Reisebericht: Rundreise Portugal – von Nord bis Süd

26.04. – 07.05.2010, 12 Tage Rundreise Porto – Guimaraes – Braga – Douro–Tal – Viseu – Coimbra – Fatima – Obidos – Lissabon – Evora – Algarve – Faro


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„Coimbra studiert, Braga betet, Lissabon spielt und Porto arbeitet“, diese alte Redensart zitiert man heute noch gern in Portugal – je nachdem, mit welcher Stadt man am meisten verbunden ist.
Wir hatten Gelegenheit, auf unserer Studienreise durch dieses wunderbare Land alle diese Städte und noch viel mehr kennen zu lernen. Eine unglaublich schöne Reise durch Vergangenheit und Gegenwart. Wir können nun die Saudade - den portugiesischen Weltschmerz - verstehen, der im FADO seinen musikalischen und tiefsinnigen Ausdruck findet.
Das Land der Seefahrer: Portugal. Dabei war Heinrich der Seefahrer selbst nie über Marokko hinausgekommen. Er erkannte aber die Bedeutung des Meeres für Portugal und die Welt und gründete eine Navigationsschule. Auf seinem Landsitz in Sagres empfing er die besten Seeleute seiner Zeit und der junge Vasco da Gama wurde der führende Kopf der Schule und ging mit seinen Entdeckungen bekanntlich in die Geschichte ein.
Auf den Spuren der Seefahrer und der Geschichte Portugals -so könnte man unsere Reise zusammenfassen, aber es war natürlich mehr.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag 26.04.2010 Montag – Anreise Porto

Heute heißt es zeitig aufstehen, denn unsere Transfere bringen alle Gäste zum Flughafen Leipzig-Halle, der 1927 erstmalig in Betrieb genommen wurde und dessen Architektur nach dem „Glaspalast“ im Bauhausstil von 1931 auch heute wieder preisgekrönt ist.
34 Gäste treffen sich 9:00 Uhr am DB-Infopoint mit ihrer Eberhardt-Reisebegleitung - das bin dieses Mal ich - zum Check-in. Alles verläuft reibungslos und entspannt, und wir bereiten uns mental auf unseren Flug über Palma de Mallorca nach Porto vor.
Über den Wolken scheint das Leben wirklich grenzenlos zu sein. Wir schweben über das Mittelmeer Richtung Atlantik und können beim Überfliegen von Portugal sehen, dass viel gebaut wird - man erkennt die Linien einer neuen Autobahntrasse. Die Landung in Porto verläuft butterweich und die Air-Berlin-Crew wird mit begeistertem Applaus verabschiedet.
Unsere örtliche Reiseleiterin Luisa Silva Cunha steht pünktlich wie verabredet 16:00 Uhr in der Flughafenhalle mit unserem blauen Eberhardt-Schild „Portugal“. Ich habe natürlich auch so eins in der Hand und wir müssen lachen, da wir uns so plötzlich gegenüber stehen mit unseren Schildern.
Wir begrüßen uns herzlich und hatten sofort das Gefühl, wir würden uns schon lange kennen. Auch unsere Gäste freuten sich über ihren herzlichen, unkomplizierten Empfang und wir gehen mit unserem Gepäck zu „unserem Bus“, ein ganz neuer weißer Scania-Bus mit portugiesischem Aufbau, 14 m lang, der uns für die gesamte Rundreise zur Verfügung steht. Unser Chauffeur Pedro Moutinho Pereira erwartet uns bereits, begrüßt uns sehr höflich und sortiert aufmerksam unsere Gepäckstücke, um sie flink im Gepäckraum zu verstauen. Schon nach wenigen Metern können wir feststellen, dass er dieses lange Gefährt sicher und souverän beherrscht, und wir können uns erst einmal entspannt zurücklegen.
Luisa beginnt gleich mit einem „Bonbon“: wir fahren nicht schnurstracks zum Hotel, sondern machen eine kleine Stadtrundfahrt zum Hafen von Maia - Matosinhos mit einem Fotostopp am Parque de Cidade. Der Himmel ist strahlend blau, der Atlantik begrüßt uns mit stürmischen Wellen und einige Portugiesen verbringen schon ihren Feierabend am Strand, unterhalten sich oder sitzen auf Steinen und spielen Karten. Ja, das sieht schon alles wie Urlaub aus. Aber jetzt sind wir doch gespannt auf unser 3*-Hotel. 18:00 Uhr erreichen wir unser Hotel „Tuela Porto“ - großzügig, einladend und schön. An der Rezeption ist bereits alles für uns vorbereitet. Ich muss nur noch die modernen Zimmerschlüssel verteilen und wir verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen. Die Ausstattung ist höherwertig, alles was man braucht ist da und die Zimmer bestechen durch chice Gemütlichkeit und blitzende Sauberkeit. Aus dem Fenster blicke ich über einige Dächer von Porto und kann den Fluss und das Meer erahnen. Beim Abendessen sind wir nicht die einzigen - wir sollten hier auch noch einer anderen Eberhardt-Reisegruppe begegnen - den „Eroberern der Iberischen Halbinsel“.Essen und Service sind vorzüglich und wir können nach einem schönen Anreisetag entspannt unsere Nachtruhe antreten.

