Reisebericht: Rundreise Island – Naturparadies im Atlantik

20.08. – 29.08.2019, 8 oder 10 Tage Rundreise Reykjavik – Goldener Kreis – Akureyri – Myvatn – Ostfjorde – Höfn – Vatnajökull – Vik (Bei der 10–Tage–Reise zusätzlich Snaefellsnes–Halbinsel)


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Island - die Insel aus Feuer und Eis ist in wenigen Jahren vom Geheimtipp für Naturliebhaber zum Trendziel für Millionen von Besuchern aus aller Welt geworden. Würden auch wir ihrem spröden Charme erliegen?
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

1. Tag: Dienstag, 20.08.2019: Anreise nach Island, 65 KM


22 Gäste und eine Reisebegleitung hatten sich bei noch immer sommerlichen Temperaturen in Deutschland auf den Weg ins mit 11-15° etwas kühlere Island gemacht. Trotz eines großen Staus auf der Autobahn hatten es alle Gäste rechtzeitig nach Berlin Tegel geschafft und der 3,5-stündige Flug mit Iceland Air nach Keflavík verlief angenehm ereignislos. Unsere örtliche Reiseleiterin Brigitte und unser Busfahrer Guðmundur alias „Gümmi" erwarteten uns schon am Flughafen und auch die vier Gäste aus Luxemburg, die über Frankfurt angereist waren und ein Gast aus Stuttgart kamen fast zeitgleich an. Nachdem alle mit Bargeld versorgt waren, machten wir uns erwartungsvoll auf zu unserer Stadtrundfahrt in Reykjavík, der nördlichsten Hauptstadt der Welt.
Zunächst steuerte Brigitte, die uns auf der ganzen Reise als Reiseleiterin begleiten würde, die „Perlan" an. Es handelt sich um einen spektakulären Aussichtspunkt auf dem Hügel Öskjuhlíð. Von hier hat man einen 360°-Rundumblick über die ganze Stadt und die Halbinsel Reykjanes. Das Gebäude ist eigentlich der Warmwasserspeicher der Stadt, dessen Glaskuppel an eine Perle erinnert. Es beherbergt auch ein sehr interessantes Kulturzentrum mit mehreren Ausstellungen, in denen dem Besucher die Naturwunder Islands nahegebracht werden. In den Ladengeschäften konnten wir einen ersten Eindruck von den typischen Erzeugnissen des Landes bekommen.
Weiter ging es zur Hallgrímskirkja, die wir auch von innen besichtigen konnten. Die evangelische Pfarrkirche besticht durch ihre auffällige Architektur im expressionistischen Stil. Die Betonpfeiler, die sich um ihren Turm reihen, haben große Ähnlichkeit mit den Basaltsäulen, die oft in der isländischen Landschaft zu finden sind. Ihre weiße Farbe soll an die Gletscher erinnern.
Vorbei am Stadtsee, dem Rathaus und dem Gymnasium, einem wunderschönen alten Holzhaus, dem Präsidentenpalast und dem Theater ging es zur Harpa, einem von Reykjavíks berühmtesten Wahrzeichen. Die Konzert- und Kongresshalle gilt als architektonisches Meisterwerk und wurde dafür mit dem prestigeträchtigen Mies-van-der-Rohe-Preis für zeitgenössische Architektur ausgezeichnet. In der fantasievoll gestalteten Glasfassade spiegeln sich das Licht des Himmels und das Wasser im Hafen. Die Gestaltung der Innenräume ist inspiriert von der isländischen Natur und Landschaft.
Unser letztes Ziel für heute war das zentral in der Innenstadt gelegene Hótel Klettur. Nach dem Einchecken blieb nur wenig Zeit, bevor wir uns auf den kurzen Fußweg zu unserem Restaurant machten, wo wir uns zum ersten Mal von der ausgezeichneten Qualität der isländischen Küche überzeugen konnten. Da die meisten inzwischen etwas erschöpft von der langen Anreise waren, zogen sich fast alle Gäste beizeiten in ihre Zimmer zurück.

