Reisebericht: Single–Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

19.11. – 01.12.2022, 13 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff für Singles & Alleinreisende: Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim – Bergen


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Hurtigruten

Im Jahr 1893 fand Kapitän Richard With eine sichere Schifffahrtsroute entlang der norwegischen Küste, die ganzjährig befahren werden konnte. Er war der Erste, der es wagte. Seit nun mehr 129 Jahren wird diese Route nahezu täglich und ganzjährig betrieben. Regelmäßig startet ein Schiff in Bergen im Südwesten und ein Schiff in Kirkenes im Nordosten Norwegens an der russischen Grenze.
Das bedeutet, dass jeder der über 30 Häfen, normalerweise täglich von einem nordgehenden und einem südgehenden Schiff angelaufen wird, täglich zur gleichen Zeit.
Sie verkehren als so genannte Reichsstraße 1 auf den nie zufrierenden norwegischen Fjorden, Sunden und Meeresgebieten. Ermöglicht wird das Ganze durch die Restwärme des Golfstroms, die das Meer ganzjährig eisfrei hält. Auch dann, wenn in vergleichbaren geographischen Breiten schon längst Packeis vorhanden ist.
Die Gebirgspässe der Europastraße 6 können aufgrund winterlicher Verhältnisse (z. B. Lawinen und Schneeverwehungen) schon einmal geschlossen werden. Die Reichsstraße 1 ist immer offen. Alle Schiffe sind gebaut für arktische Wetter-Extreme sogar mit einer Eisklasse. Dennoch haben die Kapitäne der Hurtigruten manchmal ein Einsehen mit den Mägen und dem Wohlbefinden der Gäste, so dass sie nicht in jeden Orkan fahren.
Dennoch bestimmt die Natur den Takt, so werden schonmal bei Sturm Häfen ausgelassen, verbunden mit dem Ausfall von Ausflügen.
Heutzutage werden die Hurtigrutenschiffe von vielen als Kreuzfahrtschiff gesehen, dass ist so nicht richtig. Auch 2022 erfüllen sie Funktionen als Postschiff (Transport von Personen & Gütern), sie sind Frachtschiff, Fähre, aber auch Kurioses wie Café und Schwimmbad für die Lokalbevölkerung Mittel- und Nordnorwegens.
Teil der norwegischen Gesellschaft zu sein, mehr als 30 Häfen sowohl nord- als auch südgehend anzulaufen, Passagen manchmal schmaler als 50 Meter. Strecken, die an Flusskreuzfahrten erinnern und natürlich atemberaubende Natur mit schneebedeckten Bergen, Seeadlern, mit etwas Glück ein paar Walen und ebenfalls mit etwas Glück mit dem atemberaubenden Polarlicht, genau das ist Hurtigruten.
M/S Trollfjord

Unser Schiff war die M/S Trollfjord, sie wurde im Jahr 2001 gebaut. Das Schiff ist offiziell für 822 Passagiere zugelassen. Da mag man erst einmal erschrecken, es muss aber erwähnt werden, dass in manchen Kabinen auch einmal drei oder vier Betten verfügbar sind, die aber nur von einem Paar oder einer Einzelperson genutzt werden. Das Schiff gilt mit 350 – 400 Passagieren als ausgebucht.
Das Schiff verfügt über eine Sauna, ergänzt von zwei Whirlpools (Spa) außen auf Deck 9 und einem Fitnessraum.
An Bord gibt es ein dreiköpfiges Expeditionsteam, das lokales Wissen vermittelt und Ausflüge organisiert.
Großer Vorteil der M/S Trollfjord ist das riesige Oberdeck auf Deck 9, dass insbesondere für die Polarlichtbeobachtung hervorragend geeignet ist. Auch deshalb, weil es vom Fahrtwind ein wenig besser windgeschützt ist (je nach Windrichtung) und die Crew sehr kooperativ, auch das letzte unnötige Licht ausschaltet, wenn man nicht gerade Adventsbeleuchtung aufhängt ??.
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Tag 01 – 19.11.2022 Anreise nach Bergen

