Reisebericht: Winter–Erlebnisreise Lappland

08.02. – 13.02.2023, 6 Tage Flugreise ins winterliche Norwegen und Schweden: Tromsö – Narvik – Kiruna – Zugfahrt Arctic Circle Train mit Direktflug ab/an Dresden


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Husky-Schlitten, Rentiere, Nordlichter und verschneite, unberührte Landschaften, soweit das Auge reicht - der Winter nördlich des Polarkreises birgt eine unglaubliche Faszination und die Chance auf ganz besondere Erlebnisse.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

08.02.2023 Tag 1 Anreise nach Tromsø

Unsere Reise in den hohen Norden startet mit einem Großaufgebot am Dresdner Flughafen - so viele Menschen bekommt man hier sonst nie zu sehen. Das liegt daran, dass heute nicht nur unsere kleine 14-köpfige Reisegruppe ins Winterabenteuer startet, sondern auch noch sechs weitere Eberhardt-Reisegruppen.
Trotz des Trubels bei Check in und Sicherheitskontrolle startet unser Eberhardt-Vollcharter mit Sund Air pünktlich in Richtung der nördlichsten Stadt Norwegens. Wie uns der Wetterdienst schon vorgewarnt hatte, haben wir es heute mit ordentlichen Sturmböen zu tun, sodass der Landeanflug auf Tromsø etwa drei Stunden später zwar ein wenig wackelig, die Landung dann jedoch sanfter als erwartet ausfallen.
Am Flughafen gilt es dann erst einmal die farblich markierten sieben Reisegruppen wieder auseinander zu sortieren und sie auf die bereitgestellten Busse zu verteilen. Schlussendlich landet unsere Gruppe - Pink - zusammen mit Gruppen Orange und Blau in einem Bus und wir starten gemeinsam mit unserem schwäbischen Stadtführer Fabian zur Stadtrundfahrt. Hoch im Norden dämmert es nun am Nachmittag schon und wir sehen die Stadt schon von Weitem hell erleuchtet. Die knapp 80.000 Einwohner starke Stadt gilt als Tor zur Arktis und kann natürlich zahlreiche Einrichtungen vorweisen, die sich mit der Polarforschung beschäftigen. Auch an der nördlichsten Universität der Welt, gibt es selbstverständlich die entsprechenden Institute, man kann hier jedoch auch Rechts- Geistes und Gesundheitswissenschaften studieren.
In Tromsø befindet sich eben der nördlichsten Brauerei der Welt auch die nördlichste Kathedrale. Diese ist eine der größten Holzkirchen Norwegens und befindet sich mitten im Stadtzentrum. Unser nächstes Ziel nennt sich zwar Kathedrale, genauer Eismeerkathedrale, ist allerdings kein Bischofssitz. Die Kirche wurde 1965 auf der Festlandseite der Stadt erbaut und ist aufgrund ihrer imposanten Architektur eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Mindestens genauso spannend ist jedoch auch der Weg dorthin, denn Tromsø besitzt ein außerordentlich gut durchdachtes unterirdisches Tunnelsystem, sodass man sich mit seinem Fahrzeug auch in winterlichen Verhältnissen schnell und sicher von A nach B bewegen kann.
Nach der Besichtigung der Eismeerkathedrale geht es für uns dann hinein ins Stadtzentrum, wo wir dann auch unser Hotel für die erste Nacht beziehen können. Es bleibt noch Zeit für eine kurze Erkundungstour bevor wir uns dann beim gemeinsamen Abendessen zum ersten Mal etwas näher in unserer Gruppe kennenlernen können.