2. Tag 27.04.2010 Dienstag Porto

Nach einem reichhaltigen Frühstück - es gibt alles, was das Herz begehrt - erwarten uns bereits Luisa und Pedro. Heute wollen wir ihre Heimatstadt Porto kennen lernen, die zweitgrößte Stadt Portugals an den steilen Hängen des nördlichen Douro-Ufers. Der englische Name OPORTO stammt von o porto „der Hafen“ ab. Die Römer bauten hier in „Portus“ einen Hafen, strategisch wichtig, denn die Straße von Lissabon führte zum Bischofssitz in Braga und überquerte hier den Fluss.
Am Südufer des Flusses lag die Stadt Cale, was so viel wie „schön“ bedeutet- heute Vila Nova de Gaia. In Porto leben gegenwärtig eine halbe Million Menschen, im Umland sogar 1,5 Mio. Beide Städte sind Namensgeber für die Grafschaft Portucale. Teresa von Kastilien brachte diese als Mitgift im Jahre 1095 in die Ehe mit Heinrich von Burgund ein. Ihr Sohn Afonso Henrique vertrieb die Mauren und vereinigte den Rest des befreiten Landes mit seiner Grafschaft und nannte sich fortan König von PORTUGAL. Luisa gibt uns tiefe Einblicke in die Geschichte des Landes und betont auch stets, dass Portugal schon lange vor Spanien existierte. Heute sind die beiden Länder ja gute Freunde, aber das war nicht immer so, wie die vielen Kämpfe es belegen. Porto begegnet uns als quirlige, rastlose Hafenstadt. Hier wird fleißig gearbeitet, der Handel blühte schon immer und seit dem 11. Jahrhundert entwickelte sich hier das bedeutendste Wirtschaftszentrum des Nordens. 1394 wird in Porto einer der wichtigsten Männer des Landes geboren: Heinrich der Seefahrer, Sohn des Königs Joaos I. und der Engländerin Filipa de Lencastre. Noch heute spürt man den britischen Einfluss in Porto. Viele Händler kamen und mit der Öffnung des britischen Marktes für portugiesische Portweine Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die Weinhändler. Ihre Monopolstellung erkennt man heute noch an den vielen englischen Namen der Portweinkellereien von Gaia. Luisa ist in ihrem Element, sie kann uns ihre Stadt zeigen und die Fakten sprudeln nur so aus ihr heraus. Wir besuchen die Kathedrale von Porto mit den schönen blauen Azulejos, in der das Königspaar im 14. Jhd. heiratete, treffen auf die Renommierstraße Avenida dos Aliados mit dem Rathaus und dem 70-m hohen Glockenturm, sehen die Reiterstatue von Dom Pedro IV. an der Praca da Libertade, auch das Denkmal von Heinrich dem Seefahrer, den Börsenpalast, bewundern schöne Cafés im Art déco-Stil wie das „Café Imperial“ oder „A Brasileira“, den berühmten Bahnhof  Sao Bento mit seinen riesigen Azulejo-Bildwänden, den Bischofspalast und viele Kirchen, der hübsche Art-nouveau-Buchladen. Nicht zu vergessen ist der höchste Turm Portos, der Torre do Clérigos. Mit 75 m Höhe der höchste Kirchturm Portugals und Wahrzeichen der Stadt. Früher diente er als Orientierungspunkt für die Portweinschiffer. Von den Resten der Stadtmauer aus genießen wir den wunderschönen Blick auf die Stadt und den DOURO, auf dem wir mittags eine Bootsfahrt machen.
Wussten Sie, dass Gustave Eiffel hier auch eine Brücke baute? 13:00 Uhr werden wir in Vila Nova de Gaia zur Portweinverkostung bei CÁLEM erwartet. Nach einer professionellen Führung durch eine Angestellte probieren alle roten und neu: weißen trockenen Portwein. Vergessen Sie alle Vorurteile! Er schmeckt einfach gut. Ich habe die Gelegenheit genutzt und für unsere 5 Geburtstagskinder dieser Reise ein kleines Präsent im Auftrag von eberhardt-travel besorgt - natürlich je eine Flasche Portwein direkt vom Hersteller. Mit Geburtstagsständchen und Gratulation hatte unsere Gruppe somit laufend etwas zu feiern. Unsere Gäste sind heute aber immer noch nicht müde. Pedro bringt alle mit dem Bus zu ihren Wunschzielen - zu Heinrich dem Seefahrer, zum Torre, Hotel, Strand. Beim gemeinsamen Abendessen 19:30 Uhr haben wir schon vielen neuen Gesprächsstoff und tauschen erste Eindrücke aus.

