Reisebericht: Winterzauber in St. Petersburg – Silvesterreise

29.12. – 03.01.2020, 6 Tage Städtereise über den Jahreswechsel mit Peter–und–Paul–Festung – Wodkamuseum – Katharinenpalast & Bernsteinzimmer – Eremitage – Isaak–Kathedrale – Blutskirche – Pawlowsk mit Zarenpalast


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In einer kleinen Reisegruppe verbrachten wir den Jahreswechsel in St. Petersburg. In den kommenden Tagen lernten wir die imposanten Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs kennen, aßen sehr gut und deftig und lernten überall herzliche Menschen kennen.
Ein Reisebericht von
Anna Jeske
Anna Jeske

1. Tag, 29.12.2019: Flug nach St. Petersburg

Um 08.55 Uhr traf sich unsere Reisegruppe am Flughafen Berlin Schönefeld. Am Flughafen sorgte das seit Oktober 2019 bestehende elektronische Visum für den Raum St. Petersburg für viel Aufruhr. Bei unseren Visa war zum Glück alles in Ordnung und so konnten wir problemlos nach Russland einreisen. Auf der Fahrt zu unserem 4-Sterne-Hotel Radisson Blu Sonya lernten wir bereits unsere Reiseleiterin Katia kennen. Sie sollte uns in den nächsten Tagen sehr bildlich und umfassend die bewegende Stadtgeschichte St. Petersburg näherbringen. Vom Bus aus konnten wir bereits die zahlreichen weihnachtlichen Illuminationen bewundern, die die gesamte Stadt schmückten.
Bei einem gemeinsamen Abendessen stießen auch die Gäste zu uns, die bereits am 26.12.2019 in St. Petersburg angereist waren und sich bereits bestens orientieren konnten.
Wer wollte, konnte am Abend noch zu einer kleinen Erkundungstour zum Poltawa-Schiffsdenkmal aufbrechen.

2. Tag, 30.12.2019: Stadtrundfahrt, Blutskirche, Isaakskatedrale, Wodka–Museum

Gleich am nächsten Morgen, war unser erster Stop die Smolny Kathedrale. Von Katia erfuhren wir, dass das Smolny Kloster eigentlich nie als aktives Kloster genutzt wurde. Aus Geldmangel konnte das Großprojekt zur damaligen Zeit nicht umgesetzt werden und so richtete Zarin Elisabeth im Jahr 1764 ein Mädcheninternat hier ein. Die kräftige hellblaue Farbe des Klosters soll an die Augenfarbe der Zarin erinnern.
Im Anschluss fuhren wir zur sogenannten Blutskirche - oder auch Erlöserkitche genannt. Die Kirche wurde zum Andenken von Kaiser Alexander dem II. erbaut. Genau an der Stelle, an der die Kirche heute steht, wurde er am 01.03.1881 von Mitgliedern der terroristischen Organisation „Volkswille" tödlich verletzt. Kaiser Alexander II wollte die Leibeigenschaft abschaffen - was zu der damaligen Zeit noch nicht als Fortschritt angesehen wurde.
Während der Stadtrundfahrt machten wir unter anderem auch kurz Stop an dem Anleger mit Sphingen. Der Bau stammt von der Kunstakademie. Links und rechts einer breiten Granittreppe erheben sich zwei in Ägypten angekaufte Sphinxe. Sie stammen aus dem 14. Jahrhunder und tragen die Gesichtszüge von Pharao Amenophis III.
Gegen die Mittagszeit fuhren wir zum Wodka-Museum. Hier wurde uns erzählt, dass der russische Wodka in der Regel aus Wasser und einem Destillat aus Weizen oder Roggen hergestellt wird.
In dem Museumsraum waren zahlreiche historische Flaschen und Wodkagläser ausgestellt. Anschließend standen in dem kleinen Museumsladen drei Tische für uns bereit: Auf jedem Tisch fand sich eine andere Wodkaflasche mit dem jeweils passenden „Sakuskis" (zu deutsch Häppchen). Zu den bei den Russen beliebtesten Häppchen zum Wodka, zählt wohl aber die Salzgurke. Nach dieser kleinen Verkostung, aßen wir zu Mittag im Restaurant „Russkaja Rjumotschnaja". Hier wurden uns russische Spezialitäten, wie die Rote Beete Suppe Bortsch und die hauchdünnen Eierkuchen „Blini" mit Kaviar serviert.
Gut gestärkt fuhren wir weiter zur Isaakskathedrale. Hier handelt es sich um einen Bau der Superlative: 12.000 Menschen finden hier Platz, die Höhe beträgt 101 Meter, das Gesamtgewicht liegt bei 300.000 Tonnen und die Kathedrale steht auf 10.762 Pfählen.
43 verschieden Mineralien wurden für die Innenausstattung verwendet - unter anderem Granit aus Karelien.
Wer sich noch tiefer für die russische Geschichte interessieren, konnte am Abend noch fakultativ an einer Führung durch den Jussupow Palast teilnehmen. Nur, wer hier an einer Führung teilnimmt, kann die weltberühmten Rasputin-Räume besichtigen, in denen 1916 der russische Wunderheiler Rasputin ermordet wurde.

