Reisebericht: Rundreise Namibia – Die Erlebnistour mit Lüderitz

31.08. – 15.09.2018, 16 Tage Rundreise Namibia mit Kalahari – Fish River–Canyon – Lüderitz – Namib – Swakopmund – Erongo Gebirge – Etosha Nationalpark – Windhoek


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Mit dem Truck durch Wüsten, Steppen, Gebirge und bis an die Küste: zwei Wochen lang begeben wir uns im Südlichen Afrika auf die Suche nach wilden Tieren und schönen Begegnungen mit faszinierenden Menschen. So grandios ist Namibia!
Ein Reisebericht von
Maren Walter

31.08. & 01.09.2018 Anreise über München und Südafrika in die Kalahari–Wüste

Aber der Reihe nach...
Aus verschiedenen Ecken Deutschlands kommen wir zusammen und lernen uns in München erstmalig als Reisegruppe kennen. Kaum haben wir einander die Hände geschüttelt, steigen wir auch schon ein in den Flieger, der uns über Johannesburg nach Windhoek bringt.
Am Grenzübergang heißt es erst einmal Schlange stehen und Geduld üben! Wo in Herr Gott's Namen steht noch mal das Gültigkeitsdatum des Reisepasses und wie heißt mein Beruf bitteschön auf Englisch? Zum Glück ist es so, dass wir in Europa Uhren haben, in Afrika haben wir aber viel lieber einfach Zeit :)
Die nehmen wir uns auch erst mal, um unseren Fahrer und Reiseleiter, unser Mädchen für alles, einfach unseren Mann für Namibia kennen zu lernen: Goeie dag, lieber Henner!
Noch schnell ein paar Geldscheine getauscht und in Adapter und Snacks investiert und schon sind wir mittendrin in unserem Namibia-Abenteuer. Wir lassen die Hauptstadt links liegen und ruckeln in unserem Truck der Kalahari-Wüste entgegen. An die rumpumpeligen Pisten müssen wir uns hier erst noch gewöhnen, aber dank eines ausgeklügelten Sitzplatzrotationsverfahrens werden wir schon noch Freunde werden: der Truck, die Pisten und wir. Die direkte Weiterfahrt ohne Siesta bereuen wir nicht, tauchen wir doch direkt ein in Henners Geschichten, in lokale Geschichten am Wegesrand, in die Geschichte der ganzen Nation und nach vier Stunden Fahrt vergessen wir fast im Hotel einzuchecken, denn uns begrüßt ein Nashorn am Wasserloch! Kann es besser beginnen?

02.09.2018

Es kann auf jeden Fall noch besser weitergehen, nach dem Frühstück schließen wir am nächsten Morgen Freundschaft mit großen Miezekatzen! Wer hätte gedacht, dass der schnellste Vierbeiner der Welt so ein freundlicher Kuschelpartner sein kann? Ein Mitarbeiter des Hotels zeigt uns das Gepardengehege, in dem zwei Weibchen und ein Männchen aus verschiedenen Gründen ein neues Zuhause gefunden haben. So faszinierende Geschöpfe! In einem Moment schnurren sie beim Nackenkraulen wie Hauskatzen und im nächsten Moment geht es in einem Satz einen ganzen Baum hinauf. Wir können uns gar nicht losreißen, aber haben ja noch so viel vor!
Was genau, das zeigt uns Henner erst einmal auf einer Karte und gibt uns eine kleine Einführung, wer neben den schicken Vierbeinern denn eigentlich so an menschlichen Zweibeinern mit ihren unterschiedlichen Sprachen und Kulturen in Namibia lebt. In jedem Fall leben hier sehr findige Menschen, die mit lokalen Kniffen und Tricks dem Boden ihre Lebensgrundlage abringen. Interessant finden wir die Zaun- und Weidesysteme im Schachbrettmuster und Henners Geschichten über die Trichterjagd in Helikoptern auf den Wildfarmen.
Am Brukkaros Vulkanberg vorbei fahren wir zum Köcherbaumwald. Die flachwurzelnden Aloes halten sich am subvulkanischen Doleritgestein fest, welches beim von Magmenaufstieg begleitetem Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana entstand. Besonders niedlich finden wir die kleinen Klippschliefer, die so gar nicht scheu sind, dass wir aufpassen müssen, nicht über sie zu stolpern. Das mit dem Doleritgestein schauen wir uns im Giant's Playground noch einmal genauer an. Sind die aufeinandergetürmten Formationen hier wohl durch Verwitterung oder durch spielende Riesen entstanden? Jeder darf sich seine Lieblingsgeschichte dazu aussuchen.
Nachmittags fahren wir durch Keetmanshoop mit seiner Felsenkirche und machen einen Abstecher zum Naute-Staudamm. Wer entdeckt die meisten Krokodile? Dann geht's weiter zum Autoschrottplatz... ach nein, zum schicken Canyon Roadhouse, wo wir nach einer kleinen Siesta uns zum ersten aktiven Abenteuer treffen. Wir kraxeln auf den Hausberg, um die Abenddämmerung zu genießen und stellen fest: Das Sprichwort mit den Uhren in Europa und der Zeit in Afrika lügt! Sonnenuntergänge muss man hier sekundengenau planen oder eben dort zelebrieren, wo man gerade steht... Das üben wir dann wohl noch mal! Unten im Roadhouse erwartet uns schon Abendessen und davon eher zu viel als zu wenig. Wie gut, dass wir eine wunderschöne Ausrede haben, unser Bauchzwicken und -zwacken in der Magengegend mit Teufelskrallenschnaps zu bekämpfen: Wir haben ein Geburtstagskind mit an Board, das müssen wir natürlich feiern!

