Reisebericht: Wanderreise Luxemburg – zwischen Mosel und Müllerthal

25.07. – 31.07.2010, 7 Tage Wandern in Luxemburg: Bascharage – Luxemburg Stadt – Minett–Region – Weinregion Mosel – Müllerthal – Eislek – Esch–Sur–Alzette (40 geführte Wanderkilometer)


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Sieben Tage lang erkundeten wir wandernd die Ardennen und entdeckten dabei so manch höchst Erstaunliches - das Großherzogtum Luxemburg präsentierte sich uns in all seinen Facetten
Ein Reisebericht von
Anne Hiecke

Reisebericht

Nach Belgien und Niederlande konnte ich nun endlich auch den dritten Staat im Bunde der Benelux besuchen. Voller Vorfreude packte ich meine Tasche


und am Sonntag, dem 26. Juli ging es los. Per Bus erreichten wir das Großherzogtum Luxemburg, welches von Deutschland, Belgien und Frankreich umkreist liegt und eine wechselvolle Geschichte verzeichnen kann, aber sich doch das bewahrt hat, was es schon immer war: ein kleines, aber höchst erstaunliches Land.
 
Unser Ziel hieß Clervaux im Herzen der luxemburgischen Ardennen. Ein kleines, verträumtes Örtchen, in dem unsere Unterkunft für die nächsten sieben Tage lag, das Vier-Sterne-Hotel „International“ mit einem ausgezeichneten Spa- und Wellnessbereich. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gab es ein leckeres Drei-Gänge-Menü. Gut gefüttert und gewässert verzogen wir uns danach ins Bett.
 
Am Tag nach der Anreise stand ein Ausflug in die Hauptstadt des kleinen Staates auf dem Programm, Luxemburg Stadt, gleichzeitig auch größte Stadt im Großherzogtum. Nach einer Stadtrundfahrt durch das Europa- und Bankenviertel und einer Stadtführung durch die Altstadt, die unter anderem den Gerichtshof und die Liebfrauenkirche beinhaltete, besuchten wir die Bockkasematten, ein gewaltiges unterirdisches Verteidigungssystem, welches bereits Napoleon


Bonaparte besuchte. Durch Schießscharten hatten wir einen wunderschönen Ausblick über die Unterstadt, die sich von der Oberstadt durch eine hohe Mauer abgrenzt, die Luxemburg als Verteidigungsmauer diente. Durch enge Wendeltreppen und schmale Gänge führte uns unser Weg zunächst tief in dieses Höhlensystem und dann wieder zurück an die Oberfläche. Wir staunten nicht schlecht, als wir bemerkten, dass wir einen nicht unerheblichen Höhenunterschied zurückgelegt hatten! Anschließend machten wir uns daran, den Wenzel-Rundweg zu erkunden. Dieser führte uns durch die ältesten Viertel der Stadt und vorbei an vielen bedeutsamen Bauwerken, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Nach diesem langen Weg machten sich unsere Bäuche mit einem lauten Grummeln bemerkbar und kämpften um unsere Aufmerksamkeit. Wir setzten uns in ein kleines Bistro und ließen uns Quiche, Pizza, Käsekuchen und Kaffee schmecken. Damit ließen wir unseren Tag in Luxemburg Stadt gemütlich ausklingen. Auf unserer eineinhalbstündigen Fahrt zurück zum Hotel in Clervaux ließen wir die vielfältigen Eintritte noch einmal auf uns wirken.
 
