Reisebericht: Saisonabschlussreise ins Großarltal

23.10. – 28.10.2014, 6 Tage in Österreich: Großarl – Liechtensteinklamm – Maurachalm – Burg Mauterndorf – Dachstein


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Das Großarltal, das Tal der Almen, ist auch heute noch ein Geheimtipp. Dabei erfuhren wir interessantes über Land, Leuten und Brauchtum der Bewohner. Besonders über die Arbeit der Bergbauern.
Ein Reisebericht von
Kerstin Hugel
Kerstin Hugel

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Von Sachsen ins Salzburger Land. Anreise.Pünktlich um acht Uhr waren alle für Dresden gebuchten Mitreisenden am Flughafen und bei leider nicht so schönem Wetter ging es über München und die Tauernautobahn ins Großarltal im Salzburger Land. Bereits in den Voralpen sah man die ersten frisch beschneiten Berge und als wir ins Großarltal abbogen, nahm der Schnee immer mehr zu. Gegen halbsechs waren beide Busse beim Hotel und nachdem alle ihr Zimmer bezogen hatten, traf man sich um 19 Uhr zum Abendessen. Nach einem langen Fahrtag gingen viele bald auf ihre Zimmer, während einige Gäste noch allerhand auszuwerten hatten.

Freitag, 24. Oktober 2014

Mauterndorf und ObertauernAufgrund der überraschenden Schneefälle schlossen leider diverse Almen, die man hätte besuchen wollen oder können und recht kurzfristig wurde auch die grandiose Liechtensteinklamm aus Sicherheitsgründen gesperrt. Dadurch musste das Programm umgestellt werden, aber natürlich waren die Mitarbeiter von Eberhardt zusammen mit denen vor Ort bemüht, adäquaten Ersatz zu schaffen.
So begann also der Freitag mit dem Besuch der Burg Mauterndorf. Seit 1143 hatte der wichtige Durchgangsort an der alten Tauernstraße Mautrecht und war 1217 durch den Stauferkaiser Friedrich II. zum Markt erhoben worden. Das Salzburger Domkapitel errichtete die Burg nach 1253 und ließ im 14. Jahrhundert die Burgkapelle mit den frühgotischen Fresken anfügen. Die zur Ruine verkommene Burg wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom deutschen Stabsarzt Dr. Hermann Ritter von Epstein gekauft und restauriert. Dessen Witwe vererbte sie Reichsmarschall Hermann Göring, der ironischerweise 1945 hier zusammen mit 72.000 Soldaten in amerikanische Gefangenschaft geriet. In den fünfziger Jahren kam die Burg ans Land.
Ausgerüstet mit Audioguides konnte jeder eintauchen in die Geschichte der Mautburg aus dem 13. Jahrhundert. Zu den Höhepunkten zählte die Besichtigung des Wehrturms, der in seiner guten Beschaffenheit einzigartig in Europa ist. Auf seinen vier Etagen zeigen liebevoll mit Figurinen eingebaute Stillleben anschaulich das mittelalterliche Leben auf einer Burg. Vom obersten Stock des Bergfrieds hatte man einen faszinierenden Ausblick auf Mautendorf, die Radstädter Tauern, die Hohen Tauern sowie die Nockberge. Anschließend stärkten wir uns in der Burgschänke. Hier wurde unser jüngster Mitreisender, der neunjährige Tobias, zum Ritter und Fürsten ernannt und huldvoll überschaute er das Geschehen von seinem Thron aus. Sein zum Knecht ernannter Reiseleiter und mehrere Burgfräuleins und Ritter aus dem Reisetross vergnügten sich nun bei Ritterspielen und heiterem Geplänkel. Gar köstlich mundeten Blutwurst und Käsenockerln aus der großen Ritterpfanne.
Bei herrlichem Sonnenwetter fuhren wir anschließend durch verschneite Alpenlandschaft in den Wintersportort Obertauern und als Zugabe an den herrlich gelegenen Jägersee, wo viele die Bergluft bei einer kleinen Wanderung genießen konnten. Zurück im Hotel erholte man sich im Ort, auf dem Zimmer oder in der tollen Saunalandschaft mit Whirlpool. Mit Appetit ging es zum Abendbrot. Ab halbneun überraschte uns das Hotel mit einem Heimatabend. Junge Leute musizierten und brachten echte Volksmusik aus der Region, während kräftige junge Männer die dazu gehörigen Tänze zeigten und Interessantes aus dem regionalen Brauchtum darboten. Es versteht sich wohl von selbst, dass neben hervorragenden Vertretern aus der Gästeschaft auch beide Reiseleiter ins aktive Geschehen mit einbezogen wurden.Sonnabend,

