Reisebericht: Rundreise Rumänien: Donaudelta, Karpaten und Siebenbürgen

02.06. – 11.06.2023, 10 Tage Rundreise Rumänien: Bukarest – Donaudelta – Moldauklöster – Schäßburg – Hermannstadt – Kronstadt – Burg Bran – Schloss Peles


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Ein rumänisches Sprichwort sagt, dem Reisenden geht es gut, wenn er sich auf den Weg begibt. Das tun wir sehr gern, denn uns interessiert die Entwicklung in Rumänien seit der Wende. Was ist passiert zwischen Tradition und Moderne. Wir fliegen in einer kleinen Gruppe nach Bukarest und begeben uns auf die Rundreise durch Transsilvanien, Moldawien und Dobrudscha.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1. Tag Freitag, 02. Juni 2023 Anreise Bukarest

Alle Gäste steuern heute Morgen den Flughafen in Frankfurt am Main an, wo wir uns alle wie geplant treffen, denn die Maschinen aus Berlin, Hamburg, Dresden und Leipzig sind pünktlich, ebenso wie die Gäste, die aus Frankfurt anreisen. 17 Gäste und die Reisebegleitung Barbara erwarten nun den Anschlussflug nach Bukarest, der sich aufgrund eines Flugzeugwechsels verspätet und unsere sorgfältig gebuchten Sitzplätze durcheinanderwirbelt. Jeder von uns sitzt nun irgendwo zwischen fremden Leuten. Danke, Lufthansa! Wir nehmen es trotzdem gelassen und erreichen die Hauptstadt Rumäniens mit einer halben Stunde Verspätung. Reiseleiter Cosmin erwartet uns bereits mit dem Bus, der uns in unser schickes 4-Sterne-Hotel „Ramada Bucharest Parc“ bringt. Wir haben die Planung optimiert und checken sofort ein und machen uns etwas frisch, damit wir entspannt und voller Erwartung unsere kleine Stadtrundfahrt auf dem Weg zum Folklorerestaurant „Hanul lui Manuc“ beginnen können. Der erste Eindruck von Bukarest ist imposant. Nicht umsonst nannte man Bukarest früher das Paris des Ostens. Die Architektur der Stadt bedient sich aus einem Schmelztopf türkisches Sultanat, Paris und Wien. Paläste im französischen elektrisch-akademischen Stil, Villen im neurumänischen Brancoveanu-Stil mit orientalischen und italienischen Bauelementen und der Bauhausstil der 30er Jahre treffen hier aufeinander und präsentieren die Baukunst des 19. und 20. Jahrhunderts bis zu den typischen sozialistischen Platten- und Stalinbauten, für die viele kleine Kirchen, Villen und ländliche Wohnhäuser plattgemacht wurden. Unser Ziel ist heute Abend die mittelalterliche Schänke „Hanul lui Manuc“, auch Karawanserei genannt, die vom armenischen Kaufmann und Politiker Manuc Bei errichtet wurde. 1812 wurde hier der „Vertrag von Bukarest“ zwischen Russland und der Türkei geschlossen. Heute ist es ein beliebtes Folklorerestaurant, in dem auch wir unser zünftiges Abendessen einnehmen.

