Reisebericht: Rundreise Montenegro – Adria–Küste und Nationalparks

03.10. – 10.10.2019, 8 Tage Flugreise mit 4–Sterne–Standorthotel in Budva – Nationalpark Biogradska Gora – Moraca – Ostrog – Skutari–See – Podgorica – Bar – Cetinje – Kotor – Perast


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Herzlich Willkommen in Montenegro und an der malerischen Küste der Adria. Auf dieser 8-tägigen Rundreise erleben Sie von den Bergen, Tälern, Küsten, Wäldern und Feldern, die schönsten Seiten dieses kleinen und noch recht unbekannten Land im Balkan
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

1. Tag

Gehe einmal im Jahr irgendwohin wo du noch nie warst. Dalai Lama
„Sie fahren nach Montenegro? Das ist ja prima, eine traumhaft schöne Landschaft, Berge, tolle Küstenabschnitte und das alles auf kleinstem Raum. Aber wissen Sie zufällig, was es mit dem Casino auf sich hat? In wessen Hand ist es jetzt eigentlich?"
Möglicherweise ist es Ihnen so oder auch ähnlich ergangen, als Sie dem Ein oder Anderen von Ihren Reiseplänen bzw. der bevorstehenden Reise erzählten.
Tatsächlich kommen die Leute leicht ins Grübeln, wenn man sie dann etwas „korrigiert".
„Ach, Montenegro meinen Sie, da habe ich mich einfach nur verhört - aber bitte helfen Sie mir auf die Sprünge, wo liegt das doch gleich?"
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Montenegro weder in unserem Geschichtsunterricht noch in der Tourismusbranche bisher eine wesentliche Rolle gespielt hat. Seit wenigen Jahren ist nunmehr ein gewisses Interesse an diesem kleinen Land, diesem Zwerg unter den vielen Riesen, zu verzeichnen.
Sie, liebe Gäste wollen dieses relativ unbekannte Land, von dem nahezu ein jeder, der es bereist hat, ins Schwärmen gerät, unbedingt kennenlernen. Gemäß den o.g. Worten des Dalai Lamas machen wir uns am 03. Oktober diesen Jahres gemeinsam auf den Weg, in ein Land, in dem wir (Sie) noch nie waren...
Mit dem Flieger via München erreichen wir gegen Abend den Flughafen in Dubrovnik. Hier werden wir von zwei weiteren Gästen und Ema, unserer örtlichen Reiseleiterin, herzlich empfangen. Mit dem Bus setzen wir unsere Reise fort und es dauert auch gar nicht lange und wir passieren die kroatisch-montenegrinische Grenze. Entlang der montenegrinischen Küste fahrend, machen wir die erste Bekanntschaft mit der imposanten Landschaft dieses kleinen Landes - unsere Entdeckungsreise nimmt ihren Lauf...
Leider „knipst Petrus oder wer auch immer, im Himmel schon bald die Lichter (es ist Oktober!) aus" und somit können wir die Fahrt mit der Fähre und die weitere Busfahrt, auf der uns Ema schon mit den ersten Informationen füttert, gar nicht so recht genießen. Etwas abgespannt von der relativ langen Anreise erreichen wir dann endlich unser Ziel, das Hotel „Aleksandar" in Budvar. Alle sind sehr gespannt und auch ein wenig aufgeregt, denn ganz, ganz kurzfristig wurde das Hotel noch gewechselt. Was also wird uns erwarten? Zunächst einmal eine sehr, sehr gute Unterkunft, ein reichhaltiges Abendessen, zwei weitere - aus der Schweiz angereiste - Gäste (damit sind wir komplett) und dann natürlich das Bett...

