Reisebericht: Rundreise Portugal – von Nord bis Süd

07.10. – 18.10.2018, 12 Tage Rundreise Porto – Guimaraes – Braga – Douro–Tal – Viseu – Coimbra – Fatima – Obidos – Lissabon – Evora – Algarve – Faro


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Kommen Sie mit auf eine einzigartige Reise zu den Wurzeln Portugals und seiner Seele
Ein Reisebericht von
Marlies Thrum
Marlies Thrum

Sonntag, der 07. Oktober 2018 Aufbruch

Von Dresden, Leipzig und Berlin starten wir unsere Reise, die uns in Frankfurt zusammenführt. Mit etwas Verspätung können wir dann nach Porto fliegen, ein angenehmer und ruhiger Flug obwohl der Kapitän die Verspätung mit kräftigem Wind über Frankfurt begründete. In Porto erwartete uns Maria, unsere Reiseleiterin hier und los ging es Richtung Hotel. Das ABC-Hotel Casa da Musica liegt nahe dem gleichnamigen "Casa da Musica"- ein Haus der Musik- ein eigenwilliger Bau des Niederländers Rem Koolhaas mit einer phantastischen Akkustik. Ebenso in unmittelbarer Nähe die Boavista Rotunda- ein riesiger Kreisverkehr mit einem Park im Zentrum, darin wiederum eine Art Siegessäule- sie zeigt eindruckvoll, wie der Löwe den französischen Adler Napoleons besiegt. All das erfahren wir bereits auf der Fahrt. Wir fühlen uns schon nach kurzer Zeit heimisch und als seien wir in vertrauter Umgebung.

Hallo Porto

Das Hotel begrüßt uns freundlich und nachdem wir problemlos eingecheckt hatten blieb Zeit, die Gegend ein wenig zu erkunden. Der Supermarkt in der Nähe hat auch sonntags geöffnet- gut so für einige vergessene oder noch zu besorgende Dinge und dann unternehmen viele noch einen Spaziergang zur nahen Casa da Musica oder in den Park. Wer direkt von München nach Porto geflogen war konnte den Tag ohnehin bereits in der Stadt unterwegs sein und erste Eindrücke sammeln. Am Abend trafen wir uns dann erstmals alle zusammen und los ging es zum nahen "Sei La!!", was in etwa heißt "woher soll ich das wissen..." ein geflügeltes Wort, wie uns Maria erzählt. Traditionell bekamen wir vorab eine Suppe- Portugiesen sind bekannt für ihre Eintöpfe- und dann konnte jeder wählen ob Fisch oder Geflügel. Ganz Mutige wagten sich an Bacalhau- das traditionelle portugiesische Gericht: Kabeljau getrocknet zu Stockfisch, der dann gewässert wieder ganz normal zubereitet werden kann. Leckere Kuchen rundeten unser Abendessen ab. Durch das abendliche Porto ging es zurück zum Hotel, kurze Absprachen noch zum morgigen Tag und dann forderte ein langer Tag seinen Tribut, alle freuten sich auf die Betten.

Montag, der 08. Oktober 2018 Portos Altstadt

Frisch und ausgeruht starteten wir mit einem tollen Frühstück in den Tag. Heute hieß es "Porto kennenlernen", unsere erste Station war die Kathedrale. Doch zuvor erhielten wir noch unsere "Hörgeräte", wie Maria sie nennt und das erwies sich als ziemlich perfekt. Jeder bekam die Freiheit für eigene Blicke und viele Fotos ohne etwas von dem zu verpassen, was uns Maria so toll nahebringen konnte. Unser Busfahrer Alvaro brachte uns dann sicher in das alte Viertel und unterwegs erzählte uns Maria, warum es die Fliesen (oder Kacheln) - also die Azulejos an den Häusern gab. Viele Fassaden waren damit geschmückt, es ist aber auch ein Schutz vor dem Verfall, die Azulejos halten viele Jahre, länger als Putz und Farbe je halten könnten. Hier bewahrheitet sich eine alte Weisheit sagt Maria: "Wer sparen will kauft teuer". Die Azulejos sind zwar sehr teuer, aber die gesparten Kosten für Renovierungen summieren sich letztendlich. So erfahren wir quasi nebenbei viel über Land und Tradition und Maria verspricht uns, dass wir irgendwann am Ende unserer Reise das Wort "Azulejos" auch richtig aussprechen können ...Dann besuchen wir die Kathedrale und den Bischofssitz. In der Kathedrale wird gerade gebaut, wir können aber trotzdem einen kurzen Blick hineinwerfen. Umwerfend dann die Aussicht von hier oben! Durch die alten Gassen unterhalb der Kathedrale schlendern wir an Resten der alten Stadtmauer vorbei, an gigantischen Ficus (Gummibäumen), Marienschreinen in den Fenstern der Häuser, an neu gebauten und alten, fast verfallenen Häusern, an Läden und Lädchen vorbei. Unser nächstes Ziel ist der Börsenpalast, einst Börse und Handelsgericht, heute noch Sitz der Handelskammer. Wir betreten die Empfangshalle und sind beeindruckt, das riesige Glaskuppeldach läßt viel Licht in die reich geschmückte Halle hinein. Über die breite Treppe erreichen wir den ehemaligen Gerichtssaal und etliche Sitzungs- und Ausstellungsräume. Absolut beeindruckend dann jedoch der Salao Arabe, der arabische Saal- wie aus 1001er Nacht, ein Saal in einem Saal, überaus reich verziert, vergoldet und faszinierend. Nach einem letzten Blick in die Halle der Nationen, vorbei an der Bibliothek und den unvermeidlichen Souvenir-Shops verlassen wir den Palast und genießen in der Sonne den Blick auf die alte Markthalle und auf das Denkmal von Heinrich, dem Seefahrer. Mit Maria spazieren wir hinunter zum Douro, zum Fluß, der, aus den spanischen Gebirgen kommend, unweit von hier in den Atlantik mündet. Am gegenüberliegenden Ufer ist bereits die Stadt Gaia. Das Ufer ist gesäumt von Weinkellern- warum, das sollten wir später erfahren. Unser nächster Programmpunkt dann ist traumhaft schön: wir lernen Portos Altstadt vom Wasser des Douro aus kennen. Mit einem Schiff unterqueren wir die berühmten Brücken über den Douro und schippern sogar ein Stück flußabwärts Richtung Atlantik. Strahlender Sonnenschein begleitet uns und wir fühlen uns rundum wohl. Nach einer knappen Stunde heißt es aber zurück zum Bus, am Börsenpalast wartet Alvaro bereits auf uns. Er bringt uns hinauf zum Rathaus mit seinem riesigen Vorplatz, wir spazieren ein wenig durch die Gassen und verwinkelten Straßen, dann ist Zeit für einen Mittagsimbiss. Viele probieren eine Empfehlung von Maria: Francesinha, eigentlich eine Kleinigkeit für zwischendurch, bei dem Zusatz Speciale sollte man aber vorsichtig sein...