2. Tag Samstag, 03. Juni 2023 Bukarest – Sinaia/ Schloss Peles – Predeal

Nach einem exzellenten Frühstück, das keine Wünsche offenlässt, packen wir leider wieder unsere Koffer. Wir würden gern noch bleiben, aber Rumänien ist mit über 238 Tsd. km² flächenmäßig an achter Stelle in der Europäischen Union, und wir wollen ja eine Rundreise in 10 Tagen absolvieren. Bukarest ist die siebtgrößte Stadt der Union und hier gäbe es noch sehr viel zu entdecken. Im 19. Jhd. orientierten sich die Baumeister an den Plänen von Napoleon III. und Haussmann, berühmt für seine eleganten Boulevards und Wohnhäuser in Paris. So ist beispielsweise der Bulevardul Unirii 60 m länger und 1 m breiter als die berühmte Avenue des Champs-Elysées. Cosmin zeigt uns alte und neue Prachtbauten zwischen dem Platz der Vereinigung und dem Cismigiu-Park, der Nationaloper und dem Platz der Revolution. Wir fahren zum Parlamentsgebäude, dem legendären Prestigebau von Ceausescu. Die Bukarester bezeichneten diesen Bau auch als „Haus des Sieges über das Volk“ und viele Menschen trauern heute noch dem ehemaligen Uranus-Viertel nach. 65.000 m² bebaute Grundfläche, 275 m lang und 235 m breit, 365.000 m² Geschossfläche, um nur einige Parameter zu nennen. 1 Mrd. m³ Marmor aus Siebenbürgen, Stahl, Bronze, Kristallglas, Holz und weitere wertvolle Materialien flossen in den Bau ein. Man schätzt Baukosten in Höhe von 3,3 Mrd. €, von den heutigen laufenden Kosten gar nicht zu reden. Bemerkenswert ist, dass der damaligen 26-jährigen Absolventin Anca Petrescu die Leitung von über 700 Architekten übertragen wurde. 1984 war die Grundsteinlegung und auf dem Territorium des Palastes befindet sich heute die größte orthodoxe Kathedrale Rumäniens noch im Bau, die „Kathedrale der Erlösung des Volkes“… Daran arbeiten hier in der Abgeordnetenkammer 330 Abgeordnete Rumäniens.
Wie erschlagen von diesen Fakten besteigen wir wieder unseren Bus und fahren weiter zur Patriarchenkirche, um uns selbst zu erlösen. Obwohl gerade Gottesdienst ist, dürfen wir die Kirche betreten und teilhaben an der tiefen Gläubigkeit. Über 86 % der Rumänen bekennen sich zum rumänisch-orthodoxen Glauben, die ungarische Bevölkerung ist katholisch oder evangelischen Glaubens nach Luther oder Calvin. Das werden wir auf unserer Reise noch erleben können. Da wir sehr gut in der Zeit liegen, wünschen wir uns noch einen Besuch des ländlichen Dorfmuseums in der Nähe des Triumphbogens, das uns tiefe Einblicke in das Alltagsleben der Menschen der verschiedenen Regionen gewährt. Cosmin hat uns sehr gut vorbereitet und die einzelnen Regionen beschrieben. Wir reden über Transsilvanien, die Walachai, Moldawien und Dobrudscha, das lange in türkischer Hand war. Transsilvanien, wozu auch oft Siebenbürgen und Maramuresch gezählt werden, wurde ab dem 13. Jhd. zum Kerngebiet der Siebenbürger Sachsen, die Privilegien vom ungarischen König Andreas II. im Goldenen Freibrief von 1224 erhielten. Der König holte auch den Deutschen Orden zu Verteidigungszwecken ins Land. Zuvor im 12. Jhd. hatte bereits der ungarische König Géza II. die Székler in den Osten Transsilvaniens gerufen. Über die Sitten und Bräuche dieser Bevölkerungsgruppen erfahren wir mehr im Dorfmuseum bei schönstem Sonnenschein.
Nun begeben wir uns weiter in die Karpaten. Unterwegs legen wir eine Pause bei Carrefour ein und erledigen noch kleine Besorgungen. Unser Fahrer Laurentiu deckt sich mit Wasser und Bier ein, damit wir auf unserem weiteren Weg stets gut versorgt sind. Und für die Leckermäuler unter uns gibt es ein Eis anstelle eines üppigen Mahles. Auf unserem weiteren Weg ziehen einige Wolken auf und ein wohltuender Regenguss reinigt die ohnehin sehr saubere Luft.
Wir erreichen Sinaia mit seinem wundervollen Königsschloss Peles. Es wurde innerhalb von 10 Jahren gebaut und 1883 fertiggestellt. König Carol I. beauftragte mehrere Architekten wie den Wiener Carl Wilhelm Christian Ritter von Doderer, Johannes Schultz und den Tschechen Karel Liman, der bis zum Tode des Königs 1914 weiter am Schloss baute. Nach seinem Tode ging es über auf seine Gemahlin Elisabeth von Neuwied. 1947 wurde das Schloss von der Rumänischen Volksrepublik beschlagnahmt, nach der Wende erhielt es der im Schweizer Exil lebende Ex- König Mihai.
Die ehemalige königliche Sommerresidenz besticht durch ihre Schönheit. Einige der 160 Innenräume kann man wieder besichtigen. Wunderschön sind die Waffensäle, die Bibliothek, das unvollendete Musikzimmer, der Florentinische und der Türkische Saal. Das Schloss hat auch ein kleines Theater. Viele Wandbemalungen stammen von Gustav Klimt. Teppiche, Kronleuchter, Spiegel und die gesamte Inneneinrichtung passen in wunderschöner Vollendung. Von Anfang an gab es hier warmes fließendes Wasser, einen Telefonanschluss und elektrische Beleuchtung, und das hier im Hochgebirge. Wir sind wirklich sehr beeindruckt. Das Schloss der Erbprinzen Pelisor steht nicht weit entfernt, aber wir müssen weiter. Als wir in Predeal ankommen, ist es wieder trocken und wir beziehen unsere Zimmer im hübschen 4-Sterne Hotel „Carmen“. Das Hotel verfügt auch über ein Schwimmbad, Sauna und Whirlpool, was einige unserer Gäste natürlich sofort entdecken und nutzen. Das Abendessen ist gediegen und sehr bekömmlich. Die Zeit ist gekommen, unseren Reiseleiter Cosmin zu verabschieden und ihm für seine fachkundige Reiseleitung zu danken. Wir empfangen Zoltan, der das Steuer übernimmt und bis zum Ende der Reise bei uns bleibt. Unser Hotel liegt ungefähr 1.050 m hoch und wir genießen die sensationell bequemen Betten bei bester Luftqualität. Ein Traum!

