Reisebericht: Rundreise Azoren – Inselhüpfen im Atlantik

12.06. – 22.06.2022, 11 Tage grünes Naturparadies im Atlantischen Ozean mit den Inseln Sao Miguel – Faial – Pico – Terceira


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Der faszinierende paradiesgrüne Archipel der Azoren wartet auf uns. Vier von neuen "Habichtinseln" - Sao Miguel, Terceira, Faial und Pico - werden von uns erkundet.
Ein Reisebericht von
Julia Kies
Julia Kies

Lange Anreise

Unsere gemeinsame Reise beginnt ganz früh am Morgen. Manche haben wegen der langen Anreise zum Flughafen Berlin / Brandenburg gar nicht bis nur sehr wenige Stunden geschlafen. Deshalb sind viele noch müde, als wir kurz vor 9 Uhr in Lissabon landen. Der örtliche Reiseleiter Pedro wartet bereits auf uns am Ausgang des Flughafens. Nun beginnt eine schöne Stadtrundfahrt in dieser bunten Kulturmetropole. Diese dauert ca. 5 Stunden bei 35 Grad. Wir haben die Klosterkirche Santa Maria de Belem und andere Sehenswürdigkeiten gesehen und das königliche Gebäck Pasteis de Belem probiert, das noch nach dem alten geheimen Rezept zubereitet wird. Wir sind durch die engen Gassen Lissabons gelaufen und haben uns von dem Flair dieser Stadt mitreißen lassen. Somit konnten wir unsere Wartezeit in der Hauptstadt Portugals auf den Flug nach Ponta Delgada sehr gut nutzen und kurzweilig verbringen.
Um 18:30 Uhr landen wir planmäßig auf der ersten grünen Azoren-Insel Sao Miguel in Ponta Delgada. Viele wollen nach so einer langen Anreise mit zahlreichen Eindrücken nur noch ins Hotelzimmer und schlafen. Die Uhren wurden inzwischen zweimal zurückgestellt.

Erdwärme und heiße Quellen

Ausgeschlafen und mit Frühstück gestärkt starten wir in den Tag, als Frederick uns im Hotel abholt. Wir fahren an der Küste entlang und lauschen seinen Erzählungen von den drei tektonischen Platten, die hier auf den Azoren aufeinandertreffen. Immer wieder gibt es Regen. Die Hortensien blühen bereits - dieses Jahr etwas früher, so können wir uns an diesen für die Azoren typischen Blüten erfreuen.
Zuerst besuchen wir die Hauptkirche Igreja Matriz in Vila Franca do Campo und machen anschließend Halt, wo man am Strand entlang spazieren und die Füße in das kühlere Wasser tauchen kann. Wenn die Sonne sich hinter Wolken versteckt, wird es deutlich kühler. An den typischen azoreanischen Mix aus Sonne, Wolken und Regen müssen wir uns wohl gewöhnen. Vier Jahreszeiten an einem Tag zu erleben, ist hier ganz normal.
Als nächstes geht es zum Feuersee - Lagoa das Furnas. Hier wird unser Mittagessen in einem der Erdlöcher bereits seit ca. 5 Stunden bei ca. 90 Grad gegart. Die Erdwärme wird hier für die Zubereitung der Speisen genutzt. Überall qualmt es, und es steigen heiße Dämpfe aus der Erde hervor. Im „Tonys Restaurant“ kosten wir diesen Eintopf zu Mittag - auf Portugiesisch „Cozido das Furnas“ genannt. Verschiede Fleisch- und Wurstsorten, süße und normale Kartoffeln, Weiß- und Grünkohl sowie Möhren und Yamswurzel werden gereicht. Viele sind begeistert.
Nach so einem reichlichen Mittagessen fahren wir in die
idyllische Parkanlage Terra Nostra. Wunderschöne Baumarten und exotische Gewächse aus Nordamerika, Südafrika, Japan, China und Neuseeland kann man dort bestaunen. Durch die lange Ginkgo-Allee vorbei an mehreren Kamelien- und Azaleenpflanzen gelangt man zu einem Seerosenteich. Am beeindruckendsten ist das mineralreiche Wasser im Thermalbecken, das konstant 38 Grad und eine ockergelbe Farbe hat. Manche nutzen die freie Zeit, um darin zu schwimmen. Andere schlendern durch die einzigartige Flora des Parks weiter.
Als nächstes besuchen wir die Teefabrik von „Cha Gorreana“, wo 60 Tonnen Tee im Jahr produziert werden. Wir kosten verschiedene Teesorten und werden danach zurück zum Hotel gebracht.

