Reisebericht: E–Bike–Radreise in Norwegen

03.08. – 14.08.2021, 12 Tage Radreise durch Norwegen mit Oslo – Jotunheimen – Mjölkevegen – "Tour de Dovre" – Rondane–Nationalpark – Atlantikstraße – Trollstigen – Geirangerfjord – Gamle Strynefjellsvegen – Nordfjord – Voss – (Rallarvegen) – Bergen (ca. 260–320 Radkilometer)


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Wer Norwegen mit all seinen Naturwundern hautnah und authentisch erleben will und Freude am Radfahren hat, ist auf dieser E-Bike-Reise genau richtig! Mit dem Rad befahren wir idyllische Almstraßen und gut befahrbare Routen vor der Kulisse gewaltiger Berge, Gletscher, Fjorde & Schären und so jagt ein WOW-Moment den nächsten...
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

03.08.2021: Anreise nach Kiel – Fährüberfahrt nach Oslo

Die Nacht war ausgesprochen kurz, denn wir wollen bereits um die Mittagszeit in Kiel eintreffen, um dort unsere Fähre nach Norwegen zu erreichen. Bereits am Vortag haben wir unseren Eberhardt-Radanhänger mit den E-Bikes und allen notwendigen Utensilien beladen und können nun die Reise gen Norden antreten. Voller Vorfreude und Neugier sind wir zwei Reiseleiter, unser Bus-Chauffeur und unsere 15 radlustigen Eberhardt-Gäste. Dieser Tage reist man sicher nicht ganz ohne Vorbehalte, denn Reisen in Corona-Zeiten sind doch etwas anders als gewohnt. Die aktuell niedrigen Inzidenzzahlen ermöglichen es auch nicht geimpften / nicht genesenen Gästen, nach Norwegen einzureisen, vorausgesetzt man macht vorab eine Online-Registrierung und lässt sich bei der Einreise testen. Aber erst einmal geht es in Kiel an Bord der Color Line, dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt mit Fahrzeugdeck! Pünktlich um 14 Uhr heißt es „Leinen los!“ und wir verlassen den Hafen von Kiel. Die Passage durch die Kieler Förde und die Bucht bietet herrliche Ausblicke und auch an Bord gibt es viel zu entdecken, so dass garantiert keine Langeweile aufkommt: Flanieren auf der Promenade, Shopping, Musik im Pub oder ein Drink mit Meerblick in der Observation Lounge. Am Abend schlemmen wir vom skandinavischen Buffet, das keine Wünsche offen lässt. Und noch ein Superlativ steht auf dem Programm: die Durchfahrt unter der Storebælt-Brücke. Die 18 Kilometer lange Brücke über den Großen Belt ist die längste Hängebrücke Europas (Hauptspannweite 1.624 Meter) und sogar eine der längsten Hängebrücken der Welt! Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und eilen an Deck, um den Moment einzufangen. Wir übernachten in der gebuchten Kabine.

04.08.2021: Ankunft in Oslo – Stadtrundfahrt per Rad – Weiterreise nach Valdres

Nach einer ruhigen Überfahrt erreichen wir am Morgen bei schönstem Wetter den Oslofjord. An der engsten Stelle des Fjords passieren wir gegen 08.30 Uhr die Inseln Kaholmen mit der historischen Festungsanlage Oscarsborg. Bis wir pünktlich 10 Uhr in Oslo anlegen, genießen wir die Ausblicke auf die reich bewaldete Küste mit der lockeren Besiedlung. Auch das reichhaltige Frühstücksbuffet an Bord der Color Line bietet für jeden Geschmack das Richtige und so starten wir gestärkt in unseren ersten Norwegen-Tag. Bei der Einreise heißt es jedoch erst einmal: Geduld haben. Einige Reisegäste müssen sich dem obligatorischen Corona-Test unterziehen und das dauert… Mit etwas Verzögerung heißt es dann endlich „Willkommen in Norwegen!“. An der Festung Akershus treffen wir unsere örtliche Reiseleiterin Arlene, die uns per Bike durch die norwegische Hauptstadt führt. Erst einmal werden die Räder ausgeladen, verteilt, erklärt und eingestellt. Nach ein-zwei Proberunden ist man schnell mit der Technik vertraut und wir können los radeln. Die Stadt Oslo hat in den letzten Jahren viel getan, um die Innenstadt verkehrsberuhigt zu gestalten, d. h. für uns Radfahrer sehr gute Bedingungen, um die Sehenswürdigkeiten Oslos zu erkunden. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die strahlend weiße Oper aus italienischem Carrara-Marmor (90%), die gestalterisch einem treibenden Eisberg nachempfunden wurde. Wir radeln weiter vorbei am Parlamentsgebäude und über die Karls Johans gate bis zum Königlichen Schloss. Den nächsten Halt legen wir im Vigelandpark ein, wo wir die Skulpurenvielfalt bestaunen. Leider bleibt zu wenig Zeit um uns allen über 200 Kunstwerken zuzuwenden, aber einen kleinen Eindruck vom Lebenswerk Gustav Vigelands bekommen wir doch. Auf dem Weg zu den Mathallen überrascht uns entgegen der Wettervorhersage schließlich ein Regenguss, so dass wir Oslo Adé sagen und uns bald darauf der herrlichen Landschaft von Valdres zuwenden. Mit dem Reisebus und unserem Eberhardt-Radanhänger im Schlepptau reisen wir weiter in Richtung Norden, vorbei am Tyrifjord und durch die Kleinstadt Fagarnes gelangen wir schließlich auf abgelegenen Pfaden zu unserer gemütlichen Unterkunft „Gomobu Fjellstue“ hoch oben auf dem Fjell. Neben der Ruhe der Natur genießen wir das typisch norwegische Ambiente und können vor der Haustür Blaubeeren naschen.

