Reisebericht: Radreise in Masuren

02.09. – 10.09.2010, 9 Tage Naturerlebnisse im Land der 1000 Seen (ca. 200km)


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Weite Felder, tiefblaube Seen, dunkle Heidewälder, blauer Himmel und schneeweiße Schäfchenwolken ... die Landschaftliche Vielfalt der Masuren ist grenzenlos. Zwei Radgruppen von Eberhardt TRAVEL erkunden diese unvergleichliche Landschaft ...
Ein Reisebericht von
Lisa Frank

Reisebericht



Der erste Tag begann für alle Reisegäste sehr früh. Viele Gäste hatten daher auch den Fun-Service gebucht, und konnten früh ganz in Ruhe Ihren Tag starten und sich den ganzen Tag an dem reichlichen Inhalt des Frühstückspaketes genüsslich tun. Am Flughafen stiegen schon die letzen Reisegäste zu, und los ging es in Richtung Masuren. Nach dem Mittagsessen legten wir eine Pause in dem kleinen Städtchen Gnesen (Gniezno) ein und bummelten zu der berühmten Kathedrale des Ortes, welcher für die Polen als „Wiege des Landes" gilt. Am späten Nachmittag erreichten wir Torun. Nachdem wir uns beim ersten gemeinsamen Abendessen gestärkt hatten, unternahmen wir einen Stadtbummel durch den historischen Teil der Weichselstadt. Wir bestaunten die schönen Hansehäuser, den Johannesdom, die Statue und das Geburtshaus von Nikolas Kopernikus und rätselten über die Breite der Weichsel bzw. die Länge der Brücke, auf welcher wir den Fluss überfahren hatten. Auch wenn leider keine Geschäfte mehr geöffnet und die Altstadtgassen recht menschenleer waren, zog uns die Altstadt Toruns, welche auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, in Ihren Bann.
 
 


Ausgeruht und ausgeschlafen setzten wir am nächsten Tag den Weg nach Masuren fort. Unsere Mittagsrast legten wir in Grunwald ein. Vor dem Essen spazierten wir aber noch gemeinsam zum Denkmal der Schlacht von Grunwald, wo 1410 der Deutsche Orden durch die Polen besiegt worden war. Wie als hätten wir sie bestellt, lugte die Sonne durch die dahin treibenden Wolken und zeigte uns die hügelige Landschaft von ihrer schönsten Seite. Masuren war nicht mehr weit - dass konnten wir spüren. Zur Kaffeezeit erreichten wir dann endlich unsere Unterkunft für die nächsten 3 Tage, das Hotel „Anek". Bei einem Bummel entlang des Czossees oder einem Spaziergang durch den kleinen Ort Mragowo konnte jeder individuell die ersten Eindrücke von Masuren auf sich wirken lassen.
 
 


Lange genug hatten wir auf unsere erste Radtour gewartet, nun freuten wir uns auf 35 Kilometer Radlstrecke durch die Masurische Landschaft. Die Freude währte erstmal nicht lange, am ersten Sandweg mussten sich viele den wegrutschenden Reifen ergeben und stückweise schieben. Aber bald hatten wir uns an die Wege gewöhnt und erfreuten uns umso mehr an der wirklich noch unberührten Natur. In Heilige Linde kosteten wir eine leckere, polnische Spezialität: Piroggi (gefüllte Teigtaschen). Danach lauschten wir in der Wallfahrtskirche einem Orgelkonzert und schmunzelten über die sich im Takt bewegenden Figürchen, welche das prachtvolle Instrument schmücken.
Weiter ging es nach Rössel zur Burg der Ermländischen Bischöfe, von der wir einen wunderbaren Ausblick auf die umliegende Landschaft genießen konnten, denn die Sonne hatte sich früh durch die Wolken gedrängt und war seitdem unser ständiger Begleiter. Fünf Radler hatten noch nicht genug Kilometer in den Beinen und setzten Ihren Heimweg mit dem Drahtesel fort. Der Rest der Gruppe fuhr gemütlich zurück zum Hotel und verbrachte dort einen geruhsamen Nachmittag.
 
