Reisebericht: Porto und Lissabon – Städtereise Portugal

18.09. – 25.09.2022, 9 Tage Rundreise Porto – Guimaraes – Bom Jesus – Braga – Aveiro – Kloster Batalha – Nazare – Obidos – Lissabon – Cascais – Estoril – Cabo da Roca – Sintra


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Seit einigen Tagen ist es herbstlich kühl in Deutschland und regnet ununterbrochen. Was liegt also näher, als den Sommer im schönen Portugal noch etwas zu verlängern? Wir freuen uns auf die zwei bezaubernden Städte Porto und Lissabon, auf den Douro und den Tejo, die melancholischen Klänge des Fado, die Genüsse des Portweins und des leichten Vinho Verde. Voller Erwartung werden wir die zwei lebendigen Städte dieses kleinen Landes am Atlantik besuchen und die Hoffnung auf Sonnenstrahlen und Wärme ist groß ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise

Für die meisten Gäste endet die Nacht heute sehr früh, sternförmig bewegen wir uns alle auf Frankfurt zu und treffen dort mit Simone, der Reisebegleiterin zusammen.

Gemeinsam fliegen wir nach Porto und sind schon zur Mittagszeit im Hotel Black Tulip angekommen. Isabel, unsere örtliche Reiseleiterin empfängt uns herzlich und gibt uns auf der Fahrt zum Hotel die ersten Tipps. Da unser Hotel an der Straßenbahnhaltestelle liegt, kann man den Nachmittag bereits für erste Erkundungen um die berühmte Ponte Dom Luis I., die Fachwerk-Bogenbrücke über den Douro nutzen. Sie verbindet Vila Nova de Gaia, wo sich unser Hotel befindet mit Porto, dem alten Teil der Stadt auf der anderen Flußseite.

Am Nachmittag treffen auch die Gäste ein, die von Dresden abgeflogen sind und unsere Gruppe ist nun mit 16 Personen komplett. Isabel empfängt uns alle gemeinsam abends im Foyer. Sie stellt uns kurz unsere Reise vor und schon ist es Zeit für das erste gemeinsame Abendessen. Das genießen wir auf der Dachterrasse im 10. Stock unseres Hotels mit einem tollen Ausblick auf die Stadt.

Wir sind sehr gespannt auf unseren Stadtrundgang morgen ...

Stadtrundfahrt und Spaziergang durch Porto

Ausgeschlafen und erholt von den Strapazen der Anreise frühstücken wir hoch über den Dächern von Gaia. Danach machen wir uns auf den Weg zur Mündung des Douro Flusses in den Ozean. Isabel berichtet uns viel Wissenswertes über die Geschichte des kleinen Landes Portugal und der Siedlung Matosinhos in der Region Norte. Etwa 10 Kilometer nordwestlich von Porto liegt dieses kleine Städtchen am Atlantik. Seit dem 16. Jahrhundert befindet sich hier ein bekannter Wallfahrtsort. Heutzutage kommen hier am großen Hafen die Kreuzfahrtschiffe an.

Wir machen mehrere Fotostopps am Atlantik. Hier fließt der Douro, die Lebensader von Porto, ins Meer.

Anschließend begeben wir uns in die Altstadt von Porto, auch Ribeira genannt. Unser Spaziergang beginnt am Torre dos Clérigos, dem von Nicolau Nason errichteten Wahrzeichen der Stadt. Um den Turm herum sehen wir Straßencafés und im Casa Oriental schlägt den Damen der Gruppe das Herz höher beim Anblick der unzähligen bunten Sardinendosen, für die man stattliche 10 EUR ausgeben kann. Aber der Anblick ist einfach zu schön und solch ein Souvenir ist bei den Daheimgebliebenen beliebt.

Unweit des Turmes befindet sich die Igreja do Carmo, eine Barockkirche mit berühmter gefliester Seitenfassade und Portos berühmteste Buchhandlung, die Livraria Lello. Vor dieser Buchhandlung steht eine riesige Schlange von Schaulustigen, die 5 Euro Eintritt zahlen, um in diesen Laden hineinschauen zu dürfen. Das verstehen nur richtige Harry Potter Fans. Man sagt, daß die Autorin hier ihre Inspiration für den Roman bekommen haben soll.

