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Arktisches Winterabenteuer mit dem Postschiff der M/S Trollfjord

Reisebericht: 06.11. – 18.11.2024

Das Postschiff M/S Trollfjord, der Reederei Hurtigruten im Dienste der norwegischen Kystrute lädt zum arktischen Winterabenteuer ein...
Eine spannende Reise in den hohen Norden...

Martin Büchner

Ein Reisebericht von
Martin Büchner


Tag 01 – 06.11.2024 Anreise nach Bergen

Hurtigruten

Als einer der ersten Kapitäne fand Kapitän Richard With im Jahr 1893 eine sichere Schifffahrtsroute entlang der norwegischen Küste, die ganzjährig befahren werden konnte. Seit nun mehr 131 Jahren wird diese Route täglich und ganzjährig betrieben. Täglich startet ein Schiff in Bergen im Südwesten und ein Schiff in Kirkenes im Nordosten Norwegens an der russischen Grenze.
Das bedeutet, dass jeder der über 30 Häfen, normalerweise täglich von einem nordgehenden und einem südgehenden Schiff angelaufen wird, täglich zur gleichen Zeit.
Sie verkehren als so genannte Reichsstraße 1 auf den nie zufrierenden norwegischen Fjorden, Sunden und Meeresgebieten. Ermöglicht wird das Ganze durch die Restwärme des Golfstroms, die das Meer ganzjährig eisfrei hält. Auch dann, wenn in vergleichbaren geographischen Breiten schon längst Packeis vorhanden ist.
Die Gebirgspässe der Europastraße 6 können aufgrund winterlicher Verhältnisse (z. B. Lawinen und Schneeverwehungen) gesperrt sein. Die Reichsstraße 1 ist immer offen. Alle Schiffe sind gebaut für arktische Wetter-Extreme, sogar mit einer Eisklasse. Dennoch nehmen die Kapitäne der Hurtigruten manchmal Rücksicht auf die Mägen und das Wohlbefinden der Gäste, so dass sie nicht in jeden Orkan fahren, obwohl sie es könnten.
Dennoch bestimmt die Natur den Takt. Manchmal werden bei Sturm Häfen ausgelassen, verbunden mit dem Ausfall von Ausflügen.
Heutzutage werden die Hurtigrutenschiffe von vielen als Kreuzfahrtschiff gesehen, dass ist so nicht richtig. Auch 2024 erfüllen sie Funktionen als Postschiff (Transport von Personen & Gütern), sie sind Frachtschiff, Fähre, aber auch Kurioses wie Café und Schwimmbad für die Lokalbevölkerung Mittel- und Nordnorwegens.
Teil der norwegischen Gesellschaft zu sein, mehr als 30 Häfen sowohl nord- als auch südgehend anzulaufen, Passagen manchmal schmaler als 50 Meter. Strecken, die an Flusskreuzfahrten erinnern und natürlich atemberaubende Natur mit schneebedeckten Bergen, Seeadlern, mit etwas Glück ein paar Walen und ebenfalls mit etwas Glück mit dem atemberaubenden Polarlicht, genau das ist Hurtigruten.

Mit Lufthansa geht es via Frankfurt nach Bergen. Ein Gast reist individuell mit der Colorline Fähre von Kiel nach Oslo und später mit der Bergenbahn von Oslo nach Bergen.
Nach Ankunft am Hurtigruten Terminal wird das Gepäck von der Hurtigruten Crew übernommen und später direkt auf die Kabinen gebracht.
Wir erkunden Bergen bei einem ersten Spaziergang und genießen einen ersten gemeinsamen Kaffee.
Am späten Nachmittag geht es zu Fuß zurück zum Hurtigruten Anleger.
Nach dem Bezug der Kabinen (ab 18.00 Uhr) und dem Abendessen legen wir um 20.30 Uhr in Bergen ab und beginnen unsere fast 5.000 km lange Seereise.

