannende Leben eines Paparazzis anfühlen, der immer auf dem Sprung unter Daueradrenalin auf den großen Schuss wartet. Der Adrenalinpegel ist jedenfalls bei uns gerade deutlich erhöht. Wir nehmen wieder Fahrt auf und sehen bereits wenige hundert Meter weiter den nächsten Autokorso. Und da sind sie. Wir haben endlich die Wapiti-Herde mit ihrem mächtigen Vorsteher gefunden. Danach ist alles wie in einem Film. Der Hirsch mit seinem gewaltigen Geweih ist deutlich aufgeregt und versucht seine Herde immer wieder zusammen zu treiben. Der junge Bulle von zuvor ist in unmittelbarer Nähe und wagt vor unseren Augen einen Angriff, der allerdings gekonnt abgewehrt wird. Als er ein zweites Mal verjagt wird, zieht er sich in den Wald zurück. Der Platzhirsch versucht hingegen, seine Hirschkühe zum Weiterziehen zu animieren. Als ihm zwei asiatische Touristen die Kamera direkt vor die Nase halten, macht er plötzlich einen großen Satz und richtet das gewaltige Geweih direkt auf den Mann. Von unserem Standpunkt aus, sieht es so aus, als hätte er ihn direkt aufgegabelt. Anstatt sich schleunigst in Sicherheit zu bringen, bleibt der Mann stehen und wartet den zweiten Angriff ab. Was ist hier nur los?! Erst danach bringen sich alle Beteiligten in den Schutz ihrer Fahrzeuge. Nach dieser Demonstration geballter Kraft werde ich Dave nie wieder fragen, ob wir vielleicht doch kurz aussteigen dürfen. Was für ein imposantes Schauspiel uns hier gerade geboten wurde, müssen wir erst noch verarbeiten. Auf dem Weg zu unserem Hotel genießen wir die abendliche Stimmung, in der das gelbe Laub der Espen unter den letzten Sonnenstrahlen hell aufleuchtet und ein wundervolles Bild inmitten der mächtigen Berge erzeugt. Und plötzlich überqueren nicht wirklich noch zwei Weißwedelhirsche die Straße und warten am Straßenrand kurz, dass wir Passieren und somit einen guten Blick auf sie erhaschen können. Was für ein Tag! Durch die Ereignisse der letzten Stunden kommen wir heute erstmalig leicht verspätet im Hotel an und begeben uns direkt zu unserem wohlverdienten Abendessen, bei dem wir das heute Erlebte in Ruhe auswerten.

