Reisebericht: Rundreise Portugal – von Nord bis Süd

19.09. – 30.09.2011, 12 Tage Rundreise Porto – Guimaraes – Braga – Douro–Tal – Viseu – Coimbra – Fatima – Obidos – Lissabon – Evora – Algarve – Faro


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In jedem portugiesischen Haus sind Brot und Wein auf dem Tisch! Das war unsere neue Lektion in unserem bewährten Portugiesisch-Kurs für Anfänger. Unsere Gewinnerin Peggy erhielt für die beste Aussprache eine Flasche Rotwein.
Portugal hat uns alle wieder einmal verzaubert. Die Landschaft und die Menschen begegneten uns wie immer in ihrer sprichwörtlichen Natürlichkeit. Von der Krise bemerkten wir als Touristen so gut wie gar nichts - bis auf die Sorge der Menschen, wie es weiter gehen wird. Doch das Land erwirtschaftet 75% seines BIP in der Tourismusbranche. Wir spüren das. Die Menschen winken unserem Bus zu und freuen sich, dass wir sie nicht im Stich lassen und weiter kommen. Warum auch nicht? Das Land hat viel zu bieten, wovon wir uns auf unserer Studienreise von Nord nach Süd überzeugen konnten.
Auf den Spuren der Seefahrer und der Geschichte Portugals beginnen wir unsere Reise in Porto
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag 19.09.2011 Montag Anreise Porto

23 Gäste begrüße ich am DB-Infopoint am Flughafen Halle/ Leipzig, 8 Gäste aus Berlin treffen wir am Flughafen Palma de Mallorca, um gemeinsam mit AirBerlin nach Porto zu fliegen.
Wenn wir kommen. ist der Himmel stets strahlend blau und der Atlantik begrüßt uns mit stürmischen Wellen.
Wie gewohnt werden wir bereits erwartet. Unser Chauffeur Pedro verstaut unser Gepäck und wir beginnen unsere Tour mit einem Extra: wir fahren über Matosinhos, vorbei am Hafen Leixoes bis zum Castelo, um erste Fotos vom Meer zu erhalten. Von hier aus könnten wir durch den beliebten Parque de Cidade gemütlich bis zu unserem Hotel laufen, aber wir genießen lieber unsere erste kleine Stadtrundfahrt.
Porto, die Metropole am „goldenen Fluss“, ist die Hauptstadt der Costa Verde. Die zweitgrößte Stadt Portugals und führende Geschäftsstadt zugleich. Das schwergewichtige Industriezentrum wird geprägt durch die Textil- und Lederindustrie sowie den Handel mit Portwein. Als man 1497 Vasco da Gama als Befehlshaber der portugiesischen Flotte erklärte, begannen hier in Porto die Entdeckungsreisen der Seefahrer, die Wohlstand und Ruhm nach Portugal brachten. Diesen Zeiten trauert man gern noch in Fado-Gesängen nach. Die Tripeiros, die stolzen Fischer von Porto, brachten den Seeleuten Fleisch, Fisch und Brot, um den Proviant für die lange Reise zu sichern. Sie schlachteten ihre Tiere und man sagte, ihnen blieben nur noch die Kutteln. Manche nennen die Portuenser noch heute „Kuttelesser“. Heute treffen sich allerdings die VIP´s von Porto lieber im „O Tripeiro“, um sich am einstigen Essen der armen Leute zu laben. Das echte Seemannsviertel Ribeira sieht heute etwas trostlos und verlassen aus, aber gleich daneben warten „Immobilien-Schnäppchenjäger“…
Glücklicherweise wurde Foz Velha, das historische Zentrum direkt am Fluss, 2002 vom portugiesischen Institut für das Architekturerbe unter Denkmalschutz gestellt.
Das Leben pulsiert dennoch in den engen Gassen unentwegt weiter oder entlang des Douro, wo Familien spazieren, Jogger und Radler unterwegs sind und Sonnenhungrige am Strand von Matosinhos relaxen.
Von den wohlhabenden Zeiten zeugen barocke Kirchen von Sao Francisco bis zur Igreja dos Clérigos mit dem mit 76 m höchsten Glockenturm des Landes. Wenn man die 250 Stufen überwindet, bietet sich ein unvergesslicher Anblick über Porto und Gaia, wo die „barcos rabelos“ verträumt auf dem Fluss liegen und an die guten alten Zeiten erinnern.
Wir freuen uns auf die morgige Stadtrundfahrt und erreichen unser Hotel „Tuela Porto“ um 18:00 Uhr, wo unser Check-in bereits bestens für uns vorbereitet ist. Nach dem gemeinsamen Abendessen vom Buffett können wir wählen zwischen Entspannung im gemütlichen Hotelzimmer oder Spannung im historischem Stadtzentrum, vielleicht bei einem Gläschen des berühmten und für Porto so typischen Portweins.

