Flusskreuzfahrt Niederlande und Belgien mit der MS Dutch Grace
Reisebericht: 26.06. – 04.07.2025
Bei schönstem Sonnenschein unternehmen wir eine gemütliche Flusskreuzfahrt mit der MS Dutch Grace. An jedem Vormittag besuchen wir eine andere Stadt, meistens mit wunderschönen mittelalterlichen Stadt
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Donnerstag, 26.06.2025 Busfahrt von Dresden nach Amsterdam
Morgens um sechs ist die Abfahrt am Flughafen Dresden geplant. Ein kleines Missgeschick führt zu einer Stunde Verspätung, die wir auch im Laufe des Tages nicht mehr einholen. Dennoch erreichen wir noch vor 18 Uhr den Hafen, wo unser zu Hause für die nächsten Tage liegt: die MS Dutch Grace. Wir bekommen an der Rezeption unsere Kabinenschlüssel, die Koffer wandern von Zauberhand in die Kabinen. Danke an die fleißige Crew. Bei einem Begrüßungscocktail stellt uns der Kapitän das Leben auf dem Schiff und seine Crew vor. Es folgt ein mehrgängiges Begrüßungsabendessen.
Nach dem Abendessen schwingen die Nimmermüden im Salon das Tanzbein.
Freitag, 27.06.2025 ein Vormittag in Amsterdam – ein Abend in Dordrecht
Nach dem Frühstück an Bord fahren wir mit unserem Bus zum Passenger Terminal, den Ausgangspunkt unserer Tour. Hier steigt Frank, unser holländischer Stadtführer ein. Er berichtet, dass Amsterdam eine einzigartige Stadt ist und dass hier jährlich etwa 1800 Flusskreuzfahrtschiffe anlegen – unsere Dutch Grace ist eines davon. In Amsterdam gibt es sieben Tunnel, aber keine einzige Brücke, stattdessen kostenlose Fähren, was die besondere Infrastruktur Amsterdams verdeutlicht. Hier braucht man Fähren hauptsächlich, um das IJ zu überqueren, das große Gewässer, das das historische Stadtzentrum vom Stadtteil Amsterdam-Noord (Amsterdam-Nord) trennt. Dieses Viertel wurde in den letzten Jahren immer beliebter mit seinen vielen neuen Wohngebieten, kulturellen Einrichtungen, wie dem EYE Filmmuseum und dem A'DAM Tower, Restaurants und kreativen Hotspots. Ein prägendes Bild Amsterdams sind die unzähligen Fahrräder und die aggressiven Fahrradfahrer, vor denen wir eindringlich gewarnt werden. Wir erfahren , dass die Stadt, die einst eine Speicherstadt war, heute rund 900.000 Einwohner zählt und über mehr als eine Million Fahrräder verfügt. Erstaunliche 80 % der Einwohner besitzen kein Auto, dafür aber zwei bis drei Fahrräder, die leider oft gestohlen werden. Die Autoproduktion in den Niederlanden wurde eingestellt, was die Fahrradkultur noch mehr ankurbelte. Auch kulinarisch gibt es interessante Einblicke: Das Lieblingsessen der Amsterdamer, zumindest unseres Stadtführers, ist eine dicke Suppe, die aus Kartoffeln, zerkochtem Gemüse und viel Fleisch zubereitet wird. Dieses Gericht kann man im Restaurant "Moeders" probieren, wo viele gerahmte Bilder von Müttern die Wände schmücken. "Moeders" bedeutet auf Niederländisch "Mütter", und das Restaurant ist bekannt für seine einzigartige Einrichtung, bei der die Wände vom Boden bis zur Decke mit Hunderten von Fotos von Müttern aus aller Welt bedeckt sind. Gäste sind sogar eingeladen, ein Foto ihrer eigenen Mutter mitzubringen, um es zur Sammlung hinzuzufügen.Das Restaurant wurde 1990 eröffnet und bietet traditionelle holländische Küche in einer gemütlichen und heimeligen Atmosphäre. Es befindet sich an der Rozengracht 251, am Rande des Stadtzentrums, fast in Amsterdam West, und ist auch für seine gemischten Teller, Gläser und Besteck bekannt, die von den Gästen zur Eröffnung mitgebracht wurden. Unser Stadtführer berichtet auch von der Geschichte Amsterdams. Amsterdam begann im 13. Jahrhundert als kleines Fischerdorf um einen Damm im Fluss Amstel. Im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter, stieg die Stadt durch den Welthandel (besonders mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie) zur reichsten Stadt Europas auf. In dieser Zeit entstand der berühmte Grachtengürtel. Nach einem relativen Niedergang im 18. und 19. Jahrhundert wurde Amsterdam 1814 zur Hauptstadt der Niederlande. Weiter geht es in den Stadtteil Süd mit dem berühmten Museumsviertel. Hier befinden sich das Rijksmuseum, das Van Gogh Museum und ein Museum für moderne Kunst– ein Paradies für Kunstliebhaber. Direkt daneben liegt eine Luxuseinkaufsstraße, die zum Bummeln einlädt. Wir schauen nur aus dem Busfenster und träumen vom einkaufen. Der Geldbeutel bleibt zu. Wir kommen vorbei am Hilton Hotel, das durch John Lennon und Yoko Ono Berühmtheit erlangte. Wir passierten das Messegelände und Frank zeigt uns einen Albert Heijn, den größten Supermarkt der Niederlande. Am größten Hotel Amsterdams holt uns die jüngste Vergangenheit ein, denn dieses öffnete trotz Corona, konnte aber zwei Jahre lang keine Gäste empfangen. Die Fahrt führt uns auch in den Vorort Buitenveldert und zum Amstelpark, der für die Floriade gegründet wurde. Den Abschluss bildet ein Fotostopp an der Windmühle an der Amstel, etwas außerhalb der Stadt – ein tolles Fotomotiv für alle. Anschließend steht ein echtes Amsterdam-Highlight auf dem Programm: eine Grachtenrundfahrt. Was gibt es Besseres, um die Stadt aus einer ganz neuen Perspektive kennenzulernen? Die Grachten sind die Lebensadern Amsterdams, jede Kurve enthüllt neue, malerische Ansichten. Überall säumen historische Giebelhäuser die Ufer, viele davon schief und windschief, als würden sie sich gegenseitig