3. Tag Sonntag, 04. Juni 2023 Predeal – Sibiu/ Hermannstadt – Predeal

Am Frühstücksbüffet treffen wir uns alle bei bester Laune, denn wir freuen uns auf unsere heutige Tour nach Sibiu. Aus Hermannstadt stammt auch das Staatsoberhaupt Rumäniens, Präsident Klaus Johannes. Zusammen mit der Stadt Luxemburg war Sibiu 2007 Kulturhauptstadt Europas und hat sich seitdem prächtig gemausert. Die Architektur kommt uns bekannt vor. Nur die typischen Dächer mit den „Fledermausaugen“ sind hier ein besonderes Merkmal. Selbst Yadegar Asisi war fasziniert von ihnen, weil er sie als Elemente der mittelalterlichen Baukunst in seinem Luther-Panorama benötigte und abbildete. In Hermannstadt befindet sich das Zentrum der Siebenbürger Sachsen, sogar in der geografischen Mitte Rumäniens. Um ihre Stadt über dem Fluss Zibin wurden zwei Ringmauern gebaut, von denen nur noch Reste übrig sind. Der Ratturm ragt über die Oberstadt und die Lügenbrücke hat uns gut getragen! Zoltan hat den Test mit uns gemacht und wir haben bestanden! Die ersten deutschen Siedler im 12. Jhd. sollen aus Köln gekommen sein und die Stadt nach dem Erzbischof Hermann benannt haben. Belegt ist das nicht. Ein Großer dieser Stadt ist Freiherr Samuel von Brukenthal, der im 18. Jhd. Gouverneur von Siebenbürgen war und ein großer Förderer der Stadt. Im Brukenthal-Palais befindet sich heute das Brukenthal-Museum, das Gemälde aus Europa und viele andere Kunstschätze beherbergt. Leider war es heute geschlossen. So flanieren wir durch die hübsche Stadt, besuchen die orthodoxe Kirche der Dreifaltigkeit und sehen uns die Evangelische Stadtpfarrkirche an, vor der ein großes Denkmal von Bischoff Georg Daniel Teutsch steht. Das TeutschHaus ist heute eine Stätte der Begegnung und ein Kulturzentrum. Teutsch war Pfarrer und lange Zeit Lehrer und Direktor an der Bergschule in Schäßburg. Er war maßgeblich an der Schaffung einer neuen Kirchenordnung und einer Schulreform beteiligt. Wir genießen das Gewimmel auf den Straßen und Plätzen und sehen eine lebendige, blühende Stadt, die uns zum Verweilen in den hübschen Straßencafés und Restaurants einlädt. Wir treffen uns wieder an der Schiller-Buchhandlung, der selbst nie da war, aber sehr verehrt wird. Bei strahlendem Wetter fahren wir wieder zurück nach Predeal, wo uns der Spa-Bereich und ein opulentes Abendessen erwarten.

