Hurtigruten–Kreuzfahrt mit Nordlichtgarantie!
Reisebericht: 18.11. – 30.11.2025
Was für eine Reise! Was für eine Menge an Nordlichtern! Und was für eine tolle Reisegruppe!
Wir sind ganz beseelt von dieser wundervollen Kreuzfahrt entlang der norwegischen Küste zurück gekommen.
Ein Reisebericht von
Franziska Bergmann
Anreise nach Bergen und Leinen los! an Bord der MS Polarlys
Am Morgen sind wir voller Vorfreude in Dresden gestartet und nach Frankfurt geflogen. Dort war unsere Reisegruppe vollständig – alle gut gelaunt, ein perfekter Start! Von Frankfurt aus ging es dann gemeinsam weiter nach Bergen.
In der charmanten Küstenstadt Bergen, die malerisch zwischen Meer und Bergen liegt und für ihr oft wechselhaftes, „dramatisches“ Wetter bekannt ist, wurden wir direkt in nordische Stimmung versetzt. Vom Flughafen fuhren wir zum Kreuzfahrtterminal und brachen zu einem kleinen Orientierungsrundgang auf.
Wir spazierten durch Bergen bis nach Bryggen, dem berühmten Hanseviertel mit seinen bunten, leicht schief wirkenden Holzhäusern direkt am Hafen. Bryggen gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und steht für die lange Handelstradition der alten Hansezeit – enge Gassen, knarrende Holzbalken und das Gefühl, ein bisschen in der Zeit zurückzureisen. Nach unserem Weg zurück zum Terminal fühlten wir uns schon erstaunlich heimisch in der Stadt.
Dann war es so weit: Die MS Polarlys von Hurtigruten, unser zukünftiges schwimmendes Zuhause, lief in den Hafen ein. Die Polarlys ist ein klassisches Postschiff der norwegischen Küstenroute – nicht nur Kreuzfahrtschiff, sondern auch Versorger für die kleinen Küstenorte. Genau diese Kombination macht die Reise so authentisch: Wir waren nicht nur Touristen, sondern ein kleines Stück Alltag an der norwegischen Küste.
Wir gingen an Bord, sind erst einmal angekommen, haben unsere Kabinen bezogen und fleißig Ausflüge gebucht – schließlich wollten wir unterwegs nichts verpassen. Beim ersten gemeinsamen Abendessen in Buffet-Form probierten wir uns durch die Auswahl, von „mutig-nordisch“ bis „lieber-klassisch“ war alles dabei. Satt und zufrieden ging es anschließend an Deck: Beim Ablegen stießen wir mit einem Glas Champagner an und genossen die tolle Sicht auf den erleuchteten Hafen von Bergen, der langsam hinter uns kleiner wurde. Zum anschließenden Willkommenstreffen erfuhren wir alles Wichtige zum Schiff und lernten dabei gleich die wichtige Mannschaft des Schiffes sowie unseren Expeditions-Manager Jan kennen.
In der Nacht zeigte uns dann der Nordatlantik gleich, was er kann: Es herrschte hoher Wellengang, und unser schwimmendes Zuhause tanzte ordentlich auf den Wellen. Müde vom aufregenden Tag und den vielen Eindrücken sind wir schließlich in unsere Kabinen verschwunden – gespannt darauf, was uns auf dieser besonderen Reise noch alles erwarten würde.
Ein Tag in Alesund
Am Morgen sind wir in Ålesund angekommen, einer charmanten Küstenstadt, die sich über mehrere Inseln erstreckt und von Bergen und Meer eingerahmt wird. Ålesund ist vor allem dafür bekannt, dass es nach einem großen Stadtbrand Anfang des 20. Jahrhunderts fast komplett im Jugendstil wieder aufgebaut wurde – deshalb sahen wir überall verspielte Fassaden, Türmchen und Ornamenten, fast wie aus einem Märchenbuch. In der Ferne lagen die Regionen, von denen wir schon so viel gehört hatten: der berühmte Geirangerfjord und die dramatische Bergwelt der Sunnmøre-Alpen, die diese Gegend so spektakulär machen.
Unsere Gäste hatten sich im Vorfeld ganz unterschiedliche Ausflüge gebucht. Einige zog es in den Hjørundfjord, einen weniger bekannten, aber unglaublich schönen Fjord, der tief in die Berglandschaft hineinschneidet. Er gilt als Geheimtipp für Nostalgiker und Feinschmecker: alte Traditionshotels, ruhige Dörfer und unterwegs immer wieder kulinarische Überraschungen mit lokalen Spezialitäten. Andere von uns erkundeten Ålesund lieber auf eigene Faust: Wir schlenderten an den Jugendstilhäusern vorbei, entdeckten kleine Details an den Häuserfronten und machten uns schließlich auf den Weg zum Hausberg – der Aufstieg ließ uns zwar leicht schnaufen, aber oben wurden wir mit einem fantastischen Rundblick belohnt: Inseln, Meer, Berge – und mittendrin die Stadt. Wir standen einfach da, schauten in die Runde und dachten: „Ja, genau deswegen sind wir hier.“
Zusammen mit der tiefstehenden Sonne ergaben sich unglaubliche Lichtstimmungen – von silbergrau bis zartrosa. Unsere Kameras machten Überstunden, und manchmal mussten wir einfach nur still dastehen und genießen.
Am späten Nachmittag trafen wir uns zur Ausflugspräsentation für unsere nordwärtsgehende Reise mit dem Expeditionsteam. Jan, unser Mann für (fast) alles, nahm uns gleich mit seiner Art für sich ein. Er zeigte uns auf Karten, welche Gebiete wir besuchen würden, erklärte unsere Hafenaufenthalte, erzählte vom Wetter, streute einen kleinen Norwegisch-Sprachkurs ein und würzte das Ganze mit Geschichten über Kunst, Kultur und Musik an der Küste. Wir hörten zu und wurden von Minute zu Minute neugieriger auf das, was noch kam.
