Reisebericht: Rundreise Holland – die Niederlande intensiv erleben

01.07. – 07.07.2018, 7 / 10 Tage Rundreise: Amsterdam – Delft – Den Haag – Rotterdam – Woerden – Gouda – Kinderdijk – Amersfoort


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Die Niederlande sind immer wieder für eine Überraschung gut: viel verändert sich gerade und sie erfinden sich immer wieder neu. Angenehm auch die Offenheit und Freundlichkeit, die uns zu interessanten Gesprächen in den Innenstädten führte.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag So., 01.07.2018 – Anreise nach Gouda

Über die Rheinlande zur Provinz Südholland erreichten wir am Abend unser schön gelegenes Hotel nah an der Innenstadt von Gouda, der Stadt aus dem 13. Jahrhundert mit rot-weiß-roter-Flagge und bekannt für Käse, Tonpfeifen und Sirupwaffeln. - Nach dem Check in hatten wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang bei sonnigem Wetter bis zum Abendessen.

2. Tag Mo., 02.07.2018 Gouda mit Keksfabrik – Windmühlen Kinderdijk

Der Name Gouda steht heutzutage als Synonym für den Käse und die Stadt - schicksalshaft sind beide verbunden. Besonders bekannt ist der traditionelle Käsemarkt am Donnerstag auf dem Markt, wo einst der Käse gewogen wurde sowie im alten Waaghaus der Stadt (heute Museum) zu sehen ist. Für uns war auch das historische Rathaus mit dem Glockenspiel (Überreichung der Stadtrechte) und die St. Janskerk aus dem 15./16. Jahrhundert mit ihren herrlichen Kirchenglasfenstern am Markt sehenswert, bevor wir die bekannte traditionelle Sirupwaffelmanufaktur Punselie besuchten: informativ und lecker!
Kinderdijk heißt einer Legende zufolge Kinderdeich, weil während einer Flut ein Kind in der Wiege angespült wurde und einer anderen zufolge sollen Kinder den Deich errichtet haben, erfuhren wir in einem Film. Wie auch immer: Kinderdijk ist mit seinen 19 Windpumpen aus dem 18. Jahrhundert seit 1997 UNESCO geschützt. Erstaunlicherweise funktionieren sie noch und pumpen Wasser aus den Poldern zu besonderen Anlässen wie am Mühlentag. Sonst haben moderne Pumpen mit riesigen Archimedes-Schrauben ihre Arbeit übernommen.
Bei einer Bootsfahrt sahen wir: nur bei der sogenannten „Blokker"-Mühle ist das Schaufelrad außen sichtbar. Auch sind nur die Kappen der Holländermühlen drehbar.
Einige der Mühlen sind in Privatbesitz, nur eine Mühle auf dem Nederwaard-Polder ist von innen zu besichtigen und wir finden, die Müllersleute hatten einen einfachen und körperlich anstrengenden Arbeitalltag. Umgeben von den beiden Flüssen Lek und Noord, die unweit in die Neue Maas zusammenfließen, befinden sich in der Umgebung wohl noch viele kleinere Wasserpump-Anlagen, wie an einem Modell zu sehen. Zusammen mit den Windmühlen ergibt sich ein typisch hollländisches Landschaftsbild!

3. Tag Die., 03.07.2018 Amsterdam – Grachten und Museen

Zuerst erlebten wir das reiche Spektrum an prächtigen Bürgerhäusern besonders an der Herren-, Kaiser- und Prinzen-Gracht vom Boot aus, indem wir kundig durch den historischen UNESCO-Grachtengürtel (seit 2010) gesteuert wurden mit seinen Besonderheiten, Geschichten und Geräuschen von einem ehemaligen Kapitän der Moselschifffahrt. Dieser erste historisch-lebendige Eindruck verstärkte sich durch unsere Impressionen während des Spaziergangs mit Cecilia durch Amsterdams Innenstadt. Wir streiften gemeinsam auch auf den Spuren Rembrandts, der seine Jugend in Leiden verbrachte (dorthin wollten wir ihm noch folgen) und auch auf den Spuren jüdischer Bürger am Rande der Viertel Jordaan, De Pijp, Museums- und Spiegelquartie.
In unserer Freizeit hatten wir die Möglichkeit, entweder das Rikjs- oder das Van-Gogh-Museum zu besichtigen, beide am Museumsplein gelegen.
Faszinierend dort im Rijksmuseum die alten holländischen Gemälde im ersten Stock mit dem Prunkstück der Rembrandt-Kollektion: der berühmten, doch gekürzten Nachtwache. Diese steht in 3D auf dem Rembrandtplein und bildete auch für uns ein beliebtes Fotomotiv.
Erfüllt aber auch geschafft von den vielen Eindrücken der lebendigen, sich stetig wandelnden Stadt mit ihren abertausenden Radfahrern fuhren wir gern zurück in unser beschauliches Gouda.

