Reisebericht: Wanderreise Azoren – Sao Miguel, Faial und Pico

20.08. – 04.09.2016, 11 Tage Wanderreise auf drei Azoren–Inseln mit Ponta Delgada – Feuersee – Sete Cidades – Horta – Vulkan–Wanderungen – Pico – Ribeira Grande


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Auf dieser Reise lernen wir sieben der neun Inseln der Azoren kennen. So unterschiedlich wie jede ist, haben wir uns vorher nicht vorgestellt, aber wir wurden eines anderen überzeugt.Ein Archipel von atemberaubender Schönheit erwartet uns.
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1. Tag: Anreise nach Lissabon

Endlich ist es soweit. Wir treffen unsere Reisegruppe von 5 Reisegästen am Flughafen in Berlin und beginnen unsere gemeinsame Reise auf die Azoren. Erster Zwischenstopp: Lissabon. Die schöne Hauptstadt Portugals empfängt uns bei strahlendem Sonnenschein. Ein weiter Reisegast, Steffen, soll noch auf unsere Gruppe am Flughafen stoßen. Wir warten gespannt auf das letzte Gesicht der gesamten Wandertruppe, doch er lässt uns noch ein wenig zappeln. Anh bekommt einen Anruf von Steffen. Sein Koffer sei nicht mitgekommen... Nach einigem hin und her telefonieren mit dem Bodenpersonal erfahren wir, dass Steffens Koffer bereits in den Startlöchern für die Weiterreise nach Horta steht. So reist Steffen nach Lissabon mit leichtem Gepäck ein... macht nichts, morgen bekommt er alles wieder. - Versprochen!
Zur Orientierung unternehmen wir eine Stadtrundfahrt durch die weiße Stadt am Tejo . Silvia erzählt uns die Legende der Gründung Lissabons. Der Legende nach ist Lissabon auf sieben Hügeln gegründet. Jeder Teil ist eine kleine Welt für sich. Auf der Panoramarundfahrt entlang des Campo Grand-Park, vorbei an der Stierkampfarena und entlang der Freiheitsalle, einer der teuersten Straßen Europas, merken wir schon, dass wir nicht die einzigen sind, die diese Stadt erleben möchten. Dieses Jahr sei die Zahl der Touristen steil gestiegen und die Reiseleiter sowie Busfahrer haben auch durch den ganzen Sommer, in dem normalerweise Nebensaison herrscht, erfreulicherweise viele Aufträge. Erster Fotostopp: Die Brücke des 25. April. Sie verfügt über zwei Ebene, die obere für Autos und die untere für die Bahn. Wir passieren den Handelsplatz Praca do Comércio mit der Statue von König Josef sowie dem schönen Schauplatz Rossio, der älteste Teil von Lissabon und gleichzeitig Mittelpunkt städtischen Lebens. In Belém erblicken wir den Turm, der sich aus dem Fluss erhebt und Symbol der Entdeckungen ist. Nebenan wird das Entdeckerdenkmal restauriert, welches anlässlich des 500. Todestag von Heinrich, dem Seefahrer, im Jahre 1960 eingeweiht wurde. Wir machen einen Fotostopp am Hieronymus-Kloster Mosteiro dos Jerónimos, der 1502 errichtet wurde. In ihm sind Denkmäler sowie auch Reliquien von Vasco da Gama un des Nationaldichters Luis de Camoes bewahrt. Nun bleibt reichlich Zeit, selbst auf Entdeckungsreise duch Lissabon zu gehen, um bsp. mit der Standseilbahn in die Oberstadt zu gelangen. Von hier aus eröffnet sich ein traumhafter Blick über die Dächer der Stadt sowie dem Castell. Einige von uns steigen auch bis zu seinen Mauern hinauf, andere lauschen Fadoklängen in den Cafés im Stadtviertel Bairo Alto. Lissabon gilt ja als Zentrum des portugiesischen Blues, dem Fado. Meist sind es melancholische Melodien und handelt von Liebe.

2. Tag: Flug nach Faial – Übernachtung in Horta

Wir 7 begeben uns weiterhin auf Entdeckungsreise und Schatzsuche und finden 7 von den besagten 9 Perlen im Atlantik. Die erste erwartet uns heute auf Faial. Naja fast. Aufgrund von starken Windböhen bricht unser Flieger die Landung auf Horta ab und der Capitän beschließt, auf der Nachbarinsel Corvo zu landen. Wir sind froh, heil auf dem Boden gelandet zu sein, nur wie kommen wir jetzt auf die andere Insel? Nach einigen entspannten Organisationen seitens der SATA-Fluggesellschaft werden wir mit kleinen Taxis am Flughafen abgeholt und zur Fährstation gebracht. Das Übersetzen dauert nur 30 Minuten und José begrüßt uns mit einem breiten Lachen im Gesicht.
Beim Spaziergang am späten Nachmittag zeigt er uns das kleine Städtchen und erzält über dessen Geschichte. Die Insel ist sehr bedeutend, denn sie war Zwischenstopp für Transatlantikflüge, verfügte über einen wichtigen Hafen und galt als Telekommunikationszentrum zwischen Amerika und Europa. Ende des 19. Jahrhunderts besaß die Hauptstadt Horta sogar eine Hafenbahn mit vier Dampflokomotiven. Heutzutage bringt der Aufschwung des Tourismus einen bedeutenden Teil an Wirtschaftskraft mit, denn hier verdienen bisher 40% der Einwohner weniger als 600 Euro pro Monat. Bei einem leckeren Abendessen unter weißen Segeln genießen wir den Sonnenuntergang über den Atlantik.

Tag 3: Faial

Aufgrund von Witterungsbediungen verlegen wir die Wanderroute auf den Westen der Insel. Wir wandern auf den letzten Teil der Strecke der Zehn Vulkane von Capelo bis nach Ponta dos Capelinhos. Durch eine reizvolle Landschaft und immer den blauen Atlantik vor unseren Augen gelangen wir zu einer kleinen Höhle Gruta do Cacebo do Canto. Dagmar entdeckt ihren ersten Geo-Cash und weihe die ganze Gruppe in ihr Hobby ein. Auf dem Weg sehen wir fünf Vulkane, spazieren über eine Mondlanschaft auf dem so genannten Neuen Land, das vom letzen Vulkanausbruch 1957 stammt und pausieren am ehemaligen Turm für Wahlbeobachtungen. Ein nettes Touristen-Ehepaar leiht uns ein Messer, um unsere Rotweinflasche öffnen zu können, den wir gern zu den anderen Leckereien wie Hühnen und Bacalao verkosten wollen. Wir nehmen uns die letzte Strecke bis hinunter zum Leuchtturm vor und sind ergriffen von dem wundervollen Blick auf die steilen Küsten am smaragdblauen Meer. Als letzen Kulturpunkt besuchen wir ein kleines Museum, in dem über den Walfang erzählt wird. Von 1830 bis zum Verbot im Jahre 1983 wurden hier hauptsächlich Pottwale gefangen. Jährlich waren es bis zu 20.000 Tiere. Erstaunlich war auch, dass die Walfänger auf weniger stabil wirkenden Holzbooten hinausfuhren und die meisten von den Fängern gar nicht schwimmen konnten.
Am Nachmittag versuchen wir auf die Caldeira zu fahren. Nun endlich ist der Nebelschleier verschwunden und wir gelangen entlang einer kurvenreichen Straße mit tollen Hortensienhecken verziert auf den Vulkankrater. Von der Spitze genießen wir einen großartigen Ausblick auf den grün bedeckten Krater, grüßen die glücklichen Kühe auf der Weide und sind dankbar für den herrlichen Tag. Dan nach kurzer Zeit ziehen schon wieder die nächsten Wolken auf...
Heute Abend gönnen wir uns ein schmakhaftes Mahl vom heißen Stein mit reichlich gutem Wein. Laut Steffen heißt es: Saude und ab in die Schnute!

Tag 4: Pico

Ein neuer Tag beginnt, die Sonne scheint und die Temperaturen sind perfekt für unsere Wanderung. Per Fähre geht es wieder nach Pico. Wie eine dicke Kaulquappe liegt Pico nur 6 km von Faial im Meer. Unter dem Meer, ist die Insel tatsächlich mit Faial verbunden. Der gleichnamige Vulkan ist mit seinen 2351 m Höhe nicht nur der höchste Punkt der Insel, sondern gleichzeitig der höchste Portugals. Wir besteigen heute zwar nicht den Picovulkan, aber wandern entlang der Küste durch Lavafelder und genießen den hervorragenden freiden Blick auf den Berg. Das käme wohl nicht so oft vor, sagt Jose. Die hiesige Lanschaft überwiegt mit den aus grauen Lavasteinen gebauten Weinplantagen, die ein riesiges Schachbrett angelegt sind. Während des 18. Jahrhunderts kam es zu verherenden Vulkanausbrüchen, was den Weinanbau und die Herstellung zu nichte machte. Das Volk gab nicht auf und arbeitete fleißig weiter, doch später im 19. Jahrhundert wurden die Weinpflanzen von der Reblaus befallen und die Weinherstellung musste aufgegeben werden. Wir treffen unterwegs einige Familien, welche heute noch Wein anbauen. Dieser wird aber nicht mehr in großen Mengen exportiert, sondern hauptsächlich auf den Inseln und dem Festland verkauft. Das Besondere am Picowein ist, dass die Reben nah am Boden wachsen. Durch die intensive Sonneneinstrahlung und die Wärmespeicherung durch Vulkangestein, sind die Trauben wesentlich süßer und es kann ein höherer Alkoholgehalt entstehen. Den leckeren Picowein dürfen wir zum Mittagessen probieren. Yummy!
Am Nachmittag besichtigen wir das Walfangmuseum. Der Wahlfang war auch hier von wichtiger Bedeutung. Wir sehen uns einen Film über die kargen Lebensbedingungen und die harte Arbeit der Walfänger an. Viele von ihnen sind verletzt zurück gekommen oder haben ihre wirtschaftlich notwendigen Reisen gar nicht überlebt. Dieses Museum setzt auch ihnen ein Denkmal.
Jose verrät uns Interessantes über die Inseln auf dem atlantischen Archipel. Vor 1974 waren alle Inseln der Azoren autonom. Nach Ausruf der Deomkratie war es für den Präsidenten schwierig, es allen Inseln recht zu machen. Jede Insel soll etwas an Bedeutung, Funktion und Wichtigkeit besitzen. Zum Beispiel gibt es auf Pico kein Krankenhaus und alle Geburten finden auf Faial statt.

Tag 5: Corvo

Ein kurzer Flug in einer niedlichen Propellermaschine bringt uns auf die Westgruppe nach Corvo. Die Insel Corvo ist die kleinste der Azoren mit noch nicht einmal 500 Einwohnern. Nach einem kleinen Rundgang durch das Dorf zu einem Handwerkszentrum, begeben wir uns zur Caldeirao. Es gibt ein leckeres Picknick mit grandiosem Blick über das Meer und dem Kraterkessel. Als wir die Wanderung hinunter in den Krater beginnen wollen, bemerken wir erst, dass der Transfer bereits weggefahren ist und unsere Wanderstöcke mitgenommen hat. Zum großen Spaß für Jose haben die Handys keinen Empfang, weshalb er also auf die Bergspitze hinauf marschieren durfte, um ein paar Signale zu ergattern. Freundlich aber auch gemütlich wie die Portugiesen sind, bringt uns der Chauffeur die Wanderausrüstung zurück. Endlich geht es los! Auf sanfem Moos und Gras steigen wir hinab in den Kraterkessel. Auf dem Pfad gibt es einige Stellen mit endemischen Pflanzen und Jose macht uns darauf aufmerksam, wenige Schritte nach links und rechts zu machen, um möglichst wenige Pflanzen zu zertreten. Es würde vielleicht in naher Zukunft verboten werden, hier hinab zu steigen. Wir haben noch das Glück, diese tolle idyllische Landschaft genießen zu dürfen. Die Seen sind mit kristallklarem Wasser gefüllt und funkeln schön iim Sonnenlicht.
Um unser Tagesziel Flores zu erreichen, wechseln wir das Transportmittel. Mit vollständiger Manschaft unternehmen wir eine aufregende Fahrt in einem Gummischnellboot über den Atlantik. Zwar sehen wir keine Delfine oder Wale, dafür aber riesige Schwärme von Gelbschnabelsturmtauchere. Als kleine Überraschung bekommen wir die Steilklippen ganz nah zu sehen, schauen in Höhlen hinein, bestaunen bizarre Formen und Fester der emporragenden Felsen sowie fahren unter den Wasserfällen lang. Was für ein Abenteuer!

Tag 6: Flores

Flores ist der westlichste Punkt Europas. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurd sie Schutzfahren der englischen und amerikanischen Walfangflotten. Von Mostorio wandern wir auf alten Transportwegen, auf denen die Einwohner damals barfuß und mit schweren Lasten liefen. Auch im Nebel hat die Lanschaft einen besonderen Zauber. Die Hortensien blühen wild in großen Sträuchern. Flores ist die einzige Insel, auf der Hortensien wild wachsen können. Im Dorf Fajazinha halten wir für eine Verschnaufspause ein. Am kommenden Wochenende findet ein großes Fest statt, deshalb sind die Bewohner schon fleißig am Straßendekorieren und Bühenaufbau. Wir schauen dem Treiben neugierig bei einem Kaffee zu. Nach dem Päuschen bricht die Gruppe auf nach Faja Grande zu den Patas-Wasserfällen bei Ferreira do Feirreiro. Jochen und Anh beschließen, einen anderen Weg zu wählen. Sie verweilen noch ein wenige im Dorf und wälhlten auf der kürzeren Route direkt zum Port do Sol-Restaurant zu bummeln.
Verschwitzt von der anstrengenden aber landschaftlich sehr reizvollen Wanderung kehren schließlich Gabi, Dagmar, Christine, Olaf und Steffen heil zurück. Ein romantischer Sonnenuntergang über dem Wasser beendet den erlebnisreichen Tag. Psst... hören Sie auch das komische Lachen einer Cartoonfigut? Das sind die Gelbschnabelsturmtaucher...

Tag 7: Inselrundfahrt Flores – Rückkehr nach Horta

Unser Flieger nach Horta verschiebt sich auf den späten Nachmittag, weshalb wir entscheiden, den Vormittag zu nutzen, noch mehr von der Insel zu sehen. Aufgrund des besseren Wetters kann uns Maria stolz den Pico da Casinha, welcher gestern im Nebel vergangen war. Dies ist der älteste Teil der Insel, der nur ca. 2 Mio. Jahre alt ist. Wir sehen außerdem viele Seen wie den Lago Comprida, Lago Negra (Schwarzer See), Laog da Lomba und den Lago Funda (tiefer See) sowie auch den Lago Rasa. Unsere Chauffeuse Maria erzählt uns auf der Fahrt auch, dass es harte Winter auf der Blumeninsel gibt. Im letzten Winter konnte Flores einen Monat lang nicht mit Gas versorgt werden, weil die See zu unruhig war. Der Wind pfiff so laut, dass die Fensterläden auf der ganzen Insel wie Sirenen klapperten. Oftmals werden viele Bewohne in den Wintermonaten depressiv und der Alkoholkonsum ist extrem hoch. Wir fahren zum Hafen Lajes, der äußerst wichtig für die Zufuhr von Containerschiffen mit Nahrungsmitteln, Gas und weiteren notwendigen Mitteln ist.
Am Abend erreichen wir Horta zum dritten Mal auf der Reise und bleiben noch eine Nacht hier, weil die letzte Fähre bereits abgelegt hat.

Tag 8: Sao Jorge

Am frühen Morgen geht es zur Fährstation. Wir geben unsere Koffer ab und gehen an Bord. Plötzlich fällt auf, dass unsere Koffer mit der Fähre transportiert wurde, die ca. 10 Min. vor unserer abgefahren ist. Das heißt, diese komme auf Pico an während wir nach Velas segeln. Jose zeigt Durchsetzungsvermögen und gibt der Fährgesellschaft zu verstehen, dass wir bitte schnellstmöglich unsere Koffer brauchen. Unsere Wanderstöcke sind dort aufbewahrt. Schon wieder vermissen wir die Stöcke und Steffen seinen Koffer. Am Hafen angekommen erstrahlt ein Lachen auf unseren Gesichtern, als unsere Koffer bereits auf ihre Besitzer warten. Juhu, die Wanderung kann beginnen! Erholt von dem doch hohen Wellengang besuchen wir eine Käserei. Wir naschen Käse, der von drei bis zu sechs Monaten gelagert wurde. Hmmm...
Heute geht es auf einer besonders reizvollen Strecke entlang kilometerlangen Hortensienhecken bergab und immer das Meer vor unseren Augen. Wir passieren einen kleinen Bach und machen ein kurzes Fotoshooting an einem Wasserfall. Durch den Wald begleitet uns Vogelgesang und wir erreichen an der Küste eine kleine Hütte, wo wir unsere Mittagaspause einlegen. Es gibt keinen Stromanschluss, sondern es werden Generatoren verwendet. Uns wird ein schmackhaftes Mahl gezaubert mit Suppe, Gemüse, Maisbrot sowie Fisch in einer dünnen Maisstärkenkruste. Wer mag, lässt noch seine Füße im Wasser baden. Dann holt uns auch der Regen ein. Doch tapfer wandern wir einen serpentinenreichen Lehmweg bergauf und bergab zu unserem Bus. Bald hörte es auch schon auf zu regnen.

Tag 9: Velas und Angra do Heroismo

Gestärkt von einem gesunden leckeren Frühstück mit Obst, Nüssen, Samen und allem was das Herz begehrt spazieren wir durch die Kleinstadt Velas. Auffällig ist, dass die Häuser recht bunt gehalten werden. Wir winken beim Vorbeigehen vielen Bewohnern zu, die am Sonntag ihre Kissen und Decken in der Sonne auslegen und dein freien Tag genießen. Dann steigen wir in den Flieger und setzen unsere Erkundungen auf Terceira fort. Nachdem wir uns akklimatisiert und ein paar Runden im großen Pool zurückgelegt haben, spazieren wir durch die Hauptstadt Angra do Heroismo. Ebenfalls im 15. Jahrhundert entdeckte man Terceira. In Angro leben etwa 12.000 von den 56.000 Inselbewohnern. Trotz der vielen Erdbeben sind die Altstadt und Befestigungsanlagen sehr gut erhalten. 1983 wurde die Stadt zum UNESCO-Weltkulturerebe ernannt. Angra war ein wichtiger Umschlagplatz für Handelsschiffe aus aller Welt im Nordatlantik und seine Festungen galten bei Piraten als uneinnehmbar. Folgerichtig besaß Teceira den großen Flughafen bis in die 60er Jahre. In Praia da Vitoria waren bis zu 2.000 Amerikaner stationiert. Im 2. Weltkrieg versuchten deutsche U-Boote massiv, die Alliierten anzugreifen, weshalb die Briten 1943 den Flughafen für Zwischenstopps ausbauen durften und der Hafen von Prai da Vitoria für Kerosintransporte erweitert wurde. Auf dem Spaziergang durch den geschichtsträchtigen Ort Angra do Heroismo entdecken wir auch noch Spuren des letzen Erdbebens von 1980. Jose erklärt auch, warum die Hausnummern so nah beieinander sind. Oftmals wohnt eine Familie im 1. Stockwerk und eine andere im 2. Stockwerk. Sie haben aber separate Eingänge. Früher wurden auch kleine Lagerräume an Zwiebelverkäufer und ähnliche vermietet.
Den Abend runden wir bei Wein und der besonderen Spezialität: Shrimps-Creme-Suppe im Brot (ähnelt einem Vulkan) am Hafen ab.

Tag 10: Terceira

Wir besuchen den Ferienort Biscoitos, in dem reiche Familien Sommerresidenzen errichten ließen. Unsere Wanderung verläuft durch ein trockenes Flussbett, vorbei an zahlreichen Yamsfeldern, bergauf und bergab entlang der Küste. Von der anstrengenden Bewegung bekommen wir Hunger und freuen uns auf die Einladung von Victor, dem Chef der azoreanischen Reiseagentur. Er und seine Frau haben ein nettes Plätzchen für sich zum Wohnen ausgesucht. Wir nehmen Platz auf ihrer schönen Terrasse mit Blick auf Angra und dem Monte Brazil. Auf dem Monte Brazil befinden sich alte Geschütze der militärischen Flugabwehh und eine Kaserne, die Jose sehr gut aus eigener Erfahrung kennt. Es gab immer nur Bohnen. Heute gibt es nicht nur Bohnen, sondern ein fantastisches 3-Gang-Menü mit einer Spezialität: Rindfleisch in einem Keramiktopf geschmort, dazu Kartoffeln und Zwieblen. Gut gestärkt setzen wir unsere Reise fort. Jose zeigt uns eine Stierkampfarena. Die Stierkämpfe finden als „Lauf der Stiere" (Tourada a corda) statt. Der Stier bekommt ein Seil um den Hals gebunden, Metallhülsen auf die Hörner und Münner in grauen Hosen, weißen Hemden mit schwarzen Hüten führen das lange Seil am anderen Ende. Dann soll der Stier durch eine vorbereitete Straße des Ortes, der regelrecht verbarrikadiert wurde, zum Vergnügen der Bewohner und einiger Waghalsiger, laufen. Manchmal fließt auch etwas Blut, aber meist nicht vom Stier, sondern von den entfesselten jungen und älteren Männern, die den Stier provozieren. Sie wollen halt Torrero spielen. Manchmal wird der Stierkampf auch am Meer ausgeführt, wo der Stier ins Wasser gejagt wird und von seiner Flucht aus dem Wasser gehindert wird. Danach gibt es ein großes Fest mit reichlich Essen und Süßigkeiten. Als kleine Überraschung besichtigen wir die Höhle Algar do Carvao, in der viele Treppen zu einem kleinen See führen. Wir befinden uns im Inneren eines vertikalen Kraters und können beim Blick nach oben den Himmel und die schönen Silhoutten der Baumkronen sehen. Stark beeindruckt fahren wir zu einer Käserei. Leider hat das Weinmuseum am Montag geschlossen, weshalb wir als Ersatz eine leckere Käse- und Weinprobe erhalten.

Tag 11: Sao Miguel – Ponta Delgada

Sao Miguel ist die größte und Hauptinsel der 9 Kleinode und zählt zu der östlichen Inselgruppe. . Für die Insel Sao Miguel war der Orangenexport Haupteinnahmequelle, heute ist es die Milchherstellung. Hier können bis zu 40 Liter pro Tag gewonnen werden, auf Corvo und Flores nur bis zu 20 Liter pro Tag. Die 500 Jahre alte Hauptstadt Ponta Delgada kann man wirklich als Stadt bezeichnen, denn im Vergleich zu den anderen Städtchen, die wir bisher gesehen haben, ist sie eine Großstadt mit großen Straßen, vielen Restaurants, Hotels, Einkaufsläden und großen PlätzenZum Mittagessen gibt es heute Leckerein wie Frischkäse auf Wildingwerblättern serviert, Schwarzfußschwein mit Kastanien und vieles mehr. Das Restaurant Teatro Cafe (im Volksmund das Aquarium durch seine Kastenform) hat auch nur für unser Reisegrüppchen geöffnet. Im Anschluss unternehmen wir einen kleinen Verdauungsspaziergang durch die Hauptstätten der Stadt. Es bleibt freie Zeit, im Meer zu baden oder einfach nur die Füße hochzulegen.
Anh liest noch etwas portugiesische Gesschichtslektüre. Die erste Insel Santa Maria wurde 1427 entdeckt. Heinreich der Seefahrer schickte Diego de Silves zu der Insel, um sie offiziell für Portugal in Besitz zu nehmen. Die Portugiesen bezeichneten dann die Inselgruppe als Ilhas dos Acores, zu Deutsch die Habichtinsel. Fälschlicherweise lebten hier aber keine Habichte, sondern Bussarde. Kein Problem, der Name war geboren. Die Schwester von Dom Henrique, Isabella, heiratete Philipp den Guten von Burgund und so kam es, dass die Azoren nicht nur von Portugiesen, sondern auch von den mit Burgund verbundenen Flamen besiedelt wurden. Auf Faial gibt es dafür noch viele Hinweise.

Tag 12: Furnas

Unser Entdeckungsdrang lässt keine Ruhe. Wir erwarten Reiseleiter Jose und Chauffeur Carlos nach einem reichhaltigen Frühstück. Wir beginnen bein einer Teeplantage. Unterwegs sehen wir die Mauern der ehemaligen Orangenplantagen, die auch Gentlemens Garden genannten wurden, weil sie sehr hübsch gestaltet wurden und viele Grundbesitzer ihre Gärten mit exotischen Pflazen aus aller Welt schmückten. Nachdem die Orangen wegen Befall vernichtet wurden, pflanzte man Tee an. In der Fabrik Cha Gorreana werden viele Teesorten, Grün- als auch Schwarztee, hergestellt. Sie ist die letzte große Teefabrik, die es auf Sao Miguel noch gibt. Die Verpackung erfolgt weiterhin manuell, was uns sehr beeindruckt. Danch zieht es uns zu den heißen Quellen von Furnas. Der Schwefelgeruch steigt uns bereits beim Aussteigen aus dem Bus in die Nase. Zahlreiche Thermalquellen sprudeln und werden auch für medizinische Zwecke genutzt. Entlang vieler Azaleen, Kamelien und durch japanischen Zedernwald kommen wir zum Logoa daa Furnas. Hin und wieder kreisen Bussarde über unsere Köpfe. Es gibt auf den Azoren etwa 70 endemische Pflanzenarten. Hortensien und Wilder Ingwer aus dem Himalaja wachsen so schnell, dass sie viele einheimische Arten bedrohen. Es gibt also noch viel Aufgaben für Naturschützer. Für unsre Augen jedoch, können wir uns gar nicht satt sehen an den riesen Hortensien. Besonders gefällt uns auch die weltweite zweithöchste Areukarie mit über 50 m Höhe und einem Durchmesser von 139 cm. Rund um den mit Sicheltanne , Eukalyptus und einheimische Lorbeerbüsche bewachsene Kratersee wandern wir bis zu der Stelle, den Caldeiras vulcanicas, in der die Töpfe für die Nationalspeise Cozido das Furnas in die Erde eingelassen wird. Das Essen wird geothermisch 5 - 6 Stunden lang gegart. Diese Spezialität haben wir bestellt. Der Tisch bei Tony's ist reich gedeckt. Die Cozido das Furnas mit diversem Schweinfleisch, Hühnchen, Rindfleisch, Blutwurst, Chorizo, Süßkartoffeln, Yams, Karotten, Kartofeln, Kohl, und Mangold schmeckt uns hervorragend.
Nun geht es weiter zur Terra Nostra. Hier erwartet uns ein schöner Botanischer Garten. Einige von uns drängt es zum Baden im Piscina Parque Terra Nostra. Im mind. 35 Grad warmem Eisen-und Schwefelwasser ist an eine Abkühlung zwar nicht zu denken, aber es ist eine Erfrischung für unsere Haut im weitesten Sinne. Gefühlt 5 Jahre jünger und voller großartiger Eindrücke kehren wir zu unserem Hotel zurück.

Tag 13: Lagoa da Fogo

Ein imposantes Naturereignis steht auf unserem Programm, dem Lagoa da Fogo.
Entlang der Küste fahren wir wieder in Richtung Osten der Insel. Das erste Stück der Wanderung geht es recht steil nach oben. Es ist fast windstill und die Sonne strahlt erbarmungslos auf uns herab. Wir legen auf halber Strecke eine Pause ein und lassen uns die süße Azorenananas schmecken. Jochen und Anh wählen eine andere Route. Sie schlendern den Berg wieder gemütlich ab und genießen den Tag am Strand. Währendessen geht Jose mit den anderen Teilnehmern weiter hinauf entlang der Levadas zum Lagoa da Fogo. Der Feuersee in einem ehemaligen Kraterkessel ist unbeschreiblich schön und die Aussicht aus 900 m Höhe auf die Insel versetzt die Wanderer in Entzücken. Am Nachmittag trifft die Gruppe wieder am Strandcafe zusammen und trinkt erst einmal genüsslich ein Bier. Einige kühlen sich im atlantischen Meerwasser ab, bevor es zurück nach Ponta Delgada geht.

Tag 14: Sete Cidades

Am gestrigen Tag erhielten wir die Information, dass der Hurrican Gaston auf der West- und Zentralgruppe der Azoren erwartet wird. Alle Gäste sollen dort möglichst das Hotel nicht verlassen und sich fern von Glasfassaden halten. Auf Sao Miguel merken wir zum Glück nichts davon, es ist immernoch fast windstill und kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Wir holen unser Picknick in Lagoa ab, zuminedest wollen wir es tun. Das Tor ist jedoch abgeschlossen, denn die Köchin ist gerade frisches Brot für uns einkaufen. Ist das nicht herzlich? ? Carlos und Jose bringen uns zunächst nach Faja de Baixo zu einer Ananasplantage. Jose erklärt den Werdegang der Bepflanzung fachmännisch. Die Ananaspflanzen werden in Gewächshäusern kultiviert, um die doch kalten Winter gut zu überstehen. Als Erde verwendet man Lorbeerblätter und Sägemehl. In dem schönen dazugehörigen Laden verkosten wir selbst fermentierter Ananaslikör und liebäuglen mit den hübschen Schmuck- und Kunstgewerbestücken . Wir halten am Aussichtspunkt Pico do Carvao, passieren das alte Aquädukt. Noch ist es neblig, doch dann heißt es: Vorhang auf für Mutternatur! Am Königsblick Vista do Rei blicken wir auf den blauen udn grünen See. Ein Glück, dass gerade jetzt die Wolke einen Spalt für uns geschaffen hat, sodass wir gut durchschauen können. Der grüne See ist viermal größer als der blaue See. Ein Vögelchen setzt sich auf die Hortensie genau vor mir. Spektakulär! Die Sonne kämpft sich nach und nach durch. Wir umrunden den halben Krater und können uns nicht sattsehen von dieser kraftvollen Natur.
Nach dem Mittagessen spaziergen wir zu einer Brücke zwischen beiden Seen und bedanken uns von Papa Jose sowie dem lieben Carlos für Ihre Bemühungen und super Einsätze.
Am Abend lassen wir es uns richtig gut gehen und genießen Fischspezialitäten am Hafen in einem Restaurants mit dem Namen 3000 Gräten.

Tag 15: Freizeit

Aufgrund der hohen Wellen können wir leider keine Walbeobachtung machen. Halb so schlimm, wir besuchen alternativ die Gruta do Carvao in Ponte Delgada. Im Gegensatz zu der gleichnamigen Höhle in Terceira ist sie eine horizontale Magmakammer gewesen. Mit Schutzhelme treten wir in das Höhleninnere hinein. Der lokale Führer klärt uns auf, warum das Lava AA heißt. Bei der Entdeckung der Höhle ist man damals barfuß über das spitze Vulkangestein gelaufen, weshalb der Name Lava AA entstand. ? Durch menschliche Einflüsse wie den Bau einer Autostraße ist einiges in der Höhle zusammengestürzt. Wir lernen auch, dass die äußere Schutzschicht der Kammer Erdbeben viel Besser überstehen würde als alle menschlich errichteten Gebäude. Das Gestein kann sich innerhalb der Schutzschicht bewegen, während diese Schicht die Höhle stabil hält. Bei Erdbewegungen durch Maschinen aber wird die Schicht beschädigt. Die Stalagtiten in der Grotte sind auch sehr klein, denn anders als in Europa, enthält das Gestein hier kein Calcium.
Auf dem Rückweg zum Hotel spazieren wir durch den Stadtgarten, in dem die Residenz des Präsidenten sich befindet. Am Nachmittag begeben sich Gabi, Steffen und Dagmar erneut auf Geo-Cash-Suche und Christiane und Olaf besuchen das Historische Militärmuseum der Stadt. Es bleibt Zeit für ein letztes Bad im Atalantik zu unternehmen, bevor wir die Reise mit einem tollen Fisch- und Meeresfrüchteessen im berühmten Lokal Cais 20 abschließen. Es gibt Schwertfisch, Barsch, Haifisch und Tigerprawns. Was für eine Gaumenfreude!

Tag 16: Heimreise

Schon heißt es Kofferpacken. Voll geladen mit großartigen Eindrücken dieser facettenreichen Inselwelt treten wir unsere Rückreise gen Heimat an. Wir verabschieden uns von Reiseleiter Jose und Chauffeur Carlos, die uns ihre zauberhafte Heimat näher brachten. Sicher landen wir wieder in Deutschland und freuen uns mit einem lachenden als auch einem weinenen Auge auf Zuhause.
Es war eine unglaublich schöne, erlebnisreiche Reise, auf der es nie langweilig wurde, wie viel gelacht und gescherzt haben. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit Ihnen die schönsten Inseln der Azoren entdecken und erwandern zu dürfen. Die gemeinsamen Erlebnisse werden uns sicher noch lange in Erinnerungen bleiben!
Ihre Anh

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Kommentare zum Reisebericht

Die Reise war sehr, sehr schön ! Alles hat super geklappt und die Reiseleitung war perfekt ! So viele tolle Eindrücke und Erlebnisse- einfach toll ! Jede der 7 Inseln hat ihren eigenen Charme ! Alle wunderschön ! Danke für die gute Organisation .

Dagmar Wandner
22.09.2016

Vielen Danke liebe Dagmar! :)

Anh 25.10.2016

Eine wunderbare Reisebeschreibung! Der von Anh verfasste Bericht gibt unsere Touren sehr gut wieder und wird gemeinsam mit den Fotos dafür sorgen, dass wir diese wunderschöne Inselgruppe nicht vergessen werden.Vielen Dank an Anh und José für die super Organisation. Wir kommen gerne wieder mit!

Christiane und Olaf
08.10.2016

Danke sehr Christiane und Olaf! Der Film ist auch super geworden! Sehr witzig, uns nochmal vor, während und nach den Wanderungen zu sehen... xD

Anh 25.10.2016