stützen. Unser Guide erzählte uns, dass das an den weichen Untergründen liegt, auf die sie gebaut wurden – ziemlich beeindruckend, dass sie überhaupt noch stehen. Wir gleiten unter den Brücken hindurch, einige davon so niedrig, dass man fast den Kopf einziehen musste. Es ist spannend zu sehen, wie viele Hausboote in den Grachten ankern. Jedes Einzelne scheint seine eigene Geschichte zu erzählen, kleine Gärten auf dem Dach oder gemütliche Terrassen direkt am Wasser. Das Leben auf einem Hausboot muss schon etwas Besonderes sein. Die Rundfahrt ist eine wunderbare Mischung aus Entspannung und Sightseeing. Wir bekommen einen tollen Überblick über die Stadt und verstehen, warum Amsterdam so einzigartig ist. Die friedliche Atmosphäre auf dem Wasser ist ein perfekter Kontrast zum geschäftigen Treiben in den Straßen.Pünktlich zum Mittagessen sind wir zurück an Bord und genießen am Nachmittag das Bordleben.Am Abend erwartet uns eine Überraschung. Unsere Anliegestelle ist nicht in Rotterdam, sondern Drodrecht, ein wunderschönes Städtchen zwanzig Autominuten vor Rotterdam. Unsere MS Dutch Grace liegt direkt in der Nähe der Altstadt an und so nutzen wir den Abend für einen Spaziergang durch diese zauberhafte Stadt. Die Altstadt von Dordrecht gilt als wahres Juwel in den Niederlanden und als die älteste Stadt Hollands (der Provinzen Nord- und Südholland). Dordrecht ist untrennbar mit dem Wasser verbunden. Obwohl oft von "Grachten" gesprochen wird, handelt es sich eigentlich um historische Häfen wie den Wolwevershaven, den Kuipershavenund den Nieuwe Haven. Diese wurden bereits im 13. Jahrhundert angelegt, um den Handel zu fördern. Entlang dieser Wasserwege reihen sich wunderschöne alte Kaufmannshäuser mit ihren charakteristischen Giebeln und roten Fensterläden, die vom einstigen Reichtum der Handelsstadt zeugen. Kleine Brücken überspannen die Kanäle und tragen zur malerischen Kulisse bei. Das unübersehbare Wahrzeichen der Stadt ist die Grote Kerk, die große Kirche, an der wir als erstes auf unserem Weg vorbeikommen. Besonders auffällig ist der unvollendete Turm, der sich aufgrund des sumpfigen Untergrunds neigt und mit seinen vier barocken Uhren die Stadt überblickt. Wir schlendern durch die malerischen Gassen, überqueren kleine Brücken und treffen auf Marktplätze, auf denen das einheimische Leben tobt. Die Biergärten sind voll mit munteren Menschen, es ist ein lauer Sommerabend.
Sonnabend, 28.06.2025 ein Vormittag in Rotterdam
Nach einem reichhaltigen Frühstück unternehmen wir einen kurzen Spaziergang durch Dordrecht, da unsere Busse nicht bis zum Schiff fahren können. Bis nach Rotterdam benötigen wir etwa eine halbe Stunde. Wir beginnen unsere Stadtrundfahrt an der Erasmus Universität, benannt nach dem berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam, und werfen einen ersten Blick auf die beeindruckende Skyline der Stadt, die für ihre moderne und wegweisende Architektur bekannt ist. Von hier aus sehen wir die markante Willemsbrücke, eine 318 Meter lange Schrägseilbrücke aus dem Jahr 1981, und die elegante Erasmusbrücke, die sich majestätisch über die Neue Maas spannt. Die Erasmusbrücke wird liebevoll „Der Schwan“ genannt, weil ihr Pylon mit 139 Metern Höhe an einen Schwanenhals erinnert. Unsere Tour führt uns weiter zum Standort des ersten Wolkenkratzers Europas: Das Weiße Haus (Witte Huis), 1898 erbaut und 45 Meter hoch, war seinerzeit das höchste Bürogebäude des Kontinents. Irgendwie putzig anzusehen sind die Kubushäuser. Diese wurden vom Architekten Piet Blom in den 80er Jahren gebaut und bestehen aus 51 um 45 Grad gedrehten Würfeln, von denen 38 bewohnt sind. Ein Haus, der "Kijk-Kubus", ist sogar als Museum zugänglich. Gleich in der Nähe befindet sich die innovative Markthalle, 2014 fertiggestellt. Nun, wir sehen sie vom Bus aus. Dieses hufeisenförmige Gebäude beherbergt nicht nur einen lebhaften Markt, sondern auch Wohnungen in den oberen elf Stockwerken, und beeindruckt mit einem 11.000 Quadratmeter großen Kunstwerk an der Decke. Am Depot Boijmans Van Beuningen legen wir einen Fotostopp ein. Dieses schüsselförmige Gebäude ist von außen komplett verspiegelt, so dass wir ohne Mühe ein Selfi von uns machen können. Dies ist aber nicht die eigentliche Aufgabe des Hauses, sondern es ist das weltweit erste öffentlich zugängliche Kunstdepot und macht über 151.000 Kunstobjekte sichtbar. Wir setzen unsere Stadtrundfahrt fort und kommen zum Euromast, einem 1960 für die Floriade gebauten Aussichtsturm, der 1970 auf 185 Meter verlängert wurde. Hier haben ein paar Mutige oder Verrückte - je nach persönlicher Ansicht, gerade einen Abstieg gewagt. Als ob der Turm ein Felsen wäre. Wir überqueren erneut die Erasmusbrücke und erreichen das Cruiseterminal. Dort liegt das majestätische Schiff „Rotterdam“ der Holland America Line vor Anker – ein imposanter Anblick. Dieses moderne Kreuzfahrtschiff wurde 2021 gebaut, ist 300 Meter lang, hat 12 Decks und bietet Platz für 2.668 Passagiere. Ganz im Gegensatz zu unserem kleinen gemütlichen Fluss-Schiff. Auf dem Rückweg erleben wir noch ein typisches Rotterdamer Szenario: Wir müssen kurz an einer der vielen beweglichen Brücken der Stadt warten, wie der Botlek-Hubbrücke, die sich für den Schiffsverkehr öffnet. Schließlich überqueren wir die Willemsbrücke ein letztes Mal, bevor wir wieder zu unserem Schiff zurückkehren.
