Reisebericht: Alpenüberquerung Österreich – Italien – vom Ötztal nach Meran

19.08. – 26.08.2017, 8 Tage Wanderreise Ötztal – Obergurgl – Gaisbergtal – Similaunhütte – Vernagt – Texelgruppe – Schnalstal – Meran in Südtirol (Italien) (ca. 56 Wanderkilometer)


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Eine Nacht in der Similaun Hütte auf 3.019 Metern zu verbringen, ist ein Erlebnis der besonderen Art.
Vom Ötztal nach Meran - Alpenüberquerung
19.08. - 26.08.2017
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

1.Tag:   Anreise ins Ötztal

Am frühen Morgen reisten wir vorbei an Bayreuth, Nürnberg, München und über die Europabrücke. Sie ist Österreichs höchste Brücke mit einer Höhe von 190 m über Grund überspannt sie das Wipptal.
Ohne Verspätung kamen wir Innsbruck Süd an, wo uns an der Aral Tankstelle ein Transferbus abholte und nach Obergurgl brachte.
Am Nachmittag erreichten wir das Hotel „Regina", unseren Ausgangsort für die nächsten 5 Tage. Herzlich wurden wir von der Familie Schöpf empfangen.
Während unserer Vorstellungsrunde tranken wir genüsslich einen Prosecco und freuten uns auf die Ötztaler Köstlichkeiten.

2.Tag: 20.08.2017 Zirbenwald und Rotmoos–Wasserfall

- 740 Höhenmeter ca. 9km 4,5 Std.
Mit der Hohe Mut Bahn ging es von Obergurgl auf 2.670 m zur Hohe Mut Alm. Leider konnten wir die Berge nur erahnen, da die Wolken sehr tief hingen.
Da es rutschig war, erforderte die Wanderung zur Schönwieshütte volle Konzentration.
Unsere Rast in der Schönwieshütte kam uns sehr gelegen und wurde durch Live Musik der Huebar Böhmische Blasmusik untermalt.
Der weitere Abstieg erfolgte durch das Rotmoostal zum Wasserfall. Hier stürzte die
Rotmoosache ca. 100 m in eine Schlucht. Ein Lehrpfad schlängelte sich durch
den 400 Jahre alten Zirbenwald. Auf verschiedenen Tafeln wurde das Naturdenkmal
„Zirbenwald" bildhaft erklärt. Ein Lautsprecher, der an einer Bank installiert war, erläuterte bildhaft die Notlandung von August Piccard am 27. Mai 1931.
Interessiert schauten wir auf eine Hängebrücke, die den Einstieg zum Klettersteig symbolisierte. Das war uns doch eine Nummer zu anstrengend und wir hatten kein Seil dabei. Deshalb entschieden wir uns für die Knie schonende Variante den Rundweg 37 nach Obergurgl. Ein Murmeltier hörten wir in der Ferne, jedoch war seine Tarnung so perfekt, dass wir es nicht entdecken konnten. Die Sonne blinzelte immer stärker durch die Wolken und einige der Dreitausender Berge des Ötztals zeigten sich von ihrer schönsten Seite mit glitzernden Gletschern.

3.Tag: 21.08.2017 Seenplatte

+ 580 Höhenmeter - 580 Höhenmeter ca. 10 km ca. 4,5 Std.
Vom Dorfzentrum ging es zunächst über die Gurgler Ache in Richtung Seeplatte. Es waren fast 500 m stetiger Anstieg bis zum Soom See, der die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn zauberte.
Die Belohnung war der fantastische Ausblick auf die Gurgler Schartl, den Grieskogel und das gegenüber liegende Königstal. Der Anblick der vergletscherten Dreitausender ließ den Alltag komplett ausschalten. Die Zeit schien still zu stehen, aber nur kurz, da der Wind zu kühl war, um eine längere Pause einzulegen.
Auf fast gleichem Höhenniveau über sanftgrüne Wiesen, führte unser weiterer Weg zum Nedersee. Dieser lag in voller Pracht in einer Senke und lud zur Rast ein. Hier spürten wir die Facetten der Gurgler Seenplatte und überall plätscherten munter Bäche mit eiskaltem Quellwasser den Hang hinunter.
Weiter ging es durch einen verträumten Lärchen- und Fichtenwald bis zur Lenzenalm. Dort verbrachten wir unsere Mittagsrast. Ein reizvoller Platz zum Verweilen mit Blick auf die Timmelsjoch Hochalpenstrasse, nach Hochgurgl und auf den Wurmkogel.