4. Tag Montag, 05. Juni 2023 Predeal – Honigberg/ Harman – Brasov/ Kronstadt – Bran/ Törzburg – Predeal

Heute haben wir wieder eine gewaltige Tour in die Geschichte Transsilvaniens vor, deshalb stärken wir uns erst einmal am Frühstücksbüffet. Das Wetter ist wieder so einladend, dass wir die Landschaft der Karpaten und die sanfteren Hügel des Burzenlandes genießen können. Auf unserem Weg im Südosten Siebenbürgens liegt die größte der sieben Kirchenburgen Prejmer, auch Tartlau genannt. Sie ist seit 1999 Weltkulturerbe, weil sie nicht nur sehr gut erhalten, sondern auch sehr gepflegt ist. Ein Kleinod mittelalterlicher Baukunst, voll und ganz auf Verteidigung und Gegenwehr ausgerichtet. Wegen der wichtigen strategischen Lage begann der Deutsche Orden den Kirchenbau im 13. Jhd. Nach seiner Ausweisung durch den König bauten Zisterziensermönche weiter. Die fleißigen Siedler, Bauern und Handwerker waren stets in Gefahr und schützten sich mit klugen Maßnahmen gegen Überfälle und Angreifer. 12-14 m hohe Ringmauern, 4,5 m dick und ein 10 m hoher Wehrgang mit Satteldach und Fallgatter am Tor. Hier gibt es Schießscharten, Pechnasen und die so genannte „Todesorgel“, die man gleichzeitig abfeuern und nachladen konnte. Alle Bewohner hatten an der inneren Ringmauer, die 3-4 Ebenen hatte, eine Kammer mit ihrer Hausnummer, die Tiere wurden zwischen zwei Mauern geschützt untergebracht und versorgt. Getreide und Nahrungsmittel wie Wurst und Schinken wurden ebenfalls in Kammern aufbewahrt. Eine Schule und Handwerksräume dienten der sinnvollen Beschäftigung. Über Holztreppen im Innenhof gelangte man auf die höheren Ebenen und zum Wehrgang. Im Hof wurden kleine Kräuter- und Blumengärten angelegt. Diese Kirchenburg war die stärkste und die weiteren sind nach ähnlichem Konzept angelegt. Wir fahren weiter nach Honigberg, auch Harman genannt. Auch hier baute der Deutsche Ritterorden Anfang des 13. Jhd. eine Kirchenburg, bis er 1225 vom König ausgewiesen wurde. Die Zisterzienser werden mit dem Weiterbau beauftragt. Die Ringmauer hat sieben 4-geschössige Türme. 1290 erhielt die Westseite der dreischiffigen romanischen Basilika einen 52 m hohen Glockenturm. Die Kirche bekam später immer mehr gotische Elemente. Nach diesen äußerst interessanten Informationen freuen wir uns auf die Kreisstadt Brasov, auch als Kronstadt oder Corona bekannt, die wunderbar von den südöstlichen Karpaten umringt wird. Die Stadt zählt etwas mehr als eine Viertel Million Einwohner und ist wirtschaftliches, religiöses, kulturelles und geistiges Zentrum Siebenbürgens, wie Sibiu auch. Der Deutsche Ritterorden gründete auch diese Stadt Anfang des 13. Jhd., bis er nach seiner Ausweisung weiter ins Baltikum zog. Die Stadt mit seinem modernen Flair war stets ein politischer Vorreiter, auch gegen das Ceausescu-Regime ging man auf die Straße. Zoltan führt uns wieder sachkundig durch die Stadt. Die Schwarze Kirche aus dem 15. Jhd. erhebt sich wie ein Wahrzeichen der Stadt neben dem Marktplatz. Davor steht ein Denkmal des Humanisten und Kirchenreformators Johannes Honterus, der die Lehren Luthers in Siebenbürgen verbreitete. In Kronstadt gab es die erste rumänische Schule. Heute ist die deutsche Schule sehr beliebt bei den jungen Leuten. Die Stadt war befestigt und wir besichtigen das Katharinen-Tor sowie den schwarzen und den weißen Turm, spazieren durch enge Gassen und erkunden alles. Im Rathaus gibt es ein Museum. Buntes Markttreiben auf dem riesigen Marktplatz verleiht Brasov noch mehr Charme und Offenheit und wir genießen die angenehme Atmosphäre. Laurentiu wartet nun schon auf uns, denn es geht weiter zum Schloss Bran, das durch den Roman von Bram Stoker und den Film von Francis Ford Coppola zum Dracula-Schloss wurde. Auch heute drängen sich Touristen aus aller Welt hinein und stürmen die vorgelagerten Stände mit adäquaten Souveniren. Der Deutsche Ritterorden soll hier im 13. Jhd. eine Burg errichtet haben, die durch die Mongolen zerstört wurde. Der Ort Törzburg wurde im 14. Jhd. erstmalig erwähnt und der ungarische König erlaubte den Kronstädtern, hier eine Grenz- und Zollburg zu bauen und das Land ringsherum urbar zu machen. Die Burg wurde mehrfach von den Türken belagert, aber nie eingenommen. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien am 01. Dezember 1920 schenkte die Stadt Brasov die Burg der Königin Maria, die sie zum Hauptwohnsitz und königlichen Residenz machte. Ihre Tochter Ileana erbte das Anwesen, bis es nach Kriegsende vom rumänischen Staat übernommen wurde. 2006 ging die Burg an die Hohenzollern. Seit 2009 ist Schloss Bran ein Museum, das uns sehr gefällt. Laurentiu bringt uns über Poiana Brasov zügig nach Predeal zurück, wo uns ein besonderes Abendessen erwartet. Nach unserer Ankunft und einer kleinen Pause spazieren wir alle gemeinsam zum Hotel „Rozmarin“. Wir werden mit einem Brotzopf, Salz und Schnaps nach alter Tradition begrüßt und zu einem lodernden Holzfeuer im Hof geführt. Hier gibt es leckere Snacks mit Brötchen, Käse, landestypischer Wurst, Oliven und Paprika. Eine Folklore-Sängerin stimmt uns auf unser Abendessen ein. Es gibt Sarmale und Polenta, die typischen rumänischen Krautrouladen mit Maisbrei. Wein und Bier werden heute von der Hotelchefin spendiert – eine sehr schöne Geste und wir fühlen uns herzlich willkommen. Als das Feuer verglüht ist, spazieren wir beschwingt in unser Hotel „Carmen“ zurück.

