Reisebericht: Rad–Kreuzfahrt – Dreiländertour an der Mosel

28.08. – 04.09.2010, 8 Tage Moselradweg: Cochem – Zell – Metz – Saarburg – Trier – Bernkastel–Kues – Cochem (ca. 255 Radkilometer)


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Reisebericht

28.08.2010
Die Anreise nach Cochem verlief durch die sichere und sanfte Fahrweise unserer beiden Buschauffeure Ingo und Lutz und dem eingesetzten 4* Reisebus sehr angenehm. 18:00 Uhr erreichten wir pünktlich Cochem und sahen auch schon unser Schiff am Kai liegen. Bei der Suche nach einer geeigneten Zufahrt zur Anlegestelle und dem damit verbundenen Wendemanöver in einer sehr schmalen Strasse geschah es dann: Der Bus fuhr sich fest! Trotz intensiver Bemühungen von Ingo und Lutz war er auch nicht frei zu bekommen. Mein Gedanke, die Gruppe mit Taxis zum Schiff zu befördern, wurde durch die Teilnehmer verworfen. Schließlich hatten wir ja unsere fahrbaren Untersätze dabei! So luden wir kurzerhand unsere Fahrräder aus und machten uns auf den 3 km langen Weg zum Schiff. Eine Gruppe die mit dem Fahrrad anreist, hatte die Schiffsbesatzung auch noch nicht erlebt! Unser Eintreffen wurde schon dringend erwartet, da das Abendessen längst fertig war. Nach der Mahlzeit und der Begrüßung durch unseren Radguide Roelie und die Besatzung stand noch ein kurzer abendlicher Rundgang durch Cochem an. Ich kümmerte mich in der Zwischenzeit um die Herbeibringung des Gepäcks vom Bus, so dass 21:30 Uhr jeder seine Utensilien mit in die Kabinen nehmen konnte.
P.S. Der Bus kam mit Hilfe des gerufenen Notdienstes auch wieder frei, so dass Ingo und Lutz mit unseren besten Wünschen die Heimfahrt antreten konnten.
 
29.08.2010
 


Nach dem Frühstück um 08:00 Uhr konnte auf Wunsch noch einmal ein 1-stündiger-Rundgang durch Cochem bei Tageslicht unternommen werden. 10:00 Uhr starteten wir dann zu unserer ersten Radetappe. Von Anfang an beeindruckte uns die wunderschöne Flußlandschaft der Mosel auf unserem Weg "bergauf". Nach 10 km erreichten wir den kleinen Winzerort Beilstein, der durch seine mittelalterlichen Bauten (Marktplatz von 1322) auch als Inbegriff der Moselromantik gilt und als Gesamtensemble unter Denkmalschutz steht. Dem Charme dieses Ortes konnte sich bei unserem kurzen Rundgang auch keiner entziehen. Bei unserer Weiterfahrt entlang des windungsreichsten Abschnittes der Mosel konnten wir bei dem einen oder anderen kleinen Schauer immer wieder das schnelle An- und Ausziehen der Regenbekleidung trainieren. Bei unserer Mittagsrast in einer kleinen Straußwirtschaft in Neef brachten wir deren Inhaber mit unseren Bestellungen an die Grenze der Belastbarkeit. Vor allem Strammer Max und Fettschnittchen waren der Renner! Frisch gestärkt, ein Gläßchen Wein durfte natürlich auch nicht fehlen, radelten wir in Richtung Etappenziel Zell. Einige Kilometer davor bot sich die Möglichkeit, eine kleine Extratour zu einer Aussicht in das Moseltal zu unternehmen. Mit 5 Gästen machte ich mich auf den Weg. Nach ziemlich langem und steilem Anstieg bot sich uns ein phantastischer Blick auf Zell. Dieser Blick und die folgende rasante Abfahrt entschädigte für die Anstrengung des Bergauffahrens. Die anderen Gruppenteilnehmer waren wohl gut beraten, auf dem flachen und bequemen Moselradweg bis zum Schiff zu fahren. Zum Abendessen saßen wir mit viel Appetit am Tisch und genossen sehr unser hervorragendes 3-Gänge-Menü. Erstaunlich, was unsere Schiffsköchin in Ihrer kleinen Küche für schmackhafte Dinge zaubern konnte. Und das blieb auch die gesamte Zeit über der Fall. Dem Abnehmen war das trotz unserer täglichen Bewegung nicht dienlich ... aber lecker!!
 
