Reisebericht: Weihnachten & Silvester in der Steiermark – Österreich

23.12. – 02.01.2018, 11 Tage Rundreise über die Festtage mit Laßnitzhöhe – Mariazell – Maribor – Lippizanergestüt Piber – Graz – Südliche Weinstraße – Steirische Apfelstraße


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Fast zwei Wochen in entspannter Atmosphäre in einem hervorragendem Hotel brachten zusammen mit viel Sonne und einem entschleunigten Programm voller Genuss die richtige Stimmung zu den Feiertagen und für den Start in ein neues Jahr.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Anfahrt und Ortsführung

Über Dresden- Prag- Budweis- Freistadt und Graz fuhren wir mit unserem Fahrer Werner zum Hotel Liebmann in den Kurort Laßnitzhöhe, der etwa zwanzig Kilometer östlich von Graz liegt. Weil wir gut in der Zeit lagen, wählten wir die kürzeste Route, die mitten durch die tschechische Hauptstadt Prag verlief. Wir sahen den Hradschinhügel über der Moldau, sowie das Nationaltheater und fuhren direkt am Nationalmuseum auf dem Wenzelsplatz vorbei. Weiter ging es über Budweis und Tabor. Die einzig notwendige große Pause legten wir unmittelbar vor der tschechisch- österreichischen Grenze ein, wo es eine Tankstelle und einen großen Duty Free Shop mit ordentlichen Toiletten gab. In Österreich konnten wir bald auf die Autobahn fahren, die in diesem Verlauf unzählbar viele Tunnel mit bis zu zehn Kilometern Länge aufweist. Gegen 17 Uhr kamen wir im Hotel an und weil uns der Reiseleiter bereits avisiert hatte, lagen die Zimmerschlüssel griffbereit und um 18 Uhr gab es das erste Abendessen im Hotel, das wir bereits unterwegs auswählen konnten, denn der Reiseleiter hatte eine Liste mit den Wahlessen herum gehen lassen.
Eine etwa 90-minütige Ortsführung mit gleich 2 Herren war interessant und gab gute Grundorientierung. Neben dem Ortszentrum zeigten uns die beiden Heimatkundler einige der wichtigsten Villen des Kurortes, die meist im historistisch orientierten Heimatstil aufgeführt wurden. Ein Exponent dieser aus Deutschland stammenden Stilrichtung war der Wiener Architekt Karl Hayböck. Hier verkehrten Prominente vorwiegend aus dem ungarischen Hochadel, höheres Militär und Künstler. Genannt seien nur der Heimatdichter Peter Rosegger und die weltbekannte Wagnerinterpretin Ida Knie, die der gleichnamigen Zir4kusdynastie entstammte.
Die Touristeninfo im Gemeindeamt ist zwar nicht besetzt, aber man kann im frei zugänglichen Vorraum Ortspläne, Wanderkarten und sogar Stadtpläne von Graz bekommen. Selbst an Heiligabend hatten ein Bistro und ein Café geöffnet. Die Wanderwege sind gut ausgeschildert.
Um 16 Uhr begann eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier im Hotel mit einem Musikquartett. Eine Familie aus dem Nachbarort spielte fast professionell alte Weihnachtslieder aus der Steiermark. Gemeinsam sangen wir mit ihnen ein paar bekannte Weihnachtslieder, bevor es zum weihnachtlichen Menu ging. In der kleinen Pause erschien der Weihnachtsmann, der dem Reiseleiter ziemlich ähnlich sah, und bescherte den Mitreisenden einen kuscheligen Weihnachtsbären. Auch vom Hotel stand für jeden eine kleine Aufmerksamkeit am Platz, nämlich ein hübsch verpacktes Päckchen mit Apfelringen und Saft. Um 22 Uhr konnte man in der nahe gelegenen Kirche an einer Christmette teilnehmen.