Mit Lufthansa geht es von Dresden, Leipzig, Berlin, München, Düsseldorf, Wien und Hamburg via Frankfurt nach Bergen. Einige Gäste beginnen Ihre Reise in Frankfurt.
Nach Ankunft am Hurtigruten Terminal wird das Gepäck von der Hurtigruten Crew übernommen und später direkt auf die Kabinen gebracht.
Zeit für einen ersten Spaziergang durch die engen Gassen Bergens, immer zwischen den vielen historischen, kleinen Holzhäusern entlang. Wir erreichen den berühmten Fischmarkt am „Vågen“, „der Bucht“.
Heute erleben wir etwas Besonderes, einen Jahreshöhepunkt! Das Lichtfest! Die feierliche Eröffnung des Bergener Weihnachtsmarktes mit viel Gesang, bei der auch die Bevölkerung fleißig mitsingt, der feierlichen „Entzündung“ des Weihnachtsbaumes, im elektrischen Sinne und abschließendem Feuerwerk.
Am späten Nachmittag geht es zu Fuß zurück zum Hurtigruten Anleger. Nach dem Check-In werden wir in der Lounge begrüßt. Es gibt einen kleinen Imbiss und Getränke, bevor wir im nächsten Raum unsere obligatorische Sicherheitseisweisung erhalten, die für alle Gäste verpflichtend ist.
Es folgt das Boarding mit dem klassischen Abscannen der Bordkarte, das mit der typischen Begrüßung „Welcome!“ (Willkommen!) quittiert wird.
Nach dem Bezug der Kabinen und dem Abendessen legen wir um 20.30 Uhr in Bergen ab und beginnen unsere fast 5.000 km lange Seereise. Erstes Polarlicht am Horizont.

Tag 02 – 20.11.2022 Ålesund

In der Nacht passieren wir eine Reihe von kleinen Ortschaften. Am Morgen kreuzen wir das Stadshavet, das Westkap Norwegens, hier treffen häufig sich kreuzende Winde aufeinander, was oft zu nettem Seegang führt. Heute Morgen ist es vergleichsweise ruhig.
Über Torvik erreichen wir die Jugendstilstadt Ålesund (lies: O-le-sün). Der ganze Tag steht uns z. B für Ausflüge oder Spaziergänge zur freien Verfügung.
Einige Gäste unternehmen einen fakultativen Hurtigruten Ausflug mit dem Schiff in Richtung Hjørundfjord, einem kleinen Bruder des berühmten Geirangerfjordes. Weniger bekannt, aber mindestens genauso schön und wesentlich unberührter und ursprünglicher.
Eine anderer Ausflug führt in die Gemeinde Giske, ein kleines Eiland. Um dorthin zu gelangen, muss man mehrere Unterwassertunnel und Brücken nutzen, um von Insel zu Insel zu hüpfen. Die Provinz Sunnmøre ist Wikinger-Land.
Von der kleinen Insel stammt der Wikinger Rolf, latinisiert „Rollon“, ohne ihn hätte die europäische Geschichte mit Sicherheit einen anderen Verlauf genommen. Nachdem er seinen Bruder erschlagen hatte, wurde er von der Wikinger-Gemeinschaft mit seinen Mannen ausgestoßen. Er plünderte und brandschatzte heimatlos an den Küsten der Nordsee, bis er nach Frankreich kam.
Ausgezehrt durch viele Wikinger-Angriffe war Frankreich finanziell ausgezehrt, ein „Freikaufen“ kaum nach möglich. Es kam zu Verhandlungen zwischen dem französischen König und Rolf. Es wurde thematisiert, warum man immer wieder die Küsten überfiel. Man war heimatlos. Der französische König machte ein Angebot: Rollon möge sich an den Küsten ansiedeln, er, der König mache ihn zum Herzog der Region. Er könne frei siedeln und wäre Herr des Landes. Im Gegenzug forderte der König Lehenstreue. Rollon war verpflichtet mit seinen Mannen die französische Küste vor weiter einfallenden Wikingern zu beschützen.
Beide akzeptierten die Bedingungen. Die Region, in der sich die Normannen in Nordfrankreich ansiedelten, wurde nach ihnen benannt. Rollon I. war der 1. Herzog der Norman-die.
Ausgerechnet Rolfs Nachfahre, schrieb weiter große Geschichte. Nachdem die Briten, den letzten großen Wikinger-Angriff in der Schlacht von Stamfort Bridge im Jahr 1066 abwehrten, kam aus der Normandie Wilhelm der Eroberer, Nachfahre von Rolf, um in der Schlacht von Hastings im gleichen Jahr 1066 England vollständig zu erobern und neuer König von England zu werden! In Erinnerung stehen im Park von Ålesund und in Rouen in der Normandie das gleiche Denkmal zu Ehren des Rolfs.
Der Ausflug führt auch zu einem kleinen Fischerdorf namens Alnes, dort kann man den Leuchtturm „Alnes fyr“ besuchen.
Nach der Rückkehr aller Ausflügler entdecken wir am Nachmittag die Jugendstil-Stadt Ålesund. Diese Stadt brannte im Jahr 1904 in weiten Teilen nieder. Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. organisierte schnell und unbürokratisch Spenden und Hilfen für die Stadtbewohner, unvergessen bis heute. Kaiser Wilhelm II. ist aus dieser Stadt nicht wegzudenken, man kann ihm überall auf Schritt und Tritt begegnen, selbst im Supermarkt auf der Hauptstraße. Wer möchte steigt noch über die Treppen auf zum Aksla, dem Hausberg von Ålesund. Einer der schönen Panorama-Ausblicke auf dieser Reise.
Am Abend legen wir in Molde an. Die Stadt der Rosen und des Jazz. Mit Ablegen der M/S Trollfjord fängt es über den Bergen der Stadt an „grün zu brennen“ – Polarlicht taucht die Landschaft in mystisches Licht.
In der Nacht passieren wir Kristiansund.

