Reisebericht: Rundreise Madeira – Blumeninsel im Atlantik

01.09. – 08.09.2016, 8 Tage Rundreise Canico – Funchal – Santana – Camara de Lobos – Cabo Girao – Nonnental – Monte – Paul da Serra – Porto Moniz


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8 Tage durften wir die Blumeninsel bei traumhaftem Wetter erleben. Das Weinfest lockte mit zahlreichen Aktivitäten und Überraschungen.
Ein Reisebericht von
Katharina Kurianowski

01.09.2016 Anreise

Gespannt auf die nächsten 8 Tage treffen wir uns am Flughafen Leipzig zum gemeinsamen Flug nach Madeira. Unsere Vorfreude wird etwas getrübt, als plötzlich der Weg zur Sicherheitskontrolle durch Polizeibeamte versperrt wird. Was ist hier los? Leider bekommen wir keine informative Antwort und so müssen wir abwarten. Nach circa einer halben Stunde Ungewissheit lässt man uns wieder passieren und wir gelangen alle wohlbehalten zu unserem Flug. Später erfahren wir durch deutsche Medien auf Madeira, dass ein einsamer Kaffeebecher mit Kopfhörern umwickelt der Grund für die Sicherheitswarnung war. Mit dem Condor Bordprogramm und netten Unterhaltungen vertreiben wir uns die Flugzeit von ca. 4 Stunden. Dann ist es soweit und wir kommen in den Genuss des berühmten Landeanflugs auf den an der Südküste gelegenen 2,8 Kilometer langen Flughafen Santa Catarina und sind uns einig - das ist nur etwas für geübte Piloten!
Am Flughafen erwartet uns schon Helena, unsere sympathische örtliche Reiseleitung und nimmt uns herzlich in Empfang auf ihrer Heimatinsel Madeira. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir schon unser kleines Urlaubsparadies - die Quinta Splendida. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, ein wahres Paradies aus Blüten und Blättern! Mit Madeira Wein und einer kleinen Einführung in die uns erwartenden Ausflüge werden wir auch hier herzlich begrüßt.
Den Abend verbringen die meisten von uns mit einem Spaziergang zum nahegelegenen Supermarkt und einem schmackhaften Abendessen im Restaurant Lareira , der Feuerplatz, wo man uns schon mit typischen madeirensischen Köstlichkeiten erwartet. Wir nutzen die Gelegenheit für eine heitere Vorstellungsrunde und stellen gleich einige Gemeinsamkeiten fest. Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch den typischen Poncha gereicht, ein Getränk aus Zuckerrohrschnaps, vermischt mit dem Saft von frischen Zitronen und Orangen, wahlweise auch mit Maracuja. Welch schöner Beginn unserer gemeinsamen Reise!

02.09.2016 – Der Osten Madeiras

Das Wetter meint es gut mit uns an diesem Tag und wir können bereits bei Sonnenschein unser Frühstück mit lokalen Köstlichkeiten genießen. Helena holt uns mit einem schicken neuen Bus und unserem Busfahrer Francisco ab. Wir sind schon sehr gespannt auf diesen Tag, an dem wir den Osten Madeiras erkunden wollen.
Zunächst führt unsere Fahrt nach Camacha und wir erleben dort die lebendige Tradition der Korbflechterei, die hier vor allem durch Männer ausgeführt wird. In den Werkstätten schauen wir den Korbflechtern bei ihrer Arbeit zu und bewundern ihr handwerkliches Geschick: Elefanten, Strauße, Frösche - ja sogar ganze Segelboote stellen sie neben Gebrauchsgegenständen wie Stühlen, Regale und Körbe her.
Weiter geht unsere Fahrt durch Wälder und Naturreservate nach Pico de Areiro, dem zweithöchsten Berg Madeiras. Helena steckt uns mit ihrer Begeisterung für das tolle Wetter an, denn wir haben eine ungetrübte Aussicht über die ganze Insel bei strahlendem Sonnenschein. So sehen wir auch schon heute aus der Ferne unsere Ziele der nächsten Tage: die Hochebene Paul de Serra, das Nonnental und die Nordküste Madeiras.
Doch nun wollen wir nicht länger Bus fahren, sondern die schöne Natur per pedes erkunden. Im Tal Ribeiro Frio beginnen wir unsere kleine Wanderung in der Nähe der Forellenzuchtstation. Wir wandern entlang einer Levada, einem typischen Wasserweg Madeiras, zum Aussichtspunkt Balcoes, wo wir uns wahrlich wie auf einem himmlichen Balkon fühlen, mit einer weiten Aussicht auf die uns umgebenden Berge und Täler. Zum Abschluss dieser Wanderung trinken wir einen erfrischenden Poncha, der von einer einheimischen Familie im Tal frisch für uns zubereitet wurde.
Mit heiterer Stimmung fahren wir in das Dörfchen Santana, bekannt für seine strohbedeckten Häuser. Dort genießen wir ein typisches Mittagessen mit lokalen Spezialitäten. Der sich anschließende Verdauungsspaziergang führt uns zu den Strohhäusern, von denen nur noch wenige erhalten sind und gar nur eines noch bewohnt wird. Die meisten Häuser dienen heute als Ausstellungsräume für lokale Spezialitäten und Handwerk.
Da unsere Reise zum Weinfest stattfindet, darf eines nicht fehlen: der Besuch einer Weinernte und dem sich anschließenden Fest der fleißigen Helfer. Wir fahren dafür zur Quinta do Furao, einem ökologischen Weingut an der Ostküste der Insel unweit von Santana. Die ganz Mutigen unter uns trauen sich in den großen Holzbottich zum Weinstampfen, die Anderen schauen lieber zu und verkosten den hier hergestellten Wein. Eine Folkloregruppe spielt auf und wir tanzen mit Freude zur Musik.
Gut gelaunt verlassen wir das Fest, denn es erwartet uns noch eine weitere Station am heutigen Tage - die Bucht und der Ort Machico. Mit ca. 13 000 Einwohnern ist Machico die drittgrößte Stadt Madeiras und hat im Gegensatz zu manch ländlichem Ort nicht mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Die jungen Menschen bleiben gern hier, denn es gibt neben Arbeitsplätzen auch eine gute Infrastruktur und kulturelle Angebote. Doch Machico ist bei Touristen vor allem wegen seiner Geschichte bekannt: im Jahre 1419 betraten hier Joao Goncalves Zarco und seine Mannen erstmals madeirensischen Boden, weshalb die Bucht auch unter dem Namen Landungsbucht bekannt ist. Später fiel die Stadt unter die Herrschaft von Tristao Vaz Teixeira und entwickelte sich zu einem Zentrum des Zuckerrohranbaus. Darüber hinaus wird im Hinterland von Machico noch intensiv Obst und Weinanbau betrieben.
Wir laufen entlang der Rua de Mercado zur Bucht von Machico und spazieren entlang der Uferpromenade. Hier gibt es einen weniger besuchten schwarzen Steinstrand und in östlicher Richtung einen künstlich angelegten weißen Sandstrand. Nach unserem Bummel kehren wir in die Stadt zurück und besuchen die Kirche Nossa Senhora da Conceicao, in welcher sich das Grab von Tristao Vaz Teixeira befinden soll. Ihm selbst ist eine Statue auf dem Platz vor der Kirche gewidmet.
Ein erlebnisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen und wir kehren zurück zu unserer schönen Quinta Splendida, wo wir Ruhe und Erholung finden.

03.09.2016 – Natur und Kultur rund um Madeiras Hauptstadt

Nach einem sonnigen Frühstück begrüßen uns Helena und Francisco zu einem Ausflugstag in den Süden der Insel. Unser erster Halt ist der Botanische Garten von Funchal, welcher glücklicherweise vom verheerenden Feuer vor wenigen Wochen verschont geblieben ist, ganz im Gegensatz zum Orchideengarten. Helena führt uns durch die terrassenförmige Anlage. Wir bestaunen nicht nur einheimische Pflanzen sondern auch viele exotische Raritäten wie den Leberwurstbaum, die Elefantenrüsselagave oder das Schweizer Käseblatt. Kennen Sie schon die „Prinzessin Ohrring"? Auch bekannt unter dem Namen Korallenfuchsie fasziniert sie mit ihren strahlend roten Blüten.
Nun bleibt noch genug Zeit zum Lustwandeln in diesem kleinen Garten Eden. Von der Aussichtsplattform mit einem kleinen Cafè eröffnet sich ein wunderbarer Ausblick auf die Hauptstadt Madeiras, die wir im Anschluss besuchen werden.
Unsere Fahrt durch Funchal führt uns vorbei am Haus des Präsidenten und dem Garten Santa Catarina bis hin zum Hafen, den wir einmal umrunden, und endet am Busbahnhof in der Altstadt. Bei unserem Altstadtbummel bewundern wir die bunten Türen der Häuser in den engen Gassen und können uns das rege Nachtleben hier lebhaft vorstellen. Viele haben sich besonders darauf gefreut - auf den Besuch der Markthalle. Es ist Samstag und heute bieten die Bauern der Region ihre Waren feil und wir dürfen sie verkosten. Die Fischhalle bietet einen kleinen Einblick in die Unterwasserwelt Madeiras und wir dürfen den berühmten schwarzen Degenfisch bestaunen. Hobbygärtner finden hier typische Pflanzen in Samen oder Knollenform für heimische Zuchtversuche.
Nach dem Trubel des Mercado dos Lavoradores wartet ein weiterer Genusspunkt auf uns, der Besuch von Bladys Winelodge mit einer kleinen Weinverkostung des typischen madeirensischen Weines, bei dem nicht nur der Geschmackssinn gefragt ist. Wir sehen mit eigenen Augen wie der Wein hergestellt und gelagert wird und riechen den Duft der aus den liegenden Holzfässern entweicht.
Nach einer individuellen Mittagspause in der „Fenchelstadt" fahren wir zur größten Steilklippe Madeiras - Cabo Girao. Durch eine gepflegte Anlage gelangen wir zum Aussichtspunkt und erleben das sich uns eröffnende Panorama zu allen Seiten. Der Glasboden der Plattform erlaubt einen schwindelerregenden Blick auf den sich 580 Meter unter uns befindenden Punkt, wo die Klippe ins Meer übergeht. Gewiss nichts für Menschen mit Höhenangst!
Wir überstehen diese Abenteuer alle unbeschadet und setzen unseren Weg fort. Francisco bringt uns nun zu seinem Heimatort Camara de Lobos, ein altes malerisches Fischerdörfchen an der Südküste Madeiras. Hier sehen wir den Fischern beim nachmittäglichen Kartenspielen und den Kindern beim Wellenreiten zu. Pittoresk liegen die Fischerboote vor uns in der Bucht, denn die Fischer fahren erst kurz vor Mitternacht aufs Meer, um den begehrten Degenfisch aus den Tiefen des Meeres zu holen. Wir besuchen die Kirche, in der die Fischer alltäglich ihr stilles Gebet an Maria, Fatima oder den heiligen Antonius richten und um einen guten Fang und eine glückliche Heimkehr bitten. Gleich neben der Kapelle sind die urigen Bars, in denen die Fischer das Erhören ihrer Gebete feiern, bevor sie nach Hause zu ihren Familien gehen. In einer solchen Bar genießen wir eine beliebte Erfrischung mit dem exotischen Namen Nikita - so exotisch wie der Name sind auch die Zutaten des Getränks: Weißwein, Bier, Ananassaft und Vanilleeis oder in der alkoholfreien Variante mit Kokosmilch, Ananas, Maracujasaft und Vanilleeis. Mit Blick auf den Hafen und umringt von Fischern mit ihren Familien schmeckt uns Nikita gleich doppelt so gut.
Auf dem Rückweg zum Bus treffen wir auf eine madeirensische Hochzeitsgesellschaft und wünschen den jungen Brautleuten eine lange und glückliche Ehe.
Nachdem wir ihn heute schon in der Markthalle bestaunt haben, wollen wir nun auch wissen, wie der schwarze Degenfisch wohl schmeckt, nur hoffentlich besser als er aussieht! Bei unserem Spezialitäten-Abendessen im Restaurant Atlantis können wir diesen verkosten und dabei noch die wunderbare Abendstimmung zwischen den Klippen direkt am Meer auf uns einwirken lassen. Ein Abend, an dem wir so recht verwöhnt werden.

04.09.2016 fakultative Wanderung und Weinfest in Funchal

Der Vormittag steht uns heute zur freien Verfügung, doch der Großteil der Gruppe entscheidet sich für eine fakultative Wanderung im Osten der Insel. In einem kleinen Örtchen oberhalb von Machico beginnt unser Weg entlang der sprudelnden Levadas, terrassenförmigen Weinhängen, grünen Wäldchen und kleinen Bauernhütten. Der Himmel ist heute meist bedeckt, doch ab und an blitzt die Sonne durch, sodass wir ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten auf den Hügeln und Hängen entlang unseres Wanderweges erleben. Da der Weg zwar schmal, doch relativ eben ist, kommen wir ohne große Anstrengungen gut voran. In den Wasserkanälen finden wir schimmernde Muscheln und entlang des Pfades allerlei interessante Pflanzen. Kannten Sie vorher einen Dieselbaum?
An der Snackbar Jacaré legen wir eine wohlverdiente Rast ein, bevor wir uns an den kurzen aber steilen Abstieg wagen. Dort unten im Tal können wir schon unseren weißen Bus mit den grünen Ranken und unseren Busfahrer Francisco erkennen, der uns nun wieder zu unserer Quinta Splendida bringt.
Nach einer kleinen Mittagspause wartet am Nachmittag ein besonderer Höhepunkt dieser Reise zum Weinfest: Die Weinparade in Funchal. Wir haben Tribünenplätze und damit einen guten und bequemen Blick auf die geschmückten Wagen und bunten Kostüme der vorbei ziehenden Folkloregruppen. Fünf festlich geschmückte Wagen und über 500 freiwillige Teilnehmer bringen uns die Geschichte des madeirensischen Weines näher. Der erste Wagen beschäftigt sich mit der Entdeckung Madeiras, ihrer Besiedlung und dem Beginn von Zuckerrohr- und Weinanbau. Der zweite Wagen thematisiert die Weinernte und zeigt typische Geräte, die für die Ernte auch heute noch genutzt werden. Hier erkennen wir auch unseren hölzernen Weinstampfbottich wieder. Wagen 3 trägt den Titel Ricardo III und zeigt die Seite eines Kastells als Symbol der Aristokratie, denn in Adelshäusern in ganz Europa erfreute sich der madeirensische Wein größter Beliebtheit. Der vorletzte Wagen zeigt die Unterzeichnung des Unabhängigkeitsvertrages zwischen Großbritannien und den USA, zu dem George Washington angeblich mit einem guten Glas Malvasia Wein anstieß. Der letzte Wagen mit dem Titel „Madeira's Wein in der Welt" repräsentiert die fast 500-jährige Geschichte des Weins, seine Geschichte als Tauschprodukt im Welthandel und seine Verbreitung bis nach Japan und in die USA.
Nun sind wir aber nicht nur zum Schauen hier, sondern möchten uns von der Qualität und Vielfalt der madeirensischen Weine gern selbst überzeugen. Beschwingt probieren wir im Anschluss an die Parade eine individuelle Auswahl im kleinen Weindorf an der Uferpromenade.
Einen so abwechslungs- und erlebnisreichen Tag lässt man am Besten bei einem guten Abendessen ausklingen. Klenk's Restaurant in Canico de Baixo , ein deutsch-portugiesischer Familienbetrieb, bietet uns dazu eine gute Kulisse und leckere Speisen.

05.09.2016 In den Gärten Madeiras und Espetata zum Abendessen

Der heutige Tag steht unter dem Motto „Die Gärten Madeiras" und führt uns zunächst durch steile Straßen und enge Gassen zu den Palheiro Gardens, eine subtropische Gartenanlage 500 Meter über dem Meeresspiegel zwischen Funchal und Camacha. Die Anlage wird von den Einheimischen auch Blandy's Garten genannt, da die Familie Blandy 1885 das Gelände vom hoch verschuldeten und spielsüchtigen Grafen von Carvalhal erwarb. Sie ließ neben dem Herrenhaus des Grafen ein zweites großes Herrenhaus errichten, dass die Familie bis heute bewohnt. Um diese Villa rankt sich ein wunderschöner englischer Garten, durch den wir mit Helena spazieren. Es scheint als kenne sie jede Pflanze und jeden Baum auf dem gesamten Gelände. Das Herrenhaus des Grafen dient heute als Hotel, besonders beliebt bei internationalen Golfspielern, die den Charakter des Anwesens und den nahegelegenen Golfplatz besonders schätzen.
Da der Jardim Orchidea in Funchal leider dem Waldbrand zum Opfer gefallen ist, besuchen wir heute eine private Orchideensammlung und Züchtung in der Quinta Boa Vista. Patrick, der Besitzer, führt uns durch seine Gewächshäuser und zeigt uns seltene Exemplare seiner Sammlung. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr hinaus, hier gibt es sogar Orchideen, die am Morgen nach Vanille und am Nachmittag nach Schokolade duften. Der Blick von der blumenumrankten Terrasse hinab auf Madeiras Hauptstadt ist allein schon einen Besuch wert. Patrick, ein leidenschaftlicher Botaniker, gibt uns viele nützliche Tipps für die heimische Orchideen-Pflege und verrät mir, dass meine Lieblingsorchidee in der Sammlung eine Züchtung seiner Mutter ist. Sie habe noch keinen Namen, aber wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme, wird er mir einen nennen können.
Der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung; viele nutzen ihn für ein Nickerchen oder zum Schwimmen im schönen Pool der Quinta Splendida.
Am Abend treffen wir uns für das Spezialitäten-Abendessen Espetata, einem auf offenem Feuer gegrilltem Fleischspieß, im Restaurant A Central. Wir werden vom Besitzer persönlich mit einem Glas Madeira Wein begrüßt. Die Espetatas werden auf Metallgestängen aufgehängt und mit einer kleinen Zange Stück für Stück vom Spieß genommen. Dazu gibt es Knoblauchbrot, Salat oder Gemüse, Kartoffeln und Reis mit schwarzen Bohnen. Am Nebentisch sitzen Gäste des Kreuzfahrtschiffes AIDA, die ihren Landgangausflug sehr zu genießen scheinen und so kommen wir schnell ins Gespräch. Wir freuen uns, dass wir im Gegensatz zu ihnen die Insel nicht morgen schon wieder verlassen müssen und darauf stoßen wir zum Abschluss mit einem Glas vom madeirensischen Zuckerrohrschnaps an. A nossa!

06.09.2016 Der Nordwesten Madeiras

„Morgenstund hat Gold im Mund" sagt Helena und holt uns deshalb schon um 08.30 von der Quinta Splendida ab. Heute erkunden wir den Nordwesten Madeiras, doch unsere erste Station liegt noch an der Südküste, Ribeira Brava. Der Küstenort liegt am Ende eines tief eingeschnittenen, schmalen Tales und verdankt seinen Namen der Lage an der Mündung eines bei Regen wild (brava) fließenden Flusses (ribeira). Wir spazieren entlang des Ufers in die Stadt und besuchen den Kirchplatz mit dem hübschen Flusskieselmuster. Das Gotteshaus Sao Bento ist im 16. Jahrhundert im klassisch madeirensischen Sakralstil mit weißer Fassade und grauschwarzen Basalteinfassungen an Fenstern und Türen erbaut. Ein genussvoller Anblick - der schöne Kirchturm mit seiner von Kacheln im Schachbrettmuster geschmückten Spitze. Im Inneren sehen wir Azulejo Kachelmalerei an den Wänden und herrlich verzierte Barockaltäre. Besonders sind auch die Werke flämischer Meister an den Wänden. Diese kamen durch die intensiven Handelsbeziehungen zwischen Madeira und Antwerpen auf die Insel. Durch die noch ruhigen Gassen bummeln wir zurück zum Bus, bevor noch die anderen Touristenbusse die Stadt erreichen.
Dem Taleinschnitt der Ribeira Brava, dem die Verbindungsstraße nach Sao Vicente folgt, teilt Madeira in einen schroffen östlichen und einen sanfteren westlichen Bereich. Auf dieser Straße fahren wir hinauf in die Berge zum Encumeada Pass. Wer schwindelfrei ist, hat vom Busfenster aus einen atemberaubenden Blick in das Tal entlang der Straße. Petrus ist uns wieder wohl gesonnen und so genießen wir auf dem Pass einen ungetrübten Blick über die Insel bis hinüber zum Pico do Arieiro, den wir am ersten Tag besuchten und zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg Madeiras. Dieser Ort wird auch der Nabel Madeiras genannt.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Hochebene Paul da Serra, eine ca. 100 Quadratkilometer große Fläche auf 1300 Metern Höhe. Wir biegen von der Boca da Encumeada nach Westen ab und fahren durch bewaldete Berglandschaften und mehrere Tunnel auf die Paul da Serra zu. Und da liegt sie plötzlich vor uns und wir fühlen uns wie in einer anderen Welt: statt Bäumen und Blumen sehen wir weite Felder, grüne Moos- und Farnpolster und Stechginster in Hülle und Fülle. Nur hier oben gibt es auch genügend Weidefläche für das portugiesische Rind, das wir von Weitem wahrnehmen können. Doch bevor wir noch die erste Kuh erblicken, tauchen ganz andere Wesen vor uns auf -riesige Windräder nutzen den hier oft stark blasenden Wind und treiben damit ein Kraftwerk an. Paúl bedeutet Sumpf, was uns bei dieser Jahreszeit aber eher überrascht. Helena erklärt, dass das Hochmoor erst im Winter seinem Namen alle Ehre erweist, wenn das Regenwasser in den vielen flachen Senken stehen bleibt. Jetzt im Sommer ist es hier trocken.
Unser Weg nach Porto Moniz führt uns nun wieder von der Hochebene hinunter ins Tal. Bei einem Aussichtspunkt legen wir bei strahlendem Sonnenschein eine Fotopause ein, denn hier haben wir einen einmaligen Blick entlang der Nordküste über Seixal bis nach Sao Vicente.
Porto Moniz ist über mehrere Wege zu erreichen, doch egal von welcher Seite man sich dem Ort nähert, der Anblick auf die leuchtend weiße Siedlung vor dem blauen Atlantik ist überwältigend. Ein Teil der Gruppe stärkt sich bei einer leckeren Fischsuppe, der andere Teil kann es kaum erwarten im Meerwasserschwimmbad ins kühle Nass zu springen. An diesem warmen Sonnentag ist diese Erfrischung einfach herrlich!
Nach dieser wohltuenden Mittagspause verlassen wir Porto Moniz in Richtung Seixal bis zum Brautschleier Wasserfall. Unterwegs erzählt uns Helena über die neue Mode, Kuhställe in Wochenend- oder Ferienhäuser umzubauen und zeigt uns ein paar gelungene Exemplare entlang der Straße. Am Wasserfall folgen wir der alten Küstenstraße bis zu einem Aussichtspunkt, von wo aus der Brautschleier in voller Pracht zu sehen ist. Bis zu dem Bau der ersten Straße in den 1950er Jahren waren die Orte nicht miteinander verbunden, nur über Bergpfade oder per Boot konnte man sie erreichen.
Von Seixal aus fahren wir weiter in Richtung Sao Vicente. Nun zieht sich die Steilküste ein Stück weit vom Meer zurück und öffnet sich zu einem breiten Tal, durch das der Rio do Sao Vicente fließt. Wir biegen in das Tal ein und nach ein paar hundert Metern erreichen wir den idyllischen Ort Sao Vicente. Helena führt uns zur schönen Kirche Igreja do Sao Vicente, deren Besuch sich allein wegen der vergoldeten Holzschnitzereien und Azulejos im Kirchenraum lohnt. Die den Kirchplatz umgebenen Häuser wirken fast wie von einer Postkarte entnommen - sauber und weiß gestrichen erstrahlen sie im Sonnenlicht und sind mit Blumen und Verzierungen geschmückt. Wir verabschieden uns von der Nordküste bei einem Bummel durch das pittoreske Örtchen Sao Vicente.
Die Straße ER 104 verbindet den Norden mit dem Süden via den Encumeada Pass bzw. Tunnel und führt uns bis nach Funchal. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis nach Canico und unserem Zuhause auf Zeit, der Quinta Splendida.

07.09.2016 Nonnen, Korbschlitten und Schokolade

Wir beginnen unseren heutigen Ausflug mit einer Fahrt ins Nonnental bzw. zum Aussichtspunkt Eiro de Serrado, von wo aus man bei guter Sicht einen weiten, wundervollen Blick in das Tal hat. Auch heute hat es das Wetter gut mit uns gemeint und so können wir bereits auf der Fahrt überwältigende Ein- und Ausblicke genießen. Das Tal der Nonnen heißt im Portugiesischen Curral das Freias, was eigentlich so viel wie „Stall der Nonnen" bedeutet. Helena berichtet, dass die Siedlung zwischen den hohen Steilwänden der umgebenden Berge den Ordensschwestern des Convento Santa Clara in Funchal im 16. Jahrhundert als Zufluchtsort vor häufigen Piratenüberfällen diente. Bis 1959 gelangte man aber nur über schmale Fußwege hierhin. Dann wurde ein befahrbarer Weg angelegt, der sich sehr kurvig entlang und um die Flanken der steil abfallenden Berghänge schlängelt. Im Winter wird diese Straße häufig gesperrt, doch wir haben Glück, gutes Wetter und unseren Francisco, der uns sicher und butterweich bis zum Eiro de Serrado bringt. Vom Adlernest aus hat man nicht nur einen spektakulären Blick ins Nonnental, sondern kann hier auch die berühmten Köstlichkeiten wie den Likör Ginga aus Sauerkirchen oder Esskastanien und den Maronenkuchen probieren, die aus dieser Gegend stammen und bis heute hier hergestellt werden.
Wir verabschieden uns vom Nonnental und fahren nach Monte, Wohnort der Adligen und Reichen Madeiras im 19. Jahrhundert. Sie errichteten hochherrschaftliche Villen und bezaubernde Gärten, die wir heute noch bewundern. Selbst Kaiser Karl I. verbrachte hier die letzten Monate seines Lebens, bevor er 1918 an einer Lungenentzündung verstarb und in der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte beigesetzt wurde. Wir pilgern mit Helena entlang der schönen Gärten zum Gotteshaus und genießen auf der Plattform vor Kirche einen herrlichen Blick über die Bucht von Funchal. Von hier aus sehen wir auch das im Hafen liegende Kreuzfahrtschiff Costa magica, das der Hauptstadt und Monte unzählige Besucher beschert. Viele von ihnen wollen auch einmal die berühmte Korbschlittenfahrt von Monte versuchen. Angesichts der langen Schlange wartender Touristen verzichten wir jedoch auf dieses Vergnügen.
Stattdessen machen wir uns auf den Weg zu Maria Joao und ihrem Kräutergarten. Dort werden wir zu einem kulinarischen Vergnügen der Extraklasse geladen: Maria Joao stellt mit ihren Kräutern und Früchten handgemachte Schokolade her und lädt uns zu einer Verkostung ein. Auf einer Terrasse im Schatten von grünen Bäumen und blühenden Frangipani bekommen wir Madeira-Wein, Zuckerrohrschnaps und Likör gereicht, die mit edler Schokolade ergänzt werden. Zum jeweiligen Getränk gibt es zwei Tafeln einer passenden Schokolade. Den krönenden Abschluss dieser süßen Versuchung bildet ein Schokoladen-Fondue mit frischen Früchten und selbstgebackenem Schokoladenkuchen. Wahrlich,ein wahrer Hochgenuss!
Maria Joao hat uns mit ihrer Schokolade den Abschied versüßt, denn dies ist nicht nur die letzte Station auf unserem heutigen Ausflug sondern auch der letzte Ausflug mit Helena und Francisco. Morgen heißt es Adios Madeira, wir fliegen zurück nach Deutschland.
Am Abend treffen wir uns zu einem letzten gemeinsamen Abendessen in unserem Lieblingsrestaurant Lareira in Canico.

08.09.2016 Adios Madeira

Heute können wir ausschlafen, denn unser Flug nach Leipzig geht erst am späteren Nachmittag. Der Vormittag steht zur freien Verfügung und so können wir die Annehmlichkeiten der schönen Quinta bis zum letzten Augenblick genießen oder noch einmal durch Canico bummeln.
Zu unserer großen Freude holen uns Helena und Francisco am frühen Nachmittag zu unserer letzten gemeinsamen Fahrt zum Flughafen Santa Catarina ab. Wir verabschieden uns herzlich und mit Dank von ihnen und treten mit vielen schönen Erinnerungen den Flug nach Leipzig an.
Nach einem angenehmen Flug landen wir gut 30 Minuten früher in Leipzig, wo nun auch für uns die Zeit des Abschiednehmens gekommen ist.
Das wunderschöne und vielseitige Madeira gemeinsam mit Ihnen zu entdecken, hat mir sehr viel Freude bereitet.
Meinen Dank an Sie verbinde ich mit der Hoffnung, Ihnen bald wieder zu begegnen.
Bleiben Sie schön gesund und reisefreudig,
Herzlichst, Ihre Katharina Kurianowski

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Kommentare zum Reisebericht

Kommen Sie mit zur Weinparade! Hier ein paar bewegte Eindrücke von unserer Reise zum Weinfest:
https://www.eberhardt-travel.de/reise-video/rundreise-madeira-weinparade/29116

Katharina Kurianowski
26.09.2016