Reisebericht: Rundreise im herzoglichen Luxemburg

09.09. – 15.09.2012, 7 Tage Busreise mit Luxemburg–Stadt – Minett–Region – Fond–de–Gras – Remich – Müllerthal – Echternach – Clervaux – Esch–Sur–Alzette – Bascharage – Schifffahrt auf der Mosel


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Luxemburg - dsa sind anmutige Landschaften der Ardennen, viele Burgen und Burgruinen, alte und neue Abteien, nette kleine Städtchen, freundliche Leute, eine Hauptstadt Europas und der Banken, viel Geachichte von den Kelten bis zum Schengen-Abkommen - ein kleines Land, aber eine große Reise wert.
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Erlebnisreise ins herzogliche Luxemburg 09.–15.09.2012

Ein Reisebericht von Peter Großer

Sonntag, 09.09.2012, die Anreise


Wir reisen in das Großherzogtum Luxemburg. Der Titel dieser Monarchie stammt vom Wiener Kongress 1815, der auch die von Napoleon geschaffenen Großherzogtümer bestätigte. Es waren einmal neun, heute ist es nur noch Luxemburg. Zuerst einmal reisen wir im bequemen 5-Sterne-Bus durch 5 deutsche Bundesländer. Bei Dasburg erreichen wir die Grenze zu Luxemburg. Keine Grenzpolizisten, keine Zöllner, Schlagbäume und Kontrollen.
Wir sind in Europa. Gerade an den Landegrenzen wird das besonders deutlich.
Nicht alles verläuft geradlinig, auch unsere Fahrt hatte einige Umleitungen, aber man erreicht dann doch noch das Ziel, wenn auch manchmal, wie heute, etwas später als geplant.
Clervaux liegt im Talkessel der Clerve. Im Zentrum befindet sich unser Hotel International, ein ganzer Komplex kleinerer Häuser. So lernen wir mit Begrüßungscocktail, Abendessen und Frühstück allein 3 Restaurants kennen. Was hier an Speisen geboten wird, ist von ausgezeichneter Qualität und das Bedienungspersonal steht dem nicht nach.

Montag, 10.09.2012, Luxembourg–Ville


Uns erwartet die Landeshauptstadt, die wir nach reichlich einer Stunde erreichen. Die beiden Stadtführerinnen treffen wir an der place de Constitution. Die Gelle FRA, Symbol des Unabhängigkeits- und Freiheitswillens der Luxemburger, begrüßt uns. Neutral und unbewaffnet wollte Luxemburg sein und die Großmächte bestätigten das 1867 in London. Heute ist Luxemburg EU- und NATO-Mitglied. Wir steigen aber gleich wieder in den Bus, um die nähere Umgebung der Altstadt zu erkunden. Die Neue Brücke (pont Adolphe), damals die größte Steinbogenbrücke der Welt, führt über das Petrussetal zu einem neueren Stadtteil, der nach Schleifung der Festung um den Bahnhof herum erbaut ist. Die neueste Brücke ist die rot angestrichene Stahlbrücke Grand-Durchesse Charlotte und führt auf das Kirchberg-Plateau, das erst nach 1960 bebaut wurde. Luxemburg hat eine Reihe von Organisationen der EU (wie Brüssel, Strasbourg und Frankfurt), die hier ebenso ihre gläsernen Paläste haben wie die Filialen europäischer Banken und der vielen  Investmentgesellschaften. Der Finanzsektor ist ein bedeutender Teil des Bruttosozialproduktes, zu dem auch etwa 150.000 Grenzgänger aus den 3 Anliegerstaaten beitragen. Die Altstadt ist sehr lebendig. Man braucht nicht weit zu gehen, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden: die Kathedrale Notre-Dame, die protestantische Dreifaltigkeitskirche, bescheidene Regierungsgebäude, Denkmäler und natürlich das Palais des Großherzogs. Großherzog Henri ist nicht auf Arbeit, ein Soldat genügt als Wache. Vielleicht ist er zu Hause, auf seiner Burg Colmar-Berg.
Anschließend besuchen wir die Kasematten auf dem Bockfelsen. Seit dem Bau der Lützelburg durch den Ardennergrafen Siegfried im Jahre 963 wurde der Ort immer weiter befestigt. 27 km unterirdische Gänge und Gewölbe wurden in 900 Jahren in die Felsen geschlagen, jede Herrschaft, meist waren es Fremde, leistete ihren Beitrag. Die Bock-Kasematten entstanden unter der Herrschaft der Österreicher im 18.Jhdt.. Nach beiden Seiten des schmalen Felsrückens sind die Pforten für die Kanonen herausgearbeitet, durch sie bieten sich immer wieder schöne Aussichten auf die umgebenden Höhen und die Stadtteile in den Tälern.
Anschließend gab es ausreichend Freizeit für Mittagessen in einer der vielen Restaurants um die place des Armes, den Besuch von Geschäften oder einen Spaziergang auf dem „schönsten Balkon Europas", dem Chemin de la Corniche.
Mit vielen Eindrücken kehren wir aus der großen Hauptstadt (ca. 500.000 Einwohner) in unser kleines, gemütliches Clervaux zurück.