4. Tag Mi., 04.07.2018 Rotterdam – Den Haag – Delft

Rotterdam war nach dem zweiten Weltkrieg komplett zerstört: von unserem Spido-Schiff sahen wir deshalb rings um die Erasmusbrücke moderne Bauten. Einige davon sind berühmt, wie die Kubus-Häuser von Blom im entfernteren Overblaak, an denen wir vorher entlang fuhren.
Wir sahen auf unserer Hafenrundfahrt den Maastunnel und riesige Hafenanlagen im vorderen Ausschnitt, den dieser Hafen wird ständig ausgebaut (momentan bis zur Maasvlakte 2). Es war schön, dass wir zu diesem frühen Zeitpunkt das große Schiff fast für uns allein hatten.
Den Haag oder s' Gravenshage als drittgrößte Stadt der Niederlande mit dem Regierungssitz, Parlament sowie dem internationalen Gerichtshof bietet uns Kontraste: Modernes und Historisches, Stilles und Lebendiges, mit vielen Sehenswürdigkeiten und Museen (wie das berühmte Mauritshuis). Interessant auch für uns das Sandkunstfestival mit seinen ausgestellten Werken.
Durch Delfts reiche Geschichte zieht sich der mittelalterliche Wohlstand durch Weben und Brauen - das malerische Stadtbild aus dem 17. Jahrhundert hielt bereits der berümte Maler Jan Vermeer in seiner „Ansicht von Delft" fest (im Mauritshaus). Wir näherten uns der Stadt zunächst über das Universitätsgelände und der Manufaktur "Porzelleyne Flees" (tätig seit dem 17. Jahrhundert), welche die meisten aus unserer Gruppe näher kennen lernten.
Geprägt durch Wissenschaft und Kunst und natürlich vom sogenannten „Delfter Porzellan" (aus der italienischen Fayencetechnik seit 16. Jahrhundert entwickelt, bis dann schließlich chinesisches Porzellan imitiert wurde im 17. Jahrhundert, jedoch mit niederländischen Motiven) war auch sichtbar in dem schönen Garten mit Baukeramik und im Museumsshop.
Dann ging es in die Innenstadt von Delft, der wir bei schönstem Wetter einen Besuch abstatteten: malerische Grachten, schöne Bürgerhäuser, die Neue Kirche mit den Königsgräbern und das einstige Gildehaus St. Lukas (heute Vermeermuseum) oder der große Markt luden uns zum Verweilen ein.

5. Tag Do., 05.07.2018 Goudaer Käse – Leiden

Gelegen im fruchtbaren Polderland an der Gouwe, entwickelte sich ab 17. Jahrhundert die Käseproduktion, die Tuchherstellung ersetzend. Auf dem Goudaer Käsemarkt entdeckten wir bis zu 40 kg schwere Laibe, die von Käseträgern in alten Gildetrachten auf hölzernen Traggestellen über den Platz transportiert wurden. Nach lautstarkem Feilschen fanden sie dann ihre Besitzer. Während wir den Käse im Waaghaus verkosteten, wurden die Käselaibe dort gewogen nach alter Art. Ein Film informierte uns noch über die Herstellungsprozeß, bevor es wieder weiter ging in die alte Universitätsstadt Leiden.
Wir spazierten auf den Spuren von Rembrandt, entdeckten das altehrwürdige Uni-Hauptgebäude mit dem Hortus Botanicus und betrachteten nachdenklich einige der sogenannten Hofjes mit ihren ehrwürdigen Fassaden.
Durch die Pest wurde die Leidener Bevölkerung im 17. Jahrhundert auf ein Drittel verringert - Krankenhäuser und Altersheime wurden notwendig: es war die Geburtsstunde der sogenannten „Hofjes", noch 35 in Leiden im 16./17. Jahrhundert errrichtete Altersheime zu je 10 bis 30 Häuschen, privat gestiftet. Oft stand der Name des Wohltäters für den Hofjes-Namen - auch noch bis in das 19. Jahrhundert. Doch auch die malerische Hauptkirche mit engen Gässchen um den Kirchhof oder der Fischmarkt nahe der Burg (Burcht) war eine Betrachtung wert.
Das siebenstöckige Mühlenmuseum De Valk (5 Stockwerke begehbar über enge Stiegen) aus dem 18. Jahrhundert nahe dem Hauptbahnhof ist eines der 12 Museen in Leiden. Sie steht auf einer Anhöhe und war einst Teil der Stadtverteidigung. Seit dem 17. Jahrhundert standen auf diesem Wall 19 Windmühlen (von insgesamt 30 im Stadtgebiet). Wir sahen die komfortable Wohnungs-Einrichtung des Müllers und genossen den herlichen Ausblick auf die Stadt.

