Reisebericht: Rundreise Portugal – von Nord bis Süd

20.04. – 01.05.2022, 12 Tage Rundreise Porto – Guimaraes – Braga – Douro–Tal – Viseu – Coimbra – Fatima – Obidos – Lissabon – Evora – Algarve – Faro


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Wir begeben uns auf Entdeckungsreise in ein Land zwischen Moderne und Melancholie: Vom grünen Norden aus mit Porto geht es über Zentralportugal in die Atlantikmetropole Lissabon und von dort weiter durch die Hügellandschaft des Alentejo bis an die Algarveküste - ein Frühlingstraum!
Ein Reisebericht von
Wolfgang Balling
Wolfgang Balling

Flug zu Europas westlichem Rand

Von 7 Flughäfen aus landen wir in Porto, der ersten Station unserer Rundreise, und in erwartungsvoller Spannung auf die einstmalige Seefahrernation mit ihrer großen stolzen Vergangenheit. Im Hotel Black Tulip im Stadtteil Vila Nova de Gaia trifft sich unsere Gruppe, die aus 29 Gästen und meiner Wenigkeit besteht, zum ersten gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant mit wunderschönem Ausblick auf die Stadt bis hin zum Meer aus dem 10. Stock. Viele nutzen die Gelegenheit bei Sonnenschein zu einem Spaziergang die Avenida da Republica hinunter und hoch zum Mosteiro da Serra do Pilar, um dann von oben als ersten Eindruck von Porto einen traumhaften Blick auf die Brücke Dom Luis I und die gegenüberliegende Altstadt zu haben.

Stadtbesichtigung Porto mit Douro–Schifffahrt

Mit dem Bus und unserer Reiseleiterin Isabel werden wir diesmal zur berühmten Brücke gefahren. Mit Regenschirmen gegen das angekündigte Schauerwetter bewaffnet gehen wir über diese fast 400 Meter lange kühne Eisenkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert - schlechthin das Wahrzeichen Portos, Portugals zweitgrößter Stadt und eine der ältesten Europas. Die gotische Kathedrale mit ihrem sehenswerten Kreuzgang ist unser erstes Ziel im ältesten Stadtteil Ribeira. Von dort geht es weiter zum Bahnhof Sao Bento, wo wir in der Vorhalle die riesigen Fliesenbilder bestaunen, und von der Praca da Libertade werfen wir dann einen kurzen Blick auf das Rathaus im Baixa-Viertel mit seinem 70 Meter hohen Turm. In der autofreien schönsten Straße des alten Porto, der Rua das Flores, lebte einst vor allem das Großbürgertum. Eine Besichtigung des Börsenpalastes mit seinem maurischen Saal als Prunkstück rundet unseren Spaziergang ab. Bei der etwa einstündigen Bootsfahrt auf dem Douro sehen wir die zahlreichen bekannten Portweinkeller, flussaufwärts die von Gustave Eiffel selbst konstruierte weitere große Eisenbahnbrücke sowie die Flussmündung. Am Nachmittag werden wir dann zu einem kleineren Portweinproduzenten zur Degustation zwischen den alten Fässern gebracht, und der anstrengende Tag klingt im schönen Ambiente des an der Uferpromenade gelegenen Restaurants "Chez Lapin" aus.

Ausflug nach Guimaraes und Braga

Wiederum grau ist der Himmel heute, aber vielleicht gehört das einfach zum Minho, dem grünen Norden Portugals mit seinen hohen Niederschlägen. Wir durchfahren eine sehr hügelige ehemals bäuerliche und heute industrialisierte Gegend und erreichen Guimaraes, die erste Hauptstadt Portugals. Hier wurde Afonso Henrique geboren und getauft, Begründer des eigenständigen portugiesischen Königreichs 1139 nach dem Sieg über die maurischen Truppen. Die bedeutende romanische Burganlage mit den wuchtigen Wehrtürmen und der nahegelegene Herzogspalast faszinieren uns ebenso wie die engen Gassen und von mittelalterlichen Häusern umrahmte Plätze.
Braga, vom römischen Kaiser Augustus gegründet (Bracara Augusta) und größte Stadt des Minho, überrascht uns alle als ausgesprochen liebenswerte charmante Universitätsstadt und barocke Schönheit mit Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2027. Wir schlendern
entspannt durch die ansprechenden Fußgängerzonen zwischen Praca da Republica und Porta Nova mit den vielen ansprechenden Geschäften, Cafes und Restaurants vorbei an Kathedrale und Bischofspalast.
Ein paar Busminuten weiter erwartet uns eine alte Wasserballast-Seilbahn aus dem 19. Jahrhundert, die uns hinauf nach Bom Jesus de Monte bringt. Die Wallfahrtskirche ist zwar kein kunsthistorischer Höhepunkt der Reise, aber allein die Fahrt hoch mit der Bahn und der weite Blick von der Aussichtsplattform sind den Besuch allemal Wert.
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Douro–Tal