Wir spazieren weiter durch die Gassen der unter UNESCO Weltkulturerbe stehenden Altstadt. Das Viertel am Ufer des Douro hat sich mittlerweile zum angesagten Magneten für Gäste aus aller Welt entwickelt. Das war nicht immer so. Es ist noch nicht lange her, da lebten hier arme Fischer und einfache Leute. Die Häuser waren sehr verfallen und teilweise verwahrlost und noch heute ist der Sanierungsbedarf groß. An jeder Ecke sehen wir Baustellen.

Ribera, wie das Altstadt Viertel auch genannt wird, liegt an der Mündung des Douro Flusses und windet sich in engen Gassen Hügel auf- und abwärts. Hoch oben über den Dächern thront die Kathedrale von Porto, der wir ebenfalls einen Besuch abstatten. Diese barocke Bischofskirche liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt. Innen ist sie prunkvoll mit etlichen Kacheln und viel Gold ausgestattet worden.

Ein weiteres Highlight ist die Bogenbrücke Ponte Luis I., die die historische Altstadt mit dem benachbarten Viertel Vila Nova de Gaia verbindet. Nahezu 390 Meter lang ist dieses Bauwerk, welches 1886 freigegeben wurde. Auf ihr kann man von Autos ungestört über den Douro flanieren und die wunderbare Aussicht über die Stadt und die am Ufer von Gaia liegenden Portweinhersteller genießen.

Es ist bereits früher Nachmittag, wir sind geschafft vom Auf und Ab und den vielen Eindrücken und wollen eine Mittagspause am Fluß genießen und im Anschluß daran nach eigenem Gusto durch die verwinkelten Gassen spazieren.

Erst am Abend treffen wir uns alle wieder und fahren erneut nach Ribeira, um in einem Traditionsrestaurant zu Abend zu essen. Unterhalb der Ponte Dom Luis ist viel los, alle Restaurants sind voll besetzt, am Ufer spielen unzählige Straßenmusiker, es ist warm genug zum draußen Sitzen und wir genießen die Athmosphäre bei Abendbeleuchtung, leckerem Essen und dem guten Wein aus dem Dourotal in vollen Zügen. Eigentlich wollen wir noch gar nicht gehen, als Isabel uns die morgigen Abfahrtszeiten sagt, aber wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören.

Wir freuen uns riesig auf unsere Bootsfahrt morgen und die Portweinverkostung, aber jetzt heißt es: Boa Noite

Bootsfahrt auf dem Douro, Portweinverkostung

Nach dem Frühstück und einem glutroten Sonnenaufgang fahren wir wieder zu der Stelle am Douro zurück, wo wir gestern zu Abend gegessen haben. Dort wartet schon unser Boot auf uns. Simone hat bei einer nahe gelegenen Bäckerei Pasteis de nata, die typische portugiesische Leckerei bestellt und wir genießen sie auf dem Boot mit grandiosem Ausblick.
Schon starten wir in der Nähe der Pont Luis I., fahren vorbei an der bezaubernden Kulisse der Altstadt von Porto durch die verschiedenen Brücken hindurch in Richtung des Atlantik. Dort wenden wir und fahren zurück. Das Wetter ist traumhaft, die Sonne gibt ihr bestes und strahlt aus azurblauem Himmel. So können wir alle auf dem Außendeck das Panorama dieser charmanten Stadt am Douro genießen.

Nach einer knappen Stunde legen wir am gegenüberliegenden Flußufer in Gaia wieder an und spazieren vorbei an etlichen Portweinherstellern, von denen die meisten wohl Sandemann kennen. Ein wenig später kehren wir beim Familienunternehmen Rozes ein und werden gleich in den Keller mit den beeindruckend großen Fässern geführt, wo die gutenTropfen lagern.

