Reisebericht: Rundreise Rumänien: Donaudelta, Karpaten und Siebenbürgen

19.05. – 27.05.2018, 10 Tage Rundreise Rumänien: Bukarest – Donaudelta – Moldauklöster – Schäßburg – Hermannstadt – Kronstadt – Burg Bran – Schloss Peles


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9 Tage im Land der Daker: Flaches Land und Berge, die Donau und die Karpaten, Dörfer und Städte mit Klöstern, Kirchen und Kathedralen. Ein abwechslungsreiches Land mit deutschen Einwanderern, Rumänien!
Ein Reisebericht von
Eric Richter

1. Tag, Rumänien, 19. Mai 2018, Anreise

Am Vormittag traf ich mich mit den Dresdner Gästen. Schnell waren wir vollzählig und hatten unser Gepäck eingecheckt. Dann ging es erst einmal nach Frankfurt. Dort kamen dann auch alle anderen Gäste aus Berlin, Leipzig, Stuttgart und auch direkt über Frankfurt hinzu. Kurz vor dem Boarding wechselte der Airport noch mal das Gate. Dann war ein Herr anscheinend verschwunden. Die Suche vergebens. In letzter Sekunde tauchte er dann doch noch am neuen Gate auf - ein kurzer Schreck.
Dann ging es mit dem A320-200 in Richtung Osten. Rumäniens Hauptstadt Bukarest erwartete uns.
Mit ein paar Gewitterwolken setzten wir in dem von Frankfurt rund 1.500 Kilometer entfernten Bukarest auf. Teodor, unser örtlicher Guide holte uns am Flughafen ab und wir fuhren ins Hotel.
Beim ersten Abendessen konnten wir schon mal mit einem Glas Rumänischen Wein anstoßen, den Teodor spendierte. Gleich einen Raum weiter tobte eine Rumänische Hochzeit. Das Brautpaar feierte ihre Trauung ganz exklusiv im 4-Sterne-Hotel.

2. Tag, Rumänien, 20. Mai, Fahrt nach Tulcea, Donaudelta

Nach einem gemütlichen Frühstück luden wir unser Gepäck auf und fuhren mit dem Bus weiter in östlicher Richtung. Das Land war sehr flach und wir sahen extrem riesige Felder mit Korn, Raps und Gemüse. Teodor bezeichnete es als Kornkammer Europas. Soweit man nur sehen konnte, und es war ziemlich weit bei diesem flachen Land, ein einziges Feld, ohne Bäume, Häuser oder ähnliches dazwischen. Wir fuhren unter anderem durch Slobozia, wo man eine alte große Chemie-Fabrik mit hohen Türmen und Hallen sehen konnte. In der Stadt überall sowjetische Blockbauten aus dem letzten Jahrhundert. Gegen halb zwölf Uhr mittags überquerten wir die Donau.
Wir kamen durch das Bienenzüchter Dorf Ciucurova. Nach Hunderten von Kilometern immer noch flaches Land. Weite Flächen in landwirtschaftlicher Nutzung soweit man gucken kann. Dann wurde es mal etwas hügeliger, aber kaum ein Baum war zu sehen. Nur gelegentlich direkt an der Straße. Einst waren hier große Waldflächen, doch es wurde alles rücksichtslos gerodet. Auf der weiten Fläche sieht man immer mal wieder einen Hirten mit seiner Schafherde.
In den Dörfern, die wir durchfuhren, sah man oft einen Pferdewagen, der als übliches Transportmittel eingesetzt wird. Die Menschen nutzen das Pferdegespann wie wir heute das Auto. Es werden damit Waren transportiert oder man nutzt es als einfaches Transportmittel für einen Besuch in der Nachbarschaft.
Dann hatten wir einen Großteil der Walachei, wie der offizielle Name des Gebietes lautet, durchfahren und kamen nach Tulcea im Gebiet Dobrogea an. In der knapp 73.000 Einwohner-Stadt gingen wir aufs Boot. Eine ausgiebige Schiffsfahrt auf der Donau mit zahlreichen Seitenarmen stand uns bevor. So schipperten wir gemütlich auf dem Gewässer und konnten dabei Natur und Vogelwelt genauestens beobachten. Das Biosphärenreservat des Donaudeltas ist das zweitgrößte Europas und mündet in das Schwarze Meer. 4.178 Quadratkilometer stehen unter Naturschutz. Teile davon liegen sogar in der Ukraine. Und traut man meinem Mobiltelefon, befanden wir uns zeitweise sogar auf der ukrainischen Seite - „Willkommen in der Ukraine. In Ihrem Tarif...".
Nach der Bootsfahrt ging es dann über die Donau-Promenade ins Hotel. Wir hatten einen super Ausblick über die Donau.