3. Tag 28.04.2010 Mittwoch Ausflug nach Braga

„Braga betet“. Wir wollen das genauer wissen und begeben uns auf die Fahrt, vorbei am AXA-Stadion von 2003 vom Architekten Eduardo Souto de Moura aus Porto, in den Felsen - ein alter Steinbruch als Rückwand - gebaut. Weil es so beeindruckend ist, machen wir einen kurzen Fotostopp. Wir möchten unterwegs aber auch noch BOM JESUS do Monte besuchen.
Der Wallfahrtsort liegt 5 km östlich von Braga auf einem Hügel. Der barocke Treppenaufgang ist schön anzusehen, aber ich spendiere den Gästen lieber eine Fahrt mit der alten Standseilbahn - mit Wasser betrieben - was die Fachleute unter uns neugierig macht. Brunnen symbolisieren die vier menschlichen Sinne: ihr Wasser sprudelt aus Augen, Ohren, Nase und Mund. Weiter oben befindet sich die Treppe der drei Tugenden „Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe“. Wir besichtigen die Kirche und genießen den atemberaubenden Blick auf das Minho. Danach fahren wir weiter nach Braga. Die Stadt bezeichnet sich selbst als das portugiesische Rom. Hier bekehrte der römische Bischof Sankt Martin von Braga die eingefallenen Germanen, den Stamm der Sueben, zum Christentum. Im 12. Jahrhundert wurde Braga zum Sitz der portugiesischen Erzbischöfe. Wir machen eine Mittagspause in der hübschen Innenstadt und anschließend erzählt uns Luisa alles über die Sé - die Kathedrale, den ehemaligen Bischofpalast und erklärt alles, was wir noch wissen wollen. Da unsere Gäste gar nicht so viel Freizeit wollen, hat sich Luisa wieder ein „Bonbon“ ausgedacht. Wir machen einen Abstecher nach Barcelos und erfahren die Geschichte vom „O Galo“, dem portugiesischen Hahn, der es bis zum Wahrzeichen Portugals geschafft hat. Am späten Nachmittag sind wir wieder im Hotel und freuen uns auf unser wohlverdientes und vor allen Dingen sehr schmackhaftes Abendessen.

