Reisebericht: Rundreise Azoren – Inselhüpfen im Atlantik

03.07. – 13.07.2022, 11 Tage grünes Naturparadies im Atlantischen Ozean mit den Inseln Sao Miguel – Faial – Pico – Terceira


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Sie sind die Spitzen des Mittelatlantischen Rückens, eines riesigen untermeerischen Gebirges zwischen Europa und Amerika, und gewissermaßen - da zu Portugal gehörig - der westlichste Vorposten der Europäischen Union: Neun größere und mehrere kleine Inseln umfasst der Archipel. Vier von ihnen mit einzigartiger Natur besuchen wir im Rahmen unserer Rundreise.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Balling
Wolfgang Balling

Flug auf die Azoreninsel Sao Miguel

Von 6 verschiedenen Flughäfen in Deutschland und der Schweiz geht es frühmorgens nach Lissabon, wo sich die 20 Reiseteilnehmer mit mir am Weiterfluggate nach Ponta Delgada treffen. Um 14 Uhr landen wir auf Sao Miguel, der größten Azoreninsel - in Deutschland ist es bereits 2 Stunden später. Wir sind alle sehr neugierig auf die "Ilhas dos Acores" - "Habichtsinseln", wie sie im Portugiesischen heißen, weil 1427 die Eroberer die zahlreichen dort lebenden Bussarde für Habichte hielten - und wir freuen uns auf die angenehmen Temperaturen, auf viele blühende Hortensien und bevorstehende kulinarische Entdeckungen.
In Ponta Delgada bringt uns der Flughafentransferbus ins Grand Hotel Acores Atlantico in Ponta Delgada, der Hauptstadt der Azoren. Und am Abend teilen wir die Gruppe auf und speisen in den Restaurants Sao Pedro und O Museu.


Nach Furnas und zum Park Terra Nostra

Bei wolkenverhangenem grauen Himmel geht es am Morgen vorbei an Agua de Pau, dem Heimatdorf unseres Reiseleiters Frederick, in die alte Hauptstadt der Azoren Vila Franca do Campo. Sie wurde 1522 durch ein Erdbeben zerstört und wiederaufgebaut. Wir fahren durch den festlich geschmückten Ort mit reizvollen historischen Gebäuden hinunter zum Hafen, wo wir im Cafe die köstlichen Queijadas probieren.
Busfahrer Paulo versorgt uns im Bus mit Wasser. Wir sind fasziniert vom saftigen Grün der Insel und den blühenden Hortensien und erreichen den Furnas-See inmitten eines alten Vulkankraters. Das ausgedehnte Feld mit eindrucksvollen schwefelhaltigen heißen Quellen ist ein Erlebnis. In ihnen wird unser in einem Lokal in Furnas zu erwartende Cozido gekocht - ein Schmortopf mit verschiedenen Fleischsorten, Gemüse und Kohl.
Überaus sattgegessen machen wir einen längeren Spaziergang im Terra Nostra Park, ein üppiger botanischer Garten mit Pflanzen aus aller Welt,
kleinen Teichen, gewundenen Wegen und einem Thermalbecken, dessen 30-40 Grad warmes Wasser eine bräunliche Färbung hat. Viele unserer Gruppe genießen das Bad trotzdem in vollen Zügen.
Der Besuch in der Teeplantage Gorreana an der Nordküste - neben Cornwall einziger europäischer Standort - rundet dann einen wunderbaren Ausflugstag ab.


