Reisebericht: Rundreise Island – Naturparadies im Atlantik

05.07. – 14.07.2016, 8 oder 10 Tage Rundreise Reykjavik – Goldener Kreis – Akureyri – Myvatn – Ostfjorde – Höfn – Vatnajökull – Vik (Bei der 10–Tage–Reise zusätzlich Snaefellsnes–Halbinsel)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Das Reisefieber führt mich und meine Reisegäste diesmal nach Island. Wir erlebten Island einmal um die ganze Insel mit den bizarrsten Naturwundern aus Feuer, Wasser und Eis.
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

Dienstag, 5. Juli 2016: Velkomin" auf Island

Endlich ist es soweit - unsere Reise nach Island kann beginnen! Wir starten am Flughafen Berlin Schönefeld und gehen zum Check-In-Schalter. Erstaunt wird festgestellt, dass Island ein sehr beliebtes Reiseziel sein muss: "Passen die wirklich alle da rein?" - fragen wir uns skeptisch... Wir stellen uns also ganz hinten an und vertrieben uns die Zeit in der Warteschlange mit den ersten Plaudereien und lernen uns schon hier etwas näher kennen. Gleich steigen wir an Bord des lilafarbenen Fluggerätes und schon saßen wir drin, "ready for take-off" und bereit für die Insel.
Bei Ankunft auf der Halbinsel Keflavik werden noch ein paar Kronen getauscht und schon treffen sich alle Reisegäste aus unterschiedlichen Flughäfen zum Beginn der Stadtrundfahrt in Reykjavik ein. Die Hauptstadt Reykjavik, was so viel wie Rauchbucht bedeutet, empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. An den Straßenränden säumen sich Lupinen, die aus Alaska eingeführt wurden. Sie dienen dem Schutz von großen Sandflächen vor Bodenerosion.Unsere Tagesreiseleiterin Gudrun bringt uns zur Perlan. Der Warmwasserspeicher bietet eine tolle Aussicht über die Stadt, den Hausberg Esja und liefert schon die ersten guten Eindrücke für unsere Reise. Wir lassen unsere Blicke schweifen und anschließend muss natürlich noch das Eis, welches als das beste Eis der Insel angepriesen wurde, probiert werden. Wir kaufen uns fast alle eine riesen Kugel Eis. Man hatte uns nicht zu viel versprochen und das Eis war sehr lecker!
Vorbei am vorbei Höfdi-Haus, in dem 1986 ein Treffen zwischen Michael Gorbatschow und Ronald Reagan stattfand. Weiterhin sehen wir die typischen aus Wellblech gebauten Häuser, das neue Konzerthaus am Hafen und den Hafen sowie das Parlamentsgebäude gegenüber vom neuen Rathaus. Gleich um die Ecke davon wohnen wir. Das Hotel Central Plaza liegt auf dem Hauptplatz direkt im Stadtzentrum. Die Haupteinkaufsstraße und alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar sind. - Toll!

