Reisebericht: Rundreise Azoren – Inselhüpfen im Atlantik

11.09. – 21.09.2022, 11 Tage grünes Naturparadies im Atlantischen Ozean mit den Inseln Sao Miguel – Faial – Pico – Terceira


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Wo liegen eigentlich die Azoren? Wer auf diese Reise mitkommt, kann von dem erzählen, was andere wahrscheinlich nur mit dem Begriff "Azorenhoch" aus der Wettervorhersage verbinden können. Die neun portugiesischen Inseln im Atlantik sind das Trendziel für Entdecker, die üppig blühende Landschaften, Vulkane, mediterranen Lebensstil und viel Abwechslung lieben.
Ein Reisebericht von
Anette Rietz
Anette Rietz

Ankunft auf der Hauptinsel Sao Miguel

Der Großteil unserer Reisegäste (16) startet gemeinsam mit mir vom Flughafen in Berlin nach Ponta Delgada auf die Insel Sao Miguel. Bei unserem Zwischenstopp in Lissabon steigt der Rest der Gruppe zu (5 Personen). Nach ingesamt 4,5 Stunden Flugzeit erreichen wir am Abend die größte Azoren-Insel, wo uns unsere lokale Reiseleiterin herzlich empfängt. Die Uhren dürfen wir wegen der Zeitumstellung 2 Stunden zurückstellen, so dass der Abend bei angenehmen Temperaturen noch vor uns liegt. Wir checken im Hotel Marina Atlantico (4*) ein und verabreden uns für das Abendessen im gegenüberliegenden Segelhafen, wo viele verschiedene Restaurants mit regionaler Küche die Gäste erwarten. Wer möchte, kann bereits das Zentrum der Stadt erkunden oder im Hotel ausruhen für den nächsten Tag. Suppen, Fisch- und Fleischgerichte, Käse von den Azoren, Burger, Gemüse, Salate sowie ein spezielles Knoblauchbrot sind das Grundmenü fast aller Restaurants auf den Azoren. So ist immer für jeden Geschmack ein passendes Gericht dabei. Auf den Azoren gibt es Brauereien und Weingüter. Vor allem der Weißwein der Insel Pico wird uns ans Herz gelegt. Unser Hotel bietet den Gästen ein Hallenbad und einen Health Club. Besonderes Highlight ist allerdings die gegenüberliegende Badestelle im Segelhafen, die für alle Besucher kostenlos zugänglich ist. Das Bad im blauen Atlantik ist eine schöne Erfrischung am Abend oder für manche Gäste sogar noch vor dem Frühstück. Die Wassertemperatur liegt im September bei 24 Grad. Eingestimmt durch die schöne sommerliche Atmosphäre freuen wir uns auf den kommenden Tag und die Erlebnisse, die uns unsere Reiseleiterin schon angekündigt hat.

Tour nach Furnas oder wo die Erde Eintopf kocht

Das in Mitteleuropa bekannte Hochdruckgebiet "Azorenhoch" entsteht zwar in der Nähe der Azoren, wird aber mit den Westwinden z.B. nach Deutschland geweht. Das Wetter auf den Azoren ist hingegen wechselhaft, manchmal auch mehrmals am Tag. Heute ist also Zwiebellook angesagt, da sich das Wetter trotz milder Temperaturen jederzeit ändern kann. In der Tat ist das Wetter an diesem Morgen zunächst durchwachsen. Es ist warm, aber leicht bewölkt und ab und zu kommt die Sonne hervor. Unser Bus bringt uns nach Vila Franca do Campo. Schon auf der Strecke verzaubern uns das üppige Grün, die Pracht der Hortensien und die atemberaubenden Panoramen der Insel. Wir fahren vorbei an kleinen Dörfern und machen einen ersten Stopp, um das wunderschöne Panorama zu genießen. Nach der kurzen Busfahrt spazieren wir mit unserer Reiseleiterin durch Vila Franca zum kleinen Fischerhafen, wo wir einem Holzschnitzer bei der Arbeit zuschauen können. Beeindruckend ist die gepflegte Architektur der Ortschaften. Die weißen oder pastellfarbenen Häuser, größtenteils aus heimischem Stein, sind mit Basalt und den für die Azoren typischen grünen Fensterläden verziert. Die aufwändig mit thematischen Musterungen in Form von Fischen oder Wellen gepflasterten Fußwege runden das charakteristische Stadtbild ab. Vor Vila Franca liegt die kleine Vulkaninsel Ilheu, in deren Bucht von Juni bis Oktober gebadet und geschnorchelt werden kann.