M/S Trollfjord

Unser Schiff war die M/S Trollfjord, sie wurde im Jahr 2001 gebaut, im großen Stil 2021 renoviert. Das Schiff ist offiziell für 590 Passagiere zugelassen. Es gilt mit 300 – 350 Passagieren als ausgebucht. An Bord gibt es eine Sauna und einen Fitnessraum.
Ebenfalls an Bord gibt es ein dreiköpfiges Coastal-Experience-Team, das lokales Wissen vermittelt und Ausflüge organisiert.

Tag 02 – 07.11.2024 Ålesund

In der Nacht passieren wir eine Reihe von kleinen Ortschaften wie Florø und Måløy. Am Morgen kreuzen wir das Stadshavet, das Westkap Norwegens. Hier treffen häufig kreuzende Winde aufeinander, was oft zu nettem Seegang führt. Heute Morgen ist es vergleichsweise ruhig.
Über Torvik erreichen wir die Jugendstilstadt Ålesund (lies: O-le-sün). Der ganze Tag steht uns z. B für Ausflüge oder Spaziergänge zur freien Verfügung.
Einige Gäste unternehmen einen fakultativen Hurtigruten Ausflug mit dem Schiff in Richtung Hjørundfjord, einem kleinen Bruder des berühmten Geirangerfjordes. Weniger bekannt, aber mindestens genauso schön und wesentlich unberührter und ursprünglicher.
Sehr spannend ein Ausflug in das städtische Aquarium.
Der größte Meerwassertank Nordeuropas ist dort zu finden, eingebettet in einer grandiosen Landschaftskulisse am Fjord und in der Inselwelt.
Spektakulär zu bestaunen, gibt es alles, was wir viel zu oft nur vom Restaurant-Teller kennen: Kabeljau, Köhler (Seelachs), Heilbutt, Pollak, Hering, Königskrabben usw.
Anschließend geht es noch rauf zum Hausberg Aksla mit seinem Panoramablick, den man, wenn möglich, nicht verpassen sollte.
Nach der Rückkehr aller Ausflügler entdecken wir am Nachmittag in einem gemeinsamen Spaziergang die Jugendstil-Stadt Ålesund. Die Stadt brannte im Jahr 1904 in weiten Teilen nieder. Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. organisierte schnell und unbürokratisch Spenden und Hilfen für die Stadtbewohner, unvergessen bis heute. Kaiser Wilhelm II. ist aus dieser Stadt nicht wegzudenken, man kann ihm überall auf Schritt und Tritt begegnen, selbst im Supermarkt auf der Hauptstraße.
Aufgrund des unterschiedlichen Tagesprogramms gehe ich zwei Runden durch die Stadt jeweils mit völlig unterschiedlichem Licht. Höhepunkt ist der nächtliche (nachmittägliche) Aufstieg auf den Hausberg Aksla. Erstes Polarlicht wird sichtbar. Noch vor der Ankunft in Molde zündet ein erstes Polarlicht-Feuerwerk, wie es so weit im Süden selten vorkommt. Später in der Nacht geht es über die offene Seestrecke Hustadvika nach Kristiansund.

