Reisebericht: Breslau und Krakau – die Königsstädte Südpolens

23.04. – 28.04.2012, 5 Tage Städtereise mit dem Reisebus: Breslau mit Dominsel, Rynek und Universität – Krakau mit Marienkirche, Wawel und Jüdischem Viertel Kazimierz – Klezmer–Abend – Chopin–Konzert – Wieliczka


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Reise durch wechselvolle Geschichte im einstigen Reich der Piasten und Jagiellonen: gotische Kirchen in Krakau, Oppeln und Breslau, Renaissance-Königsschloss Wawel und barocke Kirchbauten in Breslau. Bummel um Marktplätze und nach Kazimiercz
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag: Fahrt nach Krakau und ein Abendbummel zur Drachenhöhle

Bei schönem Frühlingswetter ging es durch Ostsachsen und Niederschlesien nach Kleinpolen. Die schneebedeckten Gipfel des Riesengebirges, der alte Sendemast von Gleiwitz und die Fördertürme des schlesischen Industriereviers um Kattowitz begleiteten uns optisch auf der achtstündigen Fahrt. Dank der Fussball EM 2012 entstanden mit EU-Fördergeldern viele neue Autobahnen, so dass wir die alte polnische Hauptstadt an der Weichsel am Nachmittag erreichten: Zeit zum Ausspannen und einen ersten individuellen Bummel. Nach dem Abendessen zog es viele zu einem gemeinsamen Spaziergang an die Weichsel zum Wawel; an der 81 m langen Drachenhöhle mit feuerspeiendem Drachen gab es dann die Legende von der schönen Königstochter, dem Drachen und dem kühnen und schlauen Schusterjungen als Bettgeschichte.

2. Tag: Königliches Krakau

Die Stadtführerin Beata begrüßte uns am Hotel, zügig ging es an der Weichsel entlang zum Wawel. Zunächst besichtigten wir die Krönungskathedrale polnischer Könige und die Gruft, Begräbnisstätte der Könige und zahlreicher polnischer Nationalhelden. Anschließend ging es im neu verordneten Zeitfenster zur Besichtigung der königlichen Gemächer im Wawelschloss. Zahlreiche altbelgische Wandteppiche aus Wolle, Seide, Gold-und Silberfäden dekorieren die Wände der Räume unter alten, prächtigen Decken von Holzkassetten. Für einige Fotos blieb dann Zeit im Renaissance-Innenhof des Schlosses. Von einer kleinen Aussichtsplattform ging es hinab in die ehemalige Vorstadt Kazimierz. Im „Jüdischen Viertel“ mit noch zahlreichen erhaltenen Synagogen wurden auf Grund der noch sehr ursprünglich erhaltenen Bausubstanz zahlreiche Szenenen des Spielberg-Filmes „Schindlers Liste“ gedreht. Unser Bummel über den ehemaligen Fleischmarkt zur Breiten Straße endete an der Remuh-Synagoge. Hier erfuhren wir mehr über die Rolle der Thora im jüdischen Glauben und standen zum Abschluss auf dem alten Jüdischen Friedhof.
Nach langer Mittagspause trafen wir uns nun bei Regen zu einem Stadtbummel in die Altstadt. Am Bischofssitz lächelte Kardinal Wojtyla vom Bild im Fenster zu uns hinab. Wir besichtigten das gegenüberliegende Franziskanerkloster mit dem bedeutendsten Jugendstil-Glasfenster Polens und wandelten über die offenen Kreuzgänge. Bei starkem Regen ging es dann hinüber in die lichtere gotische Kirche der Dominikaner. Über den Kleinen Ring spazierten wir zur Marienkirche, um den Veit-Stoß-Altar zu bestaunen. Ausgangs des 15. Jahrhundert geschaffen, glänzt er golden wie vielfach um hunderte Jahre später geschaffene Altäre; irgendwie seiner Zeit vorweg. Der Regen hatte nachgelassen, so dass wir nun über die Nordseite des Rynek, durch die Tuchhallen hindurch bis zur Universität bummeln konnten. In Polens Blütezeit der Jagiellonen wurde einst diese zweitälteste Universität Mitteleuropas gegründet. Im gotischen Innenhof des Colligium Maius beendete wir beim musikalisch umrankten Rundgang der Professoren den Stadtspaziergang durch 800 Jahre Stadtgeschichte, um uns individuell dem Diesseits mit menschlichen Bedürfnissen zu widmen.

3. Tag: Ausflug nach Wieliczka und Kazimierz

Nach einem Aufenthalt auf dem Kosiuszko-Hügel inmitten einer alten Festung mit Blick über Krakau und die Kleinpolnische Landschaft ging es zum Salzbergwerk in Wieliczka. So wie auch Krakau mit dem Wawel gehört es zum Weltkulturerbe. Beeindruckend sind neben den langen Schächten und riesigen Kammern die zahlreichen aus Salz gefertigten Skulpturen. Neben der Königin Kinga und König Kazimierz dem Großen finden sich der polnische General und Staatschef der 2. Republik Pilsudski, der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe und natürlich Papst Johannes Paul II. unter den aus Salz gehauenen Figuren. Besonders beeindruckend jedoch die riesige unterirdische Kathedrale mit dem nach da Vinci in Salz nachgestalteten Abendmahl und riesigen Kronleuchtern aus Salz. Am späten Nachmittag fuhr die gesamte Gruppe nach Kazimierz. Um jüdisches Leben und Sterben im Krakauer Ghetto besser zu erklären, fuhren wir über Podgorze, wo einst das Ghetto war und stoppten an Schindlers Emailefabrik. Das freundliche Personal des „Ariel“ erwartete uns in stimmungsvollen Räumen zum koscheren Abendessen in Begleitung von jüdischer Musik.

