Eine kontrastreiche Reise der Superlative in den Stadtstaat Singapur und über die malaysische Halbinsel im südchinesischen Meer
Reisebericht: 07.11. – 20.11.2024
"Reisen lässt Dich erst sprachlos, dann verwandelt es Dich in einen Geschichtenerzähler" (Ibn Battuta). Und so wollen 15 noch sprachlose Reisende auf dem Weg durch Asien zu Geschichtenerzählern werde
Ein Reisebericht von
Heike Jack
Tag 1: Donnerstag, 07.11.2024: Anreise und Treff der Gruppe am Frankfurter Flughafen, Flug nach Singapur
"Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt". In dieser alten chinesischen Lebensweisheit steckt viel Wahrheit drin.
Es ist kühl am Morgen in Frankfurt, als wir uns voller Vorfreude und Spannung am Flughafen zum ersten Mal begegnen. Noch können wir uns kaum vorstellen, dass tropische Temperaturen uns erwarten sollen. Also stellen wir uns selbst erst einmal in einer kurzen Runde einander vor.
Check in, Boarding und Abflug verlaufen problemlos und pünktlich. Im Flugzeug können wir die Flugstrecke verfolgen, das Bord Entertainment bietet verschiedene Filme zur Auswahl und das wunderschöne Bordpersonal bewirtet uns freundlich. Trotzdem ziehen sich natürlich zwölf Stunden Flugzeit, bis wir – mit sieben Stunden Zeitverschiebung – am sehr frühen Morgen endlich in Singapur landen.
Tag 2: Freitag, 08.11.2024: Frühe Ankunft in Singapur und erste Stadterkundung, Stadtrundfahrt mit Altstadt, Chinatown und "Little India" – Botanischer Garten
Ein mit Teppichen ausgelegter, eleganter Flughafen, der Changi Airport, erwartet uns ebenso wie unsere sympathische örtliche Reiseleiterin Bibi. Die Einreiseformalitäten laufen überraschend komplikationslos, das hatten wir uns schwieriger vorgestellt. Wir nutzen die Gelegenheit, uns frisch zu machen und ein paar Singapur - Dollar für die kommenden Tage umzutauschen. Auch unsere beiden Mitreisenden, die bereits einen Tag früher angekommen sind, gesellen sich zu unserer Reisegruppe. Nun kann es losgehen.
Die Fahrt in die Innenstadt dauert nicht lang und Bibi erzählt uns, dass es auch einen Fahrradweg gibt, der direkt an der Küste entlang führt. Erster Stopp in Singapur ist an der Victoria Memorial Hall, einem Gebäude im Kolonialstil, in dem Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Die Skulptur davor zeigt Sir Stamford Raffles, den Gründer des modernen Singapur. Noch ist es früh und es sind nicht viele Touristen unterwegs. Der Regen lässt nach und schon als wir die Cavenagh Bridge überqueren, können wir die Schirme einpacken. Wir durchqueren das mondäne Fullerton Hotel und schon öffnet sich der Blick auf eines der Wahrzeichen von Singapur: das Marina Bay Sands Hotel mit den drei Türmen, auf denen ein „Schiff“ liegt. In den nächsten Jahren soll übrigens ein vierter Turm entstehen und das Bauwerk vollenden. Ein weiteres Wahrzeichen ist der weiße „Merlion“ – eine Symbiose aus Mermaid und Lion. Hier erklärt sich auch der Name Singapur: im Sanskrit heißt Singa der Löwe und Pura die Stadt, also Singapur.
Wir steigen wieder in unseren Bus und fahren zum Orchideengarten. Wie beeindruckend ist die bunte, duftende Vielfalt der Orchideen, die hier im tropischen Klima üppig wachsen. Mit dem Bus durchqueren wir die Stadt und fahren unter anderem durch die Einkaufsstraße Orchard Road, wo bereits die ersten Weihnachtsdekorationen zu sehen sind. Und dann offenbart sich uns zum ersten Mal das Multi-Kulti-Leben der Stadt. Little India, das arabische Viertel und Chinatown liegen nicht weit voneinander entfernt und übertreffen sich lediglich in ihrer Buntheit und ihren verführerischen Düften. In Chinatown besichtigen wir u.a. den Buddha Tooth Relic Temple, in dem sich der linke Eckzahn Buddhas befinden soll. Dann ist es „Beer o’clock“, Zeit für eine Mittagspause. Wir sind schon recht geschafft von den vielen Eindrücken am ersten Tag und froh, als wir dann am Nachmittag in unser schönes Hotel Park Regis einchecken können.