Keramik, Feuersee und Ananaspflanzen

Heute Morgen ist unsere Gruppe komplett und nun fahren wir Richtung Lagoa, um eine Keramikfabrik – „Ceramica Vieira“ zu besuchen. Diese wird seit 1862 von bereits vier Generationen betrieben. Alles wird hier von Hand gefertigt.
Unser nächstes Ziel ist der malerische Kratersee – Lagoa do Fogo, der auf 610 Meter Höhe liegt. Dieser versteckt sich im Nebel, bis wir den Aussichtspunkt erreichen und ihn dann doch erblicken können. Ein wunderschöner Blick begeistert uns alle. Dazu hört und sieht man die Möwen, die sich dort heimisch fühlen.
Mittags kommen wir nach Ribeira Grande. Der Ortsname heißt übersetzt „Großer Bach“. Hier hat jeder Zeit zur freien Verfügung und kann die Surfhauptstadt der Azoren eigenständig erkunden und eine Kleinigkeit essen oder trinken. Nach einem kurzen Stadtrundgang verlassen wir die Stadt am großen Bach.
Zum Schluss lernen wir, wie hier auf der Insel Ananaspflanzen wachsen. 12 bis 18 Monate vergehen, bis eine Frucht heranreifen kann. Die Innentemperatur in den Ananasgewächshäusern ist sehr warm. Viele können aus diesem Grund gar nicht rein gehen und schauen sich die Pflanzen lediglich von außen an. Im Laden kosten wir einen Ananasbrand.
Am Abend treffen wir uns alle zum gemeinsamen Willkommensessen und tauschen unsere ersten Eindrücke untereinander aus.

Die beiden Seen im Nebel

Heute besuchen wir zuerst das ethnografische Museum in Capelas. Es ist ein Sammelsurium aus allem, was man sich nur vorstellen kann. Ein inzwischen älterer Herr sammelte sein ganzes Leben lang alles, was er nur finden konnte. Somit entstand eine kleine Stadt im Museum, aufgeteilt nach verschiedenen Räumen und Themen. Von Bierdeckeln und Zeitungen über Musikinstrumente bis zum Webstuhl und Eselskarren ist noch mehr hier zu finden.
Als nächstes steht der Ausflug zu dem Dorf Sete Cidades – „den sieben Städten“ und den beiden Seen – Lagoa Azul und Lagoa Verde an.
Leider ist es sehr neblig, und wir können den blauen und den grünen See nur auf der Abbildung und nicht vom Aussichtspunkt „Vista do Rei“ sehen. Es fängt an zu nieseln und wir gehen bald zurück zum Bus.
Im Dorf selbst am Ufer der beiden Seen machen wir witterungsbedingt nur einen kurzen Spaziergang und entscheiden uns, zurück nach Ponta Delgada zu fahren, wo es sonniger ist.
Der Stadtrundgang in Ponta Delgada ist der letzte Programmpunkt für heute.