3. Tag, Rumänien, 21. Mai 2018, Fahrt nach Piatra Neamt

Am Morgen nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus in nord-westlicher Richtung nach Gala?i. Dort überquerten wir die Donau mit der Fähre, da es hier leider keine Brücke gibt. Mit der Fähre Oltisoru setzten wir über. Nun waren wir in einer neuen Region angekommen - der Moldau oder auch auf Rumänisch Moldova genannt.
Nach einer Weile kamen wir in den Kreis Vrancea, wo unser Reiseleiter Teodor zu Hause ist. Wir durchfuhren die Kreisstadt Focsani und kamen wenig später nach Olesesti. Der Schwiegervater von Teodor hat uns die Möglichkeit zu einer Weinverkostung und einer typischen Mahlzeit gegeben. Das haben wir gern angenommen und konnten uns so ein sehr authentisches Bild über das Rumänische Leben eines über Achtzigjährigen und das allgemeine Leben auf dem Land machen. Mit reichlich Essen, Wein und Schnaps ließen wir es uns in der Mittagszeit gutgehen. Da dauerte es nicht lang und ein Liedchen auf der Mundharmonika war zu hören...
Dann ging es mit dem Bus weiter. Unser Busfahrer Simion brachte uns gut hundertsechzig Kilometer weiter nördlich nach Piatra Neamt oder auch Kreuzburg an der Bistritz genannt. Auf der Fahrt dorthin passierten wir einige Ortschaften. Interessant war dabei zu beobachten, dass viele der Bewohner vor ihrem Haus auf einer Bank sitzen. Direkt an der befahrenen Straße. Wo wir uns eher weit nach hinten, in die letzte Ecke des Gartens verkrümeln, sitzen die Rumänen an der Straße und beobachten das rege Treiben auf der Straße. Da man hier auch meistens zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Pferd unterwegs ist, bieten sich auch oft Gelegenheiten mit den Nachbarn zu quatschen. So spielt sich in dieser Gegend das Leben noch auf der Straße ab, wo dagegen in meinem Heimatort in Niedersachsen man eher vermutet, es sei alles ausgestorben - doch es ist einfach nur die Mentalität eine andere.
In Piatra Neamt angekommen, am Fuße von Bergen und Hügeln des Karpaten-Gebirges, fuhren wir mit der Seilbahn auf eine Anhöhe, die im Winter auch für den Skibetrieb genutzt wird. Wir hatten so einen herrlichen Überblick über die Stadt.
Nach dem Essen sahen wir uns den Turm und den Kirchplatz an, der Stefan dem Großen gewidmet ist. Stefan lebte im 15. Jahrhundert und bestieg mit Hilfe des walachischen Herrschers Vlad III. Draculea 1457 den Thron des Fürstentums Moldau und gilt als Symbolfigur der Region.