4. Tag 29.04.2010 Donnerstag Ausflug nach Guimaräes – Peso da Regua

Auch heute haben wir wieder traumhaftes Sommerwetter, blauer Himmel, leichter Wind, strahlende Sonne. Dieses Wetter hat uns übrigens die ganze Reise über begleitet! Wir hatten schon Sommer und die Vegetation, die bei uns erst im Juni einsetzt. Diese Natur ließ mich zu dem Ausruf hinreißen: „In Portugal ist sogar das Unkraut schön!“ Blumen und Blüten, wohin das Auge reicht. Korkeichen, Eykalyptusbäume, Kiefern, Platanen - wir finden alles auf unserem Weg vom Norden nach Süden. Wir packen heute unsere Koffer und fahren nach Guimaräes, ehren 2 Geburtstagskinder. Guimaräes war die erste Hauptstadt Portugals.
Hier wurde König Afonso Henrique geboren. Wir besichtigen die Burg aus dem 10. Jhd. und die Wallanlagen sowie die romanische Kapelle Sao Miguel do Castelo, in der der König getauft wurde. Unweit davon steht neben einer Statue Afonsos der Paco dos Duques de Braganca aus dem 15. Jhd. Der Palast des ersten Herzogs von Braganca wurde unter der Diktatur von Salazar zum Präsidentenpalast umgebaut. Nach so vielen historischen Eindrücken haben wir eine schöne Mittagspause verdient und spazieren gemeinsam zum Olivenbaumplatz. Luisa lässt wieder keinen Stein aus. Wir fahren weiter nach Amarante und besichtigen die Klosterkirche Sao Goncalo mit seiner berühmten Madonna. Ein lauschiger Ort, der wegen seiner „Pastetchen von den Klosterfrauen“ von Einheimischen und Touristen geliebt wird. Wir probieren natürlich auch und befinden sie für etwas zu süß, aber köstlich.
Unsere Reise führt uns weiter nach Peso da Regua ins Douro-Tal. Etwa 10 km vor unserem Ziel empfiehlt uns Luisa einen Fotostopp, den wir genießen: wir haben einen herrlichen Panorama-Blick ins Tal des Flusses Douro.
Wir fahren weiter zur Quinta de Tedo und erfahren alles über die Verarbeitung der Trauben zu Portwein. Es wird natürlich wieder gekostet. Und dann wieder so ein traumhafter Blick in das Tal von der Quinta aus. Beeindruckt von der Schönheit dieser Gegend im Norden fahren wir zu unserem Hotel Regua Douro. Erstklassig und großzügig, sauber wie immer - wir genießen es einfach. Das Abendessen findet heute im Panorama-Restaurant statt. Die Tische waren schon fürstlich gedeckt, liebevoll dekoriert und natürlich für unsere Eberhardt-Gruppe reserviert. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang werden wir mit regionalen Köstlichkeiten verwöhnt.

5. Tag 30.04.2010 Freitag Ausflug nach Viseu– Parque Nácional do Bucaco – Kloster Batalha

Wir packen wieder unsere Koffer und fahren durch die bergige Landschaft entlang vieler Euklyptushaine. Die Eukalyptusbäume liefern zwar wertvolle Rohstoffe für die Papier und Zellulose-Industrie, entziehen der übrigen Vegetation aber wertvolles Wasser und vermehren sich schnell. Wir erreichen Viseu, die kleine alte Bischofsstadt und Hauptstadt der Dao-Region. Luisa führt uns zum Zentrum zum Adro da Sé mit der Kathedrale aus grauem Granit. Im Innenraum bewundern wir ein einzigartiges manuelinisches Tauknoten-Gewölbe aus dem 16. Jhd. über romanischen Stützen. Die Renaissance-Arkaden im Kreuzgang wirken dagegen klassisch-antik. Wie immer erleuchten unsere Blitzlichter den Raum. So mancher Gast hat schon seine 500 Bilder auf dem Chip und wir haben noch so viel vor! Viseu ist auch ein Malerzentrum. Wir fahren weiter nach Luso. Der Weg ist gespickt mit Hinweisschildern, auf denen quietsch-vergnügte Schweinchen abgebildet sind (wenn die wüssten!). Wir befinden uns in der Region der Spanferkel-Spezialitäten und der Weinstraße da Bairrada. Nach unserer Mittagspause geht es weiter zum Nationalpark Bucaco. Bei unserem Fotostopp lichten wir Rhododendren, Azaleen, Farne, Callas und Lilien ab. Der Waldpark wurde Jahrhunderte lang von Mönchen gehütet. Im 17. Jhd. entstand hier ein Karmeliterkloster. Die Tapada do Bucaco war von einer Mauer umgeben. Nach päpstlichem Edikt durften weder Frauen diesen Bezirk betreten, noch durfte ein Baum gefällt werden. Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung ist das neo-manuelinische 5*-Palace-Hotel, das raumgreifend im Zentrum des parkähnlichen, 480 ha großen Waldes steht. Wir fahren weiter zum Kloster Batalha. „Batalha“ bedeutet „die Schlacht“ und ist Portugals Denkmal für den Sieg über die Spanier.
Der Anblick der Fassade lässt uns vor Ehrfurcht erstarren. Der Kirchenraum ist 88 m lang und 32 m hoch. Vom 14. bis zum 16. Jhd. baute man an dem Kloster Santa Maria da Vitória.Trotz oder gerade wegen der vielen verschiedenen Stilarten und der „Unvollendeten Kapellen“ ist dieses Bauwerk wunderschön. Wir begegnen hier wieder Joao I. und seiner englischen Gattin Filipa de Lencastre und ihren Kindern, darunter Heinrich der Seefahrer, denn die Gründerkapelle ist die Grablege der königlichen Dynastie von Avis. Beeindruckt fahren wir weiter nach Coimbra und richten uns in unserem schönen, gemütlichen Hotel „Dona Ines“ ein. Das Abendessen ist wieder stilvoll angerichtet und die Gäste lassen diesen weiteren wunderschönen Tag bei einem Gläschen Wein oder Bier ausklingen.

