Zugreise Norwegen – die schönsten Zugstrecken Norwegens erleben
Reisebericht: 25.07. – 04.08.2025
Willkommen an Bord! Auf unserer 11-tägigen Reise durch Norwegen erwarten uns unvergessliche Eindrücke entlang einiger der spektakulärsten Bahnstrecken der Welt. In Norwegen ist Zugfahren weit mehr als
Ein Reisebericht von
Christin Kuschka
Tag 1, 25.07.2025: Leinen los – auf Kurs Richtung Norden
Voller Vorfreude auf unser norwegisches Zug-Abenteuer brechen wir heute schon sehr früh auf - unser Ziel: Kiel, das Tor nach Skandinavien. Unsere kleine, feine Gruppe von 13 Gästen findet sich im Laufe des Vormittags zusammen. Während draußen wechselhaftes Wetter mit einzelnen Schauern vorbeizieht, wächst im Inneren des Busses bereits die Vorfreude. Zwischen Dresden, Leipzig und Kiel entstehen erste Gespräche, es wird gelacht, gefragt, erzählt – ein angenehmer Auftakt für das, was vor uns liegt. Gegen Mittag erreichen wir pünktlich den Norwegenkai. Und da liegt sie auch schon eindrucksvoll vor uns: die Color Magic, eines der größten Kreuzfahrt-Fährschiffe der Welt, das uns in den kommenden 20 Stunden von der deutschen Ostseeküste hinüber ins norwegische Oslofjord bringt. Der Check-in verläuft reibungslos, dann gehen wir gemeinsam an Bord und erkunden neugierig unser schwimmendes Hotel. Um Punkt 14 Uhr heißt es dann „Leinen los“. Langsam gleitet das Schiff aus dem Kieler Hafen hinaus – das graue, wolkenverhangene Wetter kann unserer Stimmung dabei keinen Abbruch tun. Die See ist ruhig, die Aufbruchsstimmung spürbar. Am Abend erwartet uns das große Grande Buffet – ein Fest für alle Sinne. Skandinavische Spezialitäten, frisch zubereitete Fischgerichte, herzhafte Braten, vegetarische Leckereien und ein köstliches Dessertbuffet lassen keine Wünsche offen. Bei einem Glas Wein oder einem nordischen Bier klingt dieser erste Tag genussvoll aus. Müde von der Anreise, aber erfüllt von Eindrücken und der Vorfreude auf das Kommende, ziehen wir uns schließlich in unsere Kabinen zurück. Morgen erwachen wir in einem anderen Land. Doch schon heute beginnt unser Norwegen-Abenteuer – auf See, mit Aussicht auf mehr.
Tag 2, 26.07.2025: Auf Gleisen durch Geschichte und Gegenwart
Ein neuer Tag beginnt – diesmal mit Blick auf die fjordgesäumte Küste Norwegens. Während unser Schiff gemächlich in den Hafen von Oslo einläuft, genießen wir an Bord ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. Die Sonne zeigt sich noch zurückhaltend, hinter den Wolken, doch es ist jetzt schon angenehm warm. Es verspricht ein sommerlicher Tag zu werden – und das mitten in Norwegen! Pünktlich gegen 10 Uhr legen wir in Oslo an. Der Blick auf die moderne Hafenculisse mit den neu entstandenen Vierteln zeigt uns, wie dynamisch sich Norwegens Hauptstadt entwickelt. Nach dem Verlassen des Schiffs sammeln wir uns wieder in unserem Reisebus, wo unsere Reise nun auf der Straße weitergeht – quer durchs grüne Ostnorwegen. Unser erstes Ziel liegt etwas nördlich von Oslo: Eidsvoll, ein kleiner, aber bedeutender Ort der norwegischen Geschichte. Hier wurde im Jahr 1814 Norwegens erste Verfassung verabschiedet – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur nationalen Selbstständigkeit. Der Besuch ist kurz, aber eindrucksvoll – es ist ein Ort, an dem spürbar wird, wie viel Identität mit Geschichte