Portwein– Wein aus Porto

So vergeht die Zeit wir im Flug, die historische Straßenbahn, heute fast nur noch von Touristen genutzt, rumpelt über den Platz und wir starten schon wieder Richtung Fluß. Überqueren die Brücke und lernen dann bei "Burmester" das 1x1 des Portweines. Zuallererst, dass die Fluss-Seite in Porto viel mehr Sonne bekommt und die Seite in Gaia viel länger im Schatten bleibt- also der ideale Lagerplatz für Wein in den Felsen hier. Das Geheimnis des Portweines liegt darin, dass die Gärung am 3. Tag unterbrochen wird, hochprozentiges Weindestillat wird zugegeben, der verbliebene Zucker sorgt für die Süße und zusammen mit dem Weinbrand dafür, dass Portwein um die 20 % Alkohol hat. Das durften wir dann auch kosten: ein weißer und ein rubi warteten auf uns. WOW! Und nachdem das eine oder andere Fläschchen am Ende den Besitzer gewechselt hatte ging es gemütlich zurück zum Bus. Alvaro fuhr uns dann in einer ganz speziellen Panoramafahrt zurück. Wir folgten dem Douro bis zu seiner Mündung in den Atlantik, am Hafen dann durfte natürlich ein Fotostopp nicht fehlen und dann ging es zurück zum Hotel. Relaxen, Spazierengehen oder wieder in die Stadt- die Zeit bis zum Abendessen verbrachte jeder individuell. Alvaro fuhr uns wieder bis zum Börsenpalast und von hier aus spazierten wir durch die Blumengasse direkt zum Ufer des Duoro zum "Chez Lapin". Hier bekamen wir einen tollen Lachs serviert, dazu Wein und leckeres Obst als Dessert. Niemand wollte jetzt schon zurück ins Hotel, also verschoben wir die Rückfahrt und spazierten am Ufer entlang und über die Brücke hinüber nach Gaia. Das nächtliche Porto faszinierte uns und wir genossen diesen Anblick in vollen Zügen. Doch dann war es Zeit, Alvaro brachte uns mit einer kleinen nächtlichen "Lichterfahrt" durch die Szeneviertel der Studenten zurück zu unserem Casa da Musica. Hier verabschiedeten wir uns für heute voneinander- was für ein schöner Tag!

Dienstag, der 09. Oktober 2018 Guimarães

Heute fahren wir zur Wiege Portugals. Nach einem guten Frühstück starten wir Richtung Norden. Uns fallen die vielen Eukalyptusbäume auf und Maria erzählt, dass hier die Holzwirtschaft eine große Rolle spielt. Eukalyptusbäume wachsen sehr schnell, schon nach ca. 9 Jahren können sie "geerntet" und an die Papierindustrie verkauft werden. Das weckt Begehrlichkeiten, alle anderen Hölzer brauchen z.T. Generationen, bis sie Geld erwirtschaften. Aber Eukalyptus saugt den Boden aus, bei Waldbränden sorgen das Öl des Baumes und das dichte Unterholz für ein stetiges Wiederaufflammen der Feuer. Deshalb gibt es jetzt Vorgaben, wo diese Bäume noch wachsen dürfen. Dann erreichen wir Guimarães. Wir besuchen die alte romanische Burg. Sie sollte das Kloster beschützen, das die Gräfin Mumadona im 10. Jahrhundert hier errichten ließ. Hier wurde Alfonso Henriques geboren, der erste König Portugals. Deshalb gilt der Ort auch als Wiege Portugals und war seine erste Hauptstadt. Wir werfen noch einen Blick in die nahegelegene Kapelle in der Alfonso I. getauft wurde und spazieren dann hinunter in den Ort, teilweise auch auf dem Pilgerweg, die Jakobsmuschel weist im Boden darauf hin. Wir genießen den Spaziergang durch die Altstadt, übrigens auch Teil des Weltkulturerbes der UNESCO, die berühmte Rua de Santa Maria entlang bis zum Olivenbaumplatz. Hier trennen sich für kurze Zeit unsere Wege, wir nutzen die Zeit für individuelle Erkundungen, die Kirche mit dem Alpendre vor dem Westportal in ihrem manuelinischen Stil (ein besonderer Baustil benannt nach König Manuel I., erkennbar an den Schiffstauen und den runden statt spitzen Bögen der Gotik), die Läden und Gassen ringsumher... und nach dem einen oder anderen Kaffee oder Espresso verlassen wir die Altstadt, bestaunen die wundervoll angelegte Avenue davor.

Braga

Unser Bus bringt uns dann sicher nach Braga. Durch das Stadttor betreten wir die wunderschöne Altstadt und spazieren durch mittelalterliche Gassen zur Kathedrale und zum Erzbischofspalast. So vieles gab es zu entdecken, besonders beeindruckend der Garten der hl. Barbara am Erzbischofspalast. Mit vielen Fotos im Gepäck trennten wir uns vorerst, jeder hatte nun Zeit für weitere Erkundungen, einfach einen Bummel oder ein kleines Mittagsmenü. „Am Ende der Straße" trafen wir uns wieder- offenbar war dieses für jeden von uns woanders- so trafen wir uns überraschend im Bus wieder- also alles gut.