4. Tag, Rumänien, 22. Mai 2018, Kloster der Moldau

Am Morgen führte uns die Reise zum Kloster Humor. Wir machten noch einen kleinen Halt in der Ortschaft zuvor und sahen uns ein Gebäude und den Brunnen an. Es war ein sehr typisches Gebäude. Auch an den Tagen zuvor fiel auf, dass die Rumänen sehr, sehr kleine Häuser besitzen. Von außen würde ich sie gerade einmal auf 40 m² schätzen, kaum größer. Doch die meisten waren so aufwändig verziert wie es so manch ein Palast nicht ist. Zahlreiche Torbogen, jedes Fenster, jede Tür, sogar die Ecken, Wände und Dächer sind mit feinen Mustern, Dekorationen und Ornamenten versehen. Jedes Haus war einzigartig und mit enormer Handwerkskunst versehen. An diesem Haus wo wir kurz hielten, waren unter anderem das Dach und die Zäune mit einer aufwändigen Blecharbeit versehen. Jede paar Zentimeter stand eine Blume aus Blech - alles in mühseliger Handarbeit, ein wahrer Schatz der dort zu entdecken ist.
Aber nun zum Kloster. Es ist ein rumänisch-orthodoxes Frauenkloster, dessen Gebäude aus dem 16. bis 17. Jahrhundert stammen. Von dort fuhren wir weiter zum Kloster Voronet. Dort erhielten wir eine Erläuterung einer Nonne zur Darstellung des Jüngsten Gerichts - welches als riesiges Gemälde an der Kirchenwand zu sehen war.
Wieder durchquerten wir Boroaia und verlassen die Region Bucovina, zu deutsch Buchenwald. Der Ort fällt mit seinen aufwändig und individuell verzierten kleinen Häusern auf, aber insbesondere durch die Kirche. Sie ist mit stark glänzenden Metallplatten auf den Dächern verziert. Sie schimmern auffällig golden bis bronzefarben. Die schimmernden Zwiebeltürme stechen empor. Ein ziemlich krasser Kontrast zu der doch eher bescheidenen Bauweise der Wohnhäuser im Dorf.
Dann kamen wir am Kloster Neamt an. Pater Andrej erzählt uns etwas über das Kloster.
Anfang 15. Jahrhundert wurde der Eingangs-Turm errichtet, der das Gemäuer des Klosters schützt.
Oben ist ein Auge zu sehen. Es symbolisiert den Gott der alles sieht, und ist auch ein Zeichen der Dreifaltigkeit. Wir waren also unter ständiger Beobachtung, nicht nur von den Mönchen. Der Stil der Kirche ist aus mehreren kombiniert - dem byzantinischen Stil und dem gotischen. Wir fanden in der Kirche Malereien aus dem 15. Jahrhundert, doch die Ursprünge gehen noch viel weiter zurück. 1376 wurde hier eine Schule für Kalligraphie eingerichtet. Sie reichte noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts und wurde dann erst vom Buchdruck abgelöst.
Im Museum des Kloster Neamt findet man auch zahlreiche Zeitzeugen und Maschinen der schwarzen Kunst. So auch eine mit Gold verzierte Bibel, die rund 37 Kilogramm wiegt und ein Geschenk von Katharina von Russland war. Auch ein Schwert von Stefan des Großen ist dort ausgestellt.
Heute leben noch 47 Mönche in diesem Kloster. Mit einem bemerkenswerten Altersdurchschnitt von 35 Jahren!
Die alte Kirche im Zentrum war für mich sehr beeindruckend. Im Vorraum waren schon drei Mönche zu sehen, die ihrer stillen Arbeit nachkamen. Die Wände waren voll mit der heiligen Geschichte bemalt. Weiter im Hauptraum hört man die Gebete der Mönche. Für einen Laien könnte man es als Sprechgesang verstehen, jedoch in einer unverständlichen Sprache und extrem schnell heruntergesagt. Die Wände und Decken waren rabenschwarz. Leicht schimmerten die Gemälde durch. Es war sehr dunkel. Durch das Fenster der schwarzen Kuppel schien das Licht der Sonne.
Ein sehr beeindruckender Moment, bei dieser Nachmittags-Zeremonie dabei zu sein und ein paar Minuten daran teilzuhaben.
Der Tag war noch nicht vorüber. Wir durften noch das Kloster Agapia besichtigen. Das weiße Nonnenkloster vermittelte ebenfalls einen zauberhaften Eindruck. Im Innenhof und in den Museen erlangten wir einen Eindruck über die Arbeitsweise und das Leben der Bewohnerinnen. Große Begeisterung fanden auch die alten Maschinen der Stoffverarbeitung, die aus deutschen Werkstätten stammen und Aufschriften wie „Chemnitz" tragen.
Am späten Abend kamen wir wieder in Piatra Neamt an und konnten uns für den nächsten Tag stärken.

