Reisebericht: Ostsee–Rundreise: Baltikum und Skandinavien

08.06. – 19.06.2016, 12 Tage Rundreise im Reisebus mit Fährfahrten ab/an Kiel – Litauen – Lettland – Estland – Finnland – Schweden


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Diese Reise verbindet die baltischen Staaten Litauen, Lettland, Estland mit den den Hauptstädten von Finnland und Schweden - eine Zeitreise von Ordensrittern und Hanse, Nordischen Kriegen und den Ursprüngen der Konflikte in der Gegenwart
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag, 08.06.2016 über Sachsen–Anhalt, Niedersachsen, Hamburg nach Kiel

Ein langer Fahrtag von über fünfhundertfünfzig Kilometer lag vor den zunächst noch wenigen Gästen, die sich in Dresden zum Start der Reise trafen. Über Leipzig, an Magdeburg und Hannover vorbei sollte es nach Hamburg und dann nach Kiel gehen. Diese Fahrstrecke ist doch deutlich kürzer als die im Vorjahr durch den Fläming und Brandenburg genutzte Strecke; aber das ist immer abhängig von den Zustiegsorten der Reisegäste und die kamen im Gros in diesem Jahr aus Thüringen. So war der kleine Ort Lützen (hier fiel der Schwedenkönig 1632 in Kämpfen des 30jährigen Krieges) bei Leipzig der erste Ort der uns gedanklich-historisch auf Schweden in deutschen Landen erinnerte.
Nach Kreiseln auf den Straßen im Bereich des Hamburger Hafens, um einen weiteren Zustieg zu gewähren, ging es fast einer Hafenrundfahrt zu Lande gleichend, von Hamburg weiter durch Schleswig-Holstein bis zum Ostufer-Hafen von Kiel. Hier erwarteten uns bereits weitere Gäste, die individuell angereist waren. Das check-in - Prozedere ist übersichtlich, nach einer Stunde hatte jeder bereits seine Kabine gefunden und konnte sich für einen Blick von Bord auf den Hafen entschließen. Zur Tischzeit des Abendessens im Selbstbedienungsrestaurant stachen wir in See, zunächst durch die Kieler Förde an Laboe vorbei ... und mancher probierte bereits an Bord ein leckeres litauisches Bier aus Klaipeda.

2. Tag, 09.06.2016 über die Ostsee von Kiel nach Klaipeda

Die See wellte nur leicht, die Sonne schien - ein ruhiger Tag an Bord zum Ausruhen, zum Schauen auf den Schiffsverkehr oder zum Suchen von polnischem, russischem und am Ende der Fahrt litauischem Land am Horizont. Nach achtzehn Stunden Fahrt konnten wir im Osten die Küstenlinie Litauens erkennen: zur Rechten die langgezogene Küsten der Kurischen Nehrung mit ihrem Sandstrand, frontal die Hafenanlagen Klaipedas und zur Linken die nördlichsten Ausdehnungen des einstigen Memellandes. Einfahrt dann in den Ausgang des Kurischen Haffs zwischen Klaipeda und der Spitze der Nehrung beim Ort Sandkrug, heute Smiltje, wo wir am kommenden Tag zu unserer kleinen Exkursion auf der Kurischen Nehrung starten werden.
Bei Sonnenschein fuhren wir sogleich in die Innenstadt zum Hotel Amberton, einem zweigipfligen Hotelbau mit bis zu zwanzig Stockwerken. Noch vor dem Abendessen bummelten wir zum Fluchtaufenthaltsort des Preußenkönigs im Jahre 1807/08, zum ehemaligen Standort der Johannes-Kirche und weiter über die preußisch anmutenden Straßen einer Stadtplanung um 1800 zum Simon-Dach-Brunnen mit Ännchen von Tharau. Dies war ein guter Standort, um auf die wechselvolle konfliktreiche Geschichte von Memel-Klaipeda im 20. Jahrhundert einzugehen. Das Abendessen dann aus dem 20. Stockwerk des Hotels mit Blick auf den Hafen, die Nordspitze der Nehrung bis hinüber auf die offene Ostsee. Blauer Himmel - und für morgen ist Regen angesagt?