Dienstag, 11.09.2012, Clervaux und Vianden


Nun wurde es Zeit, auch unser Städtchen näher zu erkunden. Luxemburg kann man als Land der Burgen bezeichnen. Die deutschen oder österreichischen Kaiser, die spanischen oder niederländischen Könige war weit genug entfernt und viele Grafengeschlechter tummelten sich in ihren Burgen. So auch die Grafen von Clerf, die die Schlossburg ab den 12.Jahrhundert erbauen und erweitern ließen. Nach ihrem Wiederaufbau - sie war 1944 zerstört worden, erhielt sie 3 Museen, muss aber schon wieder renoviert werden, um die berühmte Fotoausstellung von Edward Streichen vor Witterungseinflüssen zu bewahren.
Einige Schritte weiter steht seit 100 Jahren die Pfarrkirche, die im rheinisch-romanischen Stil
erbaut wurde. Sie erinnert an den Limburger Dom, ist nur bedeutend jünger.
Dann besuchen wir noch die Benediktinerabtei St.-Mauritius und St.-Maurus. Im Gegensatz zu den Zisterziensern, die ihr Kloster meist im Tal an einem Wasserlauf gebaut haben, bevorzugten die Benediktiner die Höhen. Also steigen wir fast 200 Höhenmeter auf bequemen Weg im Wald hinauf, vorbei an einem großen Kreuz zur Erinnerung an den Klöppelkrieg der Bauern gegen die Franzosen. Die große Klosteranlage wurde zeitgleich mit der Pfarrkirche gebaut. Wir können die Abteikirche besuchen. Im Kloster beten und arbeiten noch 24 Mönche, eine Fotoausstellung in der Krypta der Klosterkirche zeigt den Bruder Traktorist oder einen Mönch als Friseur.
Am Nachmittag besuchen wir eine weitere Burg. Der Ort Vianden liegt im Tal der Our, einem der drei Grenzflüsse zu Deutschland. Darüber thront die Burg, sehr hoch, unangenehm hoch. Mit „Höher, höher !" wird unser Chauffeur Peter angetrieben, näher heranzufahren und
Wir finden nach einer Orientierungsrunde auch einen relativ kurzen Aufstieg. Die mächtigste Wehranlage Luxemburgs (nach der Schleifung der Bundesfestung in der Hauptstadt) ging aus einer kleinen römischen Wachanlage hervor. Leider hatte Luxemburgs erster Großherzog, Wilhelm I der Niederlande  wenig Interesse für das Land und versteigerte mehrere Burgen. Der neue Inhaber, ließ alles, was sich weiterverkaufen ließ, herausreißen, die Kupferbedachung, die Bleiverglasung und so machten Wind und Wetter aus der stolzen Anlage eine Ruine. Heute ist Vianden in Staatsbesitz und vorbildlich restauriert. Wir besichtigen die viele Räume wie den alten und neuen Palas, Waffensaal, Ritterstube und  Weinkeller und die doppelstöckige Burgkapelle, ein zehneckiger Raum mit eleganten Säulen für die Herrschaft, mit Öffnung zur finsteren Unterkapelle mit Kreuzgratgewölbe für das niedere Volk. Zweiklassenandacht.