Wir verlassen Porto in Richtung Osten und fahren über gebirgiges Land bis nach Peso da Regua, dem Zentrum des Douro-Weinanbaugebiets und Ursprungsregion des berühmten Portweins. Die sanft geschwungenen Weinberge entlang des Flusses erinnern uns ein wenig an das Tal der Mosel. In der nahegelegenen Quinta da Pacheco, einem recht edlen Weingut, erfahren werden wir dann ausführlich informiert über seine Weine in einem der ältesten Weinbaugebiete der Welt, und die anschließende Weinprobe vor dem Mittagessen hebt die ohnehin gute Gruppenstimmung deutlich. Nach der Mittagspause in Peso da Regua, eine vergleichsweise junge Stadt ohne besonderes Flair, erwartet uns eine Fahrt mit der alten nostalgischen Dampflok direkt am Ufer des Douro entlang bis nach Pinhao: Gemächlich lassen wir die einzigartige Flusslandschaft an unserem Auge vorbeiziehen. Und angekommen im malerisch inmitten von Weinbergen gelegenen Pinhao erfreuen wir uns am Bahnhof mit seinen wunderschönen Azulejos. Mit dem Bus geht es dann noch einmal durch die Berge mit herrlichen Ausblicken bis nach Amarante, einem verträumten Städtchen in idyllischer Flusslage am Rio Tamega gelegen, einem Nebenfluss des Douro - ursprüngliches Portugal. Schade, dass wir erst relativ spät zurück nach Peso da Regua kommen in unsere wunderschönen Zimmer im Hotel Regua Douro mit Balkon und Flussblick.

Durch Zentralportugal nach Coimbra

Weiter geht es ins zentrale Portugal abseits der Touristenpfade in das auf einer fruchtbaren Hochebene gelegene Viseu. Wir durchfahren siedlungsarme waldreiche Gegenden mit Eukalypten, Kiefern und blühendem Ginster, erblicken zahlreiche granitische Felsformationen. In der Provinzhauptstadt besuchen wir zu Fuß die gotische Kathedrale gegenüber der Kirche der Barmherzigkeit mit Rokokofassade, gehen auf dem Rückweg durch die schmalen Altstadtgassen mit den schmiedeeisernen Balkonvorbauten wieder zum Rathausplatz Rossio und dem
angrenzenden Stadtpark.
Unterwegs sehen wir dann Schnee auf den Gipfeln der fast 2000 Meter hohen Serra da Estrela, erfahren auch über die sich jährlich wiederholenden oft starken Waldbrände in der im Sommer trockenheißen Region.
In der Nähe von Luso erwartet uns der mystische Parque Nacional de Bucaco mit seinem Märchenschloss für eine gut halbstündige Rast.
Zur Mittagspause sind wir schon in Coimbra, der überaus lebendigen Studentenstadt, deren Altstadtgassen sich vom Flussufer des Mondego steil den Hügel hinaufziehen, fahren danach hoch zur alten Universität, bereits 1290 von König Dinis gegründet. Ihre einmalige Bibliothek ist die Attraktion der ehemaligen Hauptstadt und eine der spektakulärsten der Welt. Vorbei an der Alten Kathedrale steigen wir die Stufen der Altstadt hinab bis zum Largo da Portagem, wo unser Bus auf uns wartet und uns ins nicht weit entfernte Hotel Dona Ines bringt.

