Reisebericht: Kreuzfahrt Südamerika und Panama–Kanal

15.02. – 06.03.2018, 21 Tage Kreuzfahrt mit der Norwegian Star: Santiago de Chile, Valparaiso, La Serena und Arica (Chile) – Pisco und Lima (Peru) – Panama–Kanal – Puerto Limon und Cahuita (Costa Rica) – Roatan (Honduras) – Harvest Caye (Belize) – Costa Maya (Mexiko) – Miami


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Eine Fahrt durch den Panamakanal ist einer dieser einmaligen Momente im Leben, von dem man noch lange zehren kann, wandelt man doch auf den Spuren großer Ingenieure und tapferer Männer, die eines der größten technischen Wunder der Welt erschaffen haben.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1./2. Tag (Donnerstag/Freitag, 15./16. Februar 2018): Flug nach Santiago de Chile und Erkundung der Altstadt

Nach dem Check-In auf dem Flughafen Tegel genießen wir noch einen kleinen Snack, bevor wir zu unserer großen Reise aufbrechen. Zuerst geht es nach London-Heathrow. Da wir eine wolkenlose Nacht erwischen, können wir einen guten Blick auf die hell erleuchtete Innenstadt werfen, mit der Themse, dem Millenium Dome und dem London Eye. So ein Besuch in London wäre doch auch mal wieder was! Auf uns wartet am Flughafen nicht nur ein weiteres Ehepaar, sondern auch die Maschine nach Santiago - ein Flug von insgesamt 15 Stunden. Doch wer sich auf eine Abenteuerreise nach Südamerika einlässt, muss diesen langen Flug wohl oder übel auf sich nehmen. In Chile angekommen werden wir von unserer örtlichen Reiseleiterin Michelle in Empfang genommen, die uns erstmal zum Hotel bringt, wo wir die Zimmer schon beziehen und uns kurz erfrischen können. Dann macht sich aber doch so langsam ein leichtes Hungergefühl bemerkbar. Gut, dass für uns schon ein Tisch in einem Restaurant am Fischmarkt reserviert ist. Wir speisen wie die Fürsten und schlagen uns mit Ceviche und Lachs oder einem leckeren Fischeintopf den Bauch voll. Der anschließende Verdauungsspaziergang führt uns ins Zentrum der Altstadt, dem Plaza de Armas, dem Waffenplatz. Ein solcher findet sich in fast jeder südamerikanischen Stadt vor der größten Kirche, denn die Soldaten mussten auf diesem Platz vor dem Gottesdienst ihre Waffen abgeben. Am Justizpalast vorbei spazieren wir langsam zum Platz der Verfassung, an dem sich der berühmte Moneda-Palast befindet, in dem Salvador Allende während des Militärputsches von Pinochet seine letzten Stunden verbrachte. Mit der Iglesia de San Francisco besuchen wir noch die älteste Kirche Santiagos, die 1622 eingeweiht wurde, und seitdem viele Erdbeben überstanden hat. Nach einer Fahrt mit der Seilbahn genießen wir vom Cerro San Cristóbal inmitten des größten Stadtparks Chiles einen Blick auf die Skyline von Santiago und auch auf den Costanera Tower, das höchste Gebäude ganz Südamerikas. Als Überraschung eröffne ich meinen Gästen, dass wir zum Abschluss des Tagesprogramms noch hinauf zur Aussichtsplattform Sky Costanera an der Spitze des Wolkenkratzers fahren. Von hier aus bietet sich uns noch einmal ein schöner Rundumblick bis zu den Anden, und wir können die gewaltige Ausdehnung der Stadt ermessen.

