Reisebericht: Rundreise Madeira – Blumeninsel im Atlantik

19.04. – 26.04.2014, 8 Tage Rundreise Canico – Funchal – Santana – Camara de Lobos – Cabo Girao – Nonnental – Monte – Paul da Serra – Porto Moniz


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Madeira erleben und Frühling genießen - und das zu jeder Jahreszeit. Die immer grünende und blühende Insel fasziniert mit ihrer grandiosen Natur, atemberaubenden Küsten und freundlichen Menschen. Wir genießen Urlaubs- und Wohlfühlatmosphäre pur.
Ein Reisebericht von
Detlef May
Detlef May

1. Tag: Anreise nach Funchal

Am Mittag trifft sich unsere Gruppe auf dem Flughafen Schönefeld, der nun wirklich aus allen Nähten zu platzen droht. "Schlange stehen" wie früher, weil es nicht genug Sitzplätze in der Abfertigung gibt -  und in Sichtweite der ganz neue Flughafen - ach, lassen wir das Thema. Pünktlich geht es mit mit einer A319 der portugiesischen TAP zunächst nach Lissabon und am Abend mit einiger Verspätung weiter zu unserem Reiseziel - nach Funchal. Der gleichnamige Flughafen liegt natürlich in Santa Cruz, aber das ist uns um kurz vor Mitternacht eigentlich egal. Im Hotel werden wir mit einem kleinen Madeira-Wein begrüßt und freuen uns auf die erste Nacht - der Tag war wirklich lang genug. Neben der Verspätung beim Abflug von Lissabon hielt uns ein "verlorener" Koffer zusätzlich auf. (Danke an die Gruppe, die verständnisvoll gewartet hat  ).

2. Tag: Der Osten Madeiras

Am Morgen begrüßt uns ein traumhaftes Bild: Die Sonne erhebt sich über dem Atlantik und schickt die ersten Sonnenstrahlen in den botanischen Garten, der die Hotelanlage der "Quinta Splendida" einbettet. Palmen, Strelitzien, Orchideen, Bananen, schattenspende alte Bäume und kleine Nutzgärten säumen unseren Weg zum Frühstücksrestaurant. Faszinierend. Heute lädt uns unser Reiseleiter Jorge (wirklich "Schorsch" gesprochen) in den Osten der Insel ein. Unser erster Halt ist in dem kleinen Korbflechter-Dörfchen Camacha, bevor es hinauf zum Pico do Arieiro geht, der auf 1.818 Meter (leider) mit Nebel und Kapuzenwetter auf uns wartet. Jorge verspricht uns, dass sich auf Madeira das Wetter alle 2 Minuten verändern kann oder hinter der nächsten Kurve auf Regen schon Sonnenschein folgt - und das war in der Tat so. Im Tal des Ribeiro Frio sehen wir (jetzt wieder im T-Shirt) munteren kleinen Forellen beim Wachsen zu und unternehmen einen ersten kleinen Spaziergang entlang der Levadas, die die gesamte Insel durchziehen. Auf dem Weg nach Santana erklärt uns Jorge, dass auf der Insel so ziemlich alles wächst, und manches davon bis zu dreimal im Jahr, wie z.B. Kartoffeln und Möhren, die laut Jorge "sehr gerne hier wachsen" und den Bauern drei Ernten im Jahr bescheren. Der "Osterhase" bringt jedem Gast ein paar Blumenzwiebeln und hofft, dass den "Könnern mit dem grünen Daumen" die Saat aufgeht. Auf Madeira würde es genügen, die Samen irgendwo hin zu werfen und nach 3-4 Wochen das Ergebnis zu bestaunen. Staunen können wir gleich wieder auf dem Pico de Facho, der einen tollen Blick auf die Bucht von Machico, den Flughafen von Santa Cruz und den kleinen Sandstrand frei gibt. Am Abend genießen wir ein tolles gemeinsames Essen in einem typischen Restaurant "A Central" - Fisch (Espada) und Fleisch vom Spieß (Espetada - nach brasilianischer Art) nebst allerlei Beilagen runden den erlebnisreichen Tag ab. 

3. Tag: Levada–Wanderung

Jorge und das Strahlen der Sonne begrüßen uns am Morgen zu unserer kleinen Levada-Wanderung. Es geht zunächst nach Marocos und von dort zu Fuß durch die Terrassen-Landschaft und fruchtbaren Gärten des Machico-Tals. Der schmale Wanderweg verlangt Konzentration, durch den Regen ist der Weg aufgeweicht und rutschig. Regenjacke an und dann wieder aus, kurz danach ist selbst das T-Shirt schon zu warm. Dennoch werden wir nicht müde und staunen über die üppige Vegetation und Gärten, die mit 3-4 Quadratmetern ihren Besitzern artistiches Können bei der Bewirtschaftung abverlangen, größere Geräte oder Maschinen haben hier keine Chance. Unterwegs erklärt Jorge uns das einzigartige Bewässerungssystem und kennt natürlich auch alle Pflanzen, die in den Gärten oder wild wachsen. Auf dem Weg zum Hotel macht uns Jorge auf "Zuckerrohr vorbei" (das Feld war abgeerntet) aufmerksam, kurz darauf ein Regenschauer und eine Kurve später wartet wieder der schönste Sonnenschein. Unser Reiseleiter schein mit Petrus im Bunde, auf jeden Fall kennt er seine Insel sehr genau  und verabschiedet sich wie jeden Tag "nach der letzten Kurve" von uns. Den Nachmittag nutzen wir individuell und fahren am Abend ins Restaurant "Vasco da Gama" über den Dächern von Funchal. Mit tollem Blick über die Stadt lassen wir uns den Fleischspieß (diesmal hängt er vor unseren Nasen direkt über den Tischen) schmecken und erleben sogar ein kleines "See-Feuerwerk" als die AIDA den Hafen von Funchal verlässt.  

4. Tag.: Funchal – Botanischer Garten und Gabo Girâo

Um nicht in den "Touristen-Stau (mit 2 Kreuzfahrtschiffen kommen Dienstags fast 5000 Touristen auf die Insel) zu geraten beginnt Jorge unseren Tag mit der Führung im "Jardim Botânico", ruft alle Pflanzen bei ihrem lateinischen Namen  und kennt die Übersetzung, ihre Herkunft und Verwendung - ein wandelndes Lexikon, dabei immer unterhaltsam. In Funchal entführt er uns in den Zauber der Markthalle - Obst und Gemüse in allen Varianten und Farben reizen Auge und Gaumen und die Abteilung "Fisch kaputt" wirbt mit geschlachteten Thun- und Degenfischen, mit allerlei großen und kleineren Meeres-Räubern. Mit Zigarette im Mundwinkel und einem furchterregenden Beil-Messer wird der Thun in Portionen zerlegt - reine Männersache hier, Frauen sind als Käuferinnen geduldet (früher war hier eine reine Männerdomäne). Nach der Mittagspause entführt uns Jorge in das kleine Fischerdorf Camâra de Lobos ("Bucht der Seewölfe", denn die Mönchsrobbe, die früher hier zu sehen war wird mit "Wolf" übersetzt). Winston Churchill fand hier Entspannung beim malen und gab einem Hotel seinen Namen, es ist sommerlich warm und wir freuen uns auf den nächsten Höhepunkt. Auf einem kleinen alten Weingut kosten wir einen sehr alten Madeira-Wein und erahnen, was Jorge mit einer "kriminellen Weinernte" meint . Als gelerntem Germanisten scheint es ihm Vergnügen zu bereiten, uns mit immer neuen Sprachkonstrukten zu überraschen, die lustig und dennoch verständlich "rüberkommen". Am Gabo de Girâo blicken wir rund 580 m senkrecht auf den schmalen Küstenstreifen hinunter und die Fotoapparate klicken unaufhörlich. Ein herrliches Panorama - und einer unserer Gäste erhält ein besonderes Souvenir: ein handsigniertes Billet über die Nutzung der sanitären Einrichtungen auf einer der höchsten Steilklippen Europas ! Wow!
Zurück zum Hotel wünscht uns Jorge in "der letzten Kurve des Tages" einen schönen Abend - den eine kleinere Gruppe zusammen im La Teraccia verbringt. Als Preiswert und sehr gut, vor allem sehr reichhaltig können wir das Restaurant 5 Gehminuten vom Hotel allen nur empfehlen.

5. Tag: Gärten Madeiras

Obwohl wir selbst in einem botanischen Garten wohnen und von Touristengruppen am Nachmittag "besichtigt" werden, ziehen wir heut los, um zwei weitere Sehenswürdigkeiten der Insel kennen zu lernen: die Quinta do Palheiro und den Jardim Orchidea. Jorge ist in seinem Element und hat eine wirklich interessierte Zuhörerschaft. Blendy's Garden mit dem Herrschaftssitz (noch heute in Privatbesitz) laden zum Staunen und Verweilen ein, die Fotomaschinen glühen allmählich! Hier grünt's und blüht's in Dimensionen - was bei uns einfach nur Erstaunen hervorruft. Doch kein falscher Neid - unsere Gärten wären eh zu klein für solche Gewächskompositionen (Strelizien groß wie Palmen!) Die Dreiteilung des Gartens auf Madeira ist einfach wie nützlich: es gibt einen Wald (mit großen und alten Bäumen), einen Zierpflanzengarten (hier sind vor allem die Frauen der Gartenbesitzer federführend) und einen Nutzgarten. Selbst in unserem Hotel kommt Salat, Zwiebel und Kräuter aus dem eigenen botanischen Garten. Im Orchideen-Garten wetteifern X-verschieden Orchideen und Tillandsien um unsere Gunst, jedes Foto wird hier zum Treffer denn die Farbenpracht und Zeichnung dieser Pflanzen ist einfach umwerfend. Nach dem Mittag verläßt uns Jorge nach der "letzten Kurve" und wir genießen unseren botanischen Garten und den Pool direkt vor unseren kleinen Appartements in der Hotelanlage. Jorge hatte uns noch verraten, wie sich die Portugiesen den ganzen Tag bis in den Abend hinein begrüßen ---- wer hat sich's gemerkt ? Bom dia! Boa tarde ! Boa noite !

6. Tag Nonnental und Monte – Kräuterhexe "Esmeralda"

Wir haben wieder "Luxus-Wetter" erwischt und Jorge erzählt uns auf dem Weg zum Eira do Serrado das die Hauptstadt Funchal aus unzähligen kleinen Ortschaften (wie Monte, wie S.Antonio oder S.Rochus etc) besteht, es eigentlich niemanden gibt, der aus Funchal stammt, dort aber die meisten Einwohner der Insel wohnen. Klar. Auf jeden Fall kommt der Fussballer Ronaldo aus S.Antonio und wir haben sein Geburtshaus gesehen. In der Vorrunde der Fußball-WM treffen wir ihn wieder, den Star aus S.Antonio. Madeira (zu deutsch: Holz) verdient seinen Namen vor allem durch die rasch wachsenden Eucalyptus-Bäume, die ihren Besitzern alle vier Jahre die Taschen füllen und für die Papierindustrie Portugals unverzichtbar sind. Ökölogisch eher riskant, denn diese Baumart verbraucht enorme Mengen Wasser und lässt "Rivalen" kaum eine Chance. Deswegen lebt auf Madeira - wer keine Bäume besitzt - vom Tourismus. Und von den selbstversorgenden Gärten. Manche sind auch Polizist, Lehrer oder in der Stadtverwaltung. Vom Eira do Serrado eröffnet sich uns ein traumhafter Blick ins abgeschiedene Nonnental - bis in die 50er Jahre gab es keine Straße in diese Region, die weithin autonom lebte. In Monte besichtigen wir die Wallfahrtskirche, die auch die Grabstätte des letzten österreichischen Kaisers beherbergt und unternehmen eine Korbschlittenfahrt durch die engen öffentlichen (!) Straßen - was für eine "Gaudi". In einem "Villenviertel" Funchals besuchen wir Esmaralda - die Kräuterhexe mit eigenem Kräutergarten. Selbst hier die klassische 3-Teilung: Hohe Bäume, die Schatten spenden, Nutzpflanzen und Unkraut! Unkraut gibt es bei Kräuterhexen aber nicht, alles findet Verwendung denn sonst wäre es nicht da- womit Esmeralda recht hat und zwischen dem "Unkraut" immer wieder tolle Nutzpflanzen findet, uns über die Wirkung und Nebenwirkung aufklärt. Zimt ist z.B. gut - aber nur in Maßen, Kohlsaft ist sowieso gut (aber wie bekommt man den Saft aus dem Kohl ?) und der Lippenstiftbaum aus Südamerika macht vor allem rote Lippen. Der Pfefferstrauch ist würzig und macht die Zunge taub - da kommt uns der frisch gebrühte Chili-Ingwer-Tee mit selbst gemachten Marmeladen, frisch gebackenem Brot und herrlichem Wal-Nuss-Kuchen gerade recht. Begeistert verlassen wir den kleinen Garten von Esmeralda und nach einer "letzten Kurve" sind wir schon wieder im Hotel. Am Abend genießen wir noch einmal den schwarzen Degenfisch mit gebackener Banane oder den Rindfleischspieß mit schwarzen Bohnen und allerlei Beilagen. Portugiesischer Rotwein oder ein frisches "Coral" löschen unseren Durst. Boa noite!

7. Tag: Der wilde Nordwesten der Insel – Porto Moniz

Heute geht es eine halbe Stunde früher los als sonst - also 08.28 Uhr - und Jorge fährt mit uns zunächst entlang der Südküste nach Riebeira Brava. Auf dem Weg dorthin erfahren wir, warum die Portugiesen heute einen Nationalfeiertag haben (schließlich gingen die streng-katholischen Madeirenser am Ostermontag normal arbeiten) - die "Nelkenrevolution" leitete Portugals Weg zur Demokratie ein, eine Revolution die "schön geklappt" hat, weil völlig unblutig (die Regierung war geflohen und das Militär übernahm ohne Widerstand die Macht, bevor sich eine Zivil-Regierung etablierte. Bevor weitere Touristenbusse in Ribeira Brava eintreffen sind wir schon auf dem Weg zur Hochebene Paúl da Serra. Dort weiden friedlich zwischen geparkten Autos einige Kühe. Weiter geht es nach Porto Moniz im Nordwesten der Insel. Der Atlantik brandet hier heftig gegen die Insel und Natur-Lava-Becken bilden Bassins für Meerwasser-Schwimmbäder (gebührenpflichtig). Auf dem Weg nach Sâo Vicente sehen wir in Madalena einen winzigen Friefhof, mitten in einer Bananenplantage und mit Blick zum Meer! Es ging nicht anders, der Platz ist rar auf der kleinen Insel, Bananen wachsen hier nun einmal gut und den Meerblick gibt's sowieso fast überall gratis. Auf dieser letzten Fahrt erleben wir alle noch einmal hautnah, wie unendlich schön dieser erloschene Vulkan "Madeira" ist. Eine letzte Poncha zum Abschied und dann geht es zurück nach Canixo und in der "letzten Kurve" verabschiedet sich Jorge von uns. Doch nur für ein paar Stunden.

8. Tag: Heimreise

Kaum hatte sich Jorge von uns verabschiedet, holen er und unser (sehr guter) Busfahrer Sergio uns zur letzten Fahrt ab. Um 03.15 Uhr sitzen wir mit unseren Frühstückstüten im Arm im kurzen Transfer zum Flughafen. Abschied von Jorge und Sergio - Check in - Abschied von unseren Frühstückstüten - zumindest von den darin enthaltenen Getränken, die bleiben in der Sicherheitskontrolle "hängen". Im Flieger dann endlich was zu trinken, viele schlafen aber einfach da weiter, wo sie kurz zuvor aufgehört haben. Auf dem Flughafen Lissabon ist schließlich Zeit für einen Kaffee - erfunden wurde der aber ganz gewiss nicht von der Seefahrernation mit den vielen Überseeprovinzen  - um die Mittagszeit sind wir zurück in Schönefeld. Eine tolle Urlaubswoche geht zu Ende.
Ich bedanke mich herzlich bei allen Mitreisenden und wünschen Ihnen/Euch alles Gute, noch viele schöne Reisen und vielleicht sieht man sich ja wieder!
Detlef May.

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