Tag 03 – 21.11.2022 Trondheim

Am frühen Morgen erreichen wir die drittgrößte Stadt Norwegens – Trondheim. Auch diese Stadt zählt zu den Juwelen an der norwegischen Küste. Gleichzeitig ist sie eine der ältesten Städte Norwegens, gegründet im Jahr 997 vom Wikinger-König Olav Tryggvason.
Bekannt ist die Stadt für ihre gotische Kathedrale, dem Nidaros-Dom. Die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Auch heute sticht sie mit ihrer Größe noch aus den umliegenden Holzhäusermeer heraus. Die Kathedrale und die benachbarte Bischofs-Residenz zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sie wurde errichtet um die Gebeine des Heiligen Olav (König Olav II.) aufzunehmen, der in der Schlacht von Stiklestad gefallen war. Später gab es Berichte von einigen Wundern um seinen Leichnam. Er wurde heiliggesprochen und nach Trondheim überführt. In über tausendjähriger Bauzeit wird ihm der Nidarosdom gebaut, er dient auch heute noch als Pilgerziel.
Ja, wie am Kölner Dom wird auch in Trondheim noch immer gebaut.
In den 1970er Jahren erhielt eine der Spitzen des Doms den Erzengel Michael. Da der damalige Dombaumeister entschiedener Vietnam-Kriegs-Gegner und faszinierter Anhänger Bob Dylans war, erhielt der Erzengel Michael das Antlitz Bob Dylans.
Diesem hat es gefallen, nach dem er Jahre später anlässlich eines Konzerts in Trondheim über dieses Detail informiert wurde.
Der Nidarosdom befindet sich in einer Sichtachse mit der Munkegate (Mönchsstraße) und Munkholmen der Mönchsinsel draußen im Fjord.
Unser Stadtspaziergang führt weiter zur Gamle Bybron, der alten Stadtbrücke, bekanntes Fotomotiv der Stadt. Sie überspannt den Nidelven, den Fluss Nid. Von ihm wird Nidaros abgeleitet „an der Mündung „os“ des Flusses (elven) Nid), der alte Name Trondheims.
Nach der Brücke bestaunen wir den einzigen Fahrradlift (Sykkelheis) der Welt. Ein lokaler Professor der Universität war es leid sich täglich auf dem Nachhauseweg diesen steilen Berg mit dem Rad empor zu kämpfen. Er machte der Stadt ein Angebot, er entwickelt ein Konzept, die Stadt baut und finanziert das Ganze. Und so kam es. Der Fahrradlift verrichtet im Sommer treu seinen Dienst.
Vom Dom kommend durchwandern wird das pittoreske Stadtviertel „Bakklandet“. Es besteht aus vielen kleinen Holzhäusern. Noch in den 1970er Jahren völlig heruntergekommen und baufällig sollte diese ehemalige Arbeitersiedlung der armen Leute schon bald abgerissen und durch eine fortschrittliche vierspurige Schnellstraße ersetzt werden. Die Studentenschaft und die Bürger wehrten sich erfolgreich und besetzten die Häuser. In liebevoller Handarbeit und mit wenig Mitteln wurden die Häuser in Eigenleistung Haus für Haus instandgesetzt. Aus Studenten wurden Professoren! Heute zählt das Viertel zu den beliebtesten Wohnvierteln der Stadt, kaum bezahlbar. Die Stadt ist mächtig stolz auf ihr Viertel „Bakklandet“. An den Ufern des Nidelven stehen die ältesten noch vorhandenen Holzspeicherhäuser.
Pünktlich zum Mittagessen verlassen wir Trondheim nach Norden.
Wir passieren Munkholmen, die Mönchsinsel und durchqueren den Trondheimfjord, immerhin der drittlängste Fjord Norwegens.
Weitere Tageshöhepunkte sind der achteckige Leuchtturm Kjeungskjaer fyr (lies: Che-ungs-schäer füürr) und die offene Seestrecke „Folda“.
Am Abend erreichen wir nach gut 10-stündiger Fahrt ohne Zwischenstopp Rørvik, Hauptort des Vikna-Archipels. Leichtes Polarlicht! In der Nacht passieren wir Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna.