2. Tag

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen Leonardo da VinciIch bin mir sicher, dass mit dem heutigen Programm, dem Ausflug nach Cetinje, Njegusi
Perast und Kotor unsere Augen - im positiven Sinne - mächtig strapaziert werden, aber unser Herz dafür jubeln wird!
Jubeln tun wir bereits am frühen Morgen - denn der Tag fängt gut an. Die Sonne hat -nachdem es am Vorabend und in der Nacht geregnet hat - wieder die Oberhand gewonnen und uns somit ruck-zuck aus den Federn geholt. Nach einem ausgiebigen Frühstück fühlen wir uns gut gewappnet und freuen uns auf diesen Tag, den ersten im „Land der schwarzen Berge".
Gemeinsam mit Ema machen wir uns auf den Weg nach Cetinje, der ehemaligen Hauptstadt Montenegros. Doch bevor wir starten, lassen wir alle erst einmal unser Geburtstagskind so richtig hochleben. Dann setzt sich unser Bus in Bewegung - Richtung Berge. Während der Bus ganz schön zu tun hat, genießen wir die herrliche Aussicht auf die recht idyllisch gelegenen Buchten. Dann tauchen wir ein in die phantastische Welt der Berge. Verzaubert von dem eindrucksvollen Anblick und den interessanten Ausführungen Emas erreichen wir Cetinje, die alte montenegrinische Metropole, gegründet von Ivan Crnojevic, stets bewacht vom Berg Lovcen, dem „montenegrinischem Olymp", der mit seinen Gipfeln den Himmel zu berühren scheint und über den der englische Schriftsteller George Bernard Shaw einst schrieb: „Hier fehlen einem die Worte. Hier muss auch ich stumm werden und staunen". Zum Glück hat es Ema nicht die Sprache verschlagen. Sie spaziert mit uns - bevor wir die Residenz des montenegrinischen Königs aufsuchen - vorbei am Kloster von Cetinje, wo wertvolle christliche Reliquien aufbewahrt werden sowie an der „Biljarda", der Residenz von Peter II. Petrovic-Njegos und erzählt dabei etwas zur Geschichte der Stadt und auch die ein oder andere Episode. Beim Rundgang durch das „Schloss" erfahren wir mehr zur Geschichte des kleinen Staates. Angefangen hat vermutlich alles mit den Illyriern. Dann kamen die Römer, sie bauten die ersten Straßen und brachten neben ihren Schwertern auch die Rebstöcke mit. Im Zuge der Völkerwanderung kamen die Slawen (etwa im 6./7. Jahrhundert) in das Gebiet des heutigen Montenegros. Im 11. Jahrhundert wurde der Grundstein für einen selbstständigen Staat namens Zeta gelegt. Er bestand aus 10 Gemeinden und Städten wie Kotor, Bar und Ulcinj. Dann kamen die Serben. Während dieser Zeit konnte Zeta noch seine Autonomie beibehalten. Der Name Montenegro taucht das erste Mal 1296 auf und bezeichnete anfangs nur den Gebirgsteil des heutigen Staates. Nur ein Jahr nach dem die Republik Venedig die Herrschaft über die Boka Kotorska (Bucht von Kotor) übernommen hatte, kam 1421 in Montenegro die Dynastie der Crnojevic an die Macht. Ihnen folgte 1697 die Dynastie Petrovic-Njegos, die bis 1918 regierte und für das Land Montenegro sehr ausschlaggebend war. Diese Dynastie war sehr gefordert, immer wieder fielen fremde Herrscher (Venezianer, Österreicher und immer wieder die Osmanen) in das Land ein, einige blieben, andere konnten abgewehrt werden. Aber auch die Clans untereinander bereiteten so manchen Ärger. Letztendlich aber schafften sie es! Sie schufen einen Staat (seit 1852 Fürstentum und von 1910-1918 Königreich), der 1878 auf dem Berliner Kongress von den europäischen Großmächten als unabhängiges Fürstentum anerkannt wurde. Und das Land erhielt weiteres dazu. Zum ersten Mal bekam Montenegro mit Ulcinj und Bar (sie waren über Jahrhunderte in der Hand der Osmanen) Zugang zum Meer. Die sogenannte „Hochzeit" Montenegros mit dem Meer besang Fürst Nikola I mit folgenden Worten: „Ich grüße dich, du blaues Meer, o fließendes, weites Feld, du endloser Raum, und unser Wunsch seit Ewigkeiten...". Fürst Nikola I., der in Paris zeitweilig studiert hatte, vollbrachte in seiner langen Amtszeit bemerkenswerte Reformen. So erhielt das Land u.a. ein Gesetzbuch, eine moderne Staatsverwaltung, einen Ministerpräsidenten und erstmals in der Geschichte des Landes eine eigene, zentrale Armee. Und er betrieb - dank seiner vielen hübschen Töchter, die er an europäische Höfe verheiratet hatte - auch eine sehr wohl überlegte Heiratspolitik. Bezeichnete man die englische Königin Viktoria als die „Schwiegermutter von Europa", so war er der „Schwiegervater" Europas. Er war auf alle Fälle ein Mann, der versucht hat, aus seinem eher rückständigen und viel Leid ertragendem Land einen modernen Staat zu schaffen. Während Ema uns beim Rundgang durch das königliche Schloss mit der Geschichte Montenegros und der königlichen Familie vertraut macht, beäugen wir die - für eine königliche Familie doch recht bescheidene, aber sehr gemütlich wirkende - Einrichtung. Nach der Besichtigung bleibt uns noch ein wenig Zeit für einen individuellen Bummel durch das Städtchen oder für einen Espresso mit ein wenig „Leute gucken". Danach entführt uns Ema nach Njegusi, einem kleinen Ort unterhalb des Lovcen, dem Geburtsort des großen Petar II Petrovic Njegos, der als Fürstbischof (Vladika) sein Land bestens regierte und so nebenbei auch noch ein begnadeter Dichter, ein wahrer „Dichterfürst", war. Die meisten Touristen kommen allerdings nicht wegen des Herrn Petrovic Njegos in diesen hübschen, kleinen Ort (seine Verehrer pilgern dann eher auf den Lovcen), sondern vielmehr wegen der Gaumenfreuden, vor allem wegen einer speziellen montenegrinischen Spezialität, dem „prsut", dem luftgetrockneten Schinken. Wir genießen den Schinken (er wird über Buchenholz auf einem luftigen Platz getrocknet) sowie auch ein Stück Käse, zusammen mit einem Schlückchen Wein. Dabei lauschen wir auch kurzzeitig den Klängen der „Gustl", einem typischen montenegrinischem Musikinstrument (bestehend aus Nussholz/Ziegenhaut - die Saite aus Pferdehaar). Nach dieser „montenegrinischen Brotzeit" nehmen wir an den Verkaufsständen den ersten Kontakt mit weiteren landestypischen Spezialitäten wie Honig, Wein und Schnäpsen auf. Danach setzen wir unsere Busfahrt fort. Und was uns bei „dieser Abfahrt" nach Kotor landschaftlich geboten wird, ist einfach ein Träumchen. 