Reisebericht: Zugreise quer durch Kanada

18.09. – 03.10.2015, 16 Tage Rundreise mit dem Zug durch Kanada von Ost nach West mit Quebec – Montreal – Toronto – Niagara–Fälle – Rocky Mountains – Vancouver


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Vier Tage mit dem Zug, dem Canadian, quer durch das zweitgrößte Land der Erde, 28 mal so groß wie Deutschland, mehrere Tausend Kilometer Bahnfahrt durch drei Zeitzonen - das klingt gewaltig. Ich sehe es als eine ganz besondere Erfahrung. Folgen Sie mir...
...noch einmal unserer wunderschönen Reise quer durch Kanada.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. Tag Flug nach Quebec

Jetzt kann unsere Reise nach Kanada endlich beginnen. Ein Airbus A340 der Lufthansa bringt uns in 7,5 Stunden von Frankfurt über den "großen Teich" nach Montreal. Fast 2 Stunden benötigen wir in Montreal für Einreise- und Zollmodalitäten, bevor wir am Abend nach Quebec weiterfliegen und uns Silke in Empfang nimmt. Es ist Sommer in Quebec! Die milden Temperaturen und die zentrale Lage unseres Hotels laden zu einem nächtlichen Spaziergang durch die Oberstadt ein. Das berühmte Schlosshotel Chateau Frontenac ist keine 5 Gehminuten entfernt. Straßenkünstler in den Gassen der Altstadt beleben das Sommernachtsflair. Nur das Geschäft mit Weihnachtsartikeln passt nicht so recht in diese Jahreszeit.
Die ersten nächtlichen Eindrücke von Quebec sind ein toller Auftakt und macht uns neugierig auf die morgige Stadtbesichtigung.

2. Tag Stadtrundfahrten in Quebec und Montreal

Dank 6 Stunden Zeitverschiebung sind wir am Morgen schon zeitig wach. Silke würde sagen, dass wir 6 Stunden jünger sind . Silke stammt aus dem Schwarzwald, ist mit einem französischen Forstingenieur nach Kanada eingewandert.
Wir beginnen die Besichtigung am markanten Parlamentsgebäude, welches der Arbeitsplatz der Abgeordneten der Provinz Quebec ist. Die Altstadt teilt sich in die Ober- und in die Unterstadt und steht auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist von einer Stadtmauer umgeben, was hier in Nordamerika einmalig ist. Wir halten uns vor allem in der Unterstadt auf, hier gibt es malerische Gässchen mit Kunsthandwerkläden und Restaurants (Rue de Petit Champlain einst Elendsquartiere irischer Tagelöhner) und dem Place Royale, ein Platz umrahmt von kleinen Steinhäusern der eine beliebte Filmkulisse abgibt (Sascha Hehn - Traumschiff; Leonard di Caprio - Catch me if you can). Einige von uns steigen noch einmal über die „Genickbrechertreppe" (Achtung Quizfrage!) hinauf in die Oberstadt um Briefmarken bei der Post zu kaufen oder von der Terrasse Dufferin den Ausblick auf Chateau Frontenac, auf Quebec und den St. Lorenz Strom zu genießen.
Am späten Vormittag verlassen wir Quebec Richtung Montreal. Während der Busfahrt erzählt uns Silke vom Leben in Kanada, die langen Winter mit 6 Meter Schnee, zweimal täglich Schnee schaufeln, Schneesteuer (!), Einwanderung und Ahornsirup. In Montreal „übergibt" uns Silke an Anula. Die aus Polen stammende Reiseleiterin lebt hier in Montreal. Mit ihr fahren wir zum Mount Royal, jenem Aussichtsberg, der der Stadt ihren Namen gab. Zu Fuß erkunden wir die Innenstadt und beginnen am Platz Place d´Armes, wo sich die Basilika befindet. Sehr schön ist es im alten Hafenviertel mit dem Place Jaques Cartier. Auf dem abschüssigen Platz sehen wir Straßenkünstler und verschiedene Straßenstände. Gleich nebenan befindet sich das alte Rathaus, wo unsere Stadtbesichtigung endet.