Tag 04 – 22.11.2022 Polarkreis – Nordland – Lofoten

Am frühen Morgen im Dämmerlicht der blauen Stunde überqueren wir den Nördlichen Polarkreis. Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quizz erraten werden. Gewinner erhalten eine arktische Belohnung. Nach Definition ist der Polarkreis, der Beginn der Arktis. „Der südlichste Punkt an dem auf der Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonnenscheibe den Horizont nicht berührt. Im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mittwinter, Winterbeginn).“
Es folgt eine fantastische Fahrt entlang des nördlichen Teils der Helgelandskysten, der Märchenküste in der Provinz Nordland.
Am Mittag erreichen wir Bodø (lies: Bu-dö). Ganz in der Nähe liegt der Saltstraumen der stärkste Gezeitenstrom der Welt.
Nach dem Ablegen von Bodø passieren wir Landegoda fyr, ein schöner Leuchtturm, schön klassisch. Hier markiert er die Ausfahrt auf die offene Seestrecke des Vestfjordes.
Am Abend erreichen wir Stamsund, unseren ersten Hafen auf den Lofoten. Später am Abend folgt Svolvaer, der Hauptort der Lofoten.
Anschließend durchqueren den Raftsund, eine 28-km-lange, schmale Wasserstraße. Sie trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesterålen (lies: Vester-o-len).
Im Raftsund liegt einer der bekanntesten Abschnitte der gesamten Hurtigrutenstrecke. Von hier zweigt der gerade einmal hundert Meter breite und nur 1,2 km lange Trollfjord ab. Die unmittelbaren Felswände sind über 300 Meter hoch. Die umliegenden Berge sind über 1.000 Meter hoch. Kurz vor Mitternacht biegt die M/S Trollfjord (!) in den Trollfjord ein. Starke Schiffsscheinwerfer beleuchten die Felswände und tauchen die ganze Szenerie in ein mystisches Licht. Polarlicht!

Tag 05 – 23.11.2022 Tromsø

Am Morgen erreichen wir Harstad, Hauptort des Vesterålen Archipels. Über Finnsnes (Zugang zur Insel Senja) geht es nach Tromsø, der Hauptstadt Nordnorwegens.
Mit 75.000 Einwohnern ist sie auffallend groß. Hier gibt es eine große Universität, die viele Wissenschaftler und Studenten anlockt, folglich eine junge und dynamische Stadt.
Spricht man über Polarforschung oder Arktis, dann kommt man an Tromsø kaum vorbei. Nahezu alle großen Polarforschungs-Reisen in die Arktis begannen und/oder endeten in Tromsø. Da wundert es kaum, dass das Who-is-Who der Polarforschung regelmäßig hier war, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, aber auch Alfred Wegener und viele andere.
Auch unser modernes Polarforschungsschiff Polarstern des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts macht hier regelmäßig Station.
Im Polarmuseum bestaunen wir die Originale der Nansen- und Amundsen-Expeditionen.
Am Abend gibt es wieder intensives Polarlicht!!! Die Wetterlage ist perfekt!
In der Nacht passieren wir Skjervøy, Øksfjord, Hammerfest und Havøysund.