3.Tag, 10.06.2016 Kurische Nehrung

Gegen 8:00 Uhr fuhren wir nach dem Frühstück zur Fähre, um möglichst vor anderen Touristengruppen auf die Kurische Nehrung zu gelangen. Der nördliche Zipfel der Kurischen Nehrung gehört noch zur Stadt Klaipeda und bals beginnt dann die alle Orte der Nehrung zusammenfassende Großgemeinde Neringa. Hier erwartet uns die Nationalparkwacht, wo man nochmals löhnen muss. Fährgebühr und Nationalparkeintritt haben scheinbar mittlerweile sogar Einfluss auf die Gästeanzahl auf der Nehrung, denn im Gegensatz zu sonstigen Erfahrungen sehen wir nur drei weitere Reisegruppen. Hinter dem Ortsteil Schwarzort (Joudkrante) stoppten wir, um dem Treiben der sich hier massiv entwickelnden Population von Kormoranen und Reihern zuzuschauen. Nach reichlich einer Stunde erreichten wir dann das Thomas-Mann-Haus im nördlichen Teil von Nidden. Es ist schon eine vortreffliche Lage und mancher dachte bei grauem Himmel an ein mögliches Sonnen auf einer Bank direkt hinter dem Haus auf der Steilküste. Wenige Minuten später erreichten wir mit dem Bus die Hohe Düne, zweithöchste Düne Europas. Bester Blick auf die Dünenwellen hinüber auf den russischen Teil der Kurischen Nehrung, nach Osten auf das Haff und nach Westen auf die Ostsee. Alle Gäste entschieden sich zu einem gemächlichen Spaziergang über den holzbefestigten Weg von der Düne hinunter nach Nida am Haff. Zwei neu angelegte Stege bieten mittlerweile zusätzliche Begegnungsmöglichkeit mit dem San der Düne. Wem diese zwei Kilometer doch zu anstrengend erschienen sollten, der kann sich mit dem Bus bis zum Busparkplatz am Rande des Ortes fahren lassen und spaziert zu den typischen Kurenhäusern. Nach dem kleinen Ortsbummel an den braun-blau-weiß gestrichenen Kurenhäusern vorbei war sogar noch fast eine Stunde Zeit für einen litauischen Imbiss.
Zur Mittagszeit traten wir unsere Rückfahrt mit dem Reisebus an. Durch Klaipeda fuhren wir zunächst Richtung Kaunas / Vilnjus, um nördlich von Tauroggen (Konvention von Tauroggen / General York, 1812) nach Siauliui abzuweichen. Nördlich dieser Stadt befindet sich der Berg der Kreuze, markanter Ort der Manifestation des Unabhängigkeitsstrebens der Litauer gegenüber Russen seit zweihundert Jahren. Zeit für einen Stopp mit Besichtigungsmöglichkeit und für ein Glas Sekt - alle Gäste hatten an diesem Tag zwei neue Reiseländer in die Liste ihrer besuchten Länder aufgenommen. Nach einer Regenfahrt erreichten wir Riga, die lettische Hauptstadt, gerade rechtzeitig, um nach dem check in zum Abendessen im Kampf mit einhundertfünfzig Gästen nicht zu unterliegen.

4. Tag, 11.06.2016 Riga und Jurmala

Mit unserem Reisebus fuhren wir auf die andere Seite der Daugava, um an der Elizabethstraße unsere kleine Tour zu den markantesten Rigaer Jugenstilgebäuden, insbesondere jenen von Michail Eisenstein, zu starten. Nach einem Stillstands der Restauration in nden Jahres der Wirtschaftskrise ab 2008 sieht man nun wieder Fortschritte bei der Sanierung von Gebäuden in der Albertstraße; während bei einigen der ersten sanierten mitunter schon die Farbe recht dunkel wird. Aber auch bei den noch grauen Fassaden der Gebäude sieht man deutlich die bestimmenden Stilelemente des Jugendstils. Der Reisebus brachte uns anschließend an zahlreichen bedeutenden öffentlichen Gebäuden am einstigen Wall und in der Neustadt vorbei zum Rathausplatz mit dem Denkmal der Lettischen Schützen, die noch immer dort in rotem Granit stehen, weil Sie nicht nur als Lenins Wachelite dienten, sondern sich bereits im 1. Weltkrieg bei der Verteidigung von Riga Ruhm erwarben. Vom Schwarzhäupterhaus bummelten wir bei unangenehmen 11 Grad und Regen zu St. Pauli, durch einige Konventhöfe, zur Großen und Kleinen Gilde, dem Katzenhaus, Blick zum Schwedentor, vorbei am Parlament mit dem Barrikadendenkmal, den drei Brüdern und beendeten den Bummel auf dem Platz vor dem Dom einige Minuten vor Zwölf. So hatten wir keine Not rechtzeitig in den Dom zum Piccolo-Orgelspiel (Bach, Bach, Mozart, Boelmann) zu gelangen.
Nach dem Konzert ist immer eine gute Möglichkeit sich des gotische Gewölbe der Kirche, den Kreuzgang und einige Epithaphen anzuschauen. Zur besten Mittagszeit hatte jeder die Möglichkeit zu individuellem Bummel und Nahrungssuche. Zur Nachmittagszeit trafen wir uns - der Regen hatte etwas nachgelassen - um mit dem Reisebus nach Jurmala, dem lettischen Ostseebad zu fahren. Eigentlich bietet Riga auch vieles noch für individuelles Erkunden, aber bei Kühle und Regen, war wohl der kleine Ausflug im warmen Bus für alle angenehmer ... und einen Kaffee kann man auch gut fast am Ostseestrand trinken. So genossen wir noch ein Weilchen in Jurmala zwischen Ostseestrand und Lielupe-Fluss mit dem Anblick manches reizvollen russischen Holzhauses und überlegten, wer wohl heute die Besitzer seien.