4. Tag: Oppeln – Oberschlesiens historische Hauptstadt an der Oder

Unsere Reise führte uns von Kleinpolen nach Oberschlesien. Am Rande der Hauptstadt besichtigten wir das Bauern-Freiluftmuseum. Bei Sonnenschein bummelten wir durch blühende Apfelbäume der Museumsanlage vorbei zu Wasser- und Windmühlen, Wohnhäusern der Bauern und einer Dorfschule. Auch Schulklassen besichtigten die alte Dorfschule, saßen in den engen Reihen und schrieben auf Schiefertafeln - so hatten wir einen sehr originalen Eindruck des Dorfschulllebens. In der Bauernwirtschaft - einer „Karczma“ - speisten wir anschließend.
Unser Bus brachte uns dann in das Zentrum der Stadt, die seit Jahren ein bedeutendes Liederfestival ausrichtet. Vorbei an der Kirche der Schmerzhaften Mutter Gottes (Bergelkirche) ging es zum Rathaus, im Stile des florentinischen Palazzo Vecchio, und weiter zur Kathedrale zum Heiligen Kreuz. Die Uferhäuser an der Oder wirken ein wenig venezianisch. Am Abend trafen wir in Breslau ein und fanden ein gut vorbereitetes Quartier inmitten des Stadtzentrums nur wenige Schritte vom Rynek entfernt. So konnten alle ganz individuell das abendliche Stadtgeschehen erleben.

5. Tag: Breslau – Schlesiens Metropole

Zur Marscherleichterung fuhren wir mit dem Bus an den Ostrand der Dominsel. Zwischen Priesterseminar und Dom nahmen wir zunächst einen Architekturvergleich zwischen neogotischen und gotischem Baustil vor. Unser weiterer Weg führte uns über die Dominsel, mit Dom und Bischofssitz, der Heilig-Kreuz-Kirche und dem prächtig renovierten ehemaligen Waisenhaus für Adelskinder. Über die mit unzähligen Schlössern als Zeichen des ewigen Ehebundes versehene Stahlbrücke gelangten wir zur Sandinsel mit der Kirche Maria auf dem Sande und ihren prächtigen Kirchenfenstern. Im Wechsel der gotischen und barocken Baustile ging es dann hinüber zur modernistischen Markthalle aus dem Jahre 1908, von deren Auslagen frischer Ware wir uns erfreuten. Auf einem Zeitsteinweg durchquerten wir in wenigen Minuten nochmals tausendjährige polnische Geschichte und gelangten zur Universtität. In der Herz-Jesu-Kirche der Universität empfing uns Orgelmusik. Leider war die Aula an diesem Tage nicht für uns empfangsbereit, da Studenten ihre Diplome erhielten. So kündigten wir hier unseren morgigen Besuch an und bummelten an einigen Zwergen der Stadt vorbei zum Rynek. Entgegen dem Uhrzeigersinn zogen wir unseren Kreis, um insbesondere die historische Bausubstanz der Westseite und die Häuser „Hänsel und Gretel“ zu bestaunen. An der Südseite des Rathauses konnten wir nochmals Vergleiche zwischen Gotik und Neogotik ziehen, bestaunten dann die astronomische Uhr an der  Ostseite des Rathauses und fragten uns, warum die hohe Brücke zwischen den Türmen der Magdalenenkirche „Schusterbrücke“ hieße.
Am Nachmittag hatte dann jeder individuell Zeit durch das achthundertjährige Breslau zu bummeln, bevor wir uns in der Lemberger Schänke zum Abendbrot trafen.

6. Tag: Breslau und die niederschlesischen Friedenskirchen

Der Vormittag des letzten Tages stand nochmals im Zeichen Breslaus; hatten wir doch unseren Universitätsbesuch mit einer Besichtigung der barocken Aula noch nachzuholen. Erstaunt bummelten wir durch die Aula in barocker Pracht und vernahmen, dass zahlreiche bekannte Musikersolisten im barocken Auditorium der Uni schon gastierten. An der Jahrhunderthalle aus dem Jahre 1913 - einst weltgrößter Spannbetonbau - machten wir bei unserer Verabschiedung von Breslau einen Fotostopp. Gegen Mittag trafen wir in Schweidnitz ein, wo wir der Friedenskirche einen Besuch abstatteten. Der protestantische Kirchbau wurde der Gemeinde nach dem Westfälischen Frieden 1648 als einfacher Fachwerkbau gestattet. Die Holzarbeiten und die Größe der Kirche für mehr als 7000 Besucher beeindruckten uns mächtig und künden von der Existenz einer kleinen protestantischen Gemeinde im katholischen Polen. An der auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Friedenskirche in Jauer machten wir dann noch einen Fotostopp.
Mit dem Symbol von Friedenskirchen im Gedanken verabschiedeten wir uns auf unserer Weiterfahrt von einem historisch und gegenwärtig interessanten Land.
Auf Wiedersehen in Polen und / oder bei einer anderen Reise mit Eberhardt Travel.

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