Nach dem Abendessen ließen wir den Tag gemeinsam in der Bar auf Deck 7 ausklingen. Die Stimmung war entspannt, es wurde erzählt, gelacht und natürlich auf diesen schönen Tag mit Akvavit angestoßen. Als extra Highlight gab es eine Verkostung von gepökelter Lammkeule – einer würzigen nordischen Spezialität. Die einen waren sofort begeistert, die anderen probierten erst vorsichtig, aber am Ende waren wir uns einig: Das passte perfekt zu diesem Tag voller neuer Eindrücke. Müde, zufrieden und mit vielen schönen Bildern im Kopf sind wir schließlich in unsere Kabinen gegangen – und hatten das Gefühl, dem Norden ein gutes Stück näher gekommen zu sein.
Trondheim, Miesmuscheln und endlich Nordlichter
Nach dem Frühstück hatten wir schon das nächste Highlight vor uns: Wir trafen uns auf Deck 7 am Heck, gut eingepackt in Jacken und Mützen, um den Interessenpunkt Munkholmen zu sehen. Diese kleine Insel vor Trondheim sah auf den ersten Blick ganz idyllisch aus – dabei hatte sie eine ziemlich bewegte Vergangenheit hinter sich: früher Hinrichtungsstätte, später Kloster, Festung und Gefängnis. Während wir auf die Insel blickten und mehr darüber erfuhren, stellten wir uns vor, wie viel Geschichte sich auf so wenigen Quadratmetern abspielen konnte.
Anschließend begegneten wir der MS Nordnorge, einem Schwesterschiff auf der Hurtigruten-Route. Es fühlte sich ein bisschen an wie ein Treffen unter alten Bekannten: Wir winkten uns zu, machten Fotos und hatten das Gefühl, Teil einer kleinen Gemeinschaft auf dieser legendären Postschiff-Strecke zu sein.
Dann liefen wir in Trondheim, der ehemaligen Wikingerhauptstadt, ein. Die Stadt empfing uns mit einer Mischung aus Geschichte, Studentenvibe und nordischer Gelassenheit. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg entlang des Nidelva, des Flusses, der sich elegant durch Trondheim schlängelt. Unser Ziel war die sogenannte „Liebesbrücke“ – eine Brücke, von der aus wir einen tollen Blick auf die bunten, alten Lagerhäuser am Flussufer hatten. Die Holzgebäude standen auf Pfählen im Wasser, leuchteten in verschiedenen Farben und wirkten fast wie ein Norwegen-Puzzle, das jemand extra hübsch zusammengesetzt hatte.
Von dort ging es weiter zum Nidarosdom, den wir uns von außen anschauten. Die Frontfassade war beeindruckend: ein riesiges, detailliertes Steinportal mit unzähligen Figuren, Verzierungen und Spitzbögen. Der Nidarosdom ist Norwegens Nationalheiligtum und jahrhundertelang ein wichtiger Pilgerort gewesen – allein vor dieser Fassade zu stehen, fühlte sich an, als würde man direkt vor einem Geschichtsbuch stehen, nur eben aus Stein.
Zurück an Bord freuten wir uns auf das Mittagessen – frische Luft macht bekanntlich hungrig. Nach dem Essen ging es weiter im Programm: Wir bekamen einen Vortrag über praktische Fototipps für Nordlichter und und welche Kameraeinstellungen am besten funktionieren. Mit jeder Minute wurde uns klar: Wir kamen immer mehr in die Region, in der das Nordlicht möglich war – und unsere Vorfreude stieg entsprechend.
Am Nachmittag gab es ein weiteres Highlight: Auf Deck 7 am Heck wurden frische Miesmuscheln serviert – dazu einen wärmenden Glühwein in der Hand, die kalte Luft im Gesicht und das Meer rundherum.
Später fuhren wir am Kjeungskjær-Leuchtturm vorbei, einem knallroten, markanten Leuchtturm mitten auf einem Felsen im Meer. Er sah aus, als hätte jemand ein kleines Haus direkt auf einen Felsen gesetzt und gesagt: „So, hier bleibst du jetzt stehen.“ Ein perfektes Fotomotiv – und wieder einmal eine dieser typisch norwegischen Szenen zwischen Wasser, Wind und Einsamkeit.
Wie jeden Tag trafen wir uns auch diesmal wieder mit dem Expeditionsteam für aktuelle Infos, Wetterbericht und einen kleinen Sprachkurs. Wir übten norwegische Wörter und bekamen spannende Hintergründe zu den Orten, die wir passierten.
Am Abend genossen wir ein gemeinsames Essen mit norwegischen Spezialitäten, darunter sogar Rentierkäse. Die Geschmäcker waren geteilt – aber genau das machte es ja spannend.
Und dann kam der Moment, auf den wir insgeheim alle gehofft hatten: Die ersten Nordlichter wurden gesichtet! Wir standen an Deck, schauten in den Himmel und sahen diese grünen Schleier, die sich langsam bewegten, als würden sie tanzen. Wir waren völlig aus dem Häuschen. Ins Bett konnten wir danach kaum gehen, aus Angst, noch mehr Nordlichter zu verpassen. Also blieben wir noch etwas wach und beobachteten fasziniert den Himmel.
Polarkreis, Bodö, und Trollfjord
Früh am Morgen haben wir den Polarkreis überquert – ein echter Gänsehautmoment, auch wenn es noch komplett dunkel war. Damit wir ihn nicht „verpassen“, wurde die berühmte Linie vom Schiff aus angestrahlt, und wir standen an Deck, dick eingepackt, und wussten: Jetzt waren wir offiziell im Reich der Nordlichter angekommen.
Nach dem Frühstück ging es gleich weiter mit dem nächsten Highlight: den Königskrabben. Im Bistro wurden sie aus dem Aquarium geholt, und wir erfuhren ihre Geschichte – wie diese beeindruckenden Tiere einst von Russland aus in die Barentssee kamen, wie riesig sie werden können und warum sie heute als besondere Delikatesse gelten. Wir staunten nicht schlecht über diese gewaltigen Scheren.