03.09.2018

Heute werden wir aktiv! Wir gönnen uns eines der schönsten Ausflugsziele Namibias, den Fish River Canyon. Das Gebiet hat noch ein paar Superlative mehr zu bieten: Der Fischfluss ist der längste Fluss in Namibia und der von ihm ausgewaschene Canyon nicht nur der größte Afrikas, sondern sogar der zweitgrößte weltweit. Wir gucken uns das ganze Spektakel von oben aus an und spazieren einige Kilometer an der Kante entlang. Dabei neben sich senkrecht 550 Meter in die Tiefe zu blicken ist buchstäblich atemberaubend schön.
Den Nachmittag lassen wir gediegen angehen. Wir verwöhnen unsere Gaumen im lauscheligen Garten des Canyon Roadhouse und plaudern mit Eberhardt-Kollegen, die gerade auf ihrer Fahrt nach Südafrika „hereinschneien", so klein ist die Welt! In der Naute-Destillerie stärken wir uns mit Dattelschnaps und Kaffee und machen uns dann auf zur nächsten kuriosen Unterkunft unserer Reise. Frickie und seine Frau haben eine ehemalige Kalkbrennerei liebevoll zum Unterwegs-Zuhause für Abenteurer mit Geschmack umgebaut. Frickie zeigt uns seine akribisch gehegte Sammlung von Lebendigen Steinen: die sukkulenten Lithops sind Meister der Anpassung und faszinieren Wissenschaftler weltweit. Mit seinem burischem Charme lässt sich Frickie Löcher in den Bauch fragen und steckt mit seiner Begeisterung für die Pflanzen einfach an. Wir verquatschen uns so sehr mit ihm, dass wir uns schon wieder fast beeilen müssen, um pünktlich zur Eisenbahnbrücke zu unserem abendlichen Date mit der namibschen Sonne zu kommen :) Wie gut, dass heute kein Zug vorbeifährt, so genießen wir die Farbspiele der Dämmerung ganz für uns alleine, bevor wir uns von Frickies Frau an einer festlichen Tafel kulinarisch verhätscheln lassen. Henner sorgt mit seinen Geschichten zum südlichen Sternenhimmel dann noch für einen restlos romantischen Abschluss des Tages. Ja, ist denn heute Weihnachten?