 


Am Sonntag brachte uns unser Busfahrer Ingo zur Wolfschanze. Im Bus erzählte Lukas, der örtliche Reiseleiter der ersten Radgruppe, interessante Dinge über die Masuren. Mit Lachen (über Lukas' Bärengeschichte) und Gesang (von irgendwelchen Vagabunden) verging die Fahrtzeit sehr schnell und im Nu erreichten wir die ehemalige Bunkerstätte Hitlers und erfuhren viel Neues über das Attentat Stauffenbergs. Unsere Radtour führte uns entlang des Labap-Sees über gut befahrbare Sandwege. Klärchen meinte es mit uns mal wieder ganz besonders gut, und wir konnten so schon während der Radtour und dann später auch vom Schiff aus immer neue, phantasieanregende Wolkenformationen bestaunen. In Stynort startete dann unser Schiff, mit welchem wir auf dem Dobensee erst vorbei an der Komoraninsel und dann in Richtung Lötzen fuhren. Das Mittagessen, Zanderfilet mit karamellisierter Zwiebelsauce, ließen wir uns auf dem Schiff richtig gut schmecken. Zum Abschluss des Tages bummelten wir noch gemeinsam durch Lötzen und tranken eine Tasse Kaffee am Hafen der „Sommerhauptstadt" Masurens.
 
 


Der dritte Radltag startete ganz gemütlich. Nach dem Koffer einladen starteten wir mit unseren Rädern in Richtung Sadry. Leider meinte Petrus es diesmal nicht so gut mit uns, aber immerhin waren die Straßen gut befahrbar und der Rückenwind erleichterte die Regenfahrt. Nach gut zwei Stunden erreichten wir das Bauernmuseum in unserem Zielort. Hier hat sich Christel, eine deutsch (oder so etwas ähnliches) sprechende Polin, ein wunderschönes Domizil geschaffen. Mit ihrem gut bestückten Bauernmuseum und dem bunt blühenden, aufwendig gestalteten Garten bringt sie hier jeden Gast zum Staunen. Anstatt eines Mittagsessens lud uns Christel zu Kaffee und frisch gebackenen Hefekuchen ein. Später nahm sie sich noch viel Zeit, erzählte von sich und der Entstehung ihres Museums und ließ einen Witz nach dem anderen vom Leder. Uns taten die Bäuche weh, so sehr mussten wir über ihre Erzählungen lachen. Angeheitert und gestärkt steigen wir wieder auf unsere Drahtesel und radelten nach Nikolaiken. Die zweistündige Tour hatte es in sich: Sand und viele Hügel wollten bezwungen werden, aber die traumhaften Ausblicke auf Masurische Seen und Wiesen entschädigten für die Anstrengungen sofort. In Nikolaiken öffnete sich leider wieder der Himmel und nach einem kurzen Stadtbummel waren wir dann doch froh, als wir endlich im Hotel eintrudelten und uns zum Abendessen mit leckerer Tomatensuppe wieder aufwärmen konnten.
 
 


Unsere erste Nacht in Zelwagi war richtig erholsam. Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir mit dem Bus entlang des „Masurischen Meeres", dem Spirdingsee, nach Johannisburg. Von hier aus führte unsere Radeltour durch die Johannisburger Heide, wo wir endlich mal etwas schneller fahren konnten. Oder besser gesagt, wir hätten es tun können, wenn nicht so große, wie im Bilderbuch gemalte Pilze direkt am Wegesrand gestanden und uns zum Anhalten und Pilzesammeln gezwungen hätten (Unser Reiseleiter Lukas freute sich, denn er konnte alle Pilze nachher mitnehmen und sich eine leckere Pilzsuppe daraus kochen). Zum Mittagessen freute sich die Gruppe über die nächste Überraschung: ein Picknick am See. Es gab so leckere, polnische Spezialitäten, das alle mehr aßen, als sie eigentlich vorgehabt hatten. Auf der Weiterfahrt erzählte uns Lukas, dass es in der Johannisburger Heide auch wildlebende Pferde gäbe, welche zwar zahm aber nie zu sehen seien. Bei uns wollten sie wohl eine Ausnahme machen und zeigten sich nicht nur am Wegesrand, sondern fraßen uns auch alle mitgebrachten Äpfel weg. Schweren Herzens trennten wir uns von den Polnischen Pferdchen, um weiter in Richtung Nikolaiken zu fahren. Mit der Fähre setzen wir in Popielno über und radelten die letzten Kilometer entlang eines Seitenarmes des Spirdingsees bis zum Hotel. Der Abend wurde bei Masurischer Volksmusik richtig lustig. Die drei Sänger animierten uns mit guter Musik und lustigen Spielen, beim Tanzen zu Höchstform aufzulaufen und selbst dann noch sitzen zu bleiben, als das Musikprogramm schon zu Ende war und auch gemeinsam noch ein paar Lieder anzustimmen.
 