25. Oktober 2014

GroßarltalDa die für diesen Vormittag geplante Klamm nicht zugänglich war, galt es zu improvisieren. Der größte Teil der Gäste fuhr mit der unmittelbar beim Hotel gelegenen Panoramabergbahn auf 1840 Höhenmeter und konnte vom Plateau aus eine grandiose Fernsicht auf die umliegenden Tauerngipfel genießen. Eine zweite Grußße fuhr mit dem Bus in den nahe gelegenen Ortsteil eben, wo im so genannten Kösslerhäusl ein kleines, aber feines Heimatmuseum eingerichtet ist. Eine Bergknappenfamilie durfte sich um 1600 dieses kleine Bauernhaus bauen und im Nebenerwerb etwas Vieh halten. Viele landwirtschaftliche Geräte, meist selber aus Holz gefertigt, gibt es zu bestaunen und schon die Blockbauweise des Hauses nötigt Bewunderung ab. Trotz aller Romantik werden die durchaus schweren Lebensumstände der einfachen Bergbauern und Knappen deutlich.
Nach so viel anschaulicher Entbehrung schmeckte das vom Hotelpersonal hervorragend zubereitete Grillbuffet doppelt gut. So gestärkt ging es in gemächlichem Tempo mit der Bimmelbahn ans Talende in das alte Bergarbeiterdorf Hüttschlag, wo man lange Kupfer und Schwefel gefördert hatte. Das Bähnchen zuckelt mit knapp 30 km/h durchs sonnige Tal bis zum Talschluss. Das Nationalparkgebiet "Hohe Tauern" ist nach wie vor ein Geheimtipp. Im Museumsdorf erlebten wir einen bunten Mix von Tradition und Moderne, von Gestern und Heute. Zunächst wurden im Almkino historische Filme gezeigt, die uns das Leben der Bergbauern und Holzfäller veranschaulichten. Wie aufwändig es doch ist, an hoch gelegenen Steilhängen das Gras zu mähen, es in Schobern einzulagern und im Winter auf Holzkufen ins Tal zu holen. Gleiches gilt für den gefährlichen Transport der Holzstämme zu Tale. Im Museum wieder landwirtschaftliche Geräte und auch viel aus dem Bereich der Holzknechte und der Jagd. Interessant auch eine umfangreiche Sammlung von Klappmessern.
Nach dem Museumsbesuch wurde Einkehr im gemütlichen Kreestüberl gehalten. Der Vorderkreehof wird biologisch bewirtschaftet. Zum Hof gehört die Kreealm und auch das Kreestüberl mit Bauernladen und einer Käserei. Die Frauen verwöhnten uns mit einer zünftigen Brettljause aus hofeigenen Produkten und zwei Damen spielten auf der steirischen Ziehharmonika und der Posaune. Für einen harten Kern wurde es ein langer Abend, angefüllt mit vielen schönen Liedern.
Im Hotel wurden wir Zeuge einer pongauisch gefärbten Hochzeit mit Brautverstecken und Auszug der Gesellschaft mit Musikanten.