25. Dezember– Wallfahrt nach Mariazell

Um neun Uhr fuhren wir mit unserer aus Graz stammenden Fremdenführerin Frau Sibylle Glauby nach Mariazell. Weil kaum Verkehr war, fuhren wir quer durch Graz und bekamen so schon diverse Sehenswürdigkeiten der Stadt erklärt. Die Fahrzeit war dadurch auch nur 2 ½ Stunden lang. In Mariazell hatten wir die Stiftskirche fast für uns allein. Die dreitürmige Stiftskirche ist für ganz Österreich ein Art Nationalheiligtum und das meistbesuchte Wallfahrtsziel des Landes, zu dem auch Gäste aus aller Welt kommen. Die dazu gehörige Benediktinerabtei St. Lambrecht entstand 1157 und um 1200 baute man die erste Kirche. Im Rahmen der Gegenreformation stiftete Kaiser Ferdinand II. einen 1644 begonnenen Erweiterungsbau und in einem halben Jahrhundert entstand hier der erste Großbau im Stil des steirischen Barock. Der großartige Gnadenaltar stammt vom bedeutenden Künstler Johann Emanuel Fischer von Erlach, während der Hauptaltar sechzig Jahre später von Johann Bernhard Fischer von Erlach geschaffen wurde. Frau Glauby erklärte uns ausführlich die Architektur samt den wichtigsten Darstellungen und anschließend in der Freizeit konnte man die Fülle der Eindrücke in einem der Cafés verdauen. Zurück im Hotel gab es bald ein leckeres Abendessen.

26. Dezember– Stift Rein

Am späten Vormittag ging es nach einem entspannten Frühstück zum Stift Rein. Das älteste ununterbrochen aktive Zisterzienserkloster der Welt befindet sich am Ende eines stillen Seitentals der Mur und wurde 1129 durch den steirischen Markgrafen Leopold I. gestiftet. Während der Fahrt erzählte der Reiseleiter Grundlegendes über die Geschichte des Zisterzienserordens allgemein und insbesondere über die des Stiftes Rein, wo wir eine ausführliche Führung durch eine sehr kundige Dame erleben durften. Zu Beginn derselben lernten wir mit Bruder Augustin einen sympathischen und weltoffenen Zisterziensermönch kennen. Dann ging es zunächst in die unter Kaiserin Maria Theresia barockisierte Stiftskirche, die getreu der Zisterzienserregel vergleichsweise schlicht aufgeführt wurde. Trotzdem finden wir auch hier feinste Illusionsmalerei und prächtige Altäre. In den um vier Innenhöfe gruppierten Konventsgebäuden ist heute auch eine öffentliche Schule untergebracht. Besonders interessant ist die in neun historischen Räumen untergebrachte Klosterbibliothek, deren Bestand über einhunderttausend Bände, darunter viele wertvolle Inkunabeln umfasst. Bei der Ankuft im Hotel erwarteten uns Kaffe und Kuchen, bevor es zum Abendmenu ging.

Mittwoch, den 27. Dezember 2017– Pferde, Schloß und Hundertwasser

Um neun ging es über die Autobahn Richtung Klagenfurt nach Piber, wo sich das Gestüt der Spanischen Hofreitschule zu Wien befindet. 1798 hatte man hier ein Gestüt für Militärpferde eingerichtet. Als nach dem Ersten Weltkrieg die edlen Lipizzaner aus ihrem Stammgestüt im heutigen Slowenien evakuiert werden mussten, landeten sie hier und blieben bis auf eine Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg. Bei einer interessanten Führung besichtigten wir historische Stallanlagen, sahen die schönen Tiere in ihren Freigehegen und bekamen in der Schmiede die Hufpflege erläutert. Im Gestüt werden jährlich um die 35 Fohlen geboren und in zehn Jahren zu Paradepferden für die Wiener Hofreitschule ausgebildet. Das älteste Tier, Hengst Nima I, ist 1979 geboren, wobei ein Pferdejahr drei Menschenjahre zählt.
Die nahe gelegene Pfarre Piber war schon um 1100 wichtig und auch die heutige Andreaskirche ist noch zu großen Teilen romanisch. Von römischer Besatzungszeit künden Reliefs im Eingangsbereich. Die alte Wehrburg Piber wurde durch ein prächtiges Renaissanceschloss ersetzt, in dem meist die Vögte der Bischöfe. Weil noch genügend Zeit war, legten wir noch im nahe gelegenen Städtchen Voitsberg eine Mittagspause ein. Die Altstadt ist noch gut erhalten und der Hauptplatz weist viele kleine Häuser mit Laubenvorbauten auf. Die ursprünglich romanische Kirche besitzt eine Reihe historisch wertvoller Grabsteine und das Rathaus wurde 2002 vom Künstler Arik Brauer mit 120 Quadratmetern Fliesen verziert, deren Bildschmuck auf bekannten Sprichwörtern basiert. Hier lässt sich trefflich bummeln und zahlreiche Kaffeehäuser und Gastwirtschaften laden zum Verweilen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in Lassnitzhöhe.