Mittwoch, 6. Juli 2016: Goldener Kreis

Am Morgen begrüßt uns ein neuer Reiseleiter. Nein, es ist nicht Berglind, sondern Ulrik, ihr Stiefvater. Er scheint auf alle Fälle auch sehr witzig und kompetent zu sein, und wir folgen ihm gut gelaunt zum Reisebus. Hier erwartet uns bereits unser Chauffeur Johann, in dessen Obhut wir uns auch nächsten 9 Tage begeben werden.
Viele Höhepunkte stehen auf dem Programm, denn wir besuchen die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands. Als erstes das höchste Gebäude der Stadt, die Hallgrimskirkja. Die Kirche dominiert die Stadt und ist von überall zu sehen. Der Betonbau erinnert an die Basaltsäulen der Vulkanregion und wurde nach 40jähriger Bauzeit 1986 geweiht. Der lichtdurchflutete Innenraum der evangelischen Kirche ist ganz schlicht gestaltet und wird von der Orgel mit 5275 Pfeifen und 72 Registern dominiert. Es finden regelmäßig Orgelkonzerte statt, da die Kirche über eine ausgezeichnete Akustik verfügt. Vor der Kirche befindet sich das Denkmal von Leifur Eriksson auf einem Granitsockel. Er gilt als der Entdecker Amerikas. Beim Verlassen Reykjaviks überqueren wir den einzigen Lachsfluss, der eine Hauptstadt durchfließt. Unterwegs erzählt uns Ulrik über das Leben vor der Unabhängigkeit, den Fischfang und die Rolle der Amerikaner nach 1944. Unser erster Stopp war im Nationalpark Thingvellir. Hier war auch der Ort, an dem sich seit 930 die freien Männer Island zum Althing einmal im Jahr zu Mittsommer trafen. Die Versammlung war gesetzesgebende und rechtssprechendes Gremium, in dessen direkter Nachfolge sich das isländische Parlament bis heute sieht. Man könnte auch sagen, dass am Thingvellir das erste demokratische Parlament der Welt ausgerufen wurde. Außerdem wurde an diesem Ort im Jahr 1.000 beschlossen, dass Island sich dem Christentum anschließt. Neben dem geschichtlichen Aspekt gibt es noch einen geologische Besonderheit. Genau hier verläuft der Atlantische Rücken und bildet somit die geotektonische Grenze zwischen Europa und Amerika. Die amerikanische und eurasische Platte driften auseinander. Wir spazieren im Nationalpark auf der amerikanischen Platte. Mit dem Bus fahren wir anschließend durch das sogenannte Niemandsland 7 Kilometer bis wir auf der anderen Seite auf die eurasische Platte gelangen.
Nächster Stopp heißt Haukadalur. Am Hochtemperaturgebiet sehen wir DEN Geysir, Namensgeber aller Springquellen der Welt. Dieser ist seit vielen Jahren schon nicht mehr aktiv, aber sein kleiner Bruder Strokkur zeigt uns in regelmäßigem Abstand eine ca. 20 Meter hohe Wassersäule.
Nun begeben wir uns zum letzten Punkt des goldenen Kreises, dem Gullfoss. Wir spazieren zunächst an der oberen Kante entlang und lassen unsere Blicke über den 70 Meter tiefen Wasserfall schweifen. Der 200 Meter breite Wasserfall, dessen Wassermassen über mehrere Kaskaden in eine Schlucht stürzen, wirkt anmutig schön.

Donnerstag, 7. Juli 2016: Halbinsel Snaefellsnes

Es heißt Koffer verladen und los geht es in Richtung Nordwest. Trotz Erkältung nimmt Berglind all ihre Kraft zusammen, um mit uns die Reise anzutreten. Es geht entlang der Küste und durch den Walfjord-Tunnel ca. 130 Meter unter dem Meeresspiegel auf die dünn besiedelte Halbinsel. Den Namen verdankt der Fjord einer Isländischen Sage, wie wir von Berglind erfahren. Sie erzählt, dass es am Ende des Fjordes einen See gibt, den Hvalvatn und in diesen See lockte damals ein Priester einen bösen Menschen, den er in einen Wal verwandelte. Dieser wollte die Einwohner eines Dorfes töten. Um in den See zu gelangen, musste der Wal den Wasserfall Glymur bezwingen und gab dabei fürchterliche Laute von sich. Am Ende gelang es dem Priester durch Zauberei, dass der Wal strandete und zur Halbinsel wurde. Nach dieser Geschichte waren wir uns sicher, die Isländischen Sagen sind anders, als die, die wir aus unserer Heimat kennen, teilweise sehr schaurig für unser Gemüt... Abgesehen von dieser Sage, wurde hier vor allem Walfang betrieben und der Fjord was ein wichtiger Handelsplatz und Fischzentrum.
Wir halten bei Arnastapi, dem Felsen des Seeadlers, im Süden der Halbinsel. Das Wetter meint es gut mit uns und wir können die Landschaft bei strahlendem Sonnenschein genießen! Während des Spaziergangs staunen wir über die einzigartigen Vulkangesteinsformen. Basaltsäulen ragen in verschiedenen Varianten aus dem türkisblauen Meer und bilden diese atemberaubend schöne Steilküste. Lavaformationen sind zu erkennen, wie sie sich einst ihren Weg ins Meer gebahnt hatten. Das Meer hatte riesige Löcher in die Küste gearbeitet an deren Wänden Möwen, unter anderem auch Dreizehmöwen, nisten.
Bei Dritvik Djupalonssandur unternehmen wir nochmals eine kleine Wanderung hinunter zum Meer. Einige, auch Berglind, probieren sich an den Kraftsteinen, mit denen in früheren Zeiten die Männer ihre Kräfte maßen. Um Seefahrer zu werden, mussten sie verschieden große Steine heben. Je nach dem wie stark sie waren, wurden Sie ihren Gruppen und Aufgaben zugeteilt. Ein "Schwächling", der nur 10 Kilo hochheben konnte, durft nicht mit auf das Schiff. Am Strand liegen noch Teile eines Schiffswraks, welches 1948 hier strandete. Auch hier bestaunen wir, mit welchen Kräften das Wasser die Gesteinsformationen formte und bis heute formt. Bei den Wanderungen und einem kleinen Picknick gesponsert von Eberhardt TRAVEL lernen wir uns in der Gruppe immer besser kennen. Nun legen wir unsere letzte Etappe bis zum kleinen Ort Stykkisholmur. Am Abend erkundeen wir den kleinen Ort. Wir schlendern an der modernen Kirche vorbei, welche erst im Jahr 1990 erbaut wurde, zum Hafen und einige erklimmen den Felsen mit dem Leuchtturm. Ihnen eröffnete sich eine fantastische Sicht auf den Ort und zu den Vulkanen. Wer mag, macht es sich auf einem kleinen Holzboot und einem isländischen Bier in der Hand bequem, um die helle Nacht zu genießen.