2. Tag 20.09.2011 Dienstag Porto

Unser Frühstück lässt keine Wünsche offen. Pünktlich erwarten uns Luisa und Pedro, denn heute wollen wir ihre Heimatstadt Porto und Vila Nova de Gaia kennen lernen.
Die Altstadt von Porto gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Porto zählt heute offiziell ca. 220 Tausend Einwohner, aber mit Gaia und dem angrenzenden Umland sind es sogar 1,5 Mio.
Der englische Name OPORTO stammt von o porto „der Hafen“ ab.
Die Griechen nannten den Handelsplatz kurz vor der Mündung des Douro in den Atlantik KALOS = schön und die Römer bezeichneten die alte Keltensiedlung als Portus Cale, bauten hier einen Hafen und verbesserten die Handelswege zwischen Lissabon und der Bischhofsstadt Braga. Am Südufer des goldenen Flusses wuchs die Stadt Cale, heute Vila Nova de Gaia.
Aus den Städten Porto und Cale wurde Portucale. Nach den Westgoten und Mauren fiel das Gebiet im 11. Jahrhundert unter christliche Herrschaft. Das Königreich León ehrte Heinrich von Burgund als erfolgreichen Kreuzfahrer und gewährte ihm 1096/97 das erbliche Lehen Portucale. Der Sohn von Teresa von Kastilien und Heinrich von Burgund wurde der erste König Portugals: Afonso I. Henriques, der 1130 seinen Kreuzzug ab Porto begann.
Er vertrieb die Mauren und vereinigte den Rest des befreiten Landes mit seiner Grafschaft Portucale und nannte sich fortan König von PORTUGAL.
Porto begegnet uns als Stadt im Aufbruch. Die quirlige, rastlose Hafenstadt zeugt vom Fleiß und dem Geschäftssinn der Portuenser. Die stolze Metropole des Nordens zeigt sich unbeeindruckt von der Krise. In Porto wird gearbeitet, das spürt man deutlich. Kräne und Baufahrzeuge prägen das Stadtbild. Wir haben manchmal das Gefühl, wir stehen im Weg. Dennoch sind wir herzlich willkommen.
1394 wird in Porto Heinrich der Seefahrer, Sohn des Königs Joaos I. und der Engländerin Filipa de Lencastre, geboren. Vom britischen Einfluss zeugen die Portweinkellereien. Viele Händler kamen und mit der Öffnung des britischen Marktes für portugiesische Portweine Anfang des 18. Jahrhunderts kamen auch die Weinhändler. Wir besuchen die Portweinkellerei SANDEMANN in Gaia und wissen jetzt, wie Apitiv schmeckt.
Luisa präsentiert uns ihre Stadt wieder von ihrer besten Seite. Die Bauten hier im Norden bestehen überwiegend aus Granit. Das Zentrum der Altstadt ist geprägt durch den italienischen Baumeister Niccolò Nasoni, dem die Stadt viele schöne Barockbauten zu verdanken hat. Wir besuchen kurz die berühmte Art-nouveau-Buchhandlung Lello & Irmao, passieren die Avenida dos Aliados mit dem Rathaus und dem 70-m hohen Glockenturm, sehen die Reiterstatue von Dom Pedro IV. an der Praca da Liberdade. In der Casa do Infante, dem vermutlichen Geburtshaus von Heinrich dem Seefahrer, befindet sich heute das Stadtarchiv.
Unweit davon erhebt sich der Börsenpalast Palácio da Bolsa, der nach wie vor die wirtschaftliche
Bedeutung der Stadt repräsentiert.
Einige von uns besuchen in ihrer Freizeit das Café Majestic, ein bildschönes Jugendstil-Kaffeehaus in der Rua Santa Catarina und den berühmten Bahnhof Sao Bento mit seinen riesigen Azulejo-Bildwänden. Luisa führt uns zum Bischofspalast und der Sé do Porto.
Vom Hügel Pena Ventos aus genießen wir den wunderschönen Blick auf die Stadt und den Douro, auf dem wir nachmittags eine Bootsfahrt machen.
Am Denkmal von Vimara Peres, der im Jahre 968 die Stadt von den Mauren zurück eroberte, endet unsere Stadtrundfahrt in Porto und wir fahren „rüber“ nach Gaia, um leckeren Portwein zu kosten.
Nach der Douro-Fahrt und Freizeit haben wir beim gemeinsamen Abendessen genügend Zeit, unsere ersten Eindrücke auszutauschen.