5. Tag Dienstag, 06. Juni 2023 Predeal – Crit/ Deutsch–Kreuz – Sighisoara/ Schäßburg – Targu Mures/ Neumarkt – Bistrita/ Neumarkt

Nach einem kräftigen Frühstück geht es heute wieder mit unseren Koffern weiter Richtung Bistrita. Auf unserem Weg dorthin sehen wir nur noch Ausläufer der Karpaten, dafür wunderschöne Bergwiesen und verschlafene Dörfer wie im Märchen. In einem legen wir einen Stopp ein. Wir sind in Crit, auf Deutsch auch Deutsch-Kreuz genannt. Die Bauernhäuser liegen langgestreckt auseinander und breite Wege führen uns zur Kirche und zum Gasthaus Kraus, das auf einem Hügel mit wunderbarer Aussicht liegt. Einige Gäste versuchen sich an der Tischtennisplatte, andere fotografieren den lauschigen Ort. Auch hier gibt es natürlich eine Wehrkirche mit Ringmauern. Die Kirche ist sehr schlicht, aber liebevoll dekoriert. Eine Liste an der Wand erinnert an die Vertriebenen und Gestorbenen. Nach der Wende ist die Mehrheit der deutschsprachigen Einwohner nach Deutschland ausgewandert. Geblieben sind Roma-Familien, die hier bestgeeignete Bedingungen vorfinden. Uns gefällt der Ort mit seiner prägenden sanften Landschaft. Uns fällt auf, dass es den Störchen in dieser Gegend auch sehr gut gefällt. Jedes Dorf verfügt über mehrere Storchennester. Weiter geht es nach Sighisoara, auch Schäßburg genannt, das seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Lateinisch hieß die Stadt um 1280 „Castrum Sex“, was auf die Einteilung in sieben Burgen hinweist. Auf der Stadtmauer der Oberstadt befanden sich einst 14 Türme. Angeblich soll jede Zunft für den Bau und den Betrieb eines Turmes verantwortlich gewesen sein. So gibt es den Zinngießerturm, den Schneiderturm, den Eisenschmiedeturm oder den Fleischerturm. Von hier aus bewachte man die Stadt und schützte sie vor den Türken. Sighisoara liegt an der Großen Kokel und besteht aus Oberstadt und Unterstadt. Sie liegt im Kreis Mures, aber immer noch in Siebenbürgen. Hier leben etwa 28 Tsd. Menschen. Der Ort wird nach dem Roman von Bram Stoker eng mit Dracula in Verbindung gebracht, der hier etwa 5 Jahre lang gelebt haben soll. Davon zeugen sein Geburtshaus :)) und eine Statue. Vlad Tepes (Vlad III. Draculea, der Pfähler) war Sohn des Vlad II. Dracul, der Drache. Gegen den Bau eines Dracula-Freizeitparkes hat sich die Bevölkerung vehement gewehrt. Wir meinen, der Dracula-Kult reicht auch so schon. Ich habe mich im Dracula-Haus, wo der Vlad im Sarg liegt und Besucher erschreckt, nett mit ihm unterhalten und zum Abschied „Ruhe sanft“ hat er mir zugewunken. Ein schönes Wahrzeichen der Stadt ist der Stundturm mit Wetterhahn, Uhr und seinem Eingangstor. Er trennt die Oberstadt von der Unterstadt und ist wegen seiner Höhe von 64 m kaum zu übersehen. Wir wollen ja hoch hinaus und erklimmen die gegen Regen und Eis überdachte Schülertreppe aus dem 17. Jhd,, die über 172 Stufen zur berühmten Bergschule, dem Josef-Haltrich-Lyzeum, führt. Die Evangelische Kirche neben der Schule ist geschlossen und so spazieren wir über den malerisch gelegenen Friedhof am Berghang wieder zurück. Nachdem wir alles Wichtige besucht haben und uns gestärkt haben, bringt uns Laurentiu Richtung Targu Mures. Hier leben ungefähr 116 Tsd. Einwohner. Wir erreichen Neumarkt am Mieresch, die Heimatstadt von Zoltan, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, was die schönen Blumenanlagen noch eindrucksvoller präsentiert. Vorbei am Rathaus im Brancoveanu-Stil und der katholischen Kirche gelangen wir zum Kulturpalast. Durch unscheinbare Baugerüste erreichen wir den Kulturpalast der Stadt, der zu Beginn des 20. Jhd. im ungarischen Jugendstil erbaut wurde. Prachtvolle Fenster, viele Mosaike und farbenprächtige Wandgestaltungen im Inneren lassen uns den Atem stocken. Es ist einfach nur schön. Der Kulturpalst beherbergt die Bibliothek und das Museum des Kreises Mures sowie die Staatsphilharmonie. Gerade gibt es eine temporäre Ausstellung privater Gemälde, die wir uns ansehen. Danach spazieren wir zur imposanten orthodoxen Kirche, die zwischen 1925 und 1934 erbaut wurde, und Zoltan führt uns bei der Innenbesichtigung. Der Baustil ist etwas eigen, was auch daran liegt, dass sie erst nach dem Anschluss an Rumänien gebaut wurde und nur über eine kurze eigene Geschichte verfügt. Dennoch ist sie unbedingt sehenswert. Nun verlassen wir die hübsche Stadt und fahren nach Bistrita, wo wir am frühen Abend ankommen. Unser 4-Sterne-Hotel liegt in der Nähe eines Gewerbegebietes, was gar nicht so ungelegen ist für kleine Einkäufe. Nach dem Abendessen erholen wir uns gut und genießen eine gute Nacht.