Freitag, 8. Juli 2016: Krater Grabok – Islandpferde – Akureyri

Eine lange Fahrt von ca. 500 Kilometern steht uns bevor. In Borganes begegnen wir unseren Reiseleiter für die nächsten 6 Tage, Gunnar Gunnarson. Am Namen erkennen wir, dass Gunner der Sohn von Gunnar ist.  Fröhlich und charmant gibt er jedem von uns die Hand und macht bereits jetzt schon die ersten Spässe mit uns, dieser isländischer Charmeur. Aufgrund der starken Erkältung von Berglind übernimmt er das Mikro und führt uns auf dem Weg nach Akureyri zum ersten Stopp mit dem Namen Grabok. Zum Glück gibt es hier Touristenfreundlich befestigte Treppen, sodass wir den Krater gut erklimmen können.
Das nächste Highlight ist der Besuch einer Pferdefarm in Flugumyri. Die Besitzerin des Gestüts, Anna, begrüßt uns freundlich. Mit Stolz und Enthusiasmus erklärt Sie uns alles über ihre Schützlinge. Die Wikinger brachten im 9. Jahrhundert die Pferde mit und daraus entwickelte sich die ganz besondere Rasse der Islandpferde. Sie sind kleiner als normale Pferde, aber sehr robust und intelligent. Sie wachsen die ersten vier Jahre völlig frei in den Bergen auf und erst danach wird mit dem Training der Pferde begonnen. Sie sind sehr gutmütig und haben einen starken Charakter. Anna führt uns durch den Stall und weiter auf die Terrasse, hier werden wir nun die prächtigen Tiere in Aktion sehen. Ihre Kinder demonstrieren die fünf einzelnen Gangarten der Pferde - Schritt, Trab, Galopp, Rennpass und der besonderen angeborenen Gangart Tölt! Wir sind begeistert und würden gern noch länger bleiben, aber wir haben heute noch einen anderen tierischen Termin, den wir nicht verpassen wollen. Die Hauptstadt des Nordens, Akurejri, ist Zuhause von ca. 15.000 Einwohner. Eine kleine Stadtrundfahrt zeigt uns die schön renovierten Holzhäuser, einige von Ihnen sind über hundert Jahre alt, wie beispielsweise das Nonnenhaus.
Beim spektakulären Buffet aus frischen Salaten, köstlichen Fischspeisen und verführerischen Dessertvariationen stärken wir uns für die Walsafari. Viele haben sich zur Teilnahme an der Walsafari entschieden. Dick eingepackt, denn es war recht kalt geworden, besteigen wir das kleine Schiff, das uns in den Eyjafjord bringt. Nicht lange und wir entdecken schon einen ersten Buckelwal. Immer wieder sprühte er Wasserfontäne in die Luft, wenn die riesigen Tiere zum Luftholen kurz auftauchen. Nun sehen wir noch weitere Bukelwale und es heißt Volle Kraft voraus! Ich höre Ah und Oh, wenn sich der Wal ganz nah am Schiff bewegt und uns seine Seiten- oder Schwanzflosse zeigt. Zum Abschied sehen wir eines der Wale sich im Wasser drehen, sodass der weiße Bauch sehr gut sichtbar ist. Auch springt er kurz auf, um uns einen kurzen Blick in sein Maul voll mit Wasser und Nahrung blicken zu lassen. Zu guter letzt präsentiert er uns seine gigantische Schwanzflosse von nicht einmal 7 Metern Entfernung. Wow - was für ein Spektakel!

