Reisebericht: Winterreise Norwegen – Tromsö, Lofoten & Vesteralen

07.02. – 12.02.2024, 6 Tage Flugreise zum Polarlicht im winterlichen Norwegen: Tromsö – Svolvaer – Borg – Henningsvaer – Vesteralen – Harstad – Hurtigruten mit Flug ab/an Dresden


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So richtig Winter erleben? In Deutschland wird das zugegeben immer schwieriger. Vielleicht ist das ein Grund, warum es in den letzten Jahren immer mehr Menschen in der kalten und dunklen Jahreszeit sogar noch weiter Richtung Norden zieht, sogar bis über den Polarkreis hinaus. Das Ziel: hoffentlich die Aurora Borealis mit eigenen Augen sehen - und ganz nebenbei auch jede Menge Schnee...
Ein Reisebericht von
Heike Heinen
Heike Heinen

07.02.2024 Tag 1 Anreise nach Tromsø

Unsere Reise in den hohen Norden startet auch in diesem Jahr mit einem Großaufgebot am Dresdner Flughafen - so viele Menschen bekommt man hier sonst nie zu sehen. Insgesamt starten heute über 160 Personen in acht Eberhardt-Reisegruppen ins Winterabenteuer.
Trotz des Trubels bei Check in und Sicherheitskontrolle startet unser Eberhardt-Vollcharter mit der tschechischen Airline Smartwings fast pünktlich in Richtung der nördlichsten Stadt Norwegens. Knapp drei Stunden später können wir unseren Augen kaum trauen: aus den Flugzeugfenstern haben wir eine unglaubliche Sicht auf ein traumhaftes Winterwunderland bei herrlichem Sonnenschein - wir können die Landung kaum abwarten.
Am Flughafen gilt es dann erst einmal die farblich markierten sieben Reisegruppen wieder auseinander zu sortieren und sie auf die bereitgestellten Busse zu verteilen, dann starten wir gemeinsam mit unseren Stadtführern zur Stadtrundfahrt in Tromsø. Die knapp 80.000 Einwohner starke Stadt gilt als Tor zur Arktis und kann natürlich zahlreiche Einrichtungen vorweisen, die sich mit der Polarforschung beschäftigen. Auch an der nördlichsten Universität der Welt, gibt es selbstverständlich die entsprechenden Institute, man kann hier jedoch auch Rechts- Geistes und Gesundheitswissenschaften studieren.
In Tromsø befindet sich eben der nördlichsten Brauerei der Welt auch die nördlichste Kathedrale. Diese ist eine der größten Holzkirchen Norwegens und befindet sich mitten im Stadtzentrum. Unser nächstes Ziel nennt sich zwar Kathedrale, genauer Eismeerkathedrale, ist allerdings kein Bischofssitz. Die Kirche wurde 1965 auf der Festlandseite der Stadt erbaut und ist aufgrund ihrer imposanten Architektur eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt.
Nach der Besichtigung der Eismeerkathedrale geht es für uns dann hinein ins Stadtzentrum, wo wir dann auch unser Hotel für die erste Nacht beziehen können. Es bleibt noch Zeit für eine kurze Erkundungstour bevor wir uns dann beim gemeinsamen Abendessen zum ersten Mal etwas näher in unserer Gruppe kennenlernen können.

08.02.2024 Tag 2 Reise von Tromsø auf die Lofoten

Am nächsten Morgen startet dann unser gemeinsames Abenteuer. Pünktlich taucht unser Busfahrer Sten mit seinem Reisebus auf und wir machen es uns gemütlich.
Schnell lassen wir Tromsø hinter uns. Entlang der Nationalstraße E8 folgen wir dem Balsfjord Richtung Süden und können in der schönen Morgenstimmung später auch das ein oder andere Foto schießen. Dann geht es weiter über die E6 durch das Målselv-Tal und dann weiter bei nach Bjerkvik am Ofotfjord. Der mächtige Meeresarm ist fast 80 Kilometer lang und an den tiefsten Stellen über 500 Meter tief. Von Weitem sehen wir die Hafenstadt Narvik, welche während des Zweiten Weltkriegs traurigen Ruhm erlangte. Der Grund für die blutigen Kämpfe zwischen Wehrmacht und Alliierten war der wichtige, ganzjährig eisfreie Erzhafen von Narvik und der Zugang zu dem Eisenerz aus der schwedischen Stadt Kiruna.
Wir folgen dem Fjord weiter in Richtung Westen. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Tjeldsund, welcher das norwegische Festland von der Vesterålen-Insel Hinnøya trennt. Wir legen hier unsere letzte Pause ein und überqueren anschließend die Brücke, die in den 1960er Jahren gebaut wurde. Leider zieht sich nun der Himmel langsam zu und die ersten Schneeflocken fallen - weitere Bergpanoramen bleiben uns also erst einmal verwehrt. Zu unserer Freude machen wir jedoch mehrere Elch-Sichtungen, einige davon sogar sehr nah der Straße. Stehen bleiben ist aber, so gerne wir es wollten, mitten auf der Schnellstraße keine Option.