6. Tag Mittwoch, 07.Juni 2023 Bistrita/ Bistritz – Kloster Moldovita – Ei Museum in Vama – Gura Humorului/ Gura Humora

Nach dem Frühstück heißt es wieder Koffer laden, denn heute geht es weiter nach Moldawien. Wir besuchen das rumänisch-orthodoxe Kloster Moldovita im Kreis Suceava, das von dem unehelichen Sohn des Herrschers Stefan der Große, Petru Raresch, 1532 gestiftet wurde. Fünf Jahre später wurde es mit prächtigen Wandmalereien „Mariä Verkündigung“, dem Jüngsten Gericht und der Belagerung von Konstantinopel versehen. Das Kloster im byzantinischen und gotischen Stil ist ebenfalls mit einer Mauer und Wehrtürmen umgeben. Seit 1993 gehört es zu Recht mit 6 anderen Klöstern zum UNESCU-Weltkulturerbe. Wir bewundern die Kunstfertigkeit der Baumeister und Künstler, die hier gewirkt haben. Zu unserer großen Freude hat Maica Tatiana einen Augenblick Zeit für uns, denn wir möchten ihr Grüße aus Deutschland ausrichten, über die sie sich sehr freut! Wir schwatzen ein wenig und zum Abschied gibt es sogar noch eine herzliche Umarmung mit viel Energie von dieser bemerkenswerten Frau. Ich werde mich heute nicht waschen. Zoltan hat wieder zwischendurch eine warme Mahlzeit für uns organisiert, bevor es weiter zum Ei-Museum nach Vama geht. Hier erwartet uns das größte Museum Europas mit bemalten und künstlerisch bearbeiteten Eiern. Die Sammlung wird ständig erweitert. Frau Orsischi hat zwischenzeitlich etwa 11.000 Eier erworben und gesammelt und ihr Museum wird immer mehr erweitert und ausgebaut. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und eine hübsche Geschenkidee! Wir fahren nun weiter nach Gura Humorului, der Stadt im Süden der Bukowina, in der der Fluss Humora in die Moldau mündet. Der Ort erscheint uns etwas unscheinbar, aber unser 4-Sterne-Hotel „Best Western Bucovina“ lässt keine Wünsche offen. Nach dem Abendessen entschließt sich die Hälfte der Gruppe, einen Spaziergang zum Fontainen-Park zu unternehmen. Was für eine tolle Entscheidung. Wasserspiele mit Licht und Rockmusik, sensationell umgesetzt. Wir sind begeistert! Danach gibt es noch einen Absacker an der Bar und wir fallen hochzufrieden in unsere Betten.