Bom Jesus

Hatten wir Braga bereits als religiöses Zentrum kennengelernt so fuhren wir nun zu seinem absoluten Höhepunkt: Bom Jesus, zum „Guten Jesus vom Berge". Alvaro fuhr uns bis zur Seilbahn, einer einzigartigen Wasserballastbahn. (die älteste funktionierende der Welt, die allein mit Wasserkraft läuft) Wer wollte fuhr mit ihr nach oben, alternativ liefen auch einige die 581 Stufen hinauf. Wir bewältigten mit der Bahn die 116 Meter Höhenunterschied in 3 Minuten, oben angekommen genossen wir eine phantastische Aussicht. Da kamen auch schon unsere Treppensteiger- das hatten sie super gemeistert. Maria erzählte uns, dass es ein Pilgerweg war, der von 17 Stationen unterbrochen wird, dem Leidensweg Christi, den fünf Sinnen und den christlichen Tugenden. Wasserspiele, Springbrunnen und Statuen begleiten den Pilger. Dann machten wir uns auf den Weg nach unten, liefen die ausschweifenden Barocktreppen hinab und hielten auf jeder Ebene um hinaufzuschauen. Auf der untersten vor der Waldebene bot sich uns ein überragender Blick hinauf zur Kirche. Den werden wir so schnell nicht vergessen. Auf der Rückfahrt zum Hotel dann ließ jeder für sich die Bilder dieses Tages Revue passieren und es war wieder ein einhelliger Tenor: was für ein wunderbarer Tag! Den beschlossen wir dann in unserem „Sei La!!" mit einem guten Abendessen und dann hieß es Koffer packen- morgen reisen wir ins Landesinnere.

Mittwoch, der 10. Oktober 2018 Amarante

Ein letztes Mal frühstückten wir im Casa da Musica, dann hieß es Koffer laden und Abfahrt Richtung Osten. Alvaro wird uns noch die nächsten Tage begleiten, das ist auch gut so, er ist ein sehr sicherer und guter Fahrer, der auch unsere Foto-Stopp-Wünsche erfüllt und das sollte uns heute besonders zugutekommen. Nach einer reichlichen Stunde Fahrt erreichten wir unser erstes Etappenziel: Amarante. Hier erhebt sich das Marão-Gebirge und der Fluss Tâmega fließt durch das Herz der Stadt. Wir überqueren den Tamega über eine Brücke, die die Einwohner der Stadt einst erfolgreich gegen Napoleon verteidigt hatten, und erreichten die Kirche des heiligen Gonçalo. Er ist Schutzpatron der Liebenden und hier in der Kirche ist auch sein Grab. Wir sind überrascht von der prunkvollen Ausstattung der Kirche und erhaschen auch einen Blick in die Sakristei- originale Bemalungen der hölzernen Decken und Wände ziehen uns in ihren Bann. Dann nutzen wir die Zeit und bummeln durch das Städtchen- die Auslagen der Obst- und Gemüseläden haben es uns angetan und bei den riesigen Pfirsichen und Nektarinen greife ich zu und besorge für die Gruppe ein wenig Vitamine.

Douro– Tal

Weiter geht unsere Fahrt durch das wunderschöne Douro-Tal. In Serpentinen schließlich hinauf in die Weinterrassen. Nur ca. 30 % der Flächen sind mit Weinstöcken bepflanzt, erzählt uns Maria, das andere sind Pinienwälder, Kirsch- und Mandelbäume, und natürlich Olivenbäume. Heute zeigt sich, wie wichtig es war, diese Tradition zu erhalten und nicht auf intensive Bewirtschaftung nur mit Wein zu setzen: Es sind einzigartige Lebensräume hier, die Raubvögel wohnen in den Wäldern - sie halten die Reben von Ungeziefer und Insekten frei und so profitieren alle. Alvaro lenkt den Bus sicher durch die schmalsten Serpentinen und an bröckelnden Abhängen vorbei, dann stoppt er für einmalige Fotos. Super! Schließlich erreichen wir Pinhao.

Pinhao

Am Bahnhof, der mit wunderschönen Azulejos geschmückt ist, steigen wir aus und können in diesem schönen Städtchen unsere Mittagspause direkt am Ufer des Douro genießen. Vom Bahnhof aus geht es dann auch weiter: wir fahren mit der Regionalbahn bis Regua immer am Douro entlang. Genießen die Landschaft und sind hocherfreut über eine typisch portugiesische Erfindung (oder nicht), die Lehnen der Sitzbänke lassen sich ganz einfach nach vorn oder nach hinten schieben- so kann man vis-a-vis oder hintereinander sitzen- irgendwie cool. Alvaro holt uns schließlich ab und wir fahren zu einem Weingut - dem

Quinta da Pacheca

Es liegt direkt neben einem Gut von Sandemann, dessen Werbefigur hat uns überlebensgroß schon eine ganze Weile auf dem Hügel begleitet. Unser Weingut jedoch ist ein Familienbetrieb, es zählt mit ca. 700.000 abgefüllten Flaschen pro Jahr eher zu den mittleren Gütern. (Sandemann produziert 7 Millionen Flaschen.) Carlos zeigt uns das Anwesen und wir kommen gerade noch rechtzeitig. Die Ernte ist nämlich abgeschlossen und die letzten Trauben werden vergoren. Das passiert hier tatsächlich noch traditionell mit dem Füssen- die Trauben werden gestampft. Carlos erzählt, dass nur der Mensch es schafft, dass beim Stampfen nicht die Kerne und Schalen zerstört werden, wie es eine automatische Presse unweigerlich tun würde. So vermeiden sie Bitterstoffe der Kerne und können einen exzellenten Wein herstellen. Von den Traubenbecken geht es zu den Fasslagern- nur ein Teil lagert hier vor Ort, der Platz wird für die touristischen Veranstaltungen benötigt, das Weingut lebt zum Großteil von Hochzeiten, Konzerten, Fado oder auch Übernachtungen vor Ort, das gutseigene Hotel hat 15 Zimmer, weitere Zimmer sind in Fassform dieses Jahr entstanden und bis 2019 soll es auch einen Pool außen geben. Doch bleiben wir beim Wein- sie erzeugen hier verschiedene Tafelweine und auch Portwein. Als er uns fragt, ob wir schon einmal von Tawny gehört haben wissen alle: ja- aber was war das nochmal? Nur 1 Gast wußte noch, was uns Ruben bei Burmester dazu erzählt hat- es ist die Farbe- wie Bernstein. Sie entsteht, weil der Wein in kleineren Fässern lagert und so mehr Kontakt mit dem Holz hat- daher die Farbe. Auch sind die kleinen Fässer luftdurchlässig, daher ist er bereits oxidiert und hält sich angebrochen noch längere Zeit, im Gegensatz zu den Portweinen, die als besonders guter Jahrgang in Flaschen abgefüllt werden und dort mindestens 10 Jahre reifen. Sie sind empfindlich gegenüber Sauerstoff und verlieren rasch ihren Geschmack, wenn sie längere Zeit offenbleiben. Nun möchten wir natürlich auch verkosten und so folgen wir gern Carlos Einladung dazu. Wir starten mit einer Rarität: einem Rose- hmmm. Dem folgt ein Rotwein- wow. Nun kommen die Portweine: ein 10-jähriger und ein Vintage...Wir sind begeistert von der Vielfalt und verbringen noch einige Zeit hier bis wir aufbrechen. Unser Hotel in Peso da Regua wartet auf uns und nach dem problemlosen Einchecken haben wir noch etwas Zeit bis zum Abendessen. Das Hotel liegt direkt am Fluss und was liegt näher, als hier noch am Ufer spazieren zu gehen. Zum Abendessen werden wir mit einem guten Menü verwöhnt und dann heisst es: Bis morgen!