5. Tag, Rumänien, 23. Mai 2018, Fahrt nach Schäßburg, Transsilvanien

Die heutige Hauptattraktion hieß Sighisoara oder auch bekannt als Schäßburg. Dazu fuhren wir eine Weile durch die Berge, immer an einem Fluss entlang. Links und rechts wurde es immer steiler. Bis gigantische Felswände herausragten. Wir machten einen kurzen Spaziergang entlang der Straße und stoppten später ein weiteres Mal am roten See. Dann kamen wir in die Region von Siebenbürgen oder auch bekannt als Transsilvanien! Die Siebenbürger-Sachsen sind eine deutschsprachige Minderheit, die seit dem 12. Jahrhundert im heutigen Rumänien siedeln.
Zum Ende der Mittagszeit kamen wir in Schäßburg an und gingen direkt zum Essen. Es gab Leckeres aus der rumänischen Küche!
Danach war die wundervolle Altstadt von Schäßburg an der Reihe. Die steilen Treppen hinauf bis in den inneren Ring. Die Wehrtürme der Anlage waren früher den verschiedenen Zünften zugeordnet. So kamen wir am Goldschmiede-Turm vorbei sowie dem Stundturm, der als Wahrzeichen der Stadt gilt. Das Zentrum von Sighisoara zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe wo wir auch die Klosterkirche besichtigten. Noch heute werden die Gottesdienste nur auf Deutsch abgehalten. Früher war es katholisch, heute evangelisch. Da sich hier in Transsilvanien, in Sighisoara auch das Geburtshaus von Graf Dracula befindet, also Vlad III. Draculea, durften wir das natürlich nicht auslassen, auch wenn es ein wenig kitschig war. Da wir dann zufällig noch ein wenig Zeit hatten, konnte man die Bergkirche aus dem 14. Jahrhundert noch bewundern, bevor wir mit einem „neuen" Bus nach Targu Mures fuhren.

