Reisebericht: Weihnachten im Glatzer Land

23.12. – 28.12.2010, 6 Tage in der traumhaften Bergwelt der Sudeten


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Weihnachten im Glatzer Land, einem teil Niederschlesiens, ist ein besonderes Erlebnis, vor allem, wenn es frisch geschneit hat.
Ein Reisebericht von
Ruth Reimann

23.12.2010 – Anreise nach Wilhelmsthal

Am 23.12.2010 begann für 20 Gäste von Eberhardt Travel mit der Einreise über den Grenzübergang Ludwigsdorf bei Görlitz die Reise "Weihnachten im Glatzer Land". Die Fahrt verlief über Lauban/Luba und Greiffenberg/Gryfów lski durch das Sudetenvorland. Leider war die Landschaft während des ganzen Tages meist im Nebel verschleiert. So konnten die Gäste kaum das Sudetengebirge mit dem Isergebirge, dem Riesengebirge und der Schneekoppe sehen. Auch die anderen Gebirgsmassive, die das Hirschbacher Tal umgeben, wie der Landshuter Kamm sowie das Bober-Katzbach-Gebirge, waren nur zu erahnen. So zeigte sich schließlich auch grau in grün eines der ältesten Orte Schlesiens, die "Hauptstadt Rübezahls", Jelenia Gora. Danach fuhren wir durch das kleine Städtchen Bolkenhain/Bolków, einst an einer wichtigen mittelalterlichen Handelsstraße gelegen. Von der Bolków-Burg (13. Jh.) über dem Tal der  "Wütenden Neiße" gelegen, konnten Gäste nur wenig erkennen, wie auch von den anderen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Am Nordhang des
Waldenburger Berglandes erreichten wir die Industriestadt Freiburg/wiebodzice. Im Areal, mit einem Naturpark verbunden, liegt das Schloss Fürstenstein/Zamek Ksi. Es ist mehr als 700 Jahre alt und steht 100 Meter über der Fürstensteiner Schlucht. Das Schloss verkörpert mehrere Baustile, z. B. den der Gotik, der Renaissance und des Barock, und zählt mit seinen 400 Zimmern zu den größten Schlossanlagen Schlesiens. Während einer kurzen Führung konnten die Gäste von der Geschichte der ersten Burg an dieser Stelle erfahren, aber auch von der Entstehung und Entwicklung der Schlossanlage sowie deren ehemaligen Besitzer und der heutigen Nutzung.
Spät am Nachmittag fuhren wir dann in der Dämmerung und im Abendlicht über Glatz/Klodzko und Bad Landeck/Ldek-Zdrój nach Wilhelmsthal/Bolesawów. In der "Pension Emilia", von den Wirtsleuten begrüßt, bekommen die Gäste ihre Zimmerschlüssel und trafen sich bald darauf im Gastraum zum Abendessen. Wohl allen Gästen schmeckte, nicht nur am Begrüßungstag, ganz besonders die heiße Suppe. Alle Speisen wurden aus heimischen Produkten gekocht bzw. zubereitet. Davon, also den polnischen traditionellen Kochkünsten und auch von selbst zubereiteten Marmeladen, Säften und dergleichen sowie von Rezepten hausgebackenen Kuchens erzählte die Wirtin Emilia gern ihren Gästen. Neben den oben erwähnten schmackhaften heißen Suppen, wie z. B. rote Rübensuppe, waren auch Speisen und Gebäcke mit Mohn sehr beliebt. Manch einer der Gäste musste sich erst an den Geschmack der hausgemachten Säfte gewöhnen. Der eigentümliche Geschmack entsteht dadurch, dass man Obst zunächst im Rauch trocknet und dann nach Bedarf kocht. Der dabei entstehende Obstsaft wird als Kaltgetränk angeboten.