Den nächsten Tag starteten wir mit einem Stadtrundgang in Clervaux. Unser Führer Jean zeigte uns die Stadt und erklärte alles ausführlich. Zunächst sahen wir das Stadtwappen als Mosaik auf dem Boden - warum die Vögel keine Schnäbel hatten, wird uns auf ewig ein Mysterium bleiben…Wir besichtigten auch die Kirche der Stadt. Auf Nachfrage


antwortete Jean, dass Luxemburg Erz-katholisch ist - „katholischer geht es nicht mehr!“. Womit auch die Frage nach der Religiosität der Luxemburger geklärt war. Danach führte Jean uns zum Schloss Clervaux, in dem die Ausstellung „The Family of Man“ untergebracht ist. Diese weltgrößte Fotoausstellung aller Zeiten, initiiert von Edward Steichen, umfasst 503 Fotografien von 273 Autoren aus 68 Ländern. Jeans Interpretationen der Bilder brachten uns immer wieder zum Staunen und nicht selten zum Nachdenken. Mit bleibenden Eindrücken verließen wir das Schloss und verbrachten die Mittagspause individuell im verschlafenen, aber niedlichen Clervaux. Gestärkt brachen wir kurz nach dem Mittag zu unserer ersten Wanderung auf, die uns aus dem Tal hinaus über die Route de Marnach durch die Wälder im Süden von Clervaux zum Golfplatz und über die Montee de l’Abbaye zurück ins Tal führte. Nachdem wir so fast vier Stunden unterwegs waren, genoss manch einer noch die Wellnessangebote im Hotel, bevor wir uns zum Abendessen wieder richtig die Bäuche vollschlugen.
 
Am zweiten Wandertag hieß die Route Clervaux - Munshausen - Clervaux. Wie am vorherigen Tag mussten wir erst einmal aus dem Tal heraus, in dem Clervaux liegt, und der feine Nieselregen machte den beschwerlichen Anstieg auch nicht leichter. Aber wir schafften es natürlich alle unbeschadet. Auf unserem weiteren Marsch wurde der Regen immer stärker, bis er schließlich in einen heftigen Platzregen ausartete, bei dem auch Regenschirm und wasserdichte Multifunktionsjacke nichts mehr halfen. Aber es half kein Jammern, da mussten wir durch. Als wir an unserem Etappenziel ankamen, kämpfte sich die wärmende Sonne auch gerade ihren Weg durch die Wolken, was uns nur recht sein konnte. Unser Ziel hieß „A Robbesscheier“ und ist eine Art Erlebnisgut bei Munshausen in den luxemburgischen Ardennen. Wir ließen uns zuerst ein


Drei-Gänge-Menü auftischen - Blumenkohlsuppe, Hähnchenschenkel mit diversen Beilagen und Pfirsichen als Dessert - und rollten danach wohlgenährt aus dem Restaurant. Wir ahnten schon, dass trotz einer Woche Wandern wohl kein Pfund purzeln würde…Denn der nächste Stopp in Robbesscheier war die Backstube, in der wir selber Apfeltaschen backten, eigentlich keine große Kunst. Nur Hefeteig ausrollen, Apfelstückchen darauf verteilen, Marmelade oben drauf und das Ganze dann zusammenkleben, und rein in den Ofen. Aber Spaß machte es uns allemal! Auf einer Pferdekutschfahrt konnten wir dann das Ganze Areal des Gutes erblicken. Das, was mir wohl am besten in Erinnerung bleiben wird, war eine Stute, ein Pony, mit ihrem Fohlen. Nach der Kutschtour zeigte uns die etwas außergewöhnliche Gärtnerin von Robbesscheier ihr Gewächshaus mit angrenzenden Garten. Oftmals wusste sie selber nicht genau, welches Kraut da munter im Garten wucherte, da sie nur außergewöhnliche Pflanzen gesät hatte und die Schilder durcheinandergeraten waren. Also wurde die Führung zu einem Ratespiel, in das alle mit einbezogen wurden und das uns besonders Spaß machte ;-) Nach einem Besuch des Shops des Gutes ging es dann weiter auf unsere zweite und letzte Etappe des Tages. Von Munshausen nach Clervaux waren es auf der "abgespeckten" Variante (O-Ton unseres Wanderreiseleiters Dieter) nur eine Stunde. In Clervaux angekommen setzten wir uns in die Sonne und ließen uns unsere Apfeltaschen schmecken, eine schöne Belohnung und gelungener Abschluss eines regnerischen aber sonnigen, anstrengenden, aber wunderbaren Tages.
 