3.Tag Zugfahrt von Montreal nach Ottawa – Stadtrundfahrt in Ottawa

Der Regen der letzten Nacht hat die schwüle Luft pünktlich zum heutigen Herbstanfang verdrängt. Für die nächsten Tage erwartet uns bestes Reisewetter mit viel Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad.
Nach 2 Stunden Bahnfahrt mit VIA Rail erreichen wir am späten Vormittag Ottawa. Stephi, unsere Stadtführerin (Kanadierin, arbeitet bei der Regierung in Ottawa) beginnt mit einem Spaziergang durch die Experimentierfarm der kanadischen Hauptstadt mit tollen Blumenrabatten. Im Stadtzentrum besichtigen wir das imposante Parlamentsgebäude, welches schon Gorbatschow bewunderte. Das im neogotischen Stil errichtete Parlament wird vom 90 Meter hohen Friedensturm überragt. Die darauf befindliche kanadische Flagge weht dank darunter installierter Ventilatoren auch bei Windstille! Auf dem Vorplatz des Parlaments findet gerade ein Kriegsveteranentreffen statt. Deshalb werden wir später noch eine kleine Flugschau erleben. Hier am Parlament begegnen wir den Wachen mit ihren tollen Uniformen. Etwas weiter schauen wir uns die auf der UNESCO-Welterbeliste stehenden Schleusen an, welche den Ottawafluß mit dem Rideau-Kanal verbinden. Im legendären By Ward Markt probieren wir „Biberschwanz", einer Speise, welche Langos ähnelt und mit Zimt und Zucker gesüßt ist.
Die von außen schlicht wirkende Kirche Notre Dame überrascht im Inneren mit reich verzierter Ausstattung, bei der viel Holz verarbeitet wurde. Als Hauptstadt beherbergt Ottawa natürlich die ausländischen Botschaften, darunter die zur Festung ausgebaute US-Botschaft, viele Regierungsgebäude, den Sitz des Premierministers sowie des Generalgouverneurs als Vertreter der Queen. Auch zahlreiche Museen mit einer bemerkenswerten Architektur sind in Ottawa zu finden. Besonders sind uns das Kunstmuseum mit der davor befindlichen Riesenspinne sowie das Geschichts- und Indianermuseum aufgefallen. Letzteres hat einen bemerkenswerten Eingang, der in Form eines Kopfes gestaltet ist und man als Besucher durch den Mund ins Innere gelangt. Gleich gegenüber des Indianermuseums befindet sich unser Hotel im Stadtteil Gatineau.
Am Nachmittag bleibt noch Zeit für eigene Erkundungen, z. B. für einen Spaziergang am nahe gelegenen Ottawafluß. Andere überqueren noch einmal den Fluß per Boot oder über die Alexanderbrücke, um in die Innenstadt zu gelangen. Am Abend erwartet uns ein etwas „besonderes" Abendessen in den Tagungsräumen des Hotels. Als Entschädigung für die etwas sonderbaren Umstände gibt es am nächsten Abend ein Bierchen gratis ?.