Ein absoluter Höhepunkt des Tages war die Polarkreiszeremonie. Der nordische Gott des Meeres Njord (Njörðr) kam höchstpersönlich an Bord – na gut, sagen wir: in sehr überzeugender Verkleidung – und wer mochte, durfte sich taufen lassen. Dabei lief uns eiskaltes Wasser den Rücken hinunter, und wir quietschten, lachten und froren gleichzeitig. Zur Belohnung gab es einen kleinen Schnaps zum Aufwärmen, und wir fühlten uns danach ziemlich stolz: Polarkreis-getauft, jetzt konnte uns so schnell nichts mehr schrecken. Kurz darauf gab es noch einen Termin für die echten Sammler unter uns: den Erwerb der Polarkreisbriefmarken mit Sonderstempel. Unser Hotelmanager Marco spielte den Postbeamten so überzeugend, dass wir uns kurz gefragt haben, ob er in einem früheren Leben wirklich am Schalter gearbeitet hat.
Später erreichten wir Bodø, eine wichtige Stadt nördlich des Polarkreises, umgeben von Meer, Bergen und der berühmten Küstenlandschaft Nordnorwegens. Unsere Gäste hatten die Wahl: individuell durch die Stadt streifen, an einem Ausflug zu den Sami, den indigenen Bewohnern des Nordens, teilnehmen oder eine Küstenwanderung unternehmen. Während die einen mehr über Rentierhaltung, Traditionen und Kultur der Sami erfuhren, genossen andere die frische Luft und die Weite der Küstenlandschaft – und alle kamen mit roten Wangen und neuen Geschichten zurück.
Wieder an Bord lauschten wir einem Vortrag über die Wikinger. Wir erfuhren, wie diese Seefahrer wirklich lebten, dass sie nicht nur gefürchtete Krieger, sondern auch geschickte Händler und Entdecker waren. Später versorgte uns das Expeditionsteam wie gewohnt mit aktuellen Infos, Wetter und spannenden Hintergründen, sodass wir uns immer besser in „ihrem“ Norwegen zurechtfanden.
Am Abend legten wir im verschneiten Svolvær an, dem Herz der Lofoten. Wir hatten Zeit für einen kleinen Rundgang: verschneite Straßen, Lichter, die sich im Wasser spiegelten, und diese typische Mischung aus Fischerort und gemütlicher Kleinstadt.
Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages durften wir noch frische Fischfrikadellen probieren – warm, würzig und perfekt gegen die Kälte. Während wir weiterfuhren, schipperten wir am Trollfjord vorbei. Sein enger Eingang wurde von der Schiffsbeleuchtung erhellt und tauchte die Felswände in ein geheimnisvolles Licht. Wir standen an Deck, schauten in die dunkle Schlucht und hatten das Gefühl, dass hinter der nächsten Felskurve jederzeit ein Troll hervorschauen könnte. Müde, glücklich und ein bisschen verzaubert sind wir schließlich in unsere Kabinen gegangen – wieder um einen unvergesslichen Nordlandtag reicher.
Fram–Expedition, Linedance und Ausflug in Tromsø
Am Vormittag hatten wir wieder „Kopfkino mit Gänsehaut“: Expeditions-Manager Jan nahm uns in einem spannenden Vortrag mit auf die Fram-Expeditionen. Wir hörten von waghalsigen Polarreisen, mutigen Forschern, unglaublicher Kälte und einem Schiff, das extra dafür gebaut wurde, im Eis zu überleben. Während Jan erzählte, konnten wir uns richtig vorstellen, wie es gewesen sein musste, monatelang im Packeis festzustecken – und plötzlich fühlten sich unsere warmen Pullover und der heiße Tee an Bord noch ein bisschen kostbarer an.
Später legten wir einen kurzen Halt in Finnsnes ein – und wurden dort buchstäblich „angefroren“. Es waren unglaubliche minus 19 Grad Lufttemperatur. Beim ersten Schritt nach draußen blieb uns fast die Luft weg. Das Meer war tatsächlich wärmer als die Luft, und so lag ein dampfender Nebelschleier über der Wasseroberfläche. Es sah aus, als würde das Meer leise vor sich hin rauchen – ein fast mystischer Anblick, der uns gleichzeitig frieren und staunen ließ.
Zum Glück gab es im Anschluss eine Möglichkeit, sich wieder aufzuwärmen – und zwar auf die lustige Art: Linedance mit Isabela. Wer wollte, stellte sich in Reihe und ließ sich Schritt für Schritt in die Choreografie einführen. Die einen tanzten ziemlich souverän, andere lachten mehr über ihre eigenen Füße als über die Musik – aber genau das machte es so schön.
Zwischendurch ließen wir auch einfach mal die Seele baumeln und genossen die vorbeiziehende Schneelandschaft. Verschneite Hügel, kleine Häuser, vereiste Küsten – vor den Fenstern des Schiffs zog ein nordisches Winterbilderbuch vorbei, und wir konnten uns kaum sattsehen.
Nach dem Mittagessen erreichten wir Tromsø. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber schon wieder am Dämmern – typisch Norden im Winter. Das bläulich-graue Licht legte sich über die Stadt und verlieh allem eine fast märchenhafte Stimmung.
Ein Großteil unserer Eberhardt-Reisegruppe nahm am Eberhardt-Ausflug in Tromsø teil. Unsere Reiseleiterin begrüßte uns am neuen Kreuzfahrtterminal, und wir machten es uns im Minibus bequem – los ging’s Richtung Eismeerkathedrale.
Schon von außen wirkte sie beeindruckend: Diese markante, dreieckige Form aus Beton und Aluminium erinnerte uns an einen Eisberg oder ein Zelt im Schnee. Die Eismeerkathedrale, offiziell Tromsdalen Kirche, war in den 1960er-Jahren gebaut worden und galt heute als eines der Wahrzeichen Tromsøs.
Sie stand leicht erhöht auf einem Hügel, sodass sie wie ein leuchtendes Symbol über dem Stadtteil wachte. Wir erfuhren, dass der Architekt Jan Inge Hovig mit der Form an die arktische Natur erinnern wollte – an Eis, Berge und vielleicht auch an die Insel Håja vor der Küste. Von außen wirkte sie wie ein leuchtender Eisberg in der Winterlandschaft. Besonders beeindruckend fanden wir die riesige Glasfront, hinter der sich im Inneren ein großes Glasmosaik befand, das „Die Wiederkehr Christi“ darstellen sollte.