Mittwoch, 12.09.2012, Durbuy, La–Roche–en–Ardenne und Bastogne


Besuch beim Nachbarn Belgien. Dias Rheinische Schiefergebirge mit seinem Westteil Eifel geht in das Waldgebirge der Ardennen über, in das sich Luxemburg, Frankreich und Belgien
hineinteilen. Wie im Luxemburger Teil, dem Ösling, sind die belgischen Ardennen durch zum Teil kahle Hochflächen gekennzeichnet, auf denen Landwirtschaft betrieben wird und tief eingeschnittene Täler. Die Ourthe hat eines dieser romantischen Tallandschaften gestaltet. An ihr liegt die kleinste Stadt der Welt, so die Werbung. Ihr Ortskern hat nur 400 Einwohner. Lassen wir ihr den Ruhm, denn die Großgemeinde Durbuy hat heute 11.000 Einwohner (und wer kennt schon die wirklich kleinste Stadt der Welt  - Arnis in Schleswig-Holstein mit 300 Einwohner). Durbuy ist ein Touristenmagnet, im Frühjahr wegen seiner Wiesen mit wildwachsenden Primel, im Sommer für Kajakfahrer und zu allen Zeiten wegen sein kleinen Altstadt mit verwinkelten Gassen und einer Burg, dem Park mit den aus Buchsbaum geschnittenen Figuren und seiner Gastronomie. Für letzteres haben wir keine Zeit, aber es reicht noch für ein belgische „Nationalgericht" - Pommes Frites mit Mayonaise.
Wir fahren weiter an der Ourthe entlang und kommen an ein kleines Städtchen - la Roche an Ardenne.  Man sieht es der schmucken Stadt nicht mehr an, dass sie während der Ardennenoffensive der Deutschen und der Gegenoffensive der Amerikaner fast vollständig zerstört wurde. Die dem heiligen Nikolaus geweihte Stadtkirche und die Ruine der Burg widerstanden weitgehend. Die Burg blickt auf fast 2500 Jahre zurück, schon vor den Römern waren die Kelten hier. Bis in das 18.Jahrhundert hinein war auf dem Bergsporn eine bedeutende Festung angelegt, dann wurde sie Baumateriallieferant für die Einwohner. Die Reste geben noch einen guten Eindruck von ihrer ehemaligen Größe.
Auf der Rückfahrt besuchen wir noch das Memorial von Mardesson für die amerikanischen Soldaten, die bei der Befreiung und der Wiederbefreiung nach der deutschen Rundstedt-Offensive ihr Leben ließen. Bei Bastogne war eine Einheit auf engstem Raum eingekesselt worden, verweigerte aber die Übergabe. Das Denkmal hat die Form eines Pentagrammes. Von seiner Plattform aus kann man weit ins Land schauen.

Donnerstag, 13.09.2012, Echternach, Müllertal und Dreiländereck


Heute statten wir Echternach an der Sauer einen Besuch ab. Vor 1300 Jahren förderten die Karolinger die Gründung von Klöstern in Luxemburg. Der Übertritt der fränkischen Oberschicht zum Christentum und die Tätigkeit von Wandermönchen hatten noch nicht ausgereicht, um die Religion in breite Bevölkerungsschichten hineinzutragen. Mit den Klöstern entstanden selbständige Wirtschaftseinheiten, die auf ihre Umgebung ausstrahlten. Die Klöster, vor allem auch Echternach, wurden zu Trägern der geistigen Entwicklung im Mittelalter. Die Echternacher Buchmalerei war weithin berühmt. Die Abteikirche zeigt alle Merkmale einer romanischen Basilika einschließlich des hier erfundenen Stützenwechsels (Wechsel Säule -  Pfeiler - Säule im Langhaus), aber die frische Oberfläche der Steine und das völlig schmucklose Portal verraten, das auch diese Kirche 1944 fast völlig zerstört war. In der Krypta ruht der der heilige Willibrord, der das Kloster 698 gegründet hatte, in einem Steinsarg, umgeben von einem Schrein aus Carrara-Marmor.
Es gibt in Echternach noch viel zu entdecken, das Touristenbüro liefert ein Faltblatt mit einem empfohlenen Rundgang. Teile der Stadtmauer und der Türme sind erhalten, die Kirche einer zweiten Abtei, ein Gerichtshaus aus dem 13.Jhdt. (Denzelt am Markt) und schöne Parkanlagen. Auch die Geschäfte locken, aber sie schließen leider 12 Uhr.
In der Nähe von Echternach liegt die „Kleine luxemburgische Schweiz" mit dem Müllertal.
Sie erinnert sehr an die viel größere Sächsisch-Böhmische Schweiz und ist ein wahres Wanderparadies. Wir nutzen die Gelegenheit für einen einstündigen Spaziergang auf einem gut ausgebauten Wanderweg. Höhepunkt ist der Schiessentümpel, ein dreiteiliger kleiner Wasserfall unter einer uralten steinernen Brücke.
Zur Tradition von Eberhardt-Travel gehört es, zusätzlich zum Reiseprogramm noch eine kleine Zugabe einzufügen. Diesmal ist es Herr Thommes, der als Wanderleiter für Eberhardt tätig ist. Er erwartet uns in einer kleinen Brauerei in der Nähe von Clervaux. Nach einer ausführlichen Einführung in die Kunst des Bierbrauens werden 4 Sorten verkostet. Es wird ein lustiger Abschluss des Tages. Doch da gibt noch eine weitere Zugabe. Herr Thommes führt uns zum Dreiländereck, dort, wo im flachen Gewässer Belgien, Luxemburg und Deutschland sich berühren. Gedenksteine erinnern an die Väter der Europäischen Union.