Tag 03 – 08.11.2024 Trondheim

Am frühen Morgen erreichen wir die drittgrößte Stadt Norwegens – Trondheim. Auch diese Stadt zählt zu den Juwelen an der norwegischen Küste. Gleichzeitig ist sie eine der ältesten Städte Norwegens, gegründet im Jahr 997 vom Wikinger-König Olav Tryggvason.
Trondheim ist eine der bedeutendsten und ältesten Städte Norwegens, gleichzeitig jung und modern. Die große Universität lockt viele kluge und junge Köpfe nach Trondheim. Viele bleiben gern. So präsentiert sich die Stadt gern grün, innovativ und hochmodern. Man findet den einzigartigen Fahrradlift im Stadtteil Bakklandet, genauso wie autonome Schiffsdrohnen im Hafen oder per Stromabnehmer aufladbare Linienbusse.
Bakklandet liegt jenseits des Flusses Nid (Nidelven). Namensgeber für den alten Namen der Stadt – Nidaros – „Stadt an der Mündung des Flusses Nid“. Man findet man den Namen noch im berühmten Nidarosdom.
Von Bakklandet und dem Sykkelheis (Fahrrad-Lift) geht es über die Gamle Bybron („Die alte Stadtbrücke“) in die eigentliche Altstadt. Von der Brücke hat mit den berühmten Postkartenblick über den gezeitenabhängigen Fluss Nid mit seinen bunten, hölzernen Speicherhäusern.
Bekannt ist die Stadt für ihre gotische Kathedrale, dem Nidaros-Dom. Die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Auch heute sticht sie mit ihrer Größe noch aus den umliegenden Holzhäusermeer heraus. Die Kathedrale und die benachbarte Bischofs-Residenz zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sie wurde errichtet um die Gebeine des Heiligen Olav (König Olav II.) aufzunehmen, der in der Schlacht von Stiklestad gefallen war. Nach dem „Rosenwunder“, dass zu seiner Heiligsprechung führte. Seine anschließende Überführung in den Dom machten Nidaros zum wichtigsten Pilgerziel Skandinaviens. Strategisch optimal platziert laufen alle wichtigen Reiserouten zu Land und zu Wasser auch heute noch über Trondheim. Damals waren es die Pilgerwege – die Olavswege, die Gläubige über hunderte Kilometer über teils schwierigstes Gelände zum Dom führten. Diese Wege sind heute noch mit der Olavsrose markiert und begehbar. Pilger des 21. Jh. werden in der Pilgerherberge hinter dem Dom herzlich willkommen geheißen.
Der Nidarosdom befindet sich in einer Sichtachse mit der Munkegate (Mönchsstraße) und Munkholmen der Mönchsinsel draußen im Fjord.
Pünktlich zum Mittagessen verlassen wir Trondheim nach Norden.
Wir passieren Munkholmen, die Mönchsinsel und durchqueren den Trondheimfjord, immerhin der drittlängste Fjord Norwegens.
Weitere Tageshöhepunkte sind der achteckige Leuchtturm Kjeungskjaer fyr (lies: Che-ungs-schäer füürr) und die offene Seestrecke „Folda“.
Am Abend erreichen wir nach gut 10-stündiger Fahrt ohne Zwischenstopp Rørvik, Hauptort des Vikna-Archipels. Wieder leichtes Polarlicht, leider viele Wolken.
In der Nacht passieren wir Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna.

Tag 04 – 09.11.2024 Polarkreis – Nordland – Lofoten

Ausgerechnet am 9. November einmal den Polarkreis zu überqueren, stellt für mich einen ganz besonderen magischen Moment dar.
Am frühen Morgen überqueren wir den Nördlichen Polarkreis. Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quizz erraten werden. Gewinner erhalten eine arktische Belohnung.
Nach Definition ist der Polarkreis, der Beginn der Arktis. „Der südlichste Punkt an dem auf der Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonnenscheibe den Horizont nicht berührt. Im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mittwinter, Winterbeginn).“
Es folgt eine fantastische Fahrt entlang des nördlichen Teils der Helgelandskysten, der Märchenküste in der Provinz Nordland.
Am Mittag erreichen wir Bodø (lies: Bu-dö), der Europäischen Kulturhauptstadt 2024.
Bei einem gemeinsamen Spaziergang erkunden wir die Hauptstadt Nordlands. Entlang der neuen Promenade, Besuch des neuen Lachszentrums und Erkundung der unzähligen wunderbaren Streetart Kunstwerke, die in der gesamten Stadt verteilt sind.
Nach dem Ablegen von Bodø passieren wir Landegoda fyr, ein schöner Leuchtturm, schön klassisch. Er markiert die Ausfahrt auf die offene Seestrecke des Vestfjordes.
Am Abend erreichen wir Stamsund, unseren ersten Hafen auf den Lofoten. Später am Abend folgt Svolvaer, der Hauptort der Lofoten. Auch hier unternehmen wir einen kurzen Abendspaziergang.
Anschließend durchqueren den Raftsund, eine 26-km-lange, schmale Wasserstraße. Sie trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesterålen (lies: Vester-o-len).
Im Raftsund liegt einer der bekanntesten Abschnitte der gesamten Hurtigrutenstrecke. Von hier zweigt der gerade einmal hundert Meter breite und nur 2 km lange Trollfjord ab.
Im Winter ist es üblich, dass wir „nur“ an die Mündung des Trollfjord heranfahren und diesen mit unseren kräftigen Scheinwerfern ausleuchten, immer ein mystisches Erlebnis.
Aber wir sind nicht auf irgendeinem Schiff – nein wir sind auf der „M/S Trollfjord“, trotz Ankündigung, dass wir nur zur Mündung fahren, verzaubert uns der Kapitän mit der Einfahrt „in“ den magischen Trollfjord. Majestätische Landschaft – einfach bezaubernd.
Die unmittelbaren Felswände sind über 500 Meter hoch. Die umliegenden Berge sind über 1.000 bis 1.150 Meter hoch.