Portwein ist ein roter oder weißer Süßwein aus der Region Alto Douro im gleichnamigen Tal von Portugal. Seinen Namen erhielt er allerdings einstmals von der Hafenstadt Porto. Hierher wurde er traditionell nach seiner Herstellung, Reifung und Lagerung über den Douro flußabwärts verschifft. Je nach der Qualität und den Anlagen der Rebsorten wird er nach verschiedenen Verfahren ausgebaut, woraus sich dann unterschiedliche Stile, Reifegrade und Qualitätsstufen ergeben. Die Königsklasse unter den Portos ist der sogenannte Vintage Port. In einem herausragenden Jahrgang kann dieser Porto einer der geschmacklich vielfältigsten und langlebigsten Weine der Welt sein und Kenner zahlen für Flaschen bestimmter Jahrgänge nicht selten fünfstellige Beträge.

Bereits in der Antike wurden im Gebiet des heutigen Portugal Trauben angebaut. Die Römer, die im zweiten Jahrhundert v. Chr. kamen, betrieben bereits an den Ufern des Douros Weinanbau und zwar genau dort, wo heute der Portwein entsteht.

In der Blütezeit nach Gründung des Königreiches Portugal im Jahre 1143 wurde Wein zum wichtigsten Exportgut. So wie wir heute Portwein kennen, entstand er allerdings erst deutlich später, nämlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Alle Portweine müssen aus den alteingesessenen Trauben des Douro Tales stammen. Die ersten Schritte bei der Herstellung gleichen der Weinherstellung. Die Trauben durchlaufen anfangs eine ähnliche Maischegärung wie die klassischen Rotweine, mit dem Unterschied, daß Farbe und Aromastoffe in traditioneller Manier durch das Treten der Trauben mit nackten Füßen im offenen Gärbehälter aus den Schalen und dem Fruchtfleisch gelöst werden. Bei allen Portos wird die Gärung durch eine Zugabe von hochprozentigem Weinbrand unterbrochen. So erhält er seine typische natürliche Restsüße von 70 bis 100 Gramm pro Liter bei einem recht hohen Alkoholgehalt von etwa 20 Prozent. Erst nach dem Ausbau entstehen die verschiedenen Typen des Portweins: die Vintageports, die Ruby-Ports, Tawny und Colheitas.

Wir verkosten im Familienbetrieb einen Ruby und einen weißen Portwein. Ein wenig müssen wir unsere Gaumen an dieses Getränk gewöhnen, es ist ein typischer Dessertwein, kein Begleiter zu einem Abendessen. Aber die beiden Portos schmecken uns vorzüglich und so nehmen wir auch einige Flaschen mit nach Hause.

Danach kehren wir ans Tageslicht zurück und spazieren mit Isabel durch die Baixa von Porto, ein Viertel mit auffallend vielen Jugendstilfassaden und kleinen Kolonialwarenläden. Wir beenden unseren Spaziergang in der gerade neu renovierten und wieder eröffneten Markthalle und bewundern exotisches Obst, frisches lokales Gemüse, die typischen bunten Sardinenbüchsen, Olivenöl und kandierte Früchte.

Am Nachmittag können wir uns in diesem Viertel nach Lust und Laune weiter umsehen und treffen erst wieder zum Abendessen im Hotel zusammen.

Am morgigen Tag werden wir in die Umgebung von Porto fahren und sind sehr gespannt, was uns dort erwartet...

Ausflug Guimaraes, Bom Jesus, Braga

Das Wetter verwöhnt uns erneut mit strahlend blauem Himmel und sommerlichen 28 Grad. Wir wollen heute die Umgebung von Porto erkunden und fahren nordöstlich nach Braga. Diese knapp 200.000 Einwohner zählende Stadt ist das religiöse Zentrum Portugals. Bereits im Jahr 1089 wurde hier die erste Kathedrale des Landes errichtet und der erste Bischof von Portugal hatte hier seinen Bischofssitz. Seitdem entwickelte sich Braga zur religiösen Hochburg und heute findet man hier die höchste Konzentration von religiösen Stätten des gesamten Landes.