Terceira und "Sanjoaninas"

Am frühen Morgen fliegen wir in einer SATA-Propellermaschine auf die zweite lila Insel – Terceira. Nach einer halben Stunde werden wir von Paula am Flughafen empfangen.
Wir fahren gleich zum Hotel. Da wir jedoch um 8:30 Uhr ankommen, müssen wir bis ca. 14 Uhr auf das Einbeziehen der Zimmer warten. Die meisten gehen in die Renaissancestadt Angra do Heroismo und erkunden dort den Stadtpark oder andere Sehenswürdigkeiten.
Nachdem um 15:30 Uhr alle ihre Zimmer bezogen haben, machen wir einen Stadtrundgang mit Paula. So erfahren wir viel über die Geschichte der Inselhauptstadt und auch davon, dass der Bruder von Vasco da Gama in dieser Stadt begraben liegt.
Paula verrät uns, dass morgen Abend um 21 Uhr eines der wichtigsten Feste von Angra – „Sanjoaninas“ mit einem Umzug im Zentrum beginnt. Alle Straßen wurden und werden immer noch dafür geschmückt. Es ist das größte Festival des Jahres. Die ganze Woche lang finden täglich Konzerte, Wettrennen und Umzüge statt. Alle Hotels sind ausgebucht. Viele Portugiesen vom Festland kommen extra deswegen nach Terceira.
Am Abend gehen wir gemeinsam in einem Hafenrestaurant essen.

Einzigartige Vulkanhöhle

Die Sonne scheint und wir brechen auf zu der Festung „Monte Brasil“. Diesen erloschenen Vulkan kann man von unserem Hotel aus sehen. Heute ist er ein militärischer Stützpunkt und Naturschutzgebiet zugleich. Der Krater wird für Schießübungen genutzt. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf Angra do Heroismo.
Danach besuchen wir das älteste Dorf der Insel - Sao Sebastiao. Es ist für seine Pfarrkirche mit den wunderschönen und sehenswerten Fresken aus dem Ende des 15. Jahrhunderts bekannt. Die bunte Heilig-Geist-Kapelle, die schräg gegenüber liegt, ist eine der schönsten auf Terceira.
Weiter fahren wir zum Aussichtspunkt Serra do Cume, von wo man den größten Krater der Insel sehen kann. Unten vor uns liegen unendliche Patchwork-Weideflächen mit den darauf grasenden Kühen. Diese Aussicht hat bestimmt viele Maler zum Arbeiten inspiriert.
Unsere Mittagspause verbringen wir in Praia da Vitora an der Westküste der Insel.
Als nächstes folgt das Highlight des Tages. Es geht zum Inselzentrum. Überall sieht man grasüberzogene Krater und Mooslandschaften.
Unser Ziel ist der begehbare ca. 90 Meter tiefe Vulkanschlot eines erloschenen Vulkans. Dort möchten wir in die einzigartige Vulkanhöhle Algar do Carvao hineingehen, die mehr als 2000 Jahre alt ist. Es gibt nur drei Länder, wo man eine Vulkanhöhle begehen kann: Island, Indonesien und hier auf Terceira. Während wir die feuchten Treppen hinuntersteigen, sehen wir überall Stalaktiten und Stalagmiten sowie Farne an den Wänden. Ganz unten gelangt man zu einem kleinen unterirdischen See. Die ganze Zeit tropft es von oben.
Danach geht es in den Norden der Insel – nach Biscoitos. Hier werden Weinreben angepflanzt und daraus Wein gemacht. Zwei verschiedene Weinsorten probieren wir vor Ort. In dieser Gegend gibt es auch viele natürliche Schwimmbecken.
Zum Wein wird auch Käse serviert. So ist unser nächster Halt in einer Käserei, wo wir vier verschiede Käsesorten der Insel probieren.

Faials neues Land

Der Vormittag auf Terceira steht jedem zur freien Verfügung.
Erst am Nachmittag fliegen wir auf die dritte blaue Insel Faial, wo uns Anja in Horta empfängt.
Wir fahren gleich zu dem „Neuen Land“ der Insel, Capelinhos. 1957-1958 ist hier ein unterseeischer Vulkan ausgebrochen und hat 13 Monate lang neues Land im Westen der Insel kreiert. Mit Ehrfurcht und Staunen nähern wir uns dieser Aschewüste, die etwas an Mondlandschaft erinnert. Es ist sehr windig und kühl. Der Leuchtturm hat den Vulkanausbruch überlebt und steht immer noch da. Hier und da sieht man Lavaspuren. Es regnet. Wir bleiben nicht lange und kommen um 20 Uhr im Hotel an.
Auf der Kaimauer von Horta haben sich zahlreiche Segler aus aller Welt mit ihrem Bild verewigt.

Walfang und Weinanbau auf Pico

Am Morgen nehmen wir die Fähre und besuchen die vierte graue Insel Pico, die für den Weinanbau bekannt ist.
Eine halbe Stunde dauert die Überfahrt und schon sehen wir den aktiven Vulkan und den gleichnamigen höchsten Berg Portugals Pico (2351 Meter) in Madalena do Pico.
Wir halten in Cachorro. Wie der Name schon sagt, erinnert ein Felsen an den Kopf eines Hundes. Von hier aus genießen wir den Blick auf die Nachbarinsel Sao Jorge.
Als nächstes kommt Sao Roque, der zweitgrößte Ort der Insel. Hier steht ein Denkmal für die Walfänger.
Im Walfangmuseum in Lajes do Pico tauchen wir in die Ära des Walfangs ein und lernen alles darüber kennen. Anschließend sehen wir dort einen kurzen Film mit historischen Aufnahmen. Die wertvollsten Ausstellungsstücke sind die geschnitzten Zähne der Pottwale.
Danach fahren wir zum Vulkansee Lagoa do Capitao. Nur Kühe und Enten bewohnen die Gegend hier.
Zum Schluss machen wir einen kurzen Spaziergang durch ein Weinanbaugebiet. Die schwarze Lava und die grünen Weinreben prägen das Bild der Insel. Seit 1720 wird hier Wein angebaut, darunter auch die noble aus Italien stammende weiße Verdelho-Rebsorte. Seit 2004 wurden die alten Weinanbaugebiete Picos als bewahrenswertes Welterbe in die Liste der UNESCO aufgenommen.
Um 18 Uhr nehmen wir die Fähre zurück nach Faial. An diesem Abend essen wir in der legendären Seglerkneipe „Peter Cafe Sport“ in Horta.

Die Caldeira im Nebel

Um 8 Uhr starten wir unsere zweite Rundfahrt auf der Insel Faial. Wie auf Madeira, gibt es auch hier Levadas.
Oben in der Caldeira ist es sehr windig und neblig. Aus diesem Grund fahren wir zuerst an die Küste und machen Halt in Praia do Almoxarife.
Als wir später in der Caldeira ankommen, versteckt sich der Krater des Vulkans erneut im Nebel von uns. Dafür lächelt uns der Pico fast den ganzen Tag von der anderen Insel zu.
Besuch einer Käserei. Verkostung von Käse.
Um 13:40 Uhr nehmen wir den Flug zurück nach Ponta Delgada und erleben eine sehr stürmische Landung. Die letzten zwei Tage gab es viel Regen und starken Wind auf Sao Miguel. Wir haben wohl das gute Wetter mitgenommen…

Faszinierende Welt der Delfine und Abschiedsessen

Manche von uns machen eine Walbeobachtungsfahrt mit einem Katamaran-Boot. Die Gelbschnabelsturmtaucher begleiten uns fast die ganze Zeit. Wir können uns heute glücklich schätzen, da wir die sehr seltenen Rundkopfdelfine bzw. Risso-Delfine zu Gesicht bekommen. Außerdem sehen wir die gewöhnlichen Delfine und manch einer meint, sogar einen Wal gesichtet zu haben.
Am Abend essen wir gemeinsam und lassen unsere Erlebnisse von der schönen Reise Revue passieren.

Wir verlassen Makaronesien

Sehr früh am Morgen werden wir abgeholt und zum Flughafen in Ponta Delgada gebracht. Nun heißt es Abschied nehmen von dem einzigartigen vulkanischen Archipel der Azoren. Wir fliegen zuerst nach Lissabon und dann weiter nach Berlin und Frankfurt.

Schlusswort

"Jede Reise hat ein Ende. Die Erinnerung daran ist jedoch unvergänglich!" Schöne und unvergessliche Erinnerungen bleiben uns erhalten und werden uns begleiten!

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