Tag 05 – 10.11.2024 Tromsø

Am Morgen erreichen wir Harstad, Hauptort des Vesterålen Archipels. Über Finnsnes (Zugang zur Insel Senja) geht es nach Tromsø, der Hauptstadt Nordnorwegens.
Mit 78.000 Einwohnern ist Tromsø auffallend groß, offiziell die größte Stadt Nordnorwegens. Hier gibt es eine große Universität, die viele Wissenschaftler und Studenten anlockt, folglich eine junge und dynamische Stadt.
Spricht man über Polarforschung oder Arktis, dann kommt man an Tromsø kaum vorbei. Nahezu alle großen Polarforschungs-Reisen in die Arktis begannen und/oder endeten in Tromsø. Da wundert es kaum, dass das Who-is-Who der Polarforschung regelmäßig hier war, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, aber auch Alfred Wegener und viele andere.
Auch unser modernes Polarforschungsschiff Polarstern des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts macht hier regelmäßig Station.
Auf dem Ausflug wird unter anderem die berühmte Eismeerkathedrale und das Polarmuseum besucht, was „Original-Stücke“ aus diversen Polarexpeditionen zeigt.
Durch das Polarmuseum angeregt unterhalten wir uns am Abend über die spannenden
Expeditions-Abenteuer des Fritjof Nansen und Roald Amundsen, den beiden bekanntesten Polar-Helden aus Norwegen.

Tag 06 – 11.11.2024 Nordkapp

Arktisches Licht und arktische Farben bei einem der letzten Sonnenaufgänge des Jahres 2024, bevor in wenigen Tagen die Polarnacht beginnt und die Sonne, dann nicht mehr über den Horizont steigt.
Wir reisen von Havøysund durch den Magerøyasund nach Honningsvåg, die mittlerweile nördlichste Stadt der Welt. Von hier startet unser Ausflug bei herbstlichem Wetter zum Nordkapp. Gemessen an der Jahreszeit herrschen gute Bedingungen, windig kalt mit Blick auf die Barentssee.
Wir bewegen uns mittlerweile in der Barentssee und überqueren den Porsangerfjord in Richtung Kjøllefjord und Mehamn. Zwischen beiden Orten umrunden wir die Nordkinn-Halbinsel an dessen Spitze das Kap Kinnarodden liegt, der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes auf 71° 7' 58,8? N.
Später passieren wir noch Berlevåg, Båtsfjord und Vardø.

Tag 07 – 12.11.2024 Kirkenes (geographischer Wendepunkt)

Am Morgen erreichen wir Vadsø, der einzige Hafen, der nur nordgehend angelaufen wird. Vadsø ist wieder die Hauptstadt der nördlichsten Provinz Finnmark.
Später erreichen wir Kirkenes = Die Kirche auf der Halbinsel (lies: Chier – ke -nes, ch wie in „lächeln“) .