Nach einem kleinen Rundgang ging es weiter durch das kompakte Zentrum der Stadt.
Wir besuchten das Polarmuseum, wo wir noch mehr über Polarforscher, Jagdgeschichten, Expeditionen und das Leben im hohen Norden erfuhren. Alte Ausrüstung, historische Fotos und spannende Erzählungen ließen uns einmal mehr staunen, wie hart und gleichzeitig faszinierend das Leben in diesen Breiten sein kann. Anschließend unternahmen wir noch einen kurzen Rundgang im Stadtzentrum – vorbei an gemütlichen Holzhäusern, kleinen Geschäften und dem Gefühl, in einer lebendigen, aber dennoch entspannten Nordmetropole zu sein.
Zurück an Bord und nach dem Abendessen glaubten wir eigentlich, der Tag sei kaum noch zu toppen – aber Norwegen setzte noch einen drauf: Wir konnten Polarlichter bis tief in die Nacht bewundern. Grünliche Schleier, die sich über den Himmel zogen, mal zart, mal kräftig, mal wie ein Vorhang, mal wie tanzende Wellen. Es war schlicht atemberaubend. Wir konnten uns kaum lösen, weil wir Angst hatten, auch nur einen dieser magischen Momente zu verpassen. Irgendwann sind wir dann doch müde, aber überglücklich ins Bett gefallen – mit Nordlichtbildern im Kopf, die uns wahrscheinlich noch lange begleiten werden.
Das verschneite Nordkapp
Am Morgen trafen wir uns wieder am Heck des Schiffes – gut eingepackt, die Nasen ein bisschen rot, aber bester Stimmung. Auf dem Programm stand der Interessenpunkt Magerøysundet. Diese Meerenge trennt die Insel Magerøya, auf der das berühmte Nordkap liegt, von der Halbinsel Porsanger auf dem norwegischen Festland. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würden wir durch ein Tor ins „richtige“ Nordkapland fahren. Während wir über das Wasser blickten, ahnten wir schon: Heute würde ein ganz besonderer Tag werden.
Fast gleichzeitig konnte man sich bei unserem Kreuzfahrtdirektor Marco wieder Nordkap-Briefmarken und den passenden Poststempel sichern. Marco ging dabei so in seiner Rolle als „Postbeamter“ auf, dass wir jedes Mal schmunzeln mussten. Die Sammlerherzen in unserer Gruppe schlugen höher – so eine Polarreise will schließlich auch philatelistisch ordentlich dokumentiert sein.
Nach einem gemütlichen Brunch erreichten wir Honningsvåg, das Tor zum Nordkap. Von hier aus starteten wir zu unserem Ausflug zum verschneiten Nordkap. Die Fahrt durch die Winterlandschaft war schon ein Erlebnis für sich: Schneefelder, karge Hügel, ab und zu ein Haus – genau so hatten wir uns die Arktis vorgestellt. Am Nordkap angekommen, zog es natürlich alle zuerst zum berühmten Globus, dem Wahrzeichen auf der Klippe. Die verschneite Landschaft und der Blick hinaus aufs Dunkelgrau der Barentssee verliehen dem Ganzen eine fast magische Stimmung. Sogar Schneeengel wurden gestaltet – der Beweis, dass man für so etwas nie zu alt ist.
In der Nordkaphalle schauten wir uns den imposanten Film über die Nordkapregion an. Auf der Leinwand wechselten sich Sommer, Winter, Sturm, Mitternachtssonne und Nordlichter ab – und wir bekamen einen Eindruck davon, wie extrem und gleichzeitig faszinierend das Leben hier am Ende Europas sein kann. Als wir wieder hinausgingen, hatten wir das Gefühl, diesem Ort ein Stückchen näher gekommen zu sein. Beseelt und glücklich fuhren wir zurück zum Schiff. Dort warteten schon warmer Apfelkuchen und heiße Schokolade auf uns – ein Traum nach diesem kalten, aber wunderschönen Ausflug.
Vor uns lag nun eine offenere Seestrecke auf der Barentssee. Wir hatten mit ordentlich Seegang gerechnet, aber zu unserer Überraschung schaukelte es gar nicht so doll, wie erwartet. So konnten wir den Abend ganz entspannt ausklingen lassen. Später trafen wir uns zum Filmmusik-Quiz – und legten uns mächtig ins Zeug. Auch wenn wir am Ende nicht gewonnen haben, schnitten wir doch recht gut ab und hatten vor allem jede Menge Spaß dabei, Melodien zu erraten und manchmal wild zu spekulieren.
Kirkenes – Der eiskalte Wendepunkt
Am Morgen erreichten wir Kirkenes, den Wendehafen unserer Kreuzfahrt. Plötzlich waren wir wirklich „am Ende Norwegens“ angekommen: Kirkenes lag ganz weit im Nordosten des Landes, am Fjordarm des Barentsmeeres, nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt und sogar weiter östlich als manches in Mitteleuropa.
Hier endete auch die klassische Hurtigruten-Route – für uns fühlte es sich ein bisschen so an, als wären wir nun wirklich am äußersten Rand der Karte gelandet. Gleichzeitig galt Kirkenes als eine Art „Hauptstadt der Barentsregion“, in der norwegische, russische und finnische Einflüsse zusammenkamen.
Draußen herrschten sagenhafte minus 22 Grad, und trotzdem wartete auf die Ausflugsgäste ein buntes Programm. Einige von uns hatten einen Ausflug zum Schneehotel gebucht – ein Wintermärchen aus Eis und Schnee, mit kunstvollen Skulpturen und Zimmern, die aussahen wie aus einem Eispalast. Andere entschieden sich für eine Hundeschlittentour und kamen den kuscheligen Huskys ganz nah. Das freudige Bellen, die Energie der Hunde und das Gleiten des Schlittens durch die weiße Landschaft sorgten für strahlende Gesichter – auch wenn so mancher Schal danach etwas vereister aussah als vorher.