zusammenhängt. Weiter geht es entlang des Mjøsasees, Norwegens größtem Binnensee, dessen ruhige Wasserfläche heute in der Sonne glitzert. Die Landschaft wirkt fast lieblich: grüne Hügel, verstreute Höfe, spiegelndes Wasser – eine Idylle, wie man sie in Norwegen vielleicht gar nicht erwartet hätte. Um die Mittagszeit erreichen wir Hamar, wo gleich zwei Besonderheiten auf uns warten. Zunächst ein kurzer Stopp an der Olympiahalle – jenem markanten Gebäude aus Holz und Glas, das an ein umgedrehtes Wikingerschiff erinnert und für die olympischen Winterspiele 1994 erbaut wurde. Ein spannendes Beispiel moderner norwegischer Architektur, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Dann das Highlight für Technikfreunde – und für alle, die gern in die Vergangenheit reisen: das Norsk Jernbanemuseum, das größte Eisenbahnmuseum Skandinaviens. Schon der großzügige Park mit alten Gleisen, historischen Bahnhofsbauten und liebevoll restaurierten Waggons wirkt wie eine Zeitreise. In den Hallen bestaunen wir gigantische Dampfloks, elegante Salonwagen und Werkstattalltag von früher. Besonders schön ist die persönliche Führung: Ein Mitarbeiter des Museums erklärt uns mit Begeisterung und viel Herzblut, wie eng die Eisenbahngeschichte mit Norwegens Entwicklung verbunden ist. Zum Abschluss wartet noch ein kleines Vergnügen: eine Fahrt mit der historischen Mini-Dampflok – keine große Strecke, aber mit umso mehr Charme. Kinder und Erwachsene gleichermaßen lassen sich von der Nostalgie mitreißen. Am späten Nachmittag kehren wir erfüllt und mit vielen Eindrücken in unser nahegelegenes Hotel ein. Es war ein Tag voller Gegensätze – moderner Hauptstadtflair am Morgen, landschaftliche Ruhe am Mittag, technikhistorische Begeisterung am Nachmittag. Und über allem: sommerliches Wetter, das diesen ersten vollen Norwegen-Tag wie einen leuchtenden Auftakt erscheinen lässt.
Tag 3, 27.07.2025: Zwischen Wolken, Wasserfällen und Ausblicken
Der Tag beginnt leise – mit dem Prasseln des Regens an den Fenstern und dem Duft von frischem Kaffee im Speisesaal. Beim skandinavischen Frühstück lassen wir es ruhig angehen. Noch hüllt der Himmel alles in ein graues Tuch, doch irgendetwas sagt uns: Heute wird noch etwas Großes passieren. Nach dem Frühstück setzen wir unsere Reise in Richtung Norden fort. Der Mjøsasee liegt wie ein dunkler Spiegel neben uns, als wir uns Lillehammer nähern. Die berühmten Skischanzen der Olympiastadt verstecken sich hartnäckig im Nebel – ein mystischer Anblick, der fast etwas Magisches hat. Doch die Geduld lohnt sich: Langsam, fast schüchtern, reißen die Wolken auf und geben den Blick frei auf die imposante Anlage, die wie ein stiller Riese über der Stadt thront. Von oben genießen wir das beeindruckende Panorama auf Lillehammer, das sich allmählich öffnet. Unsere Fahrt führt weiter durch das Gudbrandsdal, das sich in seiner ganzen Länge von über 200 Kilometern vor uns ausbreitet. Es ist ein Tal voller Geschichten, voller wechselnder Stimmungen und überraschender Ausblicke. Mal säumen dichte Wälder unseren Weg, dann wieder saftige Wiesen mit grasenden Schafen, tosende Flüsse oder alte Bauernhöfe mit Grasdächern. Das Wetter spielt mit: den Regen lassen wir allmählich hinter uns, die Sonne zeigt sich zaghaft und setzt erste Lichtakzente auf die Hänge – ein