Tag 06 – 24.11.2022 Nordkapp und Barentssee

Am Morgen erreichen wir die Insel Magerøya, „die magere Insel“. Wir durchqueren den gleichnamigen Sund und erreichen Honningsvåg („die Honigbucht“; lies: Honnings-woog).
Wir erreichen die Polarnacht! Es ist taghell, die Sonnenscheibe erreicht den Horizont jedoch nicht mehr. Auf zum Nordkapp! Fernsicht! Selbst die gut 100 km entfernte Nordkinn-Halbinsel, der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes ist heute im Osten sehr gut zu erkennen. Auf der Barentssee herrscht dennoch stürmischer Wind, an den weißen Wellenkämmen gut erkennbar.
Nach dem Nordkapp erreichen wir nun auch mit dem Schiff die Barentssee. Wir überqueren den Porsangerfjord und erreichen am Abend Kjøllefjord. Von Kjøllefjord nach Mehamn umrunden wir die Nordkinn-Halbinsel. Der nördlichste Punkt dieser bereits erwähnten Halbinsel, genannt Kinnarodden, bildet den nördlichsten Punkt es europäischen Festlandes.

Tag 07 – 25.11.2022 Kirkenes (geographischer Wendepunkt)

Am Vormittag erreichen wir Kirkenes. Den geographischen Wendepunkt dieser Reise. Nach Vardø ist Kirkenes die zweit-östlichste Stadt Norwegens. Vardø, das wir am späten Nachmittag anlaufen, liegt auf einer vorgelagerten Insel an der Küste, erster Hafen „südgehend“ obwohl nördlich von Kirkenes liegend.
Die russische Grenze ist zum Greifen nah. Hier verlief im Kalten Krieg, eine der wenigen Grenzen, an dem NATO-Gebiet direkt an Russland grenzte. Der Pasvikfluss bildet die Grenze nach Russland, etwas südlich liegt das etwa 100-km-lange Pasviktal. Es liegt wie ein Keil, zwischen dem westlich liegenden Finnland, der Inarisee ist nicht weit, und dem östlich liegenden Russland. Am Ende des Tals liegt das Dreiländereck, dieser Länder. Einer der wenigen Punkt der Welt, an dem drei Zeitzonen aufeinanderstoßen.
Kirkenes liegt weit östlich, auf dem 30. Längengrad, dem gleichen Längengrad wie St. Petersburg, Kiew, Odessa und Kairo, allerdings in der gleichen Zeitzone wie Berlin und Oslo.
Das führt dazu, dass es im Herbst viel früher Dunkel wird als weiter westlich auf der gleichen geographischen Breite z. B. in Tromsø. Anfang November ist es um 13.30 Uhr bereits stockdunkel. Am 27. November beginnt die Polarnacht, die erst im Januar wieder endet.
Wir sind zwei Tage vorher in Kirkenes, über die umliegenden Berge schafft es die Sonne schon jetzt nicht mehr.
Während es an der norwegischen Küste, gemessen an der nördlichen Breite den ganzen Winter recht mild bleibt, Temperaturen sinken kaum unter den Gefrierpunkt, an wenigen Tagen im Jahr auch einmal -10 Grad Celsius, so haben wir in Kirkenes kontinentales Klima. Im Sommer klettert das Thermometer durchaus auf über +30 Grad Celsius, im Winter fällt es regelmäßig auch einmal auf -45 Grad Celsius.
Kirkenes liegt nahezu auf der gleichen geographischen Breite wie Tromsø, damit deutlich südlicher als das Nordkapp, ebenso liegt die Stadt im Polarlichtgürtel. Damit ein perfekter Ort für jegliche arktische Winteraktivität (Schneemobil, Eisangeln, Hundeschlitten, King-Crab-Safari) und Polarlichtbeobachtung.
Unser Schiff wendet sich zunächst nach Norden und Osten, zum nordöstlichsten Punkt der Strecke, bevor es von Vardø Richtung Westen und Süden weitergeht. Ein Maß für die Strecken und Größen im Norden: Das Schiff benötigt 36 Stunden, um wieder auf der gleichen geographischen Breite zu sein (Tromsø). Die ehemalige Finnmark, flächenmäßig so groß wie die Schweiz, aber nur mit 60.000 Einwohnern besiedelt. Heute ist die Finnmark vereinigt mit Troms, der ehemaligen Nachbarprovinz (Fylke). Die Provinz Troms og Finnmark hat eine Fläche in der Größe von Schottland oder der Republik Irland hat aber insgesamt nur ca. 242.000 Einwohner etwas mehr als insgesamt z. B. in der Stadt Chemnitz, Halle oder Magdeburg leben.
In Vardø und auf dem Weg entlang der Barentssee erleben wir intensives Polarlicht.