Sonntag, 29.06.2025 ein Tag in Brügge
Von Antwerpen sind es etwa 1,5 bis 2 Busstunden bis nach Brügge. Unterwegs begleiten uns bereits örtliche Reiseleiter, die uns ihre Region vorstellen. Am Parkplatz in Brügge erwarten uns weitere Stadtführer, so dass die Gruppen eine übersichtliche Größe behalten. Vom Parkplatz bis zur ersten Sehenswürdigkeit, dem Begijnenhof ist es eine Viertel Stunde Fußweg. Dieser von Bäumen gesäumte, weiße Häuserkomplex ist eine Oase der Ruhe. Seit dem 13. Jahrhundert lebten hier Beginen, fromme Frauen, die ein gottgeweihtes Leben führten, aber keine Nonnengelübde ablegten. Heute wohnen hier Benediktinerinnen und alleinstehende Frauen. Wir setzen unseren Rundgang fort, indem wir den Beginenhof durch das Tor verlassen und die kleine Brücke überqueren. Wir befinden uns nun direkt am Minnewater (Liebessee), umgeben vom Minnewaterpark. Dieser Ort strahlt pure Romantik aus. Wir schlendern entlang des Ufers, bewundern die eleganten Schwäne und genießen die Stille. Die "Brücke der Liebe" ist ein beliebtes Fotomotiv. Weiter geht es durch den Park, der uns in Richtung Stadtzentrum führt. Wir halten uns links, um zur Bonifaciusbrücke zu gelangen. Diese fotogene Brücke ist einer der bekanntesten und meistfotografierten Orte in Brügge und bietet einen bezaubernden Ausblick auf die historischen Gebäude und den malerischen Kanal. Direkt daneben liegt der charmante Arentshof. Wir überqueren die Brücke und genießen den Blick auf die Liebfrauenkirche.Von der Bonifaciusbrücke aus gehen wir weiter, vorbei am Gruuthuse Museum und dem Sint-Janshospitaal, bis wir die imposante Liebfrauenkirche erreichen. Dieses Bauwerk mit einem der höchsten Backsteintürme der Welt beherbergt bedeutende Kunstwerke, darunter Michelangelos "Madonna mit Kind". Schon die Außenansicht ist beeindruckend. Wir setzen unseren Spaziergang entlang der Straße fort, die uns direkt zum Dijver führt. Dieser ist einer der schönsten Kanäle Brügges, gesäumt von historischen Gebäuden und Museen. Hier starten auch viele der beliebten Grachtenfahrten. Dafür sollten wir uns bei unserem nächsten Besuch Zeit nehmen. Kurz bevor wir den Burgplatz erreichen, kommen wir am Rozenhoedkaai vorbei. Dieser Ort gilt als der meistfotografierte Punkt Brügges und das aus gutem Grund: Hier treffen sich zwei Kanäle, gesäumt von charmanten Gebäuden, und bieten einen ikonischen Blick auf den Belfried im Hintergrund. Nur wenige Schritte weiter stehen wir auf dem Burgplatz, dem historischen und administrativen Zentrum Brügges. Hier finden Sie einige der prächtigsten Gebäude der Stadt: das gotische Rathaus, die Heilig-Blut-Basilika mit ihrer wertvollen Reliquie, das Alte Gericht und das ehemalige Gericht Brugse Vrije. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zum Marktplatz, wo wir den berühmten Belfried besteigen könnten, um einen Panoramablick über Brügge zu genießen. Na, das lassen wir bei der Wärme lieber sein. Nach einer Zeit, die zur freien Verfügung steht, treffen wir uns am Belfried und laufen gemeinsam zurück zum Parkplatz. An Bord wartet auf besonders hungrige Gäste ein Hamburger Buffet.
Montag, 30.06.2025 ein Vormittag in Antwerpen
Am Vormittag steht Freizeit auf dem Programm. Wir nutzen die Zeit, um entweder individuell oder gemeinsam in die Altstadt von Antwerpen zu gehen. Unser gemeinsamer Spaziergang beginnt am Anlegeplatz der Flusskreuzfahrtschiffe an der Schelde. Zunächst kommen wir am ältesten Gebäude Antwerpens vorbei, dem Het Steen. Diese mittelalterliche Festung, deren Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, diente einst als Zollburg und später als Gefängnis. Heute beherbergt Het Steen das Besucherzentrum und eine Aussichtsplattform, die einen hervorragenden Blick auf die Schelde und die Stadt bietet. Weiter geht es in das Herz der Stadt, zum prächtigen Grote Markt. Was haben wir für ein Glück, außer einer kleinen asiatischen Touristengruppe und uns ist niemand hier. Ein Paradies für Fotografen. Auf dem Großen Markt bewundern wir architektonische Meisterwerke, die die einstige Blütezeit Antwerpens als eine der wichtigsten Handelsstädte Europas widerspiegeln. Dominiert wird der Platz vom imposanten Rathaus, einem Meisterwerk der Renaissance, das zwischen 1561 und 1565 erbaut wurde. Seine Fassade vereint flämische und italienische Stilelemente und ist reich verziert. Flankiert wird das Rathaus von den prächtigen Zunfthäusern. Diese reich verzierten Gebäude mit ihren charakteristischen Giebeln zeugen vom Reichtum und Einfluss der verschiedenen Gilden und Handwerkerzünfte, die in Antwerpen einst eine zentrale Rolle spielten. Jedes Haus erzählt seine eigene Geschichte und repräsentiert eine bestimmte Zunft – von den Bäckern bis zu den Tuchmachern. Inmitten des Grote Marktes befindet sich der Brabo-Brunnen, ein weiteres Wahrzeichen Antwerpens. Die Statue stellt Silvius Brabo dar, einen legendären römischen Soldaten, der der Legende nach den Riesen Antigoon besiegte, dessen abgetrennte Hand er in die Schelde warf. Dieser Akt soll dem Namen der Stadt „Antwerpen“ seinen Ursprung geben – von „hand werpen“ (Hand werfen). Der Brunnen, der 1887 eingeweiht wurde, ist ein beliebtes Fotomotiv und ein Symbol für den Sieg