Uns faszinieren, noch mehr als die Kirchen, die vielen charaktervollen Einkaufsstraßen mit kleinen Lädchen, die eleganten Herrenhäuser und prächtigen Plazas mit einladenden Cafés und Eisdielen. Zu sehen sind vor allem junge Leute, was nicht verwunderlich ist, da sich hier eine der größten und bekanntesten Universitäten des Landes befindet.

Nach einem Stadtspaziergang fahren wir zum wohl eindrucksvollsten Monument Nordportugals: Bom Jesus do Monte. Zu diesem Heiligtum fährt eine wasserbetriebene Seilbahn steil den Berg hinauf. Die Pilger, die hierher kommen, rutschen auf Knieen die vielen Stufen hinauf, die den Aufstieg in den Himmel symbolisieren. Seit 2019 zählt diese Wallfahrtsstätte zum UNESCO Weltkulturerbe und der Kirche wurde 2015 durch Papst Franziskus der Titel einer Basilika minor verliehen.

Wir bewundern die schöne Aussicht vom Stadtberg, besichtigen die prunkvolle Innenausstattung der Kirche und schießen etliche Erinnerungsfotos.

Wenig später holt uns unser Bus ab und wir machen uns auf den Weg nach Guimaraes. Diese Stadt bezeichnen die Portugiesen als die Wiege ihres Landes, da der erste König, Alfonso Henriques I. hier geboren wurde. Die gesamte Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und wir staunen über das gut erhaltene kulturelle Erbe, die zierlichen Eisenveranden an den Häusern und Balkonen, die eleganten Vorbauten aus Granit, Herrenhäuser, Bögen, die enge Straßen überspannen und Steinplatten, die von der Zeit glatt geschliffen wurden. Wir fühlen uns wie ins Mittelalter zurück versetzt in dieser Stadt, die eine ganz einzigartige Atmosphäre hat.

Um das mittelalterliche Flair ein wenig zu genießen, lassen wir uns zum Essen auf dem Plaza Largo da Oliveira nieder und genießen einen Snack und den Vinho Verde, den "grünen" Leichtwein Portugals, den man besonders im Sommer eiskalt genießt.

Nach der Stärkung bummeln wir noch ein wenig durch die verschlungenen Gassen, in denen wieder unzählige kleine Lädchen verführerisch locken.

Unseren Tagesausflug beenden wir am Castelo, welches im 10. Jahrhundert gegründet wurde und dessen Geschichte eng mit der Gründung Portugals verbunden ist.

Es ist später Nachmittag geworden und entlang an Weinbergen und Eukalyptuswäldern fahren wir zurück nach Porto, um unseren letzten Abend in dieser Stadt zu erleben.

Morgen machen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt ...

Fahrt nach Lissabon, Rundgang in Aveiro, Kanalfahrt, Kloster Bathala, Städte Nazaré und Obidos

Schweren Herzens verabschieden wir uns an diesem Morgen vom schönen Porto und fahren gen Süden. Unser Ziel ist Lissabon, die Hauptstadt Portugals.

Natürlich wollen wir unterwegs ein wenig vom Land sehen und so halten wir in Aveiro, etwa eine Fahrstunde südlich von Porto. Diese Stadt ist ein beliebtes Reiseziel und berühmt für ihre Kanäle, die Jugendstilarchitektur und die farbenfrohen Traditionsboote, die von den Portugiesen Moliceiros genannt werden.

Aveiro liegt am Rande einer Lagune in der man früher Seetang geerntet hat und Fischfang betrieb. Auch heute hat der ganze Ort immer noch das Flair eines Fischerdörfchens. Allerdings ist heutzutage das meistverkaufte Produkt das berühmte Fleur de Sel, was in den um den Ort liegenden Salinen geerntet wird. Man kann es in verschiedenen Varianten kaufen, mit Kräutern verfeinert, ganz pur, mit Pfeffer gemischt oder mit scharfen Peperoni versetzt.