Nach dem leckeren Abendessen im Tunglok Seafood Hotelrestaurant nutzen einige noch die Gelegenheit, am nahegelegenen Singapore River / Clarke Quay einen Abendspaziergang zu machen oder die Lichtshow zu entdecken.
Tag 3: Samstag, 09.11.2024: Singapur: AusFlug auf die Freizeitinsel Sentosa
Das Frühstücksbuffet im Hotel ist wirklich üppig und teilweise mit für uns ungewohnten Speisen gefüllt. Bus, futuristische Seilbahn, Minitram und Monotrail werden heute unsere Fortbewegungsmittel sein. Pünktlich 9 Uhr steht unsere Bibi vor dem Hotel und wir fahren zum 105 Meter hohen Mount Faber, wo uns eine spannende Seilbahnfahrt zum 5 km² kleinen Sentosa Island erwartet. Wir fliegen über den Hafen und die Attraktionen der Insel. Über einen Baumwipfelpfad wandern wir zum Fort Seloso, dem ehemaligen britischen Marinestützpunkt, der von der bewegten jüngeren Vergangenheit erzählt.
Mit der kleinen Sentosa-Bahn fahren wir zu einer Hängebrücke, die uns schwankend zum südlichsten Punkt Südostasiens bringt. Dann ist es Zeit für einen entspannten Strandspaziergang oder ein Bad im Meer oder eine Kaffeepause.
Unser Treffpunkt an der Monorail Station wäre beinahe schiefgegangen, aber nach ein paar Telefonaten und einer kurzen Suchrunde treffen wir alle wieder zusammen und werden an den Universal Studios vom Bus wieder abgeholt.
Unser Weg führt uns zum Fort Canning Park, wo sich auch ein interessanter Gewürzgarten befindet. Wer hat schon einmal Muskatnüsse am Baum gesehen?
Unser Abendessen haben wir an diesem Tag extra früh bestellt, damit wir es rechtzeitig zur Lichtershow am Marina Bay Sands schaffen. Gemeinsam gehen wir vom Hotel los und müssen doch einen schnellen Schritt auflegen, um auf die andere Seite direkt vor das Geschehen zu kommen. Es ist wirklich beeindruckend, wie hier mit Licht und Wasser tolle Effekte erzeugt werden. Die ganze Stadt entwickelt am Abend noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre.
Nach der Show machen wir die Runde um Marina Bay komplett, über die Helix Bridge und an der Esplanade (dem Durian-förmigen Eventcenter) vorbei bis zum Clarke Quay, wo noch einige gemütlich auf den Stufen sitzen bleiben, um den Abend ausklingen zu lassen.
Tag 4: Sonntag, 10.11.2024: Ein Tag in Singapur: Marina Bay Sands Observation Deck – Bootsfahrt auf dem Singapore River
Unser erstes Ziel an diesem Tag ist Marina Barrage, die über die Mündung des 350 m breiten Marina Channel gebaut wurde. Sie dient nicht nur als Wasserquelle, sondern spielt auch eine wichtige Rolle beim Hochwasserschutz und verfügt über neun Stahltore, die als Gezeitensperre fungieren, um hohe Gezeiten abzuhalten und überschüssiges Regenwasser bei starkem Regen aus dem Stausee abzulassen. Sie dient auch als Erholungsort, man kann Drachen steigen lassen und den tollen Ausblick bewundern. Weil Trinkwasser in Singapur eine knappe und kostbare Ressource ist, hat das Land eine Wassermanagement-Strategie entwickelt: jeden Tropfen Wasser sammeln, Wasser endlos wiederverwenden und Meerwasser entsalzen. Wir erfahren, wie das gelingen kann.
Nun geht es hinauf zum Skypark von Marina Bay Sands, einer futuristischen Plattform, die in 200 m Höhe errichtet wurde. Wir haben einen grandiosen 360-Grad-Blick auf die Skyline von Singapur bis nach Malaysia. Anschließend geht es wieder hinab in die Shopping Mall, wo fast alle internationalen, hochpreisigen Uhren-, Lederwaren-, Schmuck- und Bekleidungsmarken vertreten sind und wir ein kleines Intermezzo mit David Beckham haben.
Natürlich darf auch ein Besuch der Gardens By the Bay nicht fehlen. Die sogenannten Supertrees wirken wie gigantische Pilze von einem anderen Stern und sehen nicht nur schön aus. Die 25 bis 50 Meter hohen vertikalen Gärten sammeln Regenwasser, gewinnen Sonnenenergie und fungieren als Belüftungskanäle für die Gewächshäuser des Parks, die wir als nächstes auch besichtigen. Im Flower Dome (Blumen-Treibhaus) können wir kühles, trockenes Klima erleben und mehr als 32.000 Pflanzen aus 160 verschiedenen Arten, Kulturformen und Varianten bestaunen. Im ebenfalls kühlen Nebelwald (Cloud Forest Dome) steigen wir auf den 35 Meter hohen Nebelberg, der mit Orchideen, Farnen und Bromelien übersät ist und einen spektakulären Innenwasserfall beherbergt.