09.02.2023 Tag 2 Reise von Tromsø nach Kiruna

Am nächsten Morgen startet dann unser gemeinsames Abenteuer. Wir sind die einzige Gruppe, die im Laufe des Tages Norwegen wieder verlassen wird, denn unser Ziel ist Kiruna im schwedischen Teil Lapplands. Pünktlich taucht unser Busfahrer Peer mit seinem Reisebus auf und wir sind positiv überrascht: im Gegensatz zum vollen Bus gestern haben wir nun einen gemütlichen Luxusbus mit 34 Plätzen für 14 Personen - so lässt es sich reisen.
Schnell lassen wir Tromsø hinter uns. Der Regen von gestern Abend ist glücklicherweise über Nacht zu Schnee geworden und die weitere Wetterprognose sieht gut aus. Entlang der Nationalstraße E8 folgen wir dem Balsfjord Richtung Süden und können in der schönen Morgenstimmung später auch das ein oder andere Foto schießen. Dann geht es weiter über die E6 durch das Målselv-Tal und bei unserer ersten Pause konnten wir die verschneiten Berge zum ersten Mal im Sonnenlicht betrachten. Der Weg führt uns dann weiter bei nach Bjerkvik am Ofotfjord und von dort aus geht es über die E10 Richtung Osten und überqueren das Bjørnfjell, den höchsten Punkt der Strecke. Am frühen Nachmittag erreichen wir die schwedische Grenze und merken auch, dass selbst bei guten Bedingungen wie heute, das Fahren im winterlichen Norden nicht zu unterschätzen ist. Immer wieder gibt es Schneeverwehungen und dicke Eispanzer auf der Straße, sodass wir Hochachtung vor Peer und seinen Fahrkünsten haben.
Das Nordmeer haben wir hinter uns gelassen, aber schon bald passieren wir mit dem Vassijaure und dem 330 km² großen Torneträsk ein riesiges Seengebiet. Lapporten nennt sich diese Gegend auch gerne: das Tor zu Lappland. Unsere Route führt uns entlang des Abisko-Nationalparks und bietet uns wunderbare Aussichten im dämmerigen Nachmittagslicht.
Schließlich erreichen wir Kiruna. Die etwa 20.000 Einwohner starke Stadt hat ihre Existenz dem alles dominierenden Eisenerzbergwerk zu verdanken und gleichzeitig ist dieses auch dafür verantwortlich, dass ein großer Teil der Stadt umziehen muss - denn sonst wäre davon bald nichts mehr übrig. Wir kommen also in den Genuss, im erst 2022 eröffneten neuen Zentrum Kirunas untergebracht zu sein und beziehen das nagelneue Scandic Hotel.
Am Nachmittag bleibt noch Zeit, den neuen Stadtkern zu erkunden, bevor wir uns zum Abendessen treffen. Die ersten Eindrücke werden ausgetauscht und bei vier Mitreisenden steigt schon die Spannung, denn sie werden heute im Eishotel in Jukkasjärvi übernachten. Die Zimmer dort sich wirklich komplett aus Schnee und Eis gebaut und man verbringt die Nacht auf Rentierfellen und in einem Thermoschlafsack.
Entstanden ist diese Idee im Jahr 1989 aus einer Notsituation: in Kiruna fand ein Ski-Wettbewerb statt und man hatte schlicht keine Unterkünfte mehr, also brachte Yngve Bergqvist die Gäste in einem Iglu unter, in dem er Eisskulpturen ausstellte. Und genau wie unsere Mitreisenden waren auch diese Leute am nächsten Morgen begeistert.
Diejenigen, die den Komfort eines warmen Bettes vorziehen und zurück in Kiruna geblieben sind, treffen sich am Abend noch einmal in der Skybar des Scandic Hotels. Theoretisch wäre hier eine tolle Position um Nordlichter zu beobachten, allerdings ist es dafür draußen viel zu hell. Wir beschließen also raus zu gehen und unser Glück irgendwo im Dunkeln zu suchen - doch auch nach vielen Versuchen sind wir nicht so richtig erfolgreich, denn zwischen uns und Norden liegt immer die hell erleuchtete Stadt... wir brauchen einen anderen Plan.