3. Tag 21.09.2011 Mittwoch  Guimaraes – Bom Jesus – Braga

Heute fahren wir ins Minho, in die Region, die dreimal grün ist: die Landschaft, die Suppe und der Wein. Unser Ziel ist zunächst Guimaraes, die „Wiege Portugals“, aqui nasceu Portugal. Und der König!
Wir passieren viele Baustellen, denn die Stadt wird herausgeputzt. Sie wird ab 01.01.2012 Weltkulturhauptstadt. Die Burganlage und die Stadtmauer erinnern an die Schutzpatronin der Stadt Mumadona Diaz, die im 9. Jahrhundert das Kloster schützen wollte. Aber auch die Herzöge von Braganca residierten im 15. Jahrhundert hier. Der Palast des ersten Herzogs von Braganca wurde unter der Diktatur von Salazar zum Präsidentenpalast umgebaut.
In der romanischen Kapelle Sao Miguel do Castelo, in der der König Afonso I. Henriques getauft wurde, erzählt uns Luisa von der wahren und der mystischen Geschichte ihres Königs. Anschließend zeigt sie uns weitere Facetten der hübschen Stadt rund um den Olivenbaumplatz, die auch zum längeren Verweilen einlädt.
Wir möchten aber auch noch Bom Jesus do Monte besuchen. Den Wallfahrtsort erkennt man an seinem
wunderschönen barocken Treppenaufgang. Luisa zeigt uns die Kirche und die Brunnen. Sie symbolisieren die vier menschlichen Sinne: ihr Wasser sprudelt aus Augen, Ohren, Nase und Mund. Weiter oben befindet sich die Treppe der drei Tugenden „Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe“. Der Blick auf das Minho und Braga ist atemberaubend!
Eine Fahrt mit der alten Standseilbahn von 1882, die mit Wasser betrieben wird, lässt uns staunen und bringt uns zu unserem Bus, mit dem wir weiter nach Braga fahren.
Die Stadt bezeichnet sich selbst als das portugiesische Rom. Hier bekehrte der römische Bischof Sankt Martin von Braga die eingefallenen Germanen, den Stamm der Sueben, zum Christentum. Die portugiesischen Erzbischöfe residierten hier ab dem 12. Jahrhundert.
Wir machen eine Mittagspause in der chicen Innenstadt am Rossio da Sé, spazieren duch den Jardím de Santa Bárbara und anschließend erzählt uns Luisa alles über die Sé - die Kathedrale von Braga, den ehemaligen Bischofpalast und führt uns zum Arco da Porta Nova, wo uns der Bus wieder aufnimmt. Wir freuen uns auf etwas Freizeit und unser wohlverdientes, leckeres Abendessen.