Mittags waren wir wieder an Bord, und die Rückmeldungen klangen alle gleich: hellauf begeistert. Egal ob Schneehotel oder Huskys – dieser Vormittag hatte bei allen Eindruck hinterlassen. Inzwischen wurde es schon wieder deutlich dunkler. Es war Polarnacht und Winter, die Sonne schaffte es nicht über den Horizont, und das Tageslicht verwandelte sich schnell in ein tiefblaues Dämmerlicht. Genau das verlieh der ganzen Szenerie ihren ganz besonderen Zauber.
Am Nachmittag stand eine Infoveranstaltung über die Ausflüge für die südgehende Route auf dem Programm. Wir erfuhren, welche Orte uns auf dem Rückweg erwarten würden, welche Aktivitäten möglich waren und worauf wir uns besonders freuen konnten. Danach blieb Zeit, einfach das Leben an Bord zu genießen – in der Lounge sitzen, hinausschauen, plaudern, lesen oder einfach nur träumen.
Und dann waren sie wieder da: die Polarlichter! Dieses Mal so prächtig und intensiv wie noch an keinem Tag zuvor. Grün leuchtende Bögen, die sich über den Himmel spannten, Wellen, die tanzten und immer wieder ihre Form wechselten. Wir standen staunend am Heck, froren ein wenig, aber das war in dem Moment völlig egal. Es war sogar so hell und kräftig, dass man die Nordlichter filmen konnte – ein echtes Geschenk, denn normalerweise lassen sie sich ja nur schwer so einfangen.
In Vardø hatten wir später kurz Zeit, uns an Land die Füße zu vertreten. Ein kleiner Rundgang durch die verschneiten Straßen, frische Luft tief einatmen, einmal drehen, alles aufsaugen – und schon ging es weiter.
Nach dem obligatorischen Treffen mit dem Expeditionsteam, dem Abendessen und einem Film über Nordlichter wussten wir nun auch wissenschaftlich etwas mehr: über ihre Entstehung, die verschiedenen Farben und darüber, warum sie mal schüchtern und mal spektakulär auftreten.
Einige Häfen folgten noch in der Nacht, dazu hier und da noch ein paar kleinere Nordlichter am Himmel – wie ein leiser, grüner Vorhang zum Abschied dieses Tages. Irgendwann siegte dann doch die Müdigkeit. Wir krochen zufrieden in unsere Betten, ein bisschen durchgefroren, aber innerlich ganz warm vor lauter Eindrücken – und mit dem Gefühl, dem hohen Norden erneut ein Stück näher gekommen zu sein.
Hammerfest – Die nördlichste Stadt der Welt & Mitternachtskonzert in Tromsø
Es wurde heute einfach nicht hell. Vom frühen Morgen an lag eine besondere Stimmung über allem – die Landschaft und das Wetter hatten eine gewisse Dramatik. Dunkelgrauer Himmel, Schnee, Nebel und das fahle Licht der Polarnacht ließen Meer und Küste fast geheimnisvoll wirken. Wir saßen an Bord, schauten hinaus und hatten das Gefühl, in einem schwarz-weißen Film mitspielen zu dürfen, in dem ab und zu ein paar Lichter Farbtupfer setzten.
So nebelig wie es war, konnten wir den Interessenpunkt Melkøya nur schemenhaft erkennen. Die Insel tauchte wie ein verschwommener Schatten aus dem Dunst auf. Dennoch erfuhren wir mehr über die LNG-Produktion dort – wie Erdgas aus der Barentssee angelandet, verarbeitet und als Flüssiggas weitertransportiert wird. Dazu wurde uns der berühmte Energiekaffee serviert, und der tat wirklich allen gut: ein kleiner kräftiger Schluck in der Tasse, ein großer Schub Wärme und Wachheit im Körper.
Am späten Vormittag erreichten wir das verschneite Hammerfest, eine der nördlichsten Städte der Welt. Wir unternahmen einen gemeinsamen Spaziergang: zuerst hinauf zur Kirche, die mit ihrer modernen Architektur einen schönen Kontrast zur winterlichen Umgebung bildete, dann weiter zur kleinen Kapelle – dem ältesten Gebäude der Stadt. Von dort gingen wir zu den Wiederaufbauhäusern, die davon erzählten, wie Hammerfest nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut wurde. Im Stadtpark legten wir einen kurzen Stopp ein, atmeten die kalte, klare Luft ein und machten uns schließlich wieder auf den Weg hinunter zum Hafen. Dort blieb noch etwas Zeit, im Shoppingcenter ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Währenddessen begann es wieder zu schneien. Die Flocken tanzten in der Luft, und der Tag wirkte gleich noch ein bisschen nordischer.
Nach dem Mittagessen lauschten wir einem Vortrag über die Geschichte der Hurtigruten. Wir erfuhren, wie die Postschiffe einst als lebenswichtige Verbindung zwischen den abgelegenen Küstenorten entstanden, wie sich die Route im Laufe der Jahrzehnte entwickelte und warum sie bis heute für viele Menschen im Norden viel mehr als „nur“ eine Schiffsverbindung ist. Es war spannend zu hören, dass wir nicht einfach auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs waren, sondern auf einem Stück lebendiger norwegischer Geschichte.
Danach war Zeit zum Genießen: in der Lounge sitzen, einen Tee oder Kaffee trinken, hinausschauen in die dunkle, schneeverhangene Landschaft, vielleicht ein bisschen lesen oder einfach nur dösen. Währenddessen merkten wir, dass der Seegang spürbar rauer wurde – das Schiff hob und senkte sich sanft, manchmal ein wenig kräftiger, sodass wir beim Aufstehen automatisch nach der Stuhllehne griffen. Später trafen wir wie gewohnt das Expeditionsteam und freuten uns besonders auf das Sami-Abendessen. Es gab typische Spezialitäten aus der Küche der Sami, und wir lernten wieder ein kleines Stück mehr über die Kultur des indigenen Volkes des Nordens – mit vielen Eindrücken für Augen, Ohren und Gaumen.