2. Tag: Mittwoch, 21.08.2019: Goldener Kreis – Gullfoss – Haukadalur – Nationalpark Þingvellir, 255 KM


Am ersten Tag unserer Rundreise stand gleich einer der absoluten Höhepunkte auf dem Programm: der „Golden Circle".
Unser erstes Ziel auf dieser Rundtour zu einigen der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes war die UNESCO-Welterbestätte Þingvellir. Island befindet sich auf der Nahtstelle zweier Kontinentalplatten und hier treffen diese aufeinander. Die eurasische und die amerikanische tektonische Platte driften hier seit Jahrtausenden immer weiter auseinander, was sich in zahlreichen Rissen und Felsspalten zeigt. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land hier um 70 m auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 m gesenkt. Das Þingvellir ist für die Isländer aber auch ein historisch-politisch bedeutsamer Ort. Einst kamen auf dieser „Ebene der Volksversammlung" regelmäßig die freien Männer des Landes aus allen Himmelsrichtungen zusammen, um das Althing, die traditionelle Versammlung, abzuhalten. Hier wurden Gesetze beschlossen und Gericht gehalten, es handelt sich also um eines der ältesten Parlamente der Welt. Es tagte jährlich, bis es Ende des 18. Jh. von den Dänen aufgelöste wurde. An diesem historischen Ort wurde am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen. Nach einem von Brigitte fachmännisch kommentierten Rundgang durch die Almannagjá, die „Allmännerschlucht", begaben wir uns voller neuer Eindrücke wieder zu unserem Bus.
Weiter ging es zum Hochtemperaturgebiet Haukadalur mit seinen heißen Quellen und Geysiren, wo wir eine längere Mittagspause einlegten. Der Große Geysir, der allen sprudelnden Quellen seinen Namen gegeben hat, ist zwar seit langem inaktiv, sein kleiner Bruder, der Strokkur hingegen, erfreut die zahllosen Besucher ca. alle 8 Minuten mit einer emporschießenden Heißwassersäule. Je nach Standort und Windrichtung kann der Wasserstrahl auch zur heißen Dusche werden. Fasziniert von der geothermischen Aktivität spazierten wir auf den Wegen zwischen den Geysiren und den sprudelnden und dampfenden Wasserlöchern.
Am frühen Nachmittag erreichten wir den Gullfoss, den „goldenen Wasserfall". Unter den zahllosen imposanten Wasserfällen des Landes ist er einer der schönsten. Das Wasser des Flusses Hvítá stürzt hier malerisch in zwei Kaskaden 30 m in die Tiefe. Vor hundert Jahren sollte dieses herrliche Naturschauspiel einem Kraftwerk zum Opfer fallen, aber eine Bauerntochter aus der Umgebung setzte sich so vehement für den Erhalt ein, dass der Wasserfall in seiner ganzen Schönheit gerettet werden konnte.
Die Rückfahrt führte uns vorbei an vielen Gewächshäusern und Beerenkulturen. Den letzten Stopp des Tages legten wir in Hveragerði ein. Der Ort ist für die mit Erdwärme beheizten Gewächshäuser, in denen Gemüse und sogar tropische Früchte angebaut werden, und für seine heißen Quellen bekannt und bei Urlaubern beliebt. Mitten durch das Einkaufszentrum verläuft eine Eruptionsspalte, ein beeindruckendes Relikt des Erdbebens von 2008.
Am Abend konnten es die meisten Gäste nicht erwarten, sich individuell auf den Weg in die Stadt zu machen, um Reykjavíks lange Hauptstraße mit ihren zahllosen Bistros, Restaurants und Andenkenläden oder die vielen anderen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Eine kleinere Gruppe ging mit der Reisebegleitung zusammen zum Abendessen.