Tag 08 – 26.11.2022 Hammerfest

Am Vormittag erreichen wir Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Die erste Stadt der Welt mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung. Drehort eines deutschen Krimis „Mord in Hammerfest“ und Endpunkt des Struve-Meridian-Bogens, ein gewaltiges Messprojekt zur Erdvermessung, durchgeführt im 19. Jh. Diese Vermessung gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In Hammerfest steht der letzte Messpunkt. Der erste steht am Schwarzen Meer.
Man spürt die „Mørketid“ – „die Dunkelzeit“, die Polarnacht ist wieder da. Selbst in der Mittagszeit schafft die Sonne es nicht mehr über den Horizont. Ein atemberaubendes arktisches Licht.
Hammerfest trägt den Eisbären im Wappen, überall trifft man auf diese arktischen Gesellen.
Über Øksfjord und Skjervøy erreichen wir gegen Mitternacht Tromsø.
Es gibt noch einmal sehenswertes Polarlicht bei der Einfahrt in die Stadt. Wir unternehmen einen Mitternachtsspaziergang und wärmen uns von Innen in der „Ølhallen“, der ältesten Kneipe der Stadt. Legendäre Eisbären- und Robbenjäger-Kneipe.

Tag 09 – 27.11.2022 Vesterålen & Lofoten

Am Vormittag durchqueren wir erneut den Archipel der Vesterålen. Zunächst geht es nach Harstad – Hauptort der Vesterålen auf der Insel Hinnøya gelegen. Diese Insel wird insgesamt 10 Stunden lang umrundet, das unterstreicht noch einmal die gewaltigen Dimensionen der Insel mit ihren über 1.200 Meter hohen Bergspitzen. In der Risøyrenna (der Risøy-Rinne) als Teil des Risøysund durchfahren wir die flachste Stelle der Hurtigrutenstrecke mit stellenweise weniger als 6 Meter Wassertiefe.
Viele Straßenbrücken verbinden die Inselwelt der Lofoten und Vesterålen miteinander. An diesem Tag durchqueren wir vier Brücken in Risøy, in Sortland, später in Stokmarknes und die Raftsundbrücke.
Von Harstad nach Sortland nehmen viele Gäste am Überland-Ausflug „Vesterålen“ teil.
In Stokmarknes kann man das Hurtigrutenmuseum besuchen jetzt im neuen Glaspalast, ein imposantes Gebäude aus Glas und Stahl, dass die alte M/S Finnmarken in ihrer ganzen Pracht präsentiert.
1. Advent! Gemeinsame Feier mit Gløgg und Gebäck an Deck. Ab jetzt ist das Schiff weihnachtlich erleuchtet. In Svolvaer gibt es individuelle Freizeit, in der man beispielsweise das sehr sehenswerte und beeindruckende Kriegsmuseum besuchen kann. Ein privates Museum, dass in dieser Form in Deutschland undenkbar wäre. Für Geschichtsinteressierte unbedingt sehenswert!
In der Nacht passieren wir Stamsund. Erneut beginnt eine lange intensive Polarlicht-Nacht, in dem wir den absoluten Höhepunkt von Polarlichtbeobachtungen erleben können, wir erleben eine so genannte „Corona“. Ein hochdynamisches Farbspektakel am arktischen Nachthimmel.