Donnerstag, der 11. Oktober 2018 Viseu

Die angekündigte Gewitterfront hat uns erreicht, auch heute Morgen regnet es munter weiter. Also frühstücken wir in Ruhe und bald schon klart es auf. Nur wenige Regenschauer begleiten unsere Fahrt nach Viseu und als wir ankommen kommt sogar schon einmal kurz die Sonne durch. Wir spazieren in die Altstadt, durch ein Stadttor, vorbei an der Marienkapelle zur Kathedrale. Stolz erhebt sich dieses mittelalterliche Bauwerk, unschwer zu erkennen die vielen An- und Umbauten. Trotzdem hat sie ihren romanischen Charakter bewahrt. Im Inneren empfängt uns ein Kreuzgang mit wunderschönen Azulejos, in der Kathedrale dann Gotik mit phantastischen Hochgewölben und teilweise auch manuelinischen Gestaltungen, bemerkenswert die riesigen Knoten der Schiffstaue an den Deckengewölben. Wer kann wirft einen Blick in die Sakristei, Azulejos an den Wänden weisen den Weg, er lohnt allemal, wundervoll bunt bemalte Decken und Wände voller Azulejos. Gleich gegenüber der Kathedrale steht die Kirche der Barmherzigkeit (Igreja da Misericordia), hier in Portugal eine gemeinnützige Einrichtung, die sich um Kranke, Alte und sozial Benachteiligte kümmert. Ihr Zeichen ist ein blaues Kreuz auf weißem Grund. Natürlich werfen wir auch hier einen Blick hinein- ein traumhaft schöner Altar! Dann spazieren wir durch die Gassen zurück und nach einer kleinen Espresso-Pause geht es weiter nach Bussaco. Unsere Fahrt führt uns an vielen Stellen vorbei, an denen deutlich Spuren vergangener Brände zu sehen waren und Maria erzählt uns, wie wichtig Brand-Vorsorge ist und wird.

Bussaco

Heute einer der schönsten Parks Portugals- gegründet als "Wüste" der Karmeliter, die hier ihr Kloster bauten und den Garten mit Brunnen und Gebetsnischen anlegten. (Für Karmeliter war der irdische Weg die Wüste- ihre Oase würde erst im Himmel kommen- so erzählt uns Maria) Mit der Auflösung der religiösen Orden ab 1834 ziehen die Karmeliter aus, es entsteht zunächst ein Jagdschloß der königlichen Familie, später das heute noch existierende Hotel. Wir haben Zeit und schauen uns um, ein kleiner Park direkt an den Gebäuden lockt zum Spazierengehen, andere werfen einen Blick in die Empfangshallen des Hotels- Wow! Leider sind die Wege im Wald zu nass und unsere Zeit zu knapp, so fahren wir weiter Richtung

Coimbra

Natürlich wollen wir die berühmte Bibliothek der Universität besuchen, doch vorher ist Zeit für einen späten Mittagsimbiss. Wir staunen über riesige Baisser in den Auslagen, entscheiden uns dann aber doch lieber für eine kleine Mittagsmahlzeit. Punkt 16 Uhr sind wir dann überpünktlich auf dem Universitätsgelände und an der Bibliothek. Maria erzählt uns, warum der Turm hier die "Ziege" genannt wird: er regelte das Leben der Studenten. Sie wohnten außerhalb der Universitätsgebäude und der Turm kündete den Lernbeginn an und nach dem Läuten abends hatten Studenten nichts mehr auf den Straßen zu suchen...Unser Ziel ist aber die berühmte Bibliothek. Mehr als 50.000 Bände lagern hier in Räumen, ausgekleidet mit von Gold überzogenem Ebenholz, vergoldeten Wappen und Kronen über jedem Portal. Wir sind beeindruckt und folgen Maria auf einem Rundgang durch die Hallen und Gänge, die der König D. João III. der Universität überlassen hatte. Den Prunksaal können wir leider nicht besichtigen, hier findet gerade die Verteidigung einer Doktorarbeit statt. Fotos vom Universitätsplatz folgen und dann spazieren wir zur Kathedrale. Sie stammt tatsächlich aus der Gründungszeit Portugals und wir staunen, dass diese Größe und Höhe im romanischen Baustil möglich waren. Dann spazieren wir weiter durch die Gassen und "Studentenrepubliken", bewundern eine "portugiesische Gitarre" am Stadttor und erreichen schließlich die Kirche de Santa Cruz. Hier befinden sich im Inneren wunderschöne Azulejos, da aber gerade eine Messe gelesen wird bleiben wir nur kurz und stören nicht weiter. Mit unserem Bus geht es dann ins Hotel "Dona Ines" und hier verabschieden wir uns mit einem Applaus von Alvaro, unserem Busfahrer. Am Abend wartet ein gutes Buffett auf uns und mit einem Gläschen Wein klingt der Abend aus.

Freitag, der 12. Oktober 2018 Fatima

Heute reiht sich ein Highlight an das nächste und wir beginnen am Heiligtum Fatima. Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichen wir Fatima, eine der wichtigsten Pilgerstätten Europas. Hier soll vor 101 Jahren die Jungfrau Maria 3 Hirtenkindern erschienen sein, sie kündigte für den 13. Oktober 1917 ein Wunder an und ein 13. Oktober ist morgen. Wir sehen viele Pilger von überall her strömen und dann haben wir ihn auch schon erreicht: den größten Kirchenvorplatz der Welt. Manche rutschen den Weg zur Kapelle auf Knien, als Sühne oder Buße oder Dank für ein erbetenes Wunder. An der Erscheinungskapelle findet gerade ein Gottesdienst statt und wir haben Zeit, uns individuell umzuschauen. Viele werfen einen Blick in die Kirche mit den Gräbern der Seher-Kinder und natürlich auch in die neue Kirche gegenüber. Heute Abend wird eine Kerzenprozession hier statfinden und morgen das 101. Jubiläum der 6. Erscheinung gefeiert, Hundertausende werden erwartet. Wir sind tief beeindruckt von diesem Ort und seiner fast magischen Aura. Und magisch geht es weiter:

das Kloster von Batalha.