6. Tag 01.05.2010 Samstag Coimbra–Fátima–Nazaré–Óbidos–Lissabon

Unsere Koffer sind gepackt und nach dem Frühstück geht es weiter. Heute haben wir wieder ein Geburtstagskind, das wir im Bus hochleben lassen. Wir befinden uns in der Universitätsstadt Coimbra und beginnen an der Universität natürlich auch unsere Stadtbesichtigung.
Der Nachfolger Afonso Henriques, Dom Dinis, gründete sie 1290. Nach einigen Wechseln zwischen Lissabon und Coimbra fand sie im 16.Jhd. im Königspalast Joaos III. ihren ständigen Platz auf dem Hügel Alcácova. Vom Platz Pátio das Escolas, auf der auch die Statue König Joaos III. steht, hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt am Mondego. Wir betreten zuerst die Bibliothek Joanina und danken ihrem Gönner Joao V. So etwas Prunkvolles in Holz und den Farben Gold, Grün und Rot habe ich noch nie als Bibliothek gesehen. Man möchte selbst am liebsten Filzpantoffeln anziehen, wie es die Studenten früher taten. So viele wertvolle Bücher, die man schnellstmöglich kopieren, konservieren, irgendwie erhalten sollte. Diese Bibliothek ist ein „Must go“.
Wir besuchen auch die Sala dos Capelos. Sie befindet sich im Festsaal des manuelinischen Palastes und diente der feierlichen Zeugnisverleihung. Die Uni ist heute noch ein wesentliches geistiges Zentrum Portugals. Bei unserem weiteren Stadtrundgang, vorbei an den 2 wichtigsten Kirchen Sé Nova und Sé Velha, treffen wir auf die „Republiken“, die WG´s der Studenten von Coimbra - witzig und alternativ. Hier herrscht ein liberaler Geist, hier begann der Kampf gegen das Salazar-Regime und heute geraten wir in die Vorbereitung der 1. Mai-Feierlichkeiten. Aber wir wollen ja nach etwas Freizeit weiter nach Fátima, dem berühmten Wallfahrtsort. Wir erreichen den Ort vor Papst Benedikt XVI., der sich für den 13. Mai angekündigt hat- anlässlich des Wunders vom 13. Mai 1917. Den Kindern Lúcia, ihrem Cousin Francisco und dessen Schwester Jacinta erschien hier die Jungfrau Maria in einer Eiche. Die Vorbereitungen sind nicht zu übersehen - Porto, Fátima, Lissabon wird er besuchen. Der Andrang der Pilger und Besucher ist enorm und gleicht einem immer fort währenden Volksfest mit vielen Reliquien im Angebot. Nach Luisa`s Führung und einer kleinen Mittagspause fahren wir über das Vale Ourem, Quebrada, Aljubarrota, wo die alles entscheidende Schlacht gegen die Kastilier stattfand, über Lameira bis Nazaré und treffen unterwegs viele Pilger mit gelben oder orangenen, reflektierenden Westen, die diesen ganzen Weg bis Fátima zu Fuß zurücklegen. Der Badeort Nazaré verschlägt uns die Sprache. Eigentlich ist es ein alter Fischerort, deren Bewohner sich immer noch wegen ihrer Abstammung von den Phöniziern rühmen.
Oberhalb der 110 m hohen Steilküste im alten Ortsteil Sítio begegnen wir den tanzenden Marktfrauen in ihrer traditionellen Tracht mit 7 Röcken. Ja, sie sind sehr geschäftstüchtig und verkaufen allerlei Knabberzeug vom Land und aus dem Meer, Kuchen und Süßigkeiten. Uns interessiert der traumhafte Blick auf den verlockenden Sandstrand unterhalb der Steilküste mehr, deshalb fahren wir mit unserem Bus in den Badeort hinein, krempeln die Hosen hoch und baden unsere Füße im Atlantik. Einige Wellen begrüßen uns heftig und so mancher von uns hat nasse Hosenbeine. Egal - wir haben ja Sonne pur.
Am späten Nachmittag fahren wir weiter nach Óbidos. Der denkmalgeschützte Ort ist wirklich sehenswert, trotz des Kommerzes innerhalb der Burganlage. Kleine Gassen, die Pfarrkirche Santa Maria, viele hübsche Geschäfte, Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein. Ein gewaltiges Freilichttheater wurde am Ende der Gassen errichtet. Die Mutigen unserer Gruppe erwartet ein herrlicher Ausblick von der hohen Stadtmauer, die die Anlage umgibt und die Burg selbst ist jetzt eine chice Pousada - ein familiär geführtes Hotel. Voller neuer Eindrücke sitzen wir wieder in unserem Bus und fahren jetzt in die Hauptstadt Lisboa. Wir erreichen unser Hotel „Principe Lisboa“ gegen 19:45h und essen heute etwas später.