3. Tag (Samstag, 17. Februar 2018): Valparaiso und Einschiffung auf der Norwegian Sun

Nach dem Frühstück im Hotel werden wir schon von unserer heutigen örtlichen Reiseleiterin Marianne erwartet, die uns das Casablanca-Tal und Valparaiso zeigen will. Flugs die Koffer noch für den Check-In auf dem Schiff präpariert und verladen, und schon kann es los gehen! Dummerweise hatte ich die Überraschung schon am Tag zuvor verraten - es geht auf ein Weingut zu einer Weinverkostung. Und das gleich nach dem Frühstück! Na, das kann ja eine lustige Reise werden... Ganz geheimnisvoll fahren wir erstmal durch eine dichte Nebelwand, bevor sich der Blick auf das Casablanca-Tal auf uns öffnet. Unser Weingut thront wie ein gewaltiges Schloss inmitten der vielen Weinreben. Bei der Führung merke ich schnell, dass meine Gäste hinsichtlich der Kunst des Weinanbaus und der Weinherstellung bereits gut informiert sind, denn sie stellen wirklich sehr interessante Fragen. Dann sitzen wir auch schon alle in einem Raum zusammen um einen Tisch und jeder seine Weingläser vor sich - Zeit für die Verkostung! Erst die Farbe prüfen, dann mithilfe der Nase das Aroma bestimmen, und schließlich die Kostprobe. Beim vierten Glas wird mir schon ein bisschen schwummrig. Zeit, dass es weitergeht nach Valparaiso! In der einst wichtigsten Hafenstadt des gesamten Pazifikraums genießen wir bei strahlendem Sonnenschein von einem der vielen Hügel den Blick über die Altstadt und die Bucht, in der etliche Schiffe ankern. Im Jahr 2003 wurde der historische Stadtkern mit seinen vielen Treppen und alten Aufzügen bzw. Standseilbahnen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Zudem ist Valparaiso Sitz des chilenischen Kongresses. Mit einer fast schon antiken Standseilbahn fahren wir wieder hinunter zu unserem Bus und holen uns unser Mittagessen ab, das wir auf der Fahrt nach San Antonio genießen. Der Fisch ist sehr lecker und satt sind wir auch, als wir im Hafen von San Antonio ankommen. Der große Andrang ist schon vorbei, so dass das Einchecken sehr zügig geht. 16:30 Uhr dann noch die obligatorische Seenotrettungsübung, und dann heißt es: Leinen los! Unsere Kreuzfahrt beginnt - Panamakanal, wir kommen!

4. Tag (Sonntag, 18. Februar 2018): Coquimbo – Eberhardt–Ausflug ins Elqui–Tal

Schon am nächsten Tag steht wieder eine Verkostung an. Oh je, wird das jetzt etwa die ganze Reise so weitergehen? Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Von unserer Elena werden wir sehr herzlich empfangen und ehe wir uns versehen sitzen wir schon im Bus Richtung Elqui-Tal. Das Wetter ist traumhaft, wir fahren an einer Talsperre vorbei und genießen den Blick auf das Wasser. Bald schon erblicken wir einen grünen Teppich aus Wein, der sich malerisch an die kahlen Berghänge und in den Talkessel schmiegt. Eine gute Gelegenheit für das Gruppenfoto! Aber muss man denn aus dem schönen Wein wirklich Weinbrand herstellen? Na gut, ich sag lieber nichts, denn schließlich kann das Thema „Pisco" ein großes Fettnäpfchen sein. Wer hat ihn erfunden? Darüber streiten sich Chilenen und Peruaner gefühlt seit Anbeginn der Zeit. Auf dieser Seite der Grenze lautet die Antwort ganz klar: die Chilenen! Schließlich hat man unseren Zielort deshalb auch in „Pisco Elqui" umbenannt. Es ist ein wirklich schönes Fleckchen Erde, den sich die Destillerie „Mistral" hier ausgesucht hat. Auch die Architektur des Gebäudekomplexes gefällt mir sehr. Nach der sehr interessanten Führung durch das kleine Museum und die Produktionsanlagen brennt der Pisco sehr angenehm in der Kehle. Und von dem ausgezeichneten Mittagsmahl könnten auch doppelt so viele Personen satt werden. Wir verstehen langsam, warum das Elqui-Tal für die Einheimischen so ein beliebter Urlaubsort ist. Wir müssen aber leider heute schon zum Schiff zurück. Dank eines Staus kurz vor dem Hafen wird es ganz am Ende ein bisschen knapp, aber es geht alles gut und wir schaffen es rechtzeitig. Und dann ist es auch schon fast wieder Zeit für das Abendessen. (Erkennen Sie langsam ein Muster?)