5. Tag, 12.06.2016 Gauja Nationalpark mit Burg Turaida

Am Sonntagvormittag verabschiedeten wir uns mit den (CD-) Orgelklängen des Rigaer Doms von der lettischen Hauptstadt. Nach einer reichlichen Stunde erreichten wir das Areal des Museumskomplexes Turaida: Burganlage, historisches Dorf und Parkanlage mit einer der ältesten lettischen Kirchen sowie einem Weg durch einen Skulpturenpark. Zunächst stoppten wir am Grab der Rose von Turaida: Zeit diesen Kriminalfall aus dem Jahre 1620 zu erzählen. Gleich nebenan die hübsche Holzkirche und von dort nur wenige Schritte zur Burg des einstigen Schwertbrüderordens. Die rekonstruierten Teile der ehemaligen Ordensritterburg Turaida schildern die Geschichte von Livländern, deutschen Ordensrittern und russischen Eindringlingen. Im Sonnenschein funkelten die roten Ziegelsteine der wieder aufgebauten Burganlage, die noch 1975 von Gestrüpp überwuchert war. Vom Burgturm nach schmalen Treppen genossen die meisten einen Blick auf die Livländische Schweiz: grüne Hügelketten und das tiefe Tal der mäandrierenden Gauja. Von der Burg Turaida erreichten wir in wenigen Busminuten im Tal der Gauja mit saftig grünen Wiesen das Gebiet der Gutmann-Höhle mit bestimmt einhundert Touristen. Hier ereignete sich im Jahre 1620 genau jener legendäre Kriminalfall, dessen Opfer, die Rose von Turaida, wurde, an der wir zwei Stunden eher gestanden hatten.
Bevor wir die Region um Sigulda verließen, stoppten wir an der lettischen Bobbahn, die sich am Hang in das Tal der Gauja windet.
Wir lagen gut in der Zeit, so dass wir noch einen Abstecher zur bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätte Lettlands, Araisi bei Cesis, unternahmen und in anmutiger Wiesen- und Seenlandschaft unsere späte Mittagspause machten. Die Letgalen hatten vor eintausend Jahren hier auf einer Insel Holzbauten errichtet. Später bauten die Deutschen Orden eine Burg, deren Mauerreste heute wieder zu sehen sind.
In zügiger Fahrt über wenig befahrene Straßen und ohne vorhandene Tankstellen, durch eine grüne Landschaft erreichten wir noch deutlich vor dem Abendessen das Hotel Dorpat in Tartu, dem ehemaligen Dorpat. Die Nähe zur Innenstadt animierte viele bereits vor dem Abendessen zu einem Bummel dahin.