10.02.2023 Tag 3 Schneeschuhwanderung, Huskys und Nordlichter

Zu unserer Erleichterung treffen wir bei der Abholung in Jukkasjärvi am nächsten Morgen nicht auf vier große Eisblöcke, sondern auf glückliche Gesichter - die Übernachtung im Eis war ein Erlebnis und mit guter Laune starten alle in den Tag.
Ein Teil der Gruppe hat sich entschieden, an einer geführten Schneeschuhwanderung teilzunehmen, der Rest erkundet am Vormittag das alte Stadtzentrum Kirunas mit seiner schönen Holzkirche, die auch demnächst in das neue Stadtzentrum umziehen soll.
Für die Schneeschuhwanderung werden wir zunächst mit den passenden Schuhen ausgestattet, auf wärmere Kleidung können wir aufgrund des Sonnenscheins und der milden Temperaturen verzichten. Mit einem Kleinbus fahren wir einige Kilometer aus der Stadt hinaus, um dort zu unserer Wanderung zu starten. Jeder wird mit einem paar Schneeschuhen und Stöcken ausgerüstet und nach einer kurzen Einweisung geht es dann im Gänsemarsch auf in den Wald. Auf den vorgefertigten Trampelpfaden lässt es sich angenehm bergauf gehen, im Tiefschnee hingegen, wie wir später ausprobieren dürfen, ist es schon etwas schwieriger voranzukommen. Unterwegs machen wir immer wieder kleine Pausen, können die Aussicht genießen und bekommen von unserer Wanderführerin interessante Erklärungen zur arktischen Natur und zu der Kultur der Sami, der lokalen Urbevölkerung.
Nach etwa einer Stunde legen wir dann eine Pause am Lagerfeuer ein, das extra für uns gemacht wurde. Zum Aufwärmen gibt es heißen Preiselbeersaft und zur Stärkung Polarbrot mit Käse. Nach einigen Sami-Geschichten und einem Beispiel der traditionellen Joik-Musik treten wir dann den Rückweg an: bergab geht es deutlich schneller als bergauf und bald sitzen wir wieder im Bus zurück nach Kiruna.
Peer erwartet uns schon mit dem Bus und zügig geht es zurück für uns zum Hotel, um uns dort für den Nachmittag noch etwas wärmer anzuziehen. Für Langeweile bleibt keine Zeit, denn kurze Zeit später geht es dann für die ganze Gruppe los zur Husky-Farm. Wir werden abgeholt von Hanna und Jens, einem Deutschen, den es schon vor einigen Jahren nach Lappland verschlagen hat.
Auf der Husky-Farm angekommen, erwarten uns die Hunde schon freudig, denn sie wissen genau, warum wir gekommen sind. Wir werden in zwei Gruppen geteilt und während sich die eine Hälfte schon warm einkleidet, bekommt die andere Hälfte eine kleine Führung durch die Anlage - Huskys streicheln inklusive. Wir lernen die verschiedenen Hunde kennen: hauptsächlich Alaska-Huskys, aber auch Sibirische Huskys und Schwedische Windhunde gehören zum 67 Hunde starken Team. Die Würfe tragen alle Namen, die sie sofort als Geschwister identifizieren: besonders in Erinnerung bleiben werden uns vermutlich die Spice Girls.
Während eine Gruppe noch mit dem Kennenlernen der Hunde beschäftigt ist, ist die andere schon auf der Rennstrecke durch den Wald und über den zugefrorenen See unterwegs. Was für ein Spaß! Man merkt auch sofort welchen Spaß auch die Hunde an ihrer Arbeit haben und dass diese hier wirklich gut behandelt werden.
Nach den beiden Schlitten-Runden geht es dann jeweils ins traditionelle Zelt zur Fika (nichts Unanständiges, sondern der schwedische Ausdruck für eine gemütliche Kaffeepause, dort lernen wir die Inhaberin Åsa kennen. Sie erzählt uns selbst noch eine Menge zu ihren Hunden, dem Schlittensport und ihrem Hauptjob - denn wie sehr viele arbeitet auch sie in der LKAB Mine, sogar als Sprengmeisterin. Wir sind beeindruckt.
Nach dem gemütlichen Beisammensein werden wir dann zurück zu unserem Hotel gefahren, wo wir uns vor dem Abendessen noch ein wenig aufwärmen können.
Wirklich Glück haben wir mit unserem Fahrer Peer, denn erklärt sich bereit, nach dem Abendessen noch mal mit uns aus Kiruna heraus zu fahren und mit uns auf Nordlichter-Jagd zu gehen. Er erntet begeisterten Applaus und in Windeseile sind alle wieder warm angezogen und sitzen im Bus - ob wir wohl Glück haben werden?
Wir verlassen Kiruna in Richtung Norden und fahren, bis Peer die Einfahrt zu einem Parkplatz entdeckt. Ist es hier wohl dunkel genug? Zwei Schritte außerhalb des Busses reichen: alle sofort aussteigen, die Show geht los! Direkt über uns sind die ersten schwach grünen Lichter zu erkennen und sofort werden die Handys und Kameras gezückt. Gar nicht so einfach das Schauspiel auf ein Foto zu bannen, aber umso beeindruckender es in Echt beobachten zu können. Zum Aufwärmen gibt es als kleine Überraschung dann noch einen Glögg aus dem Wasserkocher und glücklich und zufrieden fahren wir anschließend zurück zum Hotel.