21.09.19 Jasper – Clearwater >>> Wir sehen endlich unsere langersehnten Schwarzbären!!!!


Die Landschaft verändert sich zusehends. Die Berge werden immer kleiner, die Wälder werden dichter und artenreicher und am Flussufer tun sich weite, golden leuchtende Wiesen auf, eingebettet in eine ausgedehnte Sumpflandschaft. Der perfekte Lebensraum für Elche und Schwarzbären. Obwohl alle Späher hoch konzentriert auf ihren Posten sind, werden unsere kräftezehrenden Bemühungen nicht belohnt. Aber beschweren können wir uns nach gestern nicht... So machen wir uns auf zu neuen Taten und überqueren die Grenze hin zur am westlichsten gelegenen Kanadischen Provinz „Britisch-Kolumbien". Ein Eingangsschild und eine Gruppe Kanada Gänse heißen uns dabei willkommen, wobei wir zusätzlich die Uhren um eine weitere Stunde zurückstellen dürfen. Auf der bisherigen Fahrt passieren bereits zwei Meilensteine. Zum einen beginnt mich Dave mit „Boss" zu betiteln - wenigstens einer, der endlich meine Qualitäten erkennt - und zum anderen lüften wir endlich das Geheimnis um die Bettlaken in den Hotels. In Kanada gibt es nämlich keine Bettbezüge. Die Bettdecke wird lose in zwei Laken eingewickelt, wodurch man nachts bei einem normalen Bewegungsaufkommen bei Zeiten unter der nackigen Decke liegt. Laut Gudrun hat dies Kostengründe, wird traditionell so durchgeführt und ist hygienischer. Beim letzten Argument kann ich mich allerdings nicht anschließen, was vielleicht daran liegen mag, dass ich mich nachts sehr viel bewege... ;) Immer entlang des „Yellowhead Highways" erreichen wir bald unser erstes Ziel - den „Mount Robson Provincial Park". Vom Besucherzentrum aus hat meinen einen perfekten Blick auf den Koloss, dessen Bergspitze die meiste Zeit des Jahres unter einer dicken Wolkendecke versteckt ist. So auch bei uns. Mit seinen 3954 Metern ist er der höchste Berg in den Kanadischen Rocky Mountains und eine wahre Schönheit. Bis zu unserer Ankunft in Clearwater am Nachmittag plätschert der Tag vor sich hin. Wir stoppen
für schöne Fotos am Mount Terry Fox sowie in Valemount, wo wir leider erfolglos versuchen Königslachse aufzustöbern, nehmen unser Mittagessen an einer Picknickstation ein und halten wenig später am Wells Gray Besucherzentrum für eine Kugel Eis. Dann folgt der nächste Paukenschlag an den „Spahats Falls", den aus dem Indianischen übersetzt „Bär-Wasserfällen". Jedes Mal wenn man glaubt, endlich ein komplettes Bild von Kanada zu haben, wird man aufs Neue überrascht. Uns erwartet ein regelrechter Märchenwald, in dem mit Moos bewachsene Bäume der roten Zeder, der Douglastanne sowie der Hemlocktanne stehen - alles drei Baumgattungen, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Gerade das weiche Holz der roten Zedern wurde von den Indianern bevorzugt genutzt, um daraus Einbaumkanus zu fertigen. Der Anblick dieser geschichtsträchtigen Baumriesen, deren Kronen von den Strahlen der Sonne durchflutet werden, ist ein ganz besonderer. Am Ende des kleinen Waldweges erwartet uns die eigentliche Attraktion - die „Spahats Wasserfälle". Die Wasserfälle ergießen sich aus einem Loch im Felsen hinunter in eine tiefe Schlucht über ca. 75 Meter. Ein wunderschöner Anblick in einer noch schöneren Szenerie. Danach checken wir in unser Hotel in Clearwater ein und genießen einen kurzen Moment der Ruhe. Ein Luxus, der sich zum ersten Mal auf dieser Reise ergibt. Nach dieser kurzen Verschnaufpause eilen wir zum nächsten Wasserfall im „Wells Gray Provincial Park", den sogenannten „Helmcken Falls". Hier stürzen die Wassermassen des „Murtle Rivers" über 141 Meter in die Tiefe und bilden somit den vierthöchsten Wasserfall in ganz Kanada.
Auf dem Weg dahin passiert allerdings erst das langersehnte Wunder! Die Straße zieht sich durch ausladende, grüne Weideflächen und immer wieder reiht sich ein Farmhaus dazwischen. Im Augenwinkel sehe ich im Vorbeifahren drei dicke, schwarze Figuren, die sich auf einer der Wiesen befinden. Zögerlich schlage ich Alarm. Schließlich könnte es sich hier auch um Weidetiere handeln. Dann kommt Dave zum Einsatz. Der Bus wird direkt gestoppt und wir setzen den gesamten Weg langsam zurück. Alle kleben gespannt an der Scheibe, bis wir endlich Gewissheit haben. Auf der Wiese entdecken wir eine Schwarzbärenmutter mit ihren zwei Jungen, die seelenruhig auf Futtersuche sind. Obwohl sie uns trotz der Distanz bemerken, lassen sie sich nicht stören. Was für ein Anblick!!!! Nach einer reichlichen viertel Stunde, die wir die schmale Straße blockieren, fahren wir schweren Herzens weiter. Unser Sheriff hat gesprochen und daran müssen wir uns halten. Dieses Erlebnis kann uns aber keiner mehr nehmen. Nun fehlt uns zu unserem Glück nur noch ein Grizzly. Mit der untergehenden Sonne steuern wir unser letztes Ziel für heute an - die „Dawson Falls". Auch hierbei handelt es sich, wie der Name schon erahnen lässt, um einen Wasserfall. Dabei ist es nicht die Größe, die beeindruckt, sondern die geballte Kraft und Wucht, in der sich die Stromschnellen ihren Weg bahnen. Im Glanz der letzten Sonnenstrahlen wirkt das Bild regelrecht verträumt. Nun haben wir aber genug Wasserfälle für heute gesehen und sind bereit für unseren Western Abend. Sonst hätten wir schließlich nicht, dem Anlass entsprechend, unseren Sheriff Dave dabei! Uns steht ein typisches Barbecue auf der „Wells Gray Guest Ranch" bevor. Als wir ankommen, werden wir direkt von zwei großen Hunden begrüßt. Hatte bei uns in der Gruppe jemand Angst vor Hunden???! Aber dies sind nicht die einzigen Bewohner der Ranch. Auf einer großen Weide stehen bestimmt 20 Pferde, die zu Weilen wild über die Koppel galoppieren und sich in den Hintergrund mit den Bergen und dem eingefärbten Abendhimmel einbetten. Nachdem wir das Areal erkundet haben, geht es zum gemütlichen Teil über.
Den Höhepunkt bildet die Präsentation des Desserts, welches von zwei uns bekannten Herren in Damenkleidern höchstpersönlich übernommen wird. Was für ein Spektakel und was für ein Spaß!