25 Kehren gilt es zu überwinden. Kehre für Kehre arbeitet sich der Bus (eine Meisterleistung des Busfahrers) nach unten. Diese Fahrt ist einfach nur gigantisch, sie bedeutet Nervenkitzel (der Adrenalinspiegel stößt an seine Grenzen), Staunen, Freude und jede Menge Glücksmomente. Die Bucht von Kotor aus der Vogelperspektive sehen zu dürfen, wird wohl für uns alle ein unvergesslicher Moment bleiben! Die Stadt Kotor lassen wir zunächst „links liegen" (sie wird am heutigen Tag den krönenden Abschluss bilden). Entlang der Küste fahren wir nach Perast, einem kleinen alten Seefahrerstädtchen, auch „Stadt der Kapitäne" genannt. Die Stadt hatte Zeit ihres Lebens immer wieder viele Kämpfe auszutragen und viele Angriffe abzuwehren (besonders die der Piraten und die der Osmanen). Noch heute erinnern die Bürger des Städtchens jedes Jahr mit dem „Schießen auf den Hahn" an die große Schlacht im Jahr 1654, als sie den Angriff der Osmanen siegreich abwehren konnten. Wir laufen ein paar Schritte entlang der Küste und werfen noch schnell einen Blick auf den Bujovic Palast (aus der Zeit des Barock) und die den Ort dominierende Kirche St. Nikola. Dann setzen wir über, denn vor Perast liegen zwei malerisch schöne kleine Inseln, die natürliche, „die Heilige Dorde", und die aufgeschüttete, „die Muttergottes auf dem Felsen". Letztere wollen wir aufsuchen. Auf der Insel angekommen, genießen wir - bevor wir die kleine, barocke Kirche aufsuchen - den wunder-, wunderschönen Blick auf die immer wieder faszinierende Landschaft. Danach besichtigen wir die Kirche, in welcher der Barockmaler Tripo Kokolja seine Spuren hinterlassen hat und im Anschluss daran noch das angrenzende Museum. Als wir danach zu einer Bootsfahrt nach Kotor aufbrechen wollen, scheint uns Petrus, warum auch immer, zu zürnen und türmt dunkle Wolken auf. Zu allem Überfluss dreht er auch noch den Wasserhahn auf...Doch wir sind zuversichtlich und wollen uns diesen schönen, ersten Tag nicht verderben lassen. Und siehe da, kaum haben wir das Boot bestiegen, verschafft sich „das liebe Klärchen" wieder die Oberhand und läßt uns die Fahrt zu einem wahren Vergnügen werden. Ja, die Fahrt auf dem Wasser ist einfach nur umwerfend. Die Bucht, die an der südöstlichen Adriaküste liegt (sie ist 30 km lang und besteht aus vier einzelnen Becken, die aber miteinander verbunden sind) und von steilen Berghängen gesäumt wird, an deren Füßen kleine Ortschaften kauern, ist wirklich atemberaubend. Wieder an Land bummeln wir mit Ema etwa eine Stunde durch ein weiteres Juwel, vielleicht sogar „das Juwel" an der Bucht von Kotor, nämlich die Stadt Kotor, die der Bucht ihren Namen gab. Auf unserem Weg durch die Gassen und Gässchen der Stadt stoßen wir immer wieder auf Spuren, die die verschiedensten Völker hier hinterlassen haben - und es zogen viele Völker hier durch bzw. blieben hier. Die Römer, die Griechen, die Serben, die Franzosen, die Russen, aber allen voran die Venezianer und die Österreicher waren hier für kurze oder längere Zeit tätig und haben hier ihre historischen Fußabdrücke hinterlassen. Die Stadt, die von einer 5 km langen Mauer umgeben ist (die Stadt wurde bei dem Erdbeben 1979 weitestgehend zerstört, aber wieder aufgebaut, die Mauer dagegen blieb erhalten) hat eine lange Tradition, was die Seefahrt betrifft. Sie reicht zurück bis in das 12. Jahrhundert. Literarisch setzte Friedrich Wolf mit seinem Drama „Die Matrosen von Cattaro" (Kotor = italienisch: Cattaro) den aufständischen Matrosen von 1918 ein Denkmal und machte dadurch Kotor - zumindest im deutschsprachigen Raum - ein wenig bekannter. Am Ende des Spazierganges führt uns Ema noch zur bedeutendsten Kirche der Stadt, der romanischen Kathedrale St. Tryphon. Sie ist dem Schutzpatron der Stadt geweiht. Danach entlässt sie uns in die Freizeit, die natürlich - wie immer - viel zu kurz ist. Am Abend nehmen wir Abschied und werfen dabei auch noch einmal einen Blick gen Himmel, Richtung Lovcen. Und siehe da, hier brennt noch Licht. Es ist kein Wunder, denn hier - sozusagen, dem Himmel ein Stück näher und mit atemberaubender Sicht auf die Bergwelt und die Bucht von Kotor - hat sich der Fürstbischof und Dichterfürst Petar II.Petrovics Njegos ein Mausoleum bauen lassen und seine letzte Ruhestätte gefunden. Völlig geschafft von den unzähligen Eindrücken dieses Tages, aber rundum zufrieden, beschließen wir den Tag mit einem entsprechend gutem Essen, einem (?) Bierchen oder einem Glas Wein (vielleicht auch „Gänsewein").
Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue dich auf den nächsten - und das tun wir auch!