6. Tag, Rumänien, 24. Mai 2018, Targu Mures, Medias & Hermannstadt

Am Morgen hieß es wieder Kofferladen. Jedoch mussten wir noch einen Moment auf unseren „neuen" Bus warten. Dann fuhren wir ins Zentrum von Targu Mures. Wir starteten unseren kleinen Rundgang von der Strada Tudor Vlad und spazierten zum Kulturpalast. Ein interessantes Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts im ungarischen Jugendstil erbaut wurde. Nahe eines Marktes auf der Piata Trandafirilor konnte man auch die Erfahrung machen, dass Baustellen nicht so aufwändig gesichert werden wie man das aus Deutschland kennt. So hatte man eine gute Gelegenheit sich mit seinem Schuhabdruck im Beton zu verewigen. Zum Abschluss gingen wir über den Piata Teatrului am National Theater und sahen auch eine Statue von Avram Iancu, dem rumänischen Rechtsanwalt und Revolutionär aus Siebenbürgen, der vor der Christi-Himmelfahrt-Kathedrale positioniert ist.
Eindrucksvoll in dieser Gegend und Stadt waren auch zahlreiche Roma, die mit bunten Tüchern und Gewändern schon sehr auffällig waren. Sie gelten als die größte „ethnische" Minderheit Europas, wovon wir aber ehr wenig bis gar nichts mitbekommen haben, bis auf den etwas anderen Kleidungsstil.
Kurz vor elf Uhr kamen wir in Medias bei angenehmen 25°C, Sonnenschein und blauem Himmel an. Wir besichtigten die Margarethenkirche, die zu den bedeutendsten spätgotischen Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsens zählt. Jeden Sonntag werden hier noch heute Gottesdienste abgehalten - immer in deutscher Sprache. Aber auch einmal im Monat auf Rumänisch. Heute zählte die Gemeinde rund 700 Mitglieder. Wie auch in den meisten geschichtlichen Brennpunkten gab es auch hier stetige Veränderungen. So zählt man die Kirche zum gotischen Stil, die Orgel ist im Barock und das Taufbecken stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist daher sehr besonders und wertvoll, worauf die Mitglieder der Gemeinde stolz sein können. Eine interessante Erfindung die uns begeisterte waren die klappbaren Kirchenbänke, mit denen man sich schnell drehen konnte und in die entsprechende Richtung des Redners blicken konnte.
Zur Mittagszeit kamen wir in Sibiu, Hermannstadt an. Von dort marschierten wir am Schreinerturm vorbei in Richtung Marktplatz. Ein wirklich riesiger Marktplatz. In der Ecke, an der römisch-katholischen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit und des Rathausturms, fanden wir ein gemütliches Plätzchen. Dort gab es für uns eine leckere, fixe Mahlzeit. Entweder die typischen rumänischen Krautwickel oder eine Art Gulasch mit Polenta, einem Maisbrei.
Nach dieser Stärkung starteten wir unseren Stadtrundgang. Wir besichtigten die evangelische Stadtpfarrkirche und die Lügenbrücke, die Ende des 19. Jahrhunderts in der Friedrichshütte in Hessen hergestellte wurde und damit die alte Holzbrücke ersetzte. Sie war die erste Brücke in der Stadt die nicht auf Pfeilern erbaut wurde und damit auch Liege-Brücke genannt wurde. Durch die Sprache wurde daraus auch schnell eine Lügenbrücke wozu man auch schnell ein paar Sagen und Legenden hatte. Hinter der Brücke stand auch ein sehr ansehnliches Haus wo man auch gut die Ziegel auf dem Dach sowie die Dachaugen bewundern konnte, denn diese sind schon eine Besonderheit der Stadt. Die Dachaugen nämlich gibt es in keiner anderen Stadt in Rumänien. Und auch die Ziegel, in dieser Art hatten wir sie häufig auch in Deutschland - wurden bei uns in der Heimat längst von den modernen verdrängt.
In der Straße Nicolae Balscescu, einer Fußgängerzone mit urigen Geschäften, netten Cafés und Restaurants, genossen wir unsere Freizeit. Diese nutzten wir beispielsweise für ein leckeres Eis in der Sonne.
Am Nachmittag ging es weiter in Richtung Osten. Zu unserer Rechten begleitete uns stets das herrliche Gebirgspanorama der Karpaten. Nach einer kleinen Pause in Fagaras an der Johannes der Täufer-Kathedrale und der Fagaras Festung fuhren wir nach Brasov. Dabei konnten wir auch den höchsten Berg Rumäniens erblicken, den Vârful Moldoveanu mit einer Höhe von 2.544 Metern.
Gegen Abend erreichten wir unser Hotel in Kronstadt, Brasov. Gleich danach ging es aber wieder los. Wir hatten noch einen Termin im Skigebiet Poiana Brasov. Dort erwartete uns eine urige Mahlzeit in einer hölzernen Berghütte. Bis zum Ende der spitzzulaufenden Decke gab es zahlreiche Utensilien, von getrockneten Paprikaschoten, Knoblauch, Handwerksgeräten aber auch Felle und ausgestopfte Vögel und Jagdtrophäen. Eben eine richtige Waldhütte. Die Wände waren mit Rinde verkleidet und wir saßen auf flauschigem Schafsfell. Vier Musiker unterhielten uns mit landestypischer Musik. In der Hütte verweilten wir dann noch ein bisschen und ließen uns das würzige Essen sowie den Wein schmecken.