04.09.2018

Durch die Wüste geht es an den Atlantik. Wir lernen die guten und die bösen Termiten kennen. Die Grasschneider-Bösewichte treiben die Verwüstung voran, die guten Termiten sparen wir uns noch auf für später. In der Wüste gibt es noch mehr Bewohner. Zum einen welche, die direkt aus der Urzeit zu uns gekrabbelt zu sein scheinen, wie das Namaqua-Chamäleon, für das Henner schon mal eine Vollbremsung mit seinem Truck vollführt, um uns den sympathischen Kollegen mit der langen Zunge aus der Nähe zeigen zu können. Und dann gibt es da noch die „Zugereisten", über deren Herkunft mehrere Geschichten kursieren. Wir kaufen die, dass beim Beschuss eines englischen Armeelagers die dazugehörigen Pferde Reißaus genommen haben und seither als die Wildpferde von Aus ein anmutiger Hingucker in der Namib-Wüste sind. Wir freuen uns über den ersten Hengst, den wir mit dem Fernglas entdecken, und dann kann am Wasserloch von Garub selbst Henner seinen Augen kaum trauen: die ganze Herde von fast siebzig Tieren hat sich hier versammelt!
Weiter geht es an die Küste. Noch vor Lüderitz machen wir einen ersten Stopp, Delphine tummeln sich in Strandnähe, da können wir uns ein erneutes Zücken der Ferngläser natürlich nicht verkneifen. Die Gläser behalten wir heute am besten gleich in der Hand, am Diaz-Kreuz geht es gleich weiter mit der maritimen Tierbeobachtung. Wir entdecken unsere ersten Robben und üben, wie man Kormorane von Pinguinen unterscheidet. Nachmittags lassen wir mit meditativem Blick aufs Meer die Seele baumeln oder spazieren in kleinen Gruppen im Küstenstädtchen Lüderitz umher. Die Stadt ist reich, aber Grundstücke sind noch günstig zu bekommen. Wer möchte hierhin auswandern? Abends treffen wir uns alle im Hotel wieder und kosten uns quer durch die fischigen Leckereien, die die hiesige Küche so zu bieten hat.

05.09.2018

Es steht Geschichte auf dem Programm. In der heutigen Geisterstadt Kollmanskuppe schauen wir uns an, welche Technologien die Deutschen entwickelt haben, um der Wüste neben den heiß begehrten Diamanten auch ein möglichst bequemes Leben abzuringen. Ganz wichtig dabei: der Eisschrank, für den die Familien eine tägliche Ration aus der Eisfabrik geliefert bekamen. Auf die Suche nach bekannten Namen machen wir uns am britischen Friedhof bei Aus und probieren wilden Pfeffer, der am Wegesrand wächst. Schade, er ist noch nicht ganz reif, aber auf jeden Fall sehr hübsch!
Da wir abends noch ein Date mit der Sonne haben (immer diese Anschlusstermine...), begeben wir uns „gemütlich aber flott" zur Mittagspause nach Helmeringhausen. Aber Zeit für leckere Bratwurst im Garten muss sein! Außerdem führen wir ja den national anerkannten Apfelkuchen-Contest durch, also gleich noch eine Kaffeepause mit dazu nehmen, wir sind ja nicht zum Spaß oder Urlaub hier, wir sind schließlich eine Reisegruppe. Dass Helmeringhausen Henners Lieblingsstadt in Namibia ist, verstehen wir sofort. Eine Straße, eine Tankstelle, ein Hotel, einen Tante-Emmaladen, eine Kneipe. Also alles, was man braucht, zum glücklich sein!
Wie das mit dem hiesigen glücklich und zufrieden sein so in der Realität funktioniert, dazu erzählt uns Farmer Guido beim gemeinsamen Sundowner so einiges. Gespannt lauschen wir seinen Geschichten, wie er mit den Dürren und der Abgeschiedenheit, mit nicht mehr funktionierender Rinderzucht, Wildtieren, Gästefarm und Home Schooling hin und her jongliert, um sich und seinen Kindern eine gute Gegenwart und Zukunft zu ermöglichen. Er scheint aber guter Dinge zu sein und es macht einfach Spaß, den Abend mit ihm und seinen charmanten Praktikantinnen aus Deutschland zu verbringen. Über die Generationen hinweg tauschen wir uns aus: passionierte Weltenbummler unter sich und der namibischen Abenddämmerung. Herrlich!