In der Dämmerung erreichen wir dann schließlich die nordöstlichste Lofoten-Insel Austvågøya. Insgesamt umfasst das Archipel Lofoten etwa 80 Inseln und Inselchen und erstreckt sich über eine Länge von etwa 200 Kilometern. Unser Tagesziel ist die größte und bevölkerungsstärkte Stadt Svolvær. Hier lassen sich bis heute die Haupteinnahmequellen der Inseln schnell erkennen: Schiffbau, Fischerei und - vor allem in den letzten 30 Jahren - Tourismus. Wir beziehen unser Hotel direkt am Hafen und lassen uns das Abendessen nach einem langen Tag gut schmecken.
Im Anschluss unternehmen wir noch einen Spaziergang durch das Zentrum und entlang des Hafens, nicht wissend, dass wir dafür am nächsten Tag noch sehr viel Zeit haben würden.

09.02.2024 Tag 3 Schneechaos auf den Lofoten oder "Gefangen in Svolvær"

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen"... so abgedroschen dieser Satz auch sein mag, auf den heutigen Tag trifft er doch absolut zu.
Unser Tag beginnt mit einem leckeren Frühstück und einem schönen Sonnenaufgang - schnell ereilt uns jedoch auch die Nachricht, dass es über Nacht mehrere Schneestürme und darauffolgende Lawinen gegeben hat, die dafür gesorgt haben, dass aktuell die E10 südlich von Svolvær komplett für den Verkehr gesperrt ist. Wir müssen also erst einmal sprichwörtlich abwarten und Tee trinken. Auf verschiedensten Kanälen wird ausgelotet was vielleicht möglich sein könnte, wann eventuell Straßen wieder geöffnet werden könnten und was unsere Busfahrer von offiziellen Stellen und Kollegen in Erfahrung bringen können. Schnell stellt sich leider heraus, dass er einmal wirklich gar nichts geht. Offizielle Stellen raten sogar davon ab, das Haus zu verlassen. Wenig später trifft der nächste Schneesturm dann auch Svolvær und wir müssen feststellen, dass sich die Einheimischen wohl doch besser mit dem Wetter auskennen als sämtliche Wetterprognosen, die das Internet so ausspuckt.
Wir sitzen also zusammen, trinken Tee, spielen Karten und Würfel und lassen uns zu dem ein oder anderen Spaziergang verleiten - nur um dann wieder im Schneesturm zu landen.
Auch als am Nachmittag wieder die ersten Autos fahren, müssen wir uns leider unserem Schicksal geschlagen geben. Es dürfen nur diejenigen fahren, die einen triftigen Grund haben - und wir würden ohnehin nicht weit kommen, denn der Weg nah Hennigsvær, wo wir eigentlich hin wollten, ist immer noch durch eine Lawine verschüttet. Was bleibt uns also übrig? Abendessen und noch mehr Tee trinken.
So kann Winter in Norwegen eben auch sein und wir müssen es so nehmen wie die Norweger selbst, mit Gelassenheit. Und immerhin: wer kann schon von sich behaupten auf den Lofoten eingeschneit gewesen zu sein? Vermutlich wird es das sein, woran wir uns auch in zehn Jahren noch erinnern werden.