7. Tag, Rumänien, 25. Mai 2018, Burg Bran & Brasov, Kronstadt

Wir frühstückten in aller Ruhe und fuhren dann in die Ortschaft Bran, die rund eine Stunde entfernt lag. Auf dem Weg dorthin sahen wir das herrliche Bergpanorama Königstein direkt vor uns. Dort haben wir das eindrucksvolle Schloss Bran besichtigt, das auch als Inspiration für Graf-Dracula-Legenden gilt. Schriftsteller Abraham „Bram" Stoker veröffentlichte seinen Roman 1897 und wurde damit weltberühmt. Aber auch der grausame Herrscher Vlad III. Draculea hat auf dieser Burg für einige Zeit gelebt. Ihn umgibt ein besonders grausamer Mythos, der auch Stoker inspirierte. Denn seine Urteile und Hinrichtungen endeten des Öfteren mit der sogenannten Pfählung. Dabei wurde der Kopf des Verurteilten auf einem Pfahl oder Lanze aufgesteckt und zur Schau gestellt. Allein der Gedanke daran ist schon ziemlich gruselig. Aber wir haben alles andere als eine Schauerburg vorgefunden. Man hatte doch gründlich gereinigt. Dennoch, eine absolut empfehlenswerte Burg aus dem 14. Jahrhundert! Die meisten Wände erstrahlen im hellen Weiß und die Möbel sind aus schwerem, dunklen Holz. Bärenfälle und Rüstungen sowie alte Urkunden, Banner und Kleidung aus der damaligen Zeit sind ausgestellt. Der Schriftsteller Bram Stoker und Graf Dracula selbst haben eine eigene Austellungskammer bekommen. Auch Vlad III. Draculea und seine Familie sowie die letzte Burgherrin waren zu sehen - auf einem Foto natürlich.
Nach dieser imposanten Burgbesichtigung führte uns die Reise nach Honigberg oder auch Harman im Kreis Brasov. Wir besuchten die Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert, die zum einen sehr eindrucksvoll war und zum anderen auch in der Fläche eine der größten Kirchenburgen Siebenbürgens ist. Daniel, der auch einige Jahre in Norddeutschland lebte, erläuterte uns sehr gut was es mit den Wehrkirchen auf sich hatte, wie hier einige Deutsche herkamen und in diesem gefährlichen Gebiet lebten und was der deutsche Ritterorden (aus dem englischen „Teutonic Order" - die Teutonen) dort zu suchen hatte und wie sich seine Spuren noch heute in den Wappen und in einigen Symbolen wiederfinden. Das dieser äußerst interessanten und spannenden Begegnung in Honigberg verließen wir den Ort und kehrten nach Brasov zurück.
Wir speisten in einem der Selbstbedienungsrestaurants und konnten so von zahlreichen landestypischen Speisen probieren. Wir sahen uns alle zentrumsnahen Sehenswürdigkeiten der Stadt an wie zum Beispiel die 1477 gebaute evangelische Schwarze Kirche, die Biserica Neagra, außerdem das Katharinentor aus dem Jahr 1559, der Weiße Turm und der Schwarze Turm und einiges mehr. Die fleißigen Spaziergänger sahen sich sogar noch die Burg etwas näher an und hatten auch einen netten Überblick über die Altstadt. Zum Abend hin ging es zurück zum Hotel.

8. Tag, Rumänien, 26. Mai 2018, Schloss Peles & Parlamentspalast Bukarest

Am Morgen fuhren wir nach Sinaia, ein äuserst eindrucksvolles Bergdorf. Ziemlich steil geht es dort die Straßen hinauf - ein wirklich tolles Bergpanorama mit steilen Klippen! Der Hauptgrund unserer Reise dorthin war das äußerst beeindruckende Schloss Peles. Das Schloss wurde zwischen 1873 und 1883 für König Carol I. von Rumänien erbaut. Es fehlte ihm wohl an nichts. Von außen macht es einen relativ unscheinbaren Eindruck. Es sind allerdings zahlreiche wundervolle Details zu entdecken. Aber man vermutet nicht so eine grandiose, prunkvolle und zugleich geschmackvolle Innenausstattung in einer Größe und Fülle, die man sich nicht vorzustellen vermag, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Dabei kann man noch nicht einmal jedes der 160 Zimmer besichtigen. Das Schlossmuseum hat eine Ansammlung von historischen Waffen, Skulpturen, Möbeln und dekorativen Gegenständen vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Die hochwertigen und filigranen Arbeiten an den Wänden, Dekor und Säulen waren für mich besonders beeindruckend.
Anschließend besuchten wir das rumänisch-orthodoxe Kloster Sinaia, welches im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Danach ging es auf schnellstem Wege in die rumänische Hauptstadt Bukarest. Dort stand noch eine kleine Stadtrundfahrt auf dem Programm. Unter anderem besichtigten wir den äußerst pompösen Parlamentspalast, der flächenmäßig eines der größten Gebäude der Welt ist. Von 1983 bis 1989 ließ der diktatorisch regierende Staatspräsident von Rumänien, Nicolae Ceausescu, den Palast nach seinen Vorstellungen bauen. Im Parlamentspalast befinden sich 5.100 Räume, davon sind 3.000 Zimmer, der Rest sind Hallen und Flure - über 30 Räume und Salons sind zwischen 200 und 2.000 m² groß! Die Innenausstattung vom Feinsten! Und alles in riesigen Dimensionen.
Den letzten Abend vor dem Heimflug verbrachten wir im exklusiven „König Mihai I von Rumänien Park". Auf dem Weg dorthin steckten wir für eine Zeit lang in einer Einbahnstraße fest, denn ein Falschparker versperrte die Straße. Aber am Ende kamen wir doch durch. Bei etwas Folklore und leckerem Essen konnten wir die letzten Eindrücke des Landes auf uns wirken lassen. Dann fuhren wir zurück ins Hotel.