7. Tag 02.05.2010 Sonntag Stadtrundfahrt und Rundgang in Lissabon

Heute lernen wir die Hauptstadt am Tejo kennen. Pünktlich 9:00 Uhr fährt uns Pedro zu den Sehenswürdigkeiten. Aber überall kommen wir mit dem Bus nicht hin. Wir besichtigen die Kathedrale Sé und die Kirche Santo Antonio da Sé, wo wir erfahren, dass der Heilige Antonio Portugiese war, weshalb alle italienischen Reisegruppen durch diese Kirche geführt werden. Von der Terrasse Miradouro de Santa Luzia unterhalb des Castelos blicken wir auf die erwachende Stadt, denn es ist Sonntag und ruhiger als sonst. Wir spazieren durch die Alfama, die historische Altstadt, und finden viele Hinweise auf Fado am Abend. Da wir auch interessiert sind, kümmert sich Luisa sofort um Plätze für unsere Gruppe, denn 30 Gäste möchten das erleben. Pedro fährt uns weiter nach Bélem, das portugiesische Bethlehem.
Kutschenmuseum, Pastetchen probieren, Jéronimo-Kloster mit Kirche und Kreuzgang, Bélem-Turm und Entdecker-Denkmal. Luisa hat aber noch ein „Bonbon“ - das Alentejo-Haus, ein Kunst- und Kulturhaus, wo wir kurz einer Tanzveranstaltung beiwohnen. Hier wird gelebt. Es ist wunderbar anzusehen. Jetzt haben wir Freizeit. Unser Pedro nimmt am Rossio-Platz am Denkmal Pedro IV. die Gäste auf, die zurück ins Hotel möchten. Heute Abend gönnen wir uns einen Fado-Abend in der Altstadt. Nach dem Abendessen im Hotel fahren wir gemeinsam mit der Metro und der Seilbahn zum Lokal. Zwei Gitarristen, zwei Sängerinnen und einige folkloristische Tänzer gestalten ein abwechslungsreiches Programm. Aber am meisten begeistert mich Frederico Vinagre, der Saudades de Coimbra singt und anschließend an unseren Tisch kommt. Luisa macht uns bekannt, und ich erhalte für meine Begeisterung ein persönliches Autogramm auf der neuen CD. Nach einem gelungenen Abend - unsere Gäste würden gern noch bleiben - aber Luisa drängt. Es ist schon spät und sie will uns doch noch das Kneipenviertel und das Denkmal von Pessoa zeigen. Zufrieden und etwas müde erreichen wir um Mitternacht unser Hotel und fallen in den wohlverdienten Schlaf.