05.08.2021: Valdres – E–Bike–Radtour auf dem Mjølkevegen – Kvitfjell

Die Landschaft Valdres liegt mitten im Herzen von Süd-Norwegen, wird jedoch abgesehen vom norwegischen Wintersport häufig vernachlässigt. Zu Unrecht, denn es ist eine herrliche Gegend, die eine landschaftliche Vielfalt von bewaldeter und seenreicher Hügellandschaft im Süden bis zu den mächtigen Zweitausendern des Jotunheimen-Gebirges, dem „Heim der Riesen“, im Norden bietet – ein echter Geheimtipp unter Radurlaubern! Zunächst legen wir aber einen Fotostopp an der Stabkirche Hegge ein – eine von 28 noch gut erhaltenen Holzkirchen in Norwegen. Weiter geht es über den Wintersportort Beitostølen, wo wir unweit des Bygdin-Sees die Räder ausladen. Was für eine traumhafte Landschaft auf über 1.000 Meter Höhe! Auf den höher gelegenen Gipfeln liegt immer noch Schnee und die Seen glitzern um die Wette. Wir radeln entlang des Jotunheimvegen, einer wenig befahrenen Mautstraße durch die offene Berglandschaft mit Blick auf den Schmelzwassersee Vinstre. Es ist eine Teilstrecke des insgesamt 250 Kilometer langen Mjølkevegen und hier ist der Name tatsächlich Programm. Auf zahlreichen Almen wird immer noch Milchwirtschaft betrieben und so müssen wir den frei weidenden Kühen und Schafen entlang der Route immer wieder „Vorfahrt“ gewähren. Die typischen Holzhäuschen mit den Grasdächern säumen den Wegesrand ebenso wie lichte Birkenwäldchen. Unterwegs gönnen wir uns eine Rast in der urigen Haugseter Fjellstue, wo wir im Sonnenschein auf der Terrasse Elch-Burger und Pancakes mit Kaffee genießen… herrlich, (wenn auch nicht gerade preiswert)! Am Ende der Radtour haben wir 55 Kilometer auf dem Tacho und kommen glücklich am Treffpunkt in Skåbu an. Nun geht es mit dem Bus weiter zum Hotel, aber oh Schreck, eine Straßensperrung zwingt uns zu einem zweistündigen Umweg! Also kommen wir etwas später als erwartet auf dem Kvitfjell an. Wir sind tatsächlich die einzigen Gäste im Hotel. Die Aussicht ist wieder traumhaft, denn das Hotel liegt in einem beliebten Skigebiet hoch oberhalb des Gudbrandsdals.

06.08.2021: Stabkirche Ringebu – E–Bike–Radtour „Tour de Dovre“ – leichte Wanderung zum Aussichtspunkt Snøhetta