des Guten über das Böse. Nur wenige Schritte vom Grote Markt entfernt erreichen wir den Handschoenmarkt, einen weiteren historischen Platz. Hier thront majestätisch die Liebfrauenkirche, die größte gotische Kirche Belgiens und ein UNESCO-Weltkulturerbe. Ihr Bau begann im Jahr 1352 und dauerte über 170 Jahre. Der Nordturm, der 123 Meter in den Himmel ragt, ist eines der höchsten Gebäude der Stadt und ein beeindruckendes Beispiel gotischer Baukunst. Im Inneren beherbergt die Kathedrale eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken, darunter mehrere Meisterwerke von Peter Paul Rubens, wie "Die Kreuzabnahme". Einige Gäste nehmen sich die Zeit und das Geld (12,- €), um die Kathedrale von Innen und die Rubensgemälde anzuschauen. Vor der Liebfrauenkirche befindet sich die rührende Nello & Patrasche Statue. Diese Skulptur erinnert an die herzzerreißende Geschichte aus dem Roman „Ein Hund aus Flandern“ von Marie Louise de la Ramée, in dem der Waisenjunge Nello und sein treuer Hund Patrasche die Kunstwerke Rubens' in der Kathedrale sehen wollen, bevor sie erfrieren. Die Statue ist ein Symbol für Loyalität und unerfüllte Träume und berührt uns tief im Herzen. Unser Spaziergang endet in der geheimnisvollen Vlaeykensgang. Dieses im Jahr 1591 datierte Gässchen ist ein verstecktes Juwel und fühlt sich an wie eine Zeitreise ins mittelalterliche Antwerpen. Ursprünglich wurde es von der wohlhabenden Familie Rockox bewohnt, die mit Rubens befreundet war. Später siedelten sich hier Handwerker wie Schuster und Glockenläuter der Kathedrale an. Bis zum Mittagessen bleibt Zeit, individuell durch die Gassen zu schlendern, Souvenirs und Ansichtskarten zu kaufen oder einen Kaffee zu trinken. Am Nachmittag setzen wir unsere Reise mit der MS Dutch Grace fort.
Dienstag, 01.07.2025 ein Vormittag in Leuven
Nur eine knappe Busstunde von Hasselt entfernt, befindet sich Leuven, die Stadt der wir heute Vormittag einen Besuch abstatten. Vom Busparkplatz sind es nur ein paar Schritte bis zum Großen Markt, das spielt heute einen Rolle, weil 30 Grad erwartet werden. Der Grote Markt in Leuven ist das Herzstück der Stadt und einer der beeindruckendsten Plätze Europas. Den ersten Stopp legen wir am Rathaus ein, welches zweifellos das imposanteste Gebäude am Großen Markt ist. Es wurde zwischen 1439 und 1469 im spätgotischen Stil erbaut und gilt als eines der schönsten gotischen Rathäuser der Welt. Seine kunstvolle Fassade ist mit 235 detaillierten Statuen geschmückt, die historische Figuren aus Leuvens bewegter Vergangenheit darstellen. Diese Figuren stellen verschiedene Themen dar, darunter Szenen aus der Bibel, der Mythologie und der Geschichte der Stadt Leuven. Sie sind in unterschiedlichen Größen und Stilen gestaltet, was dem Rathaus eine besondere Würde und Pracht verleiht. Die Nischen für diese Figuren waren bereits Teil des ursprünglichen Baus aus dem 15. Jahrhundert. Die Statuen wurden jedoch erst nach 1850 ergänzt. Neben den Herzögen von Brabant und Gelehrten der Universität Leuven, finden sich weitere spezifische Figurengruppen: die Zehner von Leuven: Diese Statuen erinnern an die frühen Herrscher und wichtigen Persönlichkeiten der Stadt Leuven. Sie repräsentieren die alte politische Macht und die Entwicklung. Andere ehren Bürger, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Ein bekanntes Beispiel ist Pieter Coutereel, ein Meier von Leuven im 14. Jahrhundert, der eine wichtige Rolle in einer sozialen Erhebung spielte, als er die Privilegien der Patrizier zerriss. Seine Figur am Rathaus erinnert an diesen Akt des Widerstands und des Einsatzes für die Bürgerrechte. Es gibt auch Darstellungen von Heiligen, die für die Region oder die Stadt von Bedeutung sind und religiöse Aspekte der Geschichte widerspiegeln. Die Anordnung der Figuren folgt einer bestimmten Hierarchie. So befinden sich beispielsweise die Herzöge von Brabant in den oberen Reihen, während die Zehner von Leuven und andere städtische Persönlichkeiten in den unteren Ebenen dargestellt sind. Die Türme des Rathauses sind hauptsächlich mit biblischen Figuren bestückt. Direkt gegenüber dem Rathaus erhebt sich die gotische Sankt-Peterskirche. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und beherbergt eine Reihe unbezahlbarer Kunstwerke, darunter das berühmte Meisterwerk "Das Letzte Abendmahl" von Dirk Bouts. Besonders auffällig ist die helle und luftige Atmosphäre auf, die uns beim Betreten der Kirche empfängt. Unser Stadtführer besichtigt mit uns die Kirche und zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. So zum Beispiel das Prunkstück und wohl bekannteste Kunstwerk der Kirche, das Altarbild "Das Letzte Abendmahl" von Dirk Bouts. Dieses Meisterwerk der Flämischen Primitiven wurde speziell für diese Kirche geschaffen und ist heute ein zentrales Ausstellungsstück in der Sakramentskapelle. Bouts war ein Pionier in der Darstellung der Perspektive und des Realismus, was in diesem Werk besonders deutlich wird, wie uns unser Guide erklärt. Die zentrale Tafel zeigt Jesus mit seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl, während die vier Seitentafeln Szenen aus dem Alten Testament darstellen, die symbolisch mit dem Abendmahl verbunden