Tag 10 – 28.11.2022 Helgelandskysten

Wir überqueren den Polarkreis nach Süden und verlassen die Arktis. Es folgt der südliche Teil der Helgelandskysten, der Märchenküste Norwegens, eine der schönsten und ursprünglichsten Abschnitte an der norwegischen Küste! Wir passieren die Helgelands-Brücke, eine der größten Schrägseilbrücken Europas. Südlich von Sandnessjøen liegt die berühmte Bergkette der Sieben Schwestern.
Am Nachmittag erreichen Brønnøysund, am Mittelpunkt der norwegischen Küste zwischen Nordkapp und Kap Lindesnes im Süden gelegen.
Das Schiff passiert den Torghatten, den berühmten Berg mit dem riesigen Loch, leider ist es schon zu dunkel, um das Loch noch identifizieren zu können. Die Arktis verabschiedet sich.
Am Abend erreichen wir Rørvik. Später geht es über die offene Seestrecke Folda in Richtung Trondheim.

Tag 11 – 29.11.2022 Trondheim – Kristiansund – Molde

Wir erreichen Trondheim am frühen Morgen. Für Frühaufsteher lohnt ein Morgenspaziergang in der gerade erwachenden Stadt. Noch am Morgen verlassen wir Trondheim. Nach weiteren 7-Stunden-Fahrt erreichen wir Kristiansund, die Klippfischhauptstadt. Klippfisch, der entgegen dem Stockfisch, gesalzen und in nur wenigen Tagen auf dem Felsen (klipp) getrocknet wurde. Der Stockfisch ist immer ungesalzen und trocknet monatelang an der Luft auf einem Trockengestell. Beim Stockfisch handelt es sich um den ganzen Fisch, bei dem der Kopf entfernt wurde. Der Klippfisch ist aufgeklappt. Bewegt man sich in Portugal und Südeuropa bekommt man oft Bacalao (und ähnliche Schreibweisen) angeboten. Fragt man dort heißt es stets Stockfisch.
Aufgrund einer fehlerhaften Übersetzung wird südeuropäischer Bacalao stets mit Stockfisch übersetzt, ein ganz anderes Produkt. Beides ist optisch gut zu unterscheiden. Bacalao und als Zutat der Fisch sind eindeutig Klippfisch aus der Region Kristiansund.
Kuriosum hier: Die Schiffe brauchten von Süden kommend Ballast, um nach Norden zu fahren. Man entschied sich ein wirklich rares Gut mitzubringen: Erde für den alten Friedhof von Kristiansund. So liegen auch heute noch die Toten von Kristiansund in Erde aus Südeuropa.

Tag 12 – 30.11.2022 Ankunft in Bergen

Pünktlich erreichen wir heute die wunderschöne Stadt Bergen – nach gut 5.000 See-Kilometern sind wir nach etwa 12 Tagen zurück in der zweitgrößten Stadt Norwegens.
Abschied und Ausschiffung von unserem Schiff M/S Trollfjord und Ihrer hervorragenden Crew.
Ein Transfer bringt uns zu unserem nahegelegenen Hotel mitten im Stadtzentrum.
Wir schließen die Reise mit einer zweistündigen Stadtführung durch Bergen ab.
Krönender Abschluss ist die Auffahrt mit der Fløyenbane auf den Hausberg Fløyen und einem Weihnachtsmarktbesuch in der Innenstadt.

Tag 13 – 01.12.2022 Rückflug nach Deutschland

Ein Bustransfer bringt uns zum Flughafen Bergen. Mit Lufthansa geht es über Frankfurt zu unseren Heimatzielen.

Schlusswort

Dreizehn Tage der „Schönsten Seereise der Welt“ sind vorüber, alle Gäste haben sich als sturm- und arktistauglich erwiesen. Die nächsten Seereisen können kommen, warum nicht erneut in die wundervolle Polarregion? In diesem Sinne:

Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben.

Ich hoffe, dass wir Ihnen ein paar schöne Tage auf der M/S Trollfjord der Hurtigruten bereiten konnten. Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und reisefreudig.

Auf ein Wiedersehen! Bis bald!

Ihr

Martin Büchner
Reiseleiter

und das gesamte Team von Eberhardt Travel.

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