22.09.19 Clearwater – Whistler >>> Auf den Spuren der Goldgräber


Als hätten wir es geplant, setzt heute der erste, schwere Regen ein. Da wir große Strecken im Bus zurück legen werden, ist dies der perfekte Zeitpunkt, die vielen Eindrücke der letzten Tage setzen zu lassen und dabei ab und zu die Augen für eine kurze Traumreise zu schließen. Unterstützt werden wir dabei von dem beruhigenden Geräusch des auf die Fensterscheiben niedergehenden Regens! Somit hat jede Wetterlage etwas für sich und wir kosten die Vorzüge des Regenwetters in vollen Zügen aus :). Bevor die entspannte Fahrt allerdings beginnt, besingen wir gebührend unser heutiges Geburtstagskind. Wenn ich gewusst hätte, mit welcher Leidenschaft und Inbrunst meine Gäste regelrechte Arien schmettern, hätten wir das von Anfang an zum Warmwerden jeden Morgen gemacht! Aber was nicht ist, kann ja noch werden! Bei einem sind sich aber alle einig - das Frühstück im Gateway Grill war das Beste und Üppigste der gesamten bisherigen Reise. Der Regen ist also direkt kompensiert. Somit starten wir unsere Fahrt gut gelaunt immer entlang des Thomson Flusses auf dem Transcanada Highway. Die Landschaft verändert sich auch hier zusehends. Immer wieder tun sich saftige, grüne Weideflächen auf, welche sich in die eher karge, hügelige Graslandschaft, mit ihren vielen Salbei- und gelbblühenden Ginsterbüschen, einbetten. Auch bei Regen ist dies ein beeindruckender Anblick. In dieser Region sehen wir zur Abwechslung auch landwirtschaftlich genutzte Flächen, wobei sich die Kürbisse bereits von Weitem leuchtend orange bemerkbar machen. Auch von Weitem leuchten die hellen Köpfe der Weißkopfadler, die man immer wieder am Fluss ausmachen kann. Am „Kamploops See" machen wir unseren ersten Fotostopp. Trotz eines heftigen Windes, gepaart mit dem Regen, verlassen alle den Bus. Meine Hochachtung dafür! Und einer muss schließlich auf unser wichtigstes Reisemittel aufpassen! Zur Zeit des Goldrausches gab es hier am „Kamploops See" die ersten Goldfunde. Der Hauptrausch tobte allerdings ab 1858 entlang des Fraser Flusses. Zu Beginn dieser Periode konnte man die teils großen „Gold-Nuggets" mit bloßen Händen aus dem Fluss schürfen, wodurch sich ein unmittelbarer Reichtum einstellte. Nachdem sich die frohe Botschaft verbreitet hatte, brauchte es fünf Jahre, bis die Goldablagerungen abgebaut waren. Danach bedurfte es schweren Geräts, um fündig zu werden. Auch heute gibt es noch Hobbygoldgräber, denen es jedes Jahr gelingt, kleine Goldmengen zu fördern.
Pünktlich zur Mittagszeit trudeln wir in der historisch wertvollen „Hat Creek Ranch" ein. Dabei werden wir direkt vor dem mit Blumen übersäten Haupthaus von der Rancherin selbst begrüßt, die den ersten Teil der Führung durch den Hof übernimmt. Wer möchte, kann den ersten Weg mit Jim und Jake in einer alten Kutsche zurück legen. Die zwei besagten Pfundskerle sind dabei die Kutschpferde. Im Farmhaus lauschen wir erst gebannt den Ausführungen über die Zeit des Goldrausches, wo übrigens auch Elche und Kamele als Arbeitstiere mit eingespannt wurden, und begeben uns dann auf einen Rundgang durch das altehrwürdige Haus. Im Saloon sind noch die Spieltische aufgebaut, nebst der großen Bar. Dies war eine reine Männerdomäne, in der nur zu Weilen Tänzerinnen erlaubt waren. Im Obergeschoss des Hauses sind verschiedene Schlafräume eingerichtet, die gut erahnen lassen, wie verschiedene Personengruppen auf Reisen ausgestattet waren. Interessant ist auch die Küche, in der sich eine Glühbirne befindet, die seit bereits 30 Jahren brennt. Dabei ist das Geheimnis ihrer Langlebigkeit, den Stromfluss niemals zu unterbrechen. Die Farmerin erzählt uns allerdings, dass dieses Haus erst vor kurzem von einem Stromausfall betroffen war. Bei uns brennt das Licht jedenfalls noch. Im Anschluss begeben wir uns zu Fuß oder zu Pferd zu einem nachempfundenen Indianerdorf der Shuswap Indianer, die insgesamt 17 Stämme vereinen. Unter der erfahrenen Anleitung von Marc betreten wir ein „Pit-House", eine Familienwohnstätte für bis zu 25 Personen. Die Wohnfläche befindet sich dabei zwei Meter unter der Erde und ragt fünf Meter empor. In der Mitte des geräumigen, mit Holzstämmen gestützten Baus befindet sich der Feuerplatz, um den sich die Schlafplätze reihen. Dabei fungiert Tannenreißig als Unterlage und Fälle dienen als Decken. Eine wirklich faszinierende Konstruktion, deren Errichtung bis zu sechs Monate dauern kann - je nach Familiengröße und somit Arbeitskräften. Von außen wirkt der Bau wie ein riesiger Erdhügel. Als wir uns zusätzlich den natürlichen Räucherofen und die verschiedenen Lagerkammern angeschaut haben, zieht uns der Hunger zurück ins Haupthaus. Wir bedanken uns für eine informative und spannende Führung über die Ranch! Als Belohnung für unsere Ausdauer, gibt es zum Mittagessen langsam im Ofen gegartes Alberta-Rind, mit gedünstetem Gemüse, Kartoffelbrei und Bratensoße. Ein wahres Gedicht! Nachdem zu allerletzt auch noch der Souvenirladen gestürmt wird, ist unser Besuch hier offiziell ein Erfolg auf ganzer Linie!
Auf Serpentinenstraßen schlängeln wir uns weiter durch die Landschaft, vorbei an zahlreichen Seen und kleineren, indianischen Siedlungen. Diese geben sich hauptsächlich durch die vielen, auf dem Grundstück befindlichen Schrottautos zu erkennen. Bei Lillooet, am Seton Fluss, schaffen wir es nicht wirklich, während der Fahrt über eine kleine Holzbrücke, Lachse im Strom zu entdecken. Unser Bus macht also wie üblich eine Vollbremsung und wir strömen trotz Regens in alle Richtungen aus, um den besten Aussichtspunkt zu finden. Endlich können wir auch dieses Spektakel als gesehen abhaken. Auf dem Weg nach Whistler, wo sich unser Hotel befindet, machen wir noch einen Fotostopp am „Duffey Lake" und befinden uns dann im direkten Anflug. Damit keine lange Weile aufkommt, wird nur schnell eingecheckt und direkt in die Stadt aufgebrochen, sodass wir das letzte Tageslicht noch sinnvoll nutzen können, um Whistler zu erkunden.