Samstag, 9. Juli 2016: Husavik – Asbyrgi – Godafoss

Alle freuen sich auf den angenehm warmen Tag und sind gespannt auf die zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Den ersten Stopp legten wir im kleinen Hafeörtchen Husavik ein. In der Freizeit kann jeder am Hafen spazieren, die kleine Kirche besichtigen oder Wissenswertes im Walmuseum erfahren. Schnell noch im Einkaufmarkt Proviant für das heutige Picknick eingekauft, begeben wir uns auf den weg nach Asbyrgi.Auf dem Weg entlang der Nordküste zur Halbinsel Tjörnes sehen wir zum ersten Mal die kleinen Papageitaucher. Aus der Entfernung wirkten sie zwar nur wie kleine schwarz-weiße Punkte, aber wir können uns vorstellen, wie kräftig die putzigen Vögel ihre Flüge schlagen müssen, um in der Luft zu bleiben. 
Bei Asbyrgi handelt es sich um eine Felsenschlucht. Es scheint als wäre hier das Tal einfach abgesunken und hat dabei einen Höhenunterschied von bis zu 100 Metern hinterlassen. Selbstverständlich gibt es auch hier eine isländische Volkssage, welche uns Gunnar verrät. Die Form der Schlucht ähnelt einem Hufeisen des Odins achtbeinigen Pferdes Sleipnir. Er habe einst seine Hufe in die Erde gebohrt. Der Name Asbyrgi heißt übersetzt: "Odins Fußabdruck". Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang durch friedliche Landschaft. Hier wachsen ausschließlich Weiden sowie Birken, aber nicht einfach irgendwelche, NEIN! Diese Schlucht soll die Elfenhauptstadt sein. Daher also auch die schön silbrig schimmernde Rinde, statt der üblichen schwarz-weißen. An einer Lagune füttern wir Entenfamilien, wobei die Mamas mehr Hunger haben wie auch wesentlich zynischer sind als die kleinen Entenbabies. Quack, quack, quack... Auf Campingplatz picknicken wir zusammen mit zahlreichen Isländern, die heute ein Sommerfest feiern.
Weiter geht es zum Godafoss - dem Götterwasserfall. Der Fluss Skjáfandafljót bildet den imposanten Wasserfall. Die Wassermassen stürzen zwar nur auf eine Höhe von 12 Metern, aber in breiter Front in die Tiefe der Schlucht und bildet ebenfalls eine Hufeisenform ähnlich wie die Niagarafälle. Sein Name geht auf den Goden Porgeir zurück, der sich im Jahr 100 in Thingvellir zum Christentum bekannte und das heidnischen Götterstatuen in den Wasserfall warf. Wir haben Glück keine Holzfiguren zu sein und fahren fröhlich nach Akureyri zurück. Es bleibt Zeit, den schön angelegten botanischen Garten zu besichtigen oder durch die kleinen Einkaufsstrassen zu bummeln.
Nach dem Abendessen werden wir zum Reitausflug abgeholt. Alle sind gespannt auf die Islandpferde, denn nicht jeder von uns hat schon einmal ein Pferd geritten. Die Tiere hatten unterschiedliche Tempramente und man mußte schon aufmerksam sein, um nicht vorzeitig "Abzusteigen". Doch die Tiere sind so ruhig und lieb, sodass es für keinen von uns ein Problem war, das Reiten hier live zu lernen. Durch eine sagenhaft idyllische Landschaft im Tal reiten wir entlang des Flusses Öaxa über Feldwege, Wiesen und meistern sogar kleine Hindernisse wie ein kleiner Graben oder riesige Wasserpfützen. Trotz des Regens ist es herrlich und wir genießen diese wunderbare Begegnung.

