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Land unterm Großen Bären: Auf der Suche nach sagenhaften Wesen

Reisebericht: 27.05. – 04.06.2025

Ein Land im hohen Norden, faszinierend, wild und von Schönheit geprägt.
Tausende von Jahren unter Eis begraben.
Die ersten Rentierjäger glaubten geheimnisvolle Wesen zu sehen.
Am Lagerfeuer erzählten sie Geschichten von wettergegerbten, schauerlichen Kreaturen, die nachts lebendig werden und bei Tageslicht versteinern.
Begeben wir uns auf die Suche nach diesen sagenhaften Wesen.

Michael Rass

Ein Reisebericht von
Michael Rass


Das Abenteuer Nordland beginnt

Es wurde langsam hell als Sven unser Fahrer, 2 Reisegäste aus dem schönen Nachbarland Österreich und ich in den Bus stiegen.
In bester Laune und Vorfreude auf ein wunderschönes Land, nahmen wir die übrigen Reisegäste in Dresden, Leipzig und in Kiel an Bord.
Bei traumhaft schönem Wetter gab es einen kleinen Abstecher zur Siegessäule in Hakenburg bei Fehrbellin, wo Friedrich der Große die Schweden endgültig aus Brandenburg vertrieb und Groß Preußen gegründet wurde.
114 Stufen führten hinauf zur Plattform, von wo man einen grandiosen Blick auf das einstige Schlachtfeld hatte. Damals ein Meer mit roter Erde, Schreie, Rauch und Kanonendonner, heute blühte ein Meer von weißen Robinien wohin man auch sah.
Der unmittelbar daneben liegende Kurfürstenpfad gab mit Hinweistafeln Einblicke in die Natur und Geschichte.
Mittagspause in Stolpe mit „Köstlichkeiten aus der Bordküche“ zur Stärkung auf unserem Weg Richtung Norden. Dann erreichten wir Kiel. Stena Kai.
Die letzten Zustiegsgäste erwarteten uns bereits und gemeinsam gings an Bord.
Sven wurde separat mit seinem Bus eingewiesen.
Wir saßen schon beim Abendbuffet als das Schiff lautlos ablegte, sich drehte und uns in das Abenteuer Nordland mitnahm.

Der lange Weg nach Oslo

…..14 Stunden später, nach einer Nacht auf ruhiger See, empfing uns Schweden im herrlichen Sonnenschein. Ein ausgiebiges skandinavisches Frühstück stärkte unsere Seelen und etwas Beistand von oben konnte auch nicht schaden. Den erbaten wir bei einem kleinen Ausflug hinauf zur Masthuggetkirche, jener Kirche wo die Decke den Rumpf eines Wikingerschiffes darstellte.
Zudem bietet der Ort einen wunderschönen Blick über Göteborg, als offizielle Einstimmung für eine Reise in Skandinavien.

Schweden ohne Fika geht gar nicht. Ohne Fika war man nicht in Schweden.
Brotzeit ist die schönste Zeit, weil uns dann die Reisezeit, wieder besser freut. Also Sven, Stopp am nächsten Wärdshus, Kaffeemaschine an, während der Reiseleiter kurzerhand die berühmten Kanelbuller, Zimtschnecken, besorgte. Dass dabei der Laden leergekauft wurde, sorgte für erfreulichen Umsatz und strahlende große Augen bei der hübschen Verkäuferin.
Strahlende Augen hatte auch die Gruppe, man merkte, dass es ihnen schmeckte und sie die typische Fika genossen.
Die Menschen in Skandinavien gehören zu den glücklichsten der Welt, heißt es. Und eine Fika ist ein Teil davon - Genießen und die Freude teilen mit Freunden.

Vorsichtshalber steuerte Sven den Zollhof an der Svinebrücke an, der Grenzstation von Schweden zu Norwegen. Wir hatten verschiedene alkoholische Getränke an Bord und die sollten versteuert werden, um unnötige Strafen zu entgehen. Da sowas gewöhnlich etwas länger dauert, machten wir die Mittagspause mit unseren „Köstlichkeiten vom Bus“ gleich vor Ort beim Zoll.
Komisch kam uns vor, dass der Zoll die Freimengen nicht abzog und so musste Sven für 158 Getränke 168€ bezahlen.

