Reisebericht: Wanderreise Madeira – blühende Gärten und Levadas

04.04. – 11.04.2015, 8 Tage wandern auf der Blumeninsel Madeira – Levada von Marocos – Levada der 25 Quellen im Tal von Rabacal – Funchal – Ostkap – Pico do Arieiro – Pico do Ruivo – Porto Moniz (30 Wanderkilometer)


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Was gibt es Besseres, als weißen Ostern zu entfliehen und auf die Insel des ewigen Frühlings zu fliegen? Nicht viel! Und so startet eine Eberhardt-Wandergruppe gen Süden, um die Blumeninsel Madeira zu Fuß zu erkunden.
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

1. Tag – Anreise und Stadtrundfahrt in Lissabon


Nach einem teilweise holprigen Start in den Tag treffen Sich die Gäste der Wander- und der Rundreisegruppe am Flughafen in Berlin-Schönefeld, um Richtung Süden und Sonne - kurz, um Richtung Portugal zu fliegen. Der Zwischenstopp in Lissabon ist recht lang und so nutzen alle Gäste die Zeit, um die portugiesische Hauptstadt bei einer Stadtrundfahrt zu erkunden. Am Ausgang werden wir von unserer Reiseleiterin abgeholt und fahren mit dem Bus in die Stadtmitte. In den folgenden zweieinhalb Stunden kommen wir auf den Geschmack - wir fahren bei bestem Wetter durch die breiten Straßen, entlang alter und neuer Fassaden, halten etwas oberhalb der Stadt, um einen traumhaften Ausblick zu genießen. Weiter geht es durch die Prachtstraßen, die zuerst schmal verlaufen und dann immer breiter werden, sich zum Meer hin öffnen. Hier und da erhaschen wir einen kurzen Blick auf die alten Zahnradbahnen, die in die umliegenden Hügel führen, auch die kleinen gelben Straßenbahnen huschen an uns vorbei. Im Stadtteil Belem machen wir erneut einen halt und können das erste Mal die Sonne genießen. Der Tejo scheint hier sowohl Touristen als auch Einheimische magisch anzuziehen. Auch am Hafen machen wir noch einen kurzen Fotostopp und sind dann doch erstaunt, wie kurzweilig doch zwei Stunden sein können und wieviel es eigentlich noch in Lissabon zu entdecken gibt. Zurück am Flughafen naht nun unser Tagesziel, gleichzeitig vergrößert sich unsere Gruppe nach ein bißchen, da wir nun auch noch Gäste aufnehmen, welche schon vorher die Städtereise Lissabon komplett erleben konnten. Wir verlassen Lissabon bei Sonnenuntergang, landen auf Madeira und sind nach einem langen Tag dann doch einfach froh, im Hotel anzukommen.

2. Tag – Wanderung entlang der Levada von Maracos


Als wir am nächsten Morgen aufwachen, wird uns bewusst, dass wir wohl in einem kleinen Paradies geschlafen haben. Das Hotel "Quinta Splendida" ist eingebettet in einen großen Botanischen Garten, in welchem eine unglaubliche Vielzahl und Artenvielfalt an Pflanzen wächst. Nach dem Frühstück begrüßt uns unserer Reiseleiterin Lina mit guter Laune und einem breiten Lächeln, freut sich sichtlich, uns "ihre" Insel zu zeigen. Mit dem Bus geht es nun Richtung Osten der Insel, vorbei an der doch beeindruckenden und quasi ins Meer gebauten Landebahn des Flughafens Funchal. Bei Machico verlassen wir die Schnellstraße und fahren in das gleichnamige Tal hinein. Es wird grüner, links und rechts von uns werden die so typischen Terrassenfelder immer häufiger. An einer etwas oberhalb gelegenen Levada stoppen wir und beginnen unsere Wanderung. Sie führt ins immer entlang der Levada, durch kleine Dörfer und vorbei an liebevoll angelegten Gärten. Lina macht hier und da einen kurzen Stopp, zeigt uns die Besonderheiten von Flora und Fauna. Nach guten zwei Stunden Gehzeit halten wir an einem kleinen Café und machen eine kleine Mittagsrast. Neben warmen Getränken verteilt Lina nun auch in Knoblauch eingelegte Lupinenkerne (Tremocos), ein sehr leckerer Snack für Zwischendurch. Auch der zweite Teil unserer Wanderung führt weiter entlang der Levada, nur die Sonne hat uns mittlerweile verlassen. Dafür werden wir mit einem tollen Blick belohnt, schließlich öffnet sich das Tal nun hin zum Meer.
Nach der Wanderung halten wir noch kurz in Machico, schlendern entlang des kleinen, gelben "Sandstrandes" und beobachten die wenigen Fischer in der Hafenmole. Den Abend nutzen wir dann für ein erstes gemeinsames Essen. Im "A Lareira" unweit der Quinta Splendida probieren wir madeirensische Spezialitäten wie Degenfisch (Espada) oder den schon optisch beeindruckenden Fleischspieß (Espetata). Hätte uns jemand gesagt, dass es hier auch Vor- und Nachspeise gibt, wären wir wahrscheinlich am Tag freiwillig ein paar Kilometer mehr gelaufen. So bleibt uns nur der kurze Fußweg zurück ins Hotel...