Zum Lagoa do Fogo und nach Ribeira Grande

Heute erwarten uns in dem Inselparadies mit seinem subtropischen Klima herrliche Aussichtspunkte und zunächst das kleine Industriestädtchen Lagoa, das für seine Tonverarbeitung bekannt ist. Wir besuchen die Keramikfabrik. Sie stellt auch die typischen weiß-blauen Kacheln (Azulejos) her. Nach einem Spaziergang zum Fischerhafen geht es ins Inselinnere hinauf auf 900 Meter Höhe und in dichten Nebel. Wir sehen zunächst so gut wie gar nichts vom Lagoa do Fogo, dem "Feuersee", doch nach etwa 20 Minuten öffnet sich der Blick zum Krater. Er ist etwa 2 Kilometer lang und 1 Kilometer breit, seine Wände erreichen eine Höhe von bis zu 300 Metern.
In Ribeira Grande an der Nordküste genießen wir die Mittagspause und die Likörverkostung in einem kleinen Lädchen und dann den wunderbaren Ausblick vom Vorplatz der Igreja Matriz. Die Stadt profitierte einst von den Flachs- und Wollspinnereien, die sich entlang des "großen Flusses" angesiedelt hatten.
Von der Brandung rundgeschliffene Basaltfelsensteine und ein weiter Sandstrand begeistern uns an der Praia de Santa Barbara, ehe wir uns auf den Rückweg nach Ponta Delgada quer über die Insel machen. Später schlemmen wir gemeinsam ein Abendmenü im Restaurant Momentos - Genuss pur!


Vulkane und Hortensienalleen

Unser dritter Ausflugstag auf Sao Miguel gehört ganz dem Westen der Insel Sao Miguel.
Die malerische Landschaft der Caldeira das Sete Cidades , eines riesigen Vulkankraters, ist sicherlich eine der Hauptattraktionen der Azoren überhaupt. Schon bei der Anfahrt genießen wir die phantastischen Ausblicke auf die Küste und die zahlreichen kleinen Vulkankegel, und wir sind überwältigt am Aussichtspunkt Vista do Rei von diesem größten Süßwassersee inmitten des von üppiger Vegetation bewachsenen Kraters.
Die kleine Kaffeepause im gleichnamigen Ort mit seiner schlichten Kirche inmitten der Caldeira gelegen rundet den imposanten Eindruck ab.
Nach einem weiteren Aussichtsstopp mit Blick auf Mosteiros gelangen wir entlang der Küste über Remedios nach Capelas, wo wir nach der Mittagsrast ein einzigartiges ethnographisches Museum besuchen sowie den Miradouro das Pedras Negras.
Auf blühenden Hortensienalleen geht es zur Südküste zurück zu einer Ananasplantage. Danach unternehmen wir noch in Ponta Delgada einen kleinen Stadtrundgang. Wir sehen die Festung Sao Bras, die Kirche Nossa Senhora de Esperanca und die Kirche Matriz de Sao Sebastiao mit ihren verzierten Portalen im Stil der Manuelik sowie das Rathaus.


Angra do Heroismo auf Terceira

Am Morgen fliegen wir zur "Dritten", denn so heißt die Insel Terceira übersetzt, war sie doch die dritte Azoreninsel, die von Seefahrern im 15. Jahrhundert entdeckt wurde - und früher die bedeutendste.
Unsere charmante Reiseleiterin Paula gibt uns im ehrwürdigen Rathaussaal einen Überblick über die Geschichte von Angra do Heroismo, der ersten wirklich großen Stadt des Archipels. Sie ist authentisch und einzigartig und nicht zu Unrecht Weltkulturerbe. Für kurze Zeiträume im 16. und 19. Jahrhundert war sie sogar die Hauptstadt Portugals.
Wir beginnen unseren Rundgang an der Praca Velha, gelangen durch den Jardim Duque de Ferreira zum ehemaligen Jesuitenkolleg, dem heutigen Sitz des Präsidenten der Regionalregierung. Durch die "Straße der Hoffnung" geht es an der Kathedrale vorbei hinunter zum Hafen, wo wir hinüber zur alten Festung blicken und dann unseren Spaziergang am Denkmal Vasco da Gamas vor der hellblauen Kirche der Barmherzigkeit beenden.
Am Nachmittag erholen wir uns in der wunderschön gelegenen Hotelanlage Terceira Mar, ehe wir am Abend gemeinsam im belebten und beliebten Restaurant Tasca das Dias speisen.