3. Tag

Es ist ein ungeheures Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen. G.B. Shaw
Oh ja, wir freuen uns auf den Tag mit all seinen Unternehmungen, aber nicht darüber, dass wir so zeitig aus den „Federn" müssen! Doch wir sind sicher, es wird sich lohnen. Heute geht es mit dem Bus und dem Zug wieder in die Berge. Dabei wollen wir den Nationalpark „Biogradska Gora" besuchen, des Weiteren einen Abstecher zum Moraca Kloster machen und im Anschluss daran entlang der Moraca Schlucht fahren.
Nach einem ungewöhnlich zeitigen Frühstück gehen wir in die Spur, heute nicht begleitet von Ema (sie ist als Trauzeugin auf der Hochzeit ihrer besten Freundin gefragt), sondern von der ebenso jungen und aufgeschlossenen Jelena (mit deutschen Wurzeln). Zunächst fahren wir wieder entlang der Berge, oberhalb der Küste, bis nach Bar. Unterwegs legen wir noch einen Fotostopp ein. Es ist ein „Muss", denn wir haben einen Superblick auf die kleine „Hotelinsel" St. Stefan, die vom Meer umspült und nur durch einen engen Steg mit dem Festland verbunden ist. Aus der Vogelperspektive sieht es gerade so aus, als wäre sie soeben aus dem blauen Meer aufgetaucht. Nach dem Klick-Klick-Klick der Handys und Fotoapparate setzen wir die Fahrt fort, weiter Richtung Bar/Hauptbahnhof. Und schon kurze Zeit später sitzen wir im sogenannten Titozug (die Strecke führt von Bar nach Belgrad und ist 473 km lang, der Zug passiert dabei 243 Tunnel und fährt über 237 Brücken). 25 Jahre hat man an der Strecke gebaut - und der Bau erfolgte auf freiwilliger Basis (freiwilliger Zwang?)! Heute arbeitet man wieder an einem so großen Objekt - an der ersten Autobahn Montenegros. Dieses Mal aber nicht auf freiwilliger Basis - gebaut wird die Autobahn auch nicht von den Montenegrinern, sondern von den Chinesen...
Wir genießen diese Fahrt, die so herrliche Einblicke in die Bergwelt für uns bereithält. Eine kleine Strecke führt uns auch über den Skutarisee, den größten See des Balkans. Nachdem wir Podgorica, die heutige Hauptstadt Montenegros passiert haben, erreichen wir Kolasin. Die Stadt, eine Gründung der Türken (17. Jahrhundert), ist heute ein sehr beliebter Wintersportort und Zentrum des Nationalparks „Biogradska gora" (es gibt noch vier weitere). Zuerst einmal lassen wir Kolasin schnell hinter uns - denn wir wollen wieder einen Stopp einlegen, dieses Mal im „Paradies". Wer kann da schon nein sagen - zumal es im Paradies auch paradiesische Getränke (Aufwärmer) gibt... Nach unserem kleinen „Seitensprung" fahren wir hinauf zum See Biogradsko. Doch „Oh weh - oh Schreck, das Wasser, das ist weg". Die außergewöhnlichen Temperaturen über den Sommer hinweg haben hier ganze Arbeit geleistet. Was wir sehen können, ist eigentlich nur noch eine Pfütze. Natürlich hätten wir gern gesehen, wie sich im See der einzigartige „ Urwald" widerspiegelt. Aber wir sehen es gelassen, schließlich haben wir doch genügend Phantasie! Noch bevor ich meine Füße in Bewegung setzen kann, ist der Großteil der Gruppe schon auf Umrundungstour. Es ist weiß Gott kein leichter Spaziergang, aber ein wunderschöner, ein unvergesslicher. Pech haben leider die Gäste, die aus gesundheitlichen Gründen die Tour nicht mit unternehmen können und gehofft hatten, sich bei einem kleinen Snack ein wenig erholen zu können. Denn das einzige Restaurant weit und breit hat ausgerechnet an diesem Tag seine Pforten für die nächsten Wochen geschlossen. Ursprünglich hatten wir vor, hier gemütlich zu pausieren und etwas zu schnabulieren - doch das war der berühmte Satz mit „X" und so machen wir uns schleunigst wieder auf den Weg nach Kolasin, wo in etwa die Hälfte der Gäste ein gemütliches, landestypisches Restaurant findet und sich ordentlich stärken kann.
Auf dem Weg von Kolasin nach Podgorica machen wir noch einmal Halt und besuchen das reizvoll gelegene, aus dem 13. Jahrhundert stammende, „Kloster Moraca". Es ist ein wahres Kleinod, so hat z. B. der relativ kleine Innenraum - mit wunderschönen Fresken versehen (die Freske „Der Rabe füttert den Propheten Elias in der Wüste ist ein Meisterstück der mittelalterlichen Malerei) - einen sehr wertvollen Ikonastas.
Auf dem Weg zum Bus „stürmen" wir noch einmal den kleinen Verkaufsstand unweit des Klosters. Honig, Marmelade und Schnäpse (Quittenschnaps, hm... lecker..., lecker - natürlich alles nur als Medizin gedacht!) wechseln den Besitzer. Dann aber wird es Zeit für die Rückfahrt, denn das Abendessen wartet. Eine wunderschöne Fahrt, entlang der Moraca Schlucht, die uns - trotz des einsetzenden Regens - immer wieder jubeln lässt, wird in bester Erinnerung bleiben. Und wieder neigt sich ein sehr schöner, ein sehr erlebnisreicher Tag seinem Ende entgegen. Und wir sind sehr neugierig, was der nächste Tag wieder bringen wird.