5./6. Tag (Montag/Dienstag, 19./20. Februar 2018): Erholung auf See und Arica, Chile

Nach so viel Wein und Weinbrand ist es doch gut, wenn wir uns an Bord der Norwegian Sun erst einmal bei einem Seetag erholen können. Vor der Erholung wird die Reisegruppe aber bei einem Vortrag noch mit ihrem Reisebegleiter sowie der Geschichte Südamerikas vertraut gemacht, und es wird ein Blick auf das Programm der nächsten Tage geworfen. Dann ist auch schon fast wieder die Mittagszeit heran - so ein Seetag geht immer viel schneller rum als man denkt. In der Zwischenzeit hat das Schiff Kurs auf die Stadt Arica im äußersten Norden Chiles genommen, die wir am nächsten Morgen erreichen. Ursprünglich gehörte die Region zu Peru, wurde jedoch nach dem Salpeterkrieg 1883 an Chile angegliedert. Offiziell aufgegeben haben sowohl Peru als auch das mit diesem verbündete Bolivien ihre Ansprüche auf das äußerst karge und trockene Gebiet in der Atacama-Wüste jedoch nie. Arica liegt an der Panamericana und lebt heute vom Handel und zum Teil auch vom Tourismus. Während die südamerikanischen Touristen vor allem von den Stränden mit ihren vergleichsweise warmen Wassertemperaturen angezogen werden, zieht es uns auf unserem Ausflug in die Wüste, denn hier können wir sowohl sehr alte (Geoglyphen) als auch neue Kunst (Skulpturen) bewundern und einer Folklore-Aufführung beiwohnen. Zum Abschluss geht es in das Archäologische Museum, in dem u. a. Mumien der Chinchorro-Kultur ausgestellt sind. Die älteste künstliche Mumie ist mehr als 7.000 Jahre alt und damit deutlich älter als die ägyptischen Mumien! Es ist nicht sicher, was die Menschen dieser Jäger- und Sammler-Kultur, die vor allem vom Fischfang lebte, dazu bewogen hat, ihre toten Angehörigen zu mumifizieren, zumal darüber hinaus kaum etwas über die Chinchorro bekannt ist. Eine Theorie besagt, dass die hohe natürliche Arsenbelastung des Trinkwassers zu einer hohen Kindersterblichkeit führte, was Auslöser für den besonderen Totenkult gewesen sein mag, denn es sind vor allem Mumien von Kindern, die gefunden wurden. Mit unserem neu erworbenen Wissen kehren wir nach diesem schönen Ausflug nachdenklich, aber auch etwas hungrig auf das Schiff zurück.

7./8. Tag (Mittwoch/Donnerstag, 21./22. Februar 2018): Erholung auf See und Lima, Peru