Sonntag, 10. Juli 2016: Myvatn – Dettifos

Die heutige Erkundungstour in Nordisland führt uns zum Myvatn, dem Mückensee. Er ist ein Eldorado für Vögel, die sich von den Mücken Aufgrund des Windes bekommen wir jedoch gar keine Mücken zu sehen, dafür aber die Pseudokrater von Skutustadir. Diese sind nur Scheinkrater, denn sie haben keine echte Verbindung zum Landesinnere. Diese einzigartigen Gebilde entstanden dadurch, dass die heiße Lava in ein Feuchtgebiet floss und es dort wegen enormen Termperaturunterschieden zu explosionsartigen Entladungen von Wasserdampf kamen, welche diese Krater schufen. Als nächstes betreten wir eine etwas düstere Welt. Das Lavastein-Labyrith von Dimmuborgir erinnert an dunkle Festungen, deshalb heißen sie überestzt auch Schwarze Burgen. Der Sage nach sollen hier Trolle wohnen und zu Stein verwandelt worden sein, als Sonnenlicht auf sie traf. Wir entdecken sogar eine Höhle oder riesige Löcher in den Steinen. Ob sich sich hier wohl die dreizehn isländischen Weihnachtsmänner aufhielten?
Entspannung ist zur Abwechslung angesagt. In der blauen Lagune Jarbödin erleben wir die Erdwärme leibhaftig im heißen Bad mit mineralhaltigem Wasser, welches unsere Haut verwöhnt und uns gleich einige Jahre jünger aussehen lässt... Einige von uns verkosten das Quellbrot, welches direkt Der Tag ist längst nicht vorbei und wir fahren zum Hochtemperaturengebiet von Namaskard. Das Gebiet wird auch Teufelsküche genannt und macht seinem Namen alle Ehre. Was wir eben noch als steinige Überreste der vulkanischen Aktivitäten auf Island bestaunen, sehen wir jetzt in flüssiger und dampfender Form. In diesem Gebiet gibt es überall verteilt bulbbernde Schlammpools und zischende Dampfhügel, mit bis zu 120°C. In einer Vielzahl von Farben lagern sich verschiedene Metalle und Stoffe auf dem Boden ab, welche diese Landschaft noch faszinierender wirken lässt, trotz gewöhnungsbedürfigem Schwefelgeruch.
Am Krater vom Krafla legen wir einen kurzen Japaner ein und überblicken die tolle Landschaft, in der die Heißwasserleitungen und Anlagen zur Umwandlung von Warmwasser in elektrischen Strom. Nicht minder beeindrucken ist auch unser nächster Halt. Vom Parkplatz aus führt uns ein Weg durch eine wiedermal für uns ungewöhnliche Landschaft aus großen Basaltquadern. Plötzlich hören wir schon das Tosen des wasserreichsten Wasserfalls in ganz Europa. Der Abstieg auf einer Steintreppe entlang des Canyons war etwas beschwerlich. Doch die Anstrengung lohnt sich, denn der Blick auf diesen gigantischen Wasserfall ist einmalig. Schon fast bedrohlich stürzen sich auf gut 100 Meter Breite sekündlich mehrere hundert Kubikmeter Wasser in eine Tiefe von 44 Meter. Hier sehen wir und spüren „hautnah" die gewaltige Kraft der Natur. Der 25 km lange Canyon entstand einst in nur zwei Tagen, als unvorstellbare Wassermassen vom Gletscher sich den Weg nach Norden bahnten. Wenn Engel reisen, dann kann es nur schön sein. Wie von Zauberhand werden die Wolken am Himmel bei Seite geschoben und die Sonnenstrahlen werfen einen gigantisch großen Regenbogen über den Dettifoss. Einige machen einen weiteren Abstecher zum kleineren nahe befindlichen Selfoss-Wasserfall. Beide Wasserfälle liegen am Jökulsa, dem zweitlängsten Fluss Islands, der die Wassermassen vom Vatnajökull nach Norden transportiert.