Es wurde gestiftet von Joao I. für seinen Sieg über Kastillien 1385. Das klingt simpel, was uns erwartet ist aber alles andere als das: Ein überragend schöner Gebäudekomplex der Hochgotik. Wir sind beeindruckt und schauen uns gemeinsam die Kirche, die Grabstätten der Könige, den Kreuzgang und natürlich den scheinbar unvollendeten Anbau an. Im Kreuzgang ist auch ein Denkmal für den unbekannten Soldaten, hier findet gerade eine Wachablösung statt. Bau und Ausstattung hier sind überragend und natürlich begegnet uns auch wieder der manuelinische Baustil mit seinen Schiffstauen. Dass die Kapelle mit Absicht nicht weiter gebaut wurde erklärt sich dann mit dem fehlenden Licht in der Kirche. Nun ist wieder Ziet für individuelle Entdeckungen und weiter geht unsere Reise nach

Nazare

Auch heute noch ein Fischerdorf liegt es direkt an der Westküste und wir fahren auch direkt an die Strandpromenade. Wie die Wellen sich tosend brechen! Wie die Gischt aufbraust und den ganzen Strand in feinen Nebel hüllt- WOW! Hier hatten wir Zeit für das Meer und einen Mittagsimbiss bevor wir hinauffuhren auf den Felsen und dort oben in fast 90 Metern Höhe einen phantastischen Blick auf das Meer und den Strand, den Hafen und den Ort unter uns werfen konnten. Hier oben stand auch eine kleine Kapelle für die Jungfrau Maria, die hier einen Jäger vor dem Sturz über die Klippen bewahrt haben soll und natürlich eine Kirche auf dem Platz hier oben, der eigentlich den Frauen gehört, die hier ihre Backwaren verkaufen. In der hiesigen Tracht mit kurzen, aber 7- lagigen Röcken brachten sie leckerstes Nussgebäck, Mandeln, Nüsse und Pistazien an den Mann oder die Frau. Wir genossen die Aussicht und das Treiben hier oben bevor es weiterging nach

Obidos.

Diese Stadt war ein Geschenk. Ein Geschenk des Königs Dinis an sein Geliebte. 17 Kirchen soll die Stadt haben, vor allem aber eine romantische romanische Burg und wunderschöne Gässchen mit Läden, Cafes und Restaurants und natürlich mit dem berühmten Kirschlikör. Den konnte man überall probieren, am besten in einem Schokobecher. Hmmm! Hier konnten wir nach Herzenslust bummeln, auf der Stadtmauer entlangspazieren oder der einen und anderen Kirche einen Besuch abstatten. Die Zeit verging wie im Flug und schon hieß es: weiterfahren. Unsere letzte Station für heute heißt

Lissabon

Maria wohnt hier und als wir immer näher kamen zeigte und erklärte sie uns ihre Stadt. "Schlafquartiere" stehen heute hier, wo früher Obst und Gemüse angebaut wurde. Reiche Familien genossen ihre "Sommerfrische" außerhalb der Stadt - heute sind die Grundstücke verkauft und bebaut und längst Teil der Stadt. Bald schon erreichen wir unser Hotel, das "Roma". Hier werden wir 3 Tage bleiben und wir richten uns ein. Am Abend wartet ein leckeres Buffett auf uns und dann lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.


Samstag, der 13.Oktober 2018

Der Tag heute gehört Lissabon. Wir starten mit einem fulminanten Aussichtspunkt, können den Park Eduard VII. und die Avenida da Liberdade hinabschauen bis zum Tejo. Maria erzählt uns, dass es 1755 ein schweres Erdbeben mit einem Tsunami gab, die 3/4 der Stadt zerstörten. Einem genialen und weitsichtigen Baumeister ist es zu verdanken, dass die Stadt mit so viel Übersicht und breiten Straßen zwischen den beiden Hügeln am Tejo wiedererstehen konnte. Sein Name war Marqes de Pompal. Er setzte sein Konzept mit äußerster Härte durch, war deshalb später auch höchst umstritten. Wir genießen jedenfalls den Ausblick und fahren dann in die Alfama- die Altstadt. Unser Bus darf nicht hinauffahren, deshalb gehen wir die 160 (Höhen)Meter zu Fuss - schnauf! Die alten Straßenbahnen rumpeln an uns vorbei und die TukTuks sind flink und dank Elektroantrieb leise. Endlich aber haben wir sie erreicht: die Kathedrale von Lissabon, die "Se de Lisboa". Ein romanischer Bau mit neuen Elementen der Gotik. Wir können uns in Ruhe umsehen und Maria erläutert uns die Besonderheiten dieser Kathedrale. Dann heißt es weiterspazieren, vorbei an den Ausgrabungen des römischen Theaters erreichen wir das Castelo de S. Jorge. Maria besorgt unsere Eintrittskarten und dann können wir einen traumhaften Ausblick auf die Stadt genießen. Strategisch günstig war diese maurische Burg angelegt und sie hat dank ihrer Lage auf dem Hügel auch das Erdbeben und den Tsunami überstanden. Dann ist wieder Zeit für individuelle Entdeckungen bevor wir unseren Spaziergang durch die Alfama fortsetzen. Unser Bus bringt uns dann wieder am Handelsplatz vorbei nach Belem. In diesem Stadtteil befindet sich das weltberühmte