3. Tag – Donnerstag, 22.08.2019: Reykjavík – Snæfellsnes, 324,5 KM


Heute ging es von Reykjavík in nord-westlicher Richtung auf die Halbinsel Snæfellsnes, die aufgrund ihrer vielfältigen Attraktionen auch „Island in Miniatur" genannt wird. Neben der Straße sahen wir eine Elfenburg, die vor Jahren den Bau erheblich verzögert hatte. Von Brigitte erfuhren wir, dass Elfenburgen in Island auf Bauplänen ausgewiesen sind und solche Grundstücke nur schwer zu verkaufen sind. Man will ja schließlich die Elfen mit seinen baulichen Aktivitäten nicht verärgern......
Wir nahmen den ca. 6 KM langen Tunnel unter dem Hvalfjörður (Walfjord), der mit 30 KM Länge der tiefste Fjord Islands ist und lange Zeit als Basis für Walfangschiffe genutzt wurde. Hier waren im 2. Weltkrieg auch britische und amerikanische Truppen mit ihren U-Booten stationiert.
Snæfellsnes faszinierte uns bei herrlichem Sonnenschein mit seinen Ausblicken auf den 1446 m hohen Gletscherberg Snæfellsjökull und wir staunten über die endlosen Lavafelder, die zahllosen Krater, Wasserfälle, schwarzen Strände und ungewöhnlich geformten Berge. Die bizarre Landschaft inspirierte Jules Verne in seinem Klassiker „Reise zum Mittelpunkt der Erde" als Eingang zum Inneren der Erde. Der Gletscher diente dem isländischen Nobelpreisträger Halldór Laxness als Schauplatz einer seiner Romane.
Unseren ersten Halt legten wir in Búðir ein. Dieser Weiler besteht heute nur noch aus einer Kirche und einem Hotel, war jedoch in der Vergangenheit ein wichtiger Handelsplatz. Die erste Kirche wurde in Búðir bereits im Jahre 1703 von einem Kaufmann erbaut, die heutige wunderschöne schwarze Holzkirche steht als eine der ältesten isländischen Holzkirchen unter Denkmalschutz und überraschte uns mit ihrem Flügelaltar und dem Holzbild des Letzten Abendmahles. Nach einem kleinen Spaziergang am schwarzen Lavastrand machten wir uns wieder auf den Weg.
Unsere Mittagspause legten wir in dem kleinen Ort Arnarstapi ein, einem weiteren, ehemals wichtigen Handelsposten. Bei einem Spaziergang an der Küste genossen wir wunderschöne Meeresblicke, faszinierende Felsformationen und beobachteten das emsige Treiben in einer Küstenseeschwalben-Kolonie. Die berühmte Felsformation Gatklettur oder „Lochfelsen" und der winzige, malerische Hafen boten herrliche Fotomotive.
Einen weiteren Halt machten wir am Djúpalónssandur, einem beeindruckenden schwarzen Lavastrand. Zum Gedenken an die vierzehn Todesopfer liegen hier noch die Wrackstücke des britischen Trawlers Epine GY7, der am 13. März 1948 in der Nähe havarierte.
Die vorletzte Attraktion des Tages war der pfeilspitzenförmige 463 m hohe Berg Kirkjufell, der sich inzwischen zu einem Wahrzeichen Islands entwickelt hat, besonders seit er in der Kultserie „Game of Thrones" zu sehen war.
Auf dem Weg zum Hotel fuhr uns Gümmi mit unserem Bus noch auf einer nicht asphaltierten Straße quer durch das riesige Berserker-Lavafeld, das durch einen Vulkanausbruch vor über drei- bis viertausend Jahren entstanden ist.
Am späten Nachmittag erreichten wir das Fischerstädtchen Stykkishólmur, die größte Ortschaft auf der Halbinsel und bezogen unser Quartier im Fosshotel. Nach dem Abendessen machten einige Gäste bei eisigem Wind noch einen Spaziergang zur Kirche oder zum Leuchtturm.