Kirkenes bildet den geographischen Wendepunkt dieser Reise. Nach Vardø ist Kirkenes die zweit-östlichste Stadt Norwegens. Vardø, dass wir am späten Nachmittag anlaufen, liegt auf einer vorgelagerten Insel an der Küste, erster Hafen „südgehend“ obwohl nördlich von Kirkenes liegend.
Die russische Grenze ist zum Greifen nah. Hier verlief im Kalten Krieg und natürlich bis heute, eine der wenigen Grenzen, an dem NATO-Gebiet direkt an Russland grenzte. Der Pasvikfluss bildet die Grenze nach Russland. Nur wenig südlich liegt das etwa 100-km-lange Pasviktal. Es liegt wie ein Keil, zwischen dem westlich liegenden Finnland, der Inarisee ist nicht weit, und dem östlich liegenden Russland. Am Ende des Tals liegt das Dreiländereck an dem Norwegen, Finnland und Russland aufeinanderstoßen.
Einer der wenigen Punkt der Welt, an dem drei Zeitzonen zusammentreffen.
Kirkenes liegt sehr weit östlich, auf dem 30. Längengrad, dem gleichen Längengrad wie St. Petersburg, Kiew, Odessa und Kairo, allerdings in der gleichen Zeitzone wie Berlin und Oslo.
Das führt dazu, dass es im Herbst viel früher Dunkel wird als weiter westlich auf der gleichen geographischen Breite z. B. in Tromsø. Ende November ist es um 12.30 Uhr bereits stockdunkel.
Während es an der norwegischen Küste, gemessen an der nördlichen Breite, den ganzen Winter recht mild bleibt, Temperaturen sinken kaum unter den Gefrierpunkt, an wenigen Tagen im Jahr auch einmal -10 Grad Celsius, so haben wir in Kirkenes kontinentales Klima. Im Sommer klettert das Thermometer durchaus auf über +30 Grad Celsius, im Winter fällt es regelmäßig auch einmal auf -45 Grad Celsius.
Kirkenes liegt nahezu auf der gleichen geographischen Breite wie Tromsø, damit deutlich südlicher als das Nordkapp, ebenso liegt die Stadt im Polarlichtgürtel. Damit ein perfekter Ort für jegliche arktische Winteraktivität.

Unser Schiff wendet sich nun zunächst nach Norden und Osten, zum nordöstlichsten Punkt der Strecke, bevor es von Vardø Richtung Westen und Süden weitergeht. Ein Maß für die Strecken und Größen im Norden: Das Schiff benötigt 36 Stunden, um wieder auf der gleichen geographischen Breite zu sein (Tromsø). Die wieder existierende Provinz Finnmark (seit 1.1.2024 wieder existent), ist flächenmäßig so groß wie die Schweiz, aber nur mit 55.000 Einwohnern besiedelt.
Vardø ist ein wichtiger NATO-Stützpunkt, der durch den Konflikt mit Russland aktuell besonders stark im Fokus steht.
Am Abend kommt es zu einem spannenden Gespräch. Ein Nordnorweger betritt die Lounge an dem wir uns zu gemeinsamen abendlichen Runden treffen. Er ist ein wichtiger Protagonist in der Hurtigruten-Historie. Ich kenne ihn noch als „den Fischer von Kjølleford“, der vor einigen Jahren über 600 mal vom fahrenden RIB-Boat auf die Hurtigrutenschiffe umstieg immer mit Besonderen Gaben aus der Barentssee. Je nach Jahreszeit waren es fangfrische lebende Königskrabben oder frischer Kabeljau, der dann monatelang an Deck zum Stockfisch trocknete.
Von nun beginnt unser arktisches Abenteuer. Stürmische Winde begleiten ab jetzt bis zum Ende der Reise.

Tag 08 – 13.11.2024 Hammerfest

Am Vormittag erreichen wir Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Zurück im Europäischen Nordmeer erleben einen schönen Sonnenaufgang, wir erfahren Interessantes über die Erdgasverflüssigungsanlage Melkøya, die die Deutschland mittlerweile mit LNG (flüssiges Erdgas) versorgt.
Da der Sturm bereits sehr stark ist und wir gegen hohe Wellen fahren, erreichen wir Hammerfest verspätet und können leider nicht an Land gehen.
Über Øksfjord erreichen wir die Offene Meeresstrecke „Loppa“ – hier weht ein Orkan in Böen bis 40 m/s – 12 bft. Tromsø erreichen wir verspätet. Das Mitternachtskonzert wird zum „Nachtkonzert“. Es findet jetzt im Dom statt, der bequem zu Fuß erreicht werden kann. Gäste, die das Konzert besucht haben, waren begeistert.