Montag, 11. Juli 2016: Ostfjorde und Gletscher

Nach unserem Frühstück fahren wir weiter in den Osten, die Ostfjorde rufen! Die Straßen schlängeln sich an der Küste entlang und hinter jeder Kurve glauben wir wieder eine völlig andere Landschaft zu sehen. Wir erreichen schließlich einen kleinen Ort, hier lebte eine Frau, die gern sammelte. Sie sammelte zuerst Mineralien, danach kleinen Krimskrams wie Kulis, Streichholzschachteln oder Taschentücher. Mit viel Mühe und Leidenschaft werden ihre Sammelstücke in ihrem Haus ausgestellt, wobei nicht nur in ihrem Haus, auch in ihrem hübschen Garten gibt es Steine, viele Steine. In Djupivogur, einem der ältesten Handelsplätze auf Island, hatte ein Künstler an der Hafenmauer 34 Rieseneier aus Granit ausgestellt. Es stellt die Vogelarten dar, die auf Island brüten. Schnell entfliehen wir dem kalten Wind. Zurück in den warmen Bus und halten Ausschau nach einem windstillen Platz für unsere Mittagspause und finden ein nettes Plätzchen in der Nähe eines Flusses, geschützt von den umgebenden Berghängen.
Alsbald wir Höfn erreichen, die Hauptstadt Südostislands, kommen wir in eine komplett andere Wetterzone an. Auf der anderen Seite sieht es wesentlich freundlicher aus und wir entscheiden uns, die Gletscheauffahrt gleich zu unternehmen. Mit einem Jeep fahren wir entlang zahlreicher Serpentien auf den Gletscher in ca. 900 Metern Höhe. Anh fragt im erstes Wagen fragt nach einem Fotostopp von dieser tollen Aussicht. Gastfreundliche wie die Isländer sind, erfüllen sie uns diesen Wunsch. Was wir nicht ahnen: das Fahrzeug hat sich wohl auf eine längere Pause eingestellt, denn nachdem wir einsteigen, will es den Berg nicht mehr hochfahren. Also, so lässig wie wir sind, überlassen wir dem zweiten Wagen die Vorfahrt und hoffen auf eine baldige Rückkehr, um uns den letzten Kilometer auf die Basisstation zu bringen. Ha, ha, ha, wer zu Letzt lacht, lacht am besten. Die Schneelandschaft raubt uns vor Staunen den Atem. Zum Glück atmen wir aus Reflex schon im Unterbewusstsein. So können wir dennoch unsere Lungen mit der unbeschreiblich guttuenden reinen Luft füllen. Ein Teil der Reisenden entscheidet sich, mit dem Jeep auf dem Gletscher fahren zu lassen. Aber nichts doch, es gibt eine Überraschung. Heute steht ihnen die Schneekatze zur Verfügung. Auf alle Fälle wird es eine spannende Fahrt mit diesem Fahrzeug... ausgeruht wird zu Hause. Der andere große Teil kleidet sich in schicke rote Ganzkörperanzüge, Helm und Gummistiefeln, um selbst mit dem Schneemobil Europas größten Gletscher zu erkunden. Unser Gästeführer Christian macht uns mit der Steuerung des Mobiles vertraut und dann geht das Abendteuer auch schon los. Die Fahrt auf dem Eis erzeugt ein großartiges Gefühl und einen enormen Adrenalinausschuss. Für uns alle ein unvergessliches Erlebnis! Zum Aufwärmen gibt Anh im Namen von Eberhardt TRAVEL eine Runde Brennevin aus. Wer möchte, kann den „Schwarzen Tod" on the Rocks mit orignial 1000-jährigem Gletschereis servieren. Prost äh nein, Skál!