11.02.2023 Tag 4 Besuch des LKAB Bergwerks, Eishotel, Samis und ein Schneemobil–Abenteuer

Auch heute beginnt unser Tag wieder früh. Als erstes steht der Besuch der LKAB, der größten Eisenerzmine der Welt. Am Besucherzentrum im alten Stadtkern treffen wir unsere Führerin Britt, mit der wir wenig später in einen betriebseigenen Bus umsteigen, der uns mit auf das Betriebsgelände nimmt. Das „L“ und „K“ im Namen stehen für die eisenerzhaltigen Berge Luossavaari und Kirunavaari, das „AB" ist die schwedische Bezeichnung für ein Unternehmen. Seit den 1890er Jahren wird hier im großen Stil Eisenerz abgebaut, seit den 1920er Jahren unter Tage. Das heutige Besucherzentrum liegt 540 Meter unter der Erde. In dieser Tiefe wurde etwa von der Mitter der 1970er bis in die Mitte der 1980er Jahre Eisenerz gefördert. Das Bergwerk verfügt über ein riesiges unterirdisches Straßennetz, sodass uns der Bus direkt dort absetzen kann. Von hier aus geht es nun zu Fuß weiter.
An einem Modell demonstriert uns Britt die topografische Lage des Bergwerks und des abzubauenden Eisenerzkörpers, welcher ungefähr 80 Meter breit und 4 km tief ist. Die aktuelle Produktionsebene liegt heute auf ungefähr 1.045 Meter unter Tage, die tiefsten Arbeitsebenen liegen allerdings schon auf gut 1.465 Meter Tiefe.
Für den Abbau werden waagerechte Stollen aus dem Gestein in Richtung Eisenkern gebohrt. Von diesen Versorgungsstollen aus beginnt dann der eigentliche Abbau. Es werden Sprenglöcher in die Decke gebohrt und die Stollen werden Stück für Stück nach oben abgebaut. Das Material, Abraum und Erz werden durch die waagerechten Stollen abtransportiert und mit führerlosen Zügen weitertransportiert. Durch riesige Aufzugschächte wird das Erz dann an die Oberfläche transportiert und weiter verarbeitet. Jeden Tag werden hier 130.000 Tonnen Eisenerz gefördert, weiterverarbeitet und auf Zügen in Richtung der Häfen von Narvik und Luleå befördert.
Das Abbauen des Eisenerzes hat jedoch eine gravierende Folge: von oben rutscht immer mehr Gestein nach und langsam bricht der Rand, des riesigen Kraters, der so entstanden ist, immer weiter ein, sodass eine akute Bedrohung für einen großen Teil der Stadt Kiruna besteht. Bis das Eisenerz auf der aktuellen Arbeitsebene etwa im Jahr 2030 gesprengt werden soll, muss dieser Stadtteil umgezogen sein. Das ist also der akute Grund, warum das Zentrum der Stadt vier Kilometer nach Osten versetzt wurde. Wenn auch das neue Stadtzentrum nun eröffnet ist, gilt es immer noch etwa 6000 Menschen umzusiedeln. Ein Projekt, das bisher beispiellos ist.
Besonders interessant ist es für uns, diese sehr abstrakte Vorstellung einmal visualisiert zu bekommen. Im Anschluss haben wir die Möglichkeit, einige der Baumaschinen, mit denen im Bergwerk gearbeitet wird, aus der Nähe zu betrachten. Nach einer kleinen Fika geht es dann weiter in den Museumsteil des Besucherzentrum. Dort wird vor allem die Geschichte der LKAB und das Leben der Minenarbeiter im 19. und 20. Jahrhundert thematisiert.
Mit dem LKAB-Bus geht es schließlich zurück in den Stadtkern und von dort aus mit unserem Bus ins nahegelegene Jukkasjärvi. Nun soll auch noch einmal die ganze Gruppe die Möglichkeit bekommen, das Eishotel kennenzulernen. Eine Mitarbeiterin führt uns in den Hoteltrakt und erzählt uns die Geschichte von der Entstehung des ersten Eishotels 1989. Wir sehen auch die Stelle im Torneälv, wo jedes Jahr das Eis für den Neubau im nächsten Jahr „gezüchtet" wird. Seit 2016 gibt es auch das Eishotel 365, also einen Teil, der im Frühling nicht schmilzt, sondern das ganze Jahr bewohnt werden kann. Dort befindet sich die berühmte Eisbar, sowie die Luxuszimmer, die über einen Warm-Raum und ein eigenes Bad verfügen. Eines dieser Zimmer wurde sogar vom Prinzen Carl Philip gestaltet. Wir haben großen Spaß dabei, die verschiedenen Zimmer zu besichtigen, das Bedürfnis hier zu übernachten, stellt sich jedoch bei den meisten nicht ein.
