Reisebericht: Städtereise mit Rollstuhl nach Wien mit Wachau–Rundfahrt

09.08. – 14.08.2014, 6 Tage Städtereise mit Rollstuhl: Wien mit Burgtheater und Wiener Hofburg – Schloss Schönbrunn – Wachau – Donautal – Benediktinerstift Melk


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Großer Brauner, Heuriger, Sachertorte - passt zu Wien! Gemütlichkeit im Café oder in der Buschenschanken passt gut zu Wien - hier finden Menschen gemütvoll zueinander.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

Großer Brauner, Heuriger, Sachertorte – passt zu Wien!


Gemütlichkeit im Café oder in der Buschenschanke passt gut zu Wien - hier finden Menschen gemütvoll zueinander. Auf großen Plätzen und eleganten Straßen bieten prachtvolle Gebäude mehr als eine Kulisse dazu.

1. Tag_Über Prag nach Wien


Unsere Anreise durch Tschechien veranschaulichte die alte Kulturlandschaft des ehemaligen K und K Österreiches: ähnliche Städte und Lebensweise prägten sie, Kaffeehaus- und Heurigenkultur beginnt hier jenseits der Grenze. Unversehens waren wir zwischen Weinbergen und Sonnenblumenfeldern eingebettet kurz vor Wien angelangt und erblickten schon von weitem die Hochhaustürme der UNO-City.
Unser Hotel Kolpinghaus leuchtete farbig aus der Häuserzeile nahe am Naschmarkt. Das Hotel war auch innen farbig und freundlich und die Küche angenehm bodenständig.

2. Tag_ Die Wiener Ringstrasse und der Steffl


Jiannis begrüßte uns herzlich und bei schönster Morgensonne fuhren wir vorbei an der goldenen Lorbeerkugel des Secessionshauses in Richtung Karsplatz und weiter zum Ring mit seinen eleganten Prachtbauten. Wir erlebten auf der Stadtrundfahrt das blumengeschmückte Rathaus mit dem Metallmann auf der Spitze, das Parlament im Stil eines griechischen Tempels, das Burgtheater und die Oper, die UNO-City und den Praterstern und fuhren  am berühmten Urania-Kino vorbei zum Albertinaplatz.
Die Kontraste der Stadt zwischen Alt und Neu, Tradition und Moderne, Verwaltung und Kultur waren deutlich erkennbar. Wunderbar das viele Grün, die herrlichen Park- und Gartenanlagen der Innenstadt.
Nach soviel Input war nun eine Stärkung nötig: einige besuchten das Café Mozart oder Hotel Sacher, einige das Restaurant Rosenberger mit guter Küche. Danach spazierten wir die Kärntner Straße entlang bis zum Steffl, in dessen Inneren uns ein großartiger gotischer Pfeilerwald des 14. Jahrhunderts grüßte.
An der Kanzel verewigte sich im 16. Jahrhundert der Bauhüttenleiter Pilgram als Fenstergucker und das Metall der Pummerin-Glocke entstammte türkischen Kanonen.
In den ehemaligen Bomben-Lücken am Stephansdom prangten moderne Gebäude wie das Haas-Haus von Hollein, in dessen runder Glasfassade sich der über 136 m hohe begehbare Süd-Turm des "Steffl" spiegelte.
Unser Abstecher zum Graben führte uns auch zum Ankerhaus mit dem Atelier von Friedensreich Hundertwasser hoch auf dem Dach und zur nahen Pestsäule. Wir schieden mit dem Lied vom armen Dudelsackspieler Augustin und einem Blick auf das berühmte Café Hawelka, dem Literaten- und Künstlertreff. Auch Persönlichkeiten wie Friedensreich Hundertwasser, André Heller oder Andy Warhol zählten zu den Gästen.
Mit einem Eis schlenderten wir zurück zum Bus und der herrliche Tag endete mit einem leckeren Abendessen und einem schönen Miteinander auf dem Hof des Hotels: Michaela sang herzerwärmend und spielte Gitarre dazu und wir sangen so gut wir konnten mit - eine wunderbare Stimmung!