Aveiro ist eine florierende Universitätsstadt, die sich viel ihrer Ursprünglichkeit bewahrt hat und uns mit ihren schmuckvollen Gebäuden im Jugendstil begeistert. Gleich nach unserer Ankunft steuern wir einen Bootsanleger an und machen eine Fahrt durch die Kanäle der Kleinstadt. Simone war noch schnell in einer Pasteleria und hat die hier hergestellten Spezialitäten geholt: die Ovos Moles. Sie werden aus Eigelb, Wasser und viiiieeeeeeel Zucker hergestellt und wir probieren neugierig, während wir auf den Kanälen durch die Stadt schippern.

Nach unserer Kanalrunde schauen wir uns den lokalen Fischmarkt an, es gibt Tintenfische, Krebse, kleine Aale und Sepia, zum Glück ist das Frühstück noch nicht so lange her. :-)

Um die Mittagszeit brechen wir in Richtung Süden auf. In Batalha halten wir, einer Kleinstadt mit nur knapp 8.500 Einwohnern. Wir wollen dem berühmten Kloster, dem Mosteiro de Santa Maria da Victoria aus dem 14. Jahrhundert einen Besucht abstatten. Das Dominikanerkloster wurde als Dank für Portugals Sieg in der Schlacht von Aljubarrota über Kastilien errichtet und gehört seit 1983 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Gemäß der Überlieferung versprach der portugiesische König Joao I. im ausgehenden 14. Jahrhundert der Jungfrau Maria die Errichtung einer Klosteranlage, wenn sie im Gegenzug in der Schlacht am 14. August 1385 der portugiesischen Streitmacht den Sieg gewähren würde. So geschah es. Die Baumaßnahmen der gesamten Anlage wurden daraufhin vom Königshaus finanziert und 1388 übertrug man die Anlage den Dominikanern.

Vor dem Kloster sehen wir die riesige Statue von Nuno Alvares Pereira, genau dem Feldherren, der die Portugiesen zum Sieg geführt hat.

Erster Baumeister des Klosters war Alfonso Domingues aus Lissabon. Unter seiner Schirmherrschaft entstanden der Grundriß der Kirche, die Sakristei und Teile des Kreuzganges. Die höheren Teile des Klosters wurden später durch den zweiten Baumeister Huguet hinzugefügt, er vollendete die Kirche, erweiterte den Kreuzgang und schmückte das Kloster mit allerlei Zinnen und Türmchen aus. Während der napoleonischen Besatzung kam es zur Auflösung, das Kloster wurde in den Staatsbesitz übergeben und Mitte des 19. Jahrhunderts führte man umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen durch. Erst zu dieser Zeit erhielt die Anlage ihre gotischen Elemente.

Wir bewundern die Lichtspiele der Glasfenster im Kirchenschiff und schauen uns die unfertige oben offene Seitenkapelle an. Die ganze Anlage ist unglaublich beeindruckend und wir sind ganz gebannt von den vielen zierlichen Elementen, Säulen und Details.

Nach so viel Kulturgenuß wollen wir im Badeort Nazaré am Atlantik ein wenig entspannen. Dieser bildhübsche Ort am Meer punktet vor allem mit dem traumhaft schönen Sandstrand und den unzähligen bunten Sonnenschirmen. Wir halten die Zehen ins Wasser, der Atlantik ist allerdings heut recht wellig und wir trauen uns nicht hinein. Die Badesaison ist obendrein schon vorbei und das Wasser hat gerade noch 16 Grad. Also schauen wir uns die postkartengleiche Kulisse lieber vom Eiscafé aus an und genießen ein wenig Urlaubsflair an der Atlantikküste.

Unseren letzten Besuch, bevor wir in die Hauptstadt fahren, statten wir dem kleinen Ort Obidos ab, der von einer massiven Stadtmauer umgeben hoch oben auf einem Hügel thront. Früher war er im Besitz des portugiesischen Königs, bereits 1282 erhielt ihn Königin Isabel als Hochzeitsgeschenk. Diese königliche Schirmherrschaft tat dem Ort mehr als gut, er entwickelte sich zu einem der reizvollsten Mittelalterstädtchen in Portugal.