sind. Ein weiteres markantes Element ist die wunderschöne Kanzel aus dunklem Holz, die mit reichen Schnitzereien verziert ist. Sie wurde 1742 von Jacques Bergé für die Abtei Ninove geschaffen und später in die Sankt-Peterskirche verlegt. Sie zeigt beeindruckende Darstellungen, darunter den gefallenen Heiligen Norbertus. Der Heilige Norbertus von Xanten war der Gründer des Prämonstratenserordens und von 1126 bis 1134 Erzbischof von Magdeburg. Norbertus stammte aus adligem Hause und führte zunächst ein privilegiertes und weltliches Leben als Kanoniker im Stift St. Viktor in Xanten. Er genoss die Vorteile seiner kirchlichen Stellung, ohne sich allzu sehr den geistlichen Pflichten zu widmen. Die Legenden erzählen, dass Norbertus um 1115 auf einem Ritt in der Nähe von Vreden beinahe von einem Blitz getroffen wurde und vom Pferd fiel. Weiterhin sehen wir eine bedeutende Marienstatue, die sogenannte „Sedes Sapientiae" (Sitz der Weisheit) aus dem Jahr 1442. Diese Madonnenskulptur ist seit 1908 das Emblem der renommierten Katholieke Universiteit Leuven und symbolisiert die Verbindung von Glaube und Wissen. Links neben dem Rathaus befindet sich der gotische Tafelrond, der ursprünglich als Versammlungshaus der Gilden und später als Festsaal diente. Obwohl er im 19. Jahrhundert abgerissen und durch einen neoklassizistischen Bau ersetzt wurde, wurde das ursprüngliche Gebäude nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufgebaut und beherbergte später die Nationalbank. Das Tafelrond in Leuven ist heute ein luxuriöses 4-Sterne-Hotel mit einem Restaurant, unter dem Namen "The Fourth - Tafelrond". Im Dezember 2019 schloss das Hotel seine Türen für alle Buchungen bis Ende Januar 2020. Es stellte sich heraus, dass dies geschah, um den Sultan von Oman, Qabus ibn Said al-Said, zu empfangen, der in Leuven zur medizinischen Behandlung im Universitätskrankenhaus war. Unser Weg führt uns nun zum Alten Markt. Hier sitzt auf einer Bank eine verträumte junge Dame, deren Bedeutung folgende ist: Sie ist bekannt als "De Kotmadam", eine Zimmerwirtin bzw. Vermieterin von Studentenwohnungen. Es handelt sich um eine Bronzeskulptur, die eine junge, attraktive Frau auf einer Parkbank sitzend darstellt. Sie ist leger gekleidet und strahlt eine gewisse Lässigkeit aus. Die Statue "De Kotmadam" wurde am 16. Mai 1985 enthüllt und war ein Geschenk des Fremdenverkehrsvereins (VVV) an die Stadt Leuven, initiiert vom Marktrock-Komitee. Der Künstler ist Fred Bellefroid. Da der Alte Markt selbst als "längste Bar Europas" bekannt ist und ein zentraler Treffpunkt für Studenten und Einheimische ist, passt "De Kotmadam" perfekt in dieses lebendige Umfeld. Sie ist ein beliebter Fotospot für Touristen und Studenten. Wir beenden unseren Besuch von Leuven und kehren zurück nach Hasselt. Unser Schiff fährt heute nach Lüttich.
Mittwoch, 02.07.2025 ein Vormittag in Lüttich – ein Nachmittag in Maastricht
Heute erreicht die sommerliche Hitze während unserer Reise ihren Höhepunkt. Wir erwarten bis zu 36 Grad, eventuell auch mehr. Also heißt es, schattige Plätze zu suchen und ausreichend Trinkwasser mitzunehmen. Mit den Bussen fahren wir zum Lambertus-Platz, wo wir auf unsere örtlichen Stadtführer treffen. Nachdem wir uns in Gruppen aufgeteilt haben, beginnen wir hier, an diesem zentralen Platz unseren Rundgang. Einst stand hier die mächtige Lambertuskathedrale, die über Jahrhunderte das geistliche und politische Zentrum der Fürstbischofsstadt war. Während der Französischen Revolution wurde die Kathedrale abgerissen, dennoch gilt der Platz als lebendiger Treffpunkt und ein Tor zur Vergangenheit. Unter der heutigen Oberfläche liegen die Überreste der Kathedrale, die bei archäologischen Ausgrabungen freigelegt und teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Ein Blick auf die modernen Glasbauten und die lebhafte Geschäftigkeit lässt kaum erahnen, welche Pracht hier einst stand. Mittels Bildern aus alter Zeit versucht unsere Stadtführerin uns dies zu vermitteln. Unmittelbar angrenzend an den Place Saint-Lambert erhebt sich der imposante Fürstbischöfliche Palast, ein Meisterwerk der Architektur, das die Macht und den Reichtum der Fürstbischöfe von Lüttich widerspiegelt. Der Palast dient heute als Justizpalast und beherbergt den Provinzrat, doch seine Fassaden erzählen noch immer von einer glanzvollen Epoche. Wir besuchen den ersten Innenhof mit Arkaden, die von zahlreichen Säulen getragen werden. Viele dieser Säulen sind mit einzigartigen Masken verziert. Diese Masken sind nicht nur dekorativ; sie symbolisieren die vielfältigen menschlichen Eigenschaften, manchmal grotesk, manchmal ernst, und spiegeln möglicherweise die komplexen Rollen und Charakterzüge der Menschen wider, die einst in diesen Mauern lebten und regierten. Es heißt, dass sie die Gesellschaft ihrer Zeit karikieren oder allegorische Bedeutungen haben. Im Eingangsbereich des Palast hängen große Porträts einstiger Fürstbischöfe. Hierzu gehörte zum Beispiel: Notger (ca. 940-1008): Er gilt als der eigentliche Begründer des Fürstbistums Lüttich und als einer der bedeutendsten Fürstbischöfe. Notger war ein Gelehrter und Politiker, der Lüttich zu einem kulturellen und intellektuellen