3. Tag, 31.12.2019: Eremitage, Silvesterfeier im Restaurant Troika

Nach einem stärkenden Frühstück im Hotel, stand heute eine der größten Kunstsammlungen weltweit auf unserem Programm: die Eremitage. Hier finden sich über 60.000 Exponate und unter anderem Gemälde von Rembrandt, Rubens und Leonardo da Vinci. Die Eremitage wurde im Auftrag von Zarin Eliabeth in dem Zeitraum 1754 - 1762 von Bartolomeo Rastrelli erbaut. Den Grundstock für die große Kunstsammlung legte jedoch Katharina die Große, die in dem Winterpalast zahlreiche Gemälde und Kostbarkeiten ausstellte und sammelte. Katharina kam nach dem Mord an ihrem Mann - Peter III - im Jahr 1762 auf russischen Zarenthron.
Die Rämlichkeiten der Eremitage, sind mit Vergoldungen, Stuckverzierungen, riesigen Malachit-Vasen und imposanten Treppenaufgängen schon Kunstwerke für sich und wir waren uns danach alle einig, dass zwei Stunden auf alle Fälle zu kurz sind, um einen vollständigen Eindruck von diesem Gebäude zu erhalten.
Danach fuhren wir zum Restaurant Sadko, das sich genau gegenüber dem Marinsky Theater befindet. Hier erwartete uns eine klassische russische Teestunde mit frischen Piroggen und Tee aus dem Samovar.
Anschließend führte uns Katia zum Newsky Prospekt - der großen Hauptstraße St. Petersburgs. Wir begannen unseren kleinen Bummel in der Kasaner Kathedrale, schlenderten durch eine der viele Einkaufsgalerien und gelangten anschließend über die kleinen Hinterhöfe auf den Platz der Kulturen. Am Newsky Prospekt gab uns Katia kurz Freizeit. Mit der Zeit werden auch Weihnachtsmärkte in Russland immer populärer und so konnten wir einen kurzen Blick auf den St. Petersburger Markt werfen.
Den Nachmittag hatten wir alle noch Zeit uns für die Silvesterfeier vorzubereiten oder eventuell nochmal hinzulegen. Unser Fahrer Dimiri holte uns um 21.30 Uhr vom Hotel ab und brachte uns direkt zu dem Restaurant Troika. Das Restaurant Troika wurde 1978 eröffnet und zählt seitdem als das „Moulin Rouge an der Newa". Hier erwartete uns ab 22.00 Uhr eine kunterbunte, lustige und abwechslungsreiche Revueshow mit Tanz, Gesang und schillernden Kostümen. Währenddessen waren die Kellner sehr um unser Wohl bemüht und sorgten dafür, dass die Gläser und Teller nie leer waren. Zudem begleitete ein Moderator mit kleinen Spielchen und Rätseln durch den Abend. Kurz vor Mitternacht wurde die Neujahrsansprache von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgestrahlt. Themen seiner Ansprache waren das Entwicklungspotenzial Russlands und dass die junge Generation die Zukunft des Landes sei.
Nach diesen Worten stießen wir alle auf das neue Jahr, russischer Zeit an. Anschließend wurde ausgelassen zu russischen Hits getanzt. Um 02.00 Uhr nachts stand der Jahreswechsel deutscher Zeit an - natürlich musste hier untereinander auch nochmal angestoßen werden.
Da im Moskauer Zentrum nur angemeldete Feuerwerke erlaubt sind und von dem Restaurant keines organisiert wurde, veranstalteten wir mit Wunderkerzen unser ganz Persönliches Feuerwerk.
Eine ausgelassene und besondere Silvesternacht ging zu Ende.