4. Tag 22.09.2011 Donnerstag  Amarante – Peso da Regua im Douro–Tal

Vorbei an Korkeichen, Eukalyptusbäumen, Kiefern und Platanen erreichen wir Amarante und besichtigen
die Klosterkirche Sao Goncalo mit seiner berühmten Madonna. Der gemütliche Ort wurde auch wegen seiner „Pastetchen von den Klosterfrauen“ berühmt. Wir probieren „Engelsbrüstchen“ und „Nonnenbäuche“ und befinden die Leckereien für etwas zu süß, aber köstlich.
Unsere Reise führt uns weiter nach Peso da Regua. Bei einem Fotostopp präsentiert uns Luisa stolz den wunderschönen Ausblick auf das Douro-Tal. Wir verstehen jetzt, warum der Douro auch als der „Goldene Fluss“ bezeichnet wird. Im Hotel Regua Douro werden wir wieder professionell erwartet und können dadurch mehr Freizeit genießen.
Mit der Bahn geht es am Nachmittag nach Regua Pinhao und von hier aus weiter mit dem Bus zur Quinta do Tedo. Direkt beim Erzeuger erfahren wir von Carlos alles über die Verarbeitung der Trauben zu Portwein.
Auf die erneute Portweinverkostung freuen sich alle sehr - schließlich wollen wir ja ganz gerecht „vergleichen“.
Auch von der Quinta aus lassen wir unseren Blick über das Tal schweifen. Die Schönheit dieser Gegend im Norden verzaubert uns gänzlich. Glücklich und zufrieden fahren wir zurück zu unserem Hotel „Regua Douro“, wo wir im Panorama-Restaurant erstklassig dinieren.

5. Tag 23.09.2011 Freitag  Viseu– Parque Nácional do Bucaco – Coimbra

Heute geht es weiter entlang vieler Eukalyptushaine. Diese Bäume liefern wertvolle Rohstoffe für die Papier und Zellulose-Industrie, entziehen der übrigen Vegetation aber wertvolles Wasser und vermehren sich schnell. Die kraftvolle Natur nimmt davon kaum Notiz.
Wir erreichen Viseu, die kleine alte Bischofsstadt und Hauptstadt der Dao-Region. Luisa führt uns durch den quirligen Ort zum Adro da Sé mit dem Bischhofspalast und der Kathedrale aus grauem Granit. Typisch ist hier das einzigartige manuelinische Tauknoten-Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert über romanischen Stützen. Die Renaissance-Arkaden im Kreuzgang wirken dagegen klassisch-antik. Viseu ist auch bekannt durch die Malschule, die der Künstler Vasco Fernandes ins Leben rief.
Nach vielen neuen Impressionen fahren wir weiter nach Luso in die Region der Spanferkel-Spezialitäten und der Weinstraße da Bairrada. Das Quellwasser von Luso zieht außerdem viele Kurgäste an.
Wir genießen nur ein Süppchen oder Toast, bevor es weiter zum Nationalpark Bucaco geht. Im Parque de Merendas treffen wir auf Rhododendren, Azaleen, Farne, Callas und Lilien, die wir im April noch blühend sehen konnten. Dennoch ist dieser Park wunderschön. Vom 6. bis zum 16. Jahrhundert existierte hier ein
Benediktinerkloster, bis der Bischof von Coimbra den Wald einem Karmeliterorden schenkte. Die Tapada do Bucaco war von einer Mauer umgeben. Nach päpstlichem Edikt durften weder Frauen diesen Bezirk betreten, noch durfte ein Baum gefällt werden. Die Seefahrer brachten aus aller Welt Stecklinge mit, die von den Mönchen gehegt und gepflegt wurden und sich zu einem beachtlichen Baumbestand von über 700 verschiedenen Arten auf einem Gebiet von 480 ha entwickelten. Das Erdbeben von 1755 und die Säkularisierung von 1834 führten zum Niedergang der Karmeliter in Portugal. Der Orden wanderte nach Brasilien aus. Der Wald wurde zum Nationalpark.
Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung ist das neo-manuelinische 5*-Palace-Hotel. König Carlos machte aus dem Palast ein Hotel, das heute zu einer staatlichen Luxus-Hotelkette gehört.
Am Nachmittag fahren wir weiter in die Universitätsstadt Coimbra, die aus 2 römischen Städten entstand. Im 5. Jahrhundert besetzten die Germanen Conimbriga, Coimbra entwickelte sich und blieb bis zur Eroberung im 11.Jahrhundert durch König León maurisch. Vom 12. bis 15. Jahrhundert war hier der Sitz der Königsfamilie.
Der Nachfolger Afonso I. Henriques, Dom Dinis, gründete 1290 die Universität. Nach einigen Wechseln zwischen Lissabon und Coimbra fand die Universität im 16.Jahrhundert im Königspalast Joaos III. ihren ständigen Platz auf dem Hügel Alcácova. Der Platz Pátio das Escolas, auf der auch die Statue König Joaos III. steht, ist gerade eine Baustelle, die uns den herrlichen Blick auf die Stadt am Mondego versperrt.
Die Bibliothek Joanina, die der König Joao V. für seine Frau, die Erzherzogin Maria Anna von Österreich, errichten ließ, ist von unsagbarer Schönheit. Wir besuchen auch die Kapelle S. Miguel sowie die Sala dos Capelos im Festsaal und Sala do Exame Privado des manuelinischen Palastes.
Vorbei an den 2 wichtigsten Kirchen Sé Nova und Sé Velha, entlang der „Republiken“, den WG´s der Studenten von Coimbra, gelangen wir an das Al Medina Tor, das an die maurische Zeit Coimbras erinnert. In unserer Freizeit suchen wir nach Postkarten, Souvenirs und CD’s mit dem unverwechselbaren Studenten-Fado-Gesang.
Unser Hotel „Dona Ines“ lässt wieder keine Wünsche offen.