Zentrum Europas machte. Unter seiner Herrschaft erlebte die Stadt eine Blütezeit, und er ließ zahlreiche Kirchen und Klöster erbauen. Er förderte Bildung und Kunst und legte den Grundstein für die lange Tradition Lüttichs als "Athendorf". Oder auch: Érard de la Marck (1472-1538): Ein Renaissance-Fürstbischof, der für seine prunkvolle Hofhaltung und seine baulichen Projekte bekannt war. Erard de la Marck ließ den Fürstbischöflichen Palast in seiner heutigen Form umbauen und prägen. Er war ein kunstsinniger Mäzen und ein geschickter Diplomat, der das Fürstbistum in einer Zeit politischer Umbrüche geschickt navigierte. Sein Wappen ist noch heute an vielen Stellen des Palastes zu finden. Und: Ernest von Bayern (1554-1612): Dieser Wittelsbacher Fürstbischof war eine prägende Figur der Gegenreformation. Er war auch Fürstbischof von Freising und Hildesheim sowie Kurfürst von Köln und Herzog von Bayern. Ernest von Bayern spielte eine wichtige Rolle in der Politik des Heiligen Römischen Reiches und prägte das Fürstbistum Lüttich religiös und politisch. Unter seiner Ägide wurde die katholische Identität der Stadt gestärkt. Viele weitere Porträts sind hier zu sehen und erinnern an die wechselvolle Geschichte des fürstbischöflichen Palast. Vom Fürstbischöflichen Palast führt unser Weg direkt zum Place du Marché, dem pulsierenden Herzen Lüttichs. Dieser Platz, umgeben von prächtigen Gildehäusern und Cafés, strahlt eine lebhafte Atmosphäre aus. Im Zentrum des Place du Marché steht der beeindruckende Perron. Der Perron ist nicht einfach nur ein Brunnen, sondern das historische Symbol der bürgerlichen Freiheiten und Autonomie Lüttichs. Er ist mit Löwen und Engeln geschmückt und verkörpert die Stolz und Unabhängigkeit der Stadt. In unmittelbarer Nähe des Place du Marché und des gesamten Stadtzentrums ist auch ein großes Straßenbahn-Neubauprojekt im Gange. Nach jahrzehntelanger Abwesenheit kehrt die Straßenbahn nach Lüttich zurück, um die Verkehrsprobleme der Stadt zu lösen und eine nachhaltigere Mobilität zu fördern. Die Bauarbeiten sind unübersehbar und zeugen von einer Stadt im Wandel, die bereit ist, in ihre Zukunft zu investieren. Dieses Projekt ist nicht ohne Kontroversen, aber es verspricht, die Erreichbarkeit der Stadt zu verbessern und die Lebensqualität für Einheimische und Besucher gleichermaßen zu steigern. Im fürstbischöflichen Palast gibt es derzeit eine Fotoausstellung mit Fotos von historischen Straßenbahnen und ebenso von den gerade neu eingesetzten Fahrzeugen. Wir kehren zu unseren Bussen zurück und mit diesem zum Schiff. Wir sind froh, als wir unsere klimatisierten Kabinen erreichen. Nach einer erfrischenden Dusche geht es zum Mittagessen ins Bordrestaurant. Am Nachmittag begeben wir uns auf einen Rundgang, der uns von den Ufern der Maas durch die reiche Geschichte Maastrichts führt, vorbei an verborgenen Schätzen, eindrucksvollen Gebäuden und schließlich zum musikalischen Herzen der Stadt. Unsere örtlichen Guides treffen wir an der Anlegestelle der Flusskreuzfahrtschiffe an der Maas. Zunächst einmal haben wir damit zu tun, uns in Gruppen aufzuteilen, ohne in der sengenden Sonne zu zerschmelzen. Jedes Fleckchen Schatten ist uns recht. Wir spazieren in Richtung der historischen Stadtmauer. Unser Guide berichtet, dass ein Teil der Mauern 2019 plötzlich einstürzten und dass bei Reparaturen und Restaurierungsarbeiten interessante Entdeckungen gemacht wurden. Umfangreiche Untersuchungen zur Ursache und zum baulichen Zustand des restlichen Mauerteils wurden durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass durch eine undichte Stelle im dahinterliegenden Erdwall langsam Material weggespült wurde, was letztendlich zum Einsturz führte. Für die Restaurierung wurden die Außensteine der Mauer entfernt und nummeriert gelagert. Dabei handelte es sich um über 2500 originale Steine. Der dahinterliegende Erdwall wurde teilweise abgetragen und neu aufgebaut, um die Stabilität zu gewährleisten und die Ursache des Einsturzes zu beheben. Der Wiederaufbau der Mauer erfolgte mit besonderem Augenmerk auf die historische Authentizität, wobei digitale Vermessungen jedes Blocks durchgeführt wurden, um sie an der richtigen Stelle wieder einzufügen. Unser Weg führt uns nun zum Rondell „Die fünf Köpfe“, ein historisches Bollwerk und ein nationales Denkmal in Maastricht, das Teil der zweiten mittelalterlichen Stadtmauer ist. Es befindet sich im Jekerkwartier und ist ein markanter Bestandteil des Maastrichter Stadtparks, erbaut wurde es im späten 15. Jahrhundert. Ursprünglich hieß es "De Drie Duiven" (Die Drei Tauben). Seinen heutigen Namen "De Vijf Koppen" erhielt es nach einem grausamen Ereignis im Jahr 1638, dem sogenannten "Maastrichter Verrat". Fünf "Stadtverräter" wurden an dieser Stelle enthauptet, und ihre Köpfe wurden zur Abschreckung auf der Brüstung des Rondells platziert, mit dem Gesicht zum Feind. So waren sie für jeden sichtbar, der sich der Stadt näherte. Das Rondell ist ein halbrunder Bau mit einem Durchmesser von etwa achtzehn Metern. Die Außenmauer besteht aus regelmäßigen Blöcken aus Namurer Stein, einem blaugrauen Kalkstein. Als Teil der Stadtbefestigung diente es dazu, das Gebiet südlich