Es ist der zweite Seetag und ich schaue gerade etwas verträumt aufs Meer hinaus, da bemerke ich auf einmal Bewegungen im Wasser. Große Fische? Doch dann wird schnell klar, dass es sich um Delfine handelt, genauer gesagt um Schwarzdelfine, die in großen Populationen vor den Küsten Perus, Chiles und Argentiniens leben. Es müssen Hunderte sein! Ab und zu springen sie auch aus dem Wasser und führen uns ihre akrobatischen Fähigkeiten vor. Insgesamt fahren wir heute drei Mal an großen Delfingruppen vorbei. Leider werden sie in Peru gejagt und zu Tausenden getötet (bis zu 15.000 pro Jahr). Am nächsten Tag macht die Norwegian Sun in Callao fest, dem Hafen der peruanischen Hauptstadt Lima. Mit dem Bus werden wir ins Stadtzentrum, zum Plaza Mayor gefahren. Die Altstadt mit ihren beeindruckenden Kolonialbauten ist seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe und hat mehreren schweren Erdbeben standgehalten. Die Ursache hierfür können wir in der gewaltigen Kathedrale sehen, denn diese wurde größtenteils aus Holz und Lehm erbaut, was aber von außen nicht sichtbar ist. In der Kathedrale ist auch das Grab des Eroberers Francisco Pizzaro, der Lima 1535 als Ausgangsbasis für seine Eroberungszüge gründete. 1542 wurde Lima dann zur Hauptstadt des Vizekönigreichs Peru auserkoren. In der Nähe des Hauptplatzes befindet sich das Casa de Aliaga. Die Besitzerfamilie dieses stolzen Anwesens kann Ihren Stammbaum bis zu einem der 13 Weggefährten Pizzaros zurückverfolgen. Bei unserem Besuch fühlen wir uns in der Zeit zurückversetzt. Vor allem der schattige Innenhof lädt zum Verweilen ein. Unser heutiger Reiseleiter führt uns jedoch weiter in das Konvent des riesigen Dominikanerklosters, in dem sich das Grab der heiligen Rosa von Lima befindet. 1671 wurde sie heiliggesprochen und gilt seitdem als Patronin von Lima. Diese Heiligenverehrung können wir vielleicht nicht in vollem Umfang nachvollziehen, doch ganz Südamerika ist immer noch stark vom Katholizismus geprägt. Zum Abschluss der Stadtbesichtigung fahren wir in das Stadtviertel Miraflores, das als Vorzeigeviertel des modernen und aufstrebenden Lima gilt, und sich unmittelbar auf den Klippen am Pazifik erhebt. Von hier aus können wir Gleitschirmflieger beobachten und auf den Strand herabblicken.

9./10. Tag (Freitag/Samstag, 23./24. Februar 2018): Trujillo, Peru, und Erholung auf See

Unseren zweiten Hafen in Peru hätten wir fast verpasst, denn bei der Einfahrt nach Salaverry war es so neblig, dass selbst der Kapitän oben auf der Brücke nichts gesehen hat, wie er später noch zugeben sollte. Doch der Nebel lichtet sich allmählich und Sandwüste und die Anden tauchen wieder vor uns auf. Trujillo, die heute viertgrößte Stadt in Peru, wurde von den Spaniern 1535 gegründet und nach dem Geburtsort Francisco Pizzaros benannt. Für uns als Touristen ist jedoch vor allem die Ruinenstadt Chan Chan interessant, die 1986 UNESCO-Weltkulturerbe wurde. Sie erstreckt sich auch heute noch über eine Fläche von 28 km² und war die Hauptstadt des Chimú-Reiches. Zu ihrer Blütezeit lebten hier angeblich 60.000 Menschen (manche Quellen sprechen sogar von bis zu 100.000) - damals die größte Einwohnerzahl einer Stadt in ganz Südamerika. Auf unserem Ausflug besichtigen wir einen der insgesamt neun autonomen Bezirke, in die die Stadt untergliedert war. An einen riesigen Hauptplatz schließen sich verschiedene Bauwerke an, die unter anderem als Vorratslager und Tempel dienten. Die unterschiedlichen Reliefs an den Wänden deuten dabei auf die ursprüngliche Funktion des Raumes hin oder erzählen die Geschichte der Chimú. Das Volk der Chimú verehrte den Mond als obersten Gott, da er die Macht hatte, die Sonne zu verdecken. Die Stadt wurde letztendlich um 1470 von den Inka belagert und eingenommen, indem der Fluss durch die Oase umgeleitet und die Stadt somit ausgetrocknet wurde. Die Zerstörung der Gebäude ist aber vor allem auf die Ankunft der spanischen Conquistadoren zurückzuführen. Auf dem Stadtgebiet von Trujillo liegt der Huaco del Dragon, der Drachentempel, der unser zweites Ziel darstellt. Seine Wände sind mit Abbildungen von Kriegern und Schlangen verziert. Letztere wurden auch als Drachen fehlinterpretiert, worauf der Name letztendlich zurückgeht. Nach diesen interessanten Einblicken in eine Kultur, von der wir im Geschichtsunterricht in Deutschland eigentlich gar nichts erfahren, kehren wir der Hitze den Rücken und wieder auf das Schiff zurück, wo wir auf der Fahrt nach Ecuador einen weiteren schönen Tag auf See genießen.