3. Tag – Tal von Rabacal und die 25 Quellen

Bei der heutigen Wanderung zeigt sich uns ein völlig anderes Gesicht Madeiras als gestern. Mit dem Bus starten wir heute in westliche Richtung ehe es ab Riviera Brava gen Norden hinauf auf die Hochebene Paul de Serra geht. Die karge Landschaft ist kaum bewachsen, nur kleine Sträucher und Farne scheinen hier zu gedeihen. Obwohl Lina am Morgen und auch während der Fahrt noch sehr skeptisch war, scheinen wir Glück mit dem Wetter zu haben. Kein dichter Nebel, kein Regen - besser kann man es hier auf knapp 1000m nicht haben. Die Wanderung beginnt mit einem Asphaltweg, welcher uns tief hinein ins Tal führt. Bald laufen wir vorbei an baumhohen Erikagewächsen und riesigen Heidelbeeren. Nach ein paar Stufen wird der Weg nun eben, hinter einer Biegung blicken wir auf einmal auf einen großen Wasserfall, welcher scheinbar mitten aus der Felswand kommt. Der Weg wird nun etwas schmaler und wir balancieren entlang einer Levada bis wir die 25 Quellen erreicht haben. Bei dem munteren Geplätscher machen wir unsere Mittagspause und genießen die Sonnenstrahlen. Auf dem Rückweg wartet noch ein kleines Highlight auf uns - ausgestattet mit Taschenlampen passieren wir einen 800m langen Tunnel im Entengang und überstehen dies alle unbeschadet, die Köpfe wurden wohl im richtigen Moment eingezogen ;-). Auch heute machen wir auf dem Rückweg wieder einen kurzen Halt am Meer - Eis essen, Kaffee oder Bier trinken und einfach ein bißchen entspannen - was gibt es besseres nach einer langen Wanderung?!

4. Tag – Stadtbesichtigung Funchal

Die Wanderschuhe lassen wir heute mal im Hotel, schließlich steht keine Wanderung sondern die Besichtigung der Hauptstadt Madeiras auf dem Programm. Da wir uns auf der sogenannten Blumeninsel befinden, beginnen wir natürlich mit einem der schönsten Botanischen Gärten überhaupt. Lina führt uns mit beeindruckenden botanischen Kenntnissen durch das grüne Paradies, vorbei an verschiedensten Orchideenarten, Palmen, Kakteen und natürlich einer riesigen Bougainvillea, welche wie ein Balkon am Garten hinab hängt. Unser nächster Stopp zeigt uns das Handwerk der Insel. Wir besuchen eine Stickerei und lassen uns die Entstehung einer Tischdecke vom Muster bis zur Nadelarbeit erklären, schauen bei der  Handanfertigung  zu. Fast gegenüber der Stickerei befindet sich die bekannte Markthalle und natürlich wollen wir mitten hinein ins Gewusel. Lina behält den Überblick, geht mit uns schnurstracks an einen Obststand, wo wir erstmal in einheimischen Obstsorten unterrichtet werden - Verkostung diverser Maracuja-Sorten inklusive! In der Fischhalle sehen wir dann auch neben dem Degenfisch allerlei Fischarten, Krabben und Muscheln - alles fangfrisch und zubereitet sicherlich eine Köstlichkeit. Wir schlendern noch individuell, vorbei an den vielen bunten Ständen, die auch Blumenzwiebeln in allen Formen und Variationen verkaufen. Natürlich kann man hier auch das Markenzeichen der Insel, eine Strelitzie, erstehen. Nach einem Bummel durch die engen Gassen mit vielen bunt bemalten Türen und Toren, gelangen wir zur Weinkellerei "Blandy's", dem wohl ältesten noch aktiven Unternehmen, welches den bekannten Madeirawein herstellt. Lina erzählt die Geschichte des Unternehmens und erklärt zwischen riesigen Weinfässern die Herstellungsweise des Wein. Wer will, kann danach noch 2 Weine verkosten, ehe es auf eigene Erkundungstour durch Funchal geht.
Ein Großteil unser Gruppe entscheidet sich für die berühmte Korbschlittenfahrt. Also laufen wir an der Promenade entlang Richtung Seilbahn, fahren auf den Berg Monte und stürzen uns dann in einem Korbschlitten die Asphaltstraßen der Stadt hinab - hier war auf jeden Fall Adrenalin im Blut! Von den danach erstandenen Souvenirs wird man sich noch lange erzählen...
Auch am Abend erwartet uns ein Besuch Funchals, diesmal aber hoch über den Dächern der Stadt. Wir treffen die Rundreisegruppe bei einem gemeinsamen Spezialitätenabendessen mit Espetata, typischen Beilagen und gutem Wein. Beeindruckend an diesem Abend ist vor allem die Aussicht von der Dachterrasse des Restaurants über die nächtlich beleuchtete Hauptstadt.