6. Tag Do., 06.07.2018 Blumenmarkt in Amersfoort – Domstadt Utrecht

Rasant wächst Amersfoort, doch die Innenstadt mit seinen 350 Gebäuden unter Denkmalschutz bietet genug Interessantes. Die Altstadt umgibt ein Grachtengürtel mit einem Ring aneinander zur Mauer verbauten Häusern (Muurhuizen) - zwischen dem fast 100 m hohen Liebfrauenkirchturm mit wunderbarem Glockenspiel aus über 47 Glocken und der gotischen Hauptkirche St. Joris (Georgskirche 13.-16. Jahrhundert) erstreckt sich die Innenstadt mit engen Gässchen und lauschigen Plätzen. Einer der schönsten ist der einstige Standort der durch eine Pulverexplosion im 18. Jh. zerstörten Liebfrauenkirche. Dort findet der freitägliche Blumenmarkt statt, den wir ausgiebig durchstöberten und einige von uns kundig beraten fündig wurden. Wer mochte spazierte mit Grit über den Hofplatz zu Hauptkirche, ältestem Stadttor und Mauerhäuschen, dann ging es weiter nach Utrecht.
Zum Domplatz Utrecht gelangten wir über den Mariaplatz und standen staunend vor dem höchsten Kirchturm der Niederlande, nachdem wir zuvor im Amersfoorter Liebfrauenkirchturm bereits den Mittelpunkt der Niederlande entdeckt hatten. Beide sind jetzt nur noch in örtlich geführten Gruppen besteigbar und der Domturm wurde gerade saniert. Wir entdeckten auf unserem Rundgang zahlreiche ältere Strukturen auf dem Domplatzpflaster, darunter auch die des römischen Kastells. Hinter dem Dom könnte man noch in einigen Gasthauskellern die Räume der einstigen Kaiserpgfalz entdecken, denn zwei deutsche Kaiser (Konrad II. und Heinrich IV.) starben dort und ihre Eingeweide wurden im Dom bestattet (die Knochen im Dom zu Speyer).
Durch den Kreuzgang gelangten wir in die Universität, wo gerade eine Promotion gefeiert wurde und einige von uns sogar eingeladen wurden. In den malerischen Gassen rund um den Platz und den Grachten war jede Menge los und eine Jazz-Blues-Band aus New Orleans sorgte zusätzlich für Unterhaltung: sehr schön! - Leider hieß es nun schon wieder Koffer packen und die ersten Gäste verabschiedeten sich bereits.

7. Tag Do., 07.07.2018 Rückreise

Bei schönstem Wetter und mit vielen Erlebnissen erfüllt reisten wir die Strecke über das Ruhrgebiet ohne Stau, teilweise sangesfreudig und dichtend* und mit pünktlichen Transfers wieder zurück.
*Hier das Dankeschön-Gedicht unserer Gruppe: Die Tage waren lebendig und bunt/ es lief ja alles wirklich rund!/ Kultur und Geschichte wurden uns nahe gebracht/ auch das hölländische Leben uns lieb gemacht./ Die Städte, die Grachten, die Blumen, der Kaas/ alles so ausgewogen mit gutem Maß./ Zu Fuß und zu Schiff bei prächtiger Sonne/ wurde die Reise zur Freude und Wonne./  Unsere Gruppe war auch wirklich Spitze/ Ein bisschen nervig die Leute auf Fietse!/ Sollte man Grit einen Slogan verehren/ unser Vorschlag wäre/ "Diese Grit ist superfit"/ oder "Nehmen Sie Frau Wendelberger und die Gruppe macht keinen Ärger!"/ Sollte man den Mike beloben: "Fahren Sie mit Mike im Bus - gut Sie reisen bis zum Schluß!"/
War schön mit Ihnen beiden - Ehepaar Rapp und die ganze fetzige Gruppe
Wir freuen uns, Sie bald wieder bei uns an Bord zu begrüßen: bleiben Sie gesund und reisefreudig,
Ihr Busfahrer Mike Klimaschewski und Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger

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