Reisebericht: Rundreise Kuba – Sonneninsel in der Karibik

21.10. – 05.11.2012, 17 Tage Rundreise von Ost bis West mit Santiago de Cuba – Baracoa – Camagüey – Trinidad – Cienfuegos – Santa Clara – Cayo Santa Maria – Vinales–Tal – Havanna


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Ein Juwel wird Kuba in der Reiseliteratur gern genannt. Vielleicht gleicht das Land eher einem ungeschliffenen Diamanten. Egal, wir wollen Kuba verstehen. Seine Menschen kennenlernen. Und so nutzen wir die letzten Oktobertage für eine außergewöhnliche Reise...
Ein Reisebericht von
Sandra Schack

Sonntag, 21.10.12 Anreise

Schon in den frühen Morgenstunden fällt der Startschuss, denn wir treffen uns pünktlich um 8:00 Uhr am Flughafen Berlin-Tegel. Nach einem kleinen Snack checken wir gemeinsam ein und steigen in den Flieger nach Paris. Dort pausieren wir kurz, erwarten unseren 14ten Reisegast aus Basel und heben schließlich um 14:20 Uhr ab in Richtung Havanna.
Nach langen neuneinhalb Stunden Flugzeit erreichen wir die kubanische Hauptstadt am frühen Abend. Nun ist wieder Geduld gefragt, denn wir müssen jeder einzeln die Pass- und Sicherheitskontrolle passieren. Zum Glück machen wir einen vertrauenserweckenden Eindruck und dürfen gegen 19:00 Uhr endlich unsere Reiseleiterin Mariela begrüßen. Nach einer kurzen Fahrt ins Hotel und einem fruchtigen Willkommensgetränk (natürlich mit Rum) fallen wir förmlich in unsere Betten.

Montag, 22.10.12 Santiago de Cuba

Leider wird es nur eine kurze Nacht, denn bereits um 6:00 Uhr fliegen wir mit einer karibischen Propellermaschine weiter nach Santiago de Cuba. Die zweitgrößte Stadt der Insel - sie zählt etwa eine halbe Million Einwohner - gilt als „Wiege der Revolution". Das spüren wir nicht nur bei der Besichtigung des Plaza de la Revolución im Norden der Stadt. Es sind vor allem die Menschen rund um den Parque Céspedes, die uns mit ihrer Hartnäckigkeit und Bissigkeit in Sachen Verkaufen und Betteln verblüffen. Dennoch genießen wir die ersten Eindrücke bei einem kleinen Rundgang durch die Altstadt. Insbesondere die Kathedrale, unter der angeblich der spanische Eroberer Diego Velázquez begraben sein soll, hat es uns angetan.
Am Nachmittag besichtigen wir mit der Festung El Morro ein weiteres bedeutsames Bauwerk, das seit 1997 zu den Weltkulturerbestätten der UNESCO zählt. Einst aus taktischen Gründen gebaut - sie diente der Verteidigung und zum Schutz vor Seeräubern - wurde die Burg im Laufe der Jahrhunderte erst als Gefängnis genutzt und später zum Museum.

Dienstag, 23.10.12 Baracoa

Am Morgen heißt es vorläufig Abschied nehmen von Santiago de Cuba. Unser Ziel ist der Osten der Insel, von dessen überwältigender Naturschönheit wir uns persönlich überzeugen möchten. Vorbei an Pferdekarren, Arbeitern und schier endlosen Menschentrauben an den Bushaltestellen erfahren wir das „echte" Kuba. Hier wird das Gras noch mit der Hand gehauen und ohne Sattel aufgesessen!
Nach nicht langer Zeit erreichen wir die berühmte Passstraße La Farola und genießen die spektakuläre Aussicht auf eine immergrün wirkende Vegetation. Leider fängt es nach einiger Zeit stark zu regnen an und wir müssen unseren geplanten Spaziergang und Festungsbesuch in Baracoa, der ältesten Stadt Kubas, abbrechen. Wir beten zum Wettergott, dass wir die nächsten Tage die Sonne wiedersehen.