23.09.19 Whistler – Tofino >>> Über die Berge zur Küste bis nach Vancouver Island


Heute starten wir ein kleinwenig zeitiger in unseren Tag, da wir unsere Fähre erreichen wollen. Auf dem „Sea-to-Sky Highway" fahren wir direkt gen Himmel. Leider sind dessen Schleusen heute wieder vollends geöffnet und es will einfach nicht aufhören zu regnen. Gut, dass dies ein weiterer Transfertag ist, an dem wir große Strecken im Bus zurück legen. Nach knapp zwei Stunden Fahrt entlang des saftigen Grüns der Täler und Berge kommen wir im Fährhafen der „Horseshoe Bay" an. Wie durch ein Wunder, darf unser Bus zwei lange Warteschlangen von Autos passieren und reiht sich ganz vorn mit ein. Es war wohl die Magie des pinken Kärtchens, welches uns zuvor ausgehändigt wurde. Auf der Fähre hat bei Zeiten jeder seinen Platz gefunden. Da es nach wie vor regnet, halten sich die meisten im Inneren des Schiffes auf und betrachten träumerisch die dargebotene Landschaft. Nach zwei Stunden im Bus sind wir nach wie vor im Zen-Modus - sprich ruhig, ausgeglichen und leicht verschlafen :). Auf Vancouver Island in Nanaimo angekommen, wechseln wir alsbald vom „Inland Island Highway" auf den „Alberni Highway" und folgen immer weiter der gewundenen Straße gen Westen. Mit einer Länge von 450 km und einer Breite von 100 km ist Vancouver Island die größte Pazifikinsel Nordamerikas, allerdings nur die elftgrößte Insel Kanadas. Besonders ist die Insel durch ihr gemäßigtes Klima und den damit verbunden Artenreichtum von Pflanzen und Tieren. Ein Phänomen schauen wir uns direkt auf unserem Weg nach Tofino an. Hier gibt es noch große, zusammenhängende Gebiete Küstenregenwalds. Und wie lässt sich ein Regenwald authentischer erleben als bei Regen! Im „Mac Millan Provincial Park", oder auch auf der Insel als „Cathedral Grove" bekannt, angekommen, bereiten wir uns vorerst intensiv auf die bestehenden Wetterverhältnisse vor. Vielleicht habe ich es dabei etwas übertrieben... Aber immerhin sieht man mich in meinem roten Regencape der Niagara-Fälle von Weitem leuchten. Im Endeffekt stellen sich die Vorkehrungen als überflüssig heraus, da es mit der Sekunde, in der wir den Bus verlassen, aufhört zu regnen. Was wir wirklich gebraucht hätten, sind allerdings Gummistiefel. Der Pfad durch den Park ist teils regelrecht abenteuerlich und bietet zahlreiche Schlammbäder, die nur darauf warten, dass der Erste hinein fällt. Zum Leidwesen unseres Busfahrers, kommen wir leicht verdreckt wieder. Aber immerhin nur bis maximal zu den Knien. Der Aufwand hat sich jedenfalls mehr als gelohnt. Im Park befinden sich große Bestände an bis zu 800 Jahre alten Douglastannen, die einen Umfang von bis zu neun Metern erreichen können. Die teils völlig mit Moos bewachsenen Baumriesen eröffnen uns einen regelrechten Märchenwald, der einen völlig in seinen Bann zieht. Im Nachhinein ist dies etwas, was Kanada auszeichnet - seine vielen und auch vielfältigen Märchenwälder, in denen man sich in eine andere Zeit zurück versetzt fühlt.
Auf der Weiterfahrt werden viele wieder von dem beruhigenden Geräusch des Regens in den Schlaf gewiegt. Bis wir an einer Baustelle zum Stehen kommen - und das für ganze 45 Minuten. Keiner weiß, wieso die Straße gesperrt ist und somit wann es weiter geht. Zum Wohle der Gruppe wagen sich zwei mutige Pioniere hinaus in das Unwetter. Zugegebenermaßen wurde ich mehr oder weniger dazu gezwungen, aber vielleicht entdecken wir auf unserer Exkursion einen Bären. Hier gibt es schließlich überall Warnschilder, dass man vorsichtig sein soll. Als das Mysterium gelöst ist und somit die Weiterfahrt gesichert, wird die restliche Zeit des Wartens mit Witzen verkürzt. Unsere Gruppe findet in jeder Situation etwas zum Lachen! Vielen Dank hier nochmals an den Hauptinterpreten! Direkt im Anschluss folgt ein weiterer Unterhaltungspunkt. Direkt neben unserem Bus steht ein Dixi-Klo, quasi mitten im Wald. Nun ist dies vielleicht nicht gerade für jeden die perfekte Ausgestaltung einer Toilette. Aber wir sind hart im Nehmen und noch viel wichtiger, wir wissen uns zu helfen. So wird eisern nicht nur dem Regen unter freiem Himmel getrotzt, sondern auch den vielen neugierigen Augen im Bus. Ich wusste von Anfang an, dass ich hier meine Verbündete im bevorstehenden Überlebenstraining gefunden habe. Unverwüstlich, fokussiert, für jeden Spaß zu haben und immer verlässlich. Das Überlebenstraining ist nun schon seit Tagen im Gespräch und der Gedanke nimmt immer genauere Formen an. Als der Spaß schon fast vorüber scheint und die Fahrt weiter geht, kommt das Finale mit der Frage, wieso die Bauarbeiter nach wie vor die Straße blockieren würden und sich keinen Zentimeter bewegen. Die Antwort wird schnell gefunden, da es sich bei den nicht sonderlich energetischen Bauarbeitern um Warnaufsteller handelt, die zur Weiterfahrt noch weggetragen werden müssen. Eine Busfahrt, die ist lustig... Trotz dieser kleinen Verspätung landen wir perfekt zur Abendbrotzeit im Hotel und können erstmalig die frische Meeresbrise an der Pazifikküste genießen. Ein ganz anderes Bild, als alles zuvor.