6. Tag 24.09.2011 Samstag Fátima–Nazaré–Óbidos–Lissabon

Heute lernen wir den Wallfahrtsort Fátima kennen. Das Santuário de Fátima wurde durch die 3 Kinder
Lúcia, ihrem Cousin Francisco und dessen Schwester Jacinta berühmt. Ihnen erschien am 13. Mai 1917 die Jungfrau Maria in einer Eiche und der Überlieferung nach wiederholte sich dieses Wunder mehrmals. Der Ort ist heute eine Station der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela und lockt auch viele Touristen wie uns an.
Wir fahren weiter zum beeindruckenden Kloster Batalha. „Batalha“ bedeutet „die Schlacht“ und ist Portugals Denkmal für den Sieg über die Spanier. Joao I. begründete mit diesem Bau seine Königsdynastie Avis neu. Vor der gewaltigen Fassade des Klosters steht die Reiterstatue des siegreichen Feldherrn Nuno Álvares Pereira.
Der Kirchenraum ist 88 m lang und 32 m hoch. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert baute man an dem Kloster Santa Maria da Vitória.
Trotz oder gerade wegen der vielen verschiedenen Stilarten und der „Unvollendeten Kapellen“ ist dieses Bauwerk wunderschön. Eine Wachablösung erinnert an die unbekannten portugiesischen Soldaten des I.Weltkrieges, der wir beiwohnen und die für uns sehr ungewöhnlich ist.
Wir begegnen hier im Kloster wieder Joao I. und seiner englischen Gattin Filipa de Lencastre und ihren Kindern, darunter Heinrich der Seefahrer, denn die Gründerkapelle ist die Grablege der königlichen Dynastie von Avis.
Beeindruckt fahren wir weiter nach Nazaré. Wunderschöne lange Sandstrände und kräftige Atlantik-Wellen lassen unsere Seele baumeln. Der Ort hat sich von einem armen Fischerdorf in ein lebhaftes Seebad verwandelt. Der September ist der ideale Zeitpunkt für einen Badeurlaub, da die meisten Reisenden schon wieder zu Hause sind. Wir genießen frischen Fisch in einem landestypischen Restaurant, mit dem wir äußerst zufrieden sind.
Im alten Ortsteil Sítio oberhalb der 110 m hohen Steilküste begegnen wir den tanzenden Marktfrauen in ihrer traditionellen Tracht mit 7 Röcken, die sie uns gern zeigen und lachen. Ihre Art von Marketing, denn sie verkaufen allerlei Knabberzeug vom Land und aus dem Meer, Kuchen und Süßigkeiten.
Am späten Nachmittag fahren wir weiter nach Óbidos, in die zauberhafte Stadt, die die Heilige Isabel von ihrem Gatten als Hochzeitsgeschenk bekam. Der denkmalgeschützte Ort ist wirklich sehenswert. In den Geschäften dürfen nur Kunstgewerbe und Handarbeiten angeboten werden, kein Kitsch, was wir als sehr wohltuend empfinden. Kleine Gassen, die Pfarrkirche Santa Maria, viele hübsche Geschäfte, Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein. Die Burg selbst innerhalb der Stadtmauern ist jetzt eine vornehme Pousada.
Vorbei an vielen Windmühlen bzw. deren Überresten erreichen wir am Abend die Hauptstadt Lissabon. Wir checken ein in unser Hotel „Principe Lisboa“ und essen ausnahmsweise etwas später.