Höhepunkte auf dem Weg nach Lissabon

Bei herrlichem Sonnenschein beginnen wir den Vormittag mit der Fahrt nach Fatima, Portugals Marienwallfahrtsziel. Jedes Jahr besuchen mehrere Millionen Pilger diesen Ort, viele rutschen auf Knien zum Gotteshaus. Wir dagegen spazieren gemütlich über den riesigen Platz und genießen diese imposante Kulisse mit der neobarocken Basilika. Es geht noch sehr ruhig zu in Fatima, und die unzähligen Souvenirgeschäfte öffnen gerade ihre Türen.
In sanfter hügeliger Landschaft geht es weiter nach Batalha, wo 1385 der portugiesische König Joao I. die entscheidende Schlacht gegen die spanische Übermacht aus Kastilien gewann und damit die Unabhängigkeit des Landes endgültig sicherte. Zum Gedenken daran wurde mit dem Bau eines großen Klosters begonnen, das erst 1580 vollendet wurde - ein wahres Meisterwerk der Gotik und Manuelinik.
An der Küste in Nazare verbringen wir unsere Mittagspause, spazieren entlang des langen schönen Strandes. Aus dem einstigen Fischerdorf ist ein vielbesuchter Urlaubsort geworden und ein Eldorado für Surfer.
Äußerst frequentiert aufgrund des heutigen Natonalfeiertags ist auch Obidos mit den weißen Häusern und der maurischen Burg, unser letztes Tagesziel. Wir lassen uns im Touristenstrom treiben durch die pittoresken Gassen. Einige Mutige spazieren auf der vollständig erhaltenen Stadtmauer entlang - zur Stadtseite hin meist ohne Geländer.
Und nach einer weiteren Stunde Autobahnfahrt beziehen wir unser ansprechendes Stadthotel Roma im Lissaboner Norden.

Ein Tag in Lissabon

Die Hauptstadt überrascht uns am Morgen mit viel Grau und Nieselregen aber milden Temperaturen. Vorbei an der Stierkampfarena, einem roten Ziegelsteinbau aus dem späten 19. Jahrhundert mit einem Fassungsvermögen von knapp 9000 Besuchern geht es im Berufsstau zur Statue des Marques de Pombal und die Avenida da Libertade hinunter, der Champs-Elysees Lissabons.
Nicht weit von der Kathedrale entfernt erklimmen wir zu Fuß die Steigung hinauf zum Castelo Sao Jorge, wo genau zur rechten Zeit die Sonne durch die Wolken kommt. So genießen wir die phantastischen Ausblicke auf die Stadt, und so mancher begeistert sich an den frei herumlaufenden farbenprächtigen Pfauen. Durch die engen und verwinkelten Gassen der Alfama und mit vielen Informationen über diesen ältesten Stadtteil schlendern wir hinunter in die vom Erdbeben 1755 zerstörte und im Rechtecksgrundriss wiederaufgebaute geschäftige Baixa, wo wir unsere Mittagspause verbringen.Von der Praca dos Restauradores am Rossio-Bahnhof erkunden wir dabei individuell die Umgebung.
Am Nachmittag geht es nach Belem mit den prachtvollen Bauten aus dem Goldenen Zeitalter Portugals. An der Praca do Comercio vorbei fahren wir entlang des Hafenviertels unter der Brücke des 25. April hindurch mit Blick auf die 28m hohe Jesus-Statue auf der anderen Uferseite des Tejo. Wir passieren auch den klassizistischen Nationalpalast, wo im 19. Jahrhundert die Könige wohnten und seit 1910 die bürgerlichen Staatspräsidenten. Das Jeronimos-Kloster begeistert mit seinem manuelinischen Kreuzgang und dem Grab von Vasco da Gama. Und die Spaziergänge entlang der Tejo-Promenade zum Entdeckerdenkmal und Torre de Belem lassen richtige Urlaubsstimmung aufkommen.

Ausflug nach Cascais und Sintra

Es geht heute zunächst an die Costa do Estoril, die sich schon früh zum Touristenmagnet entwickelt hat. Im einst mondänen Strandbad Estoril fahren wir auch am Casino vorbei, einem der größten in Europa, und erreichen Cascais, dessen Festung die königliche Familie 1870 als Sommerresidenz auserkoren hat. Ende April ist das beliebte Ferienziel ein ausgesprochen angenehmer Ort zum Verweilen. Nordwestlich von Cascais passieren wir dann den unter Surfern bekannten Guincho-Strand mit seinen Dünen und fahren hoch zum Cabo da Roca mit seinem Leuchtturm, dem westlichsten Punkt Festlandseuropas. Die Ausblicke auf das weite Meer und die zerklüftete Felsenküste sind grandios wie auch der Blumenteppich der blühenden gelben Mittagsblumen.
Sintra mit seinen zahlreichen herrschaftlichen Palästen und kunstvoll angelegten Gärten ist ebenso ein Muss jeder Portugal-Rundreise, und wir lassen uns von den vielen Tagestouristen auch nicht abschrecken. Nach der längeren Mittagspause besichtigen wir ausgiebig den Nationalpalast. Er diente schon im Mittelalter und für lange Zeit den Königen als Sommerresidenz, deren kostbar eingerichtete Räumlichkeiten jeweils nach den Vorlieben der Königsfamilien gestaltet wurden. Aus einigen Fenstern hat man auch einen schönen Blick auf das über Sintra thronende imposante Castelo dos Mouros.