6. Tag, 13.06.2016 Tartu, Tallinn

Mit Eda, unserer örtlichen Reiseleiterin fuhren wir vom zwei Kilometer bis zum Ausstieg im Park an der Medizinischen Fakultät der Universität. Auf diese Weise lernten wir jene ruhigen traditionellen Stadtteile von Tartu kennen, die durch Holzbauten geprägt sind. In den Hügeln des Domberges starteten wir unseren kleinen Bummel und erfuhren zunächst viel über die Geschichte des Landes und des Universitätsstandortes Tartu. Jeder örtliche Reiseleiter ist unterschiedlich; während Märt 2015 viel über die deutschen Wissenschaftler der Universität Dorpat /Tartu erzählte, legte Eda mehr Wert auf die estnischen Traditionen. Der Dom des ehemaligen Bistums Dorpat ist großartige Ruine im westlichen Teil und ausgebaute Universitätsbibliothek im Osten. Vom Dom stiegen wir hinab zur Universität mit dem Denkmal des Schwédenkönigs Gustav II. Adolf und weiter ging es zur Johanniskirche mit ihren Terrakotta-Köpfen als Schmuck. Vom Eingang der Universität über die Rüütli, die Ritterstraße, gelangten wir dann zügig zum Rathaus. Den zweistündigen Bummel beendeten wir an der Bogenbrücke, über deren Bögen jeder ordentliche Student der Stadt gelaufen sein sollte. Nach einer individuellen Mittagspause und Schokoladekauf bei Kalev ging es mit dem Reisebus zweihundert Kilometer nach Tallinn. Einen ersten Stopp machten wir am Sängerfestplatz mit seiner großen Bühne (der Muschel), wo seit Jahrzehnten das seit 1869 traditionelle Sängerfestival Estlands stattfindet und 1989 die „singende Revolution" mit dreihunderttausend Beteiligten eingeleitet wurde. Nur wenige Kilometer von hier befinden sich Park und Schloss Katharinental (Katherinorg), das Zar Peter I. errichten ließ. Straßenbauarbeiten behinderten jedoch zunächst die Zufahrt und verhinderten ein Parken. So fuhren wir wenigstens noch eine Busrunde am Rusalka-Denkmal vorbei Richtung des ehemaligen Olympischen Dorfes. Bald erreichten wir unser Park Inn by Radisson - Hotel zwischen Hafen und Viru-Tor, so dass alle noch die Chance für einen Abendspaziergang in der Altstadt bei Weißen Nächten hatten.

7. Tag, 14.06.2016 Tallinn

Der 14. Juni ist für die Esten - ebenso die Letten und Litauer - ein Gedenk- und Trauertag. An jenem Tag im Jahre 1941, also wenige Tage bevor der Krieg im Osten begann, starteten die stalinistischen Organe der Sowjetmacht, die in Folge des Geheimabkommens zum Nichtangriffspakt vom 23.08.1039, die baltischen Länder „unter ihren Schutz genommen hatten" eine Aktion zur Verhaftung der ehemaligen Eliten der baltischen Länder und der Deportation ihrer Familien. Daran erinnerten an diesem 75. Jubiläumstage Trauerflore an den Fahnen, hunderte blaue Luftballons auf dem Platz vor dem Freiheitsdenkmal.
Dies wissend starteten wir unseren Fußweg vom Hotel Park Inn Central Richtung Viru-Tor, einem der traditionellen Zugänge zur Unterstadt, vorbei an einem Stück der Stadtmauer, dem einstigen Dominikanerkloster, alten Handels- und Lagerhäusern, den Häusern der Gilde und dem Schwarzhäupterhaus. Nach zwei Stunden erreichten wir die Oberstadt, Tompea; heute ohne die häufig tausenden Kreuzfahrer.
Die Bastion Kick in de Köck, der Lange Hermann als alter Burgturm, das Schloss aus der Übergangsphase von Spätbarock zu Klassizismus und die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kirche prägen das Bild eines Teils der Oberstadt. Der andere Teil wird geprägt durch die Paläste der einstigen Rittergeschlechter, Adligen und Großgrundbesitzer Estlands. Dieser Teil der Oberstadt ist noch deutlicher geprägt von deutschen (deutschsprachigen) Traditionen. Die Oberschicht war Herr („Saks") und kam maßgeblich aus Niedersachsen. Von zwei schönen Aussichtskanzeln genossen wir den Blick auf die Altstadt und die Ostsee, wo wir am Folgetag nach Helsinki aufbrechen werden. Mit Glockenschlag zwölf Uhr stiegen wir wieder hinab in die Unterstadt, einst Reval. Kurzes Bein und Langes Bein, Vene heißen die Gassen auf dem Weg hinab zum Rathaus, wo wir unseren gemeinsamen Bummel beendeten.
Am Nachmittag hatte jeder individuell Zeit für intensiveres Bummeln zu Bernd Notkes Altaren in Nikolai- und Heiliggeistkirche, auf der Stadtmauer oder hinauf zum Aussichtsring der Olav-Kirche und natürlich zum Genießen der Gastronomie mit wahrlich europäischen Preisen.