Wir fahren von "unserem Berg" hinab ins Gudbrandsdal und legen einen Halt an der schönen Stabkirche Ringebu ein. Der älteste Teil der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde im sog. Drachenstil gestaltet, während das Querschiff und der rote Kirchturm bei Umbauten um 1630 errichtet wurden. Der gepflegte Friedhof und die hölzerne Kirche sind wahrlich eine Augenweide und ein Ort der Ruhe. Mit dem Bus fahren wir über Otta und Dovre nach Dombås, wo wir unsere zweite Radtour starten. Zunächst weiß das Wetter nicht so recht, was es will, aber im Großen und Ganzen haben wir wieder viel Glück und können eine abwechslungsreiche "Tour de Dovre" genießen. Wir radeln im leichten Auf und Ab durch das Dovrefjell. Der Radweg ist gesäumt mit Moosen und Flechten sowie Krüppelbirken und in der Ferne erheben sich die teils schneebedeckten Bergkuppen. An der Dovregubbens Hall machen wir Rast und begegnen hier sogar Trollen! Die Geschichten um diese Fabelwesen sind fest in der nordischen Mythologie verankert und für Besucher sind die Trolle ein beliebtes Souvenir. Bevor wir im Hotel einchecken, legen wir noch einen Endspurt mit dem Rad ein und begeben uns auf einen kleinen Spaziergang. Am Ende unserer leichten Wanderung erreichen wir den Snøhetta Viewpoint – ein Pavillon aus Stahl, Glas und Holz, der vom berühmten norwegischen Architekturbüro Snøhetta entworfen wurde. Das große Panoramafenster gibt den Blick frei auf die imposante Berglandschaft während man auf einer wellenförmigen Holzkonstruktion sitzt. Auch wenn sich der "Berg mit der Schneemütze" heute in Wolken hüllt, genießen wir den herrlichen Ausblick und können in der Ferne sogar einen einzelnen Moschusochsen erspähen. Das Dovrefjell ist einer der weltweit wenigen Orte, wo man die zotteligen Urtiere in der Wildnis zu Gesicht bekommt. Die bis zu 400 Kilogramm schweren Tiere sind entfernte Verwandte der Ziegen und als Überlebende der letzten Eiszeit bestens an große Kälte angepasst. Für die nächsten zwei Tage wohnen wir in schönem norwegischen Ambiente in der Hjerkinn Fjellstue – das ist wie Urlaub auf dem Bauernhof :-).

07.08.2021: E–Bike–Radtour im Grimsdalen am Rondane–Nationalpark

Auf unserer kurzen Fahrt mit dem Bus können wir Dank Perrys gutem Blick sogar Elche am Waldesrand beobachten – so geht der Tag schon mal gut los! Mit unseren E-Bikes begeben wir uns bald auf den zweiten Teil der "Tour de Dovre" durch das Grimsdalen, ein fruchtbares Tal mit Almwirtschaft zwischen dem Dovre- und dem Rondane-Nationalpark gelegen. Umgeben von herrlicher Natur radeln wir entspannt zur Grimsdalshytta, wo wir in gemütlicher Atmosphäre und mit einem herrlichen Ausblick typisch norwegische Waffeln mit Sahne und Marmelade schlemmen. Die Hütte liegt auf 1.000 Hm und bietet neben dem Café auch Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer und Radfahrer. Die historischen Gebäude mit den typischen Grasdächern spiegeln den Charme vergangener Tage wider und die fantastische Lage lädt zum Verweilen ein. Heute haben wir jedoch noch einiges vor, so dass wir uns mit den Rädern auf den weiteren Weg durch das Grimsdalen machen. Nach einem gemächlichen Anstieg - mit dem E-Bike gar kein Problem - legen wir auf der Anhöhe eine Pause ein und können den Blick zurück ins Tal genießen, durch das sich der Fluss Grimse schlängelt. Danach eröffnet sich eine weite Hochebene mit flacher Vegetation und einzelnen Almhütten. Über uns tanzen die Wolken am Himmel und vor uns eröffnet sich die weite Bergwelt Norwegens. Nur die wilden Rentiere zeigen sich leider nicht - überhaupt begegnen uns heute lediglich ein paar wenige Autos, Radfahrer und Kühe. Zum Ende der Tour haben wir noch etwa 8 Kilometer Abfahrt vor uns bis wir schließlich den kleinen Ort Dovre im nördlichen Gudbrandsdalen erreichen. Auf der kurzen Busfahrt nach Dombås posiert am Straßenrand noch ein Elch - was für ein Glück! In Dombås nehmen wir uns noch etwas Zeit zum Eis essen und bummeln und erreichen am am späten Nachmittag dann glücklich und zufrieden wieder unsere Hjerkinn Fjellstue.