4. Tag – Freitag, 23.08.2019: Snæfellsnes – Akureyri, 481 KM


Unsere heutige Etappe auf der Ringstraße war zwar etwas länger, aber es warteten immer wieder spektakuläre Sehenswürdigkeiten auf uns. Über Borgarnes erreichten wir den Krater Grábrók und wanderten auf einem neu angelegten Treppenpfad aus Holz bis zu seinem Rand. Der mit Moos und Flechten bewachsene Grábrók ist der größte von drei Kratern in unmittelbarer Nähe und von oben hat man einen tollen Ausblick auf die anderen Krater und das Universitätsgelände. Ja, es ist tatsächlich so, dass es hier im 182 Einwohner zählenden Ort Bifröst eine private Wirtschaftsuniversität gibt!
Auf der anschließenden Fahrt über das Hochland erzählte uns Brigitte allerhand Sagen und Geschichten aus dem reichen Schatz der isländischen Volkserzählungen. Die hier heimischen Trolle sollen beispielsweise keine Kirchen mögen und haben diese daher immer wieder mit Steinen beworfen und zerstört. Zu fast jeder Naturschönheit auf Island gibt es eine Geschichte von Elfen, Trollen, Geistern oder Feen......
Am frühen Nachmittag erreichten wir die Pferdefarm Lýtingsstaðir. Hier, an der sogenannten "Wiege des Islandpferdes" betreibt Evelyn, eine Deutsche, die seit Jahrzehnten auf Island lebt, mit ihrer Familie den geschichtsträchtigen Hof als Pferdezucht und Gästebetrieb. Wir erfuhren viel über die weltberühmten Islandpferde und bekamen auch eine Vorführung der typischen Gangarten zu sehen. Etwas ganz Besonderes sind die Torfhäuser, die Evelyn auf dem Gelände nach historischen Vorbildern aus Torf, Steinen und Holz errichten ließ und die Ausstellung zur Geschichte des Islandpferdes mit den vielen, liebevoll zusammengetragenen Gegenständen. Nach einer gemütlichen Kaffeerunde mit selbstgemachtem Kuchen hieß es Abschied nehmen auf dem Weg zu unserem heutigen Hótel Kjarnalundur in Akureyri. Das freundliche Universitätsstädtchen liegt malerisch am ca. 60 KM langen Fjord Eyjafjördur und ist durch die eigenwillige Kirche und den sehr sehenswerten Botanischen Garten bekannt. Im Hotel blieb uns nur eine sehr kurze Pause zum Umziehen, dann wurden wir abgeholt zur fakultativen Walbeobachtungstour.
Auf unserer knapp 3-stündigen Bootsfahrt durch den Fjord hatten wir das Glück, 5 bis 6 verschiedene Buckelwale beobachten zu können. Sie schienen keine Scheu vor unserem Boot zu haben und tauchten sogar unter dem Boot hindurch. Auch die fantastische Landschaft mit den schneebedeckten Bergen am Fjord und die Ausblicke auf Akureyri mit seinem Hafen und den Kreuzfahrtschiffen machten die Bootsfahrt zu einem Highlight.