4. Tag

Nimm dir Zeit. Jede Sekunde, die wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, ist letztlich verlorene Zeit. Wenn wir aber innehalten und verweilen, gewinnen wir herrliche Stunden.Heute, am Sonntag wollen wir uns wirklich Zeit nehmen, innehalten und auch verweilen. Es ist Freizeit angesagt, aber es besteht auch die Möglichkeit, an einem halbtätigen Ausflug in die Altstadt von Budva, inklusive einer Bootsfahrt, teilzunehmen. Dafür entscheiden sich erfreulicherweise 19 Gäste. Doch zuerst schlafen wir - abgesehen von den Frühaufstehern - einmal richtig aus, frühstücken in aller Ruhe und sind neugierig auf das, was dieser Tag bringen wird. Zunächst überrascht uns Ema mit der Nachricht, dass der Bus heute seinen „freien Tag" hat und wir auf „Schusters Rappen" auf Entdeckungstour gehen werden. Bei strahlendem Sonnenschein schlendern wir entlang der Promenade, Richtung Budva - Altstadt. Und wir genießen diesen Spaziergang! Wir erfreuen uns an der noch relativen Ruhe am Strand (die meisten Touristen sitzen sicher noch beim Frühstück), beobachten wie einerseits die Kellner in den Bars und Restaurants hin -u. herwuseln, um alles wieder für den Tag zu richten und wie andererseits die Boote sanft im Wasser hin-u. herschaukeln. Immer wieder bleiben wir stehen und schauen verzaubert auf diese großartige Kulisse, die die Bucht von Budva bietet. Links von uns das Wasser mit seinen beiden Inseln (St. Nikola und St. Stefan), vor uns die Altstadt von Budva, rechts die „neue Stadt, die Touristenstadt" mit einer traumhaften Bergwelt im Hintergrund. All das werden wir noch einmal bei der anschließenden Bootsfahrt so richtig genießen können. Ca. eine Stunde „jagen" wir über das Wasser in der Bucht von Budva, vorbei an den Stränden der königlichen Familie in Milocer (auch heute sind diese nicht für das „normale Fußvolk" freigegeben, sondern nur den Urlaubern der Insel St. Stefan, die sich in griechischer Hand befindet, vorbehalten) und vorbei (wir umrunden sie auch) an der kleinen steinerne Stadt auf dem Felsen, die eher kühl, abweisend und weniger einladend wirkt. „Zum Glück" müssen wir ja hier auch keinen Urlaub machen - hinzukommen die ach sooo preiswerten Übernachtungskosten... Vorbei an der wesentlich größeren Insel, der Insel St. Nikola (heute in Privatbesitz), die wie ein „Wachhund" vor Budva im Wasser liegt, erreichen wir wieder festen Boden unter den Füßen. Wir schlendern mit Ema Richtung Altstadt und sind erstaunt, wie nahe diese doch an unserem Hotel liegt. Und dann tauchen wir ein in diese Stadt, die nicht nur die älteste Stadt an der montenegrinischen Küste, sondern die älteste an der ganzen Adria sein soll. Der Legende nach soll sie im 4. Jahrhundert v. Chr. von Kadmos, dem Sohn des griechisch-phönizischen Königs Agenor gegründet worden sein, nachdem er aus Theben vertrieben worden war. Die Stadt, von vielen Völkern erobert und besetzt (vorrangig haben die Venezianer und Österreicher hier ihre Spuren hinterlassen), wurde ebenso wie Kotor bei dem großen Erdbeben 1979 nahezu völlig zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut.
Nach einem Rundgang durch die Stadt verabschieden wir uns von Ema und gehen auf eine individuelle Entdeckungstour. Einige Gäste zieht es auch wieder zurück zum Hotel, andere in die „neue Stadt Budva" (Hotels über Hotels, überall wird auf Grund des einsetzenden Touristenbooms gebaut) und wieder andere zieht es an den Strand...und...ins Wasser. Auf alle Fälle - das haben Sie mir am Abend versichert - hatten Sie wieder einen sehr schönen Tag.