8. Tag 03.05.2010 Montag Ausflug nach Estoril–Cascais–Cabo da Roca–Sintra

Heute fahren wir aus Lissabon heraus, vorbei am Wald von Monsantes und der kleinsten Weinregion Portugals, Colares, vorbei am Nationalstadion Caxias und dem NATO-Sitz in Portugal nach Estoril und Cascais, einem wohlhabenden Fischerdorf.
Nach einer Fotopause führt uns unser Ausflug heute nach CABO DA ROCA, dem westlichsten Punkt Europas. Zum Glück haben viele Gäste meinen Rat befolgt, und sich windgeschützt gekleidet, denn hier weht eine ganz schön steife Brise. Einige von uns lassen sich offizielle bestätigen, dass sie hier waren, und halten stolz ein mit schwungvollen Lettern ausgestelltes Zertifikat in ihrer Hand. Weiter geht es vorbei an einer atemberaubenden Landschaft entlang der Steilküste Richtung SINTRA, wo wir nach einer Mittagspause den Königspalast besichtigen. Der Palácio Nacional wurde im 14. Jhd, begonnen und im manuelinischen Stil vollendet und war die Sommerresidenz portugiesischer Könige. Beeindruckend sind die Räume mit ihren kunstvoll geschnitzten Möbeln, viele mit wunderschönen Intarsien, und die Küche, aus der zwei riesige kegelförmige Schornsteine ragen. Nach einer schönen Rückfahrt erwartet uns wieder ein gemütliches Abendessen in unserem Hotel.

9.Tag 04.05.2010 Dienstag Weiterfahrt nach Évora und die Algarve

Nach Kofferpacken und Frühstück führt uns der Weg heute durch das Alentejo nach Évora und an die Algarve. Heute feiern wir wieder einen schönen Geburtstag, natürlich hat auch die letzte Portweinflasche gehalten und wird mit einem Ständchen überreicht. Wir verlassen Lisboa, fahren vorbei an dem gewaltigen EXPO-Gelände, das durch Großzügigkeit und moderne Architektur besticht, über die 17-km-lange Vasco-da-Gama-Brücke, durch das „Strohmeer“ ins Alentejo.
Nach ca. 2,5 Std. Fahrt mit Pause erreichen wir Évora. Die Stadt wurde von den Römern gegründet - daran erinnert noch der gewaltige Diana-Tempel, und von den Mauren zur Blüte gebracht. Sie wurde von Geraldo Sempavor zurückerobert und steht seit 1986 auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Wir besichtigen die Kathedrale, die Knochenkapelle und die Universität. Für den Königspalast und den schönen Park haben wir keine Zeit mehr, denn wir wollen noch an die Algarve.
Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel „Alfamar“, direkt an einem schönen Sandstrand am Atlantik. Wir freuen uns, denn die meisten Gäste haben ein Zimmer mit Meerblick. Wir treffen auf viele Sportgruppen, die hier residieren viele Olympiamannschaften, um sich auf ihre Qualifikationen und Meisterschaften vorzubereiten. Das Buffett lässt keine Wünsche offen und nach einem opulenten Abendessen spazieren wir noch am Strand entlang oder genießen den Ausblick auf das Meer vom Balkon aus.