Morgen war Feiertag, Christi Himmelfahrt, oder auch Vatertag genannt. Man merkte dies ganz stark am Verkehr. Es war Nachmittag, Feierabend und die Skandinavier fahren hinaus in ihre Wochenendhäuser für ein verlängertes Wochenende. Stadteinwärts ging es relativ zügig, aber stadtauswärts war dichter Reiseverkehr.
Katharina, unsere Oslo-Städteführerin erwartete uns bereits an der Akers Festung. Der Verkehr in der Stadt war dicht, teilweise Stau, aber dennoch erreichten wir den Holmenkollen bei noch schönem Wetter.
Von Weitem glänzte schon die Schanze im Sonnenlicht und hieß uns willkommen. Imposant war der Anblick schon, wenn man vor der Schanze stand und in echt sah wie steil es da runter geht. Schanzenrekord derzeit bei 146m.
Einige Mutige ließen sich zu einem Sprung von der Schanze verführen. Echtes Sprungfeeling im Simulator. Ebenfalls im Simulator die schnellste Abfahrt mit 130km/h vom Kvitfjell. Da konnte man fühlen was Profischiläufer spüren, wenn sie die Hänge hinunterasen. Danach kann es im Magen schon mal etwas flau werden.

Während wir am Holmenkollen standen, regnete es unten in Oslo. Die Wettertrolle waren uns wohl gesinnt, denn bei unserem Spaziergang durch den Vigelandpark schien wieder die Sonne und der „trotzige Junge“ im Park brauchte sich nicht mehr ärgern.

Auf Seven war Verlass. Man merkte seine langjährige Erfahrung im Fernverkehr in Skandinavien. Stau, Stau und nochmals Stau stadtauswärts. Wie gesagt, langes Wochenende.
Aber Sven war schlauer, er brachte uns über Nebenstraßen sehr zügig zur Stadt hinaus Richtung Flughafen zum Thon Hotel Airport. Ein riesiges Hotel, modern, freundlich und mit sehr gutem Essen.
Wer noch wollte, konnte einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Elchpark machen, dessen Eingang mit einem Stern und einer Kota markiert war.

Wir nähern uns dem Tor ins Reich der Trolle

Wir näherten uns langsam der Eingangstür ins Reich der Trolle. Aber noch war es nicht soweit. Bis dorthin gab es noch einiges anzuschauen und wenn Reisegäste bereit sind auch gerne etwas links und rechts der Hauptstraßen sehen zu wollen und der Buschauffeur mitmacht, dann steht einer außergewöhnlichen Reise nichts im Wege.
Also auf nach Lillehammer. Aber vorher noch Halt am wichtigsten nationalen Symbol von Norwegen. Am „Haus von unvernünftiger Größe“, wie es Carsten Ankers einst benannte. Hier entstand das norwegische Grundgesetz.
Während der Fahrt nach Lillehammer beobachtete uns eine geraume zeitlang ein Smileytroll vom gegenüberliegenden Berghang. Sozusagen der erste Wächter, die unser Eintreffen ankündigte. Vielleicht habt ihr ihn erkannt?

Es war Vatertag, die Geschäfte in Lillehammer waren geschlossen, die Stadt wie ausgestorben, nur einige Kaffees hatten geöffnet. Dennoch lohnte sich ein entspannter Spaziergang durch die Stadt und man fand überall einen sonnigen Platz, wo man das überaus leckere norwegische Eis genießen konnte.

Die Sprungschanzen in Lillehammer waren ein weiterer Höhepunkt auf unserer Reise nach Norden. Einige versuchten sogar die gefühlten 1000 Stufen bis zum Schanzengipfel hinauf zu laufen, während andere damit zufrieden waren, von unten nach oben schauen zu können.
Für alle aber hinterließ der Ausblick hinunter nach Lillehammer und hinein ins Gudbrandsdal einen imposanten Eindruck.

In Maihaugen, dem Freilichtmuseum von Anders Sandvik gegründet, erwarteten uns Simone und Ingrid zur Führung durch die Jahrhunderte. Lebendige Erklärungen zu den Personen, die am Pranger vor der Kirche oft tagelang stehen mussten, bzw mehr oder weniger hingen, die Stellung des Pfarrers in der Gemeinde, die Sitzordnung in einem Bauernhaus, oder die Rechte und Pflichten eines Schülers, führten zum Nachdenken und Vergleichen, wie das Leben damals gestaltet war zu den modernen Zeiten heute.