Spiel von Schatten und Farben, das uns immer wieder zum Staunen bringt. Im weiteren Verlauf erreichen wir das Ottadal, ein stilleres, engeres Tal, das uns tiefer hinein in die Bergwelt Norwegens führt. Zwei besondere Zwischenstopps lassen uns innehalten: Zunächst besuchen wir die kleine Stabkirche von Vågå – fast versteckt, schlicht, aber mit einer ruhigen Würde, die berührt. Später dann das beeindruckende Gegenstück in Lom: eine monumentale, über 800 Jahre alte Stabkirche, deren kunstvoll geschnitzte Portale und dicken Holzbohlen uns ehrfürchtig werden lassen. Geschichte zum Anfassen, eingebettet in diese raue und zugleich friedliche Landschaft. Dann beginnt der vielleicht spektakulärste Teil unserer Tagesetappe: Über Grotli führt uns die Straße hinauf in hochalpine Regionen. Schneefelder glitzern in der Ferne, Bergseen tauchen plötzlich am Straßenrand auf, und die Luft wird klarer, kühler – ein Hauch von Abenteuer liegt in der Luft. Dann, nach der letzten Passhöhe, beginnt der Abstieg: Die Straße windet sich in engen Serpentinen hinab – und plötzlich liegt er vor uns: der Geirangerfjord. Ein Anblick, der sprachlos macht. Steile Felswände stürzen in die Tiefe, smaragdgrünes Wasser schlängelt sich zwischen den Bergriesen hindurch, und über allem liegt ein goldenes Nachmittagslicht. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende – im Gegenteil: Am späten Nachmittag wartet noch eine Überraschung auf uns, von der niemand zuvor etwas wusste. Wir gehen an Bord eines kleinen Ausflugsboots – und starten zu einer stillen Fahrt auf dem Geirangerfjord. Um uns herum fallen Wasserfälle wie silberne Fäden von den Klippen – darunter auch die berühmten „Sieben Schwestern“. Manche von uns lehnen sich einfach zurück, andere fotografieren, wieder andere sagen gar nichts mehr – weil Worte nicht reichen für das, was man sieht. Nach diesem tollen Erlebnis beziehen wir am Abend unser Hotel, das etwas über dem Fjord liegt, und uns mit einem tollen Ausblick belohnt. Am heutigen Tag war wirklich alles dabei: Nebel und Sonne, Geschichte und Natur, Kurven und Ausblicke. Und ganz am Ende dieser langen, schönen Etappe liegt Geiranger – ein Ort, der sich für diesen Tag wie ein Geschenk anfühlt.
Tag 4, 28.07.2025: Im Reich der Trolle und Wasserfälle
Heute starten wir unseren Tag mit einem Blick auf das, was Norwegen so unvergleichlich macht: den Geirangerfjord – ruhig liegt er da im Morgenlicht, eingerahmt von majestätischen Felswänden und vom sanften Glitzern der Sonne überzogen. Die Stimmung ist freundlich, fast heiter, und so verabschieden wir uns von Geiranger mit einem letzten Blick zurück – wissend, dass noch viele Höhepunkte auf uns warten. Die Adlerstraße ist unsere erste Herausforderung des Tages – elf enge Kehren windet sich die Straße den Hang hinauf. Uwe, unser Busfahrer, manövriert uns mit souveräner Ruhe durch jede Kurve. Oben, am berühmten Ørnesvingen, halten wir an. Der Aussichtspunkt liegt spektakulär über dem Fjord, das Panorama ist schlichtweg überwältigend: tief unter uns der Fjord, dahinter die Bergwände, die sich wie stumme Riesen auftürmen. Wir fotografieren, staunen, und ein paar von uns lassen einfach nur den Blick schweifen, still und zufrieden. Dann beginnt eine der schönsten Strecken des Tages. Durch das fruchtbare Valldal fahren wir