Am Clark Quay in der Nähe unseres Hotels entspannen wir bei einer kurzen Mittagspause, bevor wir an der Bootsanlegestelle unsere Bootsfahrt auf dem Singapore River beginnen. Hier können wir die nun uns schon vertrauten Gebäude um Marina Bay noch einmal von der Wasserseite aus bewundern.
Danach führt uns ein kurzer Spaziergang zum Quayside Dining Singapore Seafood Restaurant. Hier gibt es Versionen von Singapurs inoffiziellen Nationalgerichten, wie die berühmte Chili Crab. Wir sind nun nicht die Meister im Krabben knacken, aber wir lassen es uns trotzdem schmecken, besonders die Coffee Ribs.
Nach dem Abendessen fahren einige Gäste sind noch einmal zu den Gardens by the Bay, um die Lichtershow in den Supertrees zu sehen. Andere sind müde und kehren zum Hotel zurück, um ihre Koffer zu packen.
Tag 5: Montag, 11.11.2024: Weiterreise von Singapur nach Malaysia – Stadtrundgang in Malakka
Heute heißt es schon wieder Abschied nehmen von dieser beeindruckenden schillernden Stadt, über deren Besonderheiten und Lebensweise wir durch unsere Bibi sehr viel erfahren konnten.
Zusammen mit Bibi fahren wir in Richtung Malaysia, nach etwa einer Stunde Fahrt kommen wir an der Grenze an. Zuerst erfolgt die Ausreise aus Singapur, das geht schnell. Wir steigen wieder in den Bus und fahren auf die andere Seite, wo wir mit unserem Gepäck aussteigen und uns von Bibi verabschieden müssen. Nun wird es spannend. Bei der Einreise hat es problemlos bei den meisten am Automaten geklappt, bei anderen nicht, sie müssen an die Schalter gehen. Einer blieb ganz zurück, er wurde nicht weiter gelassen. Wir finden ihn an einem PC, wo er die Einreiseanmeldung (lag natürlich wie bei allen anderen vor) nochmals ausfüllen muss, was wir gemeinsam getan haben und dann kann auch er endlich durch. Da kommt man gleich ein wenig ins Schwitzen. Wir begrüßen voller Freude unseren neuen malaysischen Guide Mr. Zul und auch ein neuer Bus wartet auf der anderen Seite. Nach kurzer Fahrt machen wir eine Pause, wo wir Geld tauschen können. Nun müssen wir uns an malaysische Ringgit gewöhnen.
Wir durchqueren endlose Ölpalmen-Plantagen und Zul erzählt uns über die frühere Bauweise der Langhaus-Häuser auf Stelzen, die es heute kaum noch gibt.
Gegen Mittag kommen wir in Malakka an, der Name leitet sich vom dort wachsenden Melaka Baum ab. Der Hindu-Fürst Parameswara ist der Gründer der Stadt, die wir auf unserer Stadttour gleich kennenlernen. Durch die Porta de Santiago steigen wir auf die portugiesische Festung A Famosa zu den Ruinen der St Paul’s Church hinauf.
Das niederländische Stadthuys - einst Rathaus und Residenz - ist heute historisches und ethnografisches Museum. Direkt daneben sehen wir Christ Church, die älteste evangelische Kirche Malaysias, deren Dach einen britischen Wetterhahn trägt. Beeindruckend für uns ist die "Strasse der Harmonie" im Herzen von Chinatown. Hier befindet sich eine Moschee neben zwei Tempeln. Besonders reich verziert ist der chinesische Tempel Cheng Hoon Teng, der ein traditionelles Operntheater umfasst und nach den Regeln des Feng Shui erbaut wurde. Wir erleben, wie friedlich unterschiedliche Kulturen und Religionen zusammenleben.
Auf der Jonker Street in Chinatown können wir typische Köstlichkeiten probieren und ein paar Souvenirs erstehen, bevor wir zu unserem Hotel fahren. Das ,,Swiss Garden Hotel Melaka“ liegt direkt am Ufer des Malakka River, auf den wir einen tollen Ausblick haben.
Das leckere Abendessen genießen wir heute in einem lokalen Restaurant, dem Siew Tin’s Nonya Kitchen.