5. Tag

Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. Albert Einstein
Heute, an unserem fünften Tag, wird die Natur ganz „groß geschrieben". Das Kloster Ostrog und der Skutarisee - zwei weitere „Highlights unserer Reise" stehen auf dem Programm.
Nachdem wir uns wieder gut gestärkt haben, beginnen wir unsere Reise, die uns zuerst an den Skutarisee, den größten See des Balkans, führt. Die Fläche des Skutarisees hängt sowohl von den Niederschlägen als auch von der Jahreszeit ab. Sie bewegt sich zwischen 391 und 540 km², davon gehören nahezu zwei Drittel zu Montenegro, der Rest zu Albanien. Der See hat 40 Inseln (eine davon, das „montenegrinische Alcatraz" werden wir umrunden) und ebenso viele „Inselaugen" (Quellen). Für die Ornithologen ist der See mit seiner Umgebung eine wahre Oase, denn von den 666 Vogelarten, die in ganz Europa leben,
soll es hier am See 280 Arten (u.a. Kormorane, Eisvögel, Reiher, Pelikane, Flamingos) und in unmittelbarer Nähe noch weitere 228 geben. Im See gibt es außerdem 43 Fischarten. Bei den Montenegrinern sehr beliebt sind Karpfen, Aal und Ukelei (eine Art Süsswassersardelle).
Wir sind sehr gespannt und begeben uns in Virpazar aufs Wasser. Mit einem kleinen Boot schippern wir ca. 1,5 Std. über den See und genießen dabei die geradezu himmlische Ruhe und natürlich auch ein paar montenegrinische Spezialitäten, wie z.B. die „Priganice" (die Mäuse - eine Art Kräppelchen), die entweder in Honig oder einen Dip getaucht werden. Uns mundet es sehr, aber ebenso auch der dazu gereichte Wein. Und der kam auch aus der unmittelbaren Umgebung, denn Virpazar ist das Zentrum des Weinanbaugebietes Crmnica.
Bestens gelaunt verlassen wir wieder das Boot und den Ort und begeben uns in Richtung Ostrog, wo wir das gleichnamige Kloster aufsuchen wollen. Als wir durch die Ebene fahren, sehen wir den Sakralbau in schwindelerregender Höhe, einem Vogelnest gleich - an einem Fels „klebend". Wie hat man so einen Bau fertigstellen können? Und vor allem wie sollen wir jemals da hinaufkommen? Letztere Frage ist schnell beantwortet ... wir steigen in Bogetici einfach in einen kleineren Bus um. Die Beantwortung der ersten Frage dagegen wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Gegründet hat das Kloster 1656 der Metropolit von Zahumlje und Herzogowina, Stojan Jovanovic, der auch bis zu seinem Tod 1671 dort gelebt haben soll. Da er viele Wunder vollbracht haben soll, wurde er unter dem Namen „Der Heilige Wassili von Ostrog" heiliggesprochen (seine Reliquien befinden sich im Oberen Kloster). Das Kloster ist heute ein Wallfahrtsort für alle Gläubigen, gleich welcher Konfession sie angehören.
In einer atemberaubenden Fahrt erreichen wir das Kloster und wir stellen fest, der Berg Ostrog (Ostrog bedeutet scharfkantiger Fels) und das Kloster sind eins, es schmiegt sich nicht nur an den Felsen, sondern es ist mit ihm verwachsen.
Nachdem wir uns die wunderschönen Fresken angeschaut und uns mit der Geschichte des Klosters vertraut gemacht haben, genießen wir noch einmal den sagenhaften Blick in die Ebene. Aus dem „ Himmel" führt uns die Reise mit den Minibussen wieder zurück auf die Erde, konkret nach Bogetici, wo wir es uns in einen der Restaurants recht gut gehen lassen.
Danach treten wir wieder die Heimreise an. Auch heute kommen wir wieder mit zahlreichen neuen Eindrücken zurück. Nicht vorstellbar, dass es immer noch etwas Neues zu entdecken gibt, begeben wir uns zum Abendessen und dann in die „Federn".

6. Tag

Der große Reichtum unseres Lebens sind die kleinen Sonnenstrahlen, die jeden Tag auf unseren Weg fallen.Und wieder beginnt ein neuer Tag. Ein Tag voller Sonnenschein - so hoffe ich jedenfalls.
Gut gelaunt erwartet uns Ema zum Ausflug nach Stari Bar, zur Insel Ada Bojana und nach Ulcinj.
Wir machen uns auf den Weg, heute in Richtung Süden. Nach einer knappen Stunde Fahrt entlang der Küste mit herrlichen Einblicken in die verschiedenen Buchten, erreichen wir unser Ziel und Emas Heimatort, die Stadt Bar. Sie ist die jüngste Stadt Montenegros, mit dem größten Hafen an der montenegrinischen Adriaküste. Die junge Stadt Bar - in den letzten 40 Jahren entstanden - ist, wie so viele Städte gleichen Alters - eine relativ gesichtslose Stadt. Deshalb machen wir uns auch gleich auf nach Stari Bar am Fuße des Berges Rumija, ca. drei Kilometer vom Meer entfernt. Leider fiel auch diese Stadt dem katastrophalen Erdbeben von 1979 zum Opfer, geblieben ist eine, von Mauern umgebene, Ruinenstadt, nicht wieder aufgebaut wie Budva, Kotor oder Ulcinj. Sehr interessant und schön (versetzt sie uns doch in eine etwas andere Welt) ist die kleine, orientalisch wirkende Straße, die uns in die Altstadt führt. Hier möchte man einfach nur schauen, genießen und Angebotenes (z.B. die „chinesische Jujube", die kleine braune Frucht mit Kern - den Datteln ähnelnd) verkosten. Doch bevor wir das machen, lauschen wir Emas geschichtlichen Ausführungen zur Altstadt. Und sie macht es gut. Sie versteht es, uns ein Bild dieser einst sehr schönen Stadt, die lange von den Venezianern und Osmanen besetzt war und die auch öfters vor Piratenüberfällen zittern musste, zu vermitteln. Erst Fürst Nikola I.
befreite Bar und verleibte sie seinem Fürstentum ein (wurde 1878 auf dem Berliner Kongress bestätigt bzw. anerkannt). Damit hatte er den gewünschten Zugang zum Meer. In Stari Bar wären wir gern noch ein wenig geblieben, aber die Zeit drängt und so begeben wir uns weiter in Richtung Süden. Anlaufpunkt ist die Insel Ada Bojana, entstanden auf den Resten eines untergegangenen Schiffes (so sagt es die Legende). Gegenüber der Insel reiht sich ein Fischrestaurant an das andere und in einem davon werden wir willkommen geheißen. Als Entschädigung für den Hotelwechsel erwartet uns ein wohlschmeckendes Menü. Danach haben wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang über die Brücke zur Insel. Aus Zeitgründen - und nur deshalb -verzichten wir auf den Besuch des FKK-Strandes. Die Insel, die vom Fluss Bojana umschlungen wird, ist auf der uns zugewandten Seite montenegrinisch, auf der anderen Seite albanisch. Wo genau die Grenze verläuft, das weiß man nicht. Der Fluß Bojana (deutsch: Buna) ist übrigens zugleich Zufluss und Abfluss des Skutarisees (Hauptzufluss ist allerdings die Moraca). Auf unserer Fahrt nach Ulcinj, sie ist die südlichste Stadt Montenegros, fahren wir parallel zum längsten und schönsten Strand des Landes, ca.12 km lang von Ulcinj bis zur Insel Ada Bojana reichend. Leider bleibt uns ein Blick auf den „Großen Strand" verwehrt, stattdessen fahren wir im Hinterland durch das neue, touristische Viertel - Hotel an Hotel, touristische Siedlung an Siedlung, der Bauboom ist gewaltig und ich bin mir sicher, ein jeder von uns hat sofort nur einen Gedanken... niemals den Urlaub während der Hochsaison hier an der Küste zu verbringen!!!" Nach einer kurzen Busfahrt treffen wir in der ehemaligen Piratenstadt Ulcinj, gelegen am südlichsten Teil der montenegrinischen Adriaküste, ein. Wir spazieren entlang des „Kleinen Strandes" (auch Schwarzer Strand genannt) hinüber zur Altstadt, dem ehemaligen „Piratennest", heute Hotelstadt und in Privatbesitz. Auch Ulcinj (die Stadt wird heute vorrangig von Albanern bewohnt) war Opfer des schweren Erdbebens, ist aber im Gegensatz zu Stari Bar wieder aufgebaut worden. Der Weg in die Altstadt ist ziemlich beschwerlich und nicht für jeden von uns gut begehbar. Doch „Hut ab" vor all denen, die sich über das sehr, sehr holprige Pflaster bis zum Sklavenmarkt hochgearbeitet haben. Man sagt, dass, nachdem die Venezianer die Stadt verlassen hatten, die Türken die Stadt erobert haben. Sie sollen hier u.a. ca. 400 Piraten aus Tunesien und Algerien angesiedelt haben. Diese schufen eine Flotte, welche in der Adria Angst und Schrecken verbreitete. Der Legende nach soll auch der berühmte Schriftsteller Miguel de Cervantes hier ganze fünf Jahre festgehalten worden sein (die Piraten verkauften ihre „Beute" meistens nicht auf dem Markt, sondern forderten Lösegeld). Zum Glück fallen wir nicht in die Hände der Piraten und müssen auf einen „Erlöser" warten, sondern treffen wohlbehalten - pünktlich zum Abendessen - wieder in unserem Hotel ein. Nach dem Abendessen fallen die meisten nur noch todmüde in ihre Betten.