Vorbei an Hunderfossen mit seinem 14m hohen Troll, dem Lilleputhammer erreichten wir Ringebu. Die Stabkirche ist eine der ältesten der 28 noch erhaltenen Stabkirchen Norwegens. Markant, ihr roter Kirchturm. Leider war sie geschlossen.
Weiter auf unserem Weg durch das Reich der Trolle, vorbei am Grab des Dale Gudbrand, des einst mächtigsten Mannes im Tales und Namensgeber für das Gudbrandsdal.
Hoch über Vinstra der Peer Gynt Hof.
Kvam, am Ende des Peer Gynt Weges, ein eher unscheinbarer Ort, aber für Norwegen der 2.wichtigste Ort. Hier wurde das nationale Bewußtsein des Landes geweckt, das später in die Unabhängigkeit führte.
Otta, die Heimatstadt des Milchmädchens Pillaguri mit ihrer Lure.
Kurz vor Dombas dann der große Bauernhof, den Harald Schönhaar zum Königshof machte und in dem Heinrich Himmler 3 Wochen nächtigte.

Ein erlebnisreicher Tag mit vielen Eindrücken, bevor wir unser Hotel in Dombas erreichten, das uns mit frischen Temperaturen und Wolken empfing.
Wir standen vor der Eingangstür zu den Trollen….

Im Reich der Trolle

… wir klopften an und baten um Einlass in das innere Reich der Trolle.
Die Stimmung des Dovregubben, des Alten vom Dovrefjell und König der Trolle war heute nicht besonders gut.
Vielleicht lag es daran, weil wir ihn eine halbe Stunde früher geweckt hatten.
Zur Genugtuung sollten wir sein Reich im Regen betreten. Das Wetter war wie im April. Mal Sonne, mal Regen, typisch Norwegen. Der Vorteil, nach dem Regen, wenn dann die Sonne wieder schien, erstrahlte das Land in einem völlig neuen Licht mit kontrastreicher Dramaturgie.
Die Berggipfel der Hochebene waren teilweise noch schneebedeckt. Noch war die Landschaft friedvoll und sanft, aber je näher wir Bjorli kamen, umso wilder wurde sie.
Ab Bjorli bahnt sich der reißende Raumafluss durch tiefe Schluchten seinen Weg hinunter nach Andalsnes.
Auf dem Weg dorthin, spektakulär, der mächtige Slettafossen mit seinen 40m Fallhöhe.
Die berühmteste Brücke Norwegens, die Kyllingsbrücke.
Im Romsdal unten, wo der Fluss wieder ruhiger wurde dann der Bergrücken, wo ein geschultes Auge den Marsch der Trolle beobachten konnte.
Die längste senkrechte Felswand Europas, der Trollveggen war heute aber ganz verhüllt, ebenso die umliegenden Berge. Es begann wieder heftig zu regnen.
Gegenüber, den Gipfel des Romsdalshorn konnte man für kurze Momente erkennen. Sein Erstbesteiger ist unbekannt, ob es der Schmied war, der für ein versprochenes Bier und einem Tanz den Berg bestiegen hat, oder ob es Karl Hall war, der offiziell als Erstbesteiger gilt.
Am Fuße des Romsdalshorn war die Felswand gut sichtbar und hier hießen uns jede Menge Trolle willkommen. Einige hatten sogar mehrere Gesichter. Auch Tiere waren zu sehen.

Die Trollstigen waren noch immer gesperrt. Angeblich noch bis zum 14.Juli 2025. Also wieder ein Umweg von etwa 150Km.
Über Mandalen, Vestnes, Tresfjord , Orskogfjell erreichten wir den Storfjord, auf den man vom Kokarsteinen aus, die beste Sicht hat.

Es schüttete aus allen Öffnungen als wir das Trollstigenplateau gegen Mittag erreichten. Sicht gleich Null. Cafeteria war geschlossen, nur ein Souvenierladen hatte geöffnet. Und erstaunlicherweise auch die Toiletten, obwohl dort ein Schild „Geschlossen“ stand.
Wegen des schlechten Wetters verkürzten wir dort den Aufenthalt und fuhren zurück zum Gudbrandsjuvet, jener grandiosen Schlucht, wo einst ein Herr Gudbrand in die Freiheit sprang.
Der Regen hatte aufgehört, bester Platz für die Mittagspause mit unserem Spezialmenü aus der Bordküche.