Die dritte Wanderung führte uns von Clervaux ins Ourtal im Our Naturpark bis nach Heinerscheid. Wir waren uns einig, dass dies die schwierigste Wanderung war, denn wir absolvierten einige steile Anstiege und auch ein paar Treppen. Wir waren


aber stolz wie Oskar, als wir das unbeschadet überstanden hatten :-) Eine Weile wanderten wir auch an der Our entlang, der Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg. Allerdings blieben wir brav auf luxemburgischer Seite und spähten nur auf die „andere“ Seite - sah auch nicht viel anders aus ;-) Gegen zwei Uhr am Nachmittag kamen wir dann hungrig in Heinerscheid an und kehrten in den Gasthof „Cornelyshaff“ ein. Dort schlugen wir uns zunächst die Bäuche mit einem Drei-Gänge-Menü voll - wir mussten ja an diesem Tage nicht mehr wandern - und nahmen dann an einer kleinen Brauereiführung teil. Wir schauten auch einen Film, aber das Beste war natürlich die anschließende Verkostung ;-) Danach fuhren wir zufrieden mit unserem Rundreisebus, der uns abholte, zum Hotel zurück.
 
Am letzten Wandertage trafen wir uns 9.20 Uhr vor dem Hotel und liefen dann gemeinsam mit Dieter zum Bahnhof von Clervaux. Die Sitze in luxemburgischen Zügen sehen übrigens auch nicht anders aus als die der Deutschen Bahn ;-) Nur von außen sehen die Bahnen nicht Rot, sondern Weiß-Blau-Gelb aus. Mit dem Zug fuhren wir nach Wilwerwiltz und starteten dort unsere Wanderung, die im Gegensatz zum Vortag leicht war mit nur drei Anstiegen. Zum Mittag kamen wir


an der Wassermühle „Rackesmillen“ an und ließen uns eine waschechte Ardenner Schinkenplatte mit frischem Salat und Bratkartoffeln schmecken. Unser Geburtstagskind vom Vortag gab sogar für alle Gäste eine Runde Getränke aus :-) Anschließend führte uns der Müller in der Wassermühle herum und erklärte uns alles ausführlich. Wir staunten nicht schlecht über das riesige Mühlrad, das Steinrad, die Schächte und vielen Riemen und Zahnräder, die pausenlos ratterten und klapperten um den Betrieb der Mühle aufrecht zu erhalten.
Nach diesem spannenden Rundgang wanderten wir weiter zum Bahnhof von Drauffelt, an dem wir nach circa einer Stunde ankamen. Nur vier Minuten brauchten wir dann zurück nach Clervaux. Am Hotel mussten wir uns leider schon von unserem Wanderreiseleiter Dieter verabschieden, denn am nächsten Tag reisten wir ab. Wir ließen den letzten Abend mit einem Drink in der Hotelbar ausklingen und ich teilte die Wanderdiplome aus - jeder Gast bekam als Erinnerung an unsere Reise ein Diplom, dass er erfolgreich an der Reise teilgenommen hat :-)
 
Nach dieser gelungenen Reise aßen wir am Samstag ein letztes Mal frische Crepes, die es jeden Tag zum Frühstück frisch vom Koch zubereitet gab und machten uns dann auf den Heimweg.
 
Wie auch meine erste Wanderreisebegleitung auf Malta fand ich diese Wanderreise sehr schön. Zu Fuß erlebt und entdeckt man das Land und die Natur noch viel besser und intensiver als vom Bus aus. Wir sahen die schönsten Fleckchen des Großherzogtums, und auch wenn es ab und zu regnete konnte es uns diese wunderbare Reise nicht vermiesen. Ich habe Blut geleckt - ich freue mich schon auf meine nächste Wanderreise! Kommen Sie mit und entdecken Sie ein Land per Pedes!
 
Ihre Anne Hiecke

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