24.12.2010 – Bad Altheide – Bad Kudowa – Weihnachtsfeier

Am 24.12.2010 trafen wir um 09:00 Uhr in Bad Altheide/Polanica-Zdrój unsere örtliche Reiseleiterin Luina/Adamoka-Wulicz. Das Wetter war leider auch an diesem Tag nicht gut. So mussten wir die für den Nachmittag vorgesehene Rückfahrt durch das Heuscheuergebirge über die 100-Kurven-Straße streichen. Es war trübes Wetter, Schnee, Glätte und zum Teil Regen. Die Gäste erwartete ein umfangreiches Besichtigungsprogramm bis zum späten Nachmittag. Es begann in Bad Altheide mit der Bad- und Kuranlage. Alle Gäste konnten natürlich auch das Quellwasser kosten.
In dem katholischen Land ist es in der Weihnachtszeit üblich, dass es die verschiedenstenKrippen zu sehen gibt. So haben die Gäste bei allen Ausflügen immer wieder, ob große oder kleine, aus verschiedensten Materialien hergestellte, zum Teil auch mit lebenden Tieren dazu, aufgebaute Krippen sehen können. Die Krippen befanden sich in Sakralbauten oder anderen Gebäuden, aber auch im Freien. Einige Bilder belegen das, z. B. hat Lucyna die Gäste in Altendorf/Wambierzyce zu einem Haus geführt, in dem eine große bewegliche Krippe aufgebaut war. Danach ging es hoch zur Basilika "Mariä Heimsuchung", dem Schlesichen Jerusalem. Während der Fahrt, u. a. von Altendorf nach Bad Kudowa/Kudowa-Zdrój, erzählte Lucyna einiges über die polnische Weihnacht. In Bad Kudowa konnten die Gäste dann ebenfalls die Bad- und Kuranlagen kennenlernen und auch Quellwasser kosten. Danach ging es vorbei an einer sehr schönen, aus Stroh gefertigten, großen, im Freien stehenden Krippe vorbei zum Spielzeugmuseum. Man konnte hören, dass viele der Gäste beim Betrachten der Ausstellung und einzelner Ausstellungsstücke Erinnerungen an die eigene Kindheit hatten. Gern hätten sie hier und da noch etwas länger verweilt. Doch es ging zurück zur Pension. Alle Gäste trafen sich um 17:00 Uhr und nahmen an einer festlich gedeckten Tafel Platz. Die Wirtsleute wünschten jedem Gast persönlich und nach polnischem Brauch ein frohes Weihnachtsfest. Das Abendessen ist am Weihnachtsabend, nach polnischem Brauch, fleischlos. Doch von den verschiedenen Vorsuppen über das Karpfengericht bis zum Dessert und Kuchen schmeckte alles ausgezeichnet. Eberhardt TRAVEL hatte für jeden Gast ein kleines Geschenk mitgeschickt. Nach dem gemeinsamen Singen von "Oh Tannenbaum" durfte das Geheimnis des Päckchens gelüftet werden. Es war wohl keiner dabei, der sich nicht über den kleinen Schneemann freute! Gemütlich saßen alle noch bei weihnachtlicher Musik beisammen, bis sich dann am späten Abend noch einige der Gäste gemeinsam mit mir auf den Weg zur Messe in der Dorfkirche machten. Die Kirche war festlich geschmückt und natürlich auch mit einer schönen Krippe versehen.

25.12.2010 – Weihnachts–Winter–Wanderung und Kutsch–/Schlittenfahrt

Am 1. Feiertag gab es nach dem Frühstück die Möglichkeit
zur Kirche oder durch die verschneite Winterlandschaft spazieren zu gehen. Doch leider war es schon seit dem Weihnachtsabend sehr glatt, sodass mancher davon Abstand nahm. Doch zu Mittag traf sich die Reisegruppe im Hinterhof der Pension, mit Blick auf den Schneeberg und die Dorfkirche. Der Wirt hatte ein Lagerfeuer vorbereitet, an dem sich jeder Gast an einem Stock befestigt, Würstchen braten konnte. Nicht nur diese schmeckten vorzüglich am warmen Feuer, sondern auch der Glühwein dazu. Das war sehr gemütlich und gefiel wohl allen, selbst Rübezahl.
Am Nachmittag vor dem Kaffeetrinken blieb Zeit für einen Spaziergang durch die verschneite Landschaft des Ortes oder auch zum Ausruhen. Zur Kaffeezeit hatte die Wirtin Emilia leckeres Gebäck gebacken. Es schmeckte nicht nur, sondern machte auch aufs Rezept neugierig. Später, zwischen weihnachtlicher Musik, hörten die Gäste eine Geschichte über die häusliche Weihnachtsbäckerei von mir und unter anderem über die Entstehung des ersten Weihnachtsbaumes und sein Fortbestehen und wie sich im Laufe der Zeit die Wandlung des Weihnachtsschmucks vollzog. Auch die Tradition des Essens und Trinkens blieb nicht unerwähnt. Zum Abschluss las unsere Buschauffeurin Bärbel noch die amüsante Geschichte von der traurigen Weihnachtskugel vor. Gemütlich klang die Kaffeerunde dann aus, bis wir uns bald schon wieder trafen, zum Abendessen. Es gab als Hauptgericht Fleisch: Selbst gemachte Rouladen. Zu Beginn des Abends kamen drei Jugendliche der Kirchgemeinde als Weihnachtssänger zu Besuch, die uns mit ihren Liedern überraschten.