Tag 09 – 14.11.2024 Vesterålen & Lofoten

Der Sturm, Wellen und ungünstige Tide bauen sich weiter auf. Unser Kapitän entscheidet, dass die Passage des Risøy-Kanals (Risøyrenna) bei diesen Bedingungen zu gefährlich ist. Wir wettern zunächst in Harstad, dem Hauptort der Vesterålen ab. Später folgen wir der „alten Hurtigrutenstrecke“ durch den Tjeldsund, vorbei an Lødingen nach Svolvær, dem Hauptort der Lofoten. Der Tjeldsund trennt im Norden die Insel Hinnøya vom Festland, im Süden Hinnøya von Tjeldøya. Hinnøya ist die größte Insel Norwegens, beide Inseln gehören zum Vesterålen Archipel. Beidseitig des Tjeldsundet liegen Berge über 1.000 Meter Höhe.
Der Tjeldsund wird von der Tjeldsund Hängebrücke überspannt, Länge 1.001 Meter, Lichte Durchfahrtshöhe 41 Meter, längste Spannweite 290 Meter.

Vorzeitig erreichen wir Svolvær, Hauptort der Lofoten. Wir haben Zeit für einen Spaziergang.
Svolvær liegt auf Austvågøya, der größten Lofoteninsel. Unser Spaziergang, bei äußerst herbstlichen Bedingungen, führt uns zur nahegelegenen Kirche und dem angrenzenden Skulpturenpark, weiter geht es über die große Brücke nach Svinøya.
Es bleibt Zeit für einen Besuch des sehenswerten Kriegsmuseums, der Magic Ice Bar oder für ein Shopping Bummel.

Am Vormittag wurden alle Gäste vom Kapitän in den Konferenzraum gebeten. Man unterrichtete uns über die bevorstehende Orkan-Situation im Süden Norwegens, insbesondere auf den offenen Meeresstrecken Folda, Hustadvika und Stadhavet. Schwere Orkanböen und Wellenhöhen im Bereich von 10 – 15 Meter zwingen uns zu einer Routenanpassung.
Erste Auswirkung spürten wir bereits seit der Barentssee und auf der Loppa (Windböen 40 m/s = Windstärke 12) und am heutigen Tag.
Orkanartiger Wind aus Nordwest (ungünstig) verhinderten die Passage durch die Risøyrenna und damit die moderne Route durch den Vesterålen Archipel. Die Häfen Risøyhamn, Sortland, Stokmarknes und die Passage durch den Raftsund konnten nicht erreicht werden.
Die Risøyrenna (Wörtlich Ris-Insel-Rinne) ist ein künstlicher Kanal, besonders schmal und flach, gleichzeitig muss eine niedrige Brücke durchfahren werden. Bei diesen Wetterbedingungen nicht möglich.
Der Tjeldsund ist eine durchaus genutzte Sturmalternative, eben die alte Hurtigrutenstrecke von 1893, die bis zur Eröffnung des Kanals regelmäßig befahren wurde.
Stamsund auf Vestvågøya muss ebenfalls gecancelt werden, da auch auf dem Vestfjord Orkan und hohe Wellen erwartet werden.
Überfahrt über den stürmischen Vestfjord nach Bodø, Hauptstadt der Nordland fylke.

Tag 10 – 15.11.2024 Abwettern in Bodø

Eine Weiterfahrt ist aufgrund der Stürme nicht möglich. Der Kapitän entscheidet, dass wir in Bodø 30 Stunden abwettern werden. Der normale Fahrplan ist so natürlich nicht mehr zu halten. Die vor uns fahrende M/S Vesterålen musste auf Höhe des Polarkreises abbrechen und nach Bodø im Norden zurückkehren. Alle Reisende der M/S Vesterålen reisen vorzeitig ab Bodø nach Hause. Teile der Vesterålen Crew berichten uns.
Unser Kapitän entscheidet in Bodø abzuwarten, aber die Reise in Trondheim zu beenden, dort abzuwettern, da eine sichere Passage im Sinne der Gäste über die Hustadvika und Stadshavet nicht möglich sei und von dort nordgehend wieder in die Route zu gehen.