11./12. Tag (Sonntag/Montag, 25./26. Februar 2018): Manta, Ecuador, und Erholung auf See

Ecuador ist das dritte südamerikanische Land auf unserer Reise, das wir besuchen. Die Hafenstadt Manta an der Pazifikküste gilt als die Thunfischhauptstadt der Welt. Während wir im Hafen liegen, wird tiefgefrorener Thunfisch aus einem Schiff entladen, das der Norwegian Sun gegenüber liegt, was den ganzen Tag dauert. Wer isst den ganzen Thunfisch nur? 2016 gab es in Ecuador ein Erdbeben, bei dem 400 Menschen starben. Auf der Fahrt durch Manta können wir immer noch Schäden sehen. Während des Ausflugs sollen wir vor allem mit einheimischen Produkten vertraut gemacht werden, die auch international von Bedeutung sind. So gilt die Stadt Montecristi unweit von Manta, die wir zuerst anfahren, als Geburtsort des Panama-Hutes, der von den Franzosen unter falschem Namen vermarktet wurde. Wir bekommen erklärt und vorgeführt, wie diese Hüte auch heute noch in mühevoller Handarbeit hergestellt werden. Anschließend besuchen wir ein kleines Familienunternehmen, in dem aus Agavenfasern Säcke für Kaffeebohnen produziert werden. Zurück in Manta lernen wir schließlich, wie aus Steinnüssen der Tagua-Palme Knöpfe hergestellt werden. Auch zur Herstellung von Schmuck wird die Steinnuss gern genutzt, die nach dem Trocknen so hart wie Knochen ist, und die Farbe von Elfenbein hat. Leider merkt man ein bisschen, dass sich die (englischsprachige) Tour vor allem an amerikanische Touristen wendet, so dass dem Erwerb von Souvenirs für unseren Geschmack ein zu großer Platz eingeräumt wird. Zum Abschluss des Schiffsausflugs geht es ins ethnologische Museum in der Innenstadt, das ein bisschen die Geschichte der Einwanderung veranschaulicht. Einige Gäste nutzen den Nachmittag für einen Strandbesuch, denn unter inländischen Touristen ist Manta vor allem für seine schönen Strände bekannt, die sich gut zum Surfen eignen. Die 6. Südamerikanische Windsurfing-Meisterschaft fand hier statt; auch Kitesurfing ist populär. Am späten Abend überqueren wir dann auch den namensgebenden Äquator und erreichen auf der Fahrt nach Costa Rica wieder die Nordhalbkugel. Doch bis Puntarenas liegt erstmal wieder ein schöner Seetag bei strahlendem Sonnenschein vor uns.

13. Tag (Dienstag, 27. Februar 2018): Puntarenas, Costa Rica – Eberhardt–Ausflug in den Carara–Nationalpark

Bereits vom Schiff aus können wir die grüne Küste Costa Ricas bewundern. Was für ein Kontrast zu der kargen und trockenen Wüstenlandschaft in Peru und in Chile! Regnen tut es hier allerdings während der Wintermonate (also jetzt) auch nicht. Dafür ist es noch einmal deutlich heißer und schwüler geworden. Gut, dass uns unsere örtliche Reiseleiterin Ursula in den Carara-Nationalpark entführt, wo wir unter dem dichten Blätterdach fast immer Schatten finden. Sehr anschaulich erklärt sie uns die Kreisläufe, pflanzlichen und tierischen Bewohner des Waldes. Leider können wir die berühmten roten Aras nur hören, aber nicht sehen. Dafür treffen wir auf ganz viele Ameisenkolonien, ja Millionen von Ameisen, in verschiedenen Varianten, vor allem Armeeameisen und Blattschneideameisen. Wir können auch ein Wildhuhn und ein Nagetier im dichten Unterholz aufspüren. Kurz vor dem Mittagessen mit lokalen Spezialitäten soll dann unser Reisebegleiter (also ich) an Krokodile verfüttert werden. Doch ich rieche den Braten und lasse mich auf Angebote, die Krokodile von Nahem zu zählen und ihre Länge zu vermessen, nicht ein. Von der Tarcoles-Brücke kann ich jedoch mindestens 30 Krokodile erspähen. (Die Kenntnis der Größenordnung reicht einem Physiker ja erstmal aus.) Träge liegen sie unten im Fluss. In Wirklichkeit warten sie natürlich aber auf unvorsichtige Touristen, die sich zu weit über die Brücke lehnen, um vielleicht doch noch ein besseres Foto zu schießen (oder weniger erfahrene Reisebegleiter, die auf so ein unmoralisches Angebot hereinfallen). Heute gehen die Krokodile also erstmal leer aus, während wir wieder einmal gut gesättigt zum Schiff zurückfahren. Uns bleiben nun noch etwas mehr als zwei Stunden, um Puntarenas, die ehemals wichtigste Hafenstadt Costa Ricas, selbst zu Fuss zu erkunden.