5. Tag – Samstag, 24.08.2019: Ásbyrgi – Húsavík – Solfatarenfeld Námaskarð – Akureyri, 417 KM


Wir genossen noch einmal den wunderbaren Blick über den Fjord Eyjafjördur und den Lichtersee, bevor wir uns auf den Weg zum Wasserfall Goðafoss machten, der etwa auf halber Strecke zwischen Akureyri und dem Mývatn-See liegt. Er ist zwar nur 12 m hoch, beeindruckt aber durch seine Wassermassen, die sich in großer Breite in eine Schlucht stürzen. Der Sage nach geht sein Name „Götterwasserfall" darauf zurück, dass der Gode Þorgeir, nachdem er im Jahr 1000 das Christentum als offizielle Religion für Island angenommen hatte, alle seine Götterbilder im Goðafoss versenkte.
In der Nähe der Bucht Öxarfjörður liegt die beeindruckende Schlucht Ásbyrgi, eines von Islands beliebtesten Naturwundern, die wir zu Fuß erkunden wollten. Die Schlucht hat die Form eines Hufeisens und wird von mehr als 100 m hohen Klippen eingerahmt. Die Legende besagt, dass hier Oðins achtbeiniges Pferd Sleppnir seinen mächtigen Hufabdruck hinterlassen hat....
Im Inneren befindet sich ein wunderschöner See, der im Sommer Heimat für Scharen von Wasservögeln ist. Er ist umrahmt von dichter Vegetation aus Birken und Tannen, die Blumen waren leider schon weitgehend verblüht.
Erst jetzt fuhren wir in das kleine Küstenstädtchen Húsavik, wo reichlich Zeit war für eine Mittagspause und einen Stadtrundgang. Sehenswert ist hier der kleine, aber geschäftige Hafen und die vollständig aus norwegischem Holz erbaute Kirche.
Nur wenige Kilometer entfernt vom lieblichen See Mývatn brodelt es gewaltig. Nachdem wir die Passhöhe Námaskarð passiert hatten, erreichten wir das am Fuße des Berges Námafjall gelegene beeindruckendste Solfatarenfeld Islands. In kräftigen Orange- und Brauntönen leuchten die vegetationslose Ebene und die angrenzenden Berge, ein Anblick wie von einem anderen Planeten. Aus zahllosen Spalten treten mit lautem Fauchen weiße Dampfsäulen aus, heiße Schlammtöpfe blubbern und brodeln vor sich hin, wie gigantische Kochtöpfe aus einer anderen Welt. Hier wurde früher Schwefel gewonnen und noch heute liegt über allem ein Geruch von faulen Eiern.
Auch heute hatten wir nach der Rückkunft in unser Hotel nur wenig Zeit zum Umziehen, dann wurden wir zum fakultativen Reitausflug abgeholt. Dieses Abenteuer ist auch ohne Reiterfahrung möglich. Die Gruppe wird in Anfänger und Fortgeschrittene geteilt. Erstere gehen nur im Schritt am Fluss entlang, die „Könner" haben den Fluss durchquert und sich sogar in den für Islandpferde typischen schnelleren Gangarten versucht. Die Gäste, die nicht am Reitausflug teilgenommen haben, konnten die Zeit für einen Erkundungsspaziergang in Akureyri nutzen.

6. Tag – Sonntag, 25.08.2019: Mývatn – Dimmuborgir – Dettifoss – Ostfjorde, 379 KM


Unser erstes Ziel heute war noch einmal das Naturreservat um den wunderschönen See Mývatn mit seinen zahllosen Inselchen und einer reichen Flora und Vogelwelt. An der Südseite des Sees liegen die Skútustaðagígar, eine Reihe von atemberaubenden Pseudokratern, die wir auf einem Spaziergang erkundeten. Sie sind durch Gasexplosionen entstanden, bei denen sich schmelzende Lava über den Sumpfboden ergoss.
Gleich östlich des Sees erstreckt sich Dimmuborgir (übersetzt dunkle Städte/Burgen), ein Gebiet mit dunklen Lavafelsen in allen erdenklichen, die Fantasie anregenden Formationen. Und es wäre nicht Island, wenn die bizarren Felsformationen nicht zur Entstehung vieler Volkssagen beigetragen hätten. Hinter so manchem Felsen kann man tatsächlich die Form eines Trolls oder einer Elfe erkennen.... Sogar die berühmten 13 isländischen Weihnachtsmänner „Jólasveinar" sollen hier ihr Zuhause haben! Eine der bekanntesten Geschichten zu diesem Ort besagt, er sei der Eingang zur Hölle.
Ein weiterer, diesmal sehr entspannender Höhepunkt des Tages war ein fakultativer Besuch im nördlich des Mývatn-Sees gelegenen geothermalen Naturbad. Hier badet man inmitten eines Lavafeldes in milchig-blauem Thermalwasser, das eine Temperatur von 36 bis 40°C hat und völlig ohne Chlor auskommt.
Auf dem Weg zum Dettifoss fährt man über eine eher unspektakuläre Ebene, in die der Fluss im Laufe der Jahrtausende einen Canyon gegraben hat. Nichts deutet auf die gewaltige Schlucht mit dem tobenden Gewässer hin, die man am Ende erreicht. Der Dettifoss - übersetzt „stürzender Wasserfall" - ist der energiereichste Wasserfall Europas, seine Kraft und Energie sind atemberaubend. Der Fluss Jökulsá stürzt am Dettifoss in die über 100 m tiefe Schlucht Jökulsárgljúfur, die isländische Version des Grand Canyon. Gefesselt von diesem einzigartigen Naturschauspiel fragten wir uns, wie es möglich ist, dass sich hier seit Jahrtausenden solch gewaltige Wassermassen in die Tiefe stürzen.
Auf unserem Weg zu den Ostfjorden legten wir scheinbar im Nirgendwo noch eine Kaffeepause mit selbstgebackenem Kuchen auf dem gemütlichen Hof Fjallakaffi ein und bewunderten die Kapelle mit dem kuriosen Bild einer Jesusfigur, die scheinbar den Ölberg hinunterrutscht.
Am Abend bezogen wir unser heutiges Quartier, das Guesthouse Tærgesen in Reyðarfjörður. Leider war das lang angekündigte Sturmtief inzwischen angekommen und es goss in Strömen, als wir zum Abendessen gingen. Die etwas triste Stimmung hellte sich anschließend in der gemütlichen alten Hafenkneipe bei einem Absacker wieder auf und auch die Heizung im Hotel wurde erstmals in Anspruch genommen.