9. Tag, Rumänien, 27. Mai 2018, Patriarchen–Kirche, Dorfmuseum Bukarest und Heimflug

Morgens ging es los, die Koffer waren flugfertig. Da wir am Vortag den Parlamentspalast in vollen Zügen genossen hatten wollten wir nun heute die restlichen Stationen unserer Stadtrundfahrt vollenden - gut, dass es auch so gekommen war! Um kurz vor neun Uhr kamen wir am unteren Hügel der Patriarchen-Kirche an. Wir spazierten hinauf und hörten schon beim Näherkommen Gebetssprüche. Laut über den gesamten Kirchplatz wurde die Zeremonie im Innern der Kirche live übertragen. Das ganze Areal versprühte eine ganz besondere Stimmung. Nach wenigen Minuten kam aus einem Nebengebäude der Patriarch höchst persönlich. Demnach müsste es Daniel Ciobotea mit seinem Gefolge gewesen sein. Für die rumänisch-orthodoxe Kirche ist er der höchste Würdenträger und steht damit an der Spitze der Religion in Rumänien. Nur wenige Zentimeter schritt er an uns vorbei und ging in die Kirche. Wir konnten noch einen Moment an der Zeremonie teilhaben und uns ein Stück mitreißen lassen von Gebeten und Gesängen der Priester. Es war ein wirklich großer Moment an diesem Sonntag dabei gewesen zu sein und so eine Messe hautnah mit zu erleben. Anschließend fuhren wir zum Dorfmuseum Bukarest, wo wir uns noch alte Bauernhäuser, Kirchen und traditionelle Bauwerke sowie das Dorfleben ansehen konnten. Eine kleine Mahlzeit vor dem Abflug durfte auch noch sein. Dann ging es zum nicht weit entfernten Flughafen von Bukarest und etwas später hoben wir ab in Richtung Frankfurt. Aufgrund eines Gewitters mussten wir einen Moment länger am Flughafen warten, störte uns aber in der Luft weniger. Dennoch kamen wir auch später am Frankfurter Flughafen an und verpassten unsere Anschlussflüge, zudem war ohnehin Chaos auf dem Flughafen. Glücklicherweise handelte die Zentrale rasch und es konnten noch ein paar Gäste mit einer anderen Maschine ihren Heimathafen erreichen. Für uns Leipziger und Dresdner hatte die Lufthansa aber keine Alternative - so mussten wir auf die Schiene umsteigen. Bis wir den Zug erreicht hatten war doch alles ziemlich stressig. Schnell mussten wir zur Gepäckausgabe, schnell zu den Zügen. Das Gepäck kam leider nicht so schnell wie es hätte müssen - so waren wir gezwungen zwei Koffer zurückzulassen, die dann in den nächsten Tagen aber per Post zugestellt wurden. Die meisten von uns kamen dann nach Mitternacht an, aber immerhin war es noch besser als auf dem Flughafen zu übernachten.
So ging also eine aufregende Reise zu Ende. Ich kann nur sagen, Rumänien ist ein spannendes Land mit interessanten Gebäuden, Bräuchen, Kultur und Menschen. Die Geschichte des Landes ist dabei ebenso interessant wie die Verborgenen und nicht gleich zu erkennenden Schätze des Landes.
Ich hoffe auch Euch, liebe Reisefreunde, hat Rumänien so begeistert wie mich und dass ihr ebenfalls tolle Eindrücke mit nach Hause nehmen konntet. Es war eine sehr angenehme Reise mit Euch und ich hoffe, wir sehen uns auf einer weiteren Reise wieder!
Bis dahin wünsche ich langanhaltende Reiseeindrücke aus Rumänien und viele Träume von fremden Orten dieser Erde!
Beste Grüße,
Eric

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