Durch das fruchtbare Valldal, vorbei an Obstbäumen und Erdbeefeldern, dem Heimatort von Hauptmann Martin Linge, mit der Fähre über den Eidsfjord und weiter nach Geiranger, wo uns heute noch die Fähre nach Hellesylt bringen sollte.

An der Adlerkehre keine Chance zum Halt, alle Parkplätze durch Wohnmobile und PKW besetzt. Geiranger lag uns zu Füßen, der Dalsnibba darüber in den Wolken.
Leider gab es nur wenig Zeit für einen kleinen Spaziergang durch den beschaulichen Ort. Aber doch noch genug Zeit für die gute Schokolade zu kaufen oder den oder anderen Souvenierladen zu besuchen.
Normalerweise endete in Geiranger ein erlebnisreicher Tag, aber diesmal wurden wir des Ortes verwiesen. Es hieß, Königin Sonja war an diesem Tag zu Besuch in Geiranger, angeblich zur Vorstellung eines neuen Buches. Wir vermuteten, dass deswegen alle Hotels im Ort ausgebucht waren und dies der Grund war für unsere Weiterreise.

Die Fähre der Fjord X Line kam angefahren, die uns über einen der schönsten Fjorde Norwegens hinüber nach Klein Hollywood schippern sollte.
Der Geirangertroll lachte uns noch zum Abschied von der Felsenwand zu und wünschte uns eine gute Überfahrt.
Adlerkehre von unten, die berühmten Fjordhöfe links und rechts am Berghang, der Wasserfall der 7 Schwestern, der unglückliche Freier gegenüber, der Brautschleier, den nie eine Braut trug und der Matvika Hof am Ende des Fjordes. Zur Überraschung aller, eine Familie winkte stolz und fröhlich mit der norwegischen Flagge den vorbeifahrenden Schiffen zu.

Nach gut einer Stunde war die Fahrt zu Ende und Hellesylt wurde erreicht. Hellesylt und Umgebung wurde 2023 berühmt durch den spektakulären Stunt von Tom Cruise in Mission Impossible 7
Noch ein kleiner Jungfrauentest für unsere Ehepaare an Bord an der alten Horningsdalbrücke, bevor es weiter zum Hotel nach Orsta ging.
Irgendwie fanden die weiblichen Teilnehmer der Gruppe den Jungfrauenstein gar nicht so interessant, viel interessanter waren doch die freilaufenden Kühe, die interessiert guckten und die auch näher kamen um sich streicheln zu lassen.

Wir erreichten den Ort Orsta und das Ivar Aasen Hotel. Benannt nach dem Erfinder der Nynorsk Sprache. Ein langer Tag zu Ende ging.

Fjorde, Gletscher, Ambulanz

2 Tage schlug das Schicksal zu mit frühem Aufstehen, heute endlich mal ein bißchen länger schlafen.
Ein völlig entspannter Tag erwartete uns. Kein Zeitdruck – einfach Urlaub.
Weil das Hotel nahe am Strand und am Hafen liegt bot es eine gute Gelegenheit noch zu Fuß den Ort zu erkunden
Lustig fing der Tag schon an, als der Reiseleiter in ein Zimmer gerufen wurde und sich ein Kloo anschauen musste.
So nach dem Motto, „Was nicht passt, wird passend gemacht“ hatten sich die Monteure, vielleicht aber auch nur ein Installateur, womöglich sogar nur der Lehrbub redlich bemüht die Klooschüssel akurat in Linie einzubauen. Zu ihrer Entlastung, vielleicht lag es auch am Bauzeichner. Irgendwie fehlten da einige 10-Zentimeter um vernünftig seine Notdurft verrichten zu können.
Aber einen Vorteil hatte es, man konnte sich im Sitzen bequem anlehnen und ein Nickerchen machen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden in aller Ruhe die Koffer verpackt.
Die Sonne hatte sich mittlerweile auch durch die Wolken gekämpft und bescherte uns einen traumhaften Tag. Man konnte sich nicht sattsehen an den leuchtenden Farben und dem magischen Kontrast. Die Seen entlang der Route, der Nordfjord, faszinierend schön, beeindruckend, ruhig und friedlich. Ein einziger Spiegel, indem sich die Welt ringsherum doppelt erschien und die Fotoapparate klickten.