Mittwoch, 24.10.12 Tanzen in Baracoa, Fahrt nach Camagüey

Leider ist das Wetter nicht besser geworden und wir dürfen aus Sicherheitsgründen keine Rundfahrt auf dem Río Toa unternehmen. Doch wir lassen uns die gute Laune nicht verderben und verbringen einen vergnügten Vormittag bei einem spontanen Salsa-Tanzkurs.
Danach ist schnelles Handeln erforderlich - wir haben eine Hurrikan-Warnung erhalten. Wir fackeln nicht lange und entschließen uns, nur einen kurzen Zwischenhalt in Santiago de Cuba zu machen und gleich weiter ins nördlichere Camagüey zu fahren. Es wird eine lange, anstrengende Busfahrt bis in die Nacht hinein, doch die Umstände erfordern es und wir sind schließlich froh, in sicheren Betten einschlafen zu dürfen.

Donnerstag, 25.10.12 Camagüey

Vielen Menschen haben nicht die Möglichkeit, ihre Unterkünfte wie wir „auszutauschen" und werden Opfer der gewaltigen Zerstörungskraft des Hurrikans, der später den Namen Sandy erhalten soll. Das ganze Ausmaß der Ereignisse ist uns an diesem Morgen jedoch noch nicht bewusst. Wir nutzen den Extra-Tag in Camagüey für erste Erkundungen. Nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Bici-Taxi durchqueren wir die 315.000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt und lernen dabei die kubanische Lebensart kennen.
Die verwinkelte Altstadt lädt zum Verweilen ein und wir stoßen auf herrliche Gebäude aus der Kolonialzeit, eine Reihe von Kirchen (acht Stück sind es insgesamt und noch einmal so viele Kapellen) sowie eine lebendige Kunstszene, von der wir uns in einer interessanten Galerie einen Eindruck verschaffen.
Am Nachmittag besuchen wir eine waschechte Bar mit liebevoll gestaltetem Interieur und lauschen bei einem Cocktail den Klängen kubanischer Musiker.

Freitag, 26.10.12 Sancti Spíritus

Am Freitag führt uns der Weg in die mitten im Herzen der Insel gelegene Provinz Sancti Spíritus am Rande der Sierra del Escambray. Nach einem leckeren Essen in der gleichnamigen Hauptstadt und einem kleinen Stadtbummel besuchen wir Manaca Iznaga, eine ehemalige Zuckerrohr-Plantage. Vom einstigen Wachturm genießen wir grandiose Aussicht auf die Umgebung. Außerdem probieren wir selbst gepressten Zuckerrohrsaft aus der Mühle.
Weiter geht es nach Trinidad, wo wir am frühen Abend im Hotel an der Playa Ancón einchecken und bereits in Badeträumen schwelgen (mittlerweile kann sich das Wetter nämlich sehen lassen).

Samstag, 27.10.12 Trinidad

Wie wir es uns gewünscht haben, erwartet uns auch am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein. Beste Voraussetzungen für den ersten Gang ins karibische Meer. Doch bevor es soweit ist, machen wir einen Bummel durch Trinidad. Das Schmuckkästchen Kubas besticht durch einen Tick Eleganz, begründet durch die historischen Kolonialbauten im Zentrum.
Am Nachmittag zieht es uns dann aber ins Hotel, wo wir am Strand, am Pool oder auf dem Balkon die Seele baumeln lassen. Erste Karten werden verschickt und wir schlürfen entspannt den einen oder anderen Cocktail. Ein paradiesisches Vergnügen!

Sonntag, 28.10.12 Zusatzausflug Cayo Macho

Auch der Sonntag steht ganz im Zeichen der Erholung. Einige relaxen am Strand oder am Pool, andere wiederum begeben sich auf Katamaranfahrt. Ziel ist das Inselchen Cayo Macho de Afuera, ein unbewohntes Eiland unweit Trinidads, das lediglich aus Sandstränden, Palmen und kleinen Tieren zu bestehen scheint.
Wir fühlen uns trotz hungrigen Krabben und neugierigen Leguanen pudelwohl und nicht ein Stück einsam. So mancher erkundet zu Fuß die Umgebung und kommt mit hübschen Meeresschätzen vom Inselrundgang zurück. Doch ob wir diese wirklich ausführen dürfen? Wir sind gespannt.