der Stadt zu überblicken und zu verteidigen. Das Rondell wurde zusammen mit der angrenzenden Stadtmauer 2019 umfassend restauriert. Bei den Arbeiten wurden auch sieben Gewölbe im Inneren des Rondells entdeckt, was vorher nicht bekannt war. Wir erreichen nun die Gerberstraße, auch bekannt als Looiersgracht oder Grote Looiersstraat. Dies ist ein Ort, der uns tief in die Geschichte des Gerberhandwerks in Maastricht blicken lässt. Früher lag hier der intensive Geruch von Tierhäuten in der Luft, während das Leder für die ganze Stadt bearbeitet wurde. Oft wurden diese Werkstätten in der Nähe von Wasserläufen angesiedelt, da der Gerbungsprozess viel Feuchtigkeit erforderte. Heute erinnern nur die Straßennamen an die Zeit der Gerber, die hier über Jahrhunderte hinweg arbeiteten und das wirtschaftliche Leben Maastrichts prägten. Wir begeben uns nun zum ehemaligen Abrahams Logement, das auch als Abraham van der Hoef's Logement bekannt ist. Dieser Ort birgt die dramatische Geschichte einer Explosion, die sich hier im Jahr 1634 ereignete. Damals wurde durch die Unvorsichtigkeit eines Soldaten ein Schießpulverfass in Brand gesetzt, was zu einer verheerenden Explosion führte. Diese Katastrophe forderte nicht nur zahlreiche Todesopfer, sondern zerstörte auch weite Teile des Gebäudes und der umliegenden Häuser. Spannend ist auch die Geschichte rund um die Saurierfunde von Maastricht, über die unser Stadtführer berichtet. Die Region um Maastricht und der nahegelegene Sint-Pietersberg sind weltberühmt für ihre paläontologischen Entdeckungen, die uns in die Kreidezeit vor etwa 70 bis 66 Millionen Jahren zurückversetzen. Damals war dieses Gebiet von einem flachen, subtropischen Meer bedeckt, in dem riesige Meeresreptilien schwammen. Bereits im 18. Jahrhundert wurden in den Mergelsteinbrüchen erste große Fossilien entdeckt. Einer der berühmtesten Funde ist der sogenannte "Große Tierkopf", der 1766 oder 1770 in den unterirdischen Gängen des Sint-Pietersbergs entdeckt und später als der erste wissenschaftlich beschriebene Mosasaurier bekannt wurde. Dieser ursprüngliche Fund gelangte nach den Napoleonischen Kriegen nach Paris ins Naturhistorische Museum, wo er noch heute zu sehen ist. Den Abschluss unseres Rundgangs bildet der Vrijthof, der berühmte Konzertplatz von André Rieu. Dieser weitläufige Platz im Herzen der Stadt ist Schauplatz seiner weltberühmten Sommerkonzerte. Ab morgen finden hier die beliebten Sommerkonzerte statt, aber leider sind wir dann schon wieder weg. So bleibt für uns nur ein Blick durch den Zaun, um die vorbereitete Arena zu betrachten. Inzwischen sind am Himmel schwarze Wolken aufgezogen und die vorausgesagten Gewitter kündigen sich an. Also nehmen wir die Füße in die Hand und kehren zurück zum Schiff. Kaum sind wir wieder an Bord, öffnen sich die Himmelsschleusen zu einem kräftigen Schauer.
Donnerstag, 03.07.2025 ein Nachmittag in Nijmegen
Am Morgen des letzten Reisetages herrscht ein kleines bisschen Wehmut an Bord, denn nun heißt es wieder Koffer packen. Aber das verschieben wir auf heute Abend, denn noch liegen ein ganzer Tag an Bord und ein letzter Ausflug vor uns. Während unser Schiff, die Dutch Grace Kurs auf Nijmegen nimmt, bereitete sich die Crew auf ein traditionelles Highlight vor, den Frühshoppen an Bord. Schon kurz nach dem Frühstück, während wir noch die vorbeiziehende Landschaft genießen beginnt sich die Atmosphäre Lounge zu wandeln. Das Bordpersonal, das wir über die Tage hinweg ins Herz geschlossen haben, deckt Tische mit bayerisch anmutenden blau-weißen Tischdecken ein und alle Kellner tragen bunte Hemden, die mit Brezeln und anderen bayrischen Mustern bedruckt sind. Es sieht sehr lustig aus, wenn die jungen Männer und Frauen, die aus Indonesien oder andren fernen Ländern stammen, mit einem bayrischen Hütchen geschmückt sind. Ihre gute Laune ist ansteckend. Es duftet nach Weißwürsten, süßem Senf und frisch gebackenen Brezeln. Alle lassen es sich schmecken und unser Musiker Delmar begleitet das Feiern mit zünftiger Musik. Am Nachmittag erreichen wir Nijmegen. Zum Glück ist die große Hitze vorbei und es weht ein laues Lüftchen. Wir begeben uns auf einen Stadtrundgang und erfahren vieles über die Geschichte von Nijmegen. Den ersten Stopp legt unser Stadtführer an einem Tor ein, welches ursprünglich dazu diente, Hochwasser abzuhalten. Jedoch erwies sich dieses bei einem unerwartet starkem Hochwasser. Die Erinnerung an das große Hochwasser von 1995 ist in Nijmegen tief verwurzelt. Damals standen große Teile der Stadt und des Umlandes unter extremer Bedrohung. Glücklicherweise hielten die Deiche damals stand, doch die Erfahrung war ein Weckruf. Aus der Not geboren, entwickelte die Niederlande das ambitionierte Programm „Raum für den Fluss“. Hindernisse wurden entfernt und durch die Abtragung von Uferbereichen das Flussbett erweitert. Außerdem wurde ein zweiter Flussarm geschaffen. Dieser wird heutzutage von Rotterdam aus digital beobachtet und reguliert. Unser Weg führt uns nun zum ältesten erhaltenen Haus in Nijmegen, gleichzeitig ist es auch das älteste erhaltene Backsteinhaus in den Niederlanden. Erbaut wurde es nach heutigen Erkenntnissen im 13. Jahrhundert und diente dem