Donnerstag, der 28.12.2017– Landeshauptstadt Graz

Um halbzehn trafen wir in Graz auf dem so genannten Glacier, einem zur ehemaligen Stadtbefestigung gehörenden Schmuckplatz, unsere englischstämmige Fremdenführerin, die uns die zweitgrößte Stadt Österreichs zeigte. Durch die Stadtmauer gingen wir zunächst zur ehemaligen Burg, in der seit Kaiser Friedrich III., der ab 1438 den Bau voran trieb, die Herrscher aus dem Haus Habsburg residierten. Besonders fasziniert die doppelläufige Wendeltreppe mit zwei ineinander verschlungenen gegenläufigen Treppen, die um 1500 ohne jegliche Mittelstütze konstruiert wurde. Anschließend besuchten wir die Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete gotische Domkirche St. Ägidius mit ihren bedeutenden spätmittelalterlichen Fresken. Das benachbarte Mausoleum Kaiser Ferdinand II., eines der bedeutendsten Zeugnisse manieristischer Alpen, konnten wir von außen sehen, während das Innere dem Interesse während der Freizeit vorbehalten blieb. Ein paar Schritte weiter beeindruckt das gigantische Jesuitenkolleg, aus dem sich die Universität entwickelte. Im Innenhof steht zu jeder Jahreszeit ein hübscher Schneemann, der sich bei genauerer Untersuchung als eine Plastik aus weißem Marmor entpuppt. Dann schlenderten wir durch die mondäne Herrengasse zum Landhaus, dem bedeutendsten Monumentalbau der Renaissance in der Steiermark. Der ehemalige Rittersaal wurde Mitte des 16. Jahrhunderts durch den italienischen Festungsbaumeister Domenico dell Allio im venezianisch- lombardischen Stil erweitert.
Schön anzusehen ist nebenan der mit Sgraffiti bemalte Herzogshof. Wir endeten vor der Franziskanerkirche direkt an der Mur, wo man gut das moderne Künstlerhaus und die alte Festung mit dem Uhrturm sehen kann. In der Freizeit erklommen mehrere Gäste den 122 Meter hohen Schlossberg, allerdings mit der Bahn, um die tolle Aussicht auf die Stadt zu genießen. Andere bummelten in den vielen Gassen mit historischen Gebäuden oder kehrten in eines der vielen Cafés ein.

29. Dezember– Ölmühle, Weinbau und Buschenschenke

Gleich am Morgen fuhren wir in das Dörfchen Lebring zur Ölmühle Labugger. Hier erfuhren wir anhand eines Filmes und in der Führung des Seniorchefs viele interessante Dinge über die Gewinnung von Kürbiskernöl und durften natürlich auch einige Sorten verkosten. Natürlich war dieses landestypischste aller Produkte für viele Gäste das ideale Mitbringsel. Im Genußregal in Vogau an der Mur konnten wir daneben noch viele regionale Produkte rund um den Apfel und natürlich einheimische Weine verkosten und erwerben. Weil gerade an diesem Tag ein ganz herrlicher Sonnenschein herrschte, fuhren wir entlang der steirischen Weinstraße nach Kitzeck im Sausal. Vom nahe der Dorfkirche gelegenen Belvedere dieses höchst gelegenen Weinbauortes Österreichs hat man einen tollen Blick auf die Umgebung und kann sowohl Graz, wie auch die slowenische Hauptstadt Maribor sehen. Zum Abschluss schauten wir uns noch das malerische Städtchen Leibnitz im Murtal an. Bei der Anfahrt hatten wir einen schönen Blick auf das Schloß Seggau am Rande der Stadt. Der Hauptplatz mit zwei respektablen Kirchen zählt zu den schönsten der Steiermark und der Kapuzinerkonvent ist der älteste noch aktive in Österreich. Neben netten Geschäften gab es natürlich auch mehrere Kaffeehäuser zum Entspannen.
Im Buschenschank Peyerl in Vasoldsberg unweit vom Hotel in Laßnitzhöhe fand der Tag seinen stimmungsvollen Abschluss. Zu einem zünftigen Brotzeitbrettl schmeckte der Heurige und so kam schnell Stimmung auf.