weiter – saftig grüne Hänge, bunte Sommerblumen und Erdbeerfelder säumen den Weg. Natürlich machen wir Halt an einem der kleinen Verkaufsstände: Die Erdbeeren sind sonnenwarm, süß und duften herrlich – ein echtes Stück norwegischer Sommer, das wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Kurz darauf erreichen wir die Gudbrandsjuvet, eine dramatische Schlucht, in der sich die Wassermassen tosend zwischen schmalen Felsen hindurchpressen. Auf gut gesicherten Stegen können wir das Spektakel aus nächster Nähe verfolgen. Das Zusammenspiel von Naturgewalt und moderner Architektur ist beeindruckend – und einmal mehr zeigt sich, wie viel Norwegen mit wenigen Mitteln erzählen kann. Je näher wir dem Trollstigen kommen, desto mehr zieht sich der Himmel zu. Der Himmel wird dunkler, die Wolken hängen tief. Am Aussichtspunkt oberhalb der berühmten Serpentinenstraße bleibt der große Blick heute leider verborgen – der Nebel hat sich breitgemacht und verhüllt das Tal. Aber: Die Atmosphäre hat auch ihren Reiz. Fast mystisch wirken die nassen Felsen, die stillen Bergseen, das leise Prasseln des einsetzenden Regens. Als wir uns an den Abstieg machen, regnet es bereits kräftig. Doch auch bei Regen ist die Fahrt über den Trollstigen ein Erlebnis. Die Straße schlängelt sich spektakulär an steilen Hängen entlang, und Uwe meistert auch diese Etappe mit stoischer Ruhe. Da die Raumabahn heute nicht fährt – ein Felssturz hat die Strecke unpassierbar gemacht – fahren wir mit dem Bus durch das wilde, wunderschöne Raumatal. Immer wieder öffnen sich neue Ausblicke auf tosende Wasserfälle, schroffe Bergflanken und satte Wälder. Besonders eindrucksvoll ist der Halt an der Trollwand – mit 1.800 Metern die höchste senkrechte Felswand Europas. Ein riesiger, düsterer Koloss aus Stein, der nicht nur Alpinisten das Herz höherschlagen lässt. Von hier führt uns die Reise weiter durch Bjorli und Dombås, bevor wir das karge, windgeformte Hochplateau des Dovrefjells erreichen. Die Landschaft wird weit, offener, ruhiger. Am Abend erreichen wir Oppdal, wo wir müde, aber erfüllt eintreffen. Kein Zweifel: Heute war ein Tag voller Gegensätze – Sonne und Regen, klare Sicht und Nebel, wilde Natur und stille Momente. Ein Tag, der nachklingt – nicht in Fotos, sondern im Gefühl.
Tag 5, 29.07.2025: Mit Volldampf in Norwegens Vergangenheit
Ein neuer Reisetag beginnt – und mit ihm eine neue Facette Norwegens. Als wir am Morgen in den Bus steigen, empfängt uns der Himmel in zurückhaltendem Grau. Ein feiner Regen hängt in der Luft, fast so, als wolle sich die Landschaft heute in nordischer Melancholie zeigen. Doch das stört uns nicht – im Gegenteil. Es passt irgendwie zur Stimmung, mit der wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit begeben. Unser erstes Ziel: die Thamshavnbahn. In der kleinen Museumsstation scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Zwischen alten Stellwerken, historischen Tafeln und einem stolzen Triebwagen steigt Vorfreude auf. Dann das Ruckeln, das Summen – und wir sind unterwegs. Die älteste elektrisch betriebene Wechselstrombahn der Welt setzt sich in Bewegung, gemächlich, fast andächtig. Die kurzen Kilometer entlang der Strecke sind eine kleine Zeitreise. Und auch wenn es draußen noch grau ist – drinnen leuchten die Augen vieler Mitreisender.