14./15. Tag (Mittwoch/Donnerstag, 28. Februar/1. März 2018): Erholung auf See und Fahrt durch den Panamakanal

Wir nähern uns nun dem Höhepunkt der Reise, der Fahrt durch den Panamakanal. Während des Seetags stimme ich meine Gäste mit einem Vortrag über die Geschichte dieses technischen Wunderwerks auf die Durchquerung am nächsten Tag ein. Morgens um 8:00 Uhr geht es dann los. Wir passieren Panama City und fahren unter der Puente de las Américas hindurch. Mit insgesamt sechs Lokomotiven wird die Norwegian Sun in die erste Schleuse gezogen und in der Mitte der Schleusenkammer gehalten, denn rechts und links ist nicht viel Platz, vielleicht 60 cm! Und dabei ist die Norwegian Sun nach heutigen Maßstäben noch ein recht kleines Kreuzfahrtschiff! Seit Juni 2016 gibt es an jedem Ende des Kanals eine neue, dritte Schleusenanlage, so dass auch größere Schiffe den Kanal passieren können. Wir fahren jedoch durch den alten Kanal. Dieser hat sowohl an der Pazifik- als auch an der Atlantikseite drei doppelt ausgeführte Schleusenkammern, in denen die Schiffe um jeweils ungefähr neun Meter gehoben bzw. abgesenkt werden. Aus Gründen des Hochwasserschutzes sind die beiden ersten Schleusenkammern auf der Pazifikseite (Miraflores-Schleusen) von der dritten Kammer (Pedro-Miguel-Schleuse) durch den Miraflores-See getrennt. Den nun folgenden Durchstich durch den Culebra-Bergrücken hatten die Franzosen, die unter der Leitung des Erbauers des Suez-Kanals, Ferdinand de Lesseps, von 1881 an 17 Jahre letztendlich erfolglos am Kanal gebaut haben, als schwierigsten Teil des Projekts erachtet. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass der Rio Chagres mit seinen regelmäßigen Überschwemmungen nach dem Gelbfieber die größte zu bewältigende Herausforderung war. Daher entschieden sich die Amerikaner für die Aufstauung des Flusses zum Gatún-See, dem damals größten künstlichen Stausee der Welt, und zur Konstruktion eines Schleusen-Kanals. Den größten Teil der 82 km langen Passage fahren wir also über einen sehr großen See. „Sehr schön! Wie eine Amazonas-Kreuzfahrt," sagen meine Gäste. Am Nachmittag erreichen wir die Gatún-Schleusen am Atlantik und die Norwegian Sun wird nun in drei Stufen von ungefähr 27 m über N. N. wieder auf Meeresniveau abgesenkt. Und dann sind wir plötzlich in der Karibik. 15.000 km Umweg um Südamerika erspart der Kanal den großen Frachtschiffen auf der Fahrt nach China. Auch mit dem Wissen, dass 28.000 Menschen während der drei Bauphasen ihr Leben ließen, vor allem durch Gelbfieber, so kommen wir doch nicht umhin, die Vision und technische Genialität der Ingenieure zu bewundern. Seit 1914, also seit mehr als 100 Jahren, existieren und funktionieren die alten Schleusenanlagen nun schon, und haben den Welthandel nachhaltig verändert.