Durch den Alentejo

Heute erwartet uns eine längere Busfahrt, denn am Abend wollen wir unser Hotel an der Algarveküste erreichen, letztes Ziel unserer Nord-Süd-Rundreise. Wir verlassen Lissabon über die 17km lange Ponte Vasco da Gama, zweitlängste Brücke Europas und 1998 zur Expo fertiggestellt, und werfen noch letzte wehmütige Blicke über den breiten Tejo hinüber zur Hauptstadt.
Das Alentejo-Gebiet, in dem wir uns nun befinden, ist eine sehr weitläufige eher flache und spärlich besiedelte Landschaft mit ländlichem Charakter. Großflächige Felder mit Olivenbäumen wechseln sich ab mit Pinien- und Korkeichenwäldern. Die Korkeiche ist gewissermaßen der Nationalbaum Portugels, denn das Land ist der weltgrößte Korkexporteur, vor allem Flaschenkorken. Was alles aus Kork noch hergestellt werden kann, bestaunen wir beim Besuch einer Korkfabrik, wo wir viele Informationen über die Korkproduktion bekommen.
Und dann freuen wir uns natürlich auf die schöne Universitätsstadt Evora, die mit knapp 60000 Einwohnern größte Stadt im Alentejo. Durch die Stadtmauer hindurch gelangen wir schnell zum Römertempel, der größten Sehenswürdigkeit. Seine Säulen waren im Mittelalter zugemauert, da er lange als Schlachthof genutzt wurde. In der gotischen Kathedrale beeindruckt uns die Orgel aus dem 18. Jahrhundert, und wir erleben beim Gang durch die Stadt und beim Passieren der Praca de Giraldo noch einmal das typische portugiesische Flair. Nach der Mittagspause nahe der Franziskanerkirche geht es noch ruhiger weiter in der Abgeschiedenheit des Alentejo, bevor wir in unserem Hotel in Armacao de Pera ankommen - aus dem einstigen Fischerdorf ist ein sehr beliebter Badeort geworden.

An der Algarveküste

Unser fakultativer Ausflug, an dem fast alle teilnehmen, führt uns unter blauem Himmel ans südwestliche Ende Europas, dem Cabo de Sao Vicente. Wir genießen den Blick in dieser auch heute windumtosten kargen Landschaft auf den Leuchtturm, die steil abfallende Felsenküste und üppige Blumenflora. Für Erheiterung sorgt der Wurststand mit dem Titel "Letzte Bratwurst vor Amerika".
Das nahegelegene Sagres beeindruckt uns mit seiner langgestreckten Festung, die Heinrich der Seefahrer als bedeutendstes Navigationszentrum seiner Zeit nutzte und so zum Förderer der Entdeckungsfahrten entlang der afrikanischen Küste wurde.
Vorbei am Fischereihafen gehts weiter nach Lagos, einstmals lange Zeit wichtigster portugiesischer Umschlagplatz für afrikanische Sklaven und späteres Zentrum der Fischkonservenproduktion. Die 1755 beim Erdbeben fast völlig zerstörte und wiederaufgebaute Stadt hat sich heute dem Massentourismus zugewandt. Trotzdem haben wir keine Schwierigkeiten ein geeignetes Restaurant oder Straßencafe für unsere Mittagspause zu finden. Zurück am frühen Nachmittag haben wir noch ausreichend Gelegenheit unsere angenehme Hotelanlage zu genießen.

Ruhetag in Armacao de Pera

Wir genießen individuell den Tag in unserem hervorragenden Hotel Pestana Viking, gehen an den Strand, machen eine längere Wanderung oder auch nur einen kleinen Spaziergang zur Kapelle Nossa Senhora da Rocha und erfreuen uns ein letztes Mahl am üppigen Abendbuffet.

Abreisetag und Rückflug

Es heißt Abschiednehmen!

Schlusswort

Eine wunderbare hochintensive und informative Rundreise bei angenehmen Temperaturen - der Frühlingstraum nach zwei Jahren Corona wurde wahr.

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