 


Die fünfte Radtour führte uns wieder durch die Johannisburger Heide: feste Wege, dunkle Wälder, auf Wiesen grasende Rehe und Pferde, glasklare Bäche und schmucke Örtchen ließen wir ebenso hinter uns wie das Kloster der Altgläubigen. Und schon erreichten wir Krytina, unseren Zielort der Radreise. Denn hier verluden wir die Räder ein letztes Mal. Nach getaner Arbeit schmeckte unser Mittag dann wieder mal richtig gut: unsere Leckermäulchen gönnten sich eine riesen Portion Palatschinken mit Heidelbeeren (und trauten sich nachher nicht mehr zu lachen, weil ihre blauen Münder sie verrieten). Andere kosteten Maränen, kleine Masurische Fische, die mit Kopf und Flossen serviert werden, leicht zu entkräten und absolut schmackhaft sind. Nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Paddelschläge tun: Zum Glück waren die Portionen nicht allzu groß, sonst wären wir später vielleicht mit unseren Paddelbooten noch unter gegangen. So aber blieb alles trocken und wir ließen die stille Natur der Krytina auf uns wirken. Bei manchen hatte sich wohl etwas zu viel Jagdwurst im Frühstück versteckt, aber die meisten merkten schnell, dass Eile auf dem sanft dahin fließenden Flüsschen unangebracht ist.
Zurück im Hotel verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Gosia und Lukas. Schade, dass die schönen Radtouren mit ihnen schon wieder geschafft waren! Nach dem Abendessen ließen wir es uns dann nicht nehmen, am Lagerfeuer zu sitzen und den letzten Tag in Masuren mit alten Volksliedern ausklingen zu lassen. Manche Lieder klagen sogar richtig gut, einige auch etwas anders als gelernt, bei ein paar Liedern mussten wir aber auch aufgeben - egal, Spaß hatten wir auf jeden Fall!
 
 


An unserem ersten Heimreisetag nutzen wir die Pausen für einen Bummel durch Allenstein (da war das Wetter noch schön) und Torun (da weinte der Himmel dann wieder, wahrscheinlich war auch er traurig, dass wir schon wieder abreisen mussten). Damit unsere Stimmung nicht grau wie das Wetter wurde, nutzen wir die Busfahrt, um uns zu überlegen, wo die nächsten Radreise hingehen wird.
Am Abend erreichten wir endlich Posen. Nach dem langen Fahrtag hingen unsere Mägen bei Ankunft im Hotel dann auch ganz schön tief. Aber zum Glück gab es diesmal das Abendessen als Buffett, sodass wir auch (natürlich ganz unauffällig) zweimal den Teller leeren konnten.
 
 


Wir versuchten am nächsten Tag, die Heimreise noch so weit es ging zu verdrängen und ließen uns nach dem Frühstück in die Innenstadt bringen. Bis zum Mittag blieb genügend Zeit, um die wunderschöne Altstadt unsicher zu machen, die vielen, aufwendig restaurierten Kirchen zu erkunden und eine letzte Tasse polnischen Kaffee zu trinken. Kurz vor 12 Uhr füllte sich der Marktplatz und gemeinsam mit allen anderen Posenbesuchern lauschten wir Trompetenklängen und beobachteten die Posener Ziegenböcke beim Gerangel.
Als zum Abschied sich dann auch die Sonne wieder durch die Wolken kämpfte, waren wir uns alle einig: diese Radreise durch das Land der 1000 Seen wird für alle unvergessen bleiben.

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