Bei unserem Spaziergang probieren wir einen traditionellen Kirschlikör aus eßbaren Schokoladentässchen und im Anschluß inspizieren wir die Gassen und vor allem die wunderhübschen kleinen Lädchen von Obidos und wollen so gar nicht weg.

Leider ist es mittlerweile Abend geworden und vor uns liegt noch mindestens eine Fahrstunde bis Lissabon. Also müssen wir uns schweren Herzens verabschieden und bei rosarotem Abendhimmel erreichen wir unser heutiges Ziel - die Hauptstadt Portugals.

Sogleich nach der Ankunft essen wir zu Abend und können es kaum erwarten, Lissabon morgen näher kennenzulernen.

Stadtrundfahrt in Lissabon und Fado

Unsere heutige Hauptstadtbesichtigung starten wir am etwas außerhalb der Stadt gelegenen Torre de Belém. Dieser Turm ist das Wahrzeichen von Lissabon und liegt genau an der Mündung des Tejo ins Meer. Sein Name bedeutet nichts anderes als der Turm von Bethlehem. Das Bauwerk gehört zusammen mit dem nahe gelegenen Kloster Mosteiro dos Jerónimos zum UNESCO Weltkulturerbe. Er wurde 1515 vom portugiesischen König Manuel I. in Auftrag gegeben und 1521 nach seinem Tod fertig gestellt. Ursprünglich diente er als Leuchtturm und Geschützstellung. Auf der anderen Uferseite existierte einst ein zweiter Turm identischer Bauart. Gemeinsam bildeten die Türme die bewachte Hafeneinfahrt. Beim schweren Erdbeben von 1755 wurde dieser andere Turm vollständig zerstört.

Nachdem wir wunderschöne Fotos vom Turm geschossen haben, schauen wir uns das Padrao dos Descobrimentos, das Denkmal der Entdeckungen an. Es wurde 500 Jahre nach dem Tod Heinrichs des Seefahrers gebaut und soll an das Zeitalter der großen Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert erinnern. In dieser Blütezeit war Portugal die führende Seemacht und hatte das Monopol über den europäischen Gewürzhandel. So sehen wir auf dem 52 Meter hohen Bau aus Beton Statuen aus Kalkstein. Es sind 32 wichtige Persönlichkeiten, die sich in Richtung Wasser bewegen. An der Spitze steht Heinrich der Seefahrer mit einem Schiff in seinen Händen. Auf der anderen Seite führt Prinz Heinrich die Reihe an, der zahlreiche Entdeckungsreisen initiiert und finanziert hat, aufgrund derer Portugal zur Kolonial- und Seemacht werden konnte. Das Denkmal entstand zur Regierungszeit von Salazar.

Unweit des Denkmals befindet sich auf der anderen Seite der Straße das berühmte Mosteiro dos Jerónimos, ein spätgotisches Kloster mit einer reich verzierten Fassade. Der beeindruckende Komplex ist 300 Meter lang und schneeweiß. In diesem Kloster sind viele der wichtigsten Portugiesen beigesetzt, darunter Vasco da Gama, Fernando Pessoa, Luis de Camoes und eine ganze Reihe portugiesischer Könige. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Hieronimuskloster ist ein beeindruckendes Beispiel manuelinischer Baukunst. Im Jahre 1502 begann man einst nach einem Entwurf des Architekten Boytac den Grundstein für das Kloster zu legen, unter anderen Baumeistern wurde der Bau fortgesetzt. Wir schauen uns die reich verzierten Kreuzgänge, die Kirche und die Grabmäler an.

Es ist bereits Mittag geworden und nun wollen wir natürlich das Zentrum der quirligen Metropole Lissabon besuchen. Wir beginnen unseren Rundgang in der Nähe des Elevador de Santa Justa im gut besuchten Bairro Alto. Diese so genannte Oberstadt ist das Szene- und Kneipenviertel Lissabons, in den engen Gassen gibt es unzählige Bars, Cafés, Clubs, Kneipen und Restaurants. Was liegt also näher, als hier eine Mittagspause einzulegen.