3. Tag_Schloss Schönbrunn und der Prater


Voll Empathie begrüßte uns Franz auf dem Weg zum Schloß Schönbrunn und wir fanden uns auf dem riesigen Schlosshof voller Besucher ein. Nachdem alle erleichtert nach dem WC-Besuch die Führung beginnen konnten, lernten wir mit Franz die herrliche symmetrische Schloss- und Park-Anlage kennen: zunächst schauten wir vom Schloss auf die Parkallee zum Neptunbrunnen und zur Gloriette und dann zum Obeliskbrunnen und zur Römischen Ruine - erst seit etwa 1800 so genannt um den Anspruch der Habsburger auszudrücken, dieses Imperium fortzuführen.
Nach einem "Who is who" im österreichischen Kaiserhaus ging es in die Prunkräume: beeindruckend die Große Galerie und das Spiegelzimmer, wunderbar restauriert nach dem Bombeneinschlag ist das Fresko über Krieg und Militär. Es folgte das ehemalige Arbeitszimmer von Kaiser Franz I. - das Vieux-Laque-Zimmer. Nach seinem Tod 1765 ließ Witwe Maria Theresia dessen Zimmer als Gedächtnisraum umgestalten.
Weitere Räume waren unter anderen das Napoleonzimmer, das Millionenzimmer, das Miniaturenkabinett und der Gobelinsaal.
Der Sohn Napoleons, Franz Bonaparte, wuchs nach der Niederlage und Abdankung Napoleons am Hofe seines Großvaters wohlbehütet auf und teilte dessen Interesse für Botanik. Der junge Herzog verstarb im Napoleonzimmer im Jahre 1832 im Alter von 21 Jahren an Tuberkulose. Hier befindet sich seine Totenmaske und eine konservierte Haubenlerche, welches sein geliebtes Haustier war.
Das Millionenzimmer ist eines der kostbarsten im ganzen Schloss und erhielt wegen seiner überaus wertvollen Vertäfelung aus Palisanderholz diese Bezeichnung. In sechzig Rokoko-Kartuschen sind zerschnittene indo-persische Miniaturen eingelassen, die Szenen aus dem Privat- und Hofleben der Mogulherrscher im Indien des 16. / 17. Jahrhunderts zeigen.
Neben dem Millionenzimmer befindet sich das Miniaturenkabinett. Die Wände dieses kleineren Raumes sind mit einer Vielzahl von Bildern ausgestattet, die vom Gemahl und den Kindern Maria Theresias stammen.
An den Wänden des Gobelinzimmers hängen Brüsseler Tapisserien aus dem 18. Jahrhundert, die Markt- und Hafenszenen zeigen. Der große Gobelin in der Mitte stellt den Hafen von Antwerpen dar - Antwerpen war damals ein Teil der Österreichische Niederlande. Die sechs Fauteuils sind ebenfalls mit Tapisserien überzogen und zeigen die zwölf Monate des Jahres mit den dazugehörigen Tierkreiszeichen. Zuletzt wurde der Salon von Erzherzogin Sophie, der Mutter Kaiser Franz Josephs, als Wohnsalon verwendet.
Nach soviel Kultur stärkten wir uns nach einem Spaziergang durch den Schlosspark zum Brandauers Schlossbräu mit bodenständiger Wiener Küche, bevor wir zum Prater fuhren: wir wollten unbedingt vom Riesenrad aus Wien sehen! Denn, wie es heißt, wer dies nicht erlebte, war auch nicht in Wien.
Obwohl es vom Himmel tröpfelte, hatten wir einen herrlichen Blick auf die Stadt zum Turm des Stephansdomes und der Ferstelkirche und zu den Wolkenkratzern der UNO-City: ein runder Abschluss eines erlebnisreichen Tages!