Tag 6: Dienstag, 12.11.2024: Malakka – Gartenstadt Putrajaya – Hauptstadt Kuala Lumpur
Nur eine Nacht verbringen wir hier in Malakka, denn weitere spannende Reiseziele erwarten uns. Unsere Fahrt geht nach Putrajaya, auch die "Intelligente Stadt“ oder „Planstadt“ genannt. Tatsächlich hat man diesen Ort am Reißbrett geplant, um mit einem zweiten Regierungssitz die Hauptstadt Kuala Lumpur zu entlasten. Aus praktischen oder architektonischen Erwägungen scheint dies gelungen, aber eine Seele hat die Stadt nicht. Beeindruckend ist es allemal für uns, die gewaltige Putra Mosque zu besuchen. Hier in der Moschee muss jede(r) von uns einen Umhang anziehen, um die strenge Kleiderordnung zu erfüllen. Da Zul selbst Moslem ist, kann er uns sehr authentisch über diese Religion und deren Sitten und Gebräuche erzählen.
Während der Stadtrundfahrt überqueren wir die Putra Bridge, sehen den riesigen Palast mit dem Prime Minister’s Office und dessen Official Residence.
Die Weiterfahrt bringt uns nach Kuala Lumpur, wo wir am Central Market eine kleine Mittagspause einlegen und / oder Mitbringsel shoppen. Die Stadt wurde im Jahre 1857 von Chinesen gegründet. Dies eher zufällig, weil sie an dem schlammigen Zusammenfluss zweier Flüsse (Klang und Gombak) ein Camp errichteten, um Zinn zu fördern. So bedeutet der Name Kuala Lumpur „schlammige Mündung von zwei Flüssen“.
Bei unserer Ankunft im Melia Hotel sind noch nicht alle Zimmer fertig, so müssen einige ein paar Minuten warten, um ihre Zimmer beziehen zu können. Die anschließende Freizeit verbringen wir in der Shopping Mall gegenüber vom Hotel, die die größte Mall Malaysias mit zahlreichen Geschäften, Achterbahn und Kino sein soll.
Unser gemeinsames Abendessen wird im Hotel in einem separaten Raum serviert, das Buffet ist üppig, aber leider nicht für alle zufriedenstellend. Danach machen sich einige mit dem Grab Taxi auf den Weg zum Fernsehturm oder KL – Tower. Er ist 421 Meter hoch und neben den Petronas Towers, den mit 452 Metern höchsten Zwillingstürmen, und dem neuen Merdeka 118 mit 679 Metern einer von vielen Highlights hier. Vom Sky Deck auf 300 Metern haben wir eine spektakuläre Sicht über die beleuchtete Stadt und zu den anderen Türmen. Auch für den Rückweg nehmen wir das preiswerte Grab Taxi, eine sehr empfehlenswerte App. Ein Drink an der Hotelbar beschließt diesen interessanten Reisetag.
Tag 7: Mittwoch, 13.11.2024: Ausflug zu den heiligen Grotten von Batu – Stadtrundfahrt in Kuala Lumpur
Schon bei der Abfahrt im Hotel ist klar: es wird ein weiterer Tag der Kontraste.
Zuerst fahren wir zu den Batu Caves, große Höhlen, die mehrere Hindu-Tempel beherbergen.
272 steile Treppenstufen führen vom Vorplatz zunächst hinauf zum Eingang der Haupthöhle, bewacht von der 42,7 Meter hohen goldenen Statue Murugans auf dem Vorplatz Weitere Stufen gibt es im Inneren, wir überwinden insgesamt 356 davon. Viele Schreine erzählen die Geschichte vom Sieg des Gottes Murugan über den Dämon Soorapadam. Alljährlich Ende Januar oder Anfang Februar werden die Batu Caves zum Angelpunkt des hinduistischen Thaipusam-Festes mit seinen teilweise masochistisch anmutenden Riten, von denen uns Zul auf der Fahrt erzählt.
Auf dem Hügel und um die Höhlen leben zahlreiche Javaneraffen, die wir ebensowenig wie die vielen Tauben füttern, auch Lachen = Zähne fletschen sollten wir nicht, wie Zul uns einschärft. Die Kleiderordnung besagt, daß wir nur mit bedeckten Schultern und Knien in den Tempel hineindürfen. Wir sind gut vorbereitet, aber notfalls gäbe es auch Tücher zu kaufen.
Was wäre der Besuch der Zinn – Stadt ohne die Besichtigung der Royal Selangor Zinngiesserei. Hier gewinnen wir überraschende Einblicke in die Herkunft des Reichtums der Stadt und die verschiedenen Arbeitsschritte auf dem Weg zu einem stilvollen Zinnprodukt. Letztere werden auch gern mit nach Hause genommen.