7. Tag Donnerstag, 08. Juni 2023 Gura Humorului/ Gura Humora – Kloster Voronet – Kloster Agapia – Piatra Neamt/ Kreuzburg an der Bistritz

Nach dem leckeren Frühstück haben wir noch zwei Höhepunkte vor uns. Zunächst fahren wir zum Kloster Voronet, das im 15. Jhd. in nur 3 Monaten und 3 Wochen gebaut wurde. Man sagt, dass das wegen der Gebete des Heiligen Daniel und die Mühe von Stefan dem Großen möglich war. Im 16. Jhd. wurden ein Vorraum und ein Vordach hinzuzugefügt und während der Zeit des Metropoliten Grigore Rosca, dessen Gebeine hier liegen, bemalt. Nach der Wende wurde das Kloster, das früher eine Mönchgemeinschaft war, ein Nonnenkloster. Hier wird gebetet, gearbeitet und gemalt. Nun besuchen wir noch unser 3. Kloster in der Bukowina, das Kloster Agapia. Hier ist reger Betrieb und die fleißigen Nonnen sind unterwegs in den Werkstätten, dem Museum und der Kirche. Etwa 500 Nonnen leben hier und sind besonders berühmt wegen ihrer Stickereien und Teppiche. Das Kloster wurde im 17. Jhd. im Auftrag von Gavril und dem Bruder des Fürsten Vasile Lupu errichtet und 1647 dem Erzengel Michael und Gabriel gewidmet. Mitte des 19. Jhd. wirkte hier der berühmte Maler Nicolae Grigorescu und fertigte die Innenmalerei und die Ikonostase an. Wir besuchen eine Werkstatt, die Kirche und das Museum und bewundern die bezaubernden Blumenanlagen. Nun müssen wir uns von der Bukowina verabschieden, um weiter nach Moldawien zu reisen. Ziel ist die Hauptstadt Piatra Neamt oder Kreuzburg an der Bistrita. Das sanfte Bergland begleitet uns und die Landschaft inspiriert zum Träumen. Im Hotel werden wir mit einem Brotzopf, Salz und einem Schnaps empfangen. „Bine ati venit“ heißt es, Herzlich Willkommen! Unser 4-Sterne-Hotel „Central Plaza“ gefällt uns sehr gut. Wir ruhen uns ein wenig aus und spazieren dann gemeinsam zur Gondelstation, die über 22 Gondeln für jeweils 8 Personen verfügt und zur 632 m hohen Bergstation führt. Wir genießen eine Weile die atemberaubende Aussicht und sind in 5 Minuten wieder unten, um zu unserem Abendessen zu gehen. Eine amerikanische Reisegruppe hat eine moldauische Folkloregruppe bestellt, die auch für uns tanzt und singt. Wir sind Zaungäste und erfreuen uns an der Darbietung. Heute heißt es wieder Koffer packen, denn es geht weiter ins Donaudelta.

8. Tag Freitag, 09. Juni 2023 Piatra Neamt/ Kreuzburg an der Bistritz – Tulcea – Bootsfahrt

Heute haben wir eine besonders lange Tour vor uns, deshalb wird ordentlich vom Frühstücksbüffet gefrühstückt. Dieses Hotel war wirklich Extraklasse und wir sind nun gespannt, was uns in Tulcea erwartet. Heute haben wir ein Geburtstagskind an Bord und wir lassen es erst einmal hochleben. Happy birthday! Die Landschaft wird immer flacher. Zoltan organisiert für uns wieder ein köstliches Mittagessen in einem hübschen Lokal an der Strecke und erzählt uns kurzweilig viel über das soziale Leben in Rumänien. Die Fähre in Tulcea setzt uns am Nachmittag problemlos über und so erreichen wir unser 4-Sterne-Hotel „Esplanada“ planmäßig. Kurze Pause und gleich geht es weiter zum Schnellboot. Wir hoffen, am späten Nachmittag besonders viele Vögel zu sehen. Nach dem Wolgadelta ist das Donaudelta das zweitgrößte Delta Europas. Rumänien und Ukraine teilen sich rein. 4.178 von 5.800 km² stehen unter Naturschutz, allerdings gehören 82, 5 % dieser Fläche zu Rumänien. Seit 1990 ist das Donaudelta ein Bioreservat. Wir fahren nach Mila 23, am Nebunu-See vorbei durch einige Kanäle, sehen außer Pelikanen, Graureihern, Kormoranen, Enten und Schwänen auch Frösche, Wasserschlangen und Unmengen von Insekten. Es gibt über 320 Vogelarten und 44 verschiedene Säugetiere. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Wir fahren zu den Fischern, bei denen es heute beim Abendessen natürlich frischen Fisch mit Mujdej gibt, dazu Mamaliga und zum Abschluss lassen wir unser Geburtstagskind noch einmal mit einem Glas Wein hochleben. Dazu gibt es auf der Rücktour einen unbeschreiblichen Sonnenuntergang. Wir erreichen unser schickes Hotel am frühen Abend und lassen diesen Tag gemütlich ausklingen.

