Rundreise Holland – die Niederlande intensiv erleben
Reisebericht: 01.06. – 07.06.2025
In fünf Tagen verschaffen wir uns einen großzügigen Eindruck von unserem Nachbarland, erfahren nicht nur etwas über Mühlen, Tulpen und Fahrräder sondern setzen uns auch mit Kunst, Geschichte und Wasse
Ein Reisebericht von
Saskia Pinnow
1. Tag – Sonntag, 01.06.2025: Anreise nach Mijdrecht
Mit neun Personen startet der blaue Bus von Satra-Eberhardt um 6 Uhr, am Flughafen Dresden seine Reise in die Niederlande. Noch wissen wir nicht, dass die Leuchte an der Kaffeemaschine nie grün werden wird und der Kaffee eigentlich schon durchgelaufen ist. Das wird mir gleich Frank erklären, unser Busfahrer, der beim ersten Zustieg in Hainichen den Anfahrer Michael ablöst. Viele Busse sind heute unterwegs. Das zeigt sich bei unserem Halt in Teufelstal an der Länge der Schlange vor den eben erst geöffneten Toiletten. In Jena müssen wir kurz auf ein Transferfahrzeug warten, aber dann geht es weiter ohne Unterbrechung über Eisenach nach Kassel, wo die letzten Mitreisenden zusteigen. Im Ruhrgebiet umfahren wir einen Stau bei Dortmund und machen Halt an der Raststätte in Lippstadt. Über die A2 und die A3 erreichen wir die niederländische Grenze und prüfen gleich die neue Luft. Etwas windig und frisch, aber doch vielversprechend. Es könnte ein schöner Urlaub werden. In Arnheim und auf dem Utrechter Ring bekommen wir einen ersten Eindruck von der Verkehrsdichte in den Niederlanden. Gut dosiert bleiben die Autos jedoch nicht stehen und so kommen wir nicht zu spät zum Abendessen in unserem Hotel „Mijdrecht Marickenland“ an, wo schon die letzten beiden Teilnehmer unserer 22-köpfigen Reisegruppe auf uns warten.
2. Tag – Montag, 02.06.2025: Rotterdam und Kinderdijk
Ganz im Zeichen von Wasser und Windmühlen steht der heutige Tag. Vorbei am Flughafen Schiphol fahren wir über die A4 nach Rotterdam, wo uns schon die „Marco Polo“ der Traditions-Reederei „Spido“ zur Hafenrundfahrt erwartet. Noch ist es draußen frisch und zwischendurch etwas feucht. Wir sichern uns die besten Plätze im Innenraum des Schiffes. Das Passagieraufkommen ist gering und daher die Treppe zur Brücke geöffnet, so dass wer möchte dem Kapitän einen Blick über die Schulter werfen kann. Auch im Hafen scheint an diesem Montagmorgen noch nicht viel los zu sein. Die meisten Kräne stehen still. Doch wir überholen auf unserer Tour einen Dreimaster, sehen im Eemhaven neben den großen und kleinen Containerschiffen mit der „SC Connector“ auch das größte Rotor-Segelschiff Norwegens und begegnen auf der Rückfahrt einem Schleppverband und dem Wasserbus, einem für die Region wichtiges öffentliches Nahverkehrsmittel. Die beeindruckende Skyline des neuen Rotterdams lädt uns ein in die Stadt einzutauchen. Vorbei an den Jugendstilhäusern aus dem 19. Jh. fahren wir der Brandlinie des Bombardements von 1940 entlang ins Zentrum und nehmen uns kurz Zeit die Markthalle, die Kubushäuser und die St.Laurens-Kirche zu entdecken, bevor Frank uns wieder abholt und weiter nach Kinderdijk bringt. Eine Fähre hat sich ins Navi hinein gemogelt - kurzer Schreck - aber noch reicht die Zeit aus um zur Brücke über die Nieuwe Maas zurückzufahren und trotzdem pünktlich im Unseco-Weltkulturerbe anzukommen. Nach einem bildreichen Einführungsfilm gleiten wir mit dem Boot entlang der guterhaltenen Mühlen aus dem 18. Jh. und können hautnah miterleben wie das Wassermanagement in der Polderlandschaft funktioniert. Die Mühlen werden heute von Müllern bewohnt und bewirtschaftet. Nur die Mühle „Nederwaard“ fungiert als Museum und zeigt den Besuchern, wie die Müller hier früher gelebt haben. Ein kurzer Spaziergang führt uns zurück zum hohen Deich, wo heute ein elektrisches Pumpwerk bei Ebbe das Wasser aus dem Polder in den Lek, einem Mündungsarm des Rheins, pumpt. Von der Terrasse des Cafés aus können wir einen letzten, schönen Blick auf die Mühlen werfen, das Wasser, die grünen Wiesen, den blauen Himmel mit den weißen Wolken, die vom Wind in immer neue Formationen gebracht werden. Dieses Bild nehmen wir mit in den Bus und fahren diesmal via Utrecht zurück ins Hotel.