08.08.2021: Weiterreise von den Bergen zum Meer – Radtour auf der Atlantikstraße – Åndalsnes

Der Morgen ist etwas verregnet, aber laut Wettervorhersage fahren wir dem Regen davon und der Sonne entgegen. Tief hängen die Wolken an den Berghängen und zaubern eine mystische Stimmung. Mit dem Bus fahren wir entlang des Lachsflusses Driva in nördlicher Richtung nach Oppdal, wobei wir die mittelnorwegische Provinz (Fylke) Trøndelag durchqueren. Hier wendet sich die Route gen Westen und damit zur Küste. Durch das Sunndalen gelangen wir in die Provinz Møre og Romsdal, wo wir alsbald den Vinnufossen bestaunen - ein richtiger Superlativ und (be)rauschendes Naturschauspiel, denn es handelt sich mit 860 Metern Höhe um den sechsthöchsten Wasserfall der Welt! Nun ist das Meer nicht mehr weit: Am Ende des Sunndalen mündet der Fluss Driva in den Tingvollfjord, der sich weit ins Landesinnere einschneidet. Am späten Vormittag erreichen wir die Küstenstadt Kristiansund, wo es am heutigen Sonntag sehr ruhig zugeht. Die fischreichen Gewässer vor Norwegens Küste sind seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der gefangene Kabeljau wurde in dieser Region traditionell ausgenommen, gesalzen und in der Sonne auf den Klippen getrocknet. Wenn man also in Spanien oder Portugal Bacalao bzw. Bacalhao bekommt, handelt es sich um den Klippfisch von hier und nicht um den Stockfisch aus Nord-Norwegen! Nach einem kurzen Spaziergang zur Klippfischfrau am Hafen von Kristiansund fahren wir mit dem Bus durch den Atlantiktunnel zum Ausgangspunkt unserer Radtour. Die Norwegische Landschaftsroute Atlanterhavsvegen verläuft auf 36 Kilometern zwischen Kårvåg und Bud, wobei sich die ersten 8 Kilometer spektakulär über sieben Brücken zwischen Holmen und Schären entlang schlängeln. Die eindrucksvollste von ihnen ist wohl die geschwungene Storseisund-Brücke, die gleichzeitig das Wahrzeichen der Strecke ist. Vom Rundweg auf der Insel Eldhusøya können wir tolle Fotos von der Brücke machen. Die Atlantikstraße ist die einzige Radtour, wo wir – abgesehen von den Citytouren – etwas mehr auf den Straßenverkehr achten müssen, denn die spektakuläre Route wurde nicht nur zur schönsten Radstrecke Norwegens gekürt, sondern auch zur schönsten Autostrecke der Welt! Darüber hinaus rühmt sich die einzigartige „Straße durch‘s Meer“ auch als „Norwegens Bauwerk des 20. Jahrhunderts“. Nach dem Überqueren der sieben Brücken bewegen wir uns wieder auf wenig befahrenen Nebenstraßen und können so die idyllische Küsten- und Heidelandschaft genießen. Auch wenn es kaum Anstiege gibt, weht uns zeitweise doch ein kräftiger Küstenwind entgegen. Dank E-Bike ist das zum Glück gar kein Problem. An der Kirche in Bud verladen wir schließlich die Räder und rollen vorbei an Molde zum Fähranleger von Sølsnes. Wieder einmal eine Punktlandung! Auf der kurzen Fährüberfahrt über den Romsdalsfjord können wir schon den Ausblick auf das Alpenpanorama genießen – ein Tag voller Kontraste zwischen Bergen und Meer! In der Alpenstadt Åndalsnes beziehen wir schließlich unser komfortables Hotel und stoßen hier auf eine Besonderheit: Im Hafen liegen gleich zwei Hurtigruten-Schiffe – das ist nicht nur an sich ungewöhnlich, sondern auch weil Åndalsnes regulär gar nicht auf der Postschiff-Route liegt. Es stellt sich heraus, dass die Schiffe als Hotelschiffe für die Film-Crew von „Mission Impossible 7“ dienen. Die spektakulären Landschaften der Provinz Møre og Romsdal bilden die Kulisse für diesen hochkarätigen Blockbuster - ein Hauch von Hollywood mitten in Norwegen. Wo ist bloß Tom Cruise?!

09.08.2021: Trollstigen – Geiranger – E–Bike–Radtour auf dem Gamle Strynefjellsvegen – Loen

Ein Tag - Tausend Bilder!

Fortsetzung folgt...

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Kommentare zum Reisebericht

ich habe mich sehr über den beginn des reiseberichtes gefreut und bin schon sehr gespannt auf die fortsetzung,ich bin übrigens im nächstem bei der reise mittsommer in schweden dabei. lg werner

werner zahn
15.09.2021

Eine perfekt organisierte Reise superschöne Route, nette Leute alles in allem ein sehr schöner Urlaub. Mit diesem Reiseunternehmen immer wieder gerne. Danke LG Steven und Antje

Antje Kretzschmar
17.09.2021