Freitag, 14.09.2012, Grevnmacher, Mosel und Schengen


Nach Our und Sauer geht es heute zum 3. Grenzfluss mit Deutschland. Es ist die Mosel, die Musel oder die Moselle. Das kleine Land hat offiziell 3 Sprachen, Man redet luxemburgisch, liest deutschsprachige Zeitungen und blättert in französischsprachigen Gesetzen. Jedes Kind wächst mit den 3 Sprachen auf, sicher aber ein großes Problem für die vielen Ausländer (43 %), die vor allem zu einem Drittel aus Portugal gekommen sind. Die 42 km lange Moselstrecke ist eine alte Weinkulturlandschaft. Bei einem renommierten Unternehmen verkosten wir den vorzüglichen Schaumwein (der sich nicht „Champagner" oder „hergestellt nach der Champagner-Methode" nennen darf). Dafür ist er auch wesentlich preiswerter. Ein kleiner Spaziergang entlang der Mosel führt uns zum Jardin des Papillons, einem kleinen Bau mit tropischen Pflanzen und tropischer Hitze. Überall schwirren große, bunte Schmetterlinge herum, lassen sich auf Blüten nieder und falten gerade in dem Moment, wenn man den Auslöseknopf des Fotoapparates drückt, ihre Flügel zusammen. Ein Chamäleon schaut in seinem Glaskasten gelassen zu. Heuschrecken haben sich in Farbe und Gestalt so der Umgebung angepasst, dass man sie erst auf den zweiten Blick erkennt. Ein Falter benutzt die Gelegenheit, um am Hosenbein eines Gastes in die Freiheit zu fliehen. Er wird wieder zu seinen Kollegen zurückgebracht.
Wir fahren weiter an der Mosel entlang, durch kleine Ortschaften, vorbei an Winzergenossenschaften und kommen dann zum 2. Dreiländereck, diesmal ist Frankreich dabei. Und hier, in dem etwa 500 zählenden Ort Schengen wurde auf dem Schiff MS Princesse Marie-Astrid (wir sahen es zweimal ) schon 1985, noch vor dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der als „Eiserner Vorhang" bezeichneten Trennlinie mitten durch Europa ein Abkommen unterzeichnet, das 1993 wirksam wurde. Wann hat es das in 2000 Jahren europäischer Geschichte schon einmal gegeben, dass man von Land zu Land reisen konnte, ohne nach „woher?" und „wohin?" gefragt zu werden, falls man überhaupt reisen konnte ?.


Sonnabend, 14.11.2012, Rückreise


Die Europäische Union hat auch im Busreiseverkehr ihre strengen Regeln aufgestellt. Sie sollen vor allem der Sicherheit der Reisegäste dienen. Die Arbeitswoche von Peter ist abgelaufen, es hat uns ruhig und sicher durch das Land gefahren, manchmal waren es auch dank der Umleitungsschilder interessante Wege über das Land. Nun löst die junge Generation ihn ab und steuert den Bus genauso souverän und zuverlässig nach Hause. 7 wunderschöne Reisetage sind zu Ende gegangen, Viel Arbeit beim Erstellen der Reisetagebücher und Fotogalerien und dem Verarbeiten der Erinnerungen wartet noch. Äddi Letzebuerg ! Au revoir, Luxembourg ! Auf Wiedersehen Luxemburg !

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