Dienstag, 12. Juli 2016: Gletschereis – Skaftafell Nationalpark – Vik

Das Thema des Tages bleibt Gletscher, Eis und Gletscher. Immer im Angesicht des großen Gletschers Vatnajökull und seiner höchsten Erhebung mit 2.110 Metern erreichen wir die Gletscherlagune Jökulsarlon erkunden. Gefesselt von dieser Wasserlandschaft mit den jahrtausend alten Eisbergen lassen wir uns auf einem Amphibienfahrzeug auf dem Wasser treiben und uns von unserem Bootsbegleiter bzw. Bootsbegleiterin viel Wissenswertes über das Gletschereis erzählen. Die Lagune bildete sich seit 1930, als sich der Gletscher zurück zog. Sie besitzt heute eine Fläche von ca. 25 km². Das Eis bricht von der Gletscherzunge ab und landet als Berg oder Scholle in der Lagune. Es ist durch den Druck viel kompakter als anderes Eis und ist transparent. Es benötigt ca. 800 bis 1.200 Jahre bis es an der Gletscherzunge ankommt. So ist das Eis etwa 1.000 Jahre alt, wenn es in der Lagune schwimmt. Die blaue Farbe bekommt das Eis durch die Absorption des Lichtes und der Reflektion der blauen Lichtwellen, wenn es als transparentes Eis aus dem Wasser kommt. Nach einiger Zeit mit Kontakt zur Luft bilden sich Eiskristalle, es verliert an Dichte und das Eis wird weiß. Direkt am Übergang der Lagune ins Meer befindet sich ein schwarzer Strand. Wir sehen die Eisschollen und Eisberge ins Meer schwimmen und an dem Strand lagen die Eisschollen auf dem Sand. Durch Ebbe und Flut ergeben sich diese Naturschauspiele. Kristalline Eisschollen am schwarzen Meeresstrand - genial!
Die von uns befahrene Ringstraße wurde 1974 fertig gestellt und brachte eine große Erleichterung vor allem im Süden. Noch 1914 lebten ca. 73 Prozent der Isländer auf dem Land in Grassoden Häusern und die meisten Kirchen waren Grassoden Kirchen. Heute gibt es noch 6 davon. Gut gestärkt führt unser Weg weiter zum Svinafellsjökull, der Schweinebucht, wo man einen schmalen Weg ganz dicht am zerklüfteten Gletscher hinauf gehen kann und so den Gletscher aus nächster Nähe bewundern darf. Wir sind beeindruckt von den riesigen Gletscherspalten, die so groß wie Täler aussehen. Nach wenigen Minuten erreichen wir den Skaftafell-Nationalpark. Das Wetter möchte allerdings nicht mehr mitspielen und der flüssige Sonnenschein fällt sanft auf uns herab. Dennoch lassen wir uns den Spaß nicht nehmen. Die einen wandern zu dem Wasserfall Svartifoss, der weiß schäumend vor einer Wand von anmutigen Basaltsäulen hinab fällt. Die anderen vertreiben sich die Zeit bei einem kurzen Film über den Ausbruch vom Vulkan Katla im Jahre 1996 und der Ausstellung zu den Gletschern im Besucherzentrum.
1783 kam es zu einem der größten Spaltenausbrüche auf Island. In dessen Folge bildete sich ein 57 km² großes Lavafeld, welches wir durchqueren. Vorbei an beeindruckende Landschaftsformationen, welche heute mit Moos bewachsen sind, erreichen wir Vik. Dieser kleine Ort ist für die berühmten Felsnadeln Reygistrangar, die aus dem Meer ragen und wie versteinerte Trolle wirken. Außerdem ist Vik auch für die Wollherstellung bekannt. Wer noch ein paar isländische Kronen ausgeben möchte, kann handgestrickte Pullover aus Schafswolle und weitere isländische Produkte für sich oder seine Lieben daheim kaufen.