24.09.19 Ein ganzer Tag rund um Tofino...


Durch das gemäßigte Klima Vancouver Islands haben wir wieder, wie zu Beginn unserer Reise, sommerliche Temperaturen. Perfekt für den Aufenthalt am Strand! In den Tag starten wir mit einer monströsen Portion Eier Benedict, die zusätzlich mit Räucherlachs garniert ist. Das ideale Frühstück, abgestimmt auf das maritime Flair. Während sich also einige noch in Ruhe ihr Frühstück schmecken lassen, gehen andere auf Erkundungstour in unserem kleinen Hafen und haben das große Glück, sowohl Seeotter als auch Weißkopfadler aus direkter Nähe zu beobachten. Direkt von unserem Hotel aus starten auch Walbeobachtungstouren, für die wir mit unserem bereits vollen Programm keine Zeit haben, die man aber äquivalent problemlos und auch kurzfristig buchen kann. Nachdem wir uns im Besucherzentrum von Ucluelet mit Kartenmaterial versorgt haben, geht es auf, zu unserem ersten, leicht unkonventionellen Tagespunkt. Okay...wir lassen einmal wieder unseren „kriminellen Energien" freien Lauf und begeben uns, trotz Abratens der Dame des Besucherzentrums, zu Fuß auf eine Bärensichtungsmission. An der „Thornton fish hatchery", einem Lachslaichplatz am Thornton Fluss, kommt es nach Hörensagen regelmäßig zu Bärensichtungen. Zu unserer Verteidigung muss ich anbringen, dass die Hinweisschilder auf dem Weg dahin nicht eindeutig sind! Leider begegnen wir kurz vor Ankunft am Ziel einer Rangerin, die uns prompt abtreten lässt. Aber immerhin haben wir es versucht. Für Autos ist die Anfahrt problemlos möglich, wohingegen unser monströser Bus diesen kleinen Weg leider nicht befahren darf. Dies ist rund um Tofino ein allgegenwärtiges Problem.
Der „Wild Pacific Trail" bei Ucluelet entschädigt uns dann für die misslungene, erste Mission. Dabei starten wir direkt an den rauen Klippen des Pazifiks, an deren Spitze ein alter Leuchtturm steht. Weiter geht es auf einem kleinen Pfad durch den Wald immer entlang der Brandung. Auch dieser Wald ist wieder ganz anders als alle anderen zuvor und genauso bezaubernd und faszinierend. Entlang der Strecke bieten sich zahlreiche Fotomotive und so genießen wir die Zeit und schlendern gemächlich den Teilabschnitt des Trails entlang. Bei unserem nächsten Stopp geht es endlich an den langersehnten Strand - dem „Wickaninnish Beach". Dieser Name stammt dabei von einem Häuptling der „Tla-o-qui-aht" und bedeutet so viel wie „Er hat niemanden vor sich im Kanu". Es ist also beruhigend zu wissen, dass dieser Strand im Kanu vor sich Platz hatte ;). Die eineinhalbstündige Freizeit am Strand wird jedenfalls in vollen Zügen ausgekostet. Zumal sich hier mehrere Möglichkeiten bieten. Man kann einen entspannten Strandspaziergang machen, sich das kleine Museum des Besucherzentrums anschauen oder einen Teil des „South Beach Trail" begehen. Dabei ist Letzterer zu großen Teilen ein abenteuerlicher und einfach nur wunderschöner Holzplankenweg durch eine atemberaube Natur und mit kolossalen Ausblicken auf das offene Meer mit seiner tosenden Brandung. Das Tiersichtungen hier sehr wahrscheinlich sind, lassen die demonstrativ gesetzten, riesigen Kothaufen vermuten, die immer wieder direkt auf dem Weg verteilt sind. Auch die Schwarzbeeren nutzen also gern die ausgebauten Wanderwege. Nach einer halbstündigen Freizeit am längsten Beach der Insel, dem „Long Beach", fahren wir weiter zum Stadtzentrum Tofinos. Da unser Hotel auf dem Weg liegt, kann wer will vorzeitig den restlichen Tag in Eigenregie gestalten. Somit ist gerade heute für jeden das Richtige dabei. Der Rest der Gruppe fährt weiter nach Tofino. Nach einer kurzen Besichtigung der Galerie des bekanntesten, lokalen Malers Roy Vickers, kann der Rest der Zeit frei gestaltet werden. Da unser Hotel in Laufweite liegt, kann sich auch hier jeder flexibel betun. Am Abend finden wir alle wieder zusammen und fahren zum gemeinsamen Abendessen ins Best Western TinWis, wobei wir zuvor noch etwas Zeit am hiesigen Strand verbringen. Die Stimmung mit der untergehenden Sonne ist einmalig. Auch einmalig ist unser darauf folgendes Essen. Da es sich zusätzlich einmal wieder um ein Buffet handelt, müssen wir uns auf dem Weg zum Bus gegenseitig stützen. Bei derartigen gegenseitigen Hilfestellungen sind wir allerdings mittlerweile Vollprofis :).