Nur wenige Minuten entfernt liegt unser nächstes Ziel, das Nutti Sami Siida. Die Sami sind die Urbevölkerung Skandinaviens, die seit nachweislich mehr als 10.000 Jahren im hohen Norden siedeln. Es gibt sie heute in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Das gesamte Siedlungsgebiet wird von ihnen „Sapmi“ genannt. Sie folgten den natürlichen Wanderbewegungen ihrer Rentiere, die im Sommer in großen Gruppen nach Norden in die Tundren oder in die hohen Berge ziehen, um in den kurzen arktischen Sommern das saftige Grün zu fressen. Im Herbst zogen sie zurück in den Süden oder in die schützenden Wälder. Die Samen folgten ihnen in der Regel entlang der großen lappländischen Flüsse. Noch heute besitzen die meisten Sami-Familien Rentiere, sodass die Population im ganzen Sapmi auf etwa 500.000 Tiere geschätzt wird. In Schweden werden die Sami sogar soweit geschützt, dass nur sie Rentiere besitzen dürfen.
Wir werden zunächst im traditionellen Laavu, in einem großen Zelt, begrüßt, wo wir ein Mittagessen bekommen. Zuerst Pilzsuppe, danach geräuchertes Rentierfleisch im Brot und dazu wieder den vitaminreichen Preiselbeersaft.
Nach dem Mittagessen geht es dann nach draußen, wo wir gezeigt bekommen, wie die Sami als Nomaden gelebt haben, bevor in den 1970er Jahren auch die letzten Familien in feste Häuser gezogen sind. Wir sehen wie die Laavus gebaut wurden, welche Kleidung man trug, um sich vor der arktischen Kälte zu schützen und wie man sich mit Schlitten und Schneeschuhen fortbewegte.
Der Höhepunkt ist natürlich für alle das Treffen mit den noch lebendigen Rentieren, die sich mehr oder weniger bereitwillig von uns füttern lassen. Mit einem herrlichen Sonnenuntergang und einigen arktischen stratosphärischen Wolken verabschiedet sich der Nachmittag langsam in Richtung Abend und es wird Zeit, sich im Hotel wieder etwas aufzuwärmen.
Für den Großteil der Gruppe geht es abends dann noch einmal los, als letzter großer Programmpunkt steht das Schneemobilfahren an. Ein letztes Mal geht es Richtung Touristen-Büro zum Einkleiden in die dickten Overalls und Schneestiefel - wir fühlen uns wie eine Kreuzung aus Astronaut und Michelinmännchen, aber es ist wirklich richtig schön warm.
Mit zwei Kleinbussen geht es nun wieder raus aus der Stadt und zur Schneemobil-Garage. Dort gibt es natürlich für jeden noch einen Helm und die obligatorische Sicherheitsunterweisung mit Anleitung, wie man das Gefährt am besten zu bedienen hat. Endlich geht es dann auf die Übungspiste: wer fahren möchte, darf hier eine Proberunde drehen. Nachdem diese schadenfrei absolviert ist, geht es endlich los. Erst langsam, dann immer schneller durch den Wald. Schließlich landen wir auf dem zugefrorenen Torneälv und halten Ausschau nach Nordlichtern. Mit den dicken Schneeanzügen kann man sich auch wunderbar hinlegen und in den Himmel schauen - nur das Aufstehen ist nicht ganz so einfach. Heute haben wir trotz des sternenklaren Himmels leider kein Glück mit den Nordlichtern, aber das Motorschlittenfahren macht allen riesig Spaß. Wer möchte darf jetzt auch noch mal richtig Gas geben.
Schließlich kommen wir an einer kleinen Holzhütte an, wo unsere beiden Guides dann über dem offenen Feuer für uns kochen. Was es wohl gibt? Natürlich Rentier und dazu den obligatorischen Preiselbeersaft. Zum Nachtisch wird uns dann Kuchen mit Moltebeeren serviert. Ganz im Gegenteil zu den Preiselbeeren sind diese extrem selten. Sie wachsen nur in von Mücken heimgesuchten Sumpfgebieten, kein Wunder also, dass sie ziemlich teuer sind.
Nach dem Abendessen geht es dann mit den Schneemobilen nochmals über den zugefrorenen Fluss und dann zurück zum Ausgangspunkt. Ein wirklich grandioses Erlebnis, auch wenn wir heute keine Nordlichter gesehen haben.