Zur Unterhaltung bis zum nächtlichen Hafen Tromsø gab es eine Rommé-Runde zum Zeitvertreib. Karten klapperten auf dem Tisch, es wurde erklärt, gelacht, ein bisschen geflunkert. :-)
In der Nacht erreichten wir erneut Tromsø. Diesmal erlebten wir die Stadt in einem ganz anderen Licht – nämlich im nächtlichen. Einige Gäste unternahmen einen Spaziergang zur Tromsø Domkirke, der hübschen Holzkirche im Zentrum, und erlebten ein besonderes Mitternachtskonzert. Andere drehten noch eine kleine Runde durch die stille Stadt. Lichter spiegelten sich im Schnee und im Wasser, und die Straßen wirkten ruhiger, fast vertraut, als hätten wir Tromsø schon ein bisschen ins Herz geschlossen.
Schließlich kehrten wir auf das Schiff zurück. Müde, aber zufrieden, mit vielen Bildern vom dunklen, dramatischen Wintertag im Kopf, sagten wir: Gute Nacht, Norden – und krochen in unsere Betten, während draußen das Schiff leise weiter durch die Polarnacht glitt.
Vesterålen & Lofoten
Am Morgen nahmen viele unserer Eberhardt-Gäste am Ausflug in die Inselwelt der Vesterålen ab Harstad teil. Die Vesterålen sind eine Inselgruppe nördlich der Lofoten – bekannt für ihre dramatische Küstenlandschaft, tiefe Fjorde, kleine Fischerorte und eine reiche Tierwelt mit Walen, Seeadlern und Rentieren.
Unser erster Halt war die Kirche in Trondenes, wo wir eine kurze Andacht nur für uns Hurtigruten-Gäste erleben durften. In der stillen, nordischen Atmosphäre, umgeben von Schnee und Meer, wirkte das Ganze sehr besonders – ein ruhiger, fast feierlicher Start in den Tag.
Anschließend besuchten wir das Historische Zentrum Trondenes, ein Museum, das die Geschichte der Region über mehr als 1.000 Jahre erzählt – von der Steinzeit über die Wikingerzeit und das Mittelalter bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Mit Bildern, Filmen und Ausstellungsstücken bekamen wir ein Gefühl dafür, wie wichtig diese Gegend einst als Machtzentrum in der Wikingerzeit war und wie sich das Leben im Norden im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.
Danach fuhren wir weiter entlang der wunderschönen Fjordlandschaft des Kvæfjords. Links und rechts schneebedeckte Hänge, dazwischen das stille Wasser – und mittendrin wir, gemütlich im Bus. Unterwegs entdeckten wir tatsächlich Rentiere, die ganz entspannt in der Nähe des Straßenrands durch den Schnee stapften. Einige hatten sogar das Glück, beim Vorbeifahren einen Elch im Gebüsch zu erspähen – wir waren allerdings so schnell wieder weitergefahren, dass er für andere eher ein „Hast-du-ihn-gesehen-oder-nicht?“-Diskussionsthema blieb.
In Refsnes setzten wir mit einer Fähre über den Fjord. An Bord warteten Kaffee, Tee und Gebäck auf uns, und so genossen wir die kurze Überfahrt doppelt – draußen die Landschaft, drinnen Wärme und Kuchen. Das Licht war an diesem Tag einfach zauberhaft: Die Sonne kam zwar nicht über den Horizont, aber das Dämmerlicht tauchte Fjord und Berge in sanfte Blau- und Rosatöne. Es sah aus, als hätte jemand einen Filter über die Welt gelegt – eine richtige Zauberlandschaft.
Unterwegs entdeckten wir sogar noch einen Seeadler, der majestätisch über dem Wasser kreiste.
Schließlich erreichten wir Sortland, die größte Stadt der Vesterålen. Sortland ist ein regionales Zentrum und trägt den Beinamen „die blaue Stadt am Sund“, weil viele Gebäude in verschiedenen Blautönen gestrichen sind – ein Kunstprojekt, das die Stadt in ein großes, blaues Gesamtkunstwerk verwandelt hat. Ein ganz besonderes Erlebnis wartete auf uns: Wir überquerten mit dem Bus die Brücke genau in dem Moment, als unsere MS Polarlys unter uns hindurchfuhr. Wir winkten wie wild nach unten, und vom Schiff aus wurde uns ebenso begeistert zurückgewinkt. Dieser „Wir oben, Schiff unten“-Moment fühlte sich an wie eine perfekt einstudierte Szene – war aber einfach nur wunderbar getimtes Reiseglück durch unsere Busfahrer.
Wieder an Bord gab es eine kleine Trockenfisch-Kostprobe – natürlich im Freien, „wegen des Duftes“. Wer sich traute, probierte ein Stück des typisch nordnorwegischen Stockfischs. Die Reaktionen reichten von „Köstlich!“ bis „Interessant, aber einmal reicht“, doch allein das gemeinsame Probieren hat schon Spaß gemacht.
Nachdem wir in Stokmarknes angekommen waren, nutzten einige Gäste die kurze Zeit, um das Hurtigruten-Museum mit der MS Finnmarken zu besuchen oder einen kleinen Spaziergang durch den Ort zu machen. Im Hurtigruten-Museum steht die ehemalige Küstenexpress-Fähre MS Finnmarken (Baujahr 1956) an Land – eingebettet in ein modernes Schutzgebäude aus Glas. Man kann an Bord gehen, über Brücke, Decks und durch alte Kabinen laufen und dabei in die Geschichte der legendären Postschiffroute eintauchen.
Da für den weiteren Verlauf des Tages ordentlich Seegang angekündigt war, wurde das restliche Bordprogramm etwas angepasst. Sicherheit und Wohlbefinden gehen eben vor. Doch bevor wir uns um Wellen Gedanken machen mussten, schenkte uns Norwegen noch einmal etwas fürs Herz: Auf der Fahrt durch den Tengelfjord zeigten sich erneut schöne Nordlichter. Zarte grüne Bögen spannten sich über den Himmel, und wir standen einmal mehr staunend an Deck und ließen das Schauspiel auf uns wirken.