7. Tag 25.09.2011 Sonntag Stadtrundfahrt und Rundgang in Lissabon

Heute lernen wir die Hauptstadt Lisboa kennen. Wir beginnen unsere Tour am Parque Eduardo VII. und genießen den Blick bis hinunter zum Tejo. Weiter geht es vorbei am Denkmal von Pombal, Avenida de Liberdade, Handelsplatz mit der Statue von König Josef bis zur Kathedrale. Wir besichtigen die Sé und die Kirche Santo Antonio da Sé, wo Luisa wieder betont, dass der Heilige Antonio Portugiese war. Nun verstehen wir auch, warum alle italienischen Reisegruppen durch diese Kirche geführt werden.
Von der Terrasse Miradouro de Santa Luzia unterhalb des Castelos blicken wir auf diese wunderbare Stadt. Zurück geht es über die Treppen durch die engen Gassen der Alfama, die historische Altstadt. Pedro fährt uns weiter nach Bélem, das portugiesische Bethlehem.
Luisa führt uns geschickt durch das Hieronymus-Kloster mit Kirche, dem wohl schönsten Kreuzgang überhaupt und zeigt uns die Marmor-Gräber von Camoes und Vasco da Gama. Weiter geht unsere Entdeckungsreise zum Bélem-Turm und zum Entdecker-Denkmal.
Luisa berichtete vom schweren Erdbeben 1755. Marquis de Pombal baute die Stadt neu auf, erneuerte die Universität, legte den Park an und erließ 1756 das Portwein-Gesetz, das für die wirtschaftliche Bedeutung des Portweins für Portugal richtungsweisend war.
Am Rossio-Platz beginnen wir unsere Freizeit und treffen uns am Abend alle wieder im Hotel beim Abendessen.

8. Tag 26.09.2011 Montag Ausflug nach Éstoril–Cascais–Cabo da Roca–Sintra

Unser heutiger Ausflug ist wieder ein Highlight! Vorbei an Bélem passieren wir den Wald von Monsanto, das Nationalstadion Caxias, den NATO-Sitz in Portugal und gelangen nach Estoril, wo Pedro für uns eine Runde um das berühmte Casino fährt. Luisa schwärmt uns vor, wie gut man hier essen kann. Cascais ist schon lange kein armes Fischerdorf mehr, sondern hat sich zu einem wohlhabenden Ort mit einem schönen Castelo, das an alte Zeiten erinnert, gemausert.
Nach einem Zwischenstopp führt uns unser Ausflug weiter nach Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Einige Gäste lassen sich offiziell bestätigen, dass sie hier waren und halten stolz ein mit schwungvollen Lettern ausgestelltes Zertifikat in den Händen.
Entlang der atemberaubenden, wilden Küste fahren wir ins Land, vorbei an der kleinsten Weinregion Colares nach Sintra, wo bereits Lord Byron und William Beckford weilten.
Nach einer Mittagspause führt uns Luisa durch den Königspalast, dessen Pracht uns begeistert. Der Palácio Nacional wurde im 14. Jahrhundert begonnen und im manuelinischen Stil vollendet. Die Sommerresidenz portugiesischer Könige verfügt über beeindruckende Räume, ausgestattet mit kunstvoll geschnitzten Möbeln, mit wunderschönen Intarsien und avantgardistischen Ideen wie dem zusammenklappbaren Gästebett, das wie ein bequemes Sitzmöbel aussieht. Wertvolle Gemälde, Teppiche und Azuleijos zieren die Wände.
Die Küche erscheint perfekt durchdacht, mit Räucherofen und viel nützlichem Gerät. Zwei riesige kegelförmige Schornsteine ragen in den Himmel und sind heute das Wahrzeichen der Stadt.
Nach einer schönen, entspannten Rückfahrt beeilen wir uns mit dem Abendessen, denn heute wollen wir zum Fado in die Alfama, die wir per Metro erreichen. Unser Programm bietet eine Mischung aus Fado und Folklore aus verschiedenen Regionen Portugals, die wir bis auf das Alentejo schon kennen gelernt haben. Das wird unsere nächste Tour.