30. Dezember– Apfelhof und Seespaziergang

In Oberfeistritz besuchten wir den Apfelhof Pieber und der Seniorchef führte uns kongenial in die Geheimnisse des Apfelanbaus und mehr noch in die der Herstellung von edlen Obstbränden ein. Die mussten auch verkostet werden und so schmeckten verschiedene Sorten Apfel, Birne, Zwetschge und der seltene Holunder überaus lecker und passten zu den Broten mit hofeigenem Aufstrich. Herr Pieber ist Mitglied des Bundes der Apfelmänner, deren bereits erreichtes Ziel es ist, den besten Apfelbrand der Welt herzustellen. In mönchähnlichem Habit trifft man sich alljährlich zum Brennen und gibt das Vermächtnis an den Sohn weiter. Bei herrlichem Wetter fuhren wir anschließend zum nahe gelegenen Stubenbergsee. Dabei hatten wir den 975 Meter hohen Kulm zu umrunden, auf dem sich in frühgeschichtlicher Zeit ein Keltendorf befand. Der rund einen Kilometer lange See entstand 1968-71 durch Anstauung der Feistritz und gilt als wärmster Badesee Österreichs. Dementsprechend dürfte an warmen Tagen hier der Massenbetrieb herrschen. Viele Gäste umrundeten den See, an dessen Promenade viele Holzskulpturen von einem Symposium aus 1988 zu bestaunen sind. Natürlich gab es auch ein nettes Café zum Einkehren.

Sylvester, Neujahr und Heimreise

Am Sylvestertag fuhren wir bei schönstem Sonnenschein zum Grazer Hausberg Schöckl, der nordöstlich der Landeshauptstadt liegt. Nach einer guten halben Stunde Busfahrt erreichten wir den hübschen Ort Sankt Radegund, in dem sich die Talstation der Schöcklbahn befindet. Der 1445 Meter hohe Berg wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts touristisch erschlossen. Zunächst baute man eine Straße bis auf das Hochplateau, dann das immer noch bewirtschaftete Stubenberghaus und 1951 die erste Seilbahn, später noch einen Sessellift. Die Seilbahn wurde mittlerweile durch eine moderne Kabinenbahn ersetzt, mit der wir in etwa sieben Minuten die Strecke von rund zwei Kilometern überwanden. Auch oben erwartete uns Traumwetter und so suchte sich jeder den ihm gemäßen Höhenrundweg zum Spazieren aus oder kehrte in eines der drei Gasthäuser ein. Am beliebtesten waren natürlich die Sonnenplätze auf den windgeschützten Terrassen. Nach zweieinhalb Stunden Sonnenbad trafen wir uns wieder am Bus und fuhren gemütlich zurück zum Hotel. In Laßnitzhöhe war ebenfalls noch schönster Sonnenschein und so spazierten manche noch durch den Ort oder setzten sich auf eine der zahlreichen Sonnenbänke. Andere beendeten das alte Jahr mit einem zünftigen Saunabesuch.
Um halbacht trafen sich alle im Restaurant zum Sylvestermenu, dessen delikate Gänge sich bis gegen zehn hinzogen. Anschließend konnten wir an extra für uns reservierte Tische unmittelbar bei der aus zwei Herren bestehenden Liveband wechseln, die bis lange nach Mitternacht zum Tanz aufspielte. Um Mitternacht wurde ein Glas Sekt gereicht und von der Terrasse des Hotels aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Feuerwerke im unten liegenden Tal bis hin nach Graz. Die Familie Liebmann, die unser Hotel betreibt, wünschte jedem Gast ein gutes neues Jahr und in der ersten Stunde des neuen Jahres gab es sogar noch einen Nachtimbiss. Anschließend tanzten viele noch ins neue Jahr hinein oder saßen bei angeregten Gesprächen zusammen.
Am Neujahrsmorgen gab es bis gegen elf Uhr Frühstück, so dass man wirklich lange ausschlafen konnte. Den ersten Tag im Jahr begrüßten viele mit einem Neujahrsspaziergang oder einem Saunabesuch. Um fünf Uhr am Nachmittag startete beim Hotel eine kleine Fackelwanderung, an deren Anschluss Glühwein gereicht wurde, bevor es zum ersten Abendmenu im neuen Jahr ging.
Am zweiten Januar fuhren wir diesmal über Wien, Iglau, Znaim und Prag nach Dresden und kamen auch sehr gut durch. Herzlich die Verabschiedung in Dresden und freundliche Erinnerung an die schönen Tage in der Steiermark.

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