5. Tag – Wanderung am Ostkap

Nach einem Tag Erholung heißt es nun wieder Wanderschuhe an und auf geht's! Mit dem Bus fahren wir an östlichen Zipfel der Insel, dem Ponta de Sao Lourenco. Wir haben den bisher sonnigsten Tag der Woche und eine traumhafte Wanderung liegt vor uns. Über einen bestens angelegten Weg begeben wir uns auf das schmale Kap, halten hier und da um die tollen Aussichten über das ruhige Meer zu genießen. Wir nutzen natürlich auch die schroffen Felsen samt einem offensichtlich extra für uns entstandenen Regenbogen für ein paar unvergessliche Fotos. Der nunmehr steinige Weg führt immer oberhalb des Atlantiks entlang, in einer kleinen Bucht sehen wir die Becken einer Doradenzucht, wo Fischer mit ihren kleinen Booten gerade nach dem Rechten sehen. Unterhalb des letzten Anstieges machen wir an einem geschlossenen Restaurant Pause, erholen uns auf den schattigen Bänken. Ein kleiner Teil macht noch den letzten längeren Anstieg und wird mit einem atemberaubenden Blick über das ganze Kap belohnt. Dazu glitzert die Sonne über das blaue Meer - einer der wohl schönsten Tage der ganzen Woche! Während der Mittagspause kosten wir nun auch mal Bolo de Mel, den bekannten Honigkuchen der Insel, um auch genug Kraft für die nächsten Kilometer zu tanken. Auf dem Rückweg machen wir den schon zur angenehmen Gewohnheit gewordenen Stopp, diesmal im kleinen Fischerdorf Canical. Lina plant hier ein bißchen mehr Zeit ein und so haben wir die Möglichkeit wunderbar frischen Fisch in einem der vielen kleinen Restaurants zu essen.

6. Tag – Von Ribiero Frio nach Portela

Auf dem Programm steht heute eigentlich der Pico Ariero, seineszeichens der höchste Berg der Insel. Durch einen Erdrutsch im Frühjahr ist die Strecke zur Zeit gesperrt und so macht Lina uns einen Alternativvorschlag, welchen wir alle gern annehmen. So fahren wir wieder ins Landesinnere und starten eine 11km lange Wanderung von Ribiero Frio nach Portela. Auch hier ist es wieder etwas frischer, für Lina offensichtlich gleichbedeutend mit Wintereinbruch, schließlich steht sie auf einmal dick eingepackt mit Mütze und Handschuhen vor uns. Wir machen dann mal unsere Reissverschlüsse an den Jacken zu . Wieder starten wir den Weg entlang einer Levada, nur könnte man heute fast denken, wir wandern durch ein deutsches Mittelgebirge. Zu Beginn ist alles neblig und Lina fast etwas traurig, da wir nun nicht ganz so viele tolle Ausblicke genießen können, wie sie uns ganz euphorisch versprochen hat. Trotzdem, hier und da reisst die Wolkendecke auf und neben dem blauen Himmel können wir in der Ferne sogar das Meer sehen. An einer riesigen Wurzel machen wir unseren Mittagshalt, vertilgen die letzten Reste Bolo de Mel, ehe wir nach einem stetigen Bergab Portela erreichen. Auf Linas Empfehlung trinken wir in einem Restaurant Poncha, den typisch madeirensischen Schnaps. Hätten wir gewusst, dass er doch soviele Umdrehungen hat, hätten wir langsamer getrunken...So wird die Busrückreise dann doch etwas ruhiger, weil dem ein oder anderen die Augen einfach zufallen.
Die Abend nutzen wir, um nochmals nach Funchal zu fahren. So lernen wir auch, dass ein Busfahrplan auf Madeira offensichtlich nur ungefähre Richtzeiten angibt. Wir bummeln alle noch etwas durch die Altstadt und verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen. Dass das dann auch noch ein kleines Erlebnis wird (von der Busrückreise ganz zu schweigen) hätte wohl auch niemand gedacht.