Tag 11 – 16.11.2024 Nonstop Passage der Helgelandskyste

Zu Mittag starten wir zur Fahrt entlang der Helgelandsküste. Wir überqueren den Polarkreis und fahren nonstop von Bodø nach Trondheim. Ørnes, Nesna, Sandnessjøen, Brønnøysund und Rørvik müssen gecancelt werden. Stürmische Fahrt über die Folda.

Tag 12 – 17.11.2024 Ankunft in Trondheim – Flug nach Bergen

Am Morgen erreichen wir Trondheim. Gegen Mittag ist eine Sturmflut gemeldet mit sehr hohem Wasserstand, die das Potential hat den Hurtigrutenkai zu überfluten. Nicht zwingend gefährlich, eine Abreise ist dann natürlich für einige Stunden nicht möglich. Aus diesem Grund beginnt die Abreise unmittelbar nach Ankunft in Trondheim. Ein Transferbus bringt uns zum Flughafen. Hurtigruten hat neben den Transfers einen Charterflug mit Air Baltic von Trondheim nach Bergen organisiert. Alles ist hervorragend organisiert und klappt reibungslos. Die gesamte Gruppe reist im gleichen Transfer und in der gleichen Maschine nach Trondheim (es gab zwei Charterflüge).
Wir erreichen planmäßig Bergen, nur eben am Flughafen, nicht am Jektvik-Terminal. Auch am Flughafen erwartet uns ein Hurtigruten-Transfer, der uns zu unserem Clarion Hotel bringt.
Die Stadtführung mit unseren beiden Guides kann wie geplant stattfinden. Ein Spaziergang durch das weihnachtlich geschmückte Bergen. Das Ende der Stadtführung bildet der Rundgang durch das UNESCO Weltkulturerbe Bryggen – das Hansekontor.
Bergen war nie eine Hansestadt. Andere Hanse-Kontore existierten in London, Brügge, Nowgorod und Gotland.
Die Pest hatte weite Teile des für Norwegen so wichtigen Stockfisch-Handels zum Erliegen gebracht. In Ermangelung noch lebender Kaufleute bot die Hanse an den Handel (Transport der Waren) zu organisieren – im Gegenzug erhielt die Hanse vom König das Handelsmonopol auf Stockfisch. Eine wichtige Lebensgrundlage für den Handelsposten Bergen war geboren.

Im 20. und 21. Jh. erlebte Bergen einen Strukturwandel, der Kunst wurde noch mehr Raum zur Entfaltung gegeben. Berühmt ist Bergen für seine große „Streetart-Szene“. Künstler können sich mit überzeugenden Konzepten bewerben und bekommen dann ggf. große Häuserflächen dargeboten.

Wir schließen die Reise mit einem Spaziergang durch Bergen ab.
Krönender Abschluss ist die Auffahrt mit der Fløyenbane auf den Hausberg Fløyen.
Ohne eine Auffahrt war man nicht wirklich in Bergen! Ein krönender Abschluss für eine wunderbare Reise. Gemeinsames, individuelles Abendessen in der Altstadt.

Tag 13 – 18.11.2024 Rückflug nach Deutschland

Ein Bustransfer bringt uns zum Flughafen Bergen. Mit Lufthansa geht es über Frankfurt zu den Heimatzielen.


Dreizehn Tage der „Schönsten Seereise der Welt“ sind vorüber, alle Gäste haben sich als see- und arktistauglich erwiesen. Die nächsten Seereisen können kommen, warum nicht erneut in die wundervolle Polarregion? In diesem Sinne:

Vielen Dank an Euch liebe Gäste, dass Ihr Euch für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden habt.

Ich hoffe, dass wir Euch ein paar schöne Tage auf der M/S Trollfjord der Hurtigruten/Kystruten bereiten konnten. Es würde mich und uns sehr erfreuen, Euch recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen herzlich begrüßen zu dürfen.

In diesem Sinne, bleibt gesund und reisefreudig.

Auf ein Wiedersehen! Bis bald!
Vi ses og ha det bra!

Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025!
Godt nytt år 2025!

Euer

Martin Büchner
Reiseleiter

und das gesamte Team von Eberhardt Travel.

Brønnøysund, 30.12.2024

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