Entlang des tiefsten See Europas hinüber nach Loen. Fast auf den Tag genau vor 8 Jahren, am 20.Mai von Königin Sonja persönlich eingeweiht, die steilste und schnellste Schrägseilbahn der Welt und die Attraktion der Stadt.
Etwas weiter das Singerheimen, die Heimat und gleichzeitig das Grab des Malers und Wohltäters der Stadt der Olden, Wilhelm Singer und seiner Frau Anne.
Den Trollen auf der Spur waren wir letztendlich auch auf der Wanderung hinauf zum Gletschersee des Briksdalsbreen.
Ganz markant der Gorilla, oder die vielen kleinen mit grünen Moosmützchen bedeckten Häupter der kleinen versteckten Waldtrollkinder. Der grimmig dreinschauende Gletschertroll oben am See und darunter der freundlich lächelnde.
Wer die Tour schon öfter gemacht hat, dem grüßen alte Bekannte aus Wald und Fels.
Trollautos zählten nicht dazu, die dienten nur zur schnelleren Fortbewegung.
Über das Utvikfjell, nach Byrkelo, durch das gigantische, von Eis geformte Stardal zum Boyabreen, dessen Eisfläche in der Sonne bläulich schimmerte.
Der Tag ging heute in Sogndal zu Ende, leider nicht so schön, wie er begonnen hatte.
Wenn der Morgen froh und lustig beginnt, weiß man nie, ob man nicht vielleicht am Abend weint.
Eine Unachtsamkeit und schon ist es passiert. Eine Frau brach sich den Ellenbogen.
Ambulanz, Doktor und Überstellung ins Krankenhaus nach Forde zur Operation.
Landschaftlich zwar eine reizvolle Fahrt, aber leider nicht für die Person, die hinten im Wagen liegt. An dieser Stelle wünschten wir ihr alle eine gute und schnelle Heilung und hoffen, dass sie nach überstandener OP wieder zu unserer Gruppe zurück findet. Bestenfalls in Bergen.

Schiff, Bahn und Statens Vegvesen

Nach einem mehr oder weniger entspannten Tag gestern, hatten wir heute wieder Termine, die einzuhalten waren.
Also, früher raus aus den Federn und ab ins Paradies, wo Obst und Wein gedeihen.
Das fruchtbare Land an den Ufern des 2.längsten Fjordes des Landes liegt auf gleicher Höhe wie Anchorage in Alaska, nur vermutlich mit besserem Klima.
Ein geschichtsträchtiges Fleckchen Erde, denn der erste König Norwegens wurde hier geboren und später kämpften 2 Königssöhne hier um die alleinige Herrschaft.

Fritjof der Tapfere blickt seit über 100 Jahren stolz hinunter auf sein Land. Ein Geschenk Kaiser Wilhlems an die Norweger.
Das Wetter, wie bei uns im April. Regen setzte ein als wir hinauf auf das Vikafjell fuhren, oben am Scheitelpunkt hörte es wieder auf und erlaubte uns einen herrlichen Blick hinunter in die Täler. Wolkenbilder gaben der Landschaft noch eine besondere Stimmung.
Punktlandung im Ort der Götter am Naeroyfjord.
Regen setzte wieder als wir an Bord der Future of the Fjord gingen, jener Elektrofähre, die einen regelrechten Hype auslöst.
Lautlos glitt sie über den Fjord, der dem Gott des Handelns und des Segelns geweiht wurde. Noch heute sitzt er erhaben auf seinem Thron und bewacht er seinen Fjord.

Trolle, Trolle und wieder Trolle. Blickte man hinauf zu den Felsen oder hinein in die Wasserfälle, konnte man unzählige dieser mysteriösen Wesen erkennen. Mal sind sie da und im nächsten Moment wieder verschwunden. Die Kreaturen scheinen zu leben, verändern sie sich doch ständig vor den Augen der Suchenden.
Nach 2 Stunden Fahrt der Stille, teils mit Sonne, teils im Regen und stürmischer See legte das Schiff im Hafen von Flam an.
Flam, die Heimat des Gottes Aegir. Genauer, das markante Wikingerhaus unten am Hafen. Hier braut Aegir sein Bier.
Rustikale Holzstühle mit Fell bedeckt, in der Mitte ein wohlig wärmender Holzofen und dahinter blitzen die blanken kupfernen Braukesseln mit köstlichem Bier.