Montag, 29.10.12 Sierra del Escambray, Cienfuegos

Heute geht es abenteuerlich zu! Wir brettern in (zunächst wenig vertrauenserweckenden) umfunktionierten LKWs der Armee durch den Nationalpark Topes de Collantes. Dort wachsen hunderte faszinierender Pflanzen, die während der Fahrt natürlich fotografiert werden müssen. Doch aufgepasst, die Piste ist hügelig und es ruckelt an mancher Stelle gefährlich. Doch unser Fahrer kennt sein Fahrzeug genau und bringt uns sicher zum Ziel.
Mitten im tropischen Regenwald steigen wir aus und unternehmen eine Wanderung. Es geht an schmalen Flüssen mit glasklarem Wasser vorbei über Baumstämme und feuchten Grund (schließlich hat es vor kurzem noch geregnet). Wir meistern die Schwierigkeiten mühelos und werden von zwei beeindruckenden Wasserfällen belohnt.
Nach einem späten Mittagessen werden wir wieder sicher in die Zivilisation entlassen und fahren weiter nach Cienfuegos. Die kleinste Provinz Kubas hat viel zu bieten (Zucker, Kaffee, Reis, Berge), vor allem aber eine wunderschöne Hauptstadt. Die „Perle des Südens" sieht von oben besonders schön aus und so verarbeiten wir den ereignisreichen Tag bei einem leckeren Getränke auf der Dachterrasse eines Hotels.

Dienstag, 30.10.12 Cienfuegos

Am Morgen machen wir einen Abstecher zum Theater am Parque Martí, das nach dem reichen Zuckerbaron Tomás Terry benannt ist. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende Gebäude zieht uns durch seine kunstvolle Deckenfresko und die stimmungsvolle Atmosphäre in seinen Bann. Hier sollen viele bekannte Stars Einzug gehalten haben, wie die italienischen Opernsänger Enrico Caruso und Titta Rufo oder die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt.
Danach erkunden wir zusammen mit Naturführerin Eliana den Botanischen Garten Jardín Botánico Soledad. Auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer wachsen dort über 2.000 verschiedene Pflanzenarten, was den Garten zu einem der größten seines Landes macht. Eliana versteht es, uns die Naturschätze aus aller Welt anschaulich zu erläutern und weiß auf alle Fragen eine Antwort.
Nun geht es weiter nach Santa Clara, der geschichtlich bedeutsamen Stadt, in der alles an Che Guevara und die Revolution erinnert. Wir besuchen sein Mausoleum und verfolgen die Stationen seines Lebens im direkt angeschlossenen Museum. Natürlich darf auch ein kurzer Stopp am berühmten Munitionszug „Tren blindado" nicht fehlen.

Mittwoch, 31.10.12 Havanna

Der Seele Kubas sehnen wir uns schon länger entgegen, endlich ist es soweit. Wir erleben die berühmteste Hauptstadt der Karibik bei Tag. Der erste Eindruck verspricht Lebendigkeit, Farben und freundliche Menschen. Immer wieder zeigt sich aber auch, dass der Putz der Grande Dame bröckelt. Auffällig ist der Mangel an Kleidung und Lebensmitteln in den Geschäften. Doch wir lassen uns sagen, dass auf dem Schwarzmarkt fast alles mühelos zu bekommen ist - wenn man nur das nötige Kleingeld hat.
Nach einem kleinen Rundgang haben wir wieder vier Räder unter den Füßen und wahlweise Wind in den Haaren. Mit Oldtimern lassen wir uns an der Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro und an der berühmten Uferpromenade Malecón vorbei bis in den Stadtteil Miramar und zurück chauffieren.
Wir wollen mehr über das Nationalgetränk der Kubaner wissen und besichtigen das Rummuseum, wo uns die Geschichte des Zuckerrohranbaus und die Rumherstellung nähergebracht werden. Natürlich darf auch eine kleine Verkostung des süßen Saftes nicht fehlen und es darf sogar selbst gemixt werden!
Zu guter Letzt statten wir dem Denkmal von José Martí einen Besuch ab und genießen den Ausblick von dem direkt angeschlossenen 109 m hohen Turm zu seinen Ehren, der in Form eines fünfzackigen Sterns gebaut worden ist.

Donnerstag, 01.11.12 Havanna

Zum ersten Mal auf unserer Reise besichtigen wir einen kubanischen Friedhof und erfahren mehr über die Bestattungskultur der Kubaner. Ausgesucht haben wir uns den Cementerio de Cristóbal Colón, den größten Friedhof Amerikas. Das Bild ist geprägt durch Tausende Grabplatten, Familiengruften und Mausoleen. Gänsehaut verursacht vor allen Dingen bei den Damen die Geschichte der Amelia Goyri de Adot (La Milagrosa), die gemeinsam mit ihrem totgeborenen Baby begraben wurde und es wie durch ein Wunder in den Armen hielt, obwohl es ihr bei der Beerdigung zu den Füßen gelegt wurde.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages ist der Besuch der Tanz-Show Cabaret Parisien. Mit schier unermüdlicher Kraft und Kondition fegen die Darsteller über die Bühne und entführen uns in ein farbenprächtiges Reich der Sinne, indem auch Gesang und Comedyeinlagen nicht zu kurz kommen.