Inselrundfahrt mit Weinprobe

Unser Ausflugstag beginnt mit einer herrlichen Aussicht vom Monte Brasil auf die Stadt mit ihrer gewaltigen Festung. Vorbei an der Stierkampfarena von Angra geht es dann die Südküste entlang. Wir werfen einen Blick auf die "Ziegeninseln" als Reste eines versunkenen Kraters und besichtigen in Sao Sebastiao die älteste Kirche der Azoren mit schönen mittelalterlichen Fresken.
Praia da Victoria, ein hübsches Städtchen an der Ostküste mit einer weitläufigen Bucht, ist Ziel für unsere Mittagspause. Vom Hauptplatz aus mit der Freiheitsstatue sehen wir das Rathaus. Danach geht es im zweiten Anlauf die alte Militärstraße hoch hinauf zur Serra do Cume in über 500 Metern Höhe, wo wir die tolle Aussicht genießen. In einer von Viehzucht geprägten Landschaft mit ihren schwarzen Steinmauern und Kühen auf saftiggrünen Weiden fahren wir weiter an die Nordküste. In Biscoitos erfreut uns zunächst eine Weinprobe mit dem berühmten Verdelho-Wein, aber noch mehr die Ponta dos Biscoitos, eine traumhafte Naturschwimmbeckenlandschaft inmitten schwarzer Lavafelsen.
Zum Höhepunkt des Tages wird dann der Besuch der Höhle Algar do Corvao - ein ehemaliger Vulkanschlot mit einem Kratersee in 90 Meter Tiefe, zu dem wir hinabsteigen. Sie liegt inmitten der mit 7 Kilometern Durchmesser größten Caldeira des Archipels.
Die Kurzvisite in einer lokalen Käserei rundet einen wunderbaren Tag ab.


Weiterreise auf die Insel Faial

Schon seit Jahrhunderten ein wichtiger Knotenpunkt im Atlantik - für Seekabel, später auch für die Luftfahrt und vor allem für die Schifffahrt.
Noch heute besitzt die Hauptstadt Horta eine der meistfrequentierten Marinas in Europa, und genau dort direkt am Hafen befindet sich unser schönes Hotel do Canal.
Mit unserem Reiseleiter Paulo geht es gleich nach der Landung auf Faial in den äußersten Westen der Insel nach Capelinhos. Hier ist 1957 im Zuge eines untermeerischen Vulkanausbruchs vor einem Leuchtturm eine ganze Halbinsel aus Lava und Asche mit einer Fläche von 2,4 Quadratkilometer neu entstanden. Das vegetationslose Braun dieser bizarren Mondlandschaft bildet einen reizvollen Kontrast zum Blau des Meeres.
Nach einem kurzen Spaziergang im nahegelegenen Waldpark von Capelo mit Wildgehegen machen wir Mittagspause in Varadouro mit seinen Naturschwimmbecken, fahren weiter an die Nordküste und dann hoch zu der im Nebel liegenden Caldeira do Faial - für uns leider nur zum Teil sichtbar. Durchs "Flämische Tal", wo sich einst schon im 15. Jahrhundert Siedler aus Flandern niederließen, geht es hinunter zum Miradouro do Espalamaco mit dem Denkmal der Inselheiligen und schönem Panoramablick auf Horta und die Insel Pico.
Zum Abendessen teilen wir uns zwangsläufig wieder auf, eine Hälfte geht ins Restaurant Genuino, die andere ins Canto da Doca, wo wir mit kleinen Steinöfchen das Essen selbst zubereiten.


Ausflug nach Pico

Noch können wir am Morgen die in Wolken gehüllte Spitze des Vulkankegels Pico nicht sehen bei unserer Überfahrt mit der Fähre zur gleichnamigen Insel, der zweitgrößten und geologisch jüngsten der Azoren. Sie ist nur ganze 6 Kilometer von Faial entfernt.
Mit unserem bewährten Reiseleiter Frederick geht es zunächst in den Norden nach Cachorro mit seiner imposanten schwarzen Lavaküste und dann weiter nach Sao Roque, wo wir am Walfang-Denkmal einen Kaffee einnehmen. Anschließend fahren wir quer über die grüne Insel in das Städtchen Lajes, einstmals erstes Dorf auf Pico und Zentrum des Walfangs. Nach der Mittagspause bestaunen wir im interessanten Walfangmuseum unter anderem die fragilen hölzernen Walfangboote, mit denen die kleine Gruppe von mutigen Männern auf die gefährliche Jagd ging - wie wir es davor in einem kurzen Film anschaulich vorgeführt bekamen.
Nach schönen Stopps entlang der Südküste kommen wir in das berühmte Weinanbaugebiet Criacao Velha ganz im Westen. Wir spazieren durch die schwarzen Lavamauern, die vor den starken Winden schützen sollen, und den grünen Reben - und mit dem inzwischen in der Sonne allgegenwärtigen freien Blick zum mit 2351 Metern höchsten Berg Portugals. Und so genießen wir auch die Rückfahrt mit der Fähre nach Horta vorbei an zwei markanten Felseninseln.
Mit dem Sonnenuntergang in der Bucht von Porto Pim unweit des Hotels geht ein herrlicher Tag zu Ende.