Sonntag, den 26. Oktober 2014

Österreichischer NationalfeiertagGanz entspannt begann dieser Sonntag, der zugleich der Nationalfeiertag der Republik Österreich war. Dort feiert man auch den Tag aller Kriegsteilnehmer und diese Feierlichkeiten beginnen mit der heiligen Messe, zu der die örtlichen Vereine mit Blasmusik marschieren. Unser Hotelwirt war so freundlich, mit uns einen kleinen Spaziergang durch den Ort zu unternehmen, bei dem er viel Wissenswertes über die Geschichte des Tals zum Besten gab. Auch über die Vertreibung der Protestanten 1732, die gerade in den Bergarbeiterdörfern den Großteil der Bevölkerung bildeten- ein wirtschaftlicher und kultureller Aderlass ohnegleichen. Der Spaziergang führte zur barocken Kirche von Großarl, die bereits rappelvoll war mit in Trachten gekleideten Gläubigen.
Unser Wirt war auch aktiver Waidmann und die Herren seiner Jagdzunft boten im Rahmen eines sonntäglichen Frühschoppens allerlei Gedichte und Geschichten aus Jagd und Brauchtum dar, umrahmt und bereichert durch den Klang ihrer Jagdhörner. Dann brachten uns insgesamt sieben Kleintransporter zur auf über 1600 Metern liegende Karseggalm, deren gemütliche Almhütte zum letzten Mal vor dem nächsten Frühjahr geöffnet hatte. Auf offenem Herdfeuer brodelte Wasser in zwei rußgeschwärzten Töpfen, denn Strom gibt es nicht hier oben. Nach anfänglichem Nebel riss der Himmel auf und es wurde ein sonniger Nachmittag. Alle Besucher strömten aus den engen Räumen der Almhütte nach draußen und die jungen Musiker, die uns schon im Hotel erfreuten, spielten, bis die Sonne hinterm Berg verschwand und wir wieder ins Tal fuhren. Ein überaus leckeres Abendessen mit anschließendem gemütlichem Beisammensein beschloss diesen herrlichen Tag.

Montag, 27.10.14 Dachsteinrundfahrt

An diesem sonnigen Morgen waren extra zwei örtliche Führer bestellt, die mit uns über Radstadt, Schladming und Ramsau am Dachstein nach Filzmoos fuhren. Die erste Pause legten wir in Radstadt ein, einer im 13. Jahrhundert an der Enns entstandenen Siedlung, die 1289 zur Stadt erhoben wurde. Imposant die bedeutenden Reste der Stadtbefestigung mit drei wuchtigen Ecktürmen. Das Stadtbild wird vom hohen Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt beherrscht. Weiter ging es in den kleinen Ort Ramsau, malerisch vor dem Dachsteinpanorama gelegen. Hier interessierte uns die 1888 gebaute evangelische Kirche. Trotz der radikalen Maßnahmen der katholischen Gegenreformation hatte sich im Geheimen in Ramsau immer eine kleine Gemeinschaft evangelischer Christen halten können, die sich erst in Folge des josephinischen Toleranzedikts wieder offen zu ihrem Glauben bekennen konnte. Im Innern wurde viel Zirbelkiefer verbaut, was nicht nur lange Haltbarkeit, sondern feinen Harzgeruch bringt.
Die Oberhofalm, auf die wir im Anschluss fuhren, liegt am Fuße der imposanten Bischofsmütze im herrlich gelegenen Talschluss des Hofalmgebiets. Die Alm umfasst ein Areal von 463 Hektar - der größte Teil davon ist Weidegebiet für etwa 120 Rinder und Pferde und ca. 120 Schafe. In der urgemütlichen Almhütte wartete bereits das bestellte Essen auf uns, doch der herrliche Sonnenschein zog magisch alle ins Freie. Gemeinsam wanderten wir zum etwas höher gelegenen Almsee und bestaunten in ihm das Spiegelbild der weiß verschneiten Berge. Rundum gibt es Steine mit eingemeißelten Sinnsprüchen und unser Bergführer ließ es sich nicht nehmen, durch den Tiefschnee zu diesen Tafeln zu stapfen und die von ihrer Schneelast zu befreien, um allgemein Menschliches aus Uromas philosophischem Nähkästchen vorzutragen.
Auf der Rückfahrt pausierten wir noch in dem hübschen Städtchen Filzmoos, wo die letzten Sonnenstrahlen auf den Kirchhofhügel fielen. Beim letzten Abendessen im Hotel meinten viele, sie könnten es schon noch eine Weile hier aushalten. Ein besseres Lob ist kaum denkbar.

Dienstag, 28. Oktober 2014, Heimreise

Um halbneun fuhren wir ab von Großarl und gleich brachte eine Umleitung kleinen Zeitverzug, den unsere beiden Fahrer, die den Gästen auch ans Herz gewachsen waren, wieder einfuhren. Superpünktlich konnten alle Gäste ihre Zubringer erreichen und so endete eine erlebnisreiche, wie erholsame Woche wieder in Dresden.

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