Unser Stadtrundgang bringt uns dann durch die Innenstadt und einen der zahlreichen chinesischen Tempel zum River Confluence, dem Geburtsort von KL. Wir laufen am märchenhaften Sultan Abdul Samad Palast vorbei und über den Independence Square, bevor unser Bus uns zu den mit Spannung erwarteten Petronas Towers bringt. Nach einer Sicherheitskontrolle in den auf dem Grund der ehemaligen Pferderennbahn erbauten Zwillingstürmen fahren wir zur Skybridge und auf das Observation Deck bis auf eine Höhe von 451.9 Metern in den 88. Stock. Viele junge Guides weisen unserer „blauen Gruppe“ den richtigen Weg. Was für ein gigantischer Ausblick! Die Hauptstadt Malaysias liegt zu unseren Füßen. Wie Ameisen wimmeln die Menschen und wir beobachten aus sicherer Entfernung den gewöhnungsbedürftigen Linksverkehr auf den Straßen.
Habe ich schon erwähnt, dass wir auf unserer Reise immer wieder ein wahnsinniges Glück mit dem Wetter haben? Ja, es ist schwül und heiß draußen, dafür in den klimatisierten Räumen umso kühler. Aber die tropischen Regenschauer fanden immer dann statt, wenn wir im Trockenen oder im Bus waren oder eben nachts.
Im Serai-Restaurant, direkt in der KLCC-Shopping Mall, können wir nun unser sehr gutes Abendmenü einnehmen. Anschließend fahren wir beseelt und satt zurück zum Hotel, wo wir schon wieder die Koffer packen müssen, auch das „Kleine Gepäck“ für die Dschungel Lodge, in der wir die nächsten Nächte verbringen möchten.
Tag 8: Donnerstag, 14.11.2024: Fahrt zum Labu Sentral (Jetty) im Taman Negara Nationalpark und zur Dschungel–Lodge
Am frühen Morgen brechen wir auf in den über 4300 km² großen Nationalpark Taman Negara, den ältesten Regenwald der Erde. In Kuala Tembeling, am Labu Sentral Jetty, steigen wir auf ein traditionelles Longboat um. Nun genießen wir die unberührte Natur auf dem Trenggan Fluss, während Fischerhäuser, Sandbänke und durstige Wasserbüffel am Ufer an uns vorübergleiten. Schnell wird klar: Skyscraper (Wolkenkratzer) gibt es nicht nur in der Stadt, auch Bäume können riesig sein.
Gegen Mittag beziehen wir Quartier in unserem Resort Hotel Mutiara Taman Negara und warten bei einem leichten Mittagessen auf die Fertigstellung unserer Bungalows. Das Resort ist weitläufig und wird auch von herumspringenden Makaken bewohnt, vor denen uns Schilder eindringlich warnen. Viel gefährlicher scheinen wohl die überall lauernden Tiger, aber nein, die sind aus Plüsch und sollen wohl das Reinigungspersonal vor dem Diebstahl ihrer Arbeitsmittel bewahren.
Am Nachmittag erkunden wir das auf der anderen Flussseite liegende muslimische Dorf Kuala Tahan, bevor wir – ausgerüstet mit Taschenlampen - am Abend zu einer spannenden Nachtwanderung aufbrechen. Wir lauschen dem Konzert der Natur und fühlen uns als Teil eines grandiosen Schauspiels. Dabei lernen wir von unseren beiden Rangerguides viel Wissenswertes über den Dschungel und können einheimische Lebewesen wie giftgrüne Schlangen, Skorpione, Spinnen, Stabheuschrecken und ein Chamäleon entdecken.
Tag 9: Freitag, 15.11.2024: Taman Negara Nationalpark – Wanderung zum Teresek Hill – Fahrt mit traditionellen Holzbooten– Besuch der Orang Asli
Nach dem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg durch den Dschungel zum Teresek Hill und erleben nun noch einmal den Regenwald bei Tageslicht.
Wir werden begrüßt mit “Nature at its best is when the mind and the body is in harmony with the environment.” (Natur von ihrer besten Seite ist, wenn Körper und Geist in Harmonie mit der Umgebung sind)
Unsere Guides zeigen uns viele Pflanzen, die für die Ureinwohner alle einen Zweck erfüllen, ob nun medizinisch oder handwerklich (z.B. als Schleifpapier). Nach einer kurzen Bootsfahrt erreichen wir das Dorf des Naturvolkes der Orang Asli. An deren zumeist noch sehr ursprünglichen Lebensweise sind wir sehr interessiert, auch wenn die Besichtigung einen kleinen voyeuristischen Beigeschmack hat. Die größeren Kinder sind in der Schule, nur wenige Familien sind daheim, die religionslosen Negritos sind sehr scheu. Sollte einer der Bewohner sterben, ziehen die Nomaden weiter und hinterlassen den so kontaminierten Ort. Zwei junge Dorfbewohner zeigen uns, wie man Feuer macht und wie man mit dem Blasrohr umgeht. Mit diesem werden Tiere zum Verzehr gejagt, immer nur so viel, wie man gerade benötigt. Mit dem Kauf einiger handgefertigter Souvenirs unterstützen wir das Dorf.