9.Tag 27.09.2011 Dienstag Weiterfahrt nach Évora und die Algarve

Nach Kofferpacken und Frühstück führt uns der Weg heute durch das Alentejo nach Évora und an die Algarve. Luisa hat sich ein Bonbon für uns ausgedacht: wir besuchen die Kachelwerkstatt Sao Simao Arte. In fachmännischer Handarbeit werden hier wunderschöne Azuleijos hergestellt, was wir beobachten können.
Luisa hat aber noch eine außerplanmäßige Überraschung für uns: wir fahren anschließend zum portugiesischen Stonehenge nach Cromeleque dos Almendres. Hier stehen fast 100 tonnenartige Menhire aus dem Übergang von der Stein- zur Kupferzeit in einem Steinoval in Form einer Acht und bilden einen megalithischen Komplex. Sie wurden erst 1966 zufällig von Henrique Leonor Pina entdeckt. Bei Feldarbeiten in der Nähe des Dorfes Guadalupe stieß er auf diese Steine, die größtenteils umgefallen und durcheinander platziert waren. Seine Zweckbestimmung ist noch ungewiss. Man vermutet ein primitives astronomisches Observatorium oder eine religiöse Bestimmung.
Eine halbe Stunde später erreichen wir Évora. Die Stadt wurde von den Römern gegründet. Der gewaltige Diana-Tempel ist von allen Zeugnissen römischer Kultur auf der Iberischen Halbinsel am besten erhalten. Die Mauren brachten Évora zur Blüte. Die Stadt wurde von Geraldo Sempavor zurückerobert und steht seit 1986 auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Die Stadtanlage mit der Kathedrale, der Capela dos Ossos und die schöne Universität aus dem 16. Jahrhundert haben die Zeiten des Niedergangs nahezu unbeschadet überstanden. Im Park um den ehemaligen Königspalast treffen wir auf Studenten, die die
Anfänger „quälen“ dürfen. Wir wollen aber doch lieber weiter Richtung Algarve fahren und verabschieden uns auch vom Aquädukt des „Silbernen Wassers“.
Pedro bringt uns wie gewohnt sicher und zielstrebig zu unserem Hotel und muss sich nun von uns allen verabschieden. Morgen fährt uns Verissimo von der Algarve, der bestimmt viele schöne Schleichwege kennt.
Am Abend erreichen wir unser 4*Hotel „Alfamar“, direkt an einem schönen Sandstrand am Atlantik. Unsere Gäste haben ein Zimmer mit Meerblick und einem schönen Balkon, der zum Entspannen einlädt. Unser Abendessen verläuft ab heute individuell, denn ein reichhaltiges Buffett lässt keine Wünsche offen. Wir genießen noch lange das Rauschen der Wellen.