Gegen Mittag erreichen wir Trondheim. Die drittgrößte Stadt Norwegens zeigt sich bei unserem Eintreffen zurückhaltend – Wolken hängen über den Dächern, das Licht wirkt weich und diffus. Aber genau das verleiht Trondheim eine besondere Atmosphäre. Eine Stadt, die nicht protzt, sondern mit leiser Würde beeindruckt. In der Altstadt bleibt etwas Zeit, um erste Eindrücke zu sammeln: eine heiße Zimtschnecke hier, ein Blick auf die farbenfrohen Lagerhäuser am Fluss dort. Am Nachmittag treffen wir unsere Stadtführerin – und begeben uns gemeinsam auf Entdeckungsreise. Die Fahrt führt uns hinauf zur Festung Kristiansten. Von hier oben öffnet sich ein wunderschöner Blick über Trondheim und den Trondheimfjord. Die Stadt liegt uns zu Füßen, eingerahmt von Wasser, Hügeln und Geschichte. Dann geht es weiter durch Straßen mit charmanten Holzhäusern, vorbei an studentischem Leben und alten Speichergebäuden. Doch der unbestrittene Höhepunkt wartet zum Schluss: der Nidarosdom. Schon der Anblick der Westfassade lässt uns innehalten. Jede Figur, jedes Detail der kunstvollen Fassade scheint eine Geschichte zu erzählen. Drinnen tauchen wir ein in das kühle Halbdunkel, lassen uns von den hohen Gewölben und dem bunten Licht der Fenster tragen. Hier spürt man, warum dieser Ort über Jahrhunderte Ziel unzähliger Pilger war – und es heute noch ist. Als wir am späten Nachmittag unser Hotel in Trondheim erreichen, liegt ein langer, abwechslungsreicher Tag hinter uns – voller Eindrücke, Geschichten und stiller Momente.
Tag 6, 30.07.2025: Ein Tag auf dem Meer
Der Morgen beginnt mit grauen Wolken über Trondheim. Der Regen prasselt sacht gegen die Fenster unseres Hotels – ein ruhiger Auftakt, der gut zu diesem besonderen Reisetag passt. Wir frühstücken im Scandic Nidelven, das für sein Frühstück längst Legendenstatus erreicht hat. Und tatsächlich: Was uns hier geboten wird, ist weit mehr als ein gewöhnliches Buffet. Frisch gebackenes Brot, norwegischer Käse, geräucherter Fisch, hausgemachte Marmeladen – ein Fest für alle Sinne und ein kulinarischer Abschied von Trondheim, das wir heute verlassen. Ein kurzer Weg bringt uns zum Hurtigrutenkai. Dort wartet schon die MS Polarlys, unser schwimmendes Zuhause für die nächsten Stunden. Als wir an Bord gehen und unsere Plätze an Deck oder in den Panoramasalons einnehmen, heißt es: Leinen los! – und wir schieben uns langsam aus dem Hafen hinaus auf den Trondheimfjord. Obwohl der Himmel heute kaum seine graue Decke lüftet, hat diese Seereise ihren ganz eigenen Zauber. Das ruhige Wasser, die sanften Hügel der Küste, vereinzelte Höfe, die wie hingetupft wirken – alles wirkt still, zurückgenommen, fast entrückt. Der Fjord breitet sich vor uns aus, 130 Kilometer lang, eingerahmt von schimmerndem Fels und Nebelschwaden, die sich durch die Täler ziehen. Am Nachmittag erreichen wir Kristiansund – die Stadt des Klippfischs. Hier wartet unser Busfahrer Uwe schon am Kai, bereit, uns durch einen der landschaftlichen Höhepunkte der Reise zu fahren: die Atlantikstraße. Die Straße windet sich in weiten Bögen von Insel zu Insel, über Brücken, Dämme und Schären hinweg. Selbst an einem bewölkten Tag wie heute ist dieses Bauwerk ein Erlebnis. Die See liegt ruhig, der Wind weht sanft über die Straße, Möwen segeln über den Wellen. Wir halten an einem der Aussichtspunkte, steigen aus und lassen die Weite des Nordatlantiks auf uns wirken. Am Abend erreichen wir Molde, die Stadt der Rosen, die sich heute eher in sanften Grautönen als in Blütenpracht zeigt. Aber der Blick über den Fjord bleibt auch hier eindrucksvoll. Nach dem Abendessen gehen wir erneut an Bord der MS Polarlys – für eine Nacht auf See. Der Himmel bleibt wolkenverhangen, doch der Regen hat aufgehört. Wir lassen den Tag mit Blick auf das dunkle Wasser ausklingen. Kein Sonnenuntergang heute – aber dafür ein stiller Moment zwischen Meer, Himmel und der Vorfreude auf das, was noch kommt.