Freitag, 02.11.12 Pinar del Río, Viñales–Tal

Zum Ende unserer Reise hin beschäftigen wir uns noch mit einem weiteren wichtigen Wirtschaftszweig in Kuba, dem Tabak. Hierfür fahren wir in die Provinz Pinar del Río im äußersten Westen der Insel. Tabak spielt hier die entscheidende Rolle - bis zu 80 Prozent der Gesamternte werden hier eingefahren. Wir schauen den Herstellern in einer Tabakfabrik über die Schulter und bekommen einen Eindruck von der aufwendigen Prozedur, die hinter dicken Zigarren steckt.
Rote Erde und traumhafte Karstformationen erwarten uns im Viñales-Tal. Die Anmut der Landschaft fasziniert uns und wir begeben uns auf eine leichte Wanderung bis in ein Bauerndorf, wo wir freundlich begrüßt und auf einen Kaffee eingeladen werden. Auch unser Hotel hat eine unvergleichliche Lage zu bieten und wir genießen den Sonnenuntergang auf unseren Balkonen.

Samstag, 03.11.12 Soroa, Las Terrazas, Havanna

Heute erleben wir noch einmal einen Höhepunkt. Wir spazieren treppauf, treppab (es sind insgesamt 296 Stufen) zum Wasserfall Salto de Soroa, der in eindrucksvoller Höhe hinab fällt und ein Paradies für Badefreunde darstellt. Leider sind wir nicht die einzigen Besucher und so machen wir uns nach kurzer Rast wieder auf den Weg zum Ausgangspunkt, wo wir uns bei einem Espresso eine wohlverdiente Pause gönnen.
Als nächstes besuchen wir das Naturschutzgebiet nördlich von Soroa namens Las Terrazas. Vor über 40 Jahren großzügig wiederaufgeforstet, besticht das Areal durch unzählige terrassenförmige Landschaften. Die Gemeinde, in der etwa 1.000 Menschen eine Heimat gefunden haben, bildet ein Dorf inklusive Kirche, Kindergarten und Schule, Hotel, Restaurants, Künstlerateliers, Kino, Frisör und allem, was das kubanische Herz zum Leben braucht.
Für unseren letzten Abend in Havanna haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Wir fahren - natürlich wieder stilecht in Oldtimern - zur berühmten Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro. Bei Dunkelheit erstrahlt sie in geheimnisvollem Licht und wir lauschen der Zeremonie um den Kanonenschuss, der traditionell um 21:00 Uhr abgefeuert wird, um an das ehemalige Schließen der Stadttore zu erinnern.

04./05.11.12 Hemingway, Abreise

Auf die Spuren Hemingways müssen wir uns natürlich noch begeben, bevor es nach Hause geht. Hierfür statten wir seiner Finca Vigía außerhalb Havannas und seinen Lieblingsplätzen in der Hauptstadt einen Besuch ab. Dazu gehört praktischerweise unser Hotel Ambos Mundos, das Restaurant Bodeguita del Medio oder die berühmte Bar El Floridita.
Dann jedoch heißt es Abschied nehmen vom Karibiktraum, der zumindest in Kuba für viele von uns keiner ist. Zu sehr erinnert uns das politische System an die eigene Geschichte. Nichtsdestotrotz werden wir den Urlaub nicht vergessen. Sei es wegen der turbulenten Erlebnisse, dem Wetter oder der zarten Bande, die wir geknüpft haben. Kuba ist definitiv eine Reise wert!
Für uns geht es am späten Abend erst einmal wieder gen Deutschland und wir erreichen Berlin am Morgen des nächsten Tages erschöpft, aber glücklich.
Ich danke meinen Reisegästen für die vielen schönen Momente und interessanten Gespräche, in denen wir uns dem gegensätzlichen Land näherten. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder? Ich würde mich freuen! Alles Gute für Sie/Euch!
Ihre/Eure Sandra

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