26.12.2010 – Die Bärenhöhle im Klessengrund

Am 2. Weihnachtstag waren wir schon um 09:00 Uhr in Bad Landeck/Ldek-Zdrój, denn unsere örtliche Reisebegleiterin Lucyna wollte die Kirche den Gästen noch zeigen bevor die Messe beginnt. Am Markt, mit der großen Dreifaltigkeitssäule und dem Brunnen, führte sie zuvor einiges über die Geschichte der Stadt und namhafter Persönlichkeiten aus. Das Kurhaus von Bad Landeck war das nächste Ziel und die Gäste konnten sich von dem angenehmen Ambiente inspirieren lassen. Manch einer wäre bestimmt gern in das schöne Thermalbad unter der fantastischen Kuppel "gestiegen", aber wir mussten weiter. Neben einigen anderen Fotos machten wir hier zwei Gruppenfotos auf den Treppen vor dem schönen Kurhaus mit der Kuppel. Wir erreichten Glatz/Klodzko. Glatz ist wohl der älteste geschichtlich bezeugte Ort Schlesiens,
zugleich Mittelpunkt und Hauptstadt der Grafschaft Glatz, des Glatzer Landes. Lucyna führte die Gäste durch die Stadt. Dazu gehörte auch der Besuch der zweitürmigen Minoritenkirche und der katholischen Stadtpfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt. Der Rundgang führte weiter durch die Stadt, mit einem Blick zur Glatzer Festung und dann zum Ring. Hier stehen der Löwenbrunnen und die Mariensäule, als Erinnerung an die Pestepedemie.
Im Restaurant des Rathauses (Jugendstil) hatte Lucyna vorsorglich Plätze bestellt und alle Gäste konnten etwas essen und trinken. So gestärkt und zum Abschluss der Stadtbesichtigung Glatz, gingen alle noch über die alte Brücktor-Brücke. Sie wird auch als "kleiner Bruder" der Prager Karlsbrücke bezeichnet. Sie ist ihr, mit den 6 barocken Skulpturen, sehr ähnlich.

27.12.2010 – Stadtführung in Breslau

Am Montag haben wir einen Tagesausflug nach Breslau/Wrocaw unternommen. Auf der Fahrt zu unserem Ziel hatte uns Lucyna viel zu erzählen.
Unser erster Ausstieg war an der Jahrhunderthalle, die 1913 errichtet wurde und heute Messe-, Ausstellungs- und Veranstaltungshalle ist. Die Gäste konnten zusätzlich auch die Halle von innen sehen und waren von diesem mächtigen Kuppelbau sehr beeindruckt. Die Stadtführung setzte sich auf der Landinsel fort. Zunächst erfuhren die Gäste etwas über das "Klößel-Tor" nahe der Kathedrale. Danach folgte die Dombesichtigung. Wir fuhren mit dem Bus weiter zur Oder. Über den Fluss gingen wir zu Fußund hatten dabei das 135 m lange Universitätsgebäude im Blick. Hier besuchten wir die große Aula/Aula Leopoldina. Ihr Interieur, im prunkvollen Stil des Barocks, bewunderten alle Gäste, wie auch den Musiksaal im Erdgeschoss (kleine Aula), der ebenso prachtvoll ausgestattet war. Ein besonderer Blick galt auch dem Hauptportal mit seinen allegorischen Motiven. Der Weg führte weiter zum Ring. Die Gäste sahen hier neben vielen anderen schönen Gebäuden das gotische, altstädtische Rathaus. In Europa wird es als künstlerisch reifster Profanbau des späten Mittelalters eingeschätzt. Trotz, dass Breslau im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört wurde, blieb es, wie ein Wunder, erhalten. 1273 wurde erstmals der Ratskeller im Gebäude erwähnt. Bis 1945 war er der zweitälteste Ratskeller Deutschlands. Gern nahmen die Gäste die Möglichkeit wahr, in dieser mittelalterlichen Kneipe, unter dem historischen Gewölben des "Schweidnitzer Keller" etwas zu essen und zu trinken. Nach dieser Pause war noch etwas Freizeit, bis dann die 2,5 stündige Rückreise zur Pension angetreten wurde. Nach dem letzten gemeinsamen und gemütlichen Abendessen nahmen einige Gäste, auch an diesem langen Tag, gern wieder in der Bar der Pension Platz, für ein Glas zum Tages- oder Reiseausklang. Denn am nächsten Morgen ging es schon um 07:30 Uhr auf die Heimreise, durch eine frisch verschneite Winterlandschaft.

28.12.2010 Abschied und Rückreise

Es verabschiedeten sich nach sechs gemeinsam verlebten Tagen, mit besten Wünschen für das Jahr 2011, Ihre Buschauffeurin Bärbel Gerthner und Ihre Reiseleiterin Ruth Reimann.

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