3. Tag – Dienstag, 03.06.2025: Amsterdam mit Stadtführung und Grachtenfahrt
Unberechenbar ist der Verkehr in der niederländischen Hauptstadt. Unabhängig davon, wann man losfährt, ganz pünktlich wird man nie ankommen, und so erwarten uns die Stadtführer schon ungeduldig vor dem Souvenir-Shop auf dem Museumsplatz. Ton und Linda zeigen uns heute Amsterdam und erzählen uns die Geschichte der im 17. Jh. auf Holzpfählen errichteten Planstadt. Nach dem zwei-stündigen Rundgang freuen wir uns auf dem Grachtenboot Platz nehmen zu dürfen und genießen die Aussicht vom Wasser auf die Stadt. Ausgehend von der Singelgracht fahren wir durch die Leidsegracht, die Herengracht und die Brouwersgracht zum Hauptbahnhof. Dort gelangen wir hinaus auf die Seeschifffahrtsstraße „Ij“ und die Perspektive weitet sich. Wir sehen Nord-Amsterdam mit seinem Wahrzeichen, dem Aussichtsturm „A’DAM Lookout“, auf dem das Panorama sogar schaukelnd erlebt werden kann. Vor dem Kreuzfahrtterminal biegen wir ab und fahren vorbei am Museumshafen zurück in die Innenstadt. Über die Amstel erreichen wir erneut die Singelgracht, wo unsere Rundfahrt an der Heineken-Brauerei endet. Jetzt ist Freizeit angesagt. Einige widmen sich der Kunst und besuchen das Rijksmuseum oder das Van-Gogh-Museum. Andere bummeln durch die engen Gassen zum Dam oder gönnen sich eine Einkehr in der teuersten Stadt der Niederlande. Kurz nach fünf treffen wir uns alle wieder am Museumsplatz und als auch Frank mit dem Bus eintrifft, kann die Reise weitergehen zum wohlverdienten Abendessen im Pfannkuchen-Haus in Vreeland an der Vecht. Hier sind nicht die Radfahrer, für die keine Verkehrsregeln zu gelten scheinen, die Herausforderung, sondern die parkenden Autos im Wohngebiet. Aber Frank behält die Nerven und bringt uns sicher zurück zum Hotel.
4. Tag – Mittwoch, 04.06.2025: Den Haag und Woerden
Ein zweites Mal fahren wir auf der A4 in Richtung Süden. Zu unserer Rechten liegt der „Bollenstrek“, das bekannteste Tulpenanbaugebiet der Niederlande. Mittendrin Lisse, das Dorf wohin jedes Jahr tausende von Touristen pilgern um im „Keukenhof“ die neusten Blumenzwiebelzüchtungen zu bewundern. Es folgt Leiden, die Geburtsstadt des Malers Rembrandt van Rijn und älteste Universitätsstadt der Niederlande. Aber auch hier halten wir nicht an, denn unser heutiges Ziel ist Den Haag, der Sitz der niederländischen Regierung und der Arbeitsplatz des Königs Willem-Alexander van Oranje-Nassau. Unsere Stadtführerin Yvette erwartet uns bereits, als wir nach einer kurzen Toilettenpause in die Prinsessegracht einbiegen. Sie fährt mit uns am letzten Stückchen Urwald vorbei und erzählt, wie aus dem einstigen Jagdsitz der holländischen Grafen, s’Gravenhagen, die Verwaltungsstadt Den Haag wurde. Vorbei an Botschaften sowie Hauptsitzen von Behörden und internationalen Unternehmen fahren wir zum Friedenspalast, in dem sich auch der Internationale Gerichtshof befindet. Nach einem kurzen Fotostopp geht es weiter in das einstige Fischerdorf Scheveningen, dem heutigen Seebad von Den Haag. Wir werfen einen Blick auf den Hafen, wo auch heute noch täglich frischer Fisch angeliefert wird, und aufs Kurhaus von 1818, dem ältesten Hotel im Küstenort. Zurück in der Stadt steigen wir am Kneuterdijk aus und folgen Yvette noch eine Stunde zu Fuß. Im Palast „Noordeinde“ wird heute nicht gearbeitet, denn der König ist auf Staatsbesuch in Tschechien und das obwohl die