4.Tag: 22.08.2017 Wanderung von Obergurgl  nach Hochgurgl

+ 350 Höhenmeter 8 km ca. 4 Std.
Ab Obergurgl führte ein sehr schöner Wanderweg 3, umsäumt mit unzähligen Lärchen und Fichten durch die Gurgler Heide.
Der Höhenweg ins Königstal führte erst rechts, dann links am Königsbach entlang.
Die Baumgrenze ist deutlich zu erkennen, sie liegt zwischen 2.000 und 2.400 Höhenmetern.
Unsere Rast in expliziter Lage ermöglichte uns den Blick auf Hochgurgl und in weiter Ferne die Lenzen Alm.
Die Hochgurgl Bahn und der Wurmkogl Sessellift brachte uns auf 3.030 Meter.
Zum Gipfelkreuz auf den Wurmkogel war es nicht mehr weit und wir erlebten ein fantastisches Panorama auf unzählige Dreitausend Meter hohe Gipfel. Da durfte im Anschluss ein Gipfel Wein nicht fehlen!
Prost - die Aussicht war gigantisch.
Die neuerbaute Top Mountain Star Hütte aus Stahl und Glas, läutete eine neue Ära der Hüttenkultur ein. Vom Dach bis zum Boden alles aus Glas und Stahl, ermöglicht so einen uneingeschränkten Rundblick in die Ötztaler Alpen. Nicht nur dass, sondern die Gipfel von Südtirol (Piz Boé), Subaital und Pitztal waren gekennzeichnet.
Mit der Hochgurgl Bahn gelangten wir sicher wieder ins Tal zur Downhill Grill Hütte.
In der Sonne verzehrten wir mit Genuss die Tiroler Köstlichkeiten und hatten Mühe unseren Sonnenplatz mit traumhaftem Panorama zu verlassen.

5.Tag: 23.08.2017 Tag zur freien Verfügung

Einige Wanderer entschieden sich für die Fahrt mit der Hohen Mut Bahn, um dann weiter in Richtung Gletscher zu wandern.
Fast alle Berge erreichten ca. 3000 Höhenmeter und das Panorama erschien immer wieder faszinierend von einem anderen Blickwinkel aus.
Da das Wetter einen Mix aus Sonne und Wolken versprach, entschied ich mich den größten Wasserfall Tirols, den Stubenfall in Umhausen genauer unter die Lupe zu nehmen. 514 Höhenmeter sind zu überwinden, um an die höchste Stelle vom Wasserfall zu gelangen. Von jeder Aussichtsplattform sieht der Wasserfall spektakulärer aus und das nasse Element ist zum Greifen nahe. Auch für die super trainierten führt ein Klettersteig direkt über den Wasserfall zum letzten Aussichtspunkt.
Wow, atemberaubend diese Aussicht auf die tobenden Wassermassen, die sich durch den Fels ins Tal stürzen.