Nach diesen ersten Eindrücken geht unsere Fahrt weiter zum malerischen See "Lagoa das Furnas". Wir sind gespannt auf die Erdlöcher in denen für uns der Eintopf "Cozido das Furnas" gekocht wird. In Furnas sorgen 22 Quellen für Heilwasser verschiedenen Mineralgehalts. Einige sind kochend heiß und damit wie geschaffen zum Garen von Speisen, andere eignen sich für ein wohliges Bad, das auch bei uns noch auf dem Tagesprogramm steht. Tatsächlich erreichen wir die dampfenden Fumarolen kurz vor der Mittagszeit und beobachten die einheimischen Gastronomen, wie sie jeweils zwei große, mit einem weißen Tuch abgedeckte, Töpfe mit Eintopf aus den Erdlöchern ziehen und zu ihren Wagen bringen. Wir sind gespannt, was uns heute zum Mittagessen erwartet! Die Vertiefungen in der Erde sind namentlich gekennzeichnet von den Restaurants, die die jeweiligen Töpfe am Furnas-See garen lassen. So auch unsere Töpfe, die uns in einem kleinen Lokal im Örtchen Furnas aufgetischt werden. Auf dem Weg zum Bus bestaunen wir den Sicheltannenwald und die für uns ungewöhnlich abwechslungsreiche Natur, die die hohe Luftfeuchtigkeit und das Mikroklima der Inseln hervorbringt.

Baden im Märchenwald

Beim Mittagessen genießen wir in einem charakteristischen Lokal in Furnas das bis zu sechs Stunden in der Erde gegarte Fleisch und Gemüse zu dem eine Soße gereicht wird. Gut gestärkt für weitere Entdeckungen bringt uns der Busfahrer in den Park Terra Nostra, eine der schönsten Grünanlagen der Welt. Bei diesem Park handelt es sich um ein wahres Naturparadies: Baumfarne, gigantische Strelizien, Magnolien, Azaleen und Kamelien säumen unseren Weg, um nur einige Exemplare aus dem dschungelartigen Garten zu nennen. Entspannung wartet nun im großen Thermalbecken auf uns, ein einzigartiges Erlebnis im rund 38 Grad heißen Thermalwasser, das von Naturquellen gespeist wird. Anschließend haben wir noch Zeit zu einem kleinen Spaziergang durch den Park.

Tea-Time auf den Azoren

Die 30 Minuten Busfahrt über die Nordküste zu unserem nächsten Ziel bieten Zeit, das Erlebte ein wenig zu verarbeiten. Uns ist bewusst, dass wir uns in einem Paradies mitten im Atlantik befinden. Wir fahren vorbei an Hortensienalleen, Kuhweiden und grünen Hügeln. Selbst Tee wird auf den Azoren angebaut, früher waren es sogar 14 Fabriken, von den heute noch zwei übrig sind. Mehr darüber erfahren wir beim Besuch einer Teeplantage, wo uns unsere Reiseleiterin über die Qualität und die Verarbeitung der verschiedenen Sorten informiert. Wir verkosten den Tee, stöbern im Shop und haben Zeit für ein Stück Kuchen mit Blick auf die Hügel der mit Hortensien gesäumten Teefelder. Der Himmel ist nun klar, und wir genießen auf der Rückfahrt von oben das tolle Panorama am "Miradouro do Pico do Ferro" auf den großen Furnas-See und die Kochstellen bei den Fumarolen, die unser köstliches Mittagessen hervorgebracht hatten. Ein schöner Abschluss eines ereignisreichen ersten Reisetages, der Lust auf mehr macht.