8. Tag, 15.06.2016 Helsinki

Es sind nur wenige hundert Meter vom Park Inn Hotel bis zum Terminal D des Tallinner Hafens, von dem zwanzig Fähren am Tag zur Fahrt über den Finnischen Meerbusen nach Helsinki die Anker lichten. So erreichten wir bei Sonne und fast glatter See die finnische Hauptstadt Helsinki. Vom Westhafen fuhren wir zum zentralen Kanava-Terminal unterhalb der Uspenski-Kathedrale. Das ermöglichte uns einen guten Blick auf vorgelagerte Schären, manchen abgeschliffenen Riesengranit und schon in einige Straßenzüge der Innenstadt. Unsere Stadtrundfahrt mit unserem Bus führte uns zunächst durch Straßen der Innenstadt zum Senatsplatz mit dem großen weißen Dom des deutschen Baumeisters Engel. Von hier ging es am Mannerheim-Denkmal vorbei zum Olympiastadion von 1952 mit Nurmi-Statue.
Als nächstes machten wir dann einen Stopp am Sibelus-Denkmal - symbolisierte Orgelpfeifen ergeben einen schwebenden Klangraum in der Natur. Gute Konzerte kann man in der Felsenkirche hören; Grund für uns, dieses baulich interessante Werk einer in den Felsen gesprengten und mit einer Glaspylone und Kupferdrahtschirm abgedachten Kirche zu besichtigen. Nochmals über den Senatsplatz und den Market Place fahrend, erreichten wir noch vor sechszehn Uhr unser Hotel Scandic Grand Marina in einem alten Lagerhaus am Stadthafen. So war noch drei Stunden Zeit für individuelles Erkunden von Helsinki: nochmals zum Dom, die Esplanade hinauf und hinab, zum Markt und zur Uspenskikathedrale, die einst Zar Alexander der III. einweihte. Da die überwiegende Mehrheit der Reisegäste den für den kommenden Tag angefragten Ausflug zur Festungsinsel Suomenlinna abgewählt hatte, nutzten einige der Interessierten die Zeit für einen individuellen Ausflug mit der Stadtfähre zur Insel, die heute unter Welterbeschutz steht.

9. Tag, 16.06.2016 Porvoo, Lohja, Turku

Der Tag steht fast ein wenig unspektakulär in seiner Katalogbeschreibung; eher so als ob eine Distanzüberwindung zum Erreichen der Fähre schön beschrieben werden muss. Aber dieser Tag beinhaltet: die zweitälteste finnische Stadt am Finnischen Meerbusen (Porvoo), eine Orgelmusik als Empfang beim Betreten des Domes in Porvoo, eine hervorragende Feldsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert, die zu den bedeutendsten Kirchen Finnlands gehört (in Lojha), die größte Kirche Finnlands (Dom von Turku), eine der besterhaltenen Burganlagen im östlichen Ostseeraum (Burg Turku). Nach kräftigem Regen erreichten wir Porvoo im Trockenen und ein wenig kam sogar die Sonne heraus. Regen dann wieder auf der Fahrt nach Lohja, aber die wenigen Schritte bis zum Kircheneingang schafften wir. Ebenso in Turku, so dass wir auf einen Stadtbummel verzichteten. An der Burg von Turku konnten wir dann doch im Trockenen ein wenig bummeln. Reichlich zeitig waren wir dann am Hafen, aber auch diverse asiatische Gruppen wollten die Abfahrt keinesfalls versäumen. Erstaunlich, wie es die Mannschaft des Schiffes schafft, 20:00 Uhr mit dem Boarding von hunderten Passagieren zu beginnen und 20:20 Uhr Leinen los! zu rufen. Es folgten zunächst mehr als zwei Stunden Schifffahrt durch die finnische Schärenküste vor Turku, ein hervorragendes skandinavisches Büffet inklusive Wein und Bier an Bord des Fährschiffes bei leider tiefhängenden Regenwolken und nach dem Abendessen ein Bummeln über Bord oder in die Koje.