Hieronymus-Kloster,

das wollen wir natürlich sehen. Am Park steigen wir aus und sofort nimmt uns dieser einzigartige Gebäudekomplex gefangen. Wir gehen hinein und da die Kirche für eine Hochzeitszeremonie momentan nicht öffentlich ist gehen wir gleich in den Kreuzgang. So vieles gab es zu entdecken, vieles hatten wir so oder ähnlich bereits gesehen, auch den manuelinischen Stil trafen wir wieder. Was für eine Pracht! Wir entdecken mit Maria tolle Details, neue Räume und können von der Empore einen Blick in die Kirche werfen. Die Braut traut sich offenbar noch nicht also haben wir Zeit für eigene Entdeckungen und eine Mittagspause. Als 1834 die religiösen Orden aufgelöst wurden mußten auch die Mönche hier das Kloster verlassen. Der Bäcker des Klosters eröffnete 3 Jahre später in Sichtweite des Klosters eine Konditorei, die heute noch existiert. Er kreierte hier die Pasteten, die nun zu Lissabon gehören wie die Kathedrale und der Tejo- die Pasteis de Nata. Natürlich haben alle unsere Gäste davon eine Kostprobe bekommen- einfach lecker! Dann ging unsere Fahrt weiter-

zum Belemturm

König Manuel I. hatte den Bau 1515 in Auftrag gegeben, also feierten die Lissaboner 2015 den 500. Geburtstag! Als Wahrzeichen Lissabons begrüßte und verabschiedete er die Seefahrer und in seiner wechselvollen Vergangenheit war er auch Gefängnis und Waffenlager. Bei unserem Besuch war ein Areal weiträumig abgesperrt und Soldaten standen an den Kanonen bereit. Warum sollten wir bald hören. Unweit vom Belemturm steht heute das

Entdecker-Denkmal

Zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer wurde es 1960 gebaut. Auf dem Platz vor dem Denkmal ist im Boden eine Windrose mit einer Weltkarte aus Mosaiksteinen eingelassen, sie zeigt die Entdecker-Routen der Portugiesen. Das riesige Denkmal zeigt neben Heinrich viele weitere wichtige Persönlichkeiten der Seefahrt und der Entdeckungen. Wir genossen bei strahlendem Sonnenschein dieses einmalige Ensemble bis wuchtige Donnerschläge zu hören waren. Ein Zerstörer der Marine lief auf dem Tejo in die Stadt ein und feuerte Salut-Schüsse ab. Die Kanonen am Belemturm antworteten. Da waren wir wieder in der Gegenwart und fuhren zurück ins Stadtzentrum. Einige von uns wollten es sich nicht nehmen lassen und einem "Fado in the Box" zusehen, einer Fadoveranstaltung im kleinen Klub. Wer das nicht wollte konnte zurück ins Hotel fahren oder im Zentrum bleiben. Alle anderen spazierten hinauf zum "Adega Machado" und wurden hier mit einem Glas Wein und kleinen Snacks begrüßt. Dann begann der

FADO

Portugiesischer geht es nicht- die Seele Portugals wird diese Musik genannt, voller Sehnsucht und Weltschmerz. Davon konnten wir uns live überzeugen. Ein tolles Ambiente und tolle Musiker! Die sogenannte portugiesische Gitarre (sie gerhört zum Fado) wurde virtuos gespielt- sie hat 12 Seiten und gilt als schwerstes Seiteninstrument. Tief beeindruckt und ein klein wenig beseelt laufen wir wieder hinunter Richtung Rossio, dem Platz, an dem wir uns mit den anderen verabredet hatten. Unterwegs statteten wir dem Fahrstuhl noch einen Besuch ab und genossen die Aussicht von ganz oben. Dann jedoch schickte der Hurrican "Leslie" seine Vorboten, es regnete plötzlich und ein Sturm zog auf. Alle Cafes und Geschäfte machten sich bereit für den Sturm und wir waren froh, als wir das "Cozinha da Estaçao" erreicht hatten. Hier wollten wir heute zu Abend essen. Maria holte noch die anderen Gäste ab und dann genossen wir einen tollen Abend mit einem tollen Essen! Mit dem Bus ging es dann zurück ins Hotel und manch einer verfolgte gespannt den Weg des Hurricans. Er war weiter nördlich als erwartet auf Land getroffen, Coimbra und Nazare konnten wir in den Nachrichten sehen, er hatte jede Menge Regen und Sturm dabei. Bei uns dagegen gab es keine Probleme und so konnten wir ruhig einschlafen.


Sonntag, der 14. Oktober 2018 Sintra

Nach einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück starten wir heute Richtung Nordwesten. Sintra ist unser Ziel, die Sommerresidenz der Könige. Bis zum 11. Jahrhundert waren die Mauren hier- ihre Festung thront heute noch hoch über der Stadt. König Alfonso Henriques eroberte Sintra 1147, verlieh dem Ort Stadtrechte und mit den Klöstern des 12. und 13. Jahrhunderts wuchs auch die Stadt und wurde von den portugiesischen Königen wegen des kühleren Klimas hier geliebt und geschätzt. Der Adel zog mit und errichtete hier wundervolle Anwesen und Herrenhäuser, doch die konnten wir später bewundern. Zunächst wollten wir den Nationalpalast besichtigen. König João I. ließ ihn nach den Zerstörungen durch das Erdbeben 1755 wiederaufbauen und unter Manuel I. erhielt der Palast einen weiteren Flügel und sein heutiges Gesicht. Uns bot sich heute Morgen ein phantastisches Bild: dunkle Gewitterwolken hingen über dem Palast und hoben seine weißen Mauern noch mehr hervor. Maria besorgte unsere Tickets und dann konnten wir unsere Entdeckungsreise starten. Und es gab tatsächlich so viel zu entdecken, Möbel aus der Handelszeit mit Indien, eine Pagode aus Elfenbein, manuelinische Gestaltungselemente, den Elster- und den Schwanensaal, und überall die wunderschönen Azulejos. Maria erzählte uns die Geschichten zu den Elstern, dem Prunksaal und erläuterte uns die verschiedenen Azulejos, aus maurischer Zeit und danach. Auch die Küche war von unten bis oben mit weißen Azulejos verkleidet, hier erheben sich die riesigen, 33 Meter hohen Schlote, so konnte an allen Feuerstellen gleichzeitig gekocht und gebrutzelt werden und es blieb doch relativ kühl. Beeindruckend auch die Innenhöfe, der Badegarten...Mit vielen Fotos und Eindrücken ging es weiter in das Stadtzentrum von Sintra. Hier konnten wir uns nach Herzenslust umsehen, dem bunten Treiben zusehen und einen Kaffee genießen. Am Bus trafen wir uns wieder und hinunter ging die Fahrt durch den Nationalpark von Sintra. Hier gab es vor kurzem schwere Waldbrände, die zum Glück relativ rasch unter Kontrolle waren. Trotzdem sind große Waldbestände schwer gezeichnet, Asche überall und verkohlte Stämme der Bäume, die noch stehen. Da wird die Dimension des vorbeugenden Brandschutzes besonders deutlich. Schließlich kommen wir zum