 
30.08.2010
Der Montag begann äußerst regnerisch, so dass die Gruppe beschloss, die Vorzüge einer Rad-Kreuzfahrt zu nutzen und die erste Tagesetappe bis Traben-Trarbach mit dem Schiff zurück zu legen. Und die Entscheidung war auch richtig. Denn das Wetter wechselte zwar ständig, aber nur zwischen Regen und Starkregen. So saßen wir im Salon und genossen bei einem Getränk die vorbeiziehende Landschaft. In Traben-Trarbach unternahmen wir, bei nun etwas weniger Regen, einen kleinen Stadtrundgang durch das Zentrum des Weinhandels im Moselgebiet. Nach der


Möglichkeit eines kleinen Imbisses im Ort setzten wir unsere Fahrt per Schiff fort. Denn vom Wetter gab es keine Neuigkeiten. Es regnete, regnete und regnete.
In unserem heutigen Zielort Bernkastel-Kues hieß es wieder Beine vertreten. Bei unserem Rundgang stellte sich der Ort als Stadt der Sprüche heraus. An vielen Häusern prangten mehr oder weniger philosophische oder auch weinseelige Sprüche. Vor allem auch der Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern ist der ganze


Stolz des Städtchens. Da Bernkastel-Kues auch als Stadt mit den besten Weinbaugebieten an der Mosel bekannt ist, wollten wir das bei einer Weinverkostung am Abend bewiesen haben. So zogen wir per pedes zur Weinkellerei Zimmermann, wo uns nach einer kleinen Führung durch die Keller mit sowohl traditioneller als auch moderner Produktionstechnik eine interessante Weinprobe erwartete. Der Inhaber erzählte uns unterhaltsam von den Produktionsbedingungen vor allem in den Steillagen des Moselgebiete und vermittelte uns anschaulich die Schwere der dort zu verrichtenden Arbeit. Als Endverbraucher ließen wir uns die reichlich gereichten Weine schmecken und filterten unsere Favoriten heraus. "Kistenweise" wurden anschließend die leckeren Tropfen erworben und per Lieferservice zum Schiff gebracht.
 
 
31.08.2010
Neuer Tag, neues Wetter! Endlich wieder Rad fahren. Nach unserem wie immer reichhaltigem Frühstück und der täglich üblichen Zubereitung eines Lunchpaketes machten wir uns 09:00 Uhr auf den Weg. Nach ca. 20 km wunderschönem Weg erreichten wir das Örtchen Piesport. Bei einem Schoppen Piesporter Goldtröpfchen (sehr zu empfehlen) genossen wir die Sonnenstrahlen. Wir statteten der Pfarrkirche einen Besuch ab und konnten uns beim Gesang von Roelie von der imposanten Akustik des Kirchenbaus überzeugen. Gleich am Ortsausgang begaben wir uns auf die Spuren der Römer, die uns ab sofort den ganzen Reiseweg begleiteten. In Piesport entdeckte man 1985 die größte Kelteranlage nördlich der Alpen.
Mittagsrast legten wir in der "ältesten Weinstadt Deutschlands" (das behaupten aber Einige), in Neumagen-Dhron, ein. Sie ist Fundort des Neumagener Weinschiffes, eines in Stein gehauenen Schiffes. Das Original befindet sich im Rheinischen Landesmuseum in Trier. Die Kopie konnten wir besichtigen. In der großzügigen Pause hatte man die Wahl zwischen Lunchpaket oder Speisen im Restaurant am Yachthafen.
Über Trittenheim und Klüsserath gelangten wir nach Mehring. Die dort zu besichtigende Römervilla bestätigte unseren Eindruck, dass die alten Römer schon verstanden, das Leben zu genießen.
In Mehring konnte man sich für zwei verschiedene Fortbewegungsvarianten entscheiden. Entweder nach nunmehr 48 Radkilometern auf das wartende Schiff steigen und die letzten Kilometer bis Trier auf dem Sonnendeck verbringen oder mit Roelie und mir per Fahrrad weitere ca. 20 km nach Trier radeln.  Unterwegs begegneten sich die Gruppen immer wieder an verschiedenen Punkten mit großem Hallo. In Trier angekommen, war noch individuelle Zeit für einen kleinen Bummel in die Stadt. Einige nutzten auch das Angebot von Roelie, nach dem Abendessen ein bißchen Schlendern zu gehen.
 
01.09.2010
Am Morgen begaben wir uns mit unseren Fahrrädern in die Innenstadt. An der Porta Nigra, dem Wahrzeichen von Trier, stellten wir diese für den Zeitraum unserer Stadtbesichtigung in eine große Fahrradgarage. Auf vereinzelten Wunsch hatte ich für Trier eine örtliche Stadtführerin organisiert, die uns bei einem 2-stündigen-Rundgang die wichtigsten und sehenswerten Punkte