06.09.2018

Nachdem wir uns gestern so gut mit den Deutschsprachigen der Farm angefreundet haben, haben heute andere Sprachen ihren großen Auftritt: die guten Feen aus Guidos Küche präsentieren uns mit viel Freude (man kann gar nicht sagen, wen sie mit ihrem Gesang mehr bespaßen wollen, uns als ihre Gäste oder sich selbst...) die Klicklaute ihrer Muttersprache. Nach diesem kulturellen Appetitshappen zum Start in den Tag stürzen wir uns gleich in weiteres lokales Getümmel: beim Einkaufen in Maltahöhe vergnügen wir uns ein Weilchen auf dem wuseligen Dorfplatz, wo gegrillt und das neuste Geplauder ausgetauscht wird. Hier geht so einiges ab, denn man kann ihn zwar vielleicht schon sehen, aber wir sind ja hier nicht etwa am Ar... der Welt oder so.
Gemütlich zuckeln wir über den Zarishoogte Pass, und da wir heute Zeit haben, laufen wir zwischendurch 10.000 Schritte mal selbst. Wir sind schon so richtig schön in unserem Rhythmus drin und laufen nur noch bis zu diesem Hügel, und bis zum nächsten noch, und oh, was sich wohl hinter dem Nächsten verbirgt und... na gut, Henner, steigen wir eben ein, es gibt ja mal wieder dringende Anschlusstermine: Relaxen in den Desert Hills! Dieses neue Schmuckstück der namibischen Lodge-Szene kann sich wirklich sehen lassen und was noch nicht so ganz fertig und rund läuft, wird von der Herzlichkeit der Mitarbeiter abgefedert, hier sind wir gerne „Versuchskaninchen".

07.09.2018

Heute sind wir frühe Vögel. Kurz einen Kaffee geschlürft und dann machen wir uns bei Sonnenaufgang auf zu einem weiteren Höhepunkt unserer Reise: der Namib-Naukluft Nationalpark mit seinen roten Dünen wartet auf uns. Nach ersten Fotostopps wollen wir es dann richtig wissen. Wir erklimmen die Düne 45, jeder so hoch, weit und schnell wie er möchte. Und jeder erlebt hier seinen eigenen magischen Moment. Wenn die gewaltigen Sandmassen unter den Füßen und in den Schuhen kribbeln, wenn neben einem 100 Meter tief die Düne abfällt, nur um dann so weit das Auge reicht, sich mit weiteren bis zu fast 400 Meter hohen Dünen zu vereinen, wenn man diese Millionen von Jahren spürt, dann ist das einfach unglaublich. Dann möchte man einfach die ganze Welt umarmen. Erstaunlich, dass die Dünen so viele Jahre erhalten bleiben, wenn jeder nach dem Hinunterpurzeln so viele Kilo Sand aus seinen Schuhen herausklopft wie wir, dann dürfte nächstes Jahr die Düne eigentlich abgetragen sein...
Nach so viel Action gönnen wir uns ein gemütliches zweites Frühstück am Fuße der Düne. Aber mit der Magie ist es noch lange nicht vorbei: Wer hat da bloß diese Brille hingezaubert, die keinem gehört und die wir trotzdem ganz aufgeregt vor dem frechen Raben retten wollen? Am besten ist es wohl, einfach seelenruhig weiter zu frühstücken. In der Wüste passieren eben die verrücktesten Dinge...
Und sie wirkt immer. Ganz egal, ob man neugierig-unternehmungslustig umherhüpft, um möglichst alles zu erkunden - die fotogenen abgestorbenen Bäume im Dead Vlei zum Beispiel - oder ob man sich einfach ein Stündchen unter einen Kameldornbusch verkrümelt und dabei die Natur meditativ in sich aufsaugt, kleine Krabbeltierchen wie den Nebeltrinker-Käfer beobachtet, der sich mit seinen zurückgebildeten Flügeln perfekt an das Atmen unterm Sand angepasst hat, oder vielleicht an die deutschen Geologen denkt, die in der Wüste gelebt haben. Wirkungsvoll finden wir auch unser selbst geschnippeltes Picknick, für das Henner uns ein lauscheliges Plätzchen an der Düne 1 auskundschaftet. Wie gut auf einmal so ein simples Käsebrot schmecken kann!
Nachmittags steigen wir in den Sesriem-Canyon hinab. Hier erlebt unser Henner seinen magischen Moment des Tages: Egal, wie oft er schon hier war, über sich den schmalen Spalt im Boden zu sehen und gleichzeitig in einem breiten Canyon wandern zu gehen, beeindruckt ihn jedes Mal aufs Neue.
Das sollten wir feiern! Die Magie! Das Leben! Die Wüste! Und unser Bergfest!
Sowas macht man in Namibia am besten mit Elefantenmilch... mit Amarula-Likör. Und weil heute alles so schön ist, singen und tanzen wir mitsamt des ganzen Küchenpersonals und der Bauleiter des Hotels packt auch noch seine Gitarre aus und klampft ein paar Afrikaans-Ständchen für uns... Und nachts träumen wir: Amarula, Amarula, Amarula, Rula...