Cabo da Roca,

zum westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Schon von weitem war der Leuchtturm zu sehen und eine Stele mit einem Kreuz stand an den Klippen, "wo die Erde endet und das Meer beginnt" (Luís de Camões, 1524-1580). Wir genossen den traumhaften Anblick und das Tosen der Wellen unter uns. Wer wollte ließ es sich dann schriftlich geben mit einer Urkunde, dass er am Ende der Welt gewesen war und dann ging die Fahrt auch schon weiter. Wir folgen der Küstenstraße, natürlich müssen wir einen Fotostopp einlegen, am Fortaleza do Guincho, einem Hotel, das wie eine Festung aussieht. Noch spürt man deutlich die Ausläufer des Wirbelsturmes, der über das Land hinweggefegt war, hohe Wellen brechen sich am Strand und das ergibt ein wunderbares Naturschauspiel. Stundelang könnte man dem zusehen, doch unsere Fahrt geht weiter:  Am Nordufer der Mündung des Tejo in den Atlantik liegt

Cascais

Wir steigen aus und spazieren hinunter zur Stadt. Ein wunderbarer Blick auf den Hafen und den Strand begleitet uns. Am Marktplatz dann begrüßt uns ein Denkmal für Pedro I. und wir laufen gemeinsam durch die Innenstadt. Hier ist dann wieder Zeit für individuelle Ziele und eine Mittagspause, wer wollte fuhr eine Runde Karussell. Nostalgie pur. Weiter ging unsere Fahrt und nahtlos ging ein Ort in den nächsten über, wir hatten bereits

Estoril

erreicht. Hier hielten wir am Strand, der wegen der hohen Wellen immer noch abgesperrt war. Das hielt natürlich einige Übermütige nicht davon ab, trotzdem in die Wellen zu tauchen, auch Surfer waren wieder unterwegs und nutzten die Gunst der Stunde. Wir genossen einfach das imposante Schauspiel und spazierten dann zurück zum Bus. Ein kleiner Stopp noch am berühmten Casino, das im James Bond- Film vorkam und schon ging es weiter. Ein riesiges Äquadukt zeugte von der frühen Besiedlung und den Baukünsten und schon waren wir wieder zurück in Lissabon. Ein wunderbarer Tag ging zu Ende und im Hotel erwartete uns ein Buffett zum Abendessen. Dann hieß es Koffer packen, morgen ziehen wir weiter- unser Ziel heißt : Algarve.

Montag, der 15. Oktober 2018

In der Nacht gingen kräftige Regenschauer nieder und auch heute Morgen sollte uns der Regen noch begleiten. Deshalb blieben wir im Bus und machten einen Abstecher zum Expo-Gelände. Dort wo einst Ölraffinerien standen wurde das gesamte Areal umgestaltet und 1998 zum Park der Nationen. Wir sind beeindruckt von der Weitsicht damals- heute gibt es hier keine leeren Messehallen sondern lebendige Viertel mit moderner Industrie, Hotels, Büros, Ozeanarium und vielen weiteren Attraktionen. Weiter geht unsere Fahrt am Nordufer des Tejo entlang zur Vasco da Gama- Brücke. Hier ist der Tejo 15 Kilometer breit und sie verbindet mit ihren 17 Kilometern Länge das Süd- mit dem Nordufer. Am Südufer dann sehen wir auch Überreste der Salzgewinnung, die hier einmal stattfand. Dann führt uns unsere Reise wieder ins Landesinnere, Evora ist unser Ziel, doch zuvor stoppen wir in einer

Korkfabrik nahe Azaruja.

Der Regen hat kurz aufgehört und wir erreichen trockenen Fusses die Hallen, in denen Kork gesammelt, gekocht und nach Qualität sortiert wird. Wir sind erstaunt, wie die Arbeiter hier mit geübtem Blick die Beschaffenheit der Korkrinden prüfen und sortieren. Dann können wir uns im Showroom umsehen und sind überrascht, was man aus Kork alles herstellen kann, selbt Krawatten und Schirme. Natürlich mußten wir hier einige Erinnerungsstücke mitnehmen, waren froh, dass wir im Gebäude waren- draußen ging gerade wieder ein Wolkenbruch nieder. Die Radfahrer, die hier stoppten hatten da nicht so großes Glück wie wir. Dann hieß es einsteigen- perfektes Timing- der Regen hatte just in diesem Moment aufgehört. Wir fuhren weiter durch den Alentejo, das heißt etwa "nahe dem Tejo" und umfaßt ein riesiges Gebiet vom Tejo im Norden bis hinunter an die Algarve.

Evora

hatten wir bald erreicht und hier treffen wir auf römische Zeitzeugen- den Diana-Tempel. Es ist Zufall, dass er erhalten blieb. Er war nämlich quasi eingemauert in dem Schlachthof, der hier einmal stand. Jetzt sind die Säulen wieder freigelegt und eine der Sehenswürdigkeiten von Evora, der Hauptstadt des Alentejo. Eine weitere ist ihre Kathedrale. Sie empfängt uns mit einem wunderschönen gotischen Portal. Im Inneren dann eine der seltenen Darstellungen der schwangeren Jungfrau Maria. Die barocke Ausgestaltung der Kirche ist überwältigend und man könnte stundenlang hier verweilen und doch immer wieder etwas Neues entdecken. Wir spazieren weiter durch die Gassen der Stadt, die schon immer bedeutender Handelspunkt war und auf dem Marktplatz schließlich trennen wir uns kurz, jeder hat individuell Zeit, die Stadt weiter zu erkunden oder einen Mittagsimbiss zu sich zu nehmen. Dann ist noch Zeit, um der Igreja de São Vicente einen Besuch abzustatten. Eine schöne gotische Kirche mit vielen verschiedenen Altären in den Seitenschiffen. Dann verabschieden wir uns von Evora und fahren Richtung Süden. Am späten Nachmittag erreichen wir

Armação de Pêra

Hier werden wir die letzten Tage unserer Reise verbringen und hier verabschieden wir uns auch. Einige Gäste verlängern ihren Urlaub und beziehen ein anderes Hotel. Wir fahren zuerst zu ihrem Hotel, dann verabschieden wir unseren Busfahrer, er fährt zurück nach Lissabon und wir bedanken uns für die sichere und umsichtige Fahrt hierher. Alle anderen Gäste fahren zum Hotel Pestana Viking. Wir checken ein- und große Überraschung: das Hotel war überbucht und so erhielten alle Gäste ein kostenfreies upgrade auf Suiten! WOW! Wir richten uns ein und zum Abendessen gibt es ein tolles Buffett, da ist für jeden etwas dabei. Wer wollte ließ den Abend mit einem Glas Wein ausklingen, das Meeresrauschen dazu- was wollten wir mehr?