4. Tag_Shopping, Hofburg und Lichterfahrt


Am Vormittag hatten wir Gelegenheit, auf der Einkaufsstrasse Maria-Hilf Geschenke zu kaufen oder am Naschmarkt etwas zu essen, bevor es 13 Uhr weiter ging zur Führung durch die "Stadt in der Stadt", die Hofburg: jahrhundertelang (vom 13. Jahrhundert bis 1918) war sie Machtzentrale der Habsburger, von hier aus wurden die Geschicke Europas mitbestimmt.
Heute ist die Hofburg auch Amtssitz des Österreichischen Bundespräsidenten, Ort der Österreichischen Nationalbibliothek sowie verschiedener Museen (darunter der Albertina) und Ort des Bundesdenkmalamtes und ein im Laufe von rund sieben Jahrhunderten gewachsener, unregelmäßiger Gebäudekomplex. Er umfasst zwei Sakralbauten, die Hofkapelle und die Augustinerkirche und wir starteten einen Rundgang durch die Kunstgeschichte:
Trakte der unterschiedlichsten Epochen, von der Gotik des Mittelalters über die Renaissance der Neuzeit, vom Barock des 17. und 18. Jahrhunderts bis zu historistischen Flügeln des 19. Jahrhunderts und zeitgenössischen Innenausbauten des 20. und 21. Jahrhunderts fügen sich diese Stile als Ganzes zusammen. Im "Schweizertrakt" mit dem Schweizertor von 1552 finden wir die älteste Burg, sie entspricht etwa dem heutigen Schweizerhof. Dort befindet sich auch die gotische (im 15. Jahrhundert umgebaute) Burgkapelle sowie die Geistliche und die Weltliche Schatzkammer (Kunsthistorisches Museum). In letztgenannter werden auch die Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches (Reichskleinodien) und des Kaisertums Österreich aufbewahrt. Auch die Hofmusikkapelle hat dort ihren Sitz.
Wir bewunderten trotz Regenhusche den Trakt der Augustiner am Josefsplatz mit restauriertem Redoutensaaltrakt und Hofbibliothek und der Stallburg. Während des 18. Jahrhunderts wurde die Stallburg für die kaiserlichen Pferde umgebaut. Bis heute ist dort ein großer Teil der Spanischen Hofreitschule untergebracht.
Weiter ging es zur Amalienburg, zum Leopoldinischen Trakt, zum Reichskanzleitrakt, dann zum Heldenplatz mit Neuer Burg und Festsaaltrakt sowie Corps de Logis links und rechts, zum Burggarten mit gusseisernem Zaun und Sissi-Denkmal (erst in den 1920er Jahren der Öffentlichkeit zugängig gemacht) und zum Michaelertrakt mit Kuppeltor und den beiden Skulpturen-Brunnen "Die Macht zur See" von Rudolf Weyr und "Die Macht zu Lande" von Edmund Hellmer. In der Nähe auch die berühmte Dehmel-Konditorei, die sich mit dem Sacher-Hotel um den Markennamen "Sachertorte" stritt.
Nun knurrte uns schon langsam der Magen und wir fuhren weiter vor die Tore Wiens in Richtung Floridsdorf zum Heurigenlokal Schillings Weingut, wo wir bei einem Achterl Weissen und Roten und deftigen Gemüse-, Fleisch- und Käseplatten unseren Hunger und Durst in gemütlicher Runde stillten. Wir plauderten und sangen zusammen in der netten Buschenschanke und anschließend ging es bei einsetzender Dunkelheit dann mit unserer geführten und musikalischen Lichterfahrt weiter: herrlich angestrahlt die Ferstelkirche, auch der Schönbrunner Schloßkomplex und die Ringbauten der Innenstadt mit Oper, Burgtheater, Kärtnerstrasse, Rathaus, Parlament und Wolkenkratzern - wunderschön der Blick über die Donau zur UNO-City und zum Kahlen Berge, herrlich die historitischen Gebäude am Donaukanalufer. Erfüllt und glücklich müde fielen wir in unsere Betten.