08.09.2018

Aus der Wüste wollen wir zurück an die Küste. Dafür geht es erneut über den Wendekreis des Steinbocks, wir nähern uns dem nördlichen Teil unserer Reise. Das mit dem „Wir wollen raus aus der Wüste" ist gar nicht so leicht, denn diese zieht sich tatsächlich bis vor an die Küste und verschwimmt übergangslos zu was man einen Sandstand nennen würde. Also wird es ein rumpumpeliger Fahrtag, damit unser Truck auch mal wieder auf seine Kosten kommt.
Wüste, Wüste, Wüste... damit man dabei nicht völlig durcheinanderkommt, hat der liebe Gott eine gerade Linie in die Landschaft gezogen: der Kuiseb-Fluss trennt die Sand- von der Geröllwüste. Im Kuiseb-Canyon begeben wir uns auf literarische Spurensuche. Wir tapsen einen Sand-Geröllpfad hinunter und schauen uns um auf einem der Originalschauplätze des tollen Buches „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste". Erneut beeindruckt uns, wie die beiden Geologen dieser unwirtlichen Gegend ihr Überleben abringen konnten.
Und was ist für die hervorragende Laune von Reisegruppen überlebenswichtig? Eine gute Verteilung von Toilettenstops über den Tag. Gar nicht so leicht heute! Kilometerlang gibt es nichts und dann biegt Henner plötzlich links ab und entschädigt uns mit dem schönsten Toiletten-Stopp der Reise! Inmitten von Staub und Sand steht ein Holzverschlag. Ein Campingplatz soll das sein. Und tatsächlich unter Felsvorsprüngen gibt es gemütliche Picknicktische und wer noch ein Stückchen weiterklettert erhascht auf der anderen Seite wunderschöne Ausblicke auf die weite Ebene. Als der Entdeckerdrang und alle anderen Bedürfnisse gestillt sind, zuckeln wir weiter und fahren an Walvis Bay vorbei bis nach Swakopmund.
Interessant finden wir die Geographie der Arbeiterstadt Walvis Bay. Zwischen Dünen und Meer haben sich viele kleine dunkelgraue „Schuhkartons" angesiedelt, auch die Gärten der Häuschen bestehen nur aus Sand. Auf dem Wasser sehen wir Ölplattformen wie Schiffe vor Anker liegen. Mit Schleppern wurden sie aus Angola hergebracht, wie uns Henner erzählt. Acht Stück werden in Reihe gebracht, damit eine einzige Wachmannschaft vor Ort ausharren kann, bis der Ölpreis wieder eine Bohrung ausreichend rentabel macht.
Im charmanten Swakopmund lassen wir ein bisschen die Seele baumeln und treffen uns abends wieder. Endlich sind wir mal wieder in der Zivilisation! Mit urigem Pub und gutem Bier und gutem Essen. Und man weiß ja nie, in Namibia kann es schneller gehen als man denkt, dass man mitten im Nirgendwo landet, wer weiß, ob sich dort ein Springböckchen oder ähnliches findet... Am besten sorgt man im Kücki's Pub hungermäßig für den Rest der Reise vor und bestellt: Eisbein!