10.02.2024 Tag 4 Weiterreise auf die Vesterålen und Besuch bei den Sami

Unvollendeter Dinge, aber immerhin ohne weiteres Schneechaos, verlassen wir heute die Lofoten Richtung Norden. Mit dem Bus geht es nach Fiskebøl und von dort aus weiter nach Melbu auf der Vesterålen Insel Hadseløya. Im Norden der Insel, genauer in Stokmarknes, befindet sich der Geburtsort der legendären Hurtigruten. 1881 gründete der Kapitän Richard With hier die Vesterålen Dampfschiffsgesellschaft und richtete eine regelmäßige Verbindung zwischen Trondheim und Hammerfest ein. Seit 1908 besteht die klassische Postschiffroute zwischen Bergen und Kirkenes: 1250 Seemeilen in sechs Tagen und bis heute eine der anspruchsvollsten Routen der Welt.
Das Hurtigruten Museum ist die MS Finnmarken, ein Postschiff aus dem Jahr 1956 ausgestellt - ein riesiger Unterschied zu dem, was uns morgen noch erwarten wird.

Am Nachmittag geht es für uns dann weiter über die Insel Langøya und zurück nach Hinnøya, die größte norwegische Insel nach Spitzbergen. Hier sind wir verabredet mit Lena vom Inga Sami Siida.
Die Sami sind die Urbevölkerung Skandinaviens, die seit nachweislich mehr als 10.000 Jahren im hohen Norden siedeln. Es gibt sie heute in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Das gesamte Siedlungsgebiet wird von ihnen „Sapmi“ genannt. Sie folgten den natürlichen Wanderbewegungen ihrer Rentiere, die im Sommer in großen Gruppen nach Norden in die Tundren oder in die hohen Berge ziehen, um in den kurzen arktischen Sommern das saftige Grün zu fressen. Im Herbst zogen sie zurück in den Süden oder in die schützenden Wälder. Die Samen folgten ihnen in der Regel entlang der großen lappländischen Flüsse. Noch heute besitzen die meisten Sami-Familien Rentiere, sodass die Population im ganzen Sapmi auf etwa 500.000 Tiere geschätzt wird. In Norwegen und Schweden werden die Sami sogar soweit geschützt, dass nur sie Rentiere besitzen dürfen.
Wir werden zunächst im traditionellen Laavu, einem großen Zelt, mit dem typischen Joik-Gesang begrüßt. Dann erzählt uns Lena von der Geschichte der Sami, von ihrer eigenen Entdeckung ihrer Sami-Abstammung und wie es ist, mit Rentieren zu arbeiten und zu leben.
Der Höhepunkt ist natürlich für alle das Treffen mit den Rentieren selbst, die sich mehr oder weniger bereitwillig von uns füttern lassen. Mit einem herrlichen Sonnenuntergang verabschiedet sich der Nachmittag langsam in Richtung Abend und es wird Zeit aufzubrechen.
Mit der Fähre geht es von Flesnes nach Rafsnes und weiter nach Harstad im äußersten Nord-Osten von Hinnøya, wo wir unser nächstes Hotel beziehen.
Nach dem Abendessen machen wir noch einen gemeinsamen Spaziergang am Hafen in der Hoffnung Nordlichter zu sehen, aber richtig erfolgreich sind wir leider nicht.

11.02.2024 Auf der Postschiffroute zurück nach Tromsø

Früh am Morgen verlassen wir unser Hotel in Harstadt. Unser Gepäck wird in den Bus verladen und dann geht es für uns im Schneesturm zum nahegelegenen Hafen. Auf der Postschiffroute wollen wir heute zurück nach Tromø fahren. Seit 2021 hat die legendäre Hurtigruten Konkurrenz bekommen, sie teilen sich den Fahrplan nun mit der Reederei Havila. Das ebenfalls norwegische Unternehmen hat sich auf die Flagge geschrieben, seine Schiffe so nachhaltig und emissionsfrei wie möglich durch die schützenswerten Fjorde Norwegens fahren zu lassen. Sie verfügen über die größten Schiffakkus der Welt, die an Land mit Strom aus Wasserkraft geladen werden. Im Verbrennerbetrieb arbeiten sie mit Wasserstoff und scheiden somit 24% weniger CO² aus als mit herkömmlichem Schiffsdiesel.
An Bord der Havila Castor dürfen wir uns vom geschmackvollen Design der Flotte überzeugen und uns auch das leckere Frühstück schmecken lassen.
Glücklicherweise lässt der Schneesturm etwas nach, sodass wir auch die Fjordlandschaft, die an uns vorbeizieht, genießen können. Unser Weg führt uns dann, mit einem Stopp in Finnsnes, durch die Rystraumen-Enge. Hier liegt auch die 2,1 km lange und rund 900 Meter breite Insel Ryøy, die viele Jahre durch die Universität Tromsø genutzt wurde, um dort Moschusochsen anzusiedeln und deren Verhalten zu erforschen.