10. Tag 28.09.2011 Mittwoch fakultativer Ausflug nach Lagos–Sagres–Cabo de Sao Vicente

Alle 31 Gäste möchten heute noch den südwestlichsten Punkt Portugals besuchen. Luisa hat bereits „Die Letzte Bratwurst vor Amerika“ angepriesen. Vorbei an Portimao gelangen wir zum Cabo de Sao Vicente und sind ein weiteres Mal fasziniert von der Schönheit der Natur an der Steilküste.
Auf dem Rückweg halten wir noch einmal kurz an der Festung Sagres, denn Luisa will uns Prospekte über die Flora der Gegend besorgen. Verissimo fährt uns zum Hafen von Baleeira und bietet uns beste Lagen für Fotostopps.
Nein, das war noch nicht alles. Wir fahren nun nach Lagos. Palmen, Strand, Yachthafen. Urlaub pur! Leider ist heute keine Bootsfahrt durch die Grotten möglich, denn die Wellen des Atlantiks sind zu kräftig und gefährlich für die wendigen Boote. Luisa zeigt uns die Stadt, beginnend am Denkmal von Heinrich dem Seefahrer, vorbei an der Delegacao da Alfândega, ein Zeugnis der dunklen Seite der portugiesischen Geschichte, denn hier wurden erstmals Sklaven verkauft. Daneben stehen als steinerne Zeugen die Igreja de Santo Antonio und unweit die Kirche Santa Maria. Nach unserer Freizeit in diesem gemütlichen Ort fahren wir wieder zurück zum Hotel. Unser Rückweg gestaltet sich sehr unterhaltsam. Viel zu spät erkennen wir, welche musischen Talente in uns schlummern, denn Luisa lässt nicht locker.
Und siehe da, wir singen deutsche Volkslieder, ganz hervorragend, nur mit den Texten hapert es gewaltig. Na ja, wir bleiben eben das Volk der ersten Strophe… Luisa und Verissimo sind trotzdem begeistert und fordern vehement Zugaben unseres Zufallchores. Dann prüft Luisa die Aussprache unseres zu übenden
portugiesischen Satzes. Unsere Jüngste zeigt uns allen, was in ihr steckt und gewinnt den ersten Preis, die Flasche Rotwein. Nochmals herzlichen Glückwunsch, Peggy! Nun muss ich meines traurigen Amtes walten und auch Luisa verabschieden, die zurück nach Porto muss. Sie wird rührend und herzlich von uns allen verabschiedet: Luisa, Du warst Spitze, Obrigada! Sie wird uns fehlen, denn wir waren alle zusammen ein tolles Team! Verissimo wird noch bei uns bleiben, denn er muss uns zum Flughafen transferieren.
Nun habe ich ja auch noch eine Überraschung für unsere lieben Gäste. Als ich etwas im Bus verrate, will niemand mehr warten und ich hole flink unser Eberhardt-Dankeschön: WOW: jeder erhält als Andenken an diese Traumreise eine handgefertigte Kachel aus der Werkstatt, die wir besucht haben. Ich freue mich auch, denn die Überraschung war ein Volltreffer!
Nach unserem exzellenten Abendessen erwartet uns ein schöner Abend und ein freier Tag.

11. Tag 29.09.2011 Heute ist Freizeit

Heute klingelt kein Wecker, denn wir haben Freizeit. Sonne, Strand und Meeresrauschen laden zum Entspannen und Träumen ein, denn wir haben viele wunderbare Bilder im Kopf, die wir erst einmal verarbeiten müssen. Das Wasser war wunderbar, aber leider war das Meer ziemlich stürmisch. Die Sonne entschädigt uns, sie strahlt für diese Jahreszeit ganz nach unserem Geschmack.
Nach dem Abendessen sitzen wir in gemütlicher Eberhardt-Runde bei Life-Musik vor der Hotelbar im Freien. Ich würde einschätzen, wir waren die Lustigsten und Zufriedensten. Egal. Wir hatten viel Spaß und hoffen, noch viele schöne Reisen zu machen.

12. Tag 30.09.2011 Freitag Heimreise

Nach dem Frühstück heißt es heute Koffer einladen und Check-out.
Zuerst fliegen unsere „Berliner“, später die „Leipziger“. Verissimo und ich transferieren unsere Gäste vergnügt nach Faro. Zurück geht es auf meinen Wunsch bei portugiesischer Musik. Mit den Leipzigern fliege ich ja sowieso über Palma de Mallorca, wo schlechtes Wetter ist. Das hatten wir z.B. überhaupt nicht während der gesamten Reise! In Leipzig stehen alle Transfers mit ihren blauen Eberhardt-Schildern wie immer bereit. Super! Ich habe ca. 2 h Zeit, unserem Chauffeur von unserer wundervollen Reise vorzuschwärmen!
Obrigada Luisa, Obrigada Pedro, Obrigada Victor und Verissimo.
Obrigada liebe Gäste, Sie waren wunderbar! Immer wieder gerne!!
Vielen Dank, dass ich Sie begleiten durfte!
Ihre Barbara Mihut

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