Dienstag, der 16. Oktober 2018 Cabo de São Vicente

Den letzten Ausflug heute unternehmen alle gemeinsam, es geht an die südwestlichste Spitze des europäischen Kontinents, zum Cabo de São Vicente und nach Lagos. Also holen wir die anderen Gäste von ihrem Hotel ab und los geht es. Reichlich 1 Stunde sind wir unterwegs, immer an der Gebirgskette entlang, die die Algarve vom nördlichen Alentejo trennt. Am Cabo de São Vicente schließlich grüßt zuerst der Leuchtturm, er kann auch in 46 Kilometern Entfernung noch von den Schiffen gesehen werden und wir genießen diese Atmosphäre an den Steilklippen. Rund 70 Meter sind sie hoch und wir sind von den Urgewalten der Wellen unter uns überwältigt. Im Shop erstehe ich eine Spezialität der Region: Licor de Medronho- Likör vom Erdbeerstrauch. Davon hatte Maria unterwegs erzählt und den mußten wir natürlich gleich an Ort und Stelle verkosten. Gern wären wir länger geblieben, aber unser Zeitplan ist straff heute und so brechen wir auf nach

Sagres.

Umwerfende Aussichten bieten sich hier von jedem Punkt aus, jeder kann individuell losgehen, begleitet von der großen Bitte, die Steilküste nicht zu unterschätzen, es ist nur wenig abgesperrt und leider passieren immer wieder schlimme Unfälle. Wir werden mit wunderbaren Blicken auf Buchten und steile Küsten verwöhnt und würden am liebsten den ganzen Tag hier verbringen. Diese westlichste Spitze Portugals zieht uns in ihren Bann und viele Fotos werden später daran erinnern. Dann geht unsere Fahrt weiter nach Lagos. Ein kleiner Fotostopp auf Bitten der Gäste noch- die Aussichten sind einfach umwerfend schön.
Dann erreichen wir

Lagos.

Eine Hafenstadt mit langer Geschichte. Wir fahren entlang der alten Stadtmauer und spazieren dann am Hafen entlang. Ein alter "Bekannter" begrüßt uns: Heinrich der Seefahrer, besser Infante D. Henrique. Sein Denkmal erinnert an das große Jubiläum 1460- 1960, 500 Jahre Entdeckerfahrten Portugals. Wir schlendern weiter, entdecken den alten Sklavenmarkt und gehen dann durch die Gassen der Stadt. Jeder hat 2 Stunden Zeit, weitere Entdeckungen zu machen oder einfach nur etwas zu essen. An der alten Markthalle vorbei geht es dann zurück zum Bus und zu unseren Hotels. Wir müssen uns nun auch von Maria verabschieden, mit einem kleinen Geschenk und viel Applaus danken wir ihr für ihre tolle Reiseleitung, ihre Umsicht und die vielen kleinen Geschichten, die uns Portugal noch näherbrachten. Den restlichen Nachmittag hatten alle frei, manch einer besuchte die kleine Kapelle auf den Klippen, ging an den Strand hinunter oder genoss ganz einfach den wunderbaren Ausblick auf das Meer.

Mittwoch, der 17. Oktober 2018

Heute ist frei, einige Gäste hatten beschlossen, mit der kleinen Bahn, die im Ort ihre Runden dreht die Gegend zu erkunden, andere fuhren mit mir nach Portimão. Ich hatte am Vorabend diesen Vorschlag unterbreitet und so machten wir uns zu einer ganz speziellen Bootsfahrt auf. Unser Shuttle-Service brachte uns in die Hafenstadt Portimão, hier sahen wir schon unser "Boot"- es war ein Segler, die "Santa Bernarda". Mit ihr fuhren wir hinaus aufs Meer und an der traumhaft schönen Küste entlang. Klippen und Buchten wechselten sich ab, immer wieder hatte das Meer Grotten erschaffen. In einige konnten wir dank kleiner Beiboote auch hineinfahren- was für ein Erlebnis! Und das bei schönster Sonne, blauem Himmel und türkisblauem Wasser. Den Nachmittag dann verbrachten einige in der Stadt, beim Wandern oder auch beim Baden, dann hieß es schon wieder Koffer packen, morgen fliegen wir nach Hause.

Donnerstag, der 18. Oktober 2018

Nun heißt es wirklich Abschied nehmen, den Vormittag genossen alle individuell und pünktlich 12:15 Uhr stand unser Transferbus am Hotel bereit. Mit Carla hatten wir eine Begleitung zum Flughafen nach Faro, hier checkten wir problemlos ein und dann hieß es Abschied nehmen, fast alle hatten verschiedene Anschlussflüge, nach Dresden, Leipzig, Berlin und München, da würde das Durcheinander nach dem Landen zu groß sein für Abschiedsszenen. Pünktlich hob dann unsere Maschine gen Frankfurt ab. Ein unwahrscheinlich gut gelaunter Kapitän begrüßte uns überschwenglich an Bord und 3 Stunden später waren wir in Frankfurt. Die weiteren Flüge waren ebenfalls pünktlich und so kamen alle Gäste gut nach Hause.

Auf Wiedersehen

Damit möchte auch ich mich von Ihnen, liebe Gäste, verabschieden. Wir waren eine tolle Truppe, gern habe ich mit Ihnen zusammen dieses wunderbare Land entdeckt und erkundet. Dass wir ordentlich unterwegs waren zeigt mir mein Schrittzähler: mehr als 125.000 Schritte sind wir gemeinsam gegangen, mehr als 70 Kilometer! Und dieses Portugal hat noch so viel mehr zu bieten, das gilt es bei einer nächsten Reise zu erkunden-  vielleicht sehen wir uns auch auf einer Ihrer nächsten Reisen wieder- bis dahin bleiben Sie gesund und reiselustig!
Herzliche Grüße von Ihrer
Marlies Thrum

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