4.Tag Zugfahrt von Ottawa nach Toronto

Nachdem wir uns beim Frühstück gestärkt haben (auf Nachfrage gibt es auch Brot...), verlassen wir Ottawa. Bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Toronto nutzen wir die Zeit, um Stephi nach Land und Leuten auszufragen. Leider müssen wir uns von Stephi schon verabschieden. Ihre lustige und lebensfrohe Art werden wir vermissen! Mit „Boarding", Sicherheitseinweisungen und Gepäcklimits erinnert das Bahnfahren an das Prozedere einer Flugreise. Ich selber bekomme zu Beginn der Zugfahrt vom Bahnpersonal eine kurze Sicherheitseinweisung und werde so zum Notfallbeauftragten für unsere Gruppe. Die Bahnfahrt nach Toronto dauert rund 5 Stunden. Sie führt uns durch flaches Weideland und Wälder, vorbei an Mooren, kleinen Seen und Farmen. Auch den Ontariosee können wir schon sehen. In Toronto empfängt uns Brigitta. Bei der Stadtrundfahrt zeigt uns Brigitta ihre Stadt. Wir fahren durch die bekanntesten Geschäftsstraßen Torontos wie der King Street, halten am neuen Rathaus und dem Queenspark mit Parlamentsgebäude. Durch Chinatown entlang der Spadina Avenue gelangen wir zum Hafenviertel der größten Stadt Kanadas. Da wir sehr schönes Wetter haben, schlägt Brigitta einen Bootsausflug auf dem Ontariosee vor. Dabei lernen wir die vorgelagerte Inselwelt kennen und haben den perfekten Blick auf die Skyline Torontos, welche vom berühmten CN Tower dominiert wird.
Am Abend spazieren wir mit Brigitta vom Hotel zum Hot House Restaurant. Hier haben wir ein schmackhaftes 3-Gänge-Menü. Außerdem lernen wir, wie man helles und dunkles Bier bestellt . An diesem Abend kommen noch unsere Nachzügler aus Deutschland an, so dass jetzt die Gruppe vollständig ist.

5. Tag Toronto – Niagara–Fälle – Beginn der Zugreise mit dem Canadian

Heute stehen für uns zwei großartige Höhepunkte auf dem Programm: der Besuch der Niagarafälle und die Auffahrt auf den CN Tower. Aber vorher hat Brigitta noch zwei außerplanmäßige Stopps für uns parat: das sogenannte Bügeleisenhaus im Morgenlicht (früher Sitz einer Schnapsbrennerei) und das Brookfieldcenter mit seiner einmaligen Innenarchitektur.
Vom CN Tower (553 Meter) bietet sich uns ein weiter Blick über Toronto und den Ontariosee. Wer etwas Nervenkitzel braucht, stellt sich einfach auf den Glasfußboden und schaut in die Tiefe nach unten.
So ca. 120 km sind es zu den Niagarafällen, also ein Katzensprung für hiesige Verhältnisse. Unterwegs passieren wir Obstplantagen und das größte Weinanbaugebiet des Landes.
Brigitta ist eigentlich Hamburgerin, schon vor vielen Jahren nach Kanada gekommen. Sie erzählt uns während der Busfahrt, wie sie mal versucht hat, Ahornsirup herzustellen („wir kochen Ahornsirup...").
Im schmucken Niagara on the Lake legen wir einen Stopp ein, Gelegenheit, um sich eine Flasche kanadischen Weins für die Bahnfahrt zu kaufen . Dann nehmen wir uns ausgiebig Zeit für das große Naturwunder Niagarafälle. Als Erstes fahren wir mit ein paar anderen Besuchern den amerikanischen und den kanadischen, hufeisenförmigen Wasserfall ab. Dabei sind wir mit Regenumhängen vor der Gischt geschützt. Besonders muß man auf seinen Fotoapparat aufpassen und ihn bei der Feuchtigkeit besser mal stecken lassen. Fotografieren mit den Augen ist ja auch nicht schlecht. Dafür kann jeder nach der Bootsfahrt vom erhöhten Ufer des Niagaraflusses aus seine Fotos von den Fällen schießen. Wir haben hier auf der kanadischen Seite den besten Blick. Auch die Amerikaner kommen hier rüber, damit sie ihren Wasserfall mal richtig sehen können, meint Brigitta.
Am Abend sind wir zurück in Toronto, wo wir im Steakhouse zu Abend essen. Die kommenden drei Nächte werden wir im Canadian schlafen, bis wir die Rocky Mountains erreichen. Wir sind alle gespannt, wie es so im Zug sein wird. Die Betten sind bereits gemacht, der erste Eindruck ist, dass es ganz schön eng in der Kabine ist zugeht. Es ist noch alles etwas neu und ungewohnt für uns...