10. Tag 05.05.2010 Mittwoch fakultativer Ausflug nach Lagos–Sagres–Cabo de Sao Vicente

Heute wollen wir auch noch den südwestlichsten Punkt Portugals besuchen. Luisa hat uns versprochen, dass wir hier „Die Letzte - sogar echte Thüringer - Bratwurst“ vor Amerika essen können. Das wollen wir genauer wissen. Fast alle kommen mit, obwohl dieser Ausflug nicht inkludiert ist. Das Land ist so schön und abwechslungsreich, dass wir einfach weiter neugierig sind, nichts verpassen möchten. Und es lohnt sich wieder! Nach einer kurzen Rast in Sagres fahren wir nach Cabo de Sao Vicente und sind wieder fasziniert von der Schönheit der Natur an der Steilküste. Auf dem Rückweg halten wir noch einmal kurz an der Festung Sagres, denn Luisa will uns diesmal Prospekte über die Flora der Gegend besorgen. Mit Prospekten in deutscher Sprache hat sie uns während der ganzen Reise versorgt. Ob das alles in den Koffer passen wird? Nachmittags will sie uns auch noch LAGOS zeigen. Hier erwarten uns die Bilder, die wir aus Katalogen von der Algarve kennen.
Wir möchten unbedingt eine Bootsfahrt durch die Grotten machen und Luisa klärt das ab, bevor sie uns die Stadt zeigt und von der dunklen Seite der portugiesischen Geschichte spricht, dem einstmals blühenden Sklavenhandel. Aber diese Küste hier lässt alles vergessen, wir sind wieder einmal beeindruckt und fahren wieder in unser Hotel bei Albufeira, wo uns kurz zuvor unsere so lieb gewonnene Reiseleiterin Luisa Cunha verlassen muss. Viele Gäste müssen sie einfach noch einmal drücken. Wir alle verabschieden uns dankbar, aber etwas wehmütig von ihr und wünschen ihr eine gute Heimreise nach Porto. Wir erreichen abends unser Hotel, wo uns wieder ein reichhaltiges Abendessen erwartet.

11. Tag 06.05.2010 Heute ist Freizeit

Es ist richtig ungewohnt, aber heute darf gefaulenzt werden. Einige Gäste sind nicht bereit dazu und unternehmen eine schöne Wanderung entlang der Steilküste - in alle möglichen Richtungen, wie sie mir später berichten. Es gibt auch einige mutige Gäste, die bei (noch) 18°C angebadet haben. Das Wasser war wunderbar, und aufgrund des Salzgehaltes schwimmt man sowieso alleine oben auf den Wellen des Atlantik. Und die Sonne hat uns die ganze Zeit lang begleitet. Leider heißt es langsam Abschied nehmen. 6 Gäste waren clever und haben sich bereits vorher eine Woche Badeverlängerung gesichert. Wir beneiden sie ein wenig und schwören, dass wir diese Variante das nächste Mal auch berücksichtigen werden!Und nach dem Abendessen gestaltet jeder seinen individuellen Abschiedsabend.

12. Tag 07.05.2010 Freitag Heimreise nach Leipzig

Nach dem Frühstück heißt es heute Koffer einladen und Check-out. Wir haben noch ein wenig Zeit für einen letzten Spaziergang entlang des Strandes oder der Küste. Pedro erzählt mir beim Mittagsimbiss, dass „die Aschewolke“ entlang der Westküste in den Süden Portugals zieht und wir starten doch gleich zum Flughafen FARO…
Wir beschließen, mit Hilfe unseres positiven Denkens zügig unsere Flugzeuge zu erreichen, was uns auch gelungen ist, obwohl sich der eine oder andere vielleicht doch insgeheim über eine kleine Badeverlängerung gefreut hätte… Luisa hätte gesagt: „Das machen wir alles, wenn Sie wieder kommen!“…
Ja, wir kommen gerne wieder! Adios Portugal!
Wir erreichen ziemlich pünktlich unser heutiges Ziel Leipzig, wo bereits alle Transfere mit ihren blauen Eberhardt-Schildern bereit stehen. Unser Zuhause hat uns wieder, aber mit vielen neuen Eindrücken und einer großen Begeisterung, wenn wir an diese schöne Reise zurück denken.
Obrigada Luisa, Obrigada Pedro, Obrigada liebe Gäste!
Es hat mich außerordentlich gefreut, Sie kennen gelernt zu haben!
Vielen Dank, dass ich Sie begleiten durfte! Immer wieder gerne.
Ihre Barbara Mihut

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