4. Tag, 01.01.2020: Peter und Paul Festung, zu Gast bei einer einheimischen Familie

Am heutigen Neujahrstag war der Treffpunkt mit Katia erst auf 13.00 Uhr angesetzt. Es war also genug Zeit um auszuschlafen und in Ruhe zu frühstücken. Heute stand die Haseninsel mit der weltberühmten Peter und Paul Festung auf dem Programm.
Hier entstand im Jahr 1703 - auf Anweisung von Zar Peter I die Stadt St. Petersburg. Er plante St. Petersburg als neue Stadt aufzubauen, die ein Fenster zum Westen darstellen sollte. Die Stadt wurde in sumpfiger Wildnis erbaut. Tausende russische Bauarbeiter verloren hier ihr Leben.
Ursprünglich war die Festung als Schutz vor den Schweden gedacht gewesen - diente jedoch später vor allem als Gefängnis und als Familienfriedhof der Romanow-Dynastie. Das wichtigste Bauwerk auf dem Festungsgelände ist die Peter-und-Paul-Kathedrale. Die erste hölzerne Kirche entstand bereits im Jahr 1702 - wurde von dem Architekten Domenico Trezzini jedoch im Barockstil neu aufgebaut. Die prunkvolle Kathedrale sollte als Symbol für Russlands aufstrebende Macht dienen. In der Kirche befinden sich heute die Gräber von Peter I. und Katharina II.
Anschließend stand ein ganz besonderes Highlight unserer Reise auf dem Programm und wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe fuhr mit Katia nach Puschkin - die zweite Gruppe fuhr mit der Reiseleiterin Natalia entlang der Newa raus aus dem Stadtzentrum. Hier warteten Familien auf uns, die uns eingeladen hatten den Neujahrstag mit ihnen zu verbringen. Grundsätzlich hat das Neujahrsfest in Russland einen höheren Stellenwert als Weihnachten. Die Geschenke werden am 31.12. überreicht und die russischen Neujahrsferien dauern bis zum 09.01.2019 an - diese Tage verbringt man mit der Familie und Bekannten. Lena und ihr Mann Alexander leben gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn Vlad, der Großmutter und dem Kater Persey in einer relativ großen Wohnung am Ufer der Newa. Alexander arbeitet als Ökologe für die Stadt St. Petersburg und Lena ist für einen Reiseveranstalter tätig. Nachdem sich bei kleinen Häppchen und einem Wilkommenstoast alle miteinander bekannt gemacht haben, stand ein kleiner Wettkampf für uns an: Herauszufinden war, welches Team den besseren Salat Olivie zubereitete. Der Salat Olivie besteht aus gekochten Kartoffeln, Möhren, Erbsen, Eiern, eingelegten Salzgurken Wurst und Mayonnaise und gehört zum russischen Neujahr auf alle Fälle dazu. Wichtig ist, dass Kartoffeln, Möhren, Wurst und Eier zu ganz kleinem Würfel geschnitten werden. In der Jury, die den Geschmack der beiden Salate bewertete, saßen Lena, Alexander und Natalia. Nachdem das Siegerteam einen kleinen Preis erhielt, konnten jetzt auch wir die Salate probieren - anschließend gab es Bortsch. Während Lena die kleinen mit Hackfleisch gefüllten Teigtaschen Pelmenis kochte, gingen wir Gäste zurück in das Wohnzimmer. Hier begannen wir den russischen Kultfilm „Ironie des Schicksals" aus dem Jahr 1975 zu schauen: Zu Zeiten der Planwirtschaft, wird ein junger, russischer Arzt nach einer durchzechten Nacht von seinen Freunden versehentlich in den Flieger nach St. Petersburg gesetzt. Er denkt, dass er sich noch in Moskau befände und lässt sich von einem Taxi zu seiner Hausadresse fahren. Alles sieht wie immer aus und auch der Wohnungsschlüssel passt - bis eine fremde Frau in der Wohnung steht - die sich in ihrer Wohnung befindet und sich über den Unbekannten sehr wundert. Es entspinnt sich eine lustige Geschichte, in der der junge Arzt und die Frau langsam zueinander finden. Der Film dauert allerdings fast drei Stunden und an diesem Tag war es uns viel wichtiger etwas über das Leben unserer Gastgeber zu erfahren: Lena zeigte uns sogar Familienfotos aus den letzten Urlauben nach Barcelona und Riga. Währenddessen wurden immer wieder Toasts - vor allem auf den Frieden und die Freundschaft ausgesprochen. Zum Dessert gab es Torte Napoleon und einen kräftigen Schwarztee. Ein ganz besonderer Abend ging zu Ende und sehr herzlich verabschiedeten wir uns von Alexander und Lena - die jetzt natürlich auch herzlich nach Deutschland eingeladen sind.