7. Tag

Was du genießt von Tag zu Tag, das ist dein Reichtum. Indisches Sprichwort
Ich denke, Sie sind alle meiner Meinung, wenn ich sage, dass wir in den sechs Tagen, in denen wir dieses landschaftlich so wunderschöne Land kennenlernen durften, sehr viel genossen haben. Und so soll es auch heute, an unserem letzten Ausflugstag sein. „Der Genuss" soll noch einmal an erster Stelle stehen. Wir wollen sie genießen, zum einen die Natur und zum anderen die montenegrinischen Weine. Und das Schöne ist, „Petrus" spielt mit.
Und so beginnen wir gut gelaunt und furchtbar neugierig unsere Fahrt in das kleine Fischerdorf Rijeka Crnojevica, gelegen am Rande des Skutarisees. Diese Fahrt ist wieder ein „Träumchen"! Unvorstellbar, was die Natur uns noch alles zu bieten hat. Die Handys und Fotoapparate werden in ständiger Bereitschaft gehalten und nicht mehr aus der Hand gelegt.
In Rijeka Crnojevic angekommen, bummeln wir durch den Ort, der ganz reizvoll am gleichnamigen Fluss liegt. Benannt wurde der Ort ebenso wie der Fluss, nach dem einstigen Herrscher von Zeta, Ivan Crnojevic, (dem Gründer von Montenegro und Cetinje), der sich nach dem Einfall der Osmanen hierher zurückgezogen hatte. Wegen des relativ milden Klimas hielten sich später auch weitere Herrscher hier gern auf. Nachdem wir den Ort mit der hübschen Brücke unter die Lupe genommen haben, schlendern wir in ein kleines hübsches, am Fluss gelegenes Restaurant und lassen uns verwöhnen - u.a. mit zwei verschiedenen Käsesorten, marinierten/geräucherten Fisch (Karpfen), Salat und natürlich den „priganice", den Mäusen. Nach diesen montenegrinischen Köstlichkeiten machen wir uns wieder auf den Weg und genießen noch einmal, ein letztes Mal, die phantastische Bergwelt dieses kleinen Landes, gerade einmal 13.812 km² groß. Dann bewegen wir uns Richtung Flachland. Hier, in einer großen Ebene, liegt die jetzige Hauptstadt von Montenegro, Podgorica, das ehemalige Titograd. Ihr Alter, sie ist mehr als 2000 Jahre alt, sieht man ihr weiß Gott nicht an. Aber das ist auch kein Wunder, denn die ursprüngliche Stadt (Podgorica = „unter dem Berg") gibt es - bis auf ein paar wenige Ausnahmen - nicht mehr. Einst von den Osmanen vereinnahmt, war sie über Jahrhunderte orientalisch geprägt, erst im Jahr 1879 wurde sie wieder montenegrinisch. Zwischen zwei Weltkriegen aufgebaut, wurde sie im letzteren mehrfach von den Alliierten bombardiert und nahezu dem Erdboden gleich gemacht.
Heute ist sie eine moderne, doch wie ich finde eine relativ gesichtslose Stadt, die kaum noch Sehenswürdigkeiten vorzuweisen hat. Aber sie ist heute das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum und ganz wichtig: d e r Arbeitgeber in Montenegro. Wir machen eine kleine Spritztour durch die, an fünf Flüssen liegende Stadt und legen - zu unser aller Überraschung - einen Stopp ein. Wir besichtigen die im Jahr 2013 fertiggestellte serbisch-orthodoxe Auferstehungskathedrale - und es verschlägt uns glatt den Atem bzw. entlockt dem Einen oder Anderen beim Betreten „nur" ein Wort: W O W. Tatsächlich, was wir da zu sehen bekommen, ist völlig unerwartet und an Ausstattung und Prunk kaum zu überbieten.
Nach diesem Abstecher brauchen wir unbedingt eine „Abkühlung" und so starten wir zu einem Besuch des Weingutes „13. Juli" in Sipcanik (der Name steht für die Unabhängigkeit Montenegros im Jahr 2006). Das Unternehmen, 1963 gegründet, ist heute eine Aktiengesellschaft (dem Staat gehören über 50%) und hat die beiden Weinkeller, die früher militärisch genutzt wurden (hier wurden Flugzeuge „gebunkert"), 2007 eröffnet. Von der jährlichen Produktion, die sich zwischen 14 und 17 Millionen Liter bewegt, werden wir ein paar Schlückchen probieren. Insgesamt drei Weinsorten dürfen wir verkosten, darunter befindet sich auch der schon relativ bekannte „Vranac" (2x) und der „Krstac". Dass uns die Weine munden, zeigt der anschließende Andrang im Verkaufsraum. Damit hätten wir dann auch die Frage der „Mitbringsel" geklärt.
Auf der Rückfahrt zum Hotel gibt es noch eine weitere Überraschung. Ema und ich präsentieren in einer „montenegrinisch-deutschen Koproduktion" einen Espresso und montenegrinische „Bombice" (kleine Bomben), von Ema handgefertigt. Sie schmecken so lecker (das hatte, wie wir jetzt wissen, auch schon der Busfahrer herausgefunden), dass wir uns nicht nur das Rezept von Ema wünschen, sondern auch noch ein wenig „Nachschub". Beides wird von uns am nächsten Tag auch prompt erledigt.
Ja, das war es nun, so langsam müssen wir Abschied nehmen von Montenegro, diesem kleinen Land, das uns mit seiner abwechslungsreichen Landschaft so sehr überrascht hat. Ein letztes Mal genießen wir noch das üppige und abwechslungsreiche Abendessen, plaudern über die vergangenen Tage und ziehen uns dann zurück, um vielleicht noch einen letzten Spaziergang durch die sehr schön Hotelanlage oder an den Strand zu machen ...oder um, vielleicht schon, den Koffer zu packen...