16./17./18. Tag (Freitag/Samstag/Sonntag, 2./3./4. März 2018): Cartagena de Indias, Kolumbien, und Erholung auf See

Inzwischen sind wir in Kolumbien angekommen. Hier erkunden wir auf einem Schiffsausflug alle gemeinsam die quirlig-bunte historische Altstadt von Cartagena de Indias, welches 1533 von den Spaniern gegründet wurde. Die Stadt diente als wichtiger Umschlagplatz und war Ausgangspunkt für die Gold- und Silberlieferungen ins Mutterland, weshalb sie sich vieler Piratenangriffe erwehren musste. Auch der berühmte englische Freibeuter Sir Francis Drake griff 1585 zum wiederholten Mal Cartagena an. Zum Schutz der Stadt wurden mehrere Befestigungsanlagen erbaut, darunter die Festung San Felipe, an der wir unseren ersten Photostopp machen. Im Stadtzentrum besichtigten wir anschließend das ehemalige Hauptquartier der Inquisition und bewundern die schönen, häufig mit Blumen verzierten spanischen Balkone. In der nach dem Schutzheiligen Kolumbiens, Petrus Claver, benannten Jesuitenkirche halten wir kurz inne, bevor wir im Marinemuseum einer Folklore-Aufführung beiwohnen. Zum Abschluss fahren wir noch durch das moderne Stadtviertel Bocagrande. Zurück auf dem Schiff können wir noch einmal zwei entspannte Seetage und gutes Essen genießen, bevor in Miami unsere Reise (leider) zu Ende geht.

19./20. Tag (Montag/Dienstag, 5./6. März 2018): Miami, USA, und Rückflug nach Deutschland

So stehen wir also nun mit unseren Koffern im Hafenterminal bei der Einreisekontrolle und blicken noch einmal auf unser Schiff, die Norwegian Sun, zurück. Nur die Stadtrundfahrt in Miami trennt uns jetzt noch von der bitteren Erkenntnis, selbst wieder unser Essen kochen zu müssen. Auch unsere Betten werden sich schon bald nicht mehr wie von Geisterhand von selbst machen, und aus Handtüchern gefaltete Tiergenossen werden auch keine auftauchen. Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn sich Menschen, die über das nötige Kleingeld verfügen, entscheiden, für immer auf einem Kreuzfahrtschiff zu leben - man hat ein sorgenfreies Leben und wird rundum verwöhnt. Mit uns liegen noch drei weitere Kreuzfahrtschiffe im Hafen, darunter die Norwegian Jade und die Norwegian Sky. In Miami werden wir von unserer örtlichen Reiseleiterin Marita erst einmal von einer sehr schönen Stadtrundfahrt durch Miami verwöhnt, dass mit seinen riesigen Wolkenkratzern aus Glas und Stahl und prächtigen Villenvierteln natürlich einen starken Gegensatz zu unseren vorherigen Destinationen bildet. Bekannt ist Miami vor allem auch für seine vielen Gebäude im Art-déco-Stil, die wir u. a. am legendären Ocean Drive sehen können. Hier machen wir auch einen kleinen Abstecher zu Fuß zum Miami Beach. Weiter geht es durch das Künsterviertel Coconut Crove zum alten Terminal der Flugboote. Im Stadtviertel Little Havana kosten wir zum Abschluss des Programms kubanischen Kaffee, und wer mag, kann auch einen kleinen traditionellen Snack erwerben. Ich bin nicht der Einzige, der nun zum Ausklang gern noch drei Tage Miami anhängen möchte, aber unsere Flüge sind bereits gebucht. Marita bringt uns daher zum Flughafen, und wir treten in einer 747 von British Airways die Rückreise an. Auf dem Flughafen von Miami hat uns schon das erste Ehepaar verlassen, und in London steht der nächste Abschied an. Mit sieben Gästen reise ich weiter nach Berlin-Tegel.
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei Ihnen, liebe Gäste, für die schöne gemeinsame Reise. Wir haben viel gelacht, gegessen, gespielt, gegessen, viele tolle Ausflüge erlebt und zwei Geburtstage zusammen gefeiert. Ich wünsche Ihnen viele weitere schöne Reisen und freue mich wirklich sehr darauf, Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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