5. Tag, 02.01.2020: Katharinenpalast und Pawlowsk

Heute standen die zwei große Zarenpaläste auf unserem Programm: Pawlowsk und der Katharinenpalast in Puschkin.
Der Katharinenpalast wurde von Katharina I - der Ehefrau Peter des Großen - zwischen 1717 und 1724 erbaut. Der Palast erstreckt sich über eine Länge von 306 Meter und wurde ebenfalls bei Bartolomeo Rastrelli in Auftrag gegeben.
Auch in diesem Palast bot sich uns wieder viel Prunk: Mehrere 100 kg Gold wurden für die aufwendigen Vergoldungen und Verzierungen in den Sälen verwendet.
Berühmt ist der Palast für sein Bernsteinzimmer: 500.000 Bernsteinscheibchen sind hier passgenau auf die Wände angebracht. Erst seit kurzem ist es hier wieder gestattet ohne Blitz zu fotografieren.
Anchließend schlenderten wir durch den angrenzenden Alexandrinsky-Park, in dem eine Folklore-Gruppe bereits auf uns wartete. Bei Blinis und Wodka, wurden wir in einige russische Tänze eingewiesen und tanzten bald gemeinsam durch den Park. Aufgrund des nicht sonderlich winterlchen Wetters, wurde aus der ausgeschriebenen Schlittenfahrt kurzerhand eine Kutschfahrt und in warme Decken eingewickelt konnten wir die schöne Fahrt durch den Park genießen.
Normalerweise zählt die Zarenresidenz nicht zu dem klassischen St. Petersburg Programm. Da in Peterhof die weltbrühmten Fontänen im Winter jedoch außer Betrieb sind, lohnt sich zu dieser Zeit der Besuch in Pawlowsk aber auf alle Fälle. Paul I ließ diese Zarenresidenz zwischen 1782-1784 erbauen. Als Inspiration dienten italienische Renaissancevillas. Der Stil des Schlosses ist sehr verspielt und romantisch. Hier begeistern vor allem die vollständig eingerichteten Zimmer mit seinem liebevollen Dekor.
Unser Abschiedsabendessen fand in dem bekannten Restaurant „Podworje" statt. Hier wird man gleich am Eingang von einem Bär mit Wodkaflasche in Empfang genommen. Prominente, wie Nicolas Sarcozy oder Hugh Grant waren hier bereits zu Gast. Es erwartete uns ein bunter Abend mit russischen Speisen, Folklore und viel Alkohol. Es wurde ausgelassem gefeiert und es kam schon ein bisschen Wehmut auf, dass am nächsten Tag bereits die Heimreise anstand.

6. Tag, 03.01.2020: Heimreise

Unser Flieger zurück nach Berlin sollte 17.35 Uhr starten. So hatten wir alle individuelle Freizeit, bevor wir von unserem Busfahrer Dimitri und Katia wieder abgeholt wurden.
Nach einem ruhigen Flug, landeten wir am Abend wohlbehalten in Berlin.
Ich bedanke mich bei allen Mitreisenden für die schönen und angenehmen Tage und hoffe, dass Sie sich auch in Zukunft noch gerne an diesen Jahreswechsel in St. Petersburg zurückerinnern werden. Für das Jahr 2020 wünsche ich Ihnen und Ihren Familien Glück, Gesundheit und viele weitere unvergessliche Reisen.
Anna Jeske

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