Nach dem Mittagessen im Resort besteigen wir dann wieder die offenen Langboote, um noch tiefer in den Dschungel zu fahren. Es ist eine herrliche Fahrt mit vielen Stromschnellen. Da werden wir auch mal schnell nassgespritzt. Aber das tut dem Genuss keinen Abbruch, es ist ja warm. Gekonnt schlängeln unsere Skipper die Boote durch die Gesteinsbrocken und Sandbänke. Blauer Himmel und Sonnenschein, hohe Bäume mit schlingenden Lianen und ein paar Affen machen diese Wildwasserfahrt zum Erlebnis.
Unser Ziel ist Lata Berkoh. Als die Boote in dem flachen Wasser nicht mehr weiter fahren können, steigen wir aus und wandern auf einem recht unebenen Weg am Flussufer entlang bis zu den Kaskaden, die ein kühles Bad ermöglichen. Solche „Eskapaden“ traut sich aber dann doch keiner von uns. Auf der Rückfahrt können wir – mit dem Strom schwimmend – einige Zeit die Motoren ausschalten und die Ruhe genießen. Wären da nicht die lauten Zikaden, ein paar Vogelstimmen oder ab und zu das Gekreische der Affen.
Nach dem Abendessen im Resort nehmen wir bei einem Absacker schon etwas wehmütig Abschied von diesem besonderen Ort.
Tag 10: Samstag, 16.11.2024: Reise zu den Cameron Highlands – Erdbeeren, Schmetterling und ein Feuertopf–Abendessen
Mit dem Taxiboot geht es am Morgen schnell über den Fluss, unser Bus wartet auf der anderen Seite im Dorf. Es ist eine lange, kurvenreiche Fahrt durch die malaysische Landschaft. Vorbei an riesigen Ölpalmen – Plantagen. Die Ölpalme ist die ertragreichste Ölpflanze der Welt und stammt ursprünglich aus dem tropischen Westafrika. Zu Zeiten der Kolonialisierung gelangte die Pflanze nach Malaysia, das heute weltweit wichtigste Anbauland von Ölpalmen. Der Anbau ist umstritten, da immer mehr tropische Regenwälder den Plantagen weichen müssen. Wir haben selbst gerade erlebt, welch großer Verlust das ist.
Während der Fahrt erzählt uns Zul viel über die chinesischen Friedhöfe, den Aberglauben und das Leben im Land.
In Tanah Rata legen wir eine kurze Mittagspause ein.
Am Nachmittag steht der Besuch einer Schmetterlingsfarm auf dem Programm. Neben den farbenfrohen Faltern sind auch Alpakas und verschiedene Insekten zu sehen. Aber die letzteren haben wir ja schon in freier Natur erleben dürfen.
Erstaunen ruft die Besichtigung einer Erdbeerfarm hervor. Was, hier in den Highlands wachsen Erdbeeren? Schmecken die so wie bei uns in Deutschland? Oder gar besser? Die praktischen Hochbeete ermöglichen eine Rückenfreundliche Ernte und eine Kostprobe bestätigt das gute Aroma der Früchte.
Nach einem kurzen Besuch des örtlichen Marktes entfliehen wir dem einsetzenden Regen und beziehen unser schönes Hotel „Strawberry Park Resort“ – endlich Zimmer mit Balkon und ohne Klimaanlagen. Die Temperaturen sind sehr angenehm, luftig kühl, aber nicht kalt.
Auch das Abendessen im Hotel ist ein weiteres Highlight: ,,Steamboat - Dinner“, eine Art Fondue oder HotPot. Auf den Tisch kommen zwei heiße Suppen, in denen jeder garen kann, was man gern essen möchte. Gemüse, Fisch oder Fleisch, Pilze, Tofu, Eier, Muscheln und Garnelen, Nudeln und Reis – da ist für jeden eine Leckerei dabei. Nach einem kurzen Überraschungsmoment genießen alle die besondere Mahlzeit und haben viel Spaß dabei.