9. Tag Samstag, 10. Juni 2023 Tulcea/ Museum – Schifffahrt im Donaudelta

Heute geht es entschleunigter zu. Wir genießen unser Frühstück auf der Terrasse unseres Hotels und stimmen uns auf den letzten Tag unserer Rundreise ein. Am Vormittag besuchen wir das Museum für Geschichte und Archäologie und staunen, was Wissenschaftler und Forscher hier zutage gefördert haben. Alte Vorratsgefäße, Schmuckschatullen und Schmuck, Münzen, Waffen und Geräte. Aus allen Epochen bewundern wir Gegenstände, menschliche Knochen, Kriegszeug und einen nachempfundenen Aquädukt der Römer. Griechen, Türken, Tataren, Slawen, Russen, Lipovenen und Rumänien siedelten und kämpften hier. Noch 1940 siedelten Bulgaren hier und verließen die Dobrudscha erst nach dem Vertrag von Craiova. Ein Vielvölkergemisch hat hier im Delta seine Spuren hinterlassen - und nun auch wir. Einige von uns erklettern noch das 22 m hohe Unabhängigkeitsdenkmal von 1899 auf dem Berg neben dem großen Schriftzug TULCEA. Nach unserer Freizeit und Mittagspause treffen wir uns noch einmal zu unserer 4-stündigen Abschlussfahrt mit der „Karpaten Princess“ über die Kanäle Mila 35, Sireasa, St. Gheorghe und den Cotete-See, genießen die Natur, entspannen dabei und lassen noch einmal die Bilder dieser Reise an uns vorbeiziehen. Unsere Rundreise geht heute zu Ende und wir schlafen nur kurz, denn morgen geht es zeitig los Richtung Bukarest.

10. Tag Sonntag, 11.Juni 2023 Tulcea – Bukarest

Statt Frühstück gibt es heute für jeden ein Lunchpaket, denn wir haben eine Fahrt von knappen 5 Stunden vor uns. Was für eine tolle Reise mit so vielen unterschiedlichen Landschaften und Eindrücken! Wir konnten uns selbst davon überzeugen, dass das Land eine erstaunliche Entwicklung zurückgelegt hat. Es ist reich an Bodenschätzen, kraftvoller Natur und offenen, freundlichen Menschen, denen wir auf unserer Tour begegnet sind. Zoltan als Reiseleiter, Cosmin und unser absolut sicherer Fahrer Laurentiu haben uns ihr Land nähergebracht.
Zoltan hat uns mit seiner Fach- und Sachkenntnis sehr beeindruckt und seine ruhige Art und sein Humor haben uns während der gesamten Fahrt sehr wohltuend begleitet. Am Flughafen Otopeni verläuft alles reibungslos und wir fliegen zurück.

Schlusswort

Es war eine wunderschöne Reise und ohne Vorkommnisse! Rumänien ist ein wunderbares Reiseland, das hat sich für mich wieder einmal bestätigt. Herzlichen Dank an alle!
Multumesc frumos si la revedere!.

Barbara Mihut
Ihre Reisebegleitung

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Beim Lesen habe ich die Reise vor meinem "inneren Auge" noch einmal erlebt und mich an die vielen interessanten und schönen Eindrücke erinnert.
Es war eine sehr schöne Reise, die all meine Erwartungen erfüllt hat. Durch die zusätzlichen Besuche des Dorfmuseums in Bukarest und der Kirchenburg in Tartlau ist das Reiseprogramm wunderbar ergänzt worden. Ein herzliches Dankeschön dafür und ein ebenso herzliches Dankeschön an Frau Mihut für all die Mühe "im Hintergrund", die zur erfolgreichen und reibungslosen Durchführung der Reise notwendig ist und von der die Gäste nichts spüren. Ein Dankeschön auch an alle Beteiligten bei Eberhardt-Travel, die diese Reise organisiert haben und an Frau Mihut, die die Gruppe vor Ort so gut betreut und begleitet hat.
In dankbarer Erinnerung an diese Reise und mit freundlichen Grüßen
Andreas Muschalek

DIETER ANDREAS MUSCHALEK
18.06.2023

Lieber Herr Muschalek,
herzlichen Dank für Ihre Einschätzung und das Lob!
Sie und die Gäste haben es mir ja auch leicht gemacht, alle waren sehr interessiert und nett. Wir hatten viel Spaß miteinander und unser rumänisches Team war Spitze! Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder auf einer wunderschönen Reise!

Herzlichst, Ihre Barbara Mihut

Barbara Mihut 18.06.2023

Lieber Herr Muschalek,
herzlichen Dank für Ihre Einschätzung und das Lob!
Sie und die Gäste haben es mir ja auch leicht gemacht, alle waren sehr interessiert und nett. Wir hatten viel Spaß miteinander und unser rumänisches Team war Spitze! Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder auf einer wunderschönen Reise!

Herzlichst, Ihre Barbara Mihut

Barbara Mihut 18.06.2023