Ausflug zum Feuersee "Lagoa do Fogo"

Gut gestärkt vom Frühstück geht unsere heutige Reise zum Feuersee, ein glasklarer Kratersee, der sich aus Quellen speist. Einen ersten Stopp plant unsere Reiseleiterin im Badeort Sao Roque, wo wir uns die Überreste der Festung "Forte de Sao Caetano" und die Basaltskulpturen ansehen. Der schwarze Sandstrand Praia das Milícias gehört zu den wichtigsten Stränden von Ponta Delgada und ist von unserem Hotel aus mit dem Taxi oder Bus zu erreichen, ein guter Tipp für den letzten Reisetag mit Freizeit. Wir besuchen eine typische Keramikfabrik und bestaunen die Handarbeit der Künstler. Leider ist es heute sehr neblig, daher bietet unser erster Anlauf am Panoramapunkt "Miradouro da Lagoa do Fogo" keine Sicht auf den Kratersee. Dies ist typisch für die Azoren, das wissen wir, und es gibt auch sonst noch genug zu sehen. In der Tat überrascht uns unsere Reiseleiterin mit einem spontanen Besuch in dem Botanischen Garten "Caldeira Velha". Dem Nebel sei dank, dass wir noch ein Naturparadies auf Erden erleben. Wir spazieren über die schön angelegten Holzstege in die Tiefen des Gartens. Das üppige Grün, die riesigen Farne, die Kaskaden und Thermalbecken mit Badewannentemperatur in der Natur sind von einer unbeschreiblichen Schönheit.

Nach kurzer Zeit erreichen wir den Ort Ribeira Grande, die mit 10.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt auf Sao Miguel. Prächtige Kirchen und schöne Stadthäuser säumen die Hauptstraße. Wir stärken uns in einem der vielen Lokale am Hauptplatz von Ribeira Grande, um anschließend die Sehenswürdigkeiten des attraktiven Ortes anzuschauen. Beeindruckend sind die vielen Eisenholzbäume auf dem Platz, auf dem es sich auf Bänken im Schatten gut ausruhen lässt. Auch heute lässt sich noch die Bedeutung der Stadt in früheren Zeiten erkennen. Der Name "Ribeira Grande" steht für den großen Fluss an dem die ersten Siedler im 15. Jahrhundert Wassermühlen zum Mahlen des Getreides gebaut hatten. Wir besuchen die mit wunderschöner Wandkeramik und goldenen Altären verzierte Kirche "Igreja de Nossa Senhora da Estrela", eines der wichtigsten Baudenkmäler von Ribeira Grande. Das Theater der Stadt ist zufällig geöffnet, was wir für eine spontane Besichtigung der Räumlichkeiten nutzen. Abschließend verkosten wir in einem kleinen Laden typische Liköre der Azoren. Nachmittags erreichen wir unser Hotel und haben Zeit für einen Besuch der Markthalle von Ponta Delgada, die wir nach einem kleinen Spaziergang durch die schönen Gassen der Hauptstadt von Sao Miguel erreichen. Wer möchte, nimmt ein Bad im Atlantik, bevor wir um 19 Uhr gemeinsam zu unserem Willkommmens-Abendessen im Segelhafen starten und so den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Zwei Seen und sieben Städte – Ausflug nach Sete Cidades