6. Tag: 24.08.2017 Aufstieg zur Similaun Hütte

+ 1.120 Höhenmeter ca. 19 km ca. 5,5 Std.
Mit dem Bus erreichten wir das beschauliche, verträumte Bergführer Dörfchen Vent.
Die Sonne strahlte und somit stand unserem Abendteuer nicht mehr im Wege.
Der erste Aufstieg war steil und heftig, brachte die ersten Schweißperlen auf die Stirn.
Dann entspannte sich die Lage, der Weg wurde breit und stetig ging es langsam bergauf. Durch einen Berg Rutsch konnten wir nur auf der gegenüber liegenden Talseite wandern, wodurch sich unser Weg um 1,5 km verlängerte.
An der Martin Busch Hütte angekommen, schmeckte unser Essen vorzüglich.
Weitere 3 Std. über teilweise schmelzende Gletscher ging es zur Similaun Hütte auf 3.019 Höhenmeter. Das war schon anstrengend... Jedoch zur Belohnung gab es einen Gipfel Schnaps und der Blick auf den 3.599 m vergletscherten Similaun war beeindruckend.
Vor 120 Jahren wurde die Similaun Hütte errichtet, die sich jetzt in Privatbesitz der Familie Pirpamer befindet. Sie wird aber wie eine Alpenvereinshütte betrieben.
Es ist der höchste Punkt der Alpenüberquerung am Schnalskamm in den Ötztaler Alpen und grenzt an der Texel Gruppe im Schnalstal in Südtirol.Die Fundstelle des „Ötzis" liegt 1,5 Std. entfernt am Tisenjoch (3.210 m) und es ist ein spannender Ausflug in die Steinzeit. Ein „Muss" für jeden interessierten Wanderer. Der Weg ist sehr anspruchsvoll, da er über Geröll und unebene Steine führt. Teilweise sind auch Seil und Ketten erforderlich und absolute Trittfestigkeit. Da es sehr steil auf dem Grad entlang ging, erforderte es die letzten Kräfte zu mobilisieren. Leider mussten wir diese Tour abbrechen, Gewitter zog sehr schnell auf und Hagel machte den Weg über die glatten Steine unpassierbar. Mit letzter Kraft erreichten wir wieder die sichere Similaun Hütte und waren froh, trocken und gemütlich in der Hütte die leckeren Getränke und Speisen zu genießen.

7.Tag: 25.08.2017 Abstieg nach Vernagt

- 1.205 Höhenmeter ca. 13 km ca. 4 Std.
Da die Wolkenschicht locker bewölkt war, erblickten wir zum letzten Mal den majestätischen Similaun. Eine Gletscherzunge ist noch deutlich erkennbar. Je tiefer wir kamen tauchten wir in die Nebelschicht ein. Diese blieb jedoch nicht lange und auf alten Passwegen kamen wir ins Südtiroler Schnalstal bis zum Tisenhof auf 1.814 Höhenmeter. Dieser Bergbauernhof Tisenhof (von 1306) besteht aus 3 Gebäuden, diente auch als Jausenstation und wurde 1981 unter Denkmalschutz gestellt.
Wir kehrten ein und das Bier schmeckte köstlich!
Der Vernagt- Stausee liegt auf 1.689 Höhenmeter und hat eine Fläche von ca. 100 ha.
Im Stausee versanken acht Höfe des Dorfes Vernagt. Die Spitze des Kirchturms ragt bei Niedrigwasser aus dem See. Der Stausee erstand erst in den 1950 /1960iger Jahren
mit einer 65 Meter hohen Staumauer.
Mit dem Bus ging es von Vernagt nach Naturns zum Bahnhof und von dort war es nur ½ Stunde mit dem Zug nach Meran. Im Hotel Kolping standen unsere Koffer bereit und somit war unser Gepäck wieder vollständig. Einige Gäste nutzen auch den schönen Pool im Hotel zum Relaxen.
Am Nachmittag war Zeit für einen Spaziergang durch die charmante Altstadt von
Meran. Mit dem Sessellift ging es zum Dorf Tirol und dort wurden die Medaillen
verteilt. Mit einem Lächeln im Gesicht und ein Gläschen Wein, war die Aussicht über Meran einfach faszinierend.

8. Tag 26.08.2017 Abreise

Mit dem Italien Bus-Pendel ging es von Meran nach Bozen und weiter bis Steinach
am Brenner.
Dort erfolgte unsere Pause der Umstieg am Hotel „Wipptaler Hof".
Sicher brachte uns der Chauffeur über die Alpen und weiter nach Sachsen.
Jedoch trägt jeder von uns in seinem Herzen ein Stückchen von den unbeschreiblich schönen Bergen mit nach Hause. Die Faszination der Bergwelt ist unglaublich....
Sie strahlen so viel Kraft und Energie aus, die noch sehr lange anhalten wird.
Bestimmt sehen wir uns bei der einen oder anderen Tour wieder,
mit den herzlichsten Grüßen,
Eure Betina

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