7. Tag – Montag, 26.08.2019: Ostfjorde – Petras Steinhaus – Djúpivogur – Höfn – Kirkjubæjarklaustur, 425 KM


Bei weiterhin regnerischem Wetter verließen wir den Ort Reyðarfjörður. Wegen seines natürlichen Hafens diente der Ort im zweiten Weltkrieg den Alliierten als Militärbasis. Nach deren Niedergang wandten sich die Einwohner wieder dem Fischfang zu. In einem Militärmuseum kann man mehr über die Rolle Islands im 2. WK erfahren. Heute ist das Aluminiumschmelzwerk der größte Arbeitgeber vor Ort.
Unser Weg führte uns vorbei an dem Örtchen Fáskrúðsfjörður, wo wir von seiner vom französischen Fischfang geprägten Vergangenheit erfuhren. Das französische Erbe wird hier heute noch gepflegt. Im 19. Jh. war der Fischfang nicht nur für Ostisland ein bedeutender Erwerbszweig, auch 6000 Menschen in der französischen Stadt Dunkerque verdienten damit ihren Lebensunterhalt.
Unser erster Halt heute war Petras Stein- und Mineraliensammlung, die größte private Steinesammlung der Welt. Die leidenschaftliche Steinesammlerin Petra Sveinsdóttir hat hier in ihrem Privathaus seit 1946 eine einzigartige Sammlung seltener Steine und Mineralien zusammengetragen, die alle aus dem Stöðvarfjörður und der näheren Umgebung ihres Wohnortes stammen. Diese in ihrem gepflegten Garten liebevoll dekorierte Sammlung ist seit 1974 öffentlich zugänglich und wurde seither von hunderttausenden Touristen besucht.
Unsere Mittagspause verbrachten wir in Djúpivogur, einem kleinen Küstenort auf der Halbinsel Búlandsnes am Hamallearsfjörður. Die 400 Einwohner des Ortes lebten traditionell vom Fischfang und seit dem 16. Jh. vom blühenden Handel, heute ist auch der Tourismus ein bedeutender Erwerbszweig. Der Ort ist geprägt vom pyramidenförmigen, über 1000 m hohen Basaltkegel Búlandstindur. Bemerkenswert ist auch die Freiluftausstellung der Sammlung „Eggin i Gleðivík" von Sigurður Guðmundsson. Der Künstler hat hier aus Stein 34 riesengroße Vogeleier von Vögeln geschaffen, die an der Küste heimisch und an der Meerespromenade ausgestellt sind.
Am Nachmittag stand einer der Höhepunkte der gesamten Reise auf dem Programm: die Gletscherlagune Jökulsárlón („Gletscherflusslagune"). Sie liegt direkt unter dem Vatnajökull, Europas größtem Gletscher und wird aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit als eines der „Kronjuwelen Islands" bezeichnet. Die mit dem Ozean verbundene Lagune ist in stetigem Wandel begriffen und entsteht aus dem Wasser, das vom Gletscher abschmilzt. Auch zwei James Bond-Filme wurden hier gedreht: „Stirb an einem anderen Tag" und „Im Angesicht des Todes". Mit einem Amphibienboot unternahmen wir eine spektakuläre Bootsfahrt, die uns bei eisiger Kälte, Wind und Regen rund um die in verschiedenen Farbschattierungen aus dem Wasser aufragenden Eisberge führte. Auch einige putzige Robben bekamen wir zu Gesicht. Der Sturm hatte sich inzwischen derart verstärkt, dass nach uns die Lagune geschlossen wurde. Bis auf die Unterwäsche durchnässt versuchten wir, im Bus an trockene Ersatzkleidung zu kommen, da der Weg zu unserem Hotel Laki in Kirkjubæjarklaustur noch 1,5 Stunden lang war. Mit Hilfe einer guten Dosis des einheimischen Branntweins Brennivín schafften wir es, dass am nächsten Tag trotz der widrigen Umstände keiner krank war. Die freundlichen Hotelangestellten boten uns an, unsere klitschnassen Sachen im Trockner zu trocknen und die durchnässten Wanderschuhe durften die Nacht im heißen Serverraum verbringen.