12.02.2023 Tag 5 Mit der Arctic Railway von Kiruna nach Narvik, Rückreise nach Tromsø

Nun heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von Kiruna und Schweden. Sicherheitshalber nehmen wir auch schon mal Abschied von Peer, denn es hat begonnen zu schneien und für den Verlauf des Tages werden vor allem für die Strecke über das Bjørnfjell starke Winde und heftige Schneefälle vorausgesagt. Es ist also nicht sicher, ob er es ohne Straßensperrung nach Narvik schafft.
Unsere Gruppe ist da auf der sichereren Seite, denn wir fahren mit dem Nachtzug aus Stockholm, dem Arctic Express oder auch gerne Polarexpress genannt. Er bedient unter anderem auch die für den Eisenerztransport gebaute Strecke von Kiruna nach Narvik. Am Bahnhof angekommen, stellen wir fest, dass unser Zug verspätet ankommen wird, trotzdem schicken wir Peer schon mal los - was sich später als weise Entscheidung zeigen wird. Gegen 9:45 Uhr trifft unser Zug dann ein und wir nehmen unsere Plätze ein. Bald geht es dann los zu einer wunderbaren Fahrt durch die Bergwelt Lapplands. Schon seit über 140 Jahren wird über diese Verbindung das Eisenerz zum Hafen von Narvik befördert während die Straße erst in den 1980er Jahren fertiggestellt wurde. Kein Wunder also, dass die Bahnstrecke im Winter die zuverlässigere Wahl ist und es hier im Gegensatz zur Straße selten zum völligen Stillstand kommt.
Schöne Aussicht wird immer wieder unterbrochen von heftigem Schneetreiben und wir hoffen, dass Peer es mit dem Bus rechtzeitig über das Hochplateau geschafft hat. Unterwegs halten wir auch an Turiststasjon des Abisko-Nationalparks. Hier beginnt der 450 Kilometer lange Kungsleden, Schwedens berühmtester Fern-Wanderweg entlang der höchsten Gipfel des Landes. Der Nationalparks und das Grenzgebiet zwischen Norwegen und Schweden zählt als letzte große arktisch-nordische Wildnis Europas und wurde deshalb von der UNESCO zum Weltnaturerbe „Lapponia“ erklärt. Leider bleibt uns nur eine Begegnung mit dem Maskottchen Schwedens, dem Elch, vergönnt.
Trotz der Verspätung erreichen wir pünktlich den Bahnhof von Narvik und zu unserer Freude erspähen wir schnell unseren roten Bus neben dem Hauptgebäude. Peer hatte nicht einmal mitbekommen, dass quasi genau hinter ihm die Straße zeitweise gesperrt wurde.
Die Hafenstadt Narvik gelangte während des Zweiten Weltkriegs zu traurigem Ruhm. Der Grund für die blutigen Kämpfe zwischen Wehrmacht und Alliierten war der wichtige, ganzjährig eisfreie Erzhafen von Narvik und der Zugang zu dem Eisenerz aus Kiruna. Mehrere Bombardierungen haben auch dafür gesorgt, dass von der Altstadt kaum etwas erhalten geblieben ist. Wir begnügen uns, vor allem auch wegen der Witterungsverhältnisse, mit einer kurzen Rundfahrt und treten dann die Rückreise Richtung Norden an.
Bevor wir auf die schon bekannte Strecke stoßen überqueren wir allerdings noch die gewaltige Hålogalandsbrücke, mit einer Länge von 1.559 Metern die zweitlängste Hängebrücke Norwegens nach der Hardangerbrücke. Dank der Brücke lässt sich der Rombaksfjord nun schneller überqueren und Bjerkvik ist in wenigen Minuten zu erreichen.
Nach einer spannenden Fahrt, bei der wir Peers Fahrkünste mehrmals bewundern, erreichen wir dann am frühen Abend wieder Tromsø und müssen uns nun endgültig von unserem Fahrer und seinem Bus verabschieden.
Es bleibt noch Zeit ein wenig durch die Stadt zu spazieren und die letzten Souvenirs einzukaufen, bevor wir dann bei einem letzten gemeinsamen Abendessen die Erlebnisse dieser kurzen, aber aufregenden Reise Revue passieren lassen.