5. Tag_Von Melk nach Krems durch die Wachau


Zunächst näherten wir uns Melk auf der A1 und dann ging es hoch zum Schloßhof an der Nordbastei, wo wir parken durften. Dann begann unsere Führung durch die kaiserlichen Räume an der Kaiserstiege im linken Flügel am Prälatenhof des barocken Stiftes, 1702-1746 von Jakob Prandtauer errichtet.
Als Wahrzeichen der Wachau gehört Melk zum UNESCO-Welterbe. Es wurde als „sinnbildlichstes und dominantestes Barockgebäude" beschrieben und beherbergt neben den musealen kaiserlichen Prunkräumen und der Stiftskirche, dem Mittelpunkt der Anlage, auch das Stiftsgymnasium Melk, die älteste noch bestehende Schule Österreichs. Abt des Stiftes ist Georg Wilfinger.
Wie wir hörten ist der Klosterfelsen schon vor der Römerzeit besiedelt, das zeigten bronzezeitliche Funde bei aktuellen Ausgrabungen. Seit Anfang des 11. Jahrhunderts war Melk ein Machtzentrum der Babenberger, bevor es dann deren bevorzugte Grablege, seit 1014 Begräbnisstätte des heiligen Koloman und im 11. Jahrhundert - mitten im Investiturstreit - Benediktinerkloster wurde.
Einen Lichtblick brachte die Amtszeit von Herzog Rudolf IV. mit sich. Dieser schenkte 1362 dem Kloster für eine hoch geschätzte Reliquie (einen vorgeblichen Splitter vom Kreuz Jesu Christ) eine wertvolle Fassung: Das Melker Kreuz. Außerdem baute er das Grab des heiligen Koloman zu einem prunkvollen Hochgrab um. Letzteres fiel allerdings, trotz seiner Berühmtheit, dem späteren barocken Neubau zum Opfer.
Anfang des 15. Jahrhunderts jedoch war, ähnlich wie viele andere Klöster in jener Zeit, das Stift überschuldet, die Mönche untereinander zerstritten und die Disziplin zerrüttet. Auf dem Konzil zu Konstanz wurde eine Reform der Benediktinerklöster beschlossen. Ausgangspunkt dieser Reform sollte das Kloster Melk sein.
Nach diesem geistigen Aufschwung kam es erst wieder Ende 17./ Anfang 18. Jahrhundert zur Blüte durch einen Neubau von Jakob Prandtauer, der bis zu seinem Tod 1726 den Bau leitete. Die Maler Johann Michael Rottmayr und Paul Troger schufen die Deckenfresken. Wir bewunderten sie im prächtigen Marmorsaal und in der herrlichen Bibliothek.
Heute setzt das Kloster besonders auf den Tourismus und bietet ein wunderschönes Museum, Gartenanlagen und Shop an, den wir reichlich nutzten vor unserer Weiterfahrt nach Stift Göttweig. Auf der Strasse 33 fuhren wir entlang der Donau über die kleinen Weindörfer wie Dorf Aggstein mit Raubritterruine zum Ausgang der Wachau bei Krems, einer seit über 30.000 Jahren besiedelten Kulturlandschaft, wo auch die Fruchtbarkeitsstatuette der berühmten Venus von Willendorf gefunden wurde.
Auf der Terasse des Stiftes bot sich uns ein klarer Blick auf die herrliche Weinberglandschaft bis zur Donau. Wir genossen unseren "Großen Braunen" oder "Verlängerten" und nahmen diesen schönen Augenblick mit Shopbesuch inklusive mit zurück nach Wien.


6. Tag_Von Wien nach Dresden


Nun war die Stunde des Abschieds vom schönen Wien gekommen, die Zeit verging uns wie im Fluge. Trotz vieler Baustellen in Tschechien erreichten wir rechtzeitig und wohlbehalten unsere Heimat: Wien - wir werden Dich in guter Erinnerung behalten und kommen gern einmal wieder!
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle 16. August 2014

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Grit, Ihren ausführlichen und informativen Reisebericht haben wir mit viel Interesse gelesen und diese schöne Reise nach Wien mit ihren vielen Eindrücken noch einmal erlebt. Vielen Dank dafür und Dank auch für Ihren Brief und das Bild. Wir denken noch oft und gern an die schönen Tage zurück. Wir waren - wie auch immer bisher - mit Organisation und Reisebetreuung sehr zufrieden und haben auch schon mal im neuen Katalog "gestöbert" und haben auch schon etwas gefunden. Alles Gute für Sie und freundliche Grüße R. und E. Kolski

e.kolski
02.09.2014

Liebe Familie Kolski, herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen: ich habe mich sehr darüber gefreut und behalte unsere schöne Wienreise ebenfalls in bester Erinnerung. Gern einmal wieder gemeinsam verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Ihre Reiseleiterin Grit Wendelberger

Grit Wendelberger 02.09.2014