Reisebericht: Alpenüberquerung Österreich – Italien – vom Ötztal nach Meran

11.08. – 18.08.2018, 8 Tage Wanderreise Ötztal – Obergurgl – Gaisbergtal – Similaunhütte – Vernagt – Texelgruppe – Schnalstal – Meran in Südtirol (Italien) (ca. 56 Wanderkilometer)


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Die Alpenüberquerung von Vent nach Vernagt zum Stausee in Südtirol war eine facettenreiche und anspruchsvolle Tour.
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

Vom Ötztal nach Meran – Alpenüberquerung

1. Tag: 11.08. – 18.08.2018 Anreise ins Ötztal

Am frühen Morgen reisten wir an Bayreuth, Nürnberg und Ingolstadt vorbei, bis wir München erreichten. Über den Mittleren Ring gelangten wir zügig auf die A 8 in Richtung Innsbruck. Durch einen schweren Verkehrsunfall bei Kufstein verzögerte sich unsere Fahrt, so dass wir mit einer Stunde Verspätung in Innsbruck Süd ankamen. Dort wartete ein Transferbus und fuhr uns nach Obergurgl. Am späten Nachmittag erreichten wir das Hotel „Regina", unseren Ausgangsort für die nächsten 5 Tage. Herzlich wurden wir von der Familie Schöpf empfangen. Während unserer Vorstellungsrunde tranken wir genüsslich einen Prosecco in der Lobby und freuten uns auf die Ötztaler Köstlichkeiten.

2.Tag: 12.08.2018 Zirbenwald und Rotmoos–Wasserfall

+ 340 - 340 Höhenmeter ca. 8km 4,5 Std.
Die Wanderung zur Schönwieshütte war unsere erste Tour und ein Mix aus Sonne und Wolken ließ uns das Rotmoostal in vollen Zügen genießen.
Ein Lehrpfad schlängelte sich durch den 400 Jahre alten Zirbenwald.
Auf verschiedenen Tafeln wurde das Naturdenkmal „Zirbenwald" bildhaft erklärt.
Interessiert schauten wir auf eine Hängebrücke, die den Einstieg zum Klettersteig markierte. Das war uns doch eine Nummer zu anstrengend und wir hatten kein Seil dabei. Deshalb entschieden wir uns für die Knie schonende Variante den entspannten Weg zur Schönwieshütte.
Der weitere Anstieg erfolgte durch das Rotmoostal zum Wasserfall. Hier stürzte die
Rotmoosache ca. 100 m in eine Schlucht. Ein Lautsprecher, der an einer Bank installiert war, erläuterte bildhaft die Notlandung von August Piccard am 27. Mai 1931.
Nach einer halben Stunde war auch der Anstieg zur Schönwieshütte gemeistert.
Mit der Hohe Mut Bahn ging es von der Mittelstation auf 2.670 m zur Hohe Mut Alm.
Die Musik der Blaskapelle Simmerinka aus Tirol untermalte die Ötztaler Gastlichkeit.
Mit der Bahn ging es wieder zurück zur Mittelstation. Von dort aus war es ein Genussweg durch den Zirbenwald. Zwei Rehe ließen sich durch die Wanderer nicht stören und wir beobachteten lange das grasende Rotwild.
Die Sonne blinzelte immer stärker durch die Wolken und einige der Dreitausender Berge des Ötztals zeigten sich von ihrer schönsten Seite mit glitzernden Gletschern.

3.Tag: 13.08.2018 Seenplatte + 506 Höhenmeter – 540 Höhenmeter

ca. 9 km ca. 4,5 Std.
Vom Dorfzentrum ging es zunächst über die Gurgler Ache in Richtung Seeplatte. Es waren fast 500 m stetiger Anstieg bis zum Wegweiser des Soom See, der die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn zauberte.
Die Belohnung war der fantastische Ausblick auf die Gurgler Schartl, den Grieskogel und das gegenüber liegende Königstal und Ferwalltal. Von der Timmelsjoch Hochalpenstraße erkannten wir deutlich die Mautstelle, die weiter bis ins Passeier Tal nach Südtirol führte.
Der Anblick der vergletscherten Dreitausender ließ den Alltag komplett ausschalten. Die Zeit schien still zu stehen, aber nur kurz, da der Wind zu kühl war, um eine längere Pause einzulegen. Auf fast gleichem Höhenniveau über sanftgrüne Wiesen, führte unser weiterer Weg zum Nedersee. Dieser lag in voller Pracht in einer Senke und lud zur Rast ein. Hier spürten wir die Facetten der Gurgler Seenplatte und überall plätscherten munter Bäche mit eiskaltem Quellwasser den Hang hinunter. Vereinzelt zogen Schafe an uns vorbei, die ohne Hirten ihren Weg kannten.
Weiter ging es durch einen verträumten Lärchen- und Fichtenwald bis zur Lenzenalm. Dort verbrachten wir unsere Mittagsrast. Ein reizvoller Platz zum Verweilen mit Blick auf die Timmelsjoch Hochalpenstrasse und nach Hochgurgl.