7. Tag – Ausflug in den Nordwesten der Insel

Am vorletzten Tag wählen alle den fakultativen Ausflug in den Nordwesten der Insel, diesmal wieder als Busfahrt, die Wanderschuhe bleiben daheim. Es geht zuerst wieder die Küstenstraße entlang, vorbei an Funchal bis nach Camara de Lobos. Hier soll schon Winston Churchill im Urlaub gemalt und höchstwahrscheinlich auch seine Zigarren geraucht haben. Wir spazieren kurz durch die kleine Bucht, fotografieren die bunt bemalten Fischerboote und kaufen bei schönstem Wetter ein paar Souvenirs, bevor wir unser nächstes Ziel ansteuern. Dieses ist das "Cabo Girao", eine der wohl höchsten Steilklippen Europas, wo wir auf einem Skywalk direkt in die Tiefe blicken können. Natürlich haben wir von hier auch einen endlosen Ausblick auf das weite Meer. Nach einem weiteren Stadtbummel durch Riviera Brava geht es mit dem Bus steil bergan und wir passieren den Encumeada-Pass, welcher den Süden vom Norden der Insel trennt. Serpentinen hinauf - Serpentinen hinunter. In Sao Vicente schlendern wir ein wenig durch das Dorf, sehen uns die kleine Kirche an und genießen das traumhafte Wetter. Wir fahren weiter an der nördliche Küstenstraße und sehen etwas entsetzt die "alte" Straße, welche früher von Reisebussen befahren wurde - zum Glück ist auf Madeira mittlerweile alles gut ausgebaut. Die Fahrt bis nach Porto Moniz ist gerade durch die Ausblicke sehr interessant, das traumhafte Wetter trägt wunderbar dazu bei, dass wir diese malerische Route entlang der Nordküste genießen können.
Angekommen in Porto Moniz nutzen viele das Angebot von Lina, noch einmal typisch madeirensisch zu essen und gehen gemeinsam in gemütliches Lokal. Der Rest nutzt die Freizeit, um durch das kleine Örtchen zu bummeln. Es gibt natürlich auch ganz Mutige unter uns, die ein Bad in den berühmten Meeresschwimmbecken wagen! Danach geht es so langsam auf den Rückweg. Wir halten nochmal kurz in einer kleinen Zuckerrohrfabrik und beobachten die Einheimischen bei der Verarbeitung der Pflanzen - natürlich verkosten wir auch das Endprodukt, ehe es so langsam Richtung "Quinta Splendida" geht. Auch an diesem Abend gehen wir nochmal gemeinsam Essen, treffen in unserem "Stammlokal" sogar noch ein paar Gäste der Rundreisegruppe, die auf Empfehlung hier essen sind. Es wird ein gemütlicher Abend...

8. Tag – Auf in die Heimat

Am Vormittag haben wir genügend Zeit. Die einen nutzen sie für ein spätes Frühstück auf der sonnigen Terrasse, die anderen laufen nochmal in den Ort, um letzte Souvenirs zu besorgen. Viele von uns bummeln auch nochmal durch die riesige Anlage und genießen die Blumenvielfalt. Um die Mittagszeit wartet dann der Transfer gen Flughafen. Nur eine lange Flugverspätung in Lissabon läßt die Heimreise etwas länger werden als geplant. Als wir dann in Berlin ankommen ist es dann doch schon kurz vor Mitternacht, doch glücklicherweise warten alle Transfers schon und die letzte Etappe gen Heimat steht an.
Ich hoffe, dass Sie/Ihr alle nun von einer erlebnisreichen Wanderreise erzählen und berichten könnt und viele einzigartige Momente im Herzen von der Blumeninsel mitgenommen habt.
Es würde mich freuen, den ein oder anderen auch im nächsten Jahr wieder auf einer gemeinsamen Wanderreise begrüßen zu dürfen!
Eure/Ihre Anne Sturm

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