Tag 11: Sonntag, 17.11.2024: BOH Teeplantage – Kellie's Castle in Batu Gajah – Höhlenstadt Ipoh – Georgetown auf der Insel Penang
Wir müssen das schöne Hotel leider schon wieder verlassen und machen uns auf den Weg, um die BOH Tea Plantage zu besuchen. Hierfür müssen wir in einen der gelben Schulbusse umsteigen. Während die Kinder in der Schule sitzen, bringen die schmaleren Busse die Touristen die engen Straßen hinauf in die Teeplantagen. Wir haben einen tollen Blick über die besondere Struktur der Anbaufelder. Oben angekommen zeigt uns Zul einen Teil der Fabrik und erklärt die mühsame Herstellung des Tees. Hier dürfen keine Fotos gemacht werden. Natürlich gibt es im großen Besucherzentrum einen Shop, wo alle Teeprodukte gekauft werden können. Anschließend können wir auf der Terrasse mit der spektakulären Aussicht eine Tasse Palas Supreme Tee mit Scones genießen.
Unser nächstes Ziel heißt Batu Gajah, wo wir mit „Kellie´s Castle“ ein Bauwerk, bzw. dessen Ruine, besichtigen, das wir so nicht dort erwartet hätten. Beim Aufstieg wird uns heiß, denn nun sind wir wieder unten in tropischen Gefilden.
Das originelle Herrenhaus wurde von einem schottischen Pflanzer namens William Kellie-Smith erbaut. Er ging 1890 im Alter von 20 Jahren nach Malaysia und wurde dort durch den Handel mit Zinn und Gummi reich. Das Schloss wurde nie vollendet und nachdem er 1926 an Lungenentzündung starb, verkaufte seine Frau den unvollendeten Bau. Unweit davon steht der von Smith erbaute Hindu-Tempel, um die Götter zu besänftigen, nachdem seine Arbeiter an der spanischen Grippe gestorben waren. Eine merkwürdige Mischung aus maurischem, griechisch-römischem und indischem Design, viele Götter und darunter Kellie selbst in seinem Pflanzeranzug mit Tropenhelm.
Nach kurzer Weiterfahrt kommen wir in Ipoh an, wo unser Mittagessen in einem lokalen Restaurant auf uns wartet. Perfektes Timing, denn genau als wir vor dem Restaurant ankommen, schüttet es wie aus Eimern. Das Essen im freundlichen „Miners Arms est. 1978“ schmeckt uns dafür umso besser.
Der Regen läßt nach und wir starten unsere kurze Tour zu Fuß durch Ipoh. Aber Achtung, es ist rutschig! Zul zeigt uns die Altstadt mit vielen Streetart Motiven und die Concubine Lane, die aus ihrer wechselvollen Geschichte viel über Liebe, Reichtum und schlüpfrige Geheimnisse erzählen könnte.
Es wird Zeit, das Festland zu verlassen und wir fahren weiter nordwestlich zur Insel Penang, die wir über eine der beiden riesigen Brücken am frühen Abend erreichen.
Unser „Bayview Hotel“ in Georgetown heißt uns herzlich willkommen. Nach dem Check In besuchen einige von uns die naheliegende Garküche Red Garden. Hier essen die Einheimischen, wir sind die einzigen Touristen. Also fast. Kaum beginnt die Live Musik, betritt ein Tanzpaar die Fläche und wirbelt über das Parkett. Wir erfahren später, dass sie aus Australien kommen und auch schon den einen oder anderen Tanzwettbewerb gewonnen haben. Das steckt an und bald tanzen wir alle fröhlich mit.
Tag 12: Montag, 18.11.2024: Georgetown – Stadtbesichtigung und Rikscha–Fahrt
Was wäre dieser Tag ohne weitere Highlights, Kontraste und Superlative? Unsere Stadtrundfahrt in Georgetown beginnt an diesem sonnigen Morgen mit der Verkostung einiger regionaler Spezialitäten. Etwas fremd ist uns der chinesische Brauch, für die Verstorbenen Dinge aus Papier herzustellen, die mit ihnen verbrannt werden, und ihnen damit letzte Wünsche zu erfüllen. Wir besuchen eine Werkstatt, die in Handarbeit solche Auftragsarbeiten herstellt.
Die Chew Jetty ist eine der sechs Clan Jetties in Penang. Hier leben sechs chinesische Clans auf je einem Pier. Streng zwischen den Clans getrennt stehen die Häuser auf wilden Stelzenkonstruktionen im Wasser, weil die Chinesen auf dem Wasser keine Steuern zahlen müssen. Bis heute sozusagen eine Steueroase mitten in Penang. Es gibt je einen Tempel zur Land- und zur Wasserseite.
Auch in Penang gibt es jede Menge Streetart zu entdecken. Am berühmtesten Motiv mit den beiden Kindern auf dem Fahrrad vom litauischen Künstler Ernest Zacharevic müssen wir uns anstellen, um einmal einen freien Blick darauf zu erhaschen. Ob wohl auch Banksy hier schon ein Kunstwerk hinterlassen hat?