Auf eine der schönsten Bahnstrecken der Welt ging es bei herrlichem Wetter 900m hinauf nach Myrdal. Atemberaubende Landschaften, grandiose Wasserfälle und eine blonde Schönheit, die mit Ihrem lieblichen Gesang versucht, Männer in ihr Reich zu entführen. Was dort geschieht, bleibt für immer ein Geheimnis, denn keiner kam zurück.
Einmal im Leben sollte man diese Bahnfahrt gemacht haben, von der es heißt, dass es die schönste Bahnfahrt der Welt ist.
Endstation in Myrdal und Umstieg in die modernere Bergenbahn. Eine Stunde talwärts mit verschiedenen Haltestellen, dann erreichten wir die Abenteuerstadt Voss, wo Sven schon auf uns wartete und uns nach Bergen brachte.
Aber ganz so einfach war die Sache dann doch nicht, denn kurz vor Bergen hatten die „bösen Buben“ des Statens Vegvesen ein Auge auf unseren Bus geworfen. Entweder er gefiel ihnen so gut oder es war etwas nicht in Ordnung. Vermutlich war es Beides.
Moniert wurde der fehlende Autopass, der für gewerbliche Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Pflicht ist in Norwegen. Nach längerer Registrierungszeit der Fahrzeugdaten und Hinterlegung eines „kleinen Obulus“, die Sonntagsarbeit muss schließlich ja bezahlt werden, durften wir unsere Fahrt weiter fortsetzen.

Im Hotel wurden wir vom Restaurant bereits sehnsüchtig erwartet, war doch das Essen für uns schon vorbereitet.
Nur Sven hatte Pech, war wohl nicht sein Tag heute. Er durfte den Bus nicht vor dem Hotel parken und die einzigen beiden Busparkplätze in der Nähe waren schon belegt. Das heißt, suchen und finden….nur wo? Denn im Stadtbereich von Bergen gibt es kaum eine Chance den Bus straffrei abzustellen.
Aber auch dieser Tag fand letztendlich ein glückliches Ende und alle wurden satt.

Angela, die Vereinigung der Wikinger und der Gruppe

Wie konnte es anders sein, der Tag fing mit Regen an. Für die Stadt Bergen nichts besonderes, regnet es doch hier ein ¾ Jahr. Es gibt hier nur 3 Wörter für Schönes Wetter….“es regnet nicht“
Und wir hatten Glück. Uns erwischten nur ein paar Tropfen, die meisten davon beim Spaziergang durch Bryggen. Und da konnten wir uns unterstellen.
Wir lachten viel mit unserer schwäbischen Reiseleiterin Angela, die redete wie ihr der Schnabel gewachsen war. Sie zeigte uns das regenreiche Bergen im Sonnenschein, in Form einer Sonnenblume und relativ auffallenden bunten Kleidern mit einer sonderbaren Brille.
Für mich die bisher beste Stadtführerin überhaupt.
Der Fischmarkt ist die beste Adresse für hochwertige Produkte aus der Region. Allerdings sollte man die Verkäufer kennen, wo es die beste Rentier- und Elchsalamai gibt. Ebenso den berühmten Braunkäse vom Bauern und nicht die Industrieware.
Bergen verläßt man nicht ohne einen süßen Abschluss. Der Engel an der Hauswand markierte den Ort, wo es die berühmten und besten Bergenser Schillingsboller gibt. In der Bäckerei Brun. Österreichische Bäcker stillten während der Hansezeit ihre Sehnsucht nach der Heimat mit diesen köstlichen Zimtschnecken.
Über Brücken, durch Tunnels und auf Fähren führte uns bei strahlendem Sonnenschein der Weg weiter Richtung Süden, Stavanger entgegen.
Besonders lieben und aufgeschlossenen Reisegästen, die uns, den Busfahrer und mir, die Reise so angenehm wie möglich machen möchten, indem sie immer pünktlich sind, mit denen man Spass und Freude während der Fahrt hat, mit denen man lachen kann und schöne Gespräche führt, die wie eine Familie sind, dankt man mit einigen besonderen Stopps, die nicht im Programm stehen. Einfach als Geschenk.
Neben anderen interessanten Plätzen links und rechts der Straßen, fuhren wir an den Ort, wo Harald Schönhaar einst gelebt hatte, fuhren zu dem Platz, wo er Norwegen 872 vereint hatte und auch hinaus an den Platz wo einst die Schlacht stattfand, die ihn zum ersten König Norwegens machte.