Tag 7, 31.07.2025: Von der MS Polarlys ins Herz von Bergen
Sanft gleitet unser Schiff am Morgen weiter gen Süden. Die MS Polarlys schiebt sich ruhig durch die norwegischen Gewässer, während sich über uns eine dichte Wolkendecke hält. Der Himmel bleibt grau – doch unter Deck genießen wir ein entspanntes Frühstück und den Vormittag auf unserem schwimmenden Hotel. Die Zeit an Bord vergeht still und beinahe schwerelos. Vor den großen Panoramafenstern ziehen kleine Inseln vorbei, dicht bewaldete Hänge spiegeln sich im Wasser, Möwen begleiten uns in eleganten Bögen. Und dann geschieht es fast unmerklich: Der Himmel beginnt sich zu öffnen, erste Lichtstrahlen brechen durch – und mit jeder Seemeile, die wir Bergen näherkommen, wird es heller. Fast so, als ob die Stadt uns willkommen heißt. Gegen 14:45 Uhr laufen wir in den Hafen von Bergen ein. Am Kai erwartet uns schon unser Bus – und Uwe, der uns zuverlässig durch dieses Land begleitet. Mit ihm und unserer Stadtführerin Anna entdecken wir die zweitgrößte Stadt Norwegens. Es ist eine lebendige Mischung aus Geschichte und Gegenwart: farbenfrohe Holzhäuser, enge Gassen, stolze Speicherhäuser am Hafen und Geschichten, die in Anna eine ebenso herzliche wie kenntnisreiche Erzählerin finden. Nach der Rundfahrt spazieren wir gemeinsam durch das historische Hanseviertel Bryggen – zwischen schiefen Fassaden, alten Balken und Kopfsteinpflaster. Man kann sich leicht vorstellen, wie hier einst Kaufleute aus aller Welt ein- und ausgingen. Den Abschluss des Tages bildet eine Fahrt mit der Fløibanen. In wenigen Minuten bringt uns die Standseilbahn hinauf auf den 320 Meter hohen Hausberg Fløyen. Oben angekommen erwartet uns ein großartiger Blick auf die Stadt, die uns heute noch mit Sonne empfängt. Zwischen Fjord, Bergen und bunten Häusern liegt Bergen wie ein ruhiger Teppich aus Licht. Wir steigen gemächlich wieder hinab und spazieren zu Fuß durch die abendliche Stadt zu unserem Hotel – mit einem letzten Blick zurück auf das Meer, das uns heute an diesen schönen Ort gebracht hat.
Tag 8, 01.08.2025: Von Fjorden, Felsen und fantastischen Zügen
Wir verlassen Bergen am Morgen unter einem wolkenverhangenen Himmel, doch die Vorfreude auf den heutigen Tag ist größer als jedes Wetter. Schon die Fahrt durch die vielen Tunnel – 40 sollen es sein! – zeigt uns: Heute geht es hinein ins Herz Norwegens. Zwischen den Tunneln eröffnen sich immer wieder Ausblicke auf sattgrüne Täler, spiegelnde Seen und schneebedeckte Gipfel am Horizont. Am Tvindefossen machen wir einen kurzen Stopp. Der Wasserfall stürzt in Kaskaden hinunter, das Rauschen erfüllt die Luft, und für einen Moment scheint selbst die Zeit stillzustehen. In Gudvangen wartet bereits das nächste Highlight: eine Fahrt über den Nærøyfjord und später über den Auerlandsfjord. Die Sonne kämpft sich nun langsam durch die Wolken, als wir an Bord der Elektrofähre gehen. Was für eine Kulisse: steil aufragende Felswände, grünes Wasser, vereinzelte Höfe, die sich wie Schwalbennester an die Hänge klammern. Der Nærøyfjord ist wild, eng, eindrucksvoll – kein Wunder, dass er zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Langsam