4.Tag: 14.08.2018 Wanderung von Obergurgl nach Hochgurgl

+ 350 Höhenmeter 8 km ca. 4 Std.
Ab Obergurgl führte der sehr schöne Wanderweg 3, umsäumt mit unzähligen Lärchen und Fichten durch den UNESCO Biosphärenpark Gurgler Kamm.
Der Höhenweg ins Königstal kreuzte zuerst das Ferwalltal.
Die Baumgrenze ist deutlich zu erkennen, sie liegt zwischen 2.000 und 2.300 Höhenmetern.
Unsere Rast in exponierter Lage ermöglichte uns den Blick auf Hochgurgl und in weiter Ferne die Lenzen Alm.
Die Hochgurgl Bahn und der Wurmkogel Sessellift brachte uns auf 3.030 Meter.
Zum Gipfelkreuz auf den Wurmkogel war es nicht mehr weit und wir erlebten ein fantastisches Panorama auf unzählige Dreitausend Meter hohe Gipfel. Die Aussicht war gigantisch von 3.082 Höhenmetern.
Die neuerbaute Top Mountain Star Hütte aus Stahl und Glas, läutete eine neue Ära der Hüttenkultur ein. Vom Dach bis zum Boden alles aus Glas und Stahl, ermöglichte so einen uneingeschränkten Rundblick in die Ötztaler Alpen. Leider wurden die Wolken immer dichter, die uns einen Fernblick verwehrten.
Mit der Hochgurgl Bahn gelangten wir sicher wieder ins Tal zur Downhill Grill Hütte.
Wir verzehrten mit Genuss die Tiroler Spezialitäten und zum Abschluss der Wanderung gab's für jeden einen Glas Wein.

5.Tag: 23.08.2017 Tag zur freien Verfügung

Einige Wanderer entschieden sich für die Fahrt mit der Hohen Mut Bahn, um dann weiter in Richtung Gletscher zu wandern.
Fast alle Berge erreichen ca. 3000 Höhenmeter und das Panorama erschien immer wieder faszinierend von einem anderen Blickwinkel aus.
Wow, atemberaubend diese Aussicht, als wir die Scharte erreichten, die den Blick ins nächste Tal ermöglichte. Immer an der Rotmoos Ache entlang verlief unser Wanderweg bis zur Schönwieshütte, die zum Verweilen einlud.

6. Tag: 24.08.2017 Aufstieg zur Similaun Hütte + 1.120 Höhenmeter

ca. 19 km ca. 5,5 Std.
Mit dem Bus erreichten wir das beschauliche, verträumte Bergführer Dörfchen Vent.
Die Sonne strahlte und somit stand unserem Abendteuer nichts mehr im Wege.
Der erste Aufstieg war steil und heftig, brachte die ersten Schweißperlen auf die Stirn.
Dann entspannte sich die Lage, der Weg wurde breit und stetig ging es langsam bergauf. Durch einen Bergrutsch konnten wir nur auf der gegenüber liegenden Talseite wandern, wodurch sich unser Weg um 1,5 km verlängerte.
An der Martin Busch Hütte angekommen, schmeckte unser Essen vorzüglich.
Weitere 3 Std. über teilweise schmelzende Gletscher ging es zur Similaun Hütte auf 3.019 Höhenmeter. Das war schon anstrengend... Jedoch zur Belohnung gab es einen Gipfel Schnaps und der Blick auf den 3.599 m vergletscherten Similaun war beeindruckend.
Vor 120 Jahren wurde die Similaun Hütte errichtet, die sich jetzt in Privatbesitz der Familie Pirpamer befindet. Sie wird aber wie eine Alpenvereinshütte betrieben.
Es ist der höchste Punkt der Alpenüberquerung am Schnalskamm in den Ötztaler Alpen und grenzt an die Texel Gruppe in Südtirol.
Die Fundstelle des „Ötzis" liegt in einer Felsmulde am Tisenjoch (3.210 m) und es ist ein spannender Ausflug in die Steinzeit. Ein „Muss" für jeden interessierten Wanderer. Der Weg ist sehr anspruchsvoll, da er über Geröll und unebene Steine führt. Teilweise sind auch Seil und Ketten erforderlich und absolute Trittfestigkeit. Da es sehr steil auf dem Grad entlang ging, erforderte es, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Mehrere Täler mussten wir noch passieren, bis wir vor dem imposanten Denkmal standen. Der „Mann vom Similaun" ca. 5.300 Jahre alt, wurde in vier Sprachen übersetzt.
Nach dem Fotostopp setzten wir unverzüglich den Weg zur Similaun Hütte fort.