Auf der letzten Fähre vor Stavanger die große Überraschung. Gleichzeitig kamen unsere Patientin mit geschientem Arm und ihr Mann mit dem Taxi aus Förde an der Fähre an. Es gab ein freudiges Wiedersehen. Wir waren wieder alle vereint. Natürlich mussten sie alles Erlebte erzählen und es stellte sich heraus, dass die deutsche Versicherung in der Abwicklung des Vorfalles am unfreundlichsten zu ihren eigenen Kunden war.
Aber das war in dem Moment egal, man war wieder zusammen und konnte den Abend und die nächsten beiden Tage gemeinsam noch genießen.

Abschied vom Land der Trolle

Wieder begann der Tag mit Geschichte. 10.000 Jahre vor unserer Zeit. Ein kleiner Abstecher in die Frühzeit Norwegens, als das Eis geschmolzen war und die Vegetation ihren Raum einnahm. In der Vorstellung waren wir die ersten Siedler in einem neuen Land.
Wer aufmerksam war, konnte sich noch von den letzten Trollen in Norwegen verabschieden, bevor wir über Südnorwegen, vorbei an den weißen Städten wie Flekkefjord und Mandal, Kristiansand erreichten.

Die MS Bergensfjord fuhr gerade in den Hafen ein, drehte sich um die eigene Achse und nahm uns in Empfang.
Deck 5, roter Kussmund, Lucky Lips genannt, das musste man sich merken, um den Bus wieder zu finden, wenn man in Hirtshals von Bord gehen möchte.
Und von dort aus über die Autobahn nach Skorping ins Hotel Comwell Rebild Baker, direkt am Naturpark gelegen.

Dänemark hat so seine Eigenheiten, andere Länder andere Sitten.
Der Kaffee zum Abendessen war nicht mehr kostenlos.
Das Wasser am Tisch musste mit 5€ bezahlt werden, außer man trank ein Bierchen oder ein Weinchen dazu, dann war es kostenfrei, soviel man wollte.
Vegetarier/Veganer und Laktoseintolerante wurden ebenfalls mit 10€ zur Kasse gebeten, wenn man die Änderungen im Essen dem Hotel nicht rechtzeitig mitgeteilt hatte.
Wie wurden wir doch in Norwegen verwöhnt.
Einige Gäste vertraten sich nach dem langen Sitzen im Bus und auf der Fähre noch bei einem kleinen Abendspaziergang die Beine und mit frischer Luft gefüllte Lungen schläft es sich gleich um Einiges besser.

Erinnerungen an das Erlebte

Was soll man über eine Heimfahrt viel schreiben.
Auf der langen Fahrt durch Dänemark und halb Deutschland, konnte man das Erlebte bei einem kleinen Resumee Revue passieren lassen und sich an so manches kleines und auch großes Erlebnis erinnern, das für immer in Erinnerung bleiben wird.

Viel zu schnell verging eine eindrucksvolle Reise mit wunderbaren Gästen, bei denen man gespürt hatte, dass sie ihre Reise richtig gewählt hatten.
Jeder Reiseleiter und jeder Busfahrer wird bestätigen, dass es nichts Schöneres geben kann, als wenn Gäste nach der Reise freudestrahlend und lächelnd aus dem Bus aussteigen und sagen, schön war´s, ich bin zufrieden


Es heißt so schön, die Skandinavier sind die glücklichsten Menschen der Welt.
Ich hatte den Eindruck, besser ich bin überzeugt, unsere Gruppe war dies in diesen 9 Tagen auch. Es braucht nicht viel dazu und doch wiederum alles.
Die Gruppe hielt zusammen und teilte Freud und Leid miteinander. Man denke hier besonders an den gebrochenen Ellenbogen und der ihr zuteil gewordenen Hilfe von den Mitreisenden. An dieser Stelle ein großes Dankeschön nochmal für die Hilfestellung und an die gesamte Gruppe für ihren überaus wichtigen Zusammenhalt, sodass die Reise ein Erfolg wurde.
Und ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen. Sven, unseren Kapitän der Maschine, der seinen Bus immer sicher und souverän durch alle Schwierigkeiten und Engstellen lenkte. Der offen und interessiert sowohl für die Reisegäste als auch für das Land Norwegen war.
So konnten wir gemeinsam viel erleben und sehen und die Freude mit Freunden teilen.

Auf bald, euer Michael


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