8. Tag

Eins ist sicher - Reisen tut immer gut. Voltaire
Am nächsten Morgen stellt sich nur eine Frage: Was steht wohl heute auf unserem Programm?
Ein Blick auf die gepackten Koffer verrät uns: Wir reisen ab.
Nachdem wir am Morgen unsere beiden Schweizer Gäste verabschiedet haben, wird es nun auch für uns Zeit, Abschied zu nehmen. Begleitet von Sarah Brightman und Andrea Bocellis „TIME TO SAY GOODBYE" verabschieden wir uns langsam von einem Land voller Kontraste, wo die Berge des Balkans mit der sanften Adriaküste zusammenstoßen. Montenegro, das ist eine „Ode an die Schönheit der Natur" schrieb einer der zahlreichen Reiseschriftsteller und der Schriftsteller Ljuba Nenadovic, ein Verehrer des großen Dichterfürsten Njegos, schrieb: „Ich wundere mich wie die Sonne untergehen kann, wenn sie doch solch eine Schönheit nirgends wiederzufinden vermag".
Sie, die inzwischen weitgereist sind, wissen natürlich, dass es auf der Welt viele, viele schöne Fleckchen gibt, aber es ist immer wieder schön, wenn man ein neues entdeckt und dazu gewinnt. Noch einmal fahren wir entlang der Bucht von Kotor, setzen wieder mit der Fähre über und sagen dann endgültig: Auf Wiedersehen Montenegro. Auf dem Flughafen in Dubrovnik verabschieden wir uns von den Hildesheimer Gästen und natürlich von Ema, die uns noch bis hierher begleitet hat. Wir sagen noch einmal herzlichen Dank für die sehr gute Betreuung und die ausführlichen Informationen. Ein wenig traurig sind wir schon, denn es war wirklich schön und es gibt bestimmt noch soooooo viel zu entdecken...
Ihren Worten konnte ich entnehmen, dass Ihnen die Reise ebenso viel Freude bereitet hat wie mir und, dass Sie mit vielen schönen Erlebnissen und Eindrücken im Gepäck, nunmehr die Heimreise antreten.
Ich bedanke mich bei Ihnen für sehr angenehme Tage, es hat mir viel Freude bereitet, mit Ihnen zu reisen. Bleiben Sie gesund und weiterhin reisefreudig - dann sehen wir uns vielleicht noch einmal wieder!
Also dann viel Freude beim Lesen und vielleicht bis zum nächsten Mal!
Ihre
Walburga Lindner

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den sehr ausführlichen Bericht. Vielleicht ist noch interessant, die Bauernmärkte in Montenegro zu erwähnen. Es gibt dazu eine tolle Übersicht mit allen Märkten in Montenegro: http://bauernmarkt.utjeha.me Viel Spaß!

Montenegro Experte Michael
09.04.2020

Hallo Michael, herzlichen Dank für Ihre Information. Ich werde mich damit sehr gern auseinandersetzen sodass wir es bei der nächsten Reise mit ins Programm aufnehmen. Herzlichst Walburga Lindner

Walburga Lindner 21.04.2020