25.09.19 Tofino – Coombs – Chemainus – Victoria >>> Eine Rundfahrt auf Vancouver Island


Am nächsten Tag geht es schweren Herzens weiter. Das Hotel macht uns die Abreise etwas leichter, in dem wir erneut länger auf unser Frühstück warten müssen. So schön es hier also wirklich war, so sehr sind wir bereit weiter zu ziehen :). Obwohl wir die Streckeninformationen in Sachen Baustellen intensiv studiert haben und uns freie Fahrt voraus gesagt wird, passiert nicht wirklich wieder an der gleichen Baustelle das Unvorhergesehene. Die Straße ist vorübergehend gesperrt und niemand weiß, wie lange es dauern wird. Oh Mann!!! Dann kommt aber die positive Wendung. Was nämlich niemand, außer wahrscheinlich seiner Frau wusste, ist, dass wir ein Goldkehlchen in unserer Gruppe haben, was nur darauf gewartet hat, frei fliegen zu dürfen. In der nächsten halben Stunde wird ein Lied nach dem anderen angestimmt und jeder, der es kennt, stimmt fröhlich mit ein. Die Textsicherheit bei unserem Solisten ist dabei bemerkenswert!!! Das Finale bietet die Darbietung der „Schwäbischen Musikanten". Wenn ich die Stimmung im Bus mit den Worten beschreibe, dass alle aus dem Häuschen sind, treffe ich es noch nicht einmal im Ansatz. Vielen Dank also an die widerrechtlich!!!! blockierte Straße, da wir sonst diesen einprägsamen und trächtigen Moment dieser Reise nicht erlebt hätten. Ein weitaus größerer Dank gebührt allerdings unserem Sänger, der uns die Wartezeit soo versüßt hat!
Nach einer kurzen Freizeit in Port Alberni an der River Front geht es weiter zu unserer wohlverdienten Mittagspause auf dem Markt in Coombs. Wahrscheinlich würden hier nicht so viele Touristen anhalten, obwohl der Markt wirklich vielfältig und reichlich bestückt ist, wenn da nicht die berühmten Ziegen auf dem Dach wären. Eine geniale Vermarktungsidee! Somit befindet sich auf dem Dach des Holzgebäudes eine begrünte Fläche, auf der mehrere Ziegen leben. Da sich das Gebäude direkt an der Straße befindet, sieht man die Tiere schon von Weitem. Im Anschluss fahren wir weiter nach Chemainus. Dieser kleine, beschauliche Ort ist bekannt für seine Wandmalereien, die zahlreiche Hausfassaden schmücken. Von Darstellungen der holzverarbeitenden Industrie bis hin zu Landschaftsmotiven und Portraits bekannter Indianer ist alles dabei. Zum Schluss gibt es noch das ein oder andere Souvenir aus den zahlreichen Geschäften und schon sind wir bereit zur Weiterfahrt. Als wir am frühen Abend in Victoria, der Hauptstadt Britisch-Kolumbiens, ankommen, schließen wir eine kleine Stadtrundfahrt an. Die britische Kolonialvergangenheit zeigt sich dabei ausgeprägt in der viktorianischen Architektur, wobei der Name der Stadt auf die britische Königin Victoria zurück geht. Das Parlamentsgebäude der Provinz sowie das Luxushotel „Fairmont Empress", welche sich beide in Hafennähe befinden, sind dabei besonders imposant ausgestaltet und befinden sich auf den wertvollsten Grundstücken der gesamten Provinz.
Nach einer kurzen Verschnaufpause in unserem Hotel, in dem wir zuvor königlich mit einer Dudelsackeinlage begrüßt wurden, geht es weiter zum „Chateau Victoria", in dessen oberster Etage wir heute dinieren. Bei einem wundervollen Ausblick über die Stadt, lassen wir uns das Abendmahl schmecken. Zurück zum Hotel geht es dann zu Fuß, da ein kleiner Verdauungsspaziergang einmal wieder wirklich angebracht ist und man so die beleuchteten Hauptattraktionen der Stadt bei Nacht ablichten kann.