Mittwoch, 13. Juli 2016: Südküste – Reykjavik

An der Landspitze Dyrholaey, einer der schönsten Küsten der Welt, brüten tausende Seevögel wie der Eisstrumvogel, Seeschwalben sowie unser kleiner Freund, der Papageitaucher. Die Erkundungen setzen wir im Skogarmuseum fort.
In dem hübschen Museum hat ein Isländer im Laufe seines Lebens viele Gegenstände aus der Geschichte Islands zusammengetragen und aufbewahrt. Der Museumsführer verrät uns einen sehr anschaulichen Einblick in das harte Leben der Isländer bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Beim Blick in die Torfhäuser können wir uns vorstellen, wie beengt und hart das Leben war. Vieles wurde aus Treibholz gefertigt. Die Kleidung der Fischer wurde aus Schafswolle hergestellt und mit Walfett imprägniert. Man konnte nur erahnen, wie das gerochen hat. Um im Winter nicht zu erfrieren, wurde alles übereinander gezogen, was man hatte. Geschlafen haben die Menschen sitzend in den kleinen Betten und meist teilten sich zwei bis drei Personen ein Bett. Auch gegessen wurde im Bett, weil es einfach kaum Platz gab. Gleich neben dem Museum können Touristen den Skogarfoss bestaunen. Es heißt, dass es eine Schatztruhe am Wasserfall versteckt wurde, welcher bis heute noch nicht geborgen wurde. Hat ihn jemand von Ihnen gesehen?
Gunnar bekommt einen Anruf. Schnell einsteigen heißt es, denn wir wollen zum nächsten Termin. Nicht weit von hier „nistet" ein Vulkan namens Eyjafjallajökull, der mit seinem Ausbruch 2010 Europas Flugverkehr lahm legte. Die Bauernfamilie am Fuße des Vulkans hat einen Film über den Ausbruch gedreht. In einem kleinen Besucherzentrum unweit eines Bauernhofes werden uns ergreifende Szenen über den Ausbruch und die Folgen für die betroffene Bauernfamilie gezeigt.Wahrlich beeindruckend und kaum verwunderlich, dass man auch sagt, die Isländer führen ein Leben am Tor zur Hölle.
Der Tag ist noch längst nicht zu Ende. Wir möchten noch zum wohlersehnten Seljalandfoss. Ein Weg führt hinter dem Wasserfall entlang und bietet eine andere Perspektive durch das Wasser zu schauen und auch ein ganz besonders feuchtes Erlebnis.
Unser lieber Gunnar möchte uns zum Abschluss noch das kleine Blumendorf Haveragerdi zeigen, in dem kochend heißes Quellwasser aus dem Boden sprudelt. Die Wärme wird für die Gärtnerei in den Gewächshäusern genutzt. Bewohner hier müssen sich jedoch an dem anhaltenden Schwefelgeruch in der Luft gewöhnen.
Vor dem Abschied halten wir am künstlich dargestellten Wikinger-Boot, um ein hübsches Gruppenfoto bei Sonnenschein aufzunehmen. Nun heißt es Bless, bless Gunnar und Johann! Vielen Dank, dass ihr uns eure schöne Heimat gezeigt habt. Alles Gute für euch beiden!
Um die tolle Reise abzurunden, lassen wir uns noch einmal richtig kulinarisch verwöhnen im Höfnin-Restaurant mit bestem Panoramablick auf den Fischerhafen Reykjaviks. Eines sind wir uns einig: Dafür dass nur 300.000 Einwohner auf der doch geografisch isolierten Insel leben, wissen sie auf jeden Fall was Kochen und gutes Essen heißt.

Donnerstag, 14. Juli 2016: Heimreise

Ungewohnt oder eher unverschämt früh klingelt unser Wecker. Ob wir wollen oder nicht, es ist Zeit aufzustehen und voll gepacktem Koffer aus zahlreichen Eindrücken, neuen Erfahrungen wie auch schweren Gesteinen, Verzeihung, ich meine Geschenken  die Heimreise anzutreten. Immerhin ist es draußen schon oder besser gesagt immernoch hell. Pünktlich kommt Jon mit dem Transferbus zur Abreise bereit, die Lunchpakete sind auch schon fertig. Anh muss noch kurz alle Gesichter im Bus durchgehen, dass keiner sich verlaufen hat oder im falschen Bus sitzt. Sobald alle Gesichter wieder erkannt wurden und die fremden Gesichter zum richtigen Transfer gebracht wurden, schweifen wir unsere letzten Blicke auf das tolle Land aus Wasser, Eis und Feuer.
Ich möchte mich bei allen Reisegästen für die unvergessliche Zeit bedanken, die wir zusammen verbrachten. Wir haben jede Menge zusammen erlebt, "durchgemacht" und vor allem gelacht. Danke für das fröhliche Mitmachen trotz Wind und Wetter, für das Verständnis, dass wir vier Reiseleiter verschleist haben, und für Ihre Offenheit auf neue Abenteuer. Ich hoffe, dass Ihnen die schönen Erinnerungen im Herzen bleiben und wir noch lange von diesen zehren werden.
Ihre Anh

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht