Reisebericht: Wanderreise Azoren – Sao Miguel, Faial und Pico

26.07. – 09.08.2018, 11 Tage Wanderreise auf drei Azoren–Inseln mit Ponta Delgada – Feuersee – Sete Cidades – Horta – Vulkan–Wanderungen – Pico – Ribeira Grande


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Sieben Inseln auf einen Streich sollen es sein - sieben Perlen im Atlantik. Die Azoren sind ein Traum-Reiseziel für Naturliebhaber und Wanderer und jede der Inseln hat ihren ganz eigenen Charakter.
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag, 26.07.2018 Flug auf die Azoren

Willkommen im Paradies! Sieben Inseln - sieben Reisegäste... in einer ganz kleinen und feinen Reisegruppe starten wir vom Flughafen Frankfurt nach Ponta Delgada. Nach 4,5 Flugstunden erreichen wir die Hauptstadt des Archipels. Die erste Überraschung ist ein Upgrade in das 5-Sterne-Hotel direkt an der Marina. So einen Luxus lassen wir uns gern gefallen. Beim Willkommensabendessen schlemmen wir uns durch azoreanische Köstlichkeiten und stoßen auf eine schöne Reise an. Schon jetzt zeigt sich die die gute Stimmung, die sich auch während der Reise fortsetzt.

2. Tag, 27.07.2018 Lagoa das Furnas

Unser erstes Ausflugsziel ist der Osten der Insel Sao Miguel. Die Hauptinsel ist vergleichsweise dicht besiedelt, zeigt sich aber weiter östlich von seiner ländlichen Seite. Die Straßen sind gesäumt mit dem schönsten „Unkraut" der Azoren: riesige Hortensien-Hecken mit leuchtend blauen Blüten lassen uns nur staunen. Im Juli zeigen sie sich hier in voller Pracht. Die Inseln der Azoren liegen in einem geologisch aktiven Gebiet, was sich in Furnas toll beobachten lässt. Aus der dünnen Erdkruste dampft und brodelt es. In einem heißen Pool werden sogar Maiskolben gekocht und aus eisenhaltigen Quellen kann man „Medizin" trinken. Auf unserer ersten Wanderung lernen wir bereits die vielfältige Flora der Insel kennen: wilder Ingwer mit den schönen gelben Blüten, Monbrezien, Farne, Erika und natürlich immer wieder die herrlichen Hortensien. Auf grünen Wiesen grasen glückliche Kühe - die kleinen Azoren mit 1% der Landesfläche von Portugal produziert sage und schreibe 35% der Milch! Unsere Wanderung führt uns rund um den Lagoa das Furnas bis zu den heißen vulkanischen Erdlöchern, wo die Spezialität des Ortes, zubereitet wird. Nach mehreren Stunden im Erdofen kommt der Cozido zum Mittagessen natürlich auch auf unseren Tisch. Im Anschluss besuchen wir den Terra Nostra Park, der uns mit seiner unglaublichen Pflanzenvielfalt begeistert. Zudem kann man hier im warmen Thermalwasser baden und entspannen. Bevor wir Furnas verlassen, legen wir noch einen Stopp auf dem Pico do Ferro ein, von wo sich ein herrlicher Blick auf das fruchtbare, grüne Tal, den See und das gepflegte Städtchen bietet. Das milde Klima der Azoren lässt sogar Tee gedeihen - einzigartig in Europa, so dass wir abschließend noch einen Stopp an der Tee-Plantage und -Fabrik einlegen.

3. Tag, 28.07.2018 Lagoa do Fogo

Während sich der „Feuerberg" gestern in dichten Wolken versteckt hat, zeigt er sich heute von seiner besten Seite. Bei blauem Himmel und Sonnenschein beginnen wir unsere Wanderung zum Lagoa do Fogo. Nach einem ca. einstündigen Aufstieg führt der Weg anschließend eben entlang einer Levada. Der schmale Pfad neben dem Wasserlauf ist gesäumt von üppiger Flora und führt uns dann in einen „grünen Kessel". Unter dem Blau des Himmels leuchtet die Vegetation in Tausend Schattierungen von Grün. Begleitet werden wir von Möwen, die hier ihre Brutplätze haben. Ziel unserer Wanderung ist der klare Kratersee in der Caldeira, wo wir uns am Ufer eine ausgiebige Mittagspause gönnen. Über den selben Weg kehren wir zurück zum Bus und legen auf der Heimfahrt noch einen Stopp in einem Strand-Café ein. Die Einheimischen nutzen das herrliche Wetter und tummeln sich am Strand. Auch in Ponta Delgada herrscht zum Samstag Abend lebhaftes Treiben. Wo das Meer vor der Haustür liegt, muss man frischen Fisch genießen - eben dies tun wir im Yacht Club an der Marina.

4. Tag, 29.07.2018 Weiterreise nach Faial

Wir starten unser Azoren-Inselhüpfen mit dem Flug nach Faial. Am frühen Morgen hebt der Flieger in Ponta Delgada ab mit einem kurzen Zwischenstopp in Teirceira, um dann mit einem grandiosen Blick auf Sao Jorge und Pico auf Faial zu landen. Mit viel Glück können wir bereits in unserem schönen 4-Sterne-Hotel einchecken und beginnen nach einer kurzen Erfrischungspause den Aufstieg zum „Hausberg". Von oben bietet sich eine tolle Aussicht auf das charmante Städtchen Horta, den Hafen mit den vielen Segelbooten und auf die Bucht von Porto Pim. In der gleichnamigen Taberna kehren wir ein und stillen unseren Durst erst einmal mit einem Panaché. Mit Blick auf das Meer lassen wir uns auf der Terrasse in geselliger Runde das Mittagessen schmecken. Da wir heute keinerlei Zeitdruck haben, haben wir auch ein Nachsehen bezüglich der Wartezeit. An so einem wunderbaren Ort verweilen wir gern und spazieren im Anschluss noch durch die Stadt mit den gepflegten Häusern im Kolonialstil und weiter entlang des Hafens. Horta war einst Zentrum der telegrafischen Kommunikation und später Zwischenstation für Transatlantikflüge. Eine wahre Institution auf Faial ist Peter, dessen Familienbetrieb bereits seit stolzen 100 Jahren operiert. Hier geben sich die Weltumsegler die Klinke in die Hand und es heißt, man bekommt bei Peter den besten Gin der Azoren. Davon müssen wir uns natürlich selbst überzeugen! Eine weitere Besonderheit ist die farbenfrohe Kaimauer von Horta, wo sich aus Tradition die Weltumsegler kreativ verewigen. Im Laufe der Jahre ist eine Galerie mit Bildern aus aller Welt entstanden und es lohnt sich in aller Ruhe an den Segelbooten und Yachten vorbeizuschlendern und die „Kunstwerke" zu begutachten.

5. Tag, 30.07.2018 Kraterwanderung „Caldeira do Faial" – Capelinhos

Der heutige Tag steht unter dem Motto: Hortensien außer Rand und Band! Mit dem Bus fahren wir über eine kurvenreiche Strecke hinauf zur „Caldeira do Faial". Die Straße ist gesäumt von riesigen Hortensienhecken, die zur Zeit in voller Blüte stehen. Das „Unkraut" wird hier regelmäßig beschnitten, so dass die Straßen nicht zuwachsen. Unser erklärtes Wanderziel ist die Umrundung des 8 Kilometer langen Kraters. Nach einem anfänglichen Aufstieg verläuft der Weg später im leichten Auf und Ab auf dem Grat. Der Blick in den Krater offenbart einen grünen Kessel, am Rand mit einem blauen Band aus Hortensien verziert. Die Natur zaubert eine Palette von allen Schattierungen grün, ähnlich einer Maler-Palette. Das Wetter meint es ausgesprochen gut mit uns und so können wir auch immer wieder den Blick zur Küste schweifen lassen mit den kleinen Ortschaften, den Vulkankratern, den Feldern und leuchtend blauen Hortensienhecken. Die Bauern nutzen die Pflanzen zur Begrenzung ihrer Felder und wir können uns am Anblick dessen nur erfreuen. Am Wegesrand bietet sich aber auch eine besonders abwechslungsreiche Flora, so dass die Wanderung uns schlichtweg begeistert. In der Ferne entdecken wir die karge Landzunge Capelinhos, die wir später noch besuchen. Erstmal stärken wir uns aber bei einem reichhaltigen Picknick. Die Azoreaner lieben Picknick und BBQ im Freien und so findet man dafür überall gepflegte Plätze und Anlagen. Im Jahr 1957 entstand bei einem Vulkanausbruch eine neue Insel vor der Westküste Faials, die sich schließlich mit der Hauptinsel verband. Die Landzunge unterscheidet sich landschaftlich völlig vom Rest der Insel. Beim Besteigen des Leuchtturmes oder dem Aufstieg auf den Krater kann man sich einen tollen Überblick verschaffen. Danach gönnen wir uns eine Abkühlung im Meer und beschließen den Tag im Restaurant des Weltumseglers Genuino.

6. Tag, 31.07.2018 Ausflug nach Pico

Der Tag beginnt für uns sehr früh, denn schon 07.30 Uhr legt die Fähre von Horta auf die 9 Kilometer entfernte Insel Pico ab. Nach einer halben Stunde erreichen wir bereits die „schwarze" Insel und begeben uns sogleich in das Weinanbaugebiet, wo wir einen Spaziergang unternehmen. Der Verdelho-Wein wird durch Mauern aus Lavagestein geschützt und erhält dadurch auch eine extra Portion Wärme. Zwischendrin entdecken wir auch Feigenbäume, die extra flach gehalten werden, damit sie Wind und Wetter standhalten. Joaquim nimmt uns mit auf eine Stippvisite auf „seiner" Insel und zeigt uns zauberhafte kleine Ortschaften und Aussichtspunkte entlang der Küste. Die Insel wird dominiert vom Vulkan Pico, dem höchsten Berg Portugals (2.351 m), der sich allerdings hartnäckig in den Wolken versteckt. Aber auch die Küsten sind von bizarren schwarzen Lavafelsen gekennzeichnet und die Bauweise fügt sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. Pico wirkt auf uns mit seinen kleinen Dörfern und der Ruhe besonders beschaulich - ein Fleckchen heile Welt. Wir durchqueren das Hochland mit saftig grünen Weiden, Wäldern und unzähligen Kratern. „Whale'come auf Pico" heißt es in Lajes. Wo einst aktiv Walfang betrieben wurde, setzt man heute auf Wal-Beobachtung. Wir begnügen uns mit dem Besuch des Museums und erhalten einen Eindruck von der Geschichte des Walfangs. Zum Mittagessen kommt Fisch auf den Tisch und anschließend verkosten wir diverse Liköre und Schnäpse. Ein Trinkspruch für jedes Glas ist natürlich auch parat. Nun ist es Zeit für eine Erfrischung - Pico bietet 197 Badestellen entlang der Küste, wo man im klaren Atlantik sicher schwimmen kann. Zum Ende unseres Ausfluges stoppen wir noch im Dorf Cachorro und bestaunen nochmals die wilde Lavaküste und die dörfliche Idylle. Mit der Fähre geht es schließlich zurück nach Horta und den Tag lassen wir bei einem hervorragenden Abendessen im Restaurant „Atletico" ausklingen.

7. Tag, 01.08.2018 Weiterreise nach Flores – Ausflug nach Corvo

Heute geht es weiter auf die westlichen Inseln der Azoren: Flores und Corvo. Das Ende der Welt und dahinter! Nach unserer Ankunft auf Flores unternehmen wir einen Spaziergang durch Santa Cruz. Das Städtchen ist so klein, dass man vom Flughafen zum Hotel und ins „Zentrum" laufen kann. Es ist wohl kaum untertrieben, wenn man sagt es wirkt etwas verschlafen. Am Nachmittag machen wir uns gleich auf zur kleinsten Insel des Archipels. Mit einem Schlauchboot sausen wir übers Meer nach Corvo (3,8 x 6,1 km groß bzw. klein). Zuvor bestaunen wir aber noch die schroffe Küstenlandschaft von Flores: steile Felswände steigen aus dem Blau des Atlantiks empor, Felsnadeln und Felsbögen aus schroffem Lavagestein tun sich auf, wo Seevögel ihre Nester haben. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Nachbarinsel Corvo. Mit dem Bus fahren wir sogleich hinauf zum „Caldeirao". Während es auf Meereshöhe sommerlich warm ist, stecken wir nun mitten in den Wolken und es ist deutlich frischer. Die Wolken hängen zwar tief, geben aber immer wieder den Blick frei auf den saftig grünen Krater, wo glückliche Kühe grasen. Wir wandern hinab und umrunden teilweise den Kratersee - es ist ein Ort der Ruhe in der Abgeschiedenheit mit einem Hauch von Mystik. Auf der Rückfahrt haben wir eine tolle Aussicht auf Vila Nova do Corvo - nicht viel mehr als eine Landebahn und ein paar Häuschen. Der Ort zählt aktuell 421 Einwohner, die Schule besuchen 42 Kinder, die von 21 Lehrern unterrichtet werden. Hier kennt jeder jeden. Vor der Rückfahrt gönnen wir uns noch ein erfrischendes Panaché und bekommen dazu sogar noch eine Melone geschenkt. Zurück auf Flores stehen wir vor der Herausforderung ein Restaurant für's Abendessen zu finden: gar nicht so einfach, denn viel Auswahl gibt es hier nicht. Wir finden schließlich doch die „Meerjungfrau" (Sereia) und speisen leckeren, gegrillten Fisch.

8. Tag, 02.08.2018 Wanderung auf Flores

Wir machen uns auf in den Westen der Insel Flores und beginnen unsere Wanderung im kleinen, beschaulichen Örtchen Faja Grande. Die Landzunge beschreibt den westlichsten Punkt Europas! Naja, nicht ganz... vor der Küste liegt noch ein karger Felsen, den wir später auch von der Anhöhe sichten können. Von den senkrecht abfallenden Felswänden ergießen sich einige Wasserfälle, die zur Zeit jedoch wenig Wasser führen. Wie mag das wohl nach einem kräftigen Regen aussehen? Hinter Faja Grande steigt der Pfad zunehmend an und wir arbeiten uns langsam bergauf. Der weite Blick auf's Meer und die bizarre Küste sowie die abwechslungsreiche Vegetation am Wegesrand sind der Mühe Lohn. Besonders schön ist die Passage durch den Zedernwald mit den verwundenen Bäumen. Nachdem wir circa 400 Höhenmetern geschafft haben, wandern wir weiter im stetigen Auf und Ab vorbei an blau blühenden Hortensien und tief grüner Baumheide. Außerdem säumen Brombeerbüsche unseren Weg und laden uns immer wieder zum Naschen ein. Yammi! Die Wanderung war wunderschön, aber hatte es durchaus in sich. Das war der Bergtest zum Bergfest! Gratulation an alle! Die letzten Kilometer zum Leuchtturm sparen wir uns zu Fuß und fahren mit dem Bus dort hin, bevor es zurück nach Santa Cruz geht. Dort findet dieses Wochenende ein Festival statt, so dass wir uns am Abend unters Volk mischen und rustikal in einer Tasca zu Abend essen.

9. Tag, 03.08.2018 Flug nach Faial – Stadtführung in Horta – Fähre nach Sao Jorge

Wir verlassen das Ende der Welt und fliegen zurück auf die Insel Faial. Bevor wir am Abend mit der Fähre nach Sao Jorge übersetzen, bleibt uns genug Zeit für die Erkundung von Horta mit seiner interessanten Geschichte. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wird die Stadt durch die Verlegung der Transatlantikkabel wichtigster Telekommunikationsknoten zwischen Europa und Amerika. Neben den Amerikanern hatte auch Deutschland in Horta einen „telegrafischen Außenposten". In der deutschen Siedlung entdecken wir im sog. Transatlantischen Haus (Uhrenhaus) sogar Spuren aus der Heimat in Form von Wappen verzierten Glasfenstern. Es muss ein enormer Aufwand gewesen sein, zu dieser Zeit Kabel vom ca. 4.000 Kilometer entfernten Festland auf die Inseln zu verlegen. Im Museum von Horta erhalten wir einen kleinen Eindruck aus dieser Zeit. Im Mai 1919 ist der Hafen von Horta Zwischenstation des weltweit ersten Transatlantikfluges und in den 30er Jahren folgte dann die große Wasserflugzeug-Ära Faials als Stop-over-Hafen für den Passagierflugverkehr zwischen den Kontinenten. Im Zweiten Weltkrieg war Horta Stützpunkt der Alliierten und heute weht über Horta ein friedvoller Hauch der großen weiten Welt. Das freundliche Stadtbild ist geprägt durch koloniale Fassaden, barocke Kirchen, die Marina mit den zahlreichen Segelbooten und kleine Gassen, wo sich auch der Blick zum Boden mit den kunstvollen schwarz-weißen Mosaiken lohnt. Zur Stärkung probieren wir während unseres Rundganges zum Kaffee einen Jesuiten - keine Sorge, es kommt niemand zu Schaden, es ist die typische Süßspeise der Insel! Nach dem Abendessen in Peters Café mit herrlichem Ausblick auf den Hafen, setzen wir mit der Fähre auf die Nachbarinsel Sao Jorge über. Während der Fährpassage zeigt sich endlich auch der Gipfel des Pico und wir sehen sogar Delfine! Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir den Hafen von Velas und beziehen unser Hotel.

10. Tag, 04.08.2018 Wanderung auf Sao Jorge

Der Tag beginnt mit einem Frühstück, das keine Wünsche offen lässt. Ein Teil der Reisegruppe entscheidet sich heute für einen Ruhetag. Bei strahlendem Sonnenschein lässt es sich am Meer oder Hotel-Pool gut aushalten. Der Rest macht sich auf zur Wanderung vom Inselrücken hinab zur Nordküste. Während im Süden der Insel die Sonne strahlt, starten wir unsere Wanderung inmitten der Wolken. Wir trotzen der Nässe und steigen langsam 700 Höhenmeter bergab durch üppig grüne Wälder. Der alte Eselspfad ist gesäumt mit Baumheide und Hortensienhecken und wir erfreuen uns außerdem am wilden Gezwitscher der Vögel. Am Fuße der steil abfallenden Küste breitet sich die erste Faja mit der Lagune und dem kleinen Ort Santo Christo aus. Die gesamte Insel ist geprägt von diesen fruchtbaren Landzungen, die einst durch Erdrutsche oder Lavaströme entstanden. In der Abgeschiedenheit entstanden kleine Siedlungen mit Ackerbau und Viehzucht. Nach dem verheerenden Neujahrsbeben von 1980 fiel auch Santo Christo in einen Dornröschenschlaf. Heute wird die Kirche im Ort alljährlich zum Wallfahrtsziel der Gläubigen und Surfer schätzen die Wellen an der wilden Nordküste. Im urigen Restaurant „O Borges" kehren wir zum Mittag ein und bekommen Köstlichkeiten aus dem Meer serviert. Es ist so reichlich, dass wir unser Essen mit dem Nachbartisch teilen. Tausche Essen gegen Panaché - ein guter Deal! Auf dem weiteren Weg haben wir einen tierischen Begleiter. Drei kleinere Hügel trennen uns noch vom Ziel unser Wanderung: Faja dos Cubres, das schönste Dorf am Meer. Die hübschen Natursteinhäuser mit ihren gepflegten Gärten fügen sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. Also genießen wir die beschauliche Atmosphäre noch bei einem kühlen Getränk. Am Abend erkunden wir Velas bei einem Rundgang. Besonders schön ist der kleine Stadtpark und das Rathaus, ein typisches Beispiel für den Azorenbarock des 18. Jahrhunderts. Die Architektur orientierte sich an Angra, wie wir später noch feststellen werden. Ein leckeres Abendessen am Hafen beschließt den ereignisreichen bzw. entspannten Reisetag.

11. Tag, 05.08.2018 Weiterreise nach Teirceira

Noch einmal können wir in aller Ruhe das tolle Frühstück im Hotel „Sao Jorge Garden" genießen und den Vormittag ganz gemütlich verbringen. Danach geht es weiter auf die dritte Insel. Moment... beim aufmerksamen Zählen, landen wir schon auf der siebten aller neun Azoren-Inseln! Teirceira bedeutet aber „Dritte" und sie ist auch die drittgrößte Insel des Archipels. Der erste Eindruck dämpft etwas die Erwartungen, denn Teirceira ist im Vergleich zu den anderen Inseln sehr urban. Aber bald entdecken wir Angra do Heroismo - ein echtes Schmuckstück. Die Renaissancestadt gehört zu Recht zum UNESCO-Welterbe und war einst Hauptstadt Portugals. Wir beginnen unseren Rundgang am Memory Hill, wo wir bereits einen großartigen Ausblick auf die Stadt, die Bucht und den Monte Basil mit der Festungsanlage haben. Wir spazieren hinunter durch den schönen Botanischen Garten und von da weiter durch das schmucke historische Zentrum von Angra. Die Stadt wurde im linearen Grundriss angelegt und spiegelt mit ihrer Architektur die Zeit der spanischen Regentschaft wider. Die Lage und der sichere Hafen bescherte Angra schon im 15. und 16. Jhd. Reichtum, was auch an den Gebäuden zu erkennen ist. Die gepflegten Fassaden sind farbenfroh und mit schmiedeeisernen Balkonen versehen. Wohin man auch schaut, nimmt man ein durchweg freundliches Stadtbild wahr. Zum Abendessen wird uns heute ein typisch portugiesisches Gericht serviert: Bacalau (Stockfisch). Erst am Abend checken wir im schönen Hotel „Teirceira Mar" ein. Die ruhige Lage am Meer mit Blick in den großzügigen Garten mit dem Pool ist einfach herrlich. Zum „Absacker" lauschen wir den unverwechselbaren Lauten der Gelbschnabelsturmtaucher.

12. Tag, 06.08.2018 Wanderung Misterios Negros – Stierspiele

Zu Tagesbeginn machen wir einen Abstecher zum Monte Basil mit der gewaltigen Festungsanlage, die einst Schutz vor Piraten bot und heute vom Militär genutzt wird. Vom Gipfel bietet sich nochmals ein tolles Panorama auf Angra und die umliegende Landschaft mit den zahlreichen Kratern. Die hügelige Landschaft mit den grauen Trockenmauern wirkt wie ein grüner Patchwork-Teppich. Im Zentrum von Teirceira erkunden wir auf unserer heutigen Wanderung die Misterios Negros, tiefschwarze Lavadome. Um die Dome herum breitet sich eine herrliche Vegetation aus Farnen, Moosen, Flechten, Heidekraut und Japanischen Sicheltannen in allen Schattierungen von Grün aus. Wir wandern über Stock und Stein durch urwüchsigen Wald, der wahrlich märchenhaft wirkt. Ein Stück weit heißt es Kopf einziehen und über Felsen kraxeln. Damit haben wir uns ein üppiges Mittagsmahl im urigen Restaurant „Ti Choa" verdient. Uns werden allerlei typisch azoreanische Köstlichkeiten serviert, wie zum Beispiel gebratene Blutwurst und Heilig-Geist-Suppe. Anschließend legen wir noch einen Stopp in Biscoitos mit den schönen Meeresschwimmbecken ein und tauchen danach ab in die Tiefen der Höhle Algar do Carvao. Wir stecken mitten im Förderschlot eines erloschenen Vulkans - eine Höhle mit eindrucksvollen Ausmaßen an dessen Öffnung zur Erdoberfläche sich ein reicher Pflanzenbewuchs gebildet hat. Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen Kurzbesuch in der Käserei und danach bleibt etwas Zeit, um den Pool zu nutzen. Der Abend steckt aber noch voller Überraschungen...
Eine Tradition Teirceiras sind die Stierspiele. Im Laufe des Tages haben wir auf den Weiden bereits Stiere beobachten können, doch am Abend sollen/wollen wir sie auch in Aktion erleben. Anders als man es vielleicht kennt, werden die Stiere auf den Azoren jedoch nicht gestochen. Fast jeden Tag findet im Sommer in einem der Dörfer ein Stierspiel statt und dies gleicht einem kleinen Volksfest. Nach dem Böllerschuss sollte man sich dringend in Sicherheit bringen, denn dann wird der Stier vorbei an den Schaulustigen entlang der Hauptstraße getrieben... oder ist es anders herum und der Stier treibt die Wagemutigen?! Auf jeden Fall ein interessantes Spektakel, wenn auch nur sehr kurz.
So viel Action macht hungrig! Da unser Reiseleiter selbst ein „kleiner Gourmet" ist, kommen wir zum heutigen Dinner in den Genuss von Riesenbärkrabben, Seepocken und anderen kulinarischen Besonderheiten sowie einen ganz privaten Einblick in sein Leben. Vielen Dank dafür!

13. Tag, 06.08.2018 Flug nach Sao Miguel – Stadtführung in Ponta Delgada

Vor unserem Abflug zurück nach Ponta Delgada bleibt Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und ein erfrischendes Bad im Pool. Unser Inselhüpfen endet auf der Hauptinsel der Azoren, da wo wir unsere Reise begonnen haben. Beim Landeanflug können wir einen wolkenfreien Blick auf unser morgiges Wanderziel werfen: den imposanten Krater von Sete Cidades mit den blau und grün leuchtenden Seen. Auf unserem Rundgang durch Ponta Delgada entdecken wir also alt Bekanntes, aber auch viel Neues. Das Stadtbild im Zentrum ist geprägt durch Klöster, Kirchen und gepflegte Fassaden entlang kleiner Gassen, die noch liebevoll vom „weißen Fest" geschmückt sind. Zum Abendessen genießen wir azoreanische Kreationen in entspannter Atmosphäre im Restaurant „Ta Gente" (sehr zu empfehlen!).

14. Tag, 06.08.2018 Krater–Wanderung bei Sete Cidades

Die Caldeira das Setes Cidades misst sage und schreibe 12 Kilometer im Umfang. Einen Teil davon erwandern wir heute und haben dabei noch einmal tolle Ausblicke auf die herrlich grüne Landschaft und die beiden Kraterseen. Der Legende nach sind es die Tränen einer Prinzessin und eines Hirtenjungen, deren Liebesbeziehung vom König untersagt wurde. Zunächst präsentiert sich der Krater eingehüllt in Wolken, aber von Stunde zu Stunde wird die Aussicht besser und so haben wir immer neue Eindrücke und Motive. Nach dem Mittagessen spendiert Heike am Königsblick („Vista do Rei") noch einen leckeren Ananas-Likör und stimmt uns somit auf den anschließenden Besuch der Ananas-Plantage ein. Hier erfahren wir, wie aufwändig und zeitintensiv der Anbau der saftig-süßen Frucht ist. Dafür ist die Azoren-Ananas auch besonders lecker. Langsam aber sicher neigt sich unsere Wanderreise zum Ende - aber nicht ohne ein gebührendes Abschieds-Dinner. Im „Anfiteatro" wird uns ein köstliches Menü serviert und wir lassen unsere Erlebnisse noch einmal Revue passieren. Da eine Reise auch immer mit dem Geschick des Reiseleiters steht und fällt, bedanken wir uns herzlich bei unserem Joaquim, der uns seine Heimat mit viel Herz und Hingabe gezeigt hat.

15. Tag, 06.08.2018 Rückreise

Sehr früh treten wir unseren Rückflug nach Frankfurt an und verabschieden uns nach wunderbaren zwei Wanderwochen.

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Kommentare zum Reisebericht

Der Reisebericht vermittelt ein umfassendes Bild dieser
wunderschönen Wanderreise.

Krauß
20.08.2018