Nachdem wir uns gestärkt haben, wagen wir den steilen Aufstieg zum Castelo de Sao Jorge, einer Festungsanlage mit einer alten Burgruine. Diese Anlage thront majestätisch über Lissabon und zählt zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die ganze Anlage ist eng mit der frühen Geschichte Lissabons verknüpft. Diese Anlage "sah", wie die Römer ihre Herrschaft an die Westgoten verloren, erlebte heftige Kämpfe zwischen Arabern und Christen, überlebte beachtliche Belagerungen der Kastilier und "erlebte", wie Portugal eine Seefahrernation wurde. Hier hoch oben über den Dächern der Stadt hat man einen fantastischen Ausblick auf die Alfama und die ganze Stadt und durch den 1940 angelegten Park flaniert man hier schattig und kühl.

Unseren Abstieg wagen wir durch die steilen Straßen der Alfama, einem der ältesten Viertel der Stadt. Hier gibt es unzählige Geschäfte für traditionelles Kunsthandwerk und Tascas - Eckkneipen. Obendrein kennen dieses Gebiet viele, da die historische Straßenbahnline 28 E sich seit Urzeiten hier durch die engen Gassen hinauf zum Castelo de Sao Jorge hinauf windet.

Einige Gäste haben sich am Nachmittag für ein Fadokonzert entschieden. Die Lieder handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Mißständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten und natürlich der saudade - dem Weltschmerz. Wir erleben sowohl einen Sänger, als auch eine Sängerin. Beide drücken ein Lebensgefühl aus, das die Portugiesen miteinander verbindet - Saudade.

Nach dem Konzert treffen wir uns am Nationaltheater wieder und gehen alle gemeinsam in eines der Traditionsrestaurants Lissabons, das Granja Velha. Dort serviert man uns Käse, Brot, Oliven und Wein und zum Hauptgang Fischfilet mit Tomatenreis. Wir genießen die sehr portugiesische Atmosphäre in dem kleinen Restaurant und fallen am Abend satt und voller schöner Eindrücke in unsere Hotelbetten.

Morgen machen wir einen Ausflug nach Sintra, der Heimatstadt von Isabel, unserer Reiseleiterin ...

Freizeit oder fakultativer Ausflug nach Cascais, Estoril, Cabo da Roca und Sintra

Wir besuchen heute Sinta, die Heimatstadt unserer Reiseleiterin Isabel, eine reizende Stadt inmitten der kühlen Hügel der Serra de Sintra. Hier verstecken sich zwischen Pinienwäldern und Hügeln skurrile Paläste, verschwenderische Villen und über allem thronen die Ruinen einer maurischen Burg. Die Mischung an faszinierenden historischen Bauten kombiniert mit einer wunderschönen Naturlandschaft machen Sintra zu einem beliebten Ausflugsort für Einheimische und Gäste. Gerade mal 30.000 Einwohner leben hier und wir spazieren mal wieder steile enge Gassen hinauf, in denen kleine Bäckereien und Spezialitätenläden ihre Waren feil bieten.

Den Nationalpalast von Sintra, der das Wahrzeichen der kleinen Gemeinde ist, besuchen wir zusammen mit Isabel. Er ist ein einzigartiges Beispiel mittelalterlicher Königspaläste in Portugal. Der heutige Bau ist eine Kreation König Joao I., der ihn wieder aufbaute, und König Manuel I., der ihn erweitern ließ und einen neuen Flügel schuf. Das Innere des Palacios spiegelt mit seinen verschiedenen Stilrichtungen und der überaus kostbaren Ausstattung die unterschiedlichen Geschmäcker der hier lebenden Könige wider. So bewundern wir die Decke im Schwanensaal, den Wappensaal, die Elsternhalle und die Kapelle des Palastes. Im Palast kann der kachelinteressierte Gast die Entwicklung der Fliesenkunst in Portugal studieren. Am Anfang standen wohl die hispano-arabischen Azulejos, die noch aus der Zeit Manuels stammen, bis hin zu den in weiß und blau gehaltenen Fliesenbildern, die typisch für das 18. Jahrhundert sind.