6. Tag Zugreise mit dem Canadian durch Ontario

Einige von uns schlafen die erste Nacht im Zug ganz gut, andere weniger gut. Als wir am Morgen einen Blick aus dem Fenster werfen, ziehen Nebelschwaden über Seen und Moore. Das tiefe Licht der aufgehenden Sonne beschert uns die ersten schönen Bilder des Tages. Misch- und Nadelwald, unterbrochen von Mooren und vielen, vielen Seen werden den ganzen Tag lang das Bild prägen und uns einen ersten Eindruck von diesen unfassbaren Weiten vermitteln. Und dabei fahren wir an diesem Tag gerade mal durch einen kleinen Teil einer einzigen Provinz, der Provinz Ontario.
Unsere Gruppe ist auf 6 verschiedene Schlafwagen und 2 Diningcars (Speisewagen) verteilt (ein Albtraum für jeden Reiseleiter). Damit wir in Kontakt bleiben, treffen wir uns zu festen Zeiten im Activitycar bzw. Domwagon. Bei der „Lagebesprechung" werden so wichtige Dinge wie Essenszeiten, Übersetzung des Speiseplans und Menüauswahl besprochen. Der Acticity-Wagon ist mit einem Domwagon kombiniert. Dieser hat im oberen Bereich einen Panoramateil (Dom) und bietet unten gemütliche Sitzplätze. Hier stehen jederzeit Obst und Getränke bereit. So ist dies der ideale Aufenthaltsbereich, wo man gern ein Schwätzchen macht, Postkarten schreibt oder die Aussicht auf die Landschaft genießt.
Nach dem Mittagessen nutzen wir einen längeren Halt in Hornepayne für einen Spaziergang entlang der Bahnstrecke. Jetzt bekommt man auch eine Vorstellung von der Länge unseres Zuges - mit 23 Wagons ist er rund 700 Meter lang. Eine stattliche Länge, aber nichts gegen die langen Güterzüge mit über 170 Wagons, denen wir stets die Vorfahrt lassen müssen.
Im Laufe des Tages haben wir uns mit den Gegebenheiten im Zug vertraut gemacht und uns gut eingerichtet. Die Ersten haben inzwischen auch mal die Dusche getestet. Davon gibt es in einem Schlafwagen jeweils eine. Sie besteht aus zwei Kabinen, eine zum Umkleiden und eine zum Duschen selbst.

7. Tag Zugreise durch Manitoba und Saskatchewan

Die zweite Nacht in der Bahn schlafen wir schon besser. In der letzten Nacht fuhren wir von Ontario in die Provinz Manitoba und damit in die nächste Zeitzone. Pünktlich 6.30 Uhr gehen wir frühstücken, damit wir anschließend den 4-stündigen Halt in Winnipeg für einen Rundgang nutzen können. Vom Bahnhof laufen wir entlang des Broadway zum „Manitoba Legislative Building", dem Parlamentsgebäude der Provinz Manitoba. Das Parlament können wir ganz unkompliziert besichtigen und auch einen Blick in den Plenarsaal werfen. Im Umfeld fallen uns Demonstranten der First Nations auf. Auf ihren Plakaten fordern sie die Rückgabe ihrer Kinder. Ein heikles und schwieriges Kapitel in der kanadischen Geschichte wird hier deutlich. Entlang des Assinibane Flusses spazieren wir zur Flußgabelung (Fork) bis zum Forks Market. Von der sehenswerten Brücke Esplanade Riel ergibt sich ein sehr schöner Blick auf das neue Wahrzeichen von Winnipeg, dem Kanadischen Museum für Menschenrechte.
Mittags setzen wir unsere Fahrt mit dem Canadian und neuem Zugpersonal fort. Im Vergleich zu gestern hat sich das Landschaftsbild deutlich verändert: weite Prärieflächen, Acker- und Weideland bestimmen das Bild und die Laubfärbung der Bäume wird intensiver.
Am Abend versammeln wir uns im Activitycar, um das große Kanadaquiz aufzulösen. Wie sich herausstellt, haben wir in den letzten Tagen schon sehr viel gelernt über geographische Eckdaten, Ahornsirup u. a. m. Entsprechend gut fallen die Quizergebnisse aus. Auf Wunsch einiger Gäste gibt es heute Abend, mitten in der kanadischen Prärie, einen kleinen Orient-Informationsabend . Auch heute Abend stellen wir die Uhr eine Stunde zurück. Man kann sich dran gewöhnen, da es die Nacht um eine Stunde verlängert (der Hammer kommt dann später bei der Heimreise...).

8. Tag Ankunft in den Rocky Mountains

Am Morgen erreichen wir Edmonton, wo unser Zug um einen Panoramawagen erweitert wird.
Auch heute werden wir im Speisewagen wieder sehr gut versorgt, nach dem Frühstück gibt es Brunch mit 6 Gerichten zur Auswahl. Die Laubfärbung ist heute sehr schön, zudem auch die Sonne strahlt - jetzt haben wir ihn, den Indian Summer!
Mit der Sonne wird es dann in den Rocky Mountains etwas schwierig. Aber wir genießen auch so die Fahrt bis Jasper, sehen verschneite Gipfel und sogar Hirsche (hier Elk genannt), die sich vom vorbeifahrenden Zug nicht stören lassen. Nach 2,5 Tagen erreichen wir schließlich Jasper, wo uns Peter empfängt. Direkt vom Bahnhof geht´s zur Talstation des Mt. Whistler. Mit einer Gondelbahn gelangen wir in die Gipfelregion (2.469 m). Hier haben wir unser frühes Abendessen, während es draußen schneit. Schneefall und tiefhängende Wolken lassen kaum eine Fernsicht zu. Dann hoffen wir halt auf besseres Wetter in den nächsten Tagen. Während der Busfahrt zum Hotel an den Sunwapta Wasserfällen begegnet uns noch ein stattlicher Hirsch am Straßenrand. Peter aus Vancouver erzählt uns von seinen deutschen Wurzeln. Außer reiseleiter ist er leidenschaftlicher Skilehrer (und hat sich wohl schon so ziemlich alles mal gebrochen...) Im Hotel werden wir mit einer heißen Schokolade begrüßt und beziehen dann unsere Zimmer in den Bungalows.

9. Tag Maligne–See und Maligne Canyon

Nach den bewegungsarmen Tagen der Bahnfahrt stehen heute einige Wanderungen auf dem Programm. Gleich am Morgen beginnen wir bei Temperaturen von knapp über Null mit einem Spaziergang zum Sunwapta Wasserfall, gefolgt von den Athabasca („turbulenter Fluß") Wasserfällen. Nächstes Ziel ist der bekannte Maligne See. Auf der Fahrt dahin begleitet uns Aprilwetter mit Sonne, Wolken und Schauern. Wir kommen vorbei am Medicine See mit Niedrigwasser und umgeben von schwarz verbranntem Nadelwald. Peter erzählt uns, dass hier Waldbrände nicht gelöscht werden, weil man diese als Teil eines natürlichen Kreislaufes betrachtet. So brannte es hier an dieser Stelle im Sommer 3 Wochen nach einem Blitzschlag. Wir haben also Glück, dass wir jetzt überhaupt bis zum Maligne See durchkommen. Hier am Maligne Lake unternehmen wir eine Bootsfahrt zur Insel Spirit Island. Nach der Abfahrt bei Sonnenschein schlägt das Wetter noch einmal um und auf Spirit Island fängt es sogar an zu schneien. Der ca. 20 km lange See liegt etwa 1.200 Meter hoch und Spirit Island gilt aufgrund der idyllischen Lage als die meist fotografierte Insel Kanadas.
Nach dem Mittagessen im Seerestaurant unternehmen wir eine längere Wanderung am Maligne Canyon, einer eng und tief eingeschnittenen Schlucht, die man auch Klamm nennen könnte. Damit geht unser erster Tag in den Rocky Mountains dem Ende entgegen. In Jasper werden noch die Dollarbestände aufgefüllt. Der Tag klingt beim Abendessen im Hotelrestaurant aus.

10. Tag Icefield Parkway – Canmore

Am Morgen haben wir eine wunderschöne Fahrt auf dem Icefields Parkway entlang des Sunwapta Flusses, rechter Hand begleitet uns die Bergkette des Hauptkammes. Die verschneiten Gipfel werden von der Morgensonne angestrahlt. Zwischendurch entdecken wir immer wieder Gletscher, z. B. den Stutfield Gletscher (Fotostopp bzw. „Kodakpause") am Mt. Kennedy (3.200 m). Am Columbia Icefield auf ca. 2.000 Meter Höhe fährt ein Teil der Gruppe mit einem speziellen Snowmobil auf den Athabasca Gletscher. Bei frostigen Temperaturen und eisigem Wind sind wir 20 Minuten auf dem Gletscher und schießen Fotos (so lange bis die Finger steif werden und vielen Dank an Petra für´s Ausleihen der Handschuhe!). Der andere Teil der Gruppe ist mit Peter zu Fuß unterwegs, um sich den Gletscher aus der Nähe anzusehen.
Anschließend verlassen wir den Jasper NP (Nationalpark), den größten NP und kommen zum Banff NP (ältester NP 1885 gegründet). Wir passieren den Peytopass (2.067 m) und halten am Aussichtspunkt (2.135 m) des Peyto Lakes. Dieser See hat eine unglaublich intensive hellblaue Färbung. Die letzten beiden „Kodakpausen" heute Nachmittag sind am Bow Lake sowie am Lake Louise. Hier befindet sich in bester Lage das Fairmont Lake Louis Luxushotel. Wir werfen mal einen Blick hinein. Von der Terrasse hat man einen wunderschönen Seeblick bis zum gegenüberliegenden Victoria Gletscher. Wir selbst entscheiden uns für die nächsten 2 Nächte für ein anderes Hotel, die Rocky Mountain Ski Lodge in Canmore. Peter meint, dass hier während der Olympischen Spiele von Calgary Athleten untergebracht wurden. Abendessen und Frühstück gibt es auf der gegenüberliegenden Straßenseite im urigen Blockhaus „Sage Bistro".

11. Tag Banff und Yoho Nationalpark

Auch heute Morgen strahlt die Sonne. Entlang des Bow River geht unsere Fahrt vorbei am Lake Louise Richtung Westen, in den Yoho NP. Bei einer Zwangspause (Baustelle wegen Steinschlag) am O´hare Lake erzählt uns Peter über das Leben in Kanada, z. B. dass es auf den Straßen keine Blitzer gibt, weil diese nach dem hiesigen Verständnis als Falle oder Hinterhalt gelten und damit gegen die Menschenrechte verstoßen!
Hinter Pass „Kicking Horse" (ausschlagendes Pferd) halten wir am sogenannten Spiraltunnel. Züge, welche die Rocky Mountains durchqueren, überwinden hier die Berge in einer riesigen durch den Fels getriebenen Spirale. Nur einen Zug sehen wir leider nicht. Dafür bietet sich bei unserem nächsten Halt ein perfektes Postkartenbild: bei Windstille spiegeln sich im türkisblauen Emerald Lake die umliegenden Berge. Wir sind hier im Yoho NP. Etwas weiter gibt es eine Flußenge mit einer natürlichen Steinbrücke (Natural Bridge). Hier zwängt sich das Wasser des Kicking Horse Rivers durch einen schmalen Spalt.
Am Nachmittag halten wir uns in und um Banff auf:
- Ausblick von den Hängen des Norquay Skigebietes auf das Bow Tal und die Stadt Banff,
- Halt am Thermalbad oberhalb von Banff,
- Vorbeifahrt am Fairmont Banff Springs Hotel,
- Fotostopp am Bow Wasserfall mit Gruppenfoto.
Schließlich bummeln wir noch durch die kleine Stadt Banff. Mir fällt dabei besonders ein Laden mit bemerkenswerten Naturfotografien auf.
Zum Ende dieses wunderschönen Tages kehren wir bei „Chez Francois" ein.

12. Tag Zugfahrt von Jasper nach Vancouver

Es ist unser letzter Tag in den Rocky Mountains. Wir fahren von Canmore über den Highway Nr. 1 und den Icefields Parkway zurück nach Jasper (312 km). Die 4-stündige Fahrt ist sehr kurzweilig: reisen wir doch durch eine faszinierende Bergwelt mit Flüssen, türkisblauen Seen, Gletschern und dem leuchtendem Gelb der Espen (amerikanische Zitterpappel).
Mittags erreichen wir den Bahnhof von Jasper. Wir sind pünktlich, allerdings nicht der Canadien. Uns werden zuerst 4 Stunden, dann 6 Stunden Verspätung mitgeteilt. Ja, wir können nichts daran ändern und machen das Beste daraus. Im Bahnhofsgebäude richten wir unser „Lager" ein, hier wird das Handgepäck deponiert und W. hat immer ein Auge darauf. Die Wartezeit überbrücken wir mit einem Bummel durch Jasper und VIA Rail organisiert das Abendessen im Restaurant „Papa George". Während des Abendessens sehen wir, wie unser Canadian einfährt, nun doch eine Stunde eher und W. im Bahnhof wird schon ganz nervös, dass wir den Zug verpassen und im Bahnhof schlafen müssen... Letztendlich verlassen wir Jasper mit 5 Stunden Verspätung. Schade ist, dass jetzt die Nacht einbricht und wir den Mt. Robson nicht sehen können. Eberhardt und die Agentur in Vancouver sind über unsere verspätete Abfahrt informiert und werden unser Programm in Vancouver darauf einstellen. Nachdem wir unsere Kabinen bezogen haben, wir kennen uns ja jetzt schon aus, treffen wir uns noch zum Begrüßungssekt im Activitycar.

13. Tag Ankunft in Vancouver – Stadtrundfahrt in Vancouver

Aufgrund unserer Verspätung können wir heute Morgen in Ruhe frühstücken und eine wunderschöne Berglandschaft beobachten. Über Stunden fahren wir entlang des Fraser Flusses, dem größten Fluß in British Columbia und nach Meinung eines mitreisenden Kanadiers der Fluß mit den meisten Lachsen. Einige Gäste berichten mir, dass wir letzte Nacht durch eine verschneite Winterlandschaft gefahren sind!
Unser Zug kann noch Zeit gut machen und kommt mit „nur noch" 3 Stunden statt 5 Stunden Verspätung in Vancouver an. Die Stadt empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Nachdem VIA Rail die richtigen Koffer für uns gefunden hat , starten wir mit Anja (aus Thüringen eingewandert und mit einem Australier aus Karlsbad verheiratet) zur Stadtrundfahrt: auf Granville Island essen wir Mittag (es gibt leckeren Lachs) und bummeln durch die Markthalle bis ans Wasser mit schönen Ausblicken auf das Zentrum (Downtown), welches unser nächstes Ziel ist. Wir fahren vorbei am Olympischen Dorf, dem Olympiastadion, durch Chinatown, kommen zur berühmten Dampfuhr und den Canada Place. Anja gibt uns hier schon mal einen heißen Tipp zum Besuch der neuesten Attraktion in Vancouver, dem virtuellen Flug „Fly over Canada". Im grünen Zentrum Vancouvers, dem Stanleypark, zeigt uns Anja die Totenpfähle und die imposante Lions Gate Brücke.
Während der Fahrt entlang des Pazifik fällt uns eine Ansammlung Schaulustiger auf. Anja erkennt sofort, dass sich hier in der Bucht ein Wal verirrt hat. Wir haben Glück und können ihn kurz auftauchen sehen - wow Stadtrundfahrt mit Walbeobachtung!

14. Tag Freizeit in Vancouver oder Ausflug in den grünen Norden der Stadt

Heute bestimmt jeder selbst sein Tagesprogramm. Einige entscheiden sich für einen Stadtbummel oder einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug über Vancouver.
Die Meisten von uns unternehmen einen Ausflug in den grünen Norden der Stadt. Dazu verlassen wir Vancouver über die Lions Gate Bridge Richtung Festland, wo wir mit der Seilbahn auf den Grouse Mountain (1.231 Meter) fahren. Attraktionen sind hier Holzkunstwerke und zwei Grizzlybären, welche verwaist aufgefunden wurden und hier in einem Gehege aufwachsen. Wir haben Glück, dass wir sie gerade bei der Fütterung erleben können.
Anschließend kommen wir zum Capilano See (5,6 km lang, sichert ein Drittel der Trinkwasserversorgung Vancouvers), von wo aus wir eine kleine Wanderung durch den Küstenregenwald unternehmen. Der Wald besteht hauptsächlich aus Zedern, Tannen und Douglasien.
In der Lachsaufzuchtstation erläutert uns Anja die verschiedenen Lachsarten und die Arbeit der Station. An einer Lachstreppe können wir ganz aus der Nähe die Lachse beim Aufstieg beobachten. Schließlich besuchen wir noch den Capilano Suspension Park mit seiner bekannten Hängebrücke 80 Meter über der Schlucht des Capilano Flusses. Wir trauen uns alle über die schwankende Brücke, was wir auch per Urkunde bescheinigt bekommen. Weitere Anziehungspunkte im Park sind der Baumgipfelpfad und der Skywalk.
Am Abend ist dann unsere Gruppe wieder zusammen. Auf „Wolke 9" (Cloud 9) in der 42. Etage unseres Hotels sitzen wir beim letzten gemeinsamen Abendessen zusammen. Das Lokal ist ein Drehrestaurant, so dass wir uns in etwa einer Stunde einmal im Kreis drehen und so diese tolle Aussicht rundum genießen können. Zum Anfang konnten wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben. Während unter uns der Nebel vom Pazifik in die Stadt zieht. Es ist ein schöner Abschluss unserer Kanadareise, doch ganz ist noch nicht Schluss, denn morgen...

15. Tag/16. Tag Vancouver– Rückflug

...haben wir noch zwei Flüge über Kanada vor uns: der erste Flug dauert 15 Minuten, ein virtueller Flug von Ost- nach Westkanada, in einem Kino der besonderen Art am Canada Place. Es heißt Fly over Canada. Mit modernster Technik werden unsere Sinne so beeinflusst, dass wir tatsächlich das Gefühl haben, im Tiefflug über die schönsten Orte Kanadas zu fliegen, wir spüren den Flugwind im Gesicht, genauso wie die feuchte Gischt der Niagarafälle, ziehen die Beine ein, um nicht hängen zu bleiben, fliegen durch Schluchten und über Berge der Rocky Mountains und sehen „unseren Zug" den Canadian (mit vier Panoramawagen?)...ein faszinierendes Erlebnis!
Der zweite Flug ist unser Heimflug, neun Stunden, davon über vier von West- nach Ostkanada weiter durch die Nacht bis wir sicher in Frankfurt landen.
Mit uns bringen wir viele schöne Eindrücke und Erlebnisse mit nach Hause. Erinnerungen, die wir immer mit uns tragen werden.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch, Ihr wart eine tolle, unkomplizierte Gruppe! Besonderen Dank für Eure Toleranz und den Humor, mit dem wir jede Situation gemeistert haben. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder in einem meiner „Stammländer" im Orient, es würde mich sehr freuen!
...und nicht vergessen „wir kochen Ahornsirup"  (Sorry an alle Mitleser, das verstehen nur 22 Insider)
Frank.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Frank, herzlichen Dank für die netten Gruppenfotos!! Auch deine Foto-
galerie ist Spitze. Eine schöne Ergänzung zu den eigenen Aufnahmen.
Es war eine sehr schöne Reise und man denkt vielmals daran. Wir wünschen
dir auch weiterhin viele Reisegäste und alles Gute!! Könnte sein wir kommen
mal mit in deine -Stammländer-.Viele Grüße aus Erfurt von Fam.Neutzler

Fam. Neutzler
28.10.2015

10.11.2015 Ebenfalls herzlichen Dank für den gedruckten Reisebericht und
Fotostick !! Kam gut an !! Nochmals viele Grüße und man sieht sich!!
LG Fam. Neutzler

Fam. Neutzler
10.11.2015