Am Nachmittag sind wir dann zurück in Tromsø und beziehen wieder unsere Zimmer im selben Hotel wie schon in der ersten Nacht. Vor dem Abendessen bleibt nun noch Zeit, ein wenig durch die Stadt zu bummeln oder die legendären Ølhallen - dem ältesten Pub in Tromsø - einen Besuch abzustatten.
Nach dem Abendessen begeben wir uns auf die Jagd - die Jagd nach Nordlichtern. Zumindest dieses Ziel der Reise müssen wir doch noch schaffen! Nachdem bei Ankunft in Tromsø vorhin niemand daran geglaubt hat, dass dies heute überhaupt noch möglich sein könnte, ist der Himmel nun tatsächlich sternenklar - schon mal ein guter Anfang.
Mit dem Linienbus fahren wir zur Talstation der Bergbahn, die hinauf auf den Fjellheisen, den 421 Meter hohen Hausberg der Stadt, fährt. Oben angekommen zieht es uns natürlich zunächst auf die große Aussichtsterrasse. Alleine die Aussicht auf die hellerleuchtete Stadt wäre es ja eigentlich schon wert herzukommen - aber relativ schnell erkennen wir: am Himmel zeichnet sich ein deutlicher Bogen ab. Da ist sie, die Aurora Borealis!
Im Dunkeln auf dem Berg hinter der Bahnstation sieht man die Nordlichter dann noch besser, die meisten können sogar grüne Farbe und deutliche Bewegungen sehen. Was für ein Erlebnis! Dieses Glück haben wir zum Ende der Reise doch wirklich noch verdient.
Zufrieden bis glückselig machen wir uns später auf den Weg zurück zu unserem Hotel und freuen uns darauf, dass wir morgen tatsächlich auch einmal ausschlafen dürfen.

12.02.2024 Tag 6 Rückreise nach Deutschland

Wie es jemand aus der Gruppe so schön sagt: „Man soll aufhören wenn es am Schönsten ist". Heute heißt es endgültig Abschied nehmen, vom hohen Norden, vom Winter und auch von den Mitreisenden. Tromsø macht es uns mit herrlichem Sonnenschein aber auch wirklich nicht leicht. Wir kosten den freien Vormittag noch nach allen Möglichkeiten aus, bevor es dann für uns wieder in Richtung Flughafen Tromsø geht. Auch hier sorgen wir mit unserem riesen Eberhardt-Aufkommen wieder für ungewohnt viel Aufruhr. Kurzer Hand packen dann schließlich noch alle Eberhardt-Reiseleiter mit an, und helfen mit, damit auch ganz sicher alle Gepäckstücke ihren Weg ins Flugzeug finden.
Schlussendlich ist dann auch alles an Bord, alle Gäste haben ihren Platz eingenommen und es kann losgehen - nur leider nicht wie geplant nach Dresden, sondern nach Prag. Bis zuletzt hatten einige noch die Hoffnung, dass Dresden vom Streik verschont bleiben würde, aber dem ist nun leider nicht so.
Nach etwa drei Stunden landen wir also in der tschechischen Hauptstadt - trotz ein wenig Extra-Spannung zum Glück mit allen Gepäckstücken - und werden schon von drei Reisebussen erwartet, die uns nach Dresden bringen. Vorgestellt haben wir uns das natürlich anders, aber immerhin schaffen wir es gerade noch so, unseren Abflughafen noch am selben Tag zu erreichen.

Schlusswort

Liebe Reisegäste,
wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie auch in den etwas widrigen Momenten unserer Reise den Humor nicht verloren haben, und uns damit geholfen haben, das Bestmögliche aus der Situation zu machen.
Wir hoffen Sie haben tolle Eindrücke mit nach Hause genommen und würden uns freuen, Sie auf einer anderen Reise wiederzusehen.

Herzlich,
Autorin: Sinah Witzig - Bus 1
(Heike Heinen - Bus 2)

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