13.02.2023 Tag 6 Rückreise nach Deutschland

Wie es jemand aus der Gruppe so schön sagt: „Man soll aufhören wenn es am Schönsten ist". Heute heißt es endgültig Abschied nehmen, vom hohen Norden, vom Winter und auch von den Mitreisenden. Tromsø macht es uns mit Schneeregen und Sturm nicht besonders schwer, trotzdem liegt ein wenig Schwermut in der Luft.
Gemeinsam mit den Gruppen Orange und Blau geht es schon früh am Morgen in Richtung Flughafen Tromsø, den wir auch bald erreichen. Auch hier sorgen wir mit unserem riesen Eberhardt-Aufkommen wieder für ungewohnt viel Aufruhr. Pünktlich sind alle eingecheckt und durch die Sicherheitskontrolle, nur das Flugzeug lässt auf sich warten.
Als dann endlich alle auf ihren Plätzen sitzen, führen jedoch die Flügelenteisung und nochmaliges Tanken, nachdem wir schon auf der Startbahn standen (War das Kerosin etwa so günstig?!), zu Verzögerung. Schlussendlich heben wir dann jedoch endlich ab und landen etwa drei Stunden später mit einer moderaten Verspätung wohlbehalten in Dresden.
Noch eine Verabschiedung hier und ein Foto da und dann trennen sich die Wege - aber wie es so üblich ist, man sieht sich immer (mindestens) zwei mal im Leben!

Schlusswort

Meine liebe Nordlicht-Crew,
ich möchte mich noch mal ganz herzlich bei Euch bedanken, dass Ihr diese Reise gebucht und sie mit Eurem tollen Teamgeist zu einem so schönen Erlebnis gemacht habt. Der Winter in Skandinavien ist schwer zu berechnen und umso erfreulicher war es, dass alles so wunderbar geklappt hat. Es hat mir großen Spaß gemacht mit Euch und ich würde mich freuen, das ein oder andere Gesicht mal irgendwann wieder zu sehen. Bleibt gesund und reiselustig!
Tusen takk & tack mycket,
Sinah

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