7.Tag: 25.08.2017 Abstieg nach Vernagt – 1.205 Höhenmeter ca. 13 km

ca. 4 Std.
Da der Himmel locker bewölkt war, erblickten wir zum letzten Mal den majestätischen Similaun. Eine Gletscherzunge ist noch deutlich erkennbar. Je tiefer wir kamen tauchten wir in die Nebelschicht ein. Diese blieb jedoch nicht lange und auf alten Passwegen kamen wir ins Südtiroler Schnalstal bis zum Tisenhof auf 1.814 Höhenmeter. Dieser Bergbauernhof Tisenhof (von 1306) besteht aus 3 Gebäuden, diente auch als Jausenstation und wurde 1981 unter Denkmalschutz gestellt.
Der Vernagt- Stausee liegt auf 1.689 Höhenmeter und hat eine Fläche von ca. 100 ha.
Im Stausee versanken acht Höfe des Dorfes Vernagt. Die Spitze des Kirchturms ragt bei Niedrigwasser aus dem See. Der Stausee erstand erst in den 1950 /1960iger Jahren
mit einer 65 Meter hohen Staumauer.
Mit dem Bus ging es von Vernagt nach Naturns zum Bahnhof und von dort war es nur ½ Stunde mit dem Zug nach Meran. Im Hotel Kolping standen unsere Koffer bereit und somit war unser Gepäck wieder vollständig. Einige Gäste nutzten auch den schönen Pool im Hotel zum Relaxen.
Am Nachmittag war Zeit für einen Spaziergang durch die charmante Altstadt von
Meran. Mit dem Sessellift ging es zum Dorf Tirol und dort wurden die Medaillen
verteilt. Mit einem Lächeln im Gesicht und ein Gläschen Wein, war die Aussicht über Meran einfach faszinierend.


8. Tag 26.08.2017 Abreise


Mit dem Italien Bus-Pendel ging es von Meran nach Bozen und weiter bis Steinach
am Brenner.
Dort erfolgte unsere Pause und der Umstieg in den Bus nach Sachsen.
Sicher brachte uns der Chauffeur über die Alpen nach Hause.
Jedoch trägt jeder von uns in seinem Herzen ein Stückchen von den unbeschreiblich schönen Bergen mit nach Hause. Die Faszination der Bergwelt ist unglaublich....
Sie strahlen so viel Kraft und Energie aus, die noch sehr lange anhalten wird.
Bestimmt sehen wir uns bei der einen oder anderen Tour wieder,
mit den herzlichsten Grüßen,


Eure Betina

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Kommentare zum Reisebericht

Die Alpentour ist sehr zu empfehlen. Frau Marinov war immer voll bei der Sache und jeder Tag war gut geplant von A wie Anreise bis Z wie Zimmer. Ich fühlte mich sehr aufgehoben und unsere kleine Truppe war richtig gut drauf und wir haben uns sehr gut verstanden. Die Touren waren sehr schön, manchmal etwas sehr anstrengend, aber Frau Marinov hatte Alles im Griff und Jeder konnte sein Tempo laufen. Wie gesagt, Alles gut, nur kleine Sachen die zu bemängeln sind, aber die fallen nicht ins Gewicht. Wer keine großen Ansprüche stellt und viel sehen will, dem kann ich diese Reise nur empfehlen.

A.Heidenreich
05.09.2018