niederländische Regierung gerade mal wieder auseinandergebrochen ist. Wir merken nicht viel davon, denn das Parlamentsgebäude ist eine Großbaustelle, abgeschirmt durch Gerüste und Folien. Nur wer die Fitness hat auf den gelben Aussichtsturm zu steigen, kann in den „Binnenhof“ hineinschauen. Zur Mittagspause laden die Cafés zum Lunch ein. Wieso nicht eine typisch niederländische Tomatensuppe probieren? Am Nachmittag tauschen wir das Mondäne gegen etwas mehr Bodenständigkeit ein und lassen uns in Woerden von Mariska erklären, wie in der Umgebung Käse hergestellt wird. Auf den Höfen verwendet man dazu frische Milch, in den Fabriken hingegen pasteurisierte Milch. Alle Käse reifen jedoch in einer Ummantelung aus Kunststoff und so dürfen wir diese Käse im Packhaus auch anfassen und wenden. Bevor wir uns Eis oder Kaffee mit Apfeltorte gönnen können, steht noch der Besuch der Getreidemühle „De Windhond“ an. Da nimmt uns Hans mit nach ganz oben und erklärt wie mittels rustikaler Technik bis heute aus dem Korn Mehl gemahlen wird. Wer schwindelfrei ist darf sogar auf die Balustrade, deren Geländer auf keinen Fall einen Meter hoch ist. Was wohl die deutsche Berufsgenossenschaft dazu sagen würde?
5. Tag – Donnerstag, 05.06.2024: Gouda und Delft
Heute fahren wir mitten durch das „Grüne Herz“ von Holland. Vorbei an Alphen am Rhein geht es entlang der Gouwe durch Boskoop, dem Dorf der Baumschulen, das einst dem Apfel seinen Namen gab, nach Gouda zum Käsemarkt. Pünktlich zum Eröffnungs-Glockenschlag treffen wir auf dem Platz zwischen Rathaus und Waaghaus ein, wo in den nächsten zwei Stunden die schon bereit gelegten Käse den Besitzer wechseln werden. Wem der Trubel auf dem Marktplatz zu viel wird, wählt als Kontrastprogramm den Besuch der St.Jans-Kirche mit ihren einzigartigen Buntglasfenstern aus dem 16. Jh. Gemeinsam erfahren wir im Anschluss, wie die typischen Goudaer Sirupwaffeln hergestellt werden und was sie von den sonst verbreiteten Melassewaffeln unterscheidet. Wer sich traut, erreicht den Degustationsraum über eine Rutsche, die auch für Großeltern geeignet sein soll, aber Vorsicht, schön zurücklehnen - nicht dass plötzlich der Kopf vor den Füssen unten ankommt! Gestärkt mit Kaffee, Kuchen, Waffeln und Likör brechen wir zu einem letzten Bummel durch die Altstadt von Gouda auf. Einsetzender Regen lässt uns frühzeitig zum Bus zurückkehren und weiter bringt uns Frank nach Delft zur Porzellan-Manufaktur. Da Kaffeetrinken im Biergarten keine Option darstellt, nimmt die ganze Gruppe an der Führung durch die Produktionsstätte des weltberühmten „Delfts Blauw“ teil. Faszinierend ist hier insbesondere die Möglichkeit sich mit den Handwerkern austauschen zu können und so aus erster Hand zu erfahren, wie lange es zum Beispiel dauert, bis eine Vase fertig bemalt ist. Den restlichen Nachmittag verbringen wir in der Altstadt von Delft. Nach einem kurzen Rundgang zum Prinzenhof, wo Willem I. 1584 einem politisch motivierten Attentat zum Opfer gefallen war, besuchen einige die Neue Kirche mit den Königsgräbern und andere tauchen ein in die Welt des Malers Vermeer, den Schatten und dem Licht. Leider können wir auch hier nicht sehen, wie sich eine der vielen Klappbrücken öffnet um ein Schiff passieren zu lassen. Dafür sind wir alle rechtzeitig beim Bus und Frank fährt uns über die uns inzwischen gut bekannte A4 zurück zum Hotel, wo ein letztes Abendessen auf uns wartet.
6. Tag – Freitag, 06.06.2025: Amersfoort und Palast "Het Loo" in Apeldoorn
Am letzten Tag unserer Niederlande-Reise machen wir einen Ausflug nach Gelderland und besichtigen den königlichen Palast „Het Loo“. Unterwegs machen wir Halt in Amersfoort. Die gut erhaltene Altstadt zeugt von der einstigen Bedeutung, der über die Eem mit der Zuiderzee verbundenen Handelsstadt. Zu Füßen des für sein doppeltes Glockenspiel bekannten Turms der im 18. Jh. zerstörten Liebfrauen-Kirchen findet der Blumenmarkt statt. Und auch auf dem Marktplatz vor der St.Joris-Kirche bieten freitags die Händler an Ständen ihre Waren feil. Die aus Steinen der alten Stadtmauer errichteten Mauerhäuser säumen die ruhigen Gassen rundum die Einkaufsstraßen und führen uns zur Koppelpforte, die sich in der äußeren, im 15. Jh. errichteten Stadtmauer befindet. Einmalig ist dieses Tor, das sowohl Schiffen als auch Wagen einen Durchgang bietet. Amersfoort ist zudem die Geburtsstadt eines der wichtigsten Künstler der Niederlande, des Malers Piet Mondrian (1872-1944), einem Vertreter des Konstruktivismus und Zeitgenossen Wassily Kandinskys. In seinem Geburtshaus können wir eine Kunst kennenlernen, die sich von realistischen Abbildungen bis zu abstrakten Quadraten erstreckt. Mittags fahren wir weiter nach Apeldoorn und machen uns einen schönen Nachmittag in einem der bedeutendsten Barockschlössern Europas. Es gibt viel zu sehen im Museum der königlichen Familie. Zwei Palast-Routen führen durch die beiden Flügel des Schlosses und nehmen uns mit in die Zeit von Willem III. und Mary II. von Stuart, König und Königin von England und Erbauer des Palastes, sowie in die Zeit der französischen Besatzung, in das darauf folgende 19. Jh. und nicht zuletzt in die Gemächer von Königin Wilhelmina, die 1962 auf „Het Loo“ verstorben war. Von der Terrasse haben wir einen schönen Ausblick auf den rekonstruierten Barockgarten. Links neben dem Schloss befindet sich Willem’s Garten mit dem Rasen zum Ball spielen und rechts der Garten von Mary mit den Laubengängen, in denen die Damen im Schatten flanieren konnten. Wer noch Energie hat, macht einen Spaziergang bis zu den Arkaden am Ende des Gartens oder wirft einen Blick auf die Fahrzeugausstellung in den alten Stallungen. Das Wetter hält sich gut, die Bänke im Park sind schön warm, nur der Wind lässt die Luft doch ein bisschen frisch erscheinen. Müde und zufrieden begeben wir uns auf die Heimfahrt, die heute im Zentrum von Mijdrecht endet, wo wir im Restaurant „Rechthuis“ gemeinsam zu Abend essen. Wir sind froh als wir endlich satt aus dem lauten Lokal in den ruhigen Abend treten können und treffen uns nach kurzem Fußmarsch auf einen letzten Drink in der Hotelbar.
7. Tag – Samstag, 07.06.2025: Rückreise nach Dresden
Es regnet beim Kofferladen. Die Niederlande machen uns den Abschied nicht ganz schwer, oder weint der Himmel, weil man uns vermissen wird? Nach knapp eineinhalb Stunden Fahrt reihen wir uns in den Stau an der Grenze ein. Niemand scheint Lust an den Kontrollen zu haben und so rollen wir mit geringer Verzögerung vom Parkplatz zurück auf die Autobahn unserem ersten Stopp in Hünxe entgegen. Auch im Ruhrgebiet kommen wir trotz Baustellen gut voran, so dass wir pünktlich nach dem Mittagessen am Biggenkopf unsere zweite Pause einlegen können. In Kassel verlassen uns die ersten Mitreisenden und mit jedem weiteren Halt werden wir weniger. Frank schafft es die Transferfahrzeuge vorzubestellen und so sind auch diejenigen, die bis nach Dresden mitfahren eine Stunde früher zu Hause als vorgesehen. Eine schöne Reise mit einer netten Gruppe geht zu Ende. Das ist immer ein bisschen traurig. Aber es kommt eine nächste Reise und darauf freuen wir uns jetzt. Machen Sie es gut und behalten Sie die Niederlande in angenehmer Erinnerung!