Stadtrundgang in Horta und Weiterflug nach Sao Miguel

Mit unserem Faial-Reiseleiter Paulo steht für uns am Vormittag ein Spaziergang durch Horta, der drittgrößten Stadt der Azoren, auf dem Programm. Die Stadt besitzt ein ausgeprägtes internationales Flair, nicht nur wegen der ungewöhnlichen "Gemäldegalerie" an der Kaimauer im Yachthafen, wo sich augenscheinlich jede Crew aus aller Welt verewigt hat - sicher aber auch im urigen Ambiente von Peters Cafe Sport, in dem einige von uns schon am Vorabend einen Platz ergattern konnten. Die malerische Hafenstadt weist einige schmucke Häuser im Art-Deco-Stil auf, jedoch auch unbewohnte und verfallende Gebäude. Die Kirchen sind allesamt weiß gehalten, abgesetzt mit schwarz-braunen Basaltsteinen. Wir gehen vorbei an der Festung Santa Cruz mit dem Denkmal Heinrich des Seefahrers hinauf zur "Deutschen Kolonie", dem früheren Sitz der Deutsch-Atlantischen Telegrafengesellschaft mit Originalfenstern im Wintergarten und zum Regionalparlament der Azoren. Hoch über der Stadt, vor der Igreja de Nossa Senhora do Carmo, genießen wir den Blick über die Dächer und zum Pico sowie unten am Hauptplatz, der an die Markthalle grenzt, die verspielten Wasserflächen unter den großen Araukarien. Am Rathaus vorbei bildet dann die Marina den krönenden Abschluss unseres Rundgangs.
Am sehr kleinen Flughafen von Horta können wir später dann sogar bei der Verladung unseres Gepäcks zusehen, ehe wir am Nachmittag in das bereits bewährte Hotel in Ponta Delgada einchecken. Und die abendliche Begutachtung unseres Walbeobachtungsbootes lässt Vorfreude auf den morgigen Tag aufkommen.


Walbeobachtung und Freizeit in Ponta Delgada

Fast alle unserer 20köpfigen Reisegruppe nehmen am Vormittag an der fakultativen knapp dreistündigen Walbeobachtungstour teil.
Wir haben Glück: Die See ist relativ ruhig und trotz der bedrohlichen Wolkenfront gibt es keinen Niederschlag. Und wir sehen Wale - gleich mehrere - und dann auch noch Riesendelfine!!!
Zurück an Land nutzen die meisten von uns den restlichen Tag zum Relaxen, Baden oder Einkaufen. Eine kleine Gruppe macht sich am Nachmittag zusammen mit mir auf zum Jardim Antonio Borges, dem kleineren von zwei botanischen Stadtparks und öffentlich zugänglichen. In der Gelateria Abracadabra, der angeblich besten in Ponta Delgada, gibts anschließend noch ein Eis.
Und am frühen Abend freuen wir uns alle auf unser gemeinsames Abschiedsessen im Restaurant Momentos - der Thunfisch dort ist einfach genial.


Rückflug

Schon ganz früh am Morgen werden wir im Hotel abgeholt für den Flug nach Lissabon, wo wir uns verabschieden und auf die Gates der Zielflughäfen in Deutschland und der Schweiz verteilen: Eine erlebnisreiche wunderschöne Reise mit vielen phantastischen Eindrücken geht zu Ende.

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