der Stadt zeigte. Über die älteste Stadt Deutschlands gab es viel zu erzählen. Nicht alle Zahlenfakten konnten wir uns merken, haben aber durchaus einen bleibenden Eindruck dieses zur späten römischen Kaiserzeit bedeutenden Handelszentrum der Römer erhalten. Nach individueller Freizeit begab sich die Gruppe mit den Rädern auf den Weg nach Saarburg. Da das Schiff sich bereits auf den Weg gemacht hatte, wählte ich mit unserer Nichtradlerin Frau Tippmann den Zug nach Saarburg, wo wir uns mit der Gruppe an der Glockengießerei Mabilon trafen. Bei einer sehr anschaulichen und mit viel Leidenschaft vorgetragenen Führung eines ehemaligen Mitarbeiters der Gießerei (diese stellte 2002 ihren Betrieb ein) verschafften wir uns ein eindrucksvolles Bild von der schweren, handwerklich sehr anspruchsvollen und von manchem Geheimnis umwitterten Arbeit der Glockengießer.
Nach dem Abendessen erkundeten wir das kleine Örtchen und genossen das Flair am Buttermarkt mit dem größten innerstädtischen Wasserfall Europas. Auch das Erklimmen der mächtigen Burgruine über der Stadt lohnte sich, hatte man doch von dort bei abendlichem Licht einen wunderschönen Ausblick auf Saarburg und das Saartal. Ein Großteil der Gruppe ließ den Abend mit einer Einkehr in eine urige Kneipe (Laurentiuskeller) ausklingen.
 
02.09.2010
Wir verließen das malerische Örtchen wieder Richtung Moselmündung, um dann an der Mosel weiter stromaufwärts zu radeln. Von Oberbillig bis Apach bildet die Mosel den Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg. Immer auf der deutschen Seite fuhren wir bis Höhe Wormeldange und reisten über die dortige Brücke nach Luxemburg ein. Ziel war die Sektkellerei Wormeldange, die Produktionsstätte des Crémant POLL-FABAIRE. Im Gegensatz zu den bisher gesehenen traditionellen bzw. eher familär geführten Weingütern an der deutschen Mosel, besichtigten wir hier eine große industrielle genossenschaftliche Anlage zur Herstellung der fast unvorstellbaren Menge von über 1 Million köstlicher Tropfen pro Jahr. Durch die anschließende obligatorische Kostprobe wurden wir animiert unseren Vorrat für zu Hause erneut aufzustocken. Das Erworbene konnten auf dem Schiff deponieren, denn wir hatten wieder die Wahl zwischen Weiterfahrt mit 


oder dem Schiff oder radeln. Fast die gesamte Gruppe entschied sich für das Fahrrad. Die

Radgruppe kam vor dem Schiff in Remich an und so konnten wir in einem Café an der Anlegestelle die Wartezeit überbrücken. Nach Ankunft des Schiffes machte sich die geamte Gruppe mit den Fahrrädern auf den Weg zum Mosaikboden nach Nennig (3 km). Dieser wurde im Jahre 1852
 
zufällig durch einen Bauern entdeckt und stellt den größten (160 qm) erhaltenen Mosaikboden aus römischer Zeit nördlich der Alpen dar.
Nach der Rückfahrt zum Schiff war noch individuelle Feizeit, allerdings hat der Ort Remich in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten.
 
03.09.2010
Bei unserer heutigen Tour kamen wir mit den Rädern nach wenigen Kilometern nach Frankreich, in das 3. Land unser Dreiländertour. Wir fuhren durch das schöne Moseltal bis nach Thionville einem kleinen Städtchen mit altem Stadtkern. Bei einer eher flüchtigen Rundfahrt zur Mittagszeit mit dem Fahrrad blieb uns aber nicht viel Zeit zum Entdecken. Um am späten Nachmittag noch genügend Zeit in Metz zu haben, mussten wir in Thionville schnell an Bord unseres Schiffes. Dort gab es zum Verzehr unseres Lunchpaketes noch eine leckere Suppe nach Art des Hauses, ääh Schiffes. Gegen 16:30 Uhr kamen wir in Metz an und machten uns sofort auf Erkundungsgang. Ziel war vor allem die St. Etienne Kathedrale, ein schon durch die Größe sehr beeindruckendes Bauwerk. Sie gilt als eine der größten und schönsten gotischen Kirchengebäude in Frankreich,


was wir nach unserer Besichtigung bestätigen können. Durch die Verschiebung des Abendessens auf 19:00 Uhr hatte jeder noch individuell Zeit, die Stadt zu erkunden.
 
Am Abend erhielten alle Teilehmer ihre Eberhardt-Raddiplome und ließen die Reise in gemütlicher Runde ausklingen.
 
 
 
 
04.09.2010
Vor dem Frühstück verbrachten wir das Gepäck und die Fahrräder zum bereit stehenden Bus. So konnte alles während des Frühstücks durch den Buschauffeur verstaut werden. Pünktlich um 09:00 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Heimat. Es blieb Zeit, die Reise Revue passieren zu lassen und Pläne für das nächste Jahr zu schmieden. Ein Großteil der Gruppe möchte sich 2011 auf der Eberhardt-Radreise in den Tälern des traumhaften Trentino-Südtirols wiedersehen. Na dann, bis dahin!

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