26.09.19 Victoria– Vancouver >>> Butchart Gardens


Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt bei Tageslicht, begeben wir uns zu unserem heutigen Glanzlicht des Tages - den „Butchart Gardens". Hierbei handelt es sich um eine 22 Hektar große, private Gartenanlage in Familienbesitz, welche sich auf der Saanich Peninsula befindet. Ihre Anfänge nahm die Parkanlage dabei unter den Bemühungen von Jennie Butchart, die den Steinbruch, der beim Abbau von Kalkstein auf dem Grundstück entstanden war, verschönern wollte. Durch ausreichende Mittel wurde das Projekt immer größer. Während Frau Butchart anfangs ausschließlich Teegästen ihren Garten stolz präsentierte, fing sie irgendwann an, den Garten auch für Fremde zu öffnen und verlangte kleine Eintrittsgelder. Heute sind die „Butchart Gardens" ein regelrechtes Familienimperium, welches seit 2004 den Kanadischen Ehrentitel „National Historic Site of Canada" trägt. Von einem einstigen Hobby sind sie also zu einem Nationaldenkmal aufgestiegen, von historischer Bedeutung. Die Anlage gliedert sich dabei in fünf Hautbereiche: dem Senkgarten, dem Rosengarten, dem Japanischen Garten, dem Italienischen Garten und dem Mediterranen Garten. Wir schlendern durch alle Bereiche hindurch und beobachten dabei zusätzlich verschiedene Kolibriarten, wie sie behände dabei sind, den Nektar der Blüten aufzunehmen. Am Ende unseres Rundgangs kehren wir in das „Blue Poppy Restaurant" ein, welches sich direkt auf dem Gelände befindet und uns ein hervorragendes Mittagessen kredenzt. Gut gestärkt geht es weiter zum Fährhafen. Auf der eineinhalbstündigen Überfahrt bei schönstem Sonnenschein, ist es uns vergönnt, neben der wunderschönen Natur auch Seelöwen zu beobachten. Auch, wenn wir auf Wale gehofft hatten, ist dies doch ein schöner Abschluss unserer Zeit an der Pazifikküste.
Am späten Nachmittag landen wir in Vancouver, der drittgrößten Stadt Kanadas. Auch hier schließen wir direkt eine Stadtrundfahrt an, die aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens teils abenteuerlich verläuft. Um Dave aus der Ruhe zu bringen bedarf es allerdings wesentlich mehr. Obwohl dies normalerweise nicht umsetzbar ist, ermöglicht er uns zwei Fotostopps - an der Dampfuhr in Gastown, die bei unserer Ankunft zur vollen Stunde gerade Druck ablässt und am Canada Place, wo man einen herrlichen Blick über den Hafen hat. Wie man sich bereits denken kann, erschallt auch hier wieder sein Name bei lauten Jubelklängen im Chor. Weiter geht es zum Stanley Park, der mit einer Größe von 404,9 Hektar nicht nur der größte Stadtpark Kanadas ist, sonder auch der Drittgrößte ganz Nordamerikas. Als wir mit dem Bus hindurch fahren, sind seine Ausmaße wirklich beeindruckend. Ein regelrechtes Naherholungsgebiet für gestresste Großstädter. An einem Aussichtspunkt mit perfektem Blick auf die Silhouette Vancouvers, machen wir einen Stopp für Fotos und begutachten zusätzlich die aufgestellten Totempfähle. Bei unserer Ankunft im Hotel, perfekt zur Abendbrotzeit, hat nun jeder die Gelegenheit, den Tag nach eigenen Wünschen ausklingen zu lassen. Vorerst müssen wir nun aber auch Dave verabschieden. Unser treuer Gefährte im Westen Kanadas beschreitet nun neue Wege und das ohne uns. In einer feierlichen Zeremonie drücken wir unseren Dank aus und wünschen ihm alles Gute. Auch, wenn er mit seiner ruhigen Art nicht wirklich der Typ dafür ist, muss er einige Umarmungen über sich ergehen lassen. Aber er wird uns genauso vermissen wie wir ihn! Dies hat er mir bereits vor einigen Tagen verraten, als er meinte, was er dann ohne uns anstellen soll.

27.09.19 Vancouvers grüner Norden


Die Sonne scheint und somit starten wir heute guter Dinge in unseren letzten Tag hier im grünen Norden Vancouvers. Bei der Fahrt über die „Lionsgate Bridge" genießen wir einmal wieder den Ausblick auf die Stadt. Als erstes erwarten uns zwei Stunden im „Capilano Suspension Bridge Park", wobei der Capilano der Fluss ist, über den die besagte freischwingende Seilbrücke in 70 Metern Höhe hinüber führt. Neben der 137 Meter langen Hauptattraktion, gibt es aber auch noch einen Baumwipfelpfad inmitten 8 aufragender Douglastannen und einen 213 Meter langen „Cliff Walk" (Klippenweg). Begleitet wird man dabei von zahlreichen Informationstafeln. Nachdem wir alle Wege beschritten haben, geht es weiter zum „Grouse Mountain", dem 1.200 Meter hohen Gipfel Vancouvers, mit einer fantastischen Panoramaaussicht über die Gegend. Hinauf geht es dabei mit einer 15 minütigen Gondelfahrt. Das wohl spannendste am Erklimmen des Berges, sind die zwei hier ansässigen Grizzlys Grinder und Coola, die bereits seit 18 Jahren hier leben. Ich hatte bereits zuvor gesagt, dass dies die Bärengattung ist, die uns zu unserem Glück noch fehlt und ich wusste bereits, dass wir wunschlos glücklich aus Kanada abreisen werden. Bei etwas kühleren Temperaturen lauschen wir gebannt den Ausführungen eines Rangers, der alles Wissenswerte über die Tiere berichtet. Da sie allein durch seine Anwesenheit auf Futter hoffen, sind sie zum Anfassen nah direkt hinter dem Zaun. Dabei demonstrieren sie immer wieder ihre Stärke und Anmut bei kleineren Interaktionen miteinander. Ich fühle mich wie in einem Dokumentarfilm - nur viel besser! In freier Wildbahn würde es ein derartiges Band zwischen zwei männlichen Grizzlys nie geben, zumal sie auch kein so stattliches Alter erreichen würden. So umstritten die Frage ist, ob man grundlegend verwaiste Bärenbabys aufnehmen sollte, um sie aufzuziehen, so sehr profitieren wir heute von der Rettung der beiden. Einen Grizzly live und in Farbe zu beobachten ist schon ein ganz besonderes Erlebnis.
Nachdem wir uns bei einem Mittagessen wieder aufgewärmt haben, geht es mit der Gondel wieder ins Tal und weiter auf einen Spaziergang im „Capilano Park". Unser Endziel ist dabei die „Capilano River Facility", ein Informationszentrum rund um den Lachs und dessen Lebensweg. Dabei gibt es auch große Zuchtbecken und Aquarien, in denen man die verschiedenen Arten zu sehen bekommt. Am späten Nachmittag landen wir wieder in unserem Hotel und haben somit noch etwas Zeit, den restlichen Tag ganz individuell zu füllen. Das Finale bildet heute das große Abschiedsabendessen und wie es der Name schon sagt, verabschieden wir uns bei einem letzten gemeinsamen Essen von einer tollen und ereignisreichen Zeit in Kanada. Ich verrate nur so viel - es wird feuchtfröhlich, ausgelassen und es fließt das ein oder andere Tränchen. Aber nicht aus Trauer, sondern vor schallendem Gelächter! Und wir haben definitiv einige in der Gruppe, deren Lachen ansteckt und wo sich keiner verwehren kann!

28/29.09.19 Rückreise Vancouver – Frankfurt


Die knappen drei Wochen, die wir hier verbringen durften, vergingen wie im Flug und wir haben so vieles erlebt. Die vielfältigen Eindrücke nehmen wir nun mit nach Hause, um sie in Ruhe zu sortieren und im Anschluss zu verarbeiten. Am Flughafen von Vancouver verabschieden wir noch schweren Herzens Gudrun, die beste Reiseleiterin, die wir uns hätten wünschen können. Ihr fallen die vielen Umarmungen immerhin leichter ;). Und ehe wir uns versehen, befinden wir uns schon im Anflug auf zu Hause. Nach 9,5 Stunden landen wir in Frankfurt und die Gruppe löst sich Stück für Stück auf. Es wird sich ein letztes Mal verabschiedet, geherzt und umarmt. Jeder begibt sich nun wieder auf seine ganz eigene Reise.
Schön wars! Und hoffentlich auf bald!

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