Danach ging es zum schnellen Abendessen und zu einem kurzen Halt in Svolvær. Wir waren innerlich schon ein wenig auf „Achterbahnmodus“ vorbereitet – aber die ganz großen Wellen blieben zum Glück aus. So konnten wir den Tag vergleichsweise entspannt beschließen, froh über all die Erlebnisse auf den Vesterålen und dankbar, dass uns der Nordatlantik an diesem Abend gnädiger gestimmt war als angekündigt.
Polarkreisüberquerung, Brückenbesuch & Norwegens Mitte in Brønnøysund
Entlang der Helgelandsküste begleiteten uns an diesem Tag wieder einmal grandiose Landschaften. Inseln, Schären, schneebedeckte Gipfel und kleine Höfe am Ufer zogen an uns vorbei – eine dieser Strecken, bei denen man gar nicht weiß, ob man zuerst staunen, fotografieren oder einfach nur schauen soll.
Früh am Morgen stand ein besonderer Moment an: unsere erneute Überquerung des Polarkreises – natürlich wieder mit kleiner Zeremonie. Endlich waren wir wieder „in der Karibik“ 😄 – so nannten wir scherzhaft den Bereich um den Polarkreis herum, in dem an Bord erfahrungsgemäß die Stimmung besonders ausgelassen war. Dieses Mal mussten alle teilnehmenden Gäste einen Schluck Lebertran kosten. Die Gesichter waren unbezahlbar: von tapfer-neutral über „ich schaffe das“ bis hin zu „oh weh!“. Zur Freude aller durfte man seinen Löffel behalten – was für ein herrlich originelles Andenken an unsere Polarkreis-Taufe.
Anschließend stellten sich die Schiffsoffiziere für eine kleine Signierstunde zur Verfügung. Wer wollte, ließ sich Bordkarten, Bücher oder die Polarkreisurkunde unterschreiben, holte sich ein Erinnerungsfoto ab und hatte die Gelegenheit zu einem kurzen Plausch. Es war eine schöne, persönliche Begegnung mit den Menschen, die uns so sicher durch den Norden steuerten.
Nach einem kurzen Halt in Sandnessjøen, bei dem sich einige Gäste wieder die Beine vertraten und die tollen blauen Gemälde an den Hausfassaden fotografierten, ging es weiter entlang der Küste. Auf der Weiterfahrt erzählte uns Jan auf Deck 7 am Heck Wissenswertes über die Bergkette der Sieben Schwestern. Diese markanten Gipfel liegen wie eine Kette entlang der Küste und haben natürlich ihre eigenen Sagen und Geschichten. Das windig-kalte Wetter hielt allerdings nur die Mutigsten länger draußen – wir standen eingemummelt an der Reling, ließen uns den Wind um die Nase wehen und verfolgten die vorbeiziehenden Landschaften.
Am Nachmittag wartete ein kleines, aber feines Highlight auf uns: Im Hafen von Brønnøysund durften wir die „heiligen Hallen“ des Kapitäns, also die Brücke der MS Polarlys, besuchen. Gemeinsam mit Jan begutachteten wir die Instrumente: Radarbildschirme, Steuerstand, Funkanlagen – das ganze technische Herz des Schiffes. Durch die großen Fenster bot sich ein fantastischer Blick nach vorn; hier oben wurde uns noch einmal bewusst, wie viel Konzentration und Erfahrung nötig sind, um das Schiff sicher durch Fjorde, Inseln und enge Passagen zu steuern.
Anschließend wagte jeder, der wollte, trotz etwas eisigen Wetters den Weg zum Mittelpunkt Norwegens, der in der Nähe von Brønnøysund markiert ist. Dick eingepackt stapften wir durch die Kälte, machten Erinnerungsfotos am Schild und freuten uns ein bisschen darüber, nun offiziell „mittendrin“ in Norwegen gewesen zu sein.
Am Abend erwartete uns dann schon das köstliche Farewell Dinner. Bei einem festlichen Menü, vielen Gesprächen und einem Hauch Wehmut genossen wir die gemeinsamen Stunden.
Der letzte Tag an Bord der MS Polarlys
Am letzten Tag an Bord der MS Polarlys lag schon am Morgen ein bisschen Abschiedsstimmung in der Luft. Früh machten wir Halt in Trondheim, und während wir aus dem Hafen hinausfuhren, begegneten wir der MS Nordlys. Wie alte Bekannte winkten wir uns gegenseitig zu. Und dann passierte es: Wir sahen das erste Mal seit Tagen wieder die Sonne. Sie stand zwar niedrig, aber ihr Licht brach durch die Wolken – und plötzlich wirkte alles ein kleines bisschen freundlicher und wärmer.
Natürlich durfte auch am letzten Tag ein Klassiker nicht fehlen: noch einmal Line Dance mit Isabella. Dieses Mal sogar zu Weihnachtsliedern – eine wunderbare Mischung aus Nordlandkreuzfahrt und vorweihnachtlicher Stimmung. Wir tanzten, lachten, stolperten manchmal über die eigenen Füße und genossen einfach das Miteinander.
Nach dem Mittagessen ließen wir uns die Zeit nicht nehmen, noch einmal die vorbeiziehenden Landschaften zu genießen. Fjorde, Inseln, Berge – wir sahen nun alles mit diesem „Letzter-Blick“-Gefühl. Als wäre das nicht genug, bescherte uns das Wetter sogar doppelte Regenbögen, die sich über Wasser und Küste spannten. Zwischendurch kosteten wir noch besondere Eissorten wie Stockfisch, Bier und Lakritze – ungewöhnlich und überraschend. Ganz nebenbei begannen wir so langsam, die Koffer zu packen, ein leiser Hinweis darauf, dass unsere Zeit an Bord sich dem Ende näherte. Bevor der Nachmittag verflog, genossen wir noch ein letztes Expeditionsteam-Treffen mit Jan, hörten seine Geschichten, Tipps und kleinen Anekdoten – und waren ein bisschen wehmütig, dass es diesmal wirklich das letzte Treffen war.