Von außen fallen an diesem Gebäude wohl am meisten die beiden 33 Meter hohen konischen Schornsteine ins Auge, die das Wahrzeichen von Sintra sind.

Nach der Palastbesichtigung haben wir ein wenig Freizeit für eigene Erkundungen oder einfach zum Kaffee trinken.

Weiter fahren wir ans Ende der Welt. Das so genannte Cabo da Roca ist der westlichste Punkt des Festlands des europäischen Kontinents. Er liegt an der Atlantikküste westlich von Lissabon in einer Höhe von 140 Metern über dem Meeresspiegel. Der Leuchtturm wurde bereits 1772 in Betrieb genommen und ist der zweitälteste in Portugal überhaupt. Uns weht eine steife Brise um die Ohren, als wir den Bus verlassen, aber Isabel lockt uns mit frisch gebackenen Leckereien schnell an die steile Küste und wir genießen gemeinsam eine Spezialität aus Blätterteig und Puddingfüllung. Danach lassen wir uns den Wind um die Ohren wehen, schauen die steilen Klippen hinunter in türkisblaues Meer und staunen über einige mutige Besucher, die sich weit über die Absperrungen hinaus auf die Felsen wagen, um ein spektakuläres Foto zu schießen.

Unseren nächsten Besuch statten wir dem traditionellen und charmanten Fischerstädtchen Cascais ab. Hier zog es früher vor allem die portugiesische Oberschicht in den heißen Sommermonaten hin. Heutzutage vermischen sich die edle Architektur aus dem 19. Jahrhundert und moderne touristische Einrichtungen. Die unzähligen Restaurants bieten Meeresfrüchte und Fischgerichte in riesiger Auswahl an und was liegt da näher, als hier eine ausgedehnte Mittagspause zu machen?

Nachdem wir uns quer durch die Fischgerichte probiert haben, fahren wir an der Küstenstraße weiter in Richtung Lissabon und sehen die weiten weißen Sandstrände von Estoril. Hier kommen die Lissaboner gern an Wochenenden und in den Ferien her, man braucht noch nicht mal ein Auto, die Vorortzüge fahren direkt aus dem Zentrum der Hauptstadt und bald soll sogar die Metro bis hierhin ausgebaut werden. Uns wird bei diesem Anblick wehmütig, hätten wir doch hier noch ein paar Tage zum Baden Zeit, das wäre soooooooo schöööööööön ...

Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel in Lissabon und nach dem letzten gemeinsamen Abendessen heißt es leider: Koffer packen. Bereits morgen früh müssen wir uns von diesem schönen Land mit den freundlichen Menschen verabschieden und die Heimreise antreten ...

Heimreise

Unser Bus holt uns morgens am Hotel ab, zum Flughafen haben wir nur eine Viertelstunde Fahrt vor uns und wir erreichen das Terminal überpünktlich. Nun müssen wir Abschied nehmen von Isabel, die uns so liebevoll ihr Heimatland näher gebracht hat, von den leckeren Pasteis de Nata, dem vollmundigen Porto und dem fluffig leichten Vinho Verde, den mit bunten Fliesen verzierten Häusern, den steilen engen Gassen, die wir hoch und runter gelaufen sind. Diese wundervollen Farben dieses kleinen Landes am Atlantik mit seiner bewegten Seefahrergeschichte wird uns über den deutschen kühlen Herbst und den dunklen Winter hinwegtrösten und uns lange in Erinnerung bleiben.

Schlusswort

Ich möchte mich bei allen Gästen bedanken für die tägliche Pünktlichkeit und die tolle Atmosphäre in dieser erlebnisreichen Urlaubswoche. Eine gute Heimreise wünsche ich von Herzen, den Angeschlagenen gute Besserung und allen Gästen weiterhin viel Reiselust
Reisebegleiterin Simone

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