8. Tag – Dienstag, 27.08.2019: Nationalpark Skaftafell – Vík – schwarzer Sandstrand Reynisfjara, 297,5 KM


Auf unserem Weg zurück zum Skaftafell-Nationalpark kamen wir an einem Denkmal vorbei, das uns die Kraft der Natur in Island noch einmal anschaulich verdeutlichte. Am Rande des Skeiðarársandur und gleich neben der Ringstraße erinnert ein massiver, aber völlig verbogener Stahlträger einer Straßenbrücke an eine folgenschwere Naturkatastrophe. 1996 kam es im Gebiet des Vatnajökull zu einem Vulkanausbruch mit einem gewaltigen Gletscherlauf, dessen Wassermassen und Eisblöcke große Schäden an den Verkehrswegen der Ringstraße und den Brücken hinterließen, die zum Teil vollständig weggeschwemmt wurden.
Am Vormittag erreichten wir das Besucherzentrum des Nationalparks Skaftafell, wo wir auch unsere Mittagspause verbrachten und uns im Dokumentationszentrum informieren konnten. Skaftafell ist ein Teil des Nationalparks Vatnajökull und beeindruckt mit seinen Gletschern, Vulkanen und Seen. An einem klaren Tag hat man von hier eine unglaubliche Sicht auf die umliegenden Bergspitzen und Gletscher. Trotz des regnerischen Wetters machten sich etliche Gäste mit der Reisebegleitung auf zu einer kleinen Wanderung zum Skaftafellsjökull, einer 10 KM langen und knapp 2,5 KM breiten Gletscherzunge des Vatnajökull.
Auf unserem Weg nach Vík machten wir noch einen kleinen Spaziergang auf einem mit Moos und Flechten bewachsenen Lavafeld.
Am frühen Nachmittag kamen wir in Vík an und machten zunächst einen Stopp zum Shopping in einem Outlet der bekannten isländischen Marke Icewear.
Anschließend ging es zum Strand von Reynisfjara, dem berühmtesten schwarzen Sandstrand an der Südküste. Hier treffen die gewaltigen Wellen des Atlantiks mit riesiger Kraft auf den Strand und die nahegelegenen Reynisdrangar-Seespitzen machen Reynisfjara zu einem einmaligen Erlebnis. Eine Legende besagt, diese Basaltkolumnen sind durch einen Kampf zwischen zwei lokalen Trollen und einem dreimastigen Schiff entstanden. Die zwei Trolle wurden zu Stein und das Schiff formte die Reynisdrangar-Spitzen. Eindrucksvoll auch die riesige Höhle aus Basaltkolumnen am Ende des berühmten Strandes, der u.a. bei Episoden von Game of Thrones und Star Trek als Kulisse diente.
Am späten Nachmittag erreichten wir unsere heutige Unterkunft, das Hotel Dyrhólaey Vík.