Interessant finden wir auch die traditionelle Handwerkskunst beim Räucherstäbchenmacher Lee Beng Chuan. Sein Motto „Kauf nix, kein Problem. Du bist glücklich, ich bin glücklich.“ Klingt tiefenentspannt. Wir kaufen trotzdem und sind auch glücklich.
Das Mittagessen wird uns heute traditionell malaysisch-indisch auf einem Bananenblatt serviert. Das war sehr üppig und sehr gut. Am Ende klappen alle ihre Bananenblätter nach innen zum Zeichen, dass es ihnen geschmeckt hat.
Kurze Entspannungspause im Hotel und dann startet unsere aufregende Rikschafahrt durch Georgetown. Jeder von uns bekommt eine eigene Rikscha mit persönlichem Fahrer, der sich ganz schön abstrampeln muss. Nach dem Motto „Mittendrin ist auch dabei“ schlängelt sich die Rikschakolonne durch den Straßenverkehr. Wir fahren am Fort Cornwallis vorbei, durchqueren noch einmal die Altstadt und bewundern die verschiedenen Bauwerke der Religionen an der Straße der Harmonie. Kurze Stopps am Meer, an der Moschee, dem chinesischen Clanhaus der Khoo Kongsi und in Little India geben Zul die Möglichkeit für Erklärungen. Dann kommen wir alle wieder am Hotel an. Alle? Nein, einer fehlt, wir werden doch nicht auf den letzten Metern noch Verluste haben? Natürlich nicht, auch S. fährt nun in seiner Rikscha vor.
Viel zu schnell ist nun unser letzter gemeinsamer Abend gekommen. Für das Abschiedsabendessen habe ich im Bayview 360° Restaurant auf dem Dach unseres Hotels Plätze reserviert. Eigentlich haben wir ja nicht mehr so viel Hunger, wollen aber diesen Abend sehr gern auch zusammen verbringen. Die Gruppe ist während der Reise sehr harmonisch zusammengewachsen. Wie von den Malaysiern vorgelebt, wurden Harmonie, Respekt und Höflichkeit untereinander groß geschrieben. Darauf stoßen wir dank Eberhardt Travel mit einem wohlschmeckenden Getränk an. Nun können wir das reichhaltige Buffet genießen, auch wenn es uns scheinbar immer wieder davonfährt. Das drehende Restaurant ganz oben ist wirklich etwas Besonderes und auch den Blick von der Rooftop-Bar lassen wir uns nicht entgehen.
Tag 13: Dienstag, 19.11.2024: Georgetown – Kek Lok Sin Tempel und Abreise
Es beginnt unser letzter Tag, aber so ganz am Ende ist die Reise noch nicht. Wir fahren zum buddhistischen Kek-Lok-Si Tempel am Rande der Stadt. Eine Standseilbahn und Jeeps bringen uns zum Eingang des Tempels auf den Hügel. Wir haben das Glück, einem Teil einer Zeremonie beiwohnen zu können. Ganz oben an der Spitze des Tempelkomplexes befindet sich die majestätische Statue von Kuan Yin, der Göttin der Barmherzigkeit. Mit fast 37 Metern Höhe ist die aus Bronze bestehende Statue eine der größten Statuen Malaysias. Sie überragt ganz Georgetown, segnet die Stadt und vielleicht auch uns. Ganz bestimmt wünscht sie uns eine gute Heimreise.
Nach der Rückkehr zum Hotel heißt es Abschied nehmen. Ein Teil der Gruppe hat sich für die Badeverlängerung entschieden und fliegt nun noch auf die Insel Langkawi. Ein paar treten die Rückreise auf eigene Faust an und der größere Teil der Gruppe fliegt über Singapur zurück nach Deutschland. Alle Transfers und Flüge sind pünktlich.
Tag 14: Mittwoch, 20.11.2024: Landung im kalten Deutschland oder Badespaß
Auch wenn die Reisezeit über Nacht lang ist, kommen alle gesund und froh in ihren Heimatorten an.
Aus dem Berjaya Langkawi Resort erreichen mich noch begeisterte Nachrichten und traumhafte Fotos, bevor auch die Verlängerung sich dem Ende zuneigt.
FAZIT: „Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.“
Und so war es mir eine große Freude, diese hochinteressante Reise mit tollen Erlebnissen und vielen Kontrasten mit Euch zu teilen. Danke für Euer Interesse und Eure Ausdauer. Dank auch an unsere beiden großartigen Guides Bibi und Zul sowie an alle Beteiligten hinter den Kulissen, die diese Reise so möglich gemacht haben.