Das unvorhersehbare Wetter der Azoren fordert auch heute Flexibilität bei der Tagesgestaltung. Unsere Reiseleiterin hat die Webcam an den Panoramastellen stets im Blick, um uns die Highlights der Insel im besten Licht zu zeigen. Hierzu gehört die am meisten fotografierte Aussicht "Vista do Rei", der Königsblick, der morgens noch im Nebel liegt. Wir entschließen uns, zunächst die Ananasplantage zu besichtigen, damit der Wind den Nebel in der Zwischenzeit vertreiben kann. Wir erfahren, dass die Azoren der einzige Ort auf der Welt sind, wo Ananas in Gewächshäusern kommerziell angebaut wird. Zwei Jahre reifen die Früchte unter dem weiß gestrichenen Glas der Gewächshäuser. Früher gab es 4000 Treibhäuser, heute sind es noch drei Plantagen. Der Export ist eingestellt. Auch Bananen wachsen auf den Inseln das ganze Jahr über. Die Ananas der Azoren sind eher klein und zeichnen sich durch die Süße und ihre "Krone" aus, die schon in Miniatur auf den Baby-Ananas zu sehen ist. Im großen Shop der Plantage verkosten wir Liköre und kaufen Souvenirs, bevor wir über kleine Dörfer, endlose Weiden mit Kühen zum ethnographischen Museum "Oficina Museu" im Bauerndorf Capelas fahren.

Im Museum Oficina Museu sehen wir in einem ehemaligen Bauernhof, was Manuel (83) im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte an Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit zusammengetragen hat. Es ist eine unglaubliche private Kollektion, die er mit seiner Frau Emilia hütet. Die früheren Ställe und Gänge hat der ehemalige Grundschullehrer mit Häuserfassaden verkleidet, hinter denen sich rund 35 historische Werkstätten und Geschäfte befinden. Sie alle beherbergen Originalstücke aus seiner Sammlung und lassen die Vergangenheit wieder aufleben. Viele historische Maschinen hat er eigens auf die Insel gebracht. Er bekam sie geschenkt und übernahm im Gegenzug die "Entsorgung", erfahren wir. Auch Kunsthandwerkerinnen lassen sich an Webstühlen bei ihrer Arbeit beobachten. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was Menschen aus Leidenschaft und mit purer Eigeninitiative als Lebenswerk hervorbringen können.

"Wie Sie sehen, Sie sehen nichts"

Anschließend fahren wir in den Ort Sete Cidades, in der Hoffnung, dass der Nebel uns eine bessere Sicht bietet auf den blauen und grünen See, der von einer Brücke getrennt wird. Die Westseite von Sao Miguel ist sehr feucht, daher ist Nebel keine Seltenheit, erklärt unsere Reiseleiterin. Wir halten am Aussichtspunkt "Pico do Carvao", an dem sich Nebelschwaden und Sonne auf unseren Fotos abwechseln. Der nächste Halt führt uns zu einem Aquädukt mit Bögen aus Basaltgestein, durch das bis 1888 Wasser nach Ponta Delgada transportiert wurde. Kurz darauf ist das Ortszentrum von Sete Cidades erreicht. Wir halten kurz an der Brücke zwischen dem Blauen und Grünen See, bevor wir im Ort die Mittagspause machen. Auch eine erneute Anreise zum Panoramapunkt Vista do Rei schenkt uns später keine Sicht. Die vielen Hortensien und die tiefe Schlucht lassen uns ahnen, wie schön der Blick von oben auf den Kratersee sein muss. Da das Wetter im unteren Bereich der Insel schön ist, entscheiden wir uns, mit unserer Reiseleiterin zum Stadtrundgang in Ponta Delgada aufzubrechen. Am nächsten Morgen reisen wir früh ab auf die nächste Insel, daher schließen wir das Abendessen gleich an den Stadtrundgang an und erholen uns anschließend im Hotel.

Terceira – Feine Urbanität in der historischen Hauptstadt der Azoren

Schon früh brechen wir zum Flughafen von Ponta Delgada auf, um die nächste Insel Terceira zu erreichen. Unsere Reiseleiterin aus Angra do Heroismo erwartet und schon am Gate. Wir geben die Koffer im Hotel ab und begeben uns direkt auf einen kurzen Stadtrundgang durch die Stadt Angra. Später erfahren wir im Rathaus viel über die Bedeutung der Stadt, die die historische Hauptstadt der Azoren ist und einst für kurze Zeit die Hauptstadt von Portugal war. Unsere Reiseleiterin führt uns zu Fuß durch die kleinen Gassen bis zum Hafen. Jede Menge Baudenkmäler, ein prächtiger Park und die Festung auf dem Monte Brasil zeugen von einer langen Geschichte und einem eher mondänen Lifestyle auf dieser Insel. Das historische Zentrum ist schachbrettförmig angelegt und gehört zum Welterbe der UNESCO. Nach der Mittagspause führen wir unseren Rundgang fort, so haben wir schon einen guten Überblick, was uns der Stadtkern von Angra bietet.

Das Wetter ist heute fantastisch und lädt am Nachmittag zur Erholung am hoteleigenen Pool mit Meerblick ein. Die Innenstadt von Angra do Heroismo ist nur 10 Minuten entfernt vom Hotel. Wir können das Zentrum abends zu Fuß oder mit dem Bus erreichen und den Tag dort in einem Lokal ausklingen lassen.

Rundfahrt auf Terceira – Insel der Helden

Unsere Tagestour beginnt nach dem Frühstück und führt uns zunächst zur Festung auf dem Monte Brasil, den wir bereits vom Hotel aus sehen können. Es handelt sich um den Hausberg von Angra (205 Meter). Die Festung wurde während der Zeit der spanischen Herrschaft Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und gehört zu den größten Verteidigungsanlagen Europas. Nachdem Portugal wieder unabhängig wurde, errichtete man in der Festungsanlage ab 1645 die Kirche "Igreja de Sao Joao Baptista". Den Namenszusatz "do Heroismo" (Heldenmut) erhielt die Stadt im Jahr 1837 von König Pedro IV, der die Stadt als Basis nutzen durfte, um von hier aus seinen Thronanspruch in Portugal durchzusetzen. Die Schlüssel zur Festung sind bis heute im Rathaus bewahrt, davon konnten wir uns am Vortag im Festungssaal des Rathauses überzeugen. Wir merken, wie stolz die Einwohner auf ihre historische Bedeutung als ehemalige Hauptstadt Portugals sind und hören noch von weiteren Heldentaten.

Wir erfahren, dass die Einwohner der Insel Terceira gerne feiern, so auch beim "Heiliggeist-Fest", das von Ostersonntag bis Pfingstsonntag gefeiert wird. Ganze 50 Tage dauert das fromme Danksagungsfest in den Dörfern, zu dem auch die Tradition des Stiertreibens gehört, wie uns ein großes Stier-Denkmal bestätigt. Auch Terceira ist von kleineren Inseln umgeben. Dazu gehören die "Ziegeninseln", die heute Naturschutzgebiet sind. Die Sicht ist hervorragend und wir genießen die Fahrt vorbei am Porto Judeu, wo wir eine der vielen Natur-Badestellen sehen. Unseren nächsten Halt machen wir in Sao Sebastiao, ein herausgeputzter Ort mit einem schönen Kirchplatz. Die "Igreja de Sao Sebastiao" ist eine der ältesten Kirchen der Azoren. Auf dem Platz unter Bäumen begrüßen uns freundlich die Einheimischen und wir lassen uns nieder für eine Kaffeepause. In Porto Martins sehen wir viele Ferienvillen und ein Naturschwimmbecken, das schon jetzt Lust auf unseren Badestopp in Praia da Vitória macht.

Zur Mittagszeit führt uns der Bus in die Stadt Praia da Vitória, Terceiras wichtigste Hafenstadt. Wir betrachten den Ort zunächst von oben und sehen die weite Bucht mit dem sandigen Badestrand. Ganz in der Nähe liegen die Uferpromenade und der Jachthafen. Wir haben Zeit für ein Bad im Atlantik und für Shopping in den kleinen Geschäften in der Fußgängerzone. Wir genießen die Mittagspause mit Meerblick, bevor wir zum nächsten Ziel fahren: Der Schlund des Vulkans "Algar do Carvao"!

Im Inneren des Vulkans

Gut gestärkt steigen wir wieder in den Bus, der uns später am Nachittag zum Schlot des erloschenen Vulkans "Algar do Carvao" bringen wird. Die Fahrt führt vorbei an der grünen Oberfläche des Kraters (Caldeira = Krater). Wie eine Patchwork-Decke sind die grünen Weideflächen auf dem saftigen Boden angeordnet. Von der Aussichtsplattform oberhalb des "Flickenteppichs" machen wir herrliche Fotos, auch wenn es etwas windig ist. Wir machen Halt bei einer Winzerfamilie in Biscoitos. Hier sehen wir, wie die Reben im Lavagestein angepflanzt werden. Das familiengeführte Museum zeigt die Weinproduktion und die historischen Geräte. Den Dessertwein der Produktionsfirma dürfen wir verkosten. Nach wenigen Minuten Fahrt erreichen wir die wunderschönen Naturbecken von Biscoitos. Die Treppen führen direkt ins Meer, das von Felsen umrahmt ist. Einige von uns springen kurz ins Wasser, es sieht zu einladend aus. Die Badestellen in den Naturbecken sind mit der blauen Flagge für ihre gute Wasserqualität ausgezeichnet. Weiter geht es zum nächsten Ziel: Abstieg in den Schlund des Vulkans "Algar do Carvao". Der letzte Ausbruch liegt 1700 bis 2100 Jahre zurück. Der 100 Meter tiefe erhaltene Hohlraum ist eine Seltenheit bei Vulkanen, von denen es nur drei auf der Welt gibt, die nicht eingebrochen sind. Wir steigen die bequemen Stufen hinab in ein Naturjuwel, es ist etwas feucht und kühl, aber wir haben Jacken dabei. Bis zu 336 Stufen bringen die Besucher auf mehrere Etagen des Inneren des Vulkans. Spektakuläre Einblicke bieten sich in eine Naturwelt mit einzigartigen Felsformationen, die es nur auf den Azoren das ganze Jahr zu erleben gibt.

Nach einem so ereignisreichen Tag verbringen wir den Abend auf der Terrasse in unserem schönen Hotel und genießen die laue Abendluft bei einem leichten Abendessen. Denn morgen geht es weiter, die Insel Faial erwartet uns.

Unterwegs auf der Blauen Insel – Faial

Nach dem Frühstück brechen wir auf zum Flughafen und reisen weiter nach Horta auf der Insel Faial. Auch diese Insel ist von den meterhohen blauen Hortensienbüschen geprägt, weshalb sie den Beinamen "Ilha Azul" trägt. Faial gehört zu den kleineren Inseln der Azoren, war aber im 19. Jahrhundert der Knotenpunkt der Telegrafie im Atlantik. Der Jachthafen ist eine wichtige Station der Transatlantiksegler, was Horta eine wichtige Position unter Seefahrern verschafft. Unsere Reiseleiterin holt uns am Flughafen direkt zur Inselrundfahrt ab. Nach einem kurzen Halt für ein zweites Frühstück zeigt sie uns das "Neue Land", das dort entstanden ist, wo 1957 das letzte Mal ein Vulkan ausbrach. Die Landschaft an der Westspitze von Faial gleicht einer Aschewüste und bietet interessante Panoramen von den verschiedenen Hügeln. Unter der Erde befindet sich ein Museum mit Besucherzentrum. In der Nähe zur Küste sehen wir die Überreste eines Walfängerhauses, von dem der Wind immer mehr Teile zutage fördert. Rund 500 Häuser wurden damals zerstört. Wahrzeichen des "Vulcao dos Capelinhos" ist der Leuchtturm, der früher die Schiffe sicher um die klippenreiche Küste führte. Heute ist er außer Betrieb.

Nach einer Mittagspause besuchen wir den Aussichtspunkt am Park "Parco Natural Caldeira do Faial", der leider im Nebel liegt. Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir an verschiedenen Panoramapunkten, um uns einen Überblick über die Natur der Insel zu verschaffen. Später am Nachmittag checken wir in unser Hotel am Segelhafen in Horta ein. Von hier sehen wir bereits die Insel Pico mit dem höchsten Berg Portugals, dessen Spitze - je nach Wetterlage - von leichten Wolken umgeben ist. Den Abend nutzen wir, um die berühmten Lokale Hortas kennenzulernen und freuen uns schon auf den Ausflug auf die Insel Pico am nächsten Tag.

Pico – Felsküsten, Lavaströme und Weinanbau

Bei fast 30 Grad begeben wir uns mit der Fähre auf die Insel Pico, die wir bereits nach 30 Minuten mit dem Boot erreichen. Warum die Insel Pico "Ilha Negra" (schwarze Insel) genannt wird, wird beim Anblick der felsigen Küste und der vom leuchtenden Grün umgebenen Lavastromplateaus schnell deutlich. Die beschauliche Insel ist von vielen kleinen Dörfern überzogen, die Lust auf einen Spaziergang machen. Wir hören, wie wichtig hier die Weinproduktion in der Vergangenheit war. Auch heute werden aus der Traube "Verdelho dos Acores" hervorragende Weine produziert. Unser erster Halt gilt einem Weinanbaugebiet, in dem wir Informationen über die Historie des Weinanbaus in Pico erfahren. Die Landschaft ist beeindruckend, denn die Bewohner haben mühselig kleine Äcker und Weideflächen geschaffen in den Lavaströmen, die bis zur Küste liefen. Das Weinanbaugebiet ist netzförmig von niedrigen Lavasteinmauern überzogen. Wir spazieren auf dem Weg bis zur alten Windmühle. Das schwarze Gestein aus der erstarrten Lava speichert auf ideale Weise die Sonnenwärme und lässt hervorragend die Trauben gedeihen. Heute steht das Gebiet mit den fruchtbaren Böden unter dem Schutz der UNESCO. Wir erfahren, dass nun frühere Anbaugebiete wiederbelebt werden, um das Winzertum auf Pico zu fördern. Die Reblaus hatte im 19. Jahrhundert den Weinbau zerstört. In der Tat verfügt Pico über die größte Vielfalt an Weinen und Likören.

Auf unserem Weg in den Küstenort Lajes halten wir an einem alten Drachenbaum. Noch immer sind wir überwältigt von der Vielfalt der Pflanzen auf den Azoren und genießen die Aussicht während der Busfahrt entlang der Küste. Die Mittagspause verbringen wir in Lajes do Pico, wo wir das Walfangmuseum besichtigen. Ein historischer Film berichtet von der harten körperlichen Arbeit der Männer, die mit dem Walfang und den daraus entstandenen Produkten ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Anschließend ist Zeit für eine Mittagspause und ein Bad im Atlantik in Lajes. Wir sehen im Anschluss eine ehemalige Fabrik für Walverarbeitung an, die noch die riesigen Dampfkessel aus der Zeit des azorianischen Walfangs zeigt. Neue Attraktion ist seit Mitte der 80er Jahre das Whale Watching, das wir an unserem letzten Tag in Sao Miguel erleben können.

Am Nachmittag fahren wir den Berg Pico hinauf, der sich mittlerweile in Wolken gehüllt hat. Auf dem Rückweg zum Fährhafen besuchen wir das ländliche Gebiet an der Küste mit den einfachen Ferienhäusern der Einwohner, die sogenannte "Zona de Adegas" an der lavasteinigen Ebene im Nordwesten von Pico. Wir halten in Arcos und Lajido und machen einen Spaziergang durch den Ort, in dem Einheimische mit Freunden und Familie den Sonntag bei einem Picknick verbringen. Der Auswanderungskontext ist hier besonders zu erkennen, wie wir im Gespräch mit Kanadiern erfahren, die immer gerne in ihre Heimat "Azoren" zurückkehren. Um 18:00 Uhr nehmen wir die Fähre zurück nach Faial und werfen vom Wasser aus nochmal einen Blick auf die Bergspitze des Pico. Den sommerlich lauen Abend verbringen wir in Horta in den Gassen um unser zentral gelegenes Hotel am Segelhafen. Der Berg Pico ist nun wieder in einen kleinen Heiligenschein gehüllt, als hätte es nie Wolken gegeben.

Am nächsten Morgen erwartet uns vor der Rückreise noch ein Stadtrundgang mit unserer Reiseleiterin.

Rückkehr auf die Hauptinsel Sao Miguel

Wir nutzen die letzten Stunden in Horta für einem Stadtrundgang mit unserer Reiseleiterin. Heute ist es sehr heiß und wir freuen uns auf das nächste Bad im Atlantik. Am frühen Nachmittag landet unser Flugzeug in Ponta Delgada auf Sao Miguel. Wir haben den Nachmittag zur freien Verfügung für Shopping oder Schwimmen. Mit der Stadt sind wir bereits vertraut. Einige von unserer Gruppe haben schon zu Beginn der Reise einen Stand mit einem hervorragenden Ananas-Cocktail in der Frucht entdeckt, den sie als Aperitif vor dem Abendessen genießen. Jeder sucht sich ein passendes Lokal und genießt den lauen Abend, denn wir haben nur noch einen Tag Aufenthalt auf den Azoren, bevor wir übermorgen die Rückreise antreten müssen.

Abschied von Sao Miguel mit Delfin–Show

Der Großteil der Gruppe beginnt den Tag um 9 Uhr mit einem Bootsausflug zur Wal- und Delfinbeobachtung. Wir legen am Jachthafen gegenüber des Hotels mit dem Katamaran ab und sind mit Kameras bewaffnet. Werden sich die Wale heute zeigen? Die Tour dauert rund drei Stunden und bietet spektakuläre Einblicke in die verschiedenen Spezies der Delfine, die hier im Atlantik leben. Wir sehen viele Formationen von Gruppen, die in bis zu 200 Delfinen durch den Atlantik streifen. Auch Baby-Delfine sind dabei. Wale sehen wir leider nicht, aber trotzdem sind wir von dem herausragenden Erlebnis begeistert. Der Rest der Gruppe schaut sich Museen an oder nutzt das herrliche Wetter zum Schwimmen bis wir uns um 19:00 Uhr zum Abschiedsessen wiedertreffen.

Am Abend ist unser Abschiedsessen in einem typischen Lokal im Jachthafen geplant. Ein letztes Mal steht eine köstliche Auswahl an Fisch- und Fleischgerichten auf dem Menü. Eine kleine Überraschung für alle Gäste soll uns auch zu Hause an die vielen Facetten dieser erlebnisreichen Reise in das Naturparadies Azoren erinnern.

Adeus! – Rückkehr nach Deutschland

Der Wecker klingelt für alle heute außerordentlich früh. Unser Hotel hat trotzdem das Frühstück für uns bereitet. Gemeinsam mit unserem Reiseleiter fahren wir zum Flughafen und checken ein. Wir freuen uns, dass wir am Flughafen nochmals unsere erste Reiseleiterin treffen, die uns so herzlich auf den Azoren willkommen geheißen hat. Wir begrüßen sie mit einem fröhlichen "Bom dia!", bevor wir uns ganz von den Azoren verabschieden müssen. In Lissabon trennen wir uns von den Mitreisenden, die an andere Flughäfen zurückkehren. Einige Gäste haben ihren Aufenthalt in Portugal verlängert. Verständlich, denn in Deutschland erwartet uns schon der Herbst.

Schlusswort

Wir haben in dieser kurzen Zeit viel erlebt und konnten vier der neun Azoren-Inseln kennenlernen. Jede Insel ist einzigartig in ihrer Naturvielfalt und hat einen eigenen Rhythmus. Die Azoren sind ein Paradies, das hoffentlich als solches erhalten bleibt. Die Inseln liegen absolut im Trend der Reisenden. Wer sie besucht, sollte jedoch Rücksicht auf die Mentalität der Einwohner nehmen, denn auch sie nehmen sich Zeit für ihre Gäste, die in das ruhige Inselleben eintauchen dürfen. Die Uhren werden hier für uns im Sommer nicht nur 2 Stunden zurückgestellt, sondern gehen allgemein etwas langsamer und das ist gut so, denn wir möchten unseren Urlaub richtig genießen.

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