9. Tag – Mittwoch, 28.08.2019: Südküste – Reykjavík, 188,5 KM


Sehr interessant und informativ war heute der Besuch des Skógar-Museums mit deutschsprachiger Führung. Die weitläufige Anlage besteht aus einem Freiluftmuseum, einem Heimatkundemuseum und einem technischen Museum. Unglaubliche 16.000 Gegenstände illustrieren hier anschaulich das Leben der Isländer im Spiegel der Zeit.
Weiter ging es zum 25 m breiten Skógafoss, der sich über 60 m in die Tiefe stürzt und als einer der schönsten Wasserfälle Islands gilt. Der Fluss ist beliebt bei Saiblings- und Lachsfischern. Der Sage nach soll ein Riese in der Höhle hinter dem Wasserfall einen Schatz versteckt haben. Einem Mann aus der Gegend gelang es später nicht, den goldenen Griff der Truhe zu ergreifen, ehe sie auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Unser letzter Stopp heute war ein weiterer Wasserfall, der Seljalandsfoss. Auch er stürzt 60 m in die Tiefe und seine besondere Attraktion ist, dass man auf einem Weg hinter ihm durchgehen kann. Ein eher feuchtes Vergnügen! Der Seljalandsfoss diente auch als Kulisse für Justin Biebers Video zu seinem Song 'I'll Show You'.
Am frühen Nachmittag erreichten wir nach insgesamt 2870 KM auf Islands Straßen wieder Reykjavík und checkten erneut im Hótel Klettur ein. Anschließend blieb noch genügend Zeit für einen letzten Spaziergang in der Innenstadt, bevor wir gemeinsam zum Abendessen in einem der unzähligen Restaurants auf der Laugavegur, der Fress- und Shoppingmeile der Stadt gingen, wo wir noch einmal herrlich frischen Fisch genossen.

10. Tag – Donnerstag, 29.08.2019: Heimreise, 50 KM


Heute hieß es Abschied nehmen von dieser faszinierenden Insel aus Feuer und Eis, die uns von Brigitte mit ihrem umfassenden Wissen so wunderbar nahegebracht wurde. Unsere letzte Nacht war sehr kurz, denn schon um 04.30h holte uns der Bus zum Flughafen ab. Wenigstens konnten wir uns vorher noch ein ausgiebiges Frühstück genehmigen, das unser Hótel Klettur bereits ab 03.30h serviert! Unsere Flüge nach Berlin, Frankfurt und Kopenhagen waren pünktlich und am Ziel standen die Transferfahrer bereit. Allerdings mussten wir in Tegel über eine Stunde auf unsere Koffer warten. Ein Glück, dass wir uns in Island schon mal in Gelassenheit üben konnten...

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den ausführlichen Reisebericht und die schönen Fotos.
Für uns war es ein unvergesslicher Urlaub mit vielen Höhepunkten.
Man kann diese Reise jederzeit weiterempfehlen, da sie sehr gut organisiert
war.
Martina war eine liebe Reisebegleiterin, die uns und der ganzen Gruppe
immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Dafür nochmals danke.
..

Andrea und Hartmut Unverricht
09.09.2019

Liebe Andrea und Hartmut,
es freut mich, dass Euch die Reise so gut gefallen hat. Wie heißt es doch so schön: "man sieht sich immer zweimal im Leben". In diesem Sinne vielleicht auf ein Neues irgendwann irgendwo auf der Welt....
Bleibt gesund und reisefreudig, Eure RBG Martina

Martina Häselbarth 10.09.2019