10. Tag, 17.06.2016 Stockholm

Pünktlich am frühen Morgen kamen wir mit der Fähre aus Finnland im Silja-Hafen von Stockholm an. Dieser und manche Straße in Stockholm wird neu gebaut, weshalb unser Fahrer Frank schon ein pasr Tricks anwenden musste, um zügig zum Stadthaus zu fahren. Von hier starteten wir zu unserer Tour mit unserer örtlichen Reiseleiterin, Eva, zunächst mit dem Bus zur Südinsel mit Ausblicken auf die Stadt, dann nach Djurgarden, der Museumsinsel. An zahlreichen Botschaften auf Östermalm vorbei, mit einem beschaulichen Stopp über die Wasserflächen, ging es durch das Geschäftsviertel Norrmalm nach Gamla Stan, der Schlossinsel. Vom Schlossplatz bummelten wir zum Nobel-Museum und begannen hier unsere individuellen Erkundungen in den engen Gassen der Altstadt mit zumeist Häusern aus dem 17. Jahrhundert und manchem Königsmonument. Pünktlich zur Wachablösung waren wohl alle Gäste wieder am Schloss. Der Nachmittag gehörte der Museeninsel Djurgarden. Im Programm war das Wasamuseum inkludiert und zahlreiche Gäste waren von der Größe des Wasa-Schiffes und dem Umfang der Ausstellung doch positiv überrascht. Wer weniger Zeit im Museum verbrachte, freute sich in den Parkanlagen der Insel der wieder erschienen Sonne. Die Insel beheimatet noch zahlreiche Museen (das Nordische, das ABBA-, das Spirit- usw. -Museum), auch den Freizeitpark Tivoli sowie den Skansen-Park - also auch so vile Möglichkeiten für individuelle Erkundungen.
Üblicherweise ist ein Freitagnachmittag wohl oft mit der Landflucht der Stockholmer und verstopften Ausfallstraßen verbunden. Wir hatten an diesem Freitag überhaupt kein Problem und erreichten nach zügiger Fahrt das Hotel Scandic am Stockholmer Messegelände. Zeit zur Ruhe, nachdem wir zumeist den Tag auf der Fähre bereits vor fünf Uhr begonnen hatten.

11. Tag, 18.06.2016 von Stockholm nach Göteborg

Bei Regen und regnerischen Wetteraussichten verließen wir Stockholm und fuhren durch Zentralschweden Richtung Göteborg. Für diese Fahrt gibt es zwei gleichlange Verbindungen: über die A4 oder die A20. Wir entschieden uns für die nördlichere Variante, die A20. Gegen Mittag machten wir einen großzügigen Stopp am Götakanal - und hatten sogar etwas Sonne. Diese  ließ aus den in der Höhe schwebenden Wasserteilchen einen selten zu sehenden Sonnen-Halo entstehen. Regen und die Entfernung zum Vänernsee ließen es aber nicht ratsam sein, diesen Abstecher zu unternehmen. Wenige Kilometer vor Göteborg regnete es dann nocchmals recht stark und so erreichten wir noch vor fünf Uhr den Hafen in Göteborg. Diesmal mit Passkontrolle und Gepäckdurchleuchtung erreichten wir unsere Kabinen auf dem Fährschiff der Stena-Line. Um 18 Uhr fanden wir uns zum wieder reichhaltigen Büffet auf dem Schiff ein. An einem verregneten Abend legte unser Schiff ab: die Blicke gingen mehr auf die Köstlichkeiten des Büffets als auf die Schärenlandschaft im Regen. Ein wenig Fußball-EM-Fernsehen, aber kein langer Abend auf dem Sonnendeck.

12. Tag, 19.06.2016 von Kiel nach Hause

Bei ruhiger See fuhren wir in die Kieler Förde; in Kiel und Hamburg dann Abschied von den ersten Gästen, die individuell nach Schleswig Holstein, Baden-Württemberg oder NRW weiterreisten. Auf bekannter Route an Hannover vorbei fuhr der Bus Richtung Leipzig. Zwei Eberhardt-Busse waren zur gleichen Ankunftszeit in Leipzig und Dresden geplant, so dass die Transferfahrzeuge in die „Provinz" Gäste beider Busse mitnehmen können. Da heißt es, nicht mit üppigen Pausen bummeln, aber auch schneller zu sein als es der „Fahrplan" vorgibt, ist nicht sinnvoll. Wir orientierten uns auf 16 Uhr in Leipzig und eine Punktlandung zu 18 Uhr in Dresden. .
So beendete sich eine Rundreise um die Ostsee mit ca. 2600 Buskilometern und 863 Seemeilen (1594 km) voller Historie und mancher Beziehung zu Sachsen - der Todesort des Schwedenkönigs in Lützen, der sächsische König vor Riga im Nordischen Krieg, der sächsische König als Herzog von Kurland, der Bautzener Orgelbauer Eule in Riga, als wir in Sachsens Landeshauptstadt eintrafen.
Danke und bis zur nächsten Reise alles Gute.

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