Am Nachmittag erreichten wir Kristiansund und nutzten die Liegezeit für einen Spaziergang zur Klippfischfrau. Die Statue erinnert daran, wie wichtig der getrocknete Klippfisch für die Stadt war. Ein kurzer Rundgang, ein paar Fotos, tief die salzige Luft einatmen – dann ging es wieder zurück an Bord.
Am Abend kamen wir noch einmal zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Während wir aßen und plauderten, merkten wir, dass der Seegang wieder etwas lebhafter wurde. Das Schiff begann sanft zu schaukeln, später dann doch etwas kräftiger. In der Lounge liefen die Reisefilme der letzten elf Tage in Endlosschleife – und wir freuten uns an all den Momenten, die auf der Leinwand noch einmal an uns vorbeizogen: Nordlichter, Schnee, Hunde, Fjorde, Gläser zum Anstoßen und ganz viele lachende Gesichter.
Leider wurde der Seegang im Laufe des Abends so deutlich spürbar, dass sich zum abschließenden Reisequiz nur noch wenige Begeisterte einfanden. Die meisten zogen es vor, sich schon einmal in ihre Kabine zurückzuziehen und den Magen nicht weiter herauszufordern.
So wurde es unsere gute letzte Nacht an Bord der MS Polarlys: ein bisschen schaukelnd, ein bisschen wehmütig, aber vor allem erfüllt von vielen Erlebnissen, Begegnungen und Erinnerungen, die uns sicher noch lange begleiten würden.
Ankunft in Bergen & Stadterkundung
Nach dem Frühstück hieß es erst einmal: auschecken aus den Kabinen. Ein bisschen fühlte es sich an, als würden wir unser schwimmendes Zuhause verlassen – Koffer vor die Tür, letzte Sachen aus den Schränken fischen, einmal tief durchatmen. Danach kümmerten wir uns um das Organisatorische: Rechnungen bezahlen, die letzten Postkarten in den Briefkasten werfen (damit die Daheimgebliebenen auch schwarz auf weiß sehen, wie tapfer wir im Norden waren).
Bevor wir das Schiff endgültig verlassen mussten, gab es noch ein besonderes Schmankerl: einen Vortrag mit Jan – „MS Polarlys hinter den Kulissen“. Er zeigte uns, wie viel Arbeit, Planung und Teamgeist nötig waren, damit an Bord alles so reibungslos lief: von Maschine und Brücke über Proviant und Logistik bis hin zu den kleinen Dingen, die wir oft gar nicht bemerkten, die aber dafür sorgten, dass wir uns so wohlfühlten. Es war spannend zu erfahren, was alles im Hintergrund passierte, während wir gemütlich in der Lounge saßen.
Gegen drei Uhr am Nachmittag erreichten wir dann wieder den Hafen von Bergen. Nun war endgültig der Moment des Abschieds gekommen: von der MS Polarlys und der liebgewonnenen Crew. Wir winkten noch ein letztes Mal, schauten zurück – und stiegen dann in den Bus, der uns zu unserem Hotel brachte.
Gemeinsam mit einer örtlichen Reiseleiterin begaben wir uns auf Entdeckungstour durch Bergen. Wir spazierten durch den Stadtpark, warfen einen Blick auf den Weihnachtsmarkt und schlenderten an der Skulptur "Der blaue Stein" vorbei, bevor wir Bryggen erreichten. Dort erwarteten uns die typischen, bunten Holzhäuser der ehemaligen Hanse. Bryggen hatte eine lange und bewegte Geschichte. Im Mittelalter war hier das Zentrum der Hanse in Bergen, wo deutsche Kaufleute über Jahrhunderte Stockfisch, Getreide und andere Waren handelten. Die dicht aneinandergereihten Holzhäuser dienten als Warenlager, Kontore und Wohnhäuser zugleich. Immer wieder wurde das Viertel von Bränden heimgesucht, trotzdem wurde es jedes Mal in der alten, traditionellen Bauweise wieder aufgebaut. Heute gehörte Bryggen zum UNESCO-Weltkulturerbe – und während wir durch die schmalen, leicht schiefen Gassen gingen, konnten wir uns gut vorstellen, wie hier früher das geschäftige Treiben der Händler geherrscht hatte. Unser Weg führte uns schließlich bis zum Eingang der Fløibahn, von wo aus man auf den Hausberg Floyen fahren konnte. Einige Gäste nutzten die Gelegenheit, fuhren hinauf und genossen die einmalige Aussicht über die Stadt, den Hafen und die umliegenden Berge, während der Rest von uns gemütlich weiter unten durch die Gassen bummelte.
Danach hatten wir noch ein bisschen Freizeit, um durch die Gassen zu bummeln, Souvenirs zu kaufen oder einfach ein wenig durchzuatmen. Am Abend trafen wir uns dann zu einem gemeinsamen Abschiedsessen beim Italiener „Olivia“.
Zum Schluss spazierten wir gemeinsam zurück zum Hotel. Die Stadtlichter spiegelten sich in den nassen Straßen, und wir schlenderten ein letztes Mal durch Bergen – diesmal als „Nordlandprofis“, mit vielen Erinnerungen im Gepäck.
Rückreise nach Deutschland
Nach dem Frühstück wurden wir zum Flughafen von Bergen transferiert und traten von dort gemeinsam unseren Rückflug nach Frankfurt an. Dort trennten sich schließlich unsere Wege – Zeit, voneinander Abschied zu nehmen, sich noch einmal zu drücken, letzte Witze zu machen und „Bis zum nächsten Mal!“ zu sagen. Aber dann mit einem iPhone 15 im Gepäck :-)
Wir kamen schließlich alle gut zu Hause an – etwas müde, aber glücklich – mit vielen tollen Erlebnissen, unvergesslichen Erinnerungen und tausenden von Fotos im Gepäck.
Diese Reise in den hohen Norden wird uns noch lange begleiten.
Liebe Gäste,
es war mir eine große Freude auf dieser einzigartigen wundervollen Reise begleiten zu dürfen. Was wir alles gesehen und erlebt haben! Und wie oft wir in die Kabinen gestürmt sind, um uns für die Polarlichter anzuziehen! :-D
Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute und eine hoffentlich nie endende Reiselust!
Bis bald wieder!
Eure Franzi
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