09.09.2018

Zum zweiten Mal an der namibischen Küste, da wollen wir es jetzt aber genau wissen und endlich auch mal in See stechen! Schon das üppige Frühstück mit Sekt in unserem Hotel lässt vermuten: es wird ein genussvoller Tag heute. Das Wetter könnte schöner nicht sein, bei bestem Sonnenschein freunden wir uns mit Pelikan Lady Gaga an, genießen das Brüllkonzert der Ohrenrobbenkolonie und erhaschen dann sogar ein paar Blicke auf Walflossen. Gigantisch!
Und nachdem der Arm unserer Reisebegleitung samt Fisch im Pelikanrachen verschwunden ist, beschließen wir, es uns auch mal wieder kulinarisch gut gehen zu lassen. Die namibischen Austern sollen einzigartig sein. Mit viel Hingabe wird uns erklärt warum: Der Benguelastrom sorgt für Wassertemperaturen und Nahrung, die die Austern so gerne mögen, dass sie hier sogar schneller wachsen, als in ihrer eigentlichen Heimat im Pazifik. Und das schmeckt man!
Nachmittags geht jeder wieder auf eigene Entdeckertour. Einige von uns machen das von oben und gönnen sich den Blick einer Vogelperspektive. Bei einem mehrstündigen Rundflug schauen sie sich nochmal an, wie das genau war mit den unterschiedlichen Landschaften, Wüsten und Gebirgen Namibias. Andere versuchen ihr Glück im Schlangenpark auf namibisch: Eigentlich ist geschlossen, aber man kann ja trotzdem mal anklopfen... und tatsächlich ist jemand da und zeigt sogar die schwarze Mamba. Diese Begegnung werden wir nicht so schnell wieder vergessen.
Abends erzählen wir uns von unseren Abenteuern beim gemeinsamen Sonnenuntergang und Abendessen an der Seebrücke.

10.09.2018

Von der Küste geht es weiter nördlich mitten hinein ins Damaraland. Was uns Henner zu Beginn der Reise auf der Karte zeigte, schauen wir uns jetzt direkt vor Ort an. Bereits beim ersten Zwischenstopp spüren wir die kulturelle Vielfalt Namibias: Die verschiedenen Völker des Landes sind so unterschiedlich, bunt und schön, wie die Mineralien, Kunsthandwerk- und Schmuchstücke, die uns auf einem Herero-Markt mit angenehmem Eifer angeboten werden.
Bei der Spitzkoppe nehmen wir uns Zeit, tiefer einzusteigen. Ein lokaler Damara-Guide zeigt uns mit Stolz seine Heimat, samt der Namibischen Giftwolfsmilch (Euphorbia virosa), mit dessen Milch die Buschleute ihre Giftpfeile bestrichen. Oryxe und Nashörner freuen sich über die nahrungsspaltende Eigenschaft des Giftes, aber wir halten heute vorsichtshalber lieber Abstand. Damit eben jener im Sinne des Denkmalschutzes respektvoll eingehalten wird, dürfen sich Gäste und Wanderer nur in Begleitung von Einheimischen den Felsmalereien von Spitzkoppe nähern. Wir lernen einiges über die pragmatische Symbolik der Malereien. Die nomadischen San zogen in einem heute mehrere Staaten wie Botswana und Simbabwe umfassenden Gebiet umher und brauchten bis zu vier Jahre, bis sie an ein und denselben Ort zurückkehrten. Die Felsmalereien zuvor dagewesener Gruppen gaben ihnen dabei Auskunft über Wasserlöcher, Beutetiere und Ähnliches. Die viehhaltenden Khoi Khoi wollten sich von den jagenden und sammelnden Buschleuten abgegrenzt wissen, ein wichtiges kulturelles Element lässt jedoch gemeinsame historische Ursprünge vermuten: alle Khoisan-Sprachen, zu denen auch Nama und Damara gehören, verwenden Klicklaute, die in anderen afrikanischen Sprachfamilien nicht auftauchen. Mit unserem Muttersprachler üben wir die vier Laute einmal durch und kraxeln anschließend klickenderweise durch die beeindruckende Felsenwelt der Spitzkoppe.
Bei unserem abendlichen Ausflug im Erongo-Gebirge erfüllt sich endlich unser Traum vom Bergzebra! Da könnten wir eigentlich gleich auch mit der Felsbemalung beginnen und Tierbeobachtungshinweise geben für die nächste Eberhardt-Reisegruppe :) Wie wir hier lernen, durfte es bei den Malereien auch spiritueller zugehen und so wurden immer wieder auch Träume dargestellt. Eines ist in jedem Fall mal wieder ganz klar: der Sonnenuntergang auf diesem Fleckchen Erde ist einfach traumhaft schön!

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