Johanniterorden als Verwaltungs- und Wohnsitz. Über die Jahrhunderte wechselte es immer wieder die Funktion und durch Umbauten sein Aussehen. Unser Stadtführer Robert berichtet auf unterhaltsame Weise über die Zeit, als das Haus ein Zollhaus war. Die Lage Nijmegens an der Waal, einem wichtigen Handelsweg, machte die Stadt zu einem idealen Ort für die Erhebung von Zöllen. Das Kommandeurshaus befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Fluss und zum Hafen, was für ein Zollhaus unerlässlich war, da die Güter, die per Schiff ankamen oder abgingen, kontrolliert und verzollt werden mussten. Durch die Kontrolle des Warenverkehrs konnten erhebliche Summen eingenommen werden. In Nijmegen gibt es eine Reihe von Wandbildern, die sich in der Geschichte der Stadt beschäftigen. Eines davon zeigt eine historische Darstellung, die sich um die Figur Theophanu dreht. Theophanu war eine byzantinische Prinzessin, die durch Heirat zur Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches wurde. Sie war die Gemahlin von Kaiser Otto II. und nach dessen Tod Regentin für ihren minderjährigen Sohn Otto III. Ihr Leben und ihre Herrschaft waren von großer Bedeutung für die europäische Geschichte, insbesondere für die Beziehungen zwischen Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich. Das Wandbild stellt verschiedene Aspekte ihres Lebens und ihrer Regentschaft dar, wie zum Beispiel ihre byzantinische Herkunft, ihre Reise nach Rom und ihre Heirat sowie ihre Rolle als Kaiserin. Wir spazieren weiter und schon bald verweist uns Robert auf einen Blick nach oben, wo wir die Nikolauskapelle erspähen. Sie ist eines der ältesten Gebäude der Niederlande und der älteste erhaltene Teil der ehemaligen Kaiserpfalz Valkhof. Ihre Geschichte ist lang und bewegt. Die Kapelle wurde nach heutigem Forschungsstand um 1030 erbaut, wahrscheinlich im Auftrag von Kaiser Konrad II. Sie orientierte sich dabei stark an der Pfalzkapelle in Aachen. Bereits 1047 wurde der Valkhof-Palast, zu dem die Kapelle gehörte, bei einem Aufstand gegen Kaiser Heinrich III. in Brand gesteckt. Die Nikolauskapelle überstand dies jedoch beschädigt. Im späteren 12. Jahrhundert, unter Kaiser Friedrich Barbarossa, wurde der Valkhof wiederaufgebaut und die Kapelle in ihrer ursprünglichen Form, aber mit leichten Anpassungen, rekonstruiert. Weitere Zerstörungen und Rekonstruktionen folgten in den nächsten Jahrhunderten. Heute ist die Nikolauskapelle auf dem Valkhof ein bedeutendes Denkmal und ein Zeugnis der langen und reichen Geschichte von Nijmegen, der ältesten Stadt der Niederlande. Bald erreichen wir den ehemaligen Valkhof und die Nikolauskapelle. Von hier aus haben wir eine fantastische Aussicht. Unter uns befindet sich gigantisches, prächtiges Blumenbeet, das das Stadtwappen von Nijmegen in all seiner Pracht darstellt. Unzählige Blumen in Orange, Violett, sonnigem Gelb und kräftigen dunklen Tönen wurden kunstvoll arrangiert, um jedes einzelne Element des historischen Wappens nachzubilden. Nachdem wir die Aussicht genossen haben, spazieren wir weiter Richtung Stadtzentrum. Leider drängt uns die Zeit und so haben wir keine Chance zum Bummeln oder einkaufen. Am Abend steht der Abschiedscocktail mit dem Kapitän und der Crew auf dem Programm und ein letztes Abendessen an Bord: das Galadinner. Noch bis Mitternacht schwingen wir das Tanzbein, dann zieht aber Ruhe ein. Morgen heißt es Abschied nehmen.
Freitag, 04.07.2025 Auf Wiedersehen MS Dutch Grace
Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und der Wunsch nach einem köstlichen Frühstück lockt uns ins Schiffsrestaurant. Wie an jedem Morgen werden wir auch am letzen Tag von der freundlichen Crew begrüßt. Platten, randvoll mit Rührei, knusprigem Speck und einer Auswahl an frisch gebackenem Brot, säumen das Buffet. Es gibt eine vielfältige Auswahl an Käse, Aufschnitt, frischem Obst und verschiedenen Joghurts, alles angerichtet, um unsere Gaumen zu verwöhnen. Soll es heute ein Blätterteigcroissant sein oder ein herzhaftes Frühstück, Spiegelei oder Omelette? Gelächter und Gespräche erfüllen den Raum, während wir mit unseren Mitreisenden das letzte Frühstück an Bord genießen und Geschichten und Adressen austauschen. Wie schade, es ist Zeit, sich auf die Abreise vorzubereiten. Crewmitglieder sind bereits in Aktion und bringen unsere Koffer zu den Bussen. Schließlich, nachdem alle Abschiede gesagt und das Gepäck verladen ist, besteigen wir den wartenden Bus. Während wir vom Kai wegfahren, werfen wir einen letzten Blick zurück auf unsere MS Dutch Grace, auf der wir unvergessliche Erlebnisse hatten, köstliche Mahlzeiten serviert bekamen und neue Freunde kennenlernten. Frank und Ilona, unsere Busfahrer und Sabine, unsere Reisebegleiterin sorgen dafür, dass wir alle gut nach Hause kommen.
Liebe Gäste, es war mir ein Vergnügen mit Ihnen unterwegs zu sein. Vielen Dank für den herzlichen Abschied, der mich sehr gerührt hat. Ich bedanke mich für alle lieben Worte und wünsche Euch vor allem Gesundheit und immer Lust darauf, unsere schöne weite Welt kennenzulernen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Herzliche Grüße eure Reisebegleiterin Sabine
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