gleiten wir durch diese majestätische Landschaft und saugen jede Perspektive in uns auf. Über den Auerlandsfjord geht es weiter bis nach Flãm. Hier bleibt uns noch etwas Zeit für eine entspannte Mittagspause. Die Sonne zeigt sich jetzt ganz, und auch in den kleinen Läden herrscht reger Betrieb. Doch lange hält es uns nicht dort: Die Flåmbahn ruft. Auf nur 20 Kilometern Strecke klettert sie über 860 Höhenmeter hinauf nach Myrdal. Wir lehnen uns zurück, staunen über Wasserfälle, Bergbäche und schwindelerregende Brücken. Beim Kjosfossen steigen wir aus – ein tosender Wasserfall und ein kurzer, magischer Moment inmitten der Natur. In Myrdal steigen wir um in die Bergenbahn. Es geht weiter hinauf – über die gewaltige Hochebene Hardangervidda, wo sich Moorlandschaften und glitzernde Seen in der kargen Weite verlieren. Das Licht des späten Nachmittags liegt warm über dem Plateau, und wir haben das Gefühl, auf dem Dach Norwegens unterwegs zu sein. Als wir schließlich in Geilo ankommen, atmen wir durch. Was für ein Tag: voller Gegensätze, voller Natur, voller Staunen.
Tag 9, 02.08.2025: Abschiedsstimmung mit Hauptstadtflair
Heute verabschieden wir uns vom norwegischen Hochland – die Weite der Landschaft liegt am Morgen noch im Sonnenlicht, doch je näher wir der Hauptstadt kommen, desto grauer wird der Himmel. Der Himmel zieht sich langsam zu, und kurz vor Oslo beginnt es schließlich zu regnen. Ein feiner, gleichmäßiger Niesel, der sich über die Dächer und Straßen der Stadt legt – typisch norwegisch, irgendwie auch stimmungsvoll. Am frühen Nachmittag erreichen wir Oslo, wo bereits unsere Stadtführerin Jutta auf uns wartet. Mit ihr entdecken wir die norwegische Hauptstadt – und das Wetter hält uns nicht davon ab, diese vielseitige Stadt intensiv zu erleben. Der weiße Carraramarmor der Oper schimmert auch im Regen, das Gebäude liegt wie ein treibender Eisberg am Ufer – ganz bewusst so gestaltet. Davor schwimmt die Glas-Skulptur „She Lies“, wie lose aufgetürmte Eisschollen – ein faszinierendes Zusammenspiel von Architektur, Kunst und Natur. Jutta führt uns mit viel Wissen und Wärme durch Oslo. Wir sehen das königliche Schloss, das kraftvolle Rathaus, und natürlich den Vigelandpark mit seinen über 200 Skulpturen. Trotz des Regens lassen wir uns Zeit – zu beeindruckend ist dieser Ort, an dem das Leben in all seinen Phasen aus Stein gehauen ist. Am späten Nachmittag fahren wir hinauf zum Holmenkollen. Hier liegt unser Hotel – hoch über der Stadt. Heute allerdings versteckt sich die Aussicht hinter einem grauen Schleier. Die berühmte Skisprungschanze taucht nur schemenhaft im Nebel auf, und Oslo bleibt uns zum Abschied ein wenig verborgen. Doch der Blick nach draußen ist heute gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist der Blick nach innen: Wir sitzen in gemütlicher Runde beisammen, tauschen Erinnerungen aus, lachen und lassen die vergangenen Reisetage Revue passieren. Norwegen hat uns bewegt – mit seiner Natur, seiner Weite, seinen stillen Momenten und eindrucksvollen Begegnungen. Morgen heißt es Abschied nehmen. Von Oslo. Von Norwegen. Doch heute Abend gehört noch ganz uns.
Tag 10, 03.08.2025: Ein sonniger Abschied von Norwegen
Oslo zeigt sich an unserem letzten Reisetag von seiner besten Seite: Die Sonne strahlt über der Hauptstadt, und wir genießen ein ausgiebiges Frühstück mit fantastischer Aussicht – hoch über der Stadt, am Holmenkollen, wo unser Hotel liegt. Der Blick reicht heute weit über den Oslofjord bis hinunter in die Stadt, die uns in den vergangenen Tagen so herzlich empfangen hat. Nach dem Frühstück heißt es: Koffer verladen, ein letzter Blick zurück auf den Holmenkollen – natürlich nicht, ohne einen kurzen Fotostopp an der berühmten Schanze einzulegen. Dann geht es hinunter in die Stadt und weiter auf die Halbinsel Bygdøy, das kulturelle Herz Oslos. Hier erwartet uns noch einmal ein echtes Highlight: das Fram-Museum. Wir stehen staunend vor dem mächtigen Polarschiff, das uns in die Welt der großen Entdecker mitnimmt. Die Geschichte der Fram, ihre Expeditionen in die Arktis und Antarktis, die Herausforderungen an Mensch und Technik – all das wird hier lebendig. Einige von uns nutzen außerdem die Gelegenheit, auch das benachbarte Kon-Tiki-Museum zu besuchen. Dort begegnen wir dem legendären Floß von Thor Heyerdahl und tauchen ein in das Abenteuer der Südsee-Expedition – faszinierend, wie nah einem Geschichte hier kommt. Gegen Mittag verlassen wir Bygdøy und fahren zum Fährterminal – unsere Color Magic liegt bereits im Hafen und wartet auf uns. Der Abschied fällt nicht leicht, aber der Gedanke an die bevorstehende Fahrt durch den Oslofjord und den letzten gemeinsamen Abend an Bord tröstet. Wir beziehen unsere Kabinen, erkunden das Schiff und genießen den Nachmittag ganz entspannt an Deck oder in den Panoramasalons. Der Oslofjord zieht ruhig an uns vorbei, während das Licht der untergehenden Sonne auf dem Wasser glitzert – eine würdige Kulisse für unseren Abschied von Norwegen. Am Abend erwartet uns ein skandinavisches Schlemmerbuffet – reichhaltig, lecker, gesellig. Wir lassen die Reise Revue passieren, erinnern uns an eindrucksvolle Landschaften, stille Fjorde, mächtige Wasserfälle und lebendige Städte. Ein letztes gemeinsames Lachen, ein Glas Wein, vielleicht ein Blick auf das nächtliche Meer – und mit vielen schönen Erinnerungen an diese Reise gehen wir schließlich schlafen, während die Fähre gemächlich Kurs auf Kiel nimmt.
Tag 11, 04.08.2025: Ein letzter Blick zurück
Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Himmel über Kiel. Nach einer ruhigen Nacht auf der Color Magic genießen wir ein letztes Frühstück an Bord, während das Schiff gemächlich in den Hafen gleitet. Die Sonne spiegelt sich auf dem Wasser, über uns ziehen nur ein paar harmlose Wölkchen – als hätte sich der Sommer eigens für unseren Abschied nochmal von seiner besten Seite gezeigt. Pünktlich legt die Fähre an, und schon heißt es: Abschied nehmen. Die ersten Gäste verlassen uns direkt in Kiel, andere begleiten uns noch ein Stück mit dem Bus – die letzten gemeinsamen Stunden dieser Reise. Während wir durch die norddeutsche Landschaft rollen, lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren: gewaltige Fjorde, endlose Bahnstrecken durch wilde Natur, tosende Wasserfälle, stille Seen, charmante Städte – und nicht zuletzt viele kleine, schöne Momente, die uns als Gruppe verbunden haben. Nach und nach lichten sich die Reihen. Ein vertrauter Abschiedsgruß hier, ein letzter Koffer dort – und jedes Mal ein kleines bisschen Wehmut. Am Abend schließlich erreichen wir Dresden. Hier endet unsere gemeinsame Reise durch Norwegen. Zurück bleiben Koffer voller Erinnerungen